Kahlschlag bei VW ab 2024? Autobauer plant Kürzungen in Milliardenhöhe, um »Effizienz« zu steigern

Dossier

VW UMBAUEN bei Verkehrswendestadt„… Seit Anfang Oktober verhandelt das VW-Management mit dem Betriebsrat hinter verschlossenen Türen über ein »Effizienzprogramm«, das die Kosten in den kommenden drei Jahren um zehn Milliarden Euro senken soll. Nun zeichnet sich ab, welche Formen der Kahlschlag namens »Accelerate forward« (Forwärtsbeschleunigung) annehmen könnte. Wie am Montag das Handelsblatt berichtete, plant Schäfer, allein in der Verwaltung der VW AG zwischen 4.000 und 6.000 Stellen zu streichen. Die betroffenen Angestellten sollen bevorzugt über Alterszeitregelungen entsorgt werden, den Rest könnten Abfindungsprogramme erledigen. Ziel sei es, die Zahl der Beschäftigten dauerhaft zu reduzieren, Neueinstellungen sollen auf ein Minimum reduziert werden. Passend dazu wurde schon Anfang November ein Einstellungsstopp für die wichtigsten deutschen Standorte Wolfsburg, Hannover, Braunschweig, Salzgitter, Emden und Kassel verhängt. Selbst bei den höchstbezahlten Tarifbeschäftigten der Gruppe »Tarif-Plus«, die aktuell rund 9.000 Mitarbeiter umfasst, will der Autobauer den Rotstift ansetzen…“ Artikel von Ralf Wurzbacher in der jungen Welt vom 14.11.2023 externer Link und mehr dazu und den Alternativen:

  • Zwischen 4. Tarifrunde bei VW und dem Umbau der Mobilität samt  Arbeitsverkürzungen: Online-Treffen Metallvernetzung am Dienstag, 10.12. New
    • Online-Treffen Metall-Vernetzung: Großangriff bei VW – Wie verteidigen wir die Arbeitsplätze?
      Das Management von VW droht mit der Schließung ganzer Werke und der Streichung tausender Arbeitsplätze – anders sei die Krise der Autoindustrie angeblich nicht zu bewältigen. Dennoch hat VW auch dieses Jahr wieder Dividenden in Milliardenhöhe an Aktionäre ausgeschüttet. Die Krise soll also vor allem auf Kosten der Beschäftigten ausgetragen werden. Langjährige Garantien wurden aufgekündigt, was auch die IG Metall in Bedrängnis bringt, die bei VW eher als Teil des Management agiert, statt als kämpferische Vertretung der Kolleg:innen. Nachdem aber bereits die Tarifrunde Metall- und Elektro mit einem schlechten Kompromiss beendet wurde [siehe auch den VKG-Flyer zum Abschluss ], anstatt sie zur Gegenwehr zu nutzen, sieht auch die weitere Strategie der IG Metall nicht vielversprechend aus. Die Warnstreiks bei VW sind ein erster Schritt aber bleiben hinter den Möglichkeiten zurück. Und gleichzeitig zeigt sich die Gewerkschaftsführung zu weitgehenden Kompromissen bereit und schwächt damit die Position der Beschäftigten, anstatt auf den Erhalt aller Arbeitsplätze bei vollem Lohn zu setzen. Wie kann der Kampf dennoch gewonnen werden? Welche Ansätze zum Widerstand gegen diesen Großangriff gibt es bei VW und in anderen Teilen der Auto-Industrie? Darüber und wie wir zu einer Vernetzung dieses Widerstands beitragen können, wollen wir mit euch diskutieren.“ Einladung der VKG zur Online-Veranstaltung externer Link am 10.12. um 19 Uhr, dort der Zoomlink
    • »Streichplanphantasien«. Zweiter großer Warnstreik bei Volkswagen. Beschäftigte legen flächendeckend für vier Stunden die Arbeit nieder. IG-Metall-Spitze wortgewaltig
      Parallel zur vierten Tarifrunde bei Volkswagen legten am Montag erneut Zehntausende VW-Werktätige für mehrere Stunden ihre Arbeit nieder. Mittags sollen allein in Wolfsburg rund 38.000 Mitarbeiter gestreikt haben, wie die Industriegewerkschaft Metall (IGM) in einer Pressemitteilung am Montag berichtete. Nach IGM-Angaben waren alle deutschen Standorte, abgesehen von dem in Osnabrück, Schauplatz von Warnstreikmaßnahmen.  (…) Noch mehr Öl ins Feuer hatte in der Vorwoche CEO Oliver Blume bei einer Betriebsversammlung gegossen, bei der er das Unternehmen als »Sanierungsfall« und die Mitarbeiter als »zu teuer« bezeichnete. Zugleich will VW aber an seiner Linie festhalten, 30 Prozent des Nettogewinns an die Aktionäre auszuschütten. Diese Doppelstandards erzürnen die Menschen. Es grenze an Hohn, wenn der Konzernboss »sich vor die Belegschaft stellt und ihr ›schöne Weihnachtstage‹ wünscht, während der VW-Vorstand zeitgleich den Beschäftigten am liebsten Kündigungsschreiben unter den Weihnachtsbaum legen will«, befand Gröger in einer Mitteilung. Betroffen vom Arbeitskampf waren neben dem Stammwerk abermals Zwickau, Hannover, Emden, Kassel-Baunatal, Braunschweig, Salzgitter, Chemnitz sowie die »Gläserne Manufaktur«, eine kleine Fabrik in Dresden, der wie anderen Standorten die Abwicklung droht. Der Ausstand zog sich durch sämtliche Schichten, wobei die Beschäftigten ihre Arbeit jeweils vier Stunden früher beendeten. Andauern sollte die Aktion bis zum Abschluss der Nachtschicht am Dienstag morgen. (…) Linke-Politiker Riexinger pocht auf Verzicht auf seiten der Profiteure. Zuerst müsse auf die Dividende, die Spitzengehälter und die milliardenschweren Rücklagen – »allein mehr als 140 Milliarden Euro« – zurückgegriffen werden. In einem Positionspapier zur Zukunftssicherung plädiert er ferner dafür, die Produktion von Elektroautos mit einem öffentlichen Beschaffungsprozess anzukurbeln, wofür die Autobauer im Gegenzug ein bezahlbares E-Auto zum Preis von maximal 20.000 Euro auf den Markt bringen müssten.“ Artikel von Ralf Wurzbacher in der jungen Welt vom 10.12.2024 externer Link, siehe dazu:

      • Vier Stunden bundesweite Warnstreiks bei Volkswagen
        Auch die vierte Verhandlung bei Volkswagen am Montag brachte keinen Durchbruch. Die Beschäftigten legten bundesweit für vier Stunden die Arbeit nieder. Allein im Werk Wolfsburg demonstrierten 38.000 Beschäftigte gegen Kahlschlag und für die Zukunft ihrer Arbeitsplätze…“ Bericht der IG Metall vom 10.12.24 externer Link
      • Haustarifverhandlungen gehen am 16. und 17. Dezember in die fünfte Runde
        Erstmals Gespräche in konstruktiver Atmosphäre – Themen vertieft – VW verfolgt Vorschlag der IGM..“ Meldung vom 09.12.2024 der IG Metall bei Volkswagen externer Link
    • Autoindustrie – Abbau oder Umbau? In Anbetracht der Krise müsste die IG Metall einen bedarfsorientierten Umbau der Mobilität und Arbeitsverkürzungen auf die Tagesordnung setzen
      „… Vor dem Warnstreik bei Volkswagen am 3.12. gab es solidarische Unterstützung für die VW-Arbeiter*innen durch aktive Metaller*innen der krisengebeutelten Betriebe wie Bosch und Thyssen-Krupp. Letztere waren mit einem Bus aus Duisburg angereist, um ihre Solidarität zu bekunden. »Es geht um mehr als den aktuellen Konflikt bei Volkswagen. Es geht um die Industrie in Deutschland und Europa, es geht um unsere Zukunft«, sagte Christian Matzedda, der Zweite Bevollmächtigte der Wolfsburger IG Metall. Und Carsten Büchling, Betriebsratsvorsitzender bei VW in Kassel, fügte hinzu: »Wenn wir mehr Einfluss hätten auf strategische Entscheidungen, könnten solche Zuspitzungen vermieden werden. Die Beschäftigten müssen zu Miteigentümern der Betriebe werden.«
      Doch die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates Daniela Cavallo äußerte sich anders: »Wir verschließen uns keinem Personalabbau und keinem Outsourcing.« Sehr zurückhaltend war auch die Vorsitzende der IG Metall, Christiane Benner: »Entscheidend ist, ob es eine Strategie nach vorne gibt. Und die zu entwickeln ist eine Führungsaufgabe.« Das leisten aber weder die Unternehmen noch die Regierung. Zu fragen ist: Wo bleibt der Mitbestimmungsanspruch, der Gestaltungswille und der alternative Plan der weltgrößten Gewerkschaft mit viel Organisationskraft in diesen Unternehmen?
      Aussichtlose Fixierung auf alte Industriestrukturen
      Die IG Metall müsste in die Offensive gehen, die Bereitschaft zu gemeinsamen Aktionen von Auto- und Stahlarbeiter_innen aufgreifen und wirksame Aktionen organisieren. Es ist absehbar, was nach einer Niederlage der größten und stärksten Gewerkschaft folgen würde: kein Umbau, keine Transformation, sondern Verlagerung und Abbau. Großflächig würden in der Metall- und Elektroindustrie und schließlich in allen anderen Industrie- und Dienstleistungsbereichen Personal entlassen, Einkommen der Arbeiter_innen nach unten »angepasst«, die Arbeitszeit ausgeweitet und weiter flexibilisiert. Zukunftsangst und Widerstand gegen jede weitere Veränderung wären die Folgen. Das ist die Dimension dieser Auseinandersetzung, aus der sich die Verantwortung der Gewerkschaft und der gesellschaftlichen Linken ergibt. Aber es geht auch nicht um Industrie schlechthin: Es geht um umweltverträgliche und nachhaltige Produkte und um gute Arbeit. Für die Konversion der Autoindustrie braucht es einen gesellschaftlichen Konsens und viel Geld für den Ausbau des öffentlichen Verkehrs in ländlichen Räumen. Die Androhung von Massenentlassungen und Werksschließungen durch die Arbeitgeber macht deutlich, wie aussichtslos die Fixierung auf die hergebrachte Autoindustrie ist. (…)
      Einen richtigen Hinweise lieferte das Transparent von gewerkschaftlichen Vertrauensleuten bei der Warnstreikdemo am 2. Dezember in Wolfsburg: »Lieber Vorstand! Statt Krise und mit Gier – wenn ihr nicht könnt, übernehmen wir!« Ein wichtiges Instrument ist die kollektive Arbeitszeitverkürzung zur Vier-Tage-Woche mit Zeitwohlstand für alle. Alles zusammen wären eine Abkopplung vom Wachstumszwang und ein Ausstieg aus der globalen Konkurrenz Klare politisch-ökonomische Analyse entsprechend der konkreten Lage, der realen Entwicklung, der Kräfteverhältnisse und der Klassenauseinandersetzungen ist gefragt. Es geht nicht um die radikalste Forderung – aber auf Basis der Konkurrenz und Profitwirtschaft sind die Probleme auf Dauer nicht zu lösen
      …“ Artikel von Stephan Krull vom 06.12.2024 in ND online externer Link
  • Konzept für Entlassungen. Beispiel Volkswagen: Wenn die Zukunft des Unternehmens auf dem Spiel steht, ist auf deutsche Gewerkschaften Verlass
    „… In den Bilanzen tauchen die stillgelegten Fabriken als abgeschrieben auf, als Verluste, die steuermindernd geltend gemacht werden können. Das Gleiche gilt für die Aufwendungen, um Beschäftigte über Sozialplan oder Abfindungen zu entlassen. So wird das geschrumpfte Kapital wieder lohnend und verheißt den Börsianern neue Renditen. Insofern zeigt sich VW als ganz normales kapitalistisches Unternehmen – da macht es offenbar gar nichts, dass ein Teil der Aufsichtsräte von der Gewerkschaft gestellt wird.
    Auf die Kampfansage des Kapitals hin haben IG Metall (IGM) und der Betriebsrat zum Protest aufgerufen und den Kampf um Arbeitsplätze eröffnet – im Prinzip ein trostloser Kampf, wie auch andere Beispiele aus der bundesdeutschen Marktwirtschaft zeigen. Jetzt sollen Arbeitsplätze vertraglich gesichert werden, so die kämpferische Ansage. Dabei hat sich doch bei VW gerade gezeigt, was ein Arbeitssicherungsvertrag wert ist. Die Kündigung dieses Vertrags ist aber für die IGM wie für den Gesamtbetriebsrat Anlass, einen neuen Zukunftsplan vorzulegen, der jetzt aber wirklich die Arbeitsplätze sicher macht. Dem Anliegen einer erhöhten Rendite wird damit recht gegeben, denn der Plan soll ja gerade dazu beitragen, dass das Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich ist, also Gewinne im angestrebten Umfang einfährt. So bringen Gewerkschaft wie Betriebsrat es auch in Stellung gegen seine Konkurrenten – wozu in Deutschland etwa Ford gehört. (…) Ein seltsamer Interessenausgleich wird da von den Arbeitervertretern vorgeschlagen: Die Kollegen sollen dem Unternehmen die Mittel für die Finanzierung der Entlassungen zur Verfügung stellen, die dann unter gewerkschaftlicher Mitwirkung nicht mehr Entlassungen heißen. Sie gelten als Beitrag dazu, dass der Personalabbau ohne Friktionen über die Bühne geht, die Belegschaft also die Forderungen des Betriebs schluckt. Doch auch die Manager nimmt die Gewerkschaft in die Verantwortung: »Als weiterer Teil des Konzepts sollen 2025 und 2026 Teile der Boni – von Vorstand über Management bis in den Tarif – für Zukunftssicherung eingebracht werden.« (IGM) Das wird Bonzen hart treffen, wenn sie auf Teile ihrer Boni verzichten müssen, bei ihren Gehältern. (…) Es gehört schon eine gehörige Portion Dreistigkeit dazu, angesichts der Leichtigkeit, mit der VW den bestehenden Zukunftssicherungsvertrag für nichtig erklärt hat, die jetzt angebotenen Opfer der Belegschaft als einen Beitrag zu ihrer Existenzsicherung zu verkaufen. (…) Dennoch darf die Belegschaft für den schönen Plan zum Streik antreten und für die Finanzierung der Entlassungen kämpfen. Das beansprucht zwar die Streikkasse, schont aber die Lohnkosten des Unternehmens, und so können die Betroffenen mal richtig Dampf ablassen, bevor es um ihre Abwicklung geht.“ Artikel von Suitbert Cechura in der jungen Welt vom 05.12.2024 externer Link
  • 65.000 (Warn)Streikende in allen deutschen VW-Werken: Für die Annahme eines Verzichtsangebotes? Und nicht für die Verkehrswende?
    • Warnstreiks bei VW: Krise als Chance für die Verkehrswende
      Die IG Metall droht mit einem massiven Arbeitskampf bei VW. Gut so. Doch warum für ein Verzichtsangebot, statt für einen echten Zukunftsplan? (…) VW hatte in den 90er Jahren bereits eine Vier-Tage-Woche. Ist Arbeitszeitverkürzung in der jetzigen Lage erneut eine Option? (…) Sie war eine Reaktion auf die damalige Absatzkrise, es ging um den Erhalt von 30 000 Arbeitsplätzen. Die Unterschiede zu 1984 waren deutlich: Die Maßnahme umfasste nur einen Konzern, nicht die ganze Branche. Und die Einkommen der VW-Arbeiter wurden entsprechend der verringerten Stundenzahl gekürzt, weshalb zum Ausgleich die Sonderzahlungen, also Urlaubs- und Weihnachtsgeld, auf die Monatseinkommen umgelegt wurden. Diese Vereinbarung wurde zu einem wichtigen Baustein der Zusammenarbeit von IG Metall, Betriebsrat und Management bei VW. Sie basierte auf dem Unternehmenskonzept, Deutschland und die Welt mit Klein- und Mittelklassewagen zu beglücken, die auf hohem technischem Niveau gebaut waren. Das machte VW in den folgenden Jahren – auch dank günstiger äußerer Umstände – zum weltweit umsatzstärksten Auto-Konzern. 2006, als es wieder besser lief, kehrte VW denn auch zur Fünf-Tage-Woche zurück. Lange Jahre war das Thema Arbeitszeit tabu in der IG Metall. (…) Eigentlich hätte VW das Geld, um eine Arbeitszeitverkürzung zu bezahlen – stünde dahinter nicht der globale Konkurrenzkampf um Marktanteile. IG Metall und VW-Gesamtbetriebsrat schlagen in ihrem Angebot an VW unter anderem vor, die kommende Tariferhöhung befristet als Arbeitszeit in einen Zukunftsfonds einzubringen. »Darüber bekäme das Unternehmen ein Instrument, um bei Bedarf flexibel Arbeitszeiten abzusenken. Falls also durch den Strukturwandel in Produktion oder Verwaltung Unterauslastungen entstehen, würde der Fonds helfen, Personalabbau weiterhin sozialverträglich gestalten zu können.« In diesem Angebot bekommt die Arbeitszeitverkürzung also nur die Rolle, die Arbeitsplatzvernichtung zu gestalten. (…) Auf den Großangriff des Managements mit dem Verzicht auf 1,5 Millionen Euro Lohnsumme zu antworten und einen Verzicht bei den Boni einzufordern, ist mit Zaghaftigkeit noch milde beschrieben. Wenn die IG Metall mit einem »Arbeitskampf von lange nicht gesehener Intensität« droht, dann doch wohl nicht für die Annahme eines Verzichtsangebotes? Wenn die Kampfbereitschaft vorhanden ist, dann doch bitte für ein Plan, der für die Beschäftigten und die Regionen eine Zukunft bringt! (…) Statt Appelle an die Regierung zu richten, könnte die IG Metall die Macht der Belegschaften einsetzen. Die Warnstreiks können ein erster Schritt hierfür sein. Das Management hat das Undenkbare getan und Stilllegungen gefordert. Warum nicht mit Undenkbarem reagieren und eben diese Fabriken besetzen? Wenn VW diese Fabriken nicht mehr braucht – warum nicht umrüsten und klimagerechte Verkehrsmittel produzieren, wie es die IG Metall selbst vorschlägt? Verkehrswende – nicht getrieben von Renditeerwartungen, sondern von dem Sachverstand der Beschäftigten und von Expert*innen aus der Klima-Bewegung? (…)
      Eine solche Perspektive hätte eine ganz andere Resonanz in der Gesellschaft, als noch mehr Geld für die reichsten Konzerne des Landes zu fordern, die zu Recht in der Öffentlichkeit nicht als diejenigen wahrgenommen werden, die eine Verkehrswende voranbringen, sondern als diejenigen, die lieber tricksen und täuschen als ernsthaft Schadstoffe zu reduzieren. Die Gewerkschaft und die Beschäftigten könnten zeigen, dass sie den Kampf für ihre Interessen mit denen der ganzen Gesellschaft verbinden können
      …“ Artikel von Matthias Fritz vom 02.12.2024 in ND online externer Link, siehe auch:

      • Welche Alternativen gibt es zu Werksschließungen, Entlassungen und Lohnverzicht in der Autoindustrie?
        Am Montag, den 02.12.24 fand in Köln eine Diskussionsveranstaltung zur aktuellen Krise in der Autoindustrie u.a. bei Ford und VW in Köln statt. Es referierte u.a. Stephan Krull, Publizist, ehemaliger Betriebsrat bei VW Wolfsburg. Radio Nordpol dokumentiert die Eingangsstatements des Podiums…“ Doku der Veranstaltung am 03.12.2024 beim Radio Nordpol externer Link Audio Datei
    • Volkswagen-Betriebsrat über Zukunft: „Die IG Metall diskutiert kaum Alternativen zum Auto“
      Lars Hirsekorn arbeitet seit 30 Jahren bei VW und ist Teil der Initiative „VW steht für Verkehrswende“. Er will den Konzern klimafreundlich machen. (…)
      taz: Ist Ihre zweijährige Kampagne für eine Verkehrswende bei der Belegschaft angekommen?
      Hirsekorn: Die Diskussion hat nicht so viel bewirkt, weil sich große Teile der IG Metall nach wie vor im Prinzip darüber ausschweigen und Alternativen zum Auto kaum diskutieren. Trotzdem bemerkt man in der Belegschaft immer wieder, dass die Idee, wir könnten was anderes bauen als Autos, hängen geblieben ist. (…) Ich mache Seminare mit den Vertrauensleuten und auch mit „normalen“ Gewerkschaftsmitgliedern, auch zum Thema „Klima, Auto, Umwelt“. Da kommen immer wieder Leute, die sagen: Ja, wir ­können auch Straßenbahnen bauen. (…) Es gibt einen Kreis von 40 Kolleginnen und Kollegen, verteilt über drei Werke, die kontinuierlich diskutieren und versuchen, das Thema Verkehrswende voranzutreiben. (…)
      Eine Auslastung der Werke bekommen wir hoffentlich nur mit anderen Produkten hin. Da wünschte ich mir die inhaltliche Unterstützung von ADFC, BUND, Nabu und allen anderen. Wirklich vor Ort sind bisher nur Aktivistinnen aus der Klimagerechtigkeitsbewegung, die schon die letzten zwei Jahre bei uns waren
      .“ Interview von Peter Nowak vom 3.12.2024 in der taz online externer Link
    • Eskalation bei VW
      Die Führungsriege von Deutschlands größtem Industriekonzern hat eine betriebliche Zeitenwende ausgerufen. Lohnkürzungen, Massenentlassungen und Fabrikschließungen stehen im Raum. Was ist jetzt zu tun? (…) Der Volkswagen-Konzern ist von überragender Bedeutung, sowohl für das Kapital, als auch für die Arbeiter*innenklasse. Gelingt es dem Management in einer der gewerkschaftlichen Hochburgen Deutschlands seine Kahlschlagpläne durchzusetzen, hätte dies eine Signalwirkung. Dies würde auch andere Konzernspitzen dazu motivieren, ähnlich frontal ihre Beschäftigten anzugreifen. Eine erfolgreiche Gegenwehr der Kolleginnen und Kollegen des VW-Konzerns wäre wiederum eine Steilvorlage für Belegschaften, wie etwa von Thyssen Krupp Stahl, die sich gegen massiven Stellenabbau wehren müssen. Umso unfassbarer ist das Verzichts-Angebot der Spitzen von Betriebsrat und IGM. (…) Damit macht die Führung der Gewerkschaft einen weiteren, verzweifelten Versuch, die „Sozialpartnerschaft“ zu retten. Den Preis sollen die Kolleg*innen mit Lohnverzicht und Stellenabbau bezahlen. Das scheint dem Vorstand aber nicht zu reichen. Statt solche Angebote zu machen, muss die IGM jetzt endlich auf konsequenten Kampf zur Durchsetzung der Interessen der Beschäftigten setzen – kein Lohnverzicht und Erhalt aller Arbeitsplätze. (…) Sollte die IG Metall-Führung, wie so oft, nicht bereit für die notwendigen Schritte zur Mobilisierung von Kolleg*innen sein, sollten betriebliche und überbetriebliche Aktionskomitees gebildet werden, welche Streiks und auch Besetzungen von Produktionsstätten diskutieren und ggf. organisieren können. Ein Beispiel hierfür können die wilden Streiks bei den Bochumer Opel Werken 2004 sein. Damals organisierten die Arbeiter*innen mithilfe von Aktionskomitees und außerordentlichen Betriebsversammlungen selbstständig Streiks, während die IG Metall-Führung lieber auf Verhandlungen mit den Konzernchefs setzte, anstatt den Kampf zu organisieren. (…) Aus Sicht der Arbeiter*innenklasse sollten wir jedoch einen grundlegend anderen Ansatz wählen. Es gibt auf dieser Welt bereits viel zu viele Autos. Die Umstellung auf Elektromobilität ist, wie wir bereits in mehreren Artikeln deutlich gemacht haben, kein Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel, sondern wird aufgrund der Folgen des Abbaus von Rohstoffen, Umweltprobleme noch verschärfen. Es braucht einen radikalen Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs. Eine Umstellung der Produktion ist aber nur dann möglich, wenn die großen Autokonzerne aus der Hand der Großaktionär*innen genommen und in Gemeineigentum überführt werden…“ Artikel von Torsten Sting vom 3.12.2024 in solidaritaet.info externer Link
    • Volkswagen: Ach, Sie suchen Streik? Protest gegen VW-Management: Zehntausende legen beim Autobauer gegen Kahlschlag und für höhere Löhne die Arbeit nieder
      Die Hallen waren leer. Die Produktion stand still. 95 Prozent der Belegschaft haben die Arbeit niedergelegt, schätzte Lars Hirsekorn, Volkswagen-Betriebsrat vom Braunschweiger Achsenwerk, am Montag im Gespräch mit jW. In den anderen VW-Werken sah es ähnlich aus. Trotzdem meldete die Deutsche Presseagentur mittags bloß: »mehr als Zehntausend bei VW im Warnstreik«. Tatsächlich aber streikten allein in der Frühschicht in Wolfsburg schon Zehntausende, wie Jan Mentrup von der IG Metall Niedersachsen gegenüber jW versicherte. Am Nachmittag meldete die IG Metall dann mehr als 65.000 Streikende in allen deutschen Werken.
      Ob die Arbeiter für den Vorschlag der IG Metall vor die Werkstore traten? »Fifty-fifty«, schätzt Hirsekorn. Die IG Metall hatte in den vorangegangenen Tarifverhandlungen angeboten, für die kommenden zwei Jahre auf Tariferhöhungen zugunsten eines Zukunftsfonds zu verzichten. Aus dem Topf solle bei Arbeitszeitverkürzungen dann ein Lohnausgleich finanziert werden. Für die Beschäftigten in den Tochtergesellschaften ist das jedenfalls keine Option. Ihnen gehe die Lohnforderung von sieben Prozent schon nicht weit genug, erläuterte Hirsekorn. Ein Staplerfahrer bei Volkswagen Group Services in Braunschweig verdiene etwa 16,30 Euro die Stunde. Die meisten Beschäftigten bei der Logistiktochter bezögen Wohngeld. Wenn sie Kinder haben, müssten sie noch zum Amt – aufstocken, erklärte der Gewerkschafter. Die Kollegen schmerze auch der Lohnausfall infolge des zweistündigen Warnstreiks. Trotzdem: Auch hier sei die Beteiligung groß gewesen. (…) Das Volkswagen-Management ist kein »Sozialpartner« mehr. Diese neue Realität scheine die Gewerkschaft allmählich zu akzeptieren, glaubt Hirsekorn. Das bleibt abzuwarten. Daniela Cavallo, die VW-Gesamtbetriebsratsvorsitzende, veranschaulichte in ihrer Rede vor den Streikenden in Wolfsburg zwar den Widersprich zwischen Kapital und Arbeit und verwies auf die riesigen Summen, die die Großaktionäre Porsche und Piëch allein in den vergangenen zehn Jahren erhalten hätten. Dafür müsse eine Facharbeiterin rund 100.000 Jahre arbeiten, sagte Cavallo. Ein grundsätzliches Problem schien sie mit solcher Bereicherung aber nicht zu haben. Aus ihr sprach lediglich die zahme Forderung, dass bei stotternder Gewinnmaschine doch bitte alle, nicht nur die Kolleginnen und Kollegen, ihren Beitrag leisten sollten
      .“ Artikel von Susanne Knütter in der jungen Welt vom 03.12.2024 externer Link
    • VW-Streik: 100.000 VW-Kolleginnen und Kollegen legten die Arbeit nieder
      Die Hallen waren leer. Die Produktion stand still. 95 Prozent der Belegschaft haben die Arbeit niedergelegt, schätzt Lars Hirsekorn, Volkswagen-Betriebsrat vom Braunschweiger Achsenwerk. Insgesamt 98.650 Beschäftigte haben sich am Montag an Warnstreiks bei Volkswagen beteiligt, wie die IG Metall am Dienstag mitteilte. Diese legten an neun Standorten bundesweit die Arbeit für zwei Stunden nieder oder beendeten ihre Arbeitszeit früher. Hintergrund für die Streiks am Montag ist die Volkswagen-Tarifrunde, die in diesem Jahr im Schatten radikaler Kürzungspläne seitens des Managements steht. Die Beschäftigten protestierten damit gegen Lohnkürzungen, Stellenstreichungen und Werksschließungen, die die VW-Bosse als Reaktion auf den Absatz- und Gewinnrückgang für notwendig halten. In drei Verhandlungsrunden zum Haustarifvertrag von VW kam es zu keiner Annäherung.
      Die nächste Tarifverhandlung ist für den 9. Dezember terminiert.
      Anbei verschiedene Artikel aus unterschiedlichen Zeitungen zu den Auseinandersetzungen bei VW
      …“ Pressespiegel vom 4.12.2024 der VKG externer Link (Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften)
    • Warnstreiks bei Volkswagen: „Wer die Belegschaft ignoriert, spielt mit dem Feuer“
      Seit heute Morgen wird bei VW flächendeckend gestreikt. IG-Metall-Verhandlungsführer Gröger warnt vor einer weiteren Eskalation, sollte das Unternehmen nicht von massiven Sparplänen abrücken. Die Konzernspitze bleibt bisher hart. An neun der zehn deutschen VW-Standorte haben mehrere Zehntausend Mitarbeiter zeitweise die Arbeit niedergelegt und die Bänder zum Stehen gebracht. Bis zum Nachmittag zählte die IG Metall insgesamt rund 66.000 Teilnehmer an dem Ausstand, davon allein 35.000 in Wolfsburg. Tausende zogen mit einem lautstarken Demonstrationszug durch das Stammwerk und versammelten sich zu einer Kundgebung direkt vor dem Vorstandshochhaus. „Streikbereit! Bundesweit!“, skandierten sie in Sprechchören.“Wir haben die Schnauze voll“, riefen Beschäftigte in Zwickau vor dem Werkstor. In Braunschweig zogen mehr als Tausend Beschäftigte durch die Stadt. In Hannover forderten Mitarbeiter: „Vorstand raus!“ In Kassel-Baunatal machten Beschäftigte des Komponentenwerks mit Trillerpfeifen, Trommeln und Hupkonzerten ihrem Unmut Luft…“ Bericht vom 02.12.2024 bei tagesschau.de externer Link mit Video
  • Warnstreiks am Montag (02.12.) bei VW in Braunschweig, Chemnitz, Dresden, Emden, Hannover, Kassel, Wolfsburg, Salzgitter und Zwickau: „Jetzt ist Schluss mit lustig“
    • IG Metall ruft VW-Belegschaft für diesen Montag (02.12.) zu flächendeckenden Warnstreiks auf!
      Thorsten Gröger: Volkswagen hat diesen Konflikt herbeigerufen – wenn nötig „härtester Tarifkampf“
      Am morgigen Montag, 02. Dezember 2024, überzieht die IG Metall die deutschen VW-Standorte flächendeckend mit Warnstreiks. VW-Haustarifverhandlungsführer Thorsten Gröger erklärte am Sonntag: “Volkswagen hat unsere Tarifverträge in Brand gesteckt und statt in drei Tarifverhandlungen dieses Feuer zu löschen, wirft der Vorstand noch offene Benzinfässer hinein. Mehr als 10.000 Kolleginnen und Kollegen in der Friedenspflicht waren ein lautes Warnzeichen an die Arbeitgeberseite. Wenn nötig, wird das der härteste Tarifkampf, den Volkswagen je gesehen hat. Am Montag werden in allen Werken Warnstreiks beginnen. Wie lange und wie intensiv diese Auseinandersetzung gehen muss, hat Volkswagen am Verhandlungstisch zu verantworten. Was nun folgt, ist der Konflikt, den Volkswagen herbeirief – wir wollten ihn nicht, aber wir werden ihn so engagiert führen, wie notwendig!” (…) Alle VW-Standorte hierzulande sind mit Auslaufen der Friedenspflicht seit Anfang Dezember warnstreikfähig – bis auf VW in Osnabrück, die zum Flächentarifvertrag der IG Metall gehören und damit bereits seit wenigen Wochen einen Tarifabschluss haben. Die Mitteilung zum Streikaufruf wurde bereits am Sonntag öffentlich, nachdem die Volkswagen-Pressestelle eine sogenannte Sperrfrist der IG Metall durchbrochen hatte…“ Meldung vom 01.12.2024 der IG Metall bei Volkswagen externer Link, siehe dazu
    • alle Orte, alle Zeiten: Hier stehen die Details zu allen Warnstreiks bei VW am Montag, 02. Dezember externer Link
    • Schulterschluss der Industriearbeiter: Solidaritätsbesuche von Thyssen-Krupp- und Bosch-Beschäftigten: Wolfsburger Metaller läuten Friedenspflicht bei Volkswagen aus
      Jetzt ist es so weit: Die Friedenspflicht ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag ausgelaufen, womit Warnstreiks bei der Volkswagen AG nun offiziell möglich sind. Mit einem symbolischen Glockenschlagen läuteten am Samstagabend rund 300 Volkswagen-Beschäftigte und Metaller bei Erbsensuppe, Heißgetränken und Feuerkörben das Ende der Friedenspflicht ein…“ Meldung vom 02.12.2024 der IG Metall Wolfsburg externer Link mit Fotogalerie
    • Wer nicht hören will, muss fühlen
      Alles für den Arbeitskampf bei Volkswagen steht in den Startlöchern – Countdown läuft
      (…) Anders als wir auf Arbeitnehmerseite hat sich die Arbeitgeberseite in den Tarifverhandlungen bisher wenig bewegt. Also wird der Druck jetzt erhöht – getreu dem Motto: Wer nicht hören will, muss fühlen. Hier auf IGM bei VW haben wir schon im Vorfeld umfangreich für Euch berichtet. Hier der Überblick zu den jüngsten Entwicklungen (in chronologischer Reihenfolge)
      …“ Überblick vom 29.11.2024 externer Link
  • Ein Angriff auf alle Arbeiter*innen: Wenn es bei VW Massenentlassungen gibt, haben nicht nur die Konzern-Beschäftigten ein Problem, erklärt Lars Hirsekorn im Interview
    „… Es gibt einige Kolleg*innen, die die Krisentheorie, die der Konzern verbreitet, glauben und Angst um ihren Arbeitsplatz haben. Und es gibt viele Kolleg*innen, die unglaublich sauer sind und die sich zwei Fragen stellen: Was heißt hier Krise? Die 4,5 Milliarden Euro, die der Konzern noch im Juni an die Aktionär*innen ausgeschüttet hat, kommen ja nicht auf den Prüfstand. Gleichzeitig wird die harte Arbeit der Kolleg*innen runtergeredet. Der Stern hat einen Artikel gebracht, in dem es hieß, wir seien vollgefressene Maden im Speck. Das hat zu großer Wut bei vielen Kolleg*innen geführt. Klar, die Löhne sind verhältnismäßig gut in der deutschen Automobilindustrie, aber das liegt auch an den oftmals harten Arbeitsbedingungen.
    Die zweite Frage ist: Was sind die Beschäftigungssicherungstarifverträge wert, wenn die so einfach gekündigt werden können? Wir haben diese Vereinbarung damals teuer erkauft, mit weniger Pausen und einem 20-prozentigen Lohnverzicht. Jetzt wird dieser Vertrag vom Management gekündigt, genau in dem Moment, wo er scheinbar gebraucht wird (…) VW sagt sich: Okay, das wird uns eine Milliarde extra kosten, aber wenn wir mit Kündigungen und Werksschließungen drohen, können wir 3,5 Milliarden zusätzlich aus der Belegschaft herauspressen. Ich glaube, wir wären als Gewerkschaft gut beraten, die Milliardenzahlungen an die Aktionär*innen stärker zu thematisieren und zu sagen, das tragen wir nicht mit. (…)
    In der Gewerkschaft gibt es durchaus Leute, die sagen, der Konzern braucht diese Gewinne, um den Umbau zur E-Mobilität zu finanzieren. Viele wären auch schon sehr zufrieden, wenn wir den aktuellen Abschluss in der Metall- und Elektroindustrie auch bei VW bekämen, etliche halten den aber für zu gering. Ich würde Ersteren zumindest entgegenhalten: Wenn der Umbau der Industrie auf Kosten der Belegschaft finanziert wird, darf es auch keine Dividendenausschüttungen geben – auch wenn das aktienrechtlich ein bisschen komplizierter ist. All die Jahre sind Milliarden ausgeschüttet worden, vor allem an die Halter*innen der Stammaktien, Porsche, das Land Niedersachen und an Katar. Das Geld ist da. Wenn wir von einer Krise bei Volkswagen reden, müssen wir in erster Linie über die internen Strukturen reden. Es gibt hier ein ganz starkes Kostenstellen-Denken: Wenn zum Beispiel eine Anlage gebaut werden soll, dann wird das Budget bei der Beauftragung so weit zusammengestrichen, dass sie von Beginn an nicht voll funktionstüchtig ist. Da kannst du so lange an Personalkosten sparen, wie du willst, das wird an den eigentlichen Problemen nichts ändern. (…)
    Die meisten Firmen, die hier ihre Werke schließen, haben ja gar kein Problem mit den Profiten, Firmen wie ZF zum Beispiel oder Mahle. Die Produktion wird nicht eingestellt, sondern ins Ausland verlagert. Gar nicht unbedingt in Niedriglohnländer, es geht eher um gewerkschaftsarme Räume. Ich schätze es so ein, dass die Entwicklung bei VW nicht einfach ein Angriff auf die Belegschaften ist, sondern ein Angriff des BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie, Anm. ak) und anderer Kapitalverbände auf die Arbeiter*innenklasse in Deutschland insgesamt. Der BDI äußert das relativ deutlich, dass es um eine Schwächung der gesamten Arbeiter*innenschaft geht. (…)
    Teile der IG Metall fordern zum Beispiel eine erneute staatliche Unterstützung für den E-Auto-Kauf. Sowas kann ich aus Vernunftgründen einfach nicht mittragen, weil es Irrsinn ist, noch mehr Autos zu bauen, als eh schon da sind. Dabei gibt es auch aus dem IG Metall-Vorstand Papiere, die zu dem Schluss kommen, dass es vernünftig wäre, in zehn, 15 Jahren höchstens noch die Hälfte an Autos auf den Straßen zu haben. Wenn das also vernünftig ist, muss ich mir überlegen, was ich dann mit dieser Belegschaft mache. Wir können natürlich die Arbeitszeit reduzieren. Oder wir bauen etwas gesellschaftlich Sinnvolles, wie eine Straßenbahn. Gleichzeitig muss man sagen: Wenn die Gesellschaft keine Straßenbahnen fordert, macht es auch keinen Sinn, dass wir sie bauen, selbst wenn der Konzern uns gehören würde…“ Interview von Lene Kempe im ak 709 vom 19. November 2024 externer Link, siehe auch:

  • VW-GBR und IG Metall legen „Zukunftsplan“ vor, der den alten Stand der „Beschäftigungssicherung“ wiederherstellt, für den die Belegschaft auf 1,5 Milliarden Euro Löhne verzichten soll – und angeblich kampfbereit sei 
    • Soli-Fonds als Lösung: Gesamtbetriebsrat und IG Metall legen Zukunftsplan vor
      Alle Werke bleiben, neue Beschäftigungssicherung kommt – und Arbeitskosten-Verzicht je nach Leistungskraft
      Über das Lösungskonzept soll nun mit der Arbeitgeberseite am Donnerstag dieser Woche bei der dritten Verhandlungsrunde zum VW-Haustarif beraten werden. Der Zukunftsplan behält die übergeordneten Ziele der Arbeitnehmerseite fest im Blick:
      – Langfrist-Perspektiven für alle Werke!

      – Keine betriebsbedingten Kündigungen: Eine langfristige Beschäftigungssicherung muss in der VW AG wieder in Kraft gesetzt werden!
      – Ein pauschales Absenken der Monats-Entgelte ist mit uns nicht zu machen!
      Das vorausgesetzt, sieht der Lösungsansatz vor, die Sparziele der Unternehmensspitze über Änderungen bei den Personalkosten mit circa 1,5 Milliarden Euro zu flankieren. Kern dabei sind zwei Hebel:
      – Die kommende Tariferhöhung bei VW könnte befristet als Arbeitszeit in einen solidarischen Zukunfts-Fonds („Soli-Fonds“) eingebracht werden. Darüber bekäme das Unternehmen ein Instrument, um bei Bedarf Arbeitszeiten abzusenken. Falls also durch den Strukturwandel in Produktion oder Verwaltung Unterauslastungen entstehen, würde der Fonds helfen, Personalabbau weiterhin sozialverträglich gestalten zu können.
      – Als weiterer Teil des Konzeptes sollen 2025 und 2026 Teile der Boni – von Vorstand über Management bis in den Tarif – für Zukunftssicherung eingebracht werden. Für alle Beschäftigten blieben mit diesem Ansatz die aktuellen Monatsentgelte gleich.
      Im Gegenzug dafür soll es Perspektiven für alle Werke geben und eine frische, langfristige Beschäftigungssicherung. Teil des Plans sind auch detaillierte Lösungsvorschläge für die Investitionen in die Standorte, die allesamt mit klaren Wegen in die Zukunft zu erhalten sind
      …“ Meldung vom 20.11.2024 der IG Metall bei Volkswagen externer Link, mehr Infos in:

      • VW-Gesamtbetriebsrat und IG Metall legen Zukunftsplan vor: Perspektive für alle Werke, neue Beschäftigungssicherung und milliardenschwerer, über alle verteilter Arbeitskosten-Verzicht
        Pressemitteilung des Gesamtbetriebsrates externer Link ebenfalls vom 20.11. – unmöglich hieraus zu zitieren, jeder Satz ein „Genuss“ –  aber der 1. sollte in jedes BWL-Buch: „Kluge Produktverteilung sichert Stammbelegschaften in allen deutschen Standorten ab“ (Betonung auf Stammbelegschaft, selbstredend)
      • Extrablatt der Betriebsratszeitung MITBESTIMMEN! externer Link
      • „… Niemandem liege »die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens so am Herzen wie den Beschäftigten selbst«, hieß es auf einem am Mittwoch verbreiteten Flugblatt der IG Metall. Die Frage ist, was »zukunftsfähig« sein soll. Lars Hirsekorn, Volkswagen-Betriebsrat im Braunschweiger Achsenwerk, erklärte den »Zukunftsplan« im jW-Gespräch am Mittwoch für »nicht zielführend«. Der »Zukunftsfonds« könne für Beschäftigte in nicht ausgelasteten Bereichen funktionieren, »wo die Arbeitskonten der Kolleginnen und Kollegen im Minusbereich liegen«. Allerdings würde Arbeitszeitverkürzung im indirekten Bereich nicht helfen, »da er schon seit Jahren von Stellenkürzungen und Arbeitsverdichtung betroffen ist«. Langfristig seien Gewerkschaft und Belegschaft aber gefragt, Wege raus aus der Automobilproduktion zu finden: In den Werken könnten etwa auch Straßenbahnen hergestellt werden, findet Hirsekorn. »Dafür müsste die Gesellschaft allerdings auch welche nachfragen.«“ Aus dem Artikel von David Maiwald in der jungen Welt vom 21.11.2024 externer Link („Ran an die Rendite!“)
    • Nächste Runde am 9. Dezember: Tarifverhandlung ohne echte Annäherung – Vorstand prüft Zukunftsplan
      Keine Lösung während der Friedenspflicht in Sicht – Warnstreiks ab Dezember möglich (…) Bereits am Mittwoch hatte Arbeitsdirektor Gunnar Kilian verlauten lassen, dass man weiter nicht ausschließen könne, Fabriken für immer dichtzumachen. Die Vertreter des VW-Vorstandes willigten jedoch am Donnerstag immerhin ein, einem Gesprächspfad zu folgen, an dessen Ende aus Sicht der Arbeitnehmerseite Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen vom Tisch sind und es eine faire Lastenteilung geben muss. Die Tarifverhandlungen in der Volkswagen Arena in Wolfsburg wurden von lautstarken Protesten begleitet. Rund 7.000 VW-Beschäftigte versammelten sich in ihrer Freizeit oder während ihres Urlaubs, um ihren Unmut über die Kahlschlags-Pläne des Vorstands und die in der zweiten Tarifverhandlung präsentierte „Giftliste“ von VW zum Ausdruck zu bringen. (…)
      „Wir werden uns auf ein Eskalationsszenario ab Anfang Dezember vorbereiten. Wenn nötig, dann wird es ein Arbeitskampf werden, den die Bundesrepublik so seit Jahrzehnten nicht erlebt hat“, macht Verhandlungsführer Gröger unmissverständlich deutlich. Die Friedenspflicht läuft zum 30. November 2024 aus, in der Folge wären theoretisch ab dem Folgetag Warnstreiks möglich
      .“ Meldung vom 21.11.2024 der IG Metall bei Volkswagen externer Link mit Fotos der Proteste – ausdrücklich in der Freizeit
  • Großangriff bei VW: Das Ende der Sozialpartnerschaft von oben?
    Die drohenden Schließungen bei VW könnten den größten Angriff auf Beschäftigungsverhältnisse seit der Agenda 2010 einläuten. Es braucht einen Abwehrkampf, der sich zum Widerstand gegen eine kommende Regierung ausweitet. (…) Wäre es nach Scholz und Habeck gegangen, hätte die Regierung massiv Steuergelder in den VW-Konzern gepumpt, um dessen Konkurrenzfähigkeit in der Elektromobilität zu sichern. Mit dem Haushaltsstreit und dem Platzen der Koalition ist diese Perspektive vom Tisch. Keine Regierung wird es sich leisten, angesichts von harter Kürzungspolitik bei gleichzeitigen Unsummen für die Aufrüstung, dem krisenhaften VW-Konzern eine Generalsanierung zu verpassen. Zumindest nicht, bevor die Belegschaft ordentlich geblutet hat.
    Ein Wunsch, den auch Friedrich Merz hegt, der das Problem darin sieht, dass in Deutschland „zu teuer produziert wird“. Ihm könnte der Angriff bei VW als Rammbock dienen, um insgesamt gegen Löhne, Renten und Arbeitsbedingungen vorzugehen und die Macht der Gewerkschaften zu schwächen. Zugleich versucht er, den Verbrennermotor als zukunftsträchtig zu verkaufen, obwohl er immer weiter an Konkurrenzfähigkeit verliert. Auch für AfD und BSW besteht die „Lösung“ darin, wieder stärker auf den Verbrenner zu setzen. Eine Vorstellung für eine grundsätzliche Mobilitätswende mit einem Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel bei gleichzeitigem Erhalt aller Arbeitsplätze haben sie nicht – dafür müsste man ja an die Profite der Konzerne ran.
    Die strategische Sackgasse der IG Metall-Bürokratie
    Die jetzigen Schließungsdrohungen stellen einen Paradigmenwechsel in der Führungsetage des wichtigsten Konzerns des Landes dar: Jahrelang wurden die Betriebsräte und Vertrauensleute im Co-Management bereits darauf getrimmt, die Sparvorgaben mit umzusetzen, um doch noch irgendwie die Jobs zu erhalten. Nun erfolgt also der Angriff von oben. All das Buckeln und die Opfer haben nichts gebracht. Das VW-Management geht einen Schritt, von dem es kein zurück mehr gibt: Es pfeift auf die Illusion der Sozialpartnerschaft „auf Augenhöhe“ – es erklärt Belegschaft und Gewerkschaft offen den Kampf. Der Großangriff auf die Kernbelegschaften wird unweigerlich Konsequenzen haben für die Handlungsfähigkeit der IG Metall – und ihr ideologisches Selbstverständnis…“ Beitrag von Marius Rabe vom 14.11.2024 bei Klasse gegen Klasse externer Link
  • [Interview mit einem VW-Arbeiter aus Kassel] „Nötig ist eine hohe Konfliktbereitschaft“
    Interview mit einem VW-Arbeiter aus Kassel vom im Solidaritäts.info vom 7. November 2024 externer Link, der „schon seit Jahrzehnten bei VW in zweiter Generation“ arbeitet: „Klar, die Manager haben Fehler gemacht. Trotzdem darf die Krise bei VW nicht darauf reduziert werden. ZF, Bosch, Stellantis … überall gibt es Personalabbau. Die Automobilindustrie steckt weltweit in einer Überproduktionskrise. Für hohe Renditen wollen die Kapitalist*innen diese Krise auf dem Rücken der Beschäftigten austragen. Werksschließungen und Massenentlassungen sollen als Lösung dienen, wenn es nach dem Management geht. (…) Zuallererst sollte über Arbeitszeitverkürzung diskutiert werden, um die aktuell vorhandene Arbeit aufzuteilen – bei vollem Lohnausgleich bzw. Lohnerhöhung. Als zweiter Schritt ist es notwendig, die Produktion auf den Bau von öffentlichen Verkehrsmitteln umzubauen. Es fehlt an einem guten ÖPNV, viele Menschen sind davon abgeschnitten. Die Nachfrage nach Schienenfahrzeugen ist groß. Wir, die Beschäftigten aus der Automobilindustrie, sind in der Lage, diese Bedarfe zu decken. Die Vernunft spricht dafür, die Interessen der Kapitalist*innen sprechen dagegen. (…) Nötig für die kommenden Tage und Wochen sind eine hohe Konfliktbereitschaft und eine kämpferische Strategie. Sozialpartnerschaft bringt uns nicht weiter. Anfang Dezember endet die Friedenspflicht. Diese muss unbedingt genutzt werden, um in die Offensive zu kommen und Streikerfahrung aufzubauen. Das ist das beste Signal an den Vorstand. Wenn die Schließungs- und Entlassungspläne konkret werden, ist es nötig, weitergehende Arbeitskampfmaßnahmen zu ergreifen, bis hin zur Betriebsbesetzung. (…) Ich erwarte mir natürlich, falls das Management nicht abrückt von Massenentlassungen und es zu Arbeitskampfmaßnahmen kommt, Solidarität. Ich erwarte von einer Linken international, dass direkte Kontakte zwischen Automobilbeschäftigten aufgebaut werden. Wir müssen eine internationale Strategie entwickeln. Sonst ist die Gefahr von Not und Elend groß. (…) Wir sind ein Zusammenschluss von Kolleginnen und Kollegen und treffen uns alle paar Wochen. Wir wollen keine weiteren Verschlechterungen mehr hinnehmen und diskutieren über unsere Situation und Möglichkeiten. Uns eint, dass wir Arbeitshetze und Wochenendarbeit etwas entgegensetzen wollen. Einige schreiben in der Zeitung „Antrieb“.

  • »Volkswagen ist dysfunktional aufgestellt«, Tobi Rosswog von der Initiative »VW heißt Verkehrswende« über das widerständige Potenzial in Wolfsburg 
    „… Wir haben immer für ein Change-by-Design (Veränderung durch Gestaltung, d. Red.) geworben und gefordert, den Konzern jetzt auf die Zeit nach dem Auto vorzubereiten. Durch die aktuelle Krise ist für alle offensichtlich, wie dysfunktional VW aufgestellt ist. Den Mitarbeitenden wurde jahrzehntelang eingetrichtert, dass ein Mann an der Spitze alle Weisheit in sich trägt, um über 600 000 Menschen auf die Zukunft auszurichten. Wenn sich herausstellt, dass das doch nicht der Fall ist, wird er einfach ausgetauscht und die Hoffnung auf den nächsten gesetzt. Aber absolutistische, oder sollten wir sagen monotheistische, Systeme waren noch nie gut darin, das Wissen und das Gespür einer großen Gruppe von Individuen zu aktivieren. (…) Aktuell gibt es zwei Optionen: Die reaktionäre Perspektive heißt, Panzer zu bauen, die emanzipatorische Perspektive lautet, zukunftsfähige Produkte zu bauen, die wirklich gebraucht werden. Dazu gehören Bahnen statt Autos. (…) Wir sind eng mit Kolleg*innen verbunden. Wir bekommen die Stimmung aus den unterschiedlichen Werken mit und kooperieren auch mit Kolleg*innen in der Mobilitätsindustrie, um Kämpfe zu verbinden. Passenderweise sind wir gerade mit dem Doku-Film »Verkehrswendestadt Wolfsburg – den automobilen Konsens aufbrechen« auf Tour und sprechen an über 100 Orten mit Aktivist*innen, Arbeitenden, Gewerkschaftler*innen und Forschenden über die Themen. Dabei entstehen oft spannende Impulse. Auch gibt es immer wieder Austausch mit den verschiedenen kleinen Banden, die sich tollerweise an verschiedenen VW-Standorten bilden.“ Interview von Peter Nowak vom 03.11.2024 in ND online externer Link, siehe zum Thema auch:

    • Veranstaltung des AKI im IG Metallhaus Berlin am 13.11.2024: Wege aus der (Auto)-Krise
      Die Arbeiter:innen der Metallindustrie sind konfrontiert mit zwei Herausforderungen, die mit einander verflochten sind. zu einen der Kampf m einen Anteil, der die Lohnverluste ausgleicht, zum andern mit der Bedrohung ihrer Jobs im Fahrzeugbau, nicht nur der Auto-und Zulieferindustrie, sondern auch groteskerweise im Schienenfahrzeugbau. Überlegungen wie eine andere Wirtschaftsweise aussehen könnte oder müsste, hat die sozial-ökologische Ökonomin Katharina Keil angestellt. Zum Vortrag und Gespräch mit ihr laden wir euch gerne ein: Mittwoch, 13. November, 18:00 Uhr, IG Metall-Haus, Raum E01, Alte Jakobstraße 149, 10969 BerlinEinladung der AK Internationalismus externer Link bei der IG Metall Berlin
  • „VW – schmale Rendite, bedrohte Heimat“. Deutsche Krisenerzählungen am Beispiel VW Zwickau 
    • VW – schmale Rendite, bedrohte Heimat. Stephan Kaufmann über die deutsche Krisenerzählungen
      „… Das Management von Volkswagen macht sich also daran, die teure Heimat per Lohnsenkung zu verbilligen, um sie vor dem Untergang zu bewahren. Wettbewerbsfähigkeit ist nationale Pflicht. Es sei die »gemeinsame Verantwortung« aller Beteiligten, so VW-Finanzvorstand Arno Antlitz, Europas größten Autohersteller in eine gute und sichere Zukunft zu führen. »Das sind wir den kommenden Generationen schuldig«. Die »gute und sichere Zukunft« lässt sich beziffern, sie bedeutet laut VW-Management eine Kapitalrendite von 6,5 Prozent bis 2026. Für dieses Ziel sollen die Beschäftigten verzichten, »damit wir alle wieder stolz sein können auf eine starke deutsche Auto-Industrie«, so CDU-Politiker Jens Spahn.“ Kommentar von Stephan Kaufmann vom 01.11.2024 in ND online externer Link, siehe hierfür das Beispiel Sachsen und speziell Zwickau:
    • Kahlschlag bei Volkswagen: Was wird aus VW in Sachsen
      Von den Einschnitten sind auch die ostdeutschen Volkswagen-Werke existentiell bedroht (…) Die drei ostdeutschen Werke sind von den verschiedenen Abbauszenarien ebenso – wenn nicht sogar in besonderem Maße – bedroht. Die gläserne VW-Manufaktur in Dresden ist eine von bundesweit drei Fabriken, bei denen bereits über die Schließung spekuliert wird. Sie war von Beginn an ein Prestigeprojekt des Vorstands. Ab 1999 wurde hier zunächst der Oberklassewagen »Phaeton« zusammengeschraubt. Weil er sich eher schlecht als recht verkaufte, wurde seine Produktion 2016 wieder gestoppt. Es folgte die Herstellung von Elektrogolfs und seit 2021 die des ID 3, der mindestens 33.000 Euro kostet. Die Manufaktur ist außerdem Veranstaltungsort und Entwicklungslabor für neue Fertigungstechnologien. Besucher können den Beschäftigten bei der Arbeit zuschauen. Etwa 340 Lohnabhängige wären von einer Schließung betroffen.
      Auch das Werk in Zwickau mit etwa 9.500 Beschäftigten steht auf dem Spiel. VW hatte eine Milliarde Euro in den Umbau hin zur reinen Elektroautofabrik gesteckt. Seit 2019 wird der ID 3 hier serienmäßig produziert. Von Schließungsspekulationen ist Zwickau bisher nicht betroffen. Allerdings findet der Abbau bereits statt. Seit Sommer wird in Zwickau nur noch im Zweischichtbetrieb gearbeitet. Nachtschichten sind nicht mehr nötig. Erstmals überhaupt, seitdem VW in Zwickau produziert. Die Nachfrage ist zu gering. 360.000 Fahrzeuge könnten im Jahr in Zwickau gebaut werden, 2023 waren es nur 240.000. Im Juli kündigte die Geschäftsführung bereits an, etwa 1.000 der befristeten Stellen zu streichen. Die Pläne gehen bisher davon aus, dass selbst bei einem Fortbestand des Werkes in Zwickau künftig nur noch auf einer statt zwei Fertigungslinien produziert werden würde, wie der MDR am Montag unter Berufung auf den Gesamtbetriebsratschef von Volkswagen in Sachsen, Uwe Kunstmann, berichtete. Davon betroffen wären laut dem Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen (AMZ Sachsen) auch rund 50.000 Beschäftigte in Zulieferer- und Dienstleistungsbetrieben.
      Das Motorenwerk Chemnitz ist im Vergleich noch gut ausgelastet. Allerdings werden hier bisher ausschließlich Motoren für Verbrenner hergestellt. Mit Blick auf das geplante Ende der Produktion von Neuwagen mit Verbrennungsmotor steht für den Betrieb mit seinen gut 1.900 Beschäftigten daher schon länger die Frage im Raum, welche Zukunft das Werk überhaupt hat. Die Aussicht bisher: Komponenten für das Thermomanagement von Elektrofahrzeugen.
      Zukunft hätten die Werke in Ostdeutschland durchaus. Aus Sicht der IG Metall wäre der erste Schritt, günstigere Elektroautos unter einem Neupreis von 30.000 Euro herzustellen. Das allerdings gilt für andere Standorte auch. Um den Zuschlag für Aufträge dürfte hinter den Kulissen längst gestritten werden…“ Artikel von Susanne Knütter in der jungen Welt vom 01.11.2024 externer Link
    • Dagegen gab es in Zwickau bereits am 5. September ersten Protest:
      • VW-Betriebsversammlung: „Letztens waren wir noch die ‚Perle‘ des Unternehmens – heute fühlen wir uns eher wie eine Auster, die ausgesaugt wird“
        Minutenlange Pfeifkonzerte, lautstarke Buh-Rufe und ohrenbetäubendes Tröten nach jedem dritten Satz des VW-Markenvorstands Thomas Schäfer auf der einen Seite. Stehender Applaus für den Betriebsrat und Kolleginnen und Kollegen, die vor tausenden Beschäftigten ihrer ganzen Wut, ihrem Frust, ihrer Verzweiflung und ihrem Vertrauensverlust in „ihr“ Unternehmen teils hoch emotional Ausdruck verleihen auf der anderen Seite – selten war die Stimmung bei einer Betriebsversammlung im Zwickauer Fahrzeugwerk von Volkswagen so aufgeheizt wie am Donnerstag nachmittag…“ Bericht vom 05.09.2024 der IG Metall Zwickau externer Link mit einigen Fotos
      • Für diese Betriebsversammlung gab es für den Betriebsrat danach eine „Abmahnung“ (deren Fortgang uns nicht bekannt ist): Im der Redaktions zugesandten Schreiben der Geschäftsleitung Volkswagen Sachsen GmbH am 17.9.24 an den Betriebsrat Zwickau heißt es: „… Wir bewerten die „Informationsveranstaltung des Betriebsrats“ aktuell als Aufruf an die Belegschaft zur unzulässigen Arbeitsniederlegung…“
      • Siehe bei der IG Metall Zwickau externer Link weitere Informationen und Berichte über weitere spätere Proteste
  • Spalte und spare in der Profitkrise: VW-Management läßt Betriebsräte Abstiegs- und Existenzängste über „Horror-Vorhaben“ verbreiten
    • VW-Management plant laut Betriebsrat Werksschließung
      Vor nächster Tarifverhandlungsrunde werden Sparpläne bei VW konkreter. IG Metall mobilisiert dagegen (…)
      Erstmals seit mehr als 30 Jahren werden durch Androhung von Lohnkürzungen, Massenentlassungen und Werksschließungen wieder Abstiegs- und Existenzängste unter den Arbeiter*innen verbreitet. Die Spaltung der Belegschaften innerhalb der Werke und zwischen den Werken ist im Vorgehen des Managements angelegt und wohl beabsichtigt.
      Die Beschäftigten reagierten wütend auf diesen Tabubruch und unterstützten bei Betriebsversammlungen und ersten Kundgebungen den Betriebsrat und die IG Metall. Dort riefen sie in Richtung des Managements: »Wir sind Volkswagen – ihr seid es nicht!« Auf die Bedeutung von Solidarität weist die IG Metall hin. »Arbeitgeber, Unternehmensverbände und Betriebsspitzen versuchen landauf, landab einen Keil in die Belegschaft zu treiben. Wir sagen: Die Hunderttausenden Kolleginnen und Kollegen der Metall- und Elektroindustrie sowie bei Volkswagen halten zusammen«, so Thorsten Gröger, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall. »Sollte VW am Mittwoch seinen dystopischen Weg bestätigen, muss der Vorstand mit den entsprechenden Konsequenzen unsererseits rechnen«, warnte Gröger am Montag. (…) Doch insgesamt ist die Not bei VW nicht wirklich groß, es geht in erster Linie darum, künftige Profite zu sichern: 6,5 Prozent Rendite statt 3,5 Prozent. 137 Milliarden Euro Gewinnrücklagen und mehr als 16 Milliarden Euro Nettogewinn 2023 stehen in der Bilanz des Konzerns. Davon ausgeschüttet wurden 4,5 Milliarden im Jahr 2024, gut zwei Milliarden Euro direkt an den Porsche-Piëch-Clan.
      VW hat in den zurückliegenden Jahren staatliche Subventionen in Milliardenhöhe erhalten, ohne dass der öffentliche Einfluss auf das Unternehmen gestiegen und das Land Niedersachsen Einfluss auf die Strategie genommen hätte. Unabhängig von den Verhandlungen in Deutschland werden Fabriken in Belgien und China schon geschlossen. Während die Fabrik in Osnabrück derzeit besonders gefährdet ist, könnte auch aus der »gläsernen Manufaktur« in Dresden bald ein Showroom und eine Partylocation werden.
      Mit schnellen Ergebnissen bei den Verhandlungen ist nicht zu rechnen, zumal die IG Metall einen wichtigen Trumpf in der Hand hat: Wenn es keine neue Vereinbarung gibt, treten die Tarifverträge von 1994 wieder in Kraft – einschließlich der starren 35-Stunden-Woche und Leistungen wie Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, bezahlter Pausen und Schichtzuschlägen. In der Krise vor 30 Jahren wurde die Arbeitszeit verkürzt, um Entlassungen zu vermeiden. Dieser Weg wurde von der IG Metall bereits ins Gespräch gebracht
      …“ Artikel von Stephan Krull vom 28.10.2024 in ND online externer Link und eine Langfassung auf seiner Homepage externer Link
    • „Horror-Vorhaben der VW-Spitze“: VW-Vorstand schockt mit Kahlschlag-Plänen für Arbeitsplätze, Werke, Standortregionen und Einkommen
      Auf der Agenda: mindestens drei Fabriken schließen, Zehntausende kündigen plus Mega-Entgeltminus erzwingen
      Es ist eine Kampfansage von historischem Ausmaß an die eigene Belegschaft und an ganze Heimatregionen im Herz des Konzerns: Verbunden mit Arbeitsplatzverlusten für Zehntausende von uns will der Vorstand Folgendes durchsetzen: mindestens drei VW-Fabriken in Deutschland schließen, praktisch alle dann hierzulande noch bestehenden Werke verkleinern, sich zudem von bisherigen Kernbereichen trennen und obendrein massive Entgeltverluste für die verbleibenden Beschäftigten erzwingen. Das alles ist kein Säbelrasseln als Taktik in der aktuellen Haustarifrunde. Der Vorstand will all das wirklich, hält es ohne Abstriche für alternativlos. Dazu hat er kürzlich den Gesamtbetriebsrat informiert – vermeidet es aber, der eigenen Belegschaft reinen Wein einzuschenken…“ Meldung der IG Metall bei Volkswagen vom 28.10.2024 externer Link, siehe auch:
    • Gesamtbetriebsrat informiert Belegschaften: Der Vorstand will mindestens drei VW-Werke schließen, Zehntausende kündigen und zudem Entgelteinbußen von beinahe 20 Prozent erzwingen
      Vorstand präsentierte die Kahlschlag-Vorhaben kürzlich dem Gesamtbetriebsrat. Betriebsräte informieren Belegschaften parallel in allen zehn deutschen VW-Werken;Ausblutende Standortregionen: Auch verbleibende Fabriken sollen schrumpfen; Vorstand will darüber hinaus Abteilungen und selbst ganze Bereiche abschaffen; Hohe Entgelteinbußen für verbleibende Beschäftigte: 18 Prozent Minus für Werker; Vorstand legt weiterhin kein Gesamtkonzept vor – Abbruch der Gespräche droht; Zweite Gesprächsrunde im VW-Haustarif an diesem Mittwoch ist nun entscheidend…“ Pressemitteilung des Gesamtbetriebsrates externer Link vom 28.10.2024 und MITBESTIMMEN!-Extrablatt externer Link -Am Mittwoch (30. Oktober) treffen sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite zur zweiten Verhandlungsrunde für den neuen VW-Haustarif. Die Tarifpartner kommen in Wolfsburg in der Volkswagen Arena zusammen
    • Halbjahresfinanzbericht 2024 externer Link für das erste Halbjahr 2024 bei Volkswagen
    • Wenn VW jetzt, knapp 6 Monate nachdem ein paar Mrd. Euro Gewinne privatisiert wurden, Staatshilfen bekommt, hört man aus dem Grab von Karl Marx ein leises Kichern.“ Kommentar von Ardubancel Quazanga vom 29. Oktober 2024 auf bsky externer Link
    • Siehe auch das Dossier: Tarifrunde Metall und Elektro 2024: „Wir wollen mehr Geld, weil wir es brauchen“ (7 Prozent mehr Lohn für 12 Monate)
  • Wenn Unternehmensgewinne Vorrang haben vor den Existenznotwendigkeiten: Über den trostlosen Kampf um (lohnende) Arbeitsplätze am Beispiel VW
    Auf in den Kampf! Arbeitgeber nehmen Arbeit weg – bei VW, Thyssenkrupp und anderswo. Dieses Mal nicht die berüchtigten Migranten, sondern die dazu allein Befugten. Das als Auftakt zu einem trostlosen Kampf.
    Die Mitteilungen über geplante Massenentlassungen schaffen es momentan nur hin und wieder in die Schlagzeilen. Denn so viele Unternehmen verkünden die Freisetzung von Tausenden oder Zehntausenden, dass man nicht jeden Fall besonders würdigen oder dramatisieren kann. Irgendwie ist es ja auch eine Normalität der sozialen Marktwirtschaft, die jedem vertraut ist. Zuletzt haben es die geplanten Entlassungen von VW als grösseres Event in die Medien geschafft. Dabei lässt das Unternehmen keinen Zweifel daran aufkommen, warum diese „harten Einschnitte“ sein müssen, also eine Selbstverständlichkeit darstellen: „Den bisherigen Plänen zufolge soll allein die Marke VW bis 2026 bereits 10 Milliarden Euro sparen. Das Ziel ist, die Rendite auf 6,5 Prozent zu bringen. Zuletzt schaffte VW nur 2,3 Prozent. Die Kernmarke Volkswagen hat seit Jahren mit hohen Kosten zu kämpfen und liegt bei der Rendite weit hinter den Konzernschwestern wie Skoda, Seat und Porsche zurück.“ (SZ, 3.9.24) VW vergleicht also die Renditen intern und mit seinen Konkurrenten und kommt zu dem Ergebnis, dass die Gewinne unzureichend sind. Damit ist die Lage klar. Der Gewinnanspruch gilt unumstösslich und damit steht im Prinzip die Diagnose fest, die in der Öffentlichkeit zählt: Das Unternehmen ist in der Krise. Die muss behoben werden. Ein paar Probleme der „kleinen Leute“ gibt’s daneben auch noch. (…)
    Der Kampf um (lohnende) Arbeitsplätze
    Die Ankündigungen des Unternehmens, Tausende von Arbeitsplätzen zu streichen und gegebenenfalls Standorte zu schliessen, haben den Protest der Belegschaft und der Gewerkschaft auf den Plan gerufen. (…) Kämpferische Töne sind da viele zu hören. Doch wer zum Kampf schreiten will, sollte sich Klarheit darüber verschaffen, mit wem er es zu tun hat und wer seine Verbündeten sind. Denn schon der Ausgangspunkt des Kampfes ist bemerkenswert. Warum ist die Lebensgrundlage der meisten Menschen in diesem Lande so unsicher und warum ist ein – übrigens (wie die Gewerkschaft am besten weiss): dauernder – Kampf um die Existenzgrundlage nötig? Dass die Gewinnansprüche von VW unbestritten sind und als Ausgangspunkt der Auseinandersetzung gelten, so dass beim Versagen an dieser Stelle gleich eine Krise ausgerufen wird, könnte einem schon einiges über dieses Wirtschaftssystem klarmachen. (…)
    Wenn die Gesamtbetriebsratsvorsitzende von VW, Daniela Cavallo, verkündet: „VW gehört nicht nur den Aktionärinnen und Aktionären, sondern auch uns, der Belegschaft“ (tagesschau.de, 25.9.24), dann erzählt sie zunächst ein Märchen. Weil Arbeitnehmer sich für „ihre“ Firma nützlich machen, sollen sie auch schon Miteigentümer von VW sein? So jedenfalls die Gewerkschafterin, die damit ein Recht auf Beschäftigung einklagt, das es nicht gibt. Das wissen natürlich auch die Funktionäre der IG Metall, aber man will damit einen moralischen Anspruch auf Beschäftigung anmelden. Man mahnt das Berufsethos des „Arbeitgebers“ an.
    Arbeitsplätze werden in der Marktwirtschaft von Firmen eingerichtet, damit aus dem dort angelegten Geld mehr Geld wird. Sie haben die Verfügungsgewalt, Arbeitnehmer zu beschäftigen oder auch nicht. Ein Anrecht auf Beschäftigung gibt es ebenso wenig wie den Besitz von Arbeitsplätzen durch Arbeitnehmer. Deren Wille, arbeiten zu wollen, und die Bereitschaft, sich ganz in den Dienst des Unternehmens zu stellen, zählen eben nur dann, wenn jemand davon Gebrauch machen will. Von dessen Kalkulationen sind sie abhängig – und das macht ihre Existenz prinzipiell unsicher. Es gilt ja die unternehmerische Freiheit. Jeder kann mit seinem Eigentum so verfahren, wie er will, und diese Freiheit wird nicht nur gelobt, sondern auch staatlich gesichert. Wer dagegen auf der Sicherung seiner Existenz besteht, stellt – ob wer will oder nicht – die Systemfrage. (…)
    Mit dieser Politik der Sozialpartnerschaft, die VW aufkündigt, an der die Gewerkschaft aber festhalten will, findet konsequenterweise eine Scheidung innerhalb der Belegschaft statt – in die, die zur Entlassung anstehen, und die, die bleiben können. Nach dieser Logik dürfen die Entschädigungen für die Entlassungen auch nicht zu viel kosten und von den Weiterbeschäftigten werden dann ebenfalls wieder Opfer verlangt – eben zur Sicherung „ihrer“ Arbeitsplätze, die, wie gesagt, nie sicher sind. Und bei aller Beteuerung der Solidarität betreiben Gewerkschafter die Entsolidarisierung mit, sofern es hier überhaupt viel zu destruieren gibt. Wie gewerkschaftliche Solidarität aussieht, dafür gibt es in der BRD ja eindeutige Beispiele. Die Werksstillegung von Audi in Brüssel – ebenfalls ein Teil des VW-Konzerns – war der IG-Metall allenfalls eine hohle Erklärung wert.
    Die Hauptfrage, die sich viele Beschäftigte stellen, lautet jetzt: Trifft es mich? Dabei sind alle betroffen – entweder als zur Entlassung Anstehende oder als Weiterbeschäftigte mit Abstrichen beim Lohn und mit gesteigerten Leistungsanforderungen am Arbeitsplatz. Die Entlassenen leisten dabei einen doppelten Dienst fürs Kapital: Sie entlasten unmittelbar die Kostenseite des Unternehmens und als Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt erlauben sie es allen Unternehmen, die Löhne zu drücken. Unterstützt wird das von Seiten des Staates, der mit Streichungen von Sozialleistungen seinerseits den Druck auf die Arbeitslosen erhöht – siehe die aktuelle Debatte um das Bürgergeld (…). So gehen die Massenentlassungen immer alle an, die vom Verkauf ihrer Arbeitskraft leben müssen – insofern sind sie auch immer eine Klassenfrage. Aber eine Organisation, die sich dieser Frage annimmt, gibt es hierzulande leider nicht. (…) Wer dennoch an einem sicheren Lebensunterhalt festhalten will, der muss sich über eins im Klaren sein: Er stellt sich damit gegen das System und braucht Mitkämpfer, die auf der Linie der deutschen Gewerkschaften leider nicht zu finden sind. Selbst für einen Kampf um Schadensbegrenzung braucht es eine breite Solidarität, für die die Gewerkschaft nicht zu haben ist. Ihr geht es um die Sicherung des Erfolgs von VW – und genau so der anderen Firmen, die sich erfolgreich gegen Konkurrenten aufstellen wollen und ihre Beschäftigungsprobleme sozialpartnerschaftlich lösen sollen.“ Beitrag von Suitbert Cechura vom 8. Oktober 2024 beim untergrundblättle externer Link („Auf in den Kampf! Arbeitgeber nehmen Arbeit weg – bei VW, Thyssenkrupp und anderswo“)
  • Verkehrswende in der Autostadt: Von VW-Arbeitern, die keine Autos mehr bauen wollen 
    Wolfsburg ist VW – VW ist Wolfsburg. Doch der Autokonzern ist in der Krise, das E-Auto schwächelt. Was, wenn der Konzern ganz andere Wege ginge? „Wir können es uns ökologisch einfach nicht mehr leisten, weiter Autos zu produzieren.“ Lars Hirsekorn ist Betriebsrat und arbeitet seit 30 Jahren bei VW. Jetzt kämpft er für eine Neuausrichtung seines Konzerns: Baut Straßenbahnen, keine Kraftfahrzeuge! Hirsekorn und seine Mitstreiter haben sich mit Umweltaktivisten zusammengetan, um mit spektakulären Aktionen die Selbstgewissheit der Autostadt ins Wanken zu bringen. Dabei spielt ihnen auch die Angst um Arbeitsplätze in die Hände. Denn der VW-Konzern hat alles auf die Karte Elektro-Auto gesetzt, auf die Absatzkrise antwortet der Konzern mit Sparprogrammen. VW könnte für „Verkehrswende“ stehen – Warum nicht einmal das Undenkbare denken? Doch die Beharrungskräfte in der Autostadt sind groß…“ Feature von Matthias Becker und Gerhard Klas vom 08.10.2024 im Deutschlandfunk externer Link Audio Datei samt dem Manuskript externer Link

  • Volkswagen Sachsen GmbH kündigt die „Beschäftigungssicherung“ für die Standorte Zwickau, Chemnitz und Dresden auf – und/obwohl Habeck mildere CO2-Regeln befürwortet
    • IG Metall verurteilt Kündigung der Tarifverträge für VW Sachsen
      Am Tag vor der ersten Tarifverhandlung bei Volkswagen in Hannover hat die Geschäftsführung der Volkswagen Sachsen GmbH jetzt auch für die drei Standorte Zwickau, Chemnitz und Dresden die Beschäftigungssicherung aufgekündigt. „Hier wird das gemeinsame Tarifwerk und die Sozialpartnerschaft mit Füßen getreten. Der VW-Vorstand verlässt den gemeinsam vereinbarten Weg jetzt auch für die drei VW-Standorte in Sachsen“, betont IG Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze. „Gemeinsam werden wir uns entschieden gegen diesen Angriff auf unsere Arbeitsplätze wehren. Wir kämpfen für die Beschäftigungssicherung. Alle Standorte müssen bleiben – in Sachsen genau wie in den anderen Regionen.“ (…) Für die Volkswagen AG hatte der Vorstand mehrere Tarifverträge – unter anderem zur Beschäftigungssicherung – bereits gekündigt. Die sächsischen Werke mit den drei Hauptstandorten Zwickau, Chemnitz und Dresden sind außerhalb der AG in der Volkswagen Sachsen GmbH organisiert.“ Pressemitteilung vom 24.09.2024 der IG Metall Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen externer Link
    • Autogipfel im Wirtschaftsministerium: Ein bisschen mehr Abgas soll’s sein
      Wirtschaftsminister Habeck verspricht der Autoindustrie, in Brüssel für mildere CO2-Regeln zu kämpfen. Dort stößt das auf wenig Gegenliebe.
      Mit leeren Händen wollte Wirtschaftsminister Robert Habeck die Vertreter der Autobranche nach dem Krisengipfel nicht nach Hause schicken. Also versprach der Grünen-Politiker ihnen etwas, das den klammen Haushalt nicht belastet, aber Deutschlands wichtigster Industrie helfen könnte: Er wolle sich in Brüssel dafür einsetzen, dass die Revision der CO2-Flottengrenzwerte der EU um ein Jahr auf 2025 vorgezogen wird. Subventionen, wie eine etwa von SPD-Politiker*innen oder VW ins Spiel gebrachte Kaufprämie für Elektroautos, lehnte Habeck zwar ab. „Lieber keine Maßnahmen als Schnellschüsse oder Strohfeuermaßnahmen“, sagte Habeck nach der Videokonferenz am Montagnachmittag mit unter anderem Vertretern des Branchenverbands VDA, der Gewerkschaft IG Metall sowie von Herstellern wie Volkswagen, BMW und Mercedes. Auch unter den Autobauern sind Subventionen umstritten. „Die deutsche Automobilindustrie braucht keine kurzfristigen, marktverzerrenden Strohfeuer“, erklärte BMW. Zudem würden die Autobauer durch die Revision der CO2-Flottengrenzwerte massiv Geld sparen…“ Artikel von Simon Poelchau vom 24.9.2024 in der taz online externer Link
    • Start der Tarifverhandlungen: IG Metall: Können VW „richtig einheizen“
      „… Die IG Metall fordert zum Auftakt der Tarifverhandlungen mit VW für die rund 120.000 Volkswagen-Beschäftigten eine Beschäftigungssicherung über das Jahr 2030 hinaus und droht mit Streiks ab Dezember. IG-Metall-Chefunterhändler Thorsten Gröger sagte in Hannover, falls nötig, stünden ab dem 1. Dezember zehntausende VW-Beschäftigte vor den Werkstoren und auf der Straße. Der Konflikt mit VW habe erst begonnen…“ Meldung vom 25.09.2024 in ZDFheute externer Link
    • Klare Ansage gegen Werksschließungen und Kahlschlag-Pläne bei Volkswagen! Mehr als 3000 Beschäftigte heizen VW-Vorstand in Hannover ein
      Für gewöhnlich finden Konzerte in den Herrenhäuser Gärten statt, heute gab es allerdings ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert vor dem Schloss in Hannover: Mehr als 3000 Metallerinnen und Metaller zeigten dem Top-Management Volkswagens, was sie von dessen geplanten Streichorgien halten. Aus allen VW-Standorten kamen Beschäftigte, um ihren Unmut über eine Drohkulisse von Werksschließungen und Massenentlassungen zum Ausdruck zu bringen…“ Pressemitteilung des IG Metall Bezirks Niedersachsen und Sachsen-Anhalt vom 25.09.2024 externer Link bei der IG Metall Salzgitter-Peine
    • Ingenieure, Mechaniker, Werkstudenten und Vorstand: Das verdient man (noch) bei Volkswagen
      Volkswagen steckt aktuell in der größten Krise seiner Unternehmensgeschichte. Die Inflationsprämie, Boni sowie geplante Gehaltserhöhungen für das Management wurden bereits Anfang des Jahres gestrichen. Doch wie viel verdienen die Top-Manager von VW tatsächlich? Und was bekommen die restlichen Mitarbeiter im Konzern?…“ Artikel von Holger Wittich vom 12.09.2024 in auto-motor-und-sport.de externer Link
  • Zukunftsfähige Produkte: Die Kapitalinteressen sprechen dagegen. Jede Vernunft spricht dafür. Deshalb ist internationale Solidarität wichtiger als je zuvor.
    Mein Name ist Thorsten Donnermeier Vertrauensmann der IG Metall, ich habe 1984 bei VW Kassel angefangen zu arbeiten. Auch mein Vater hat dort sein halbes Leben verbracht und war Vertrauensmann der IGM. (…) Für Sicherheit und Zukunft steht die Automobilindustrie jetzt nicht mehr, alle sind betroffen von Bosch bis ZF. Von BMW bis VW und das rund um den Erdball. Deshalb wird niemand mehr in der Automobilindustrie einen neuen Job finden. (…) Die Wut ist groß. Dienst nach Vorschrift ist angesagt, kein Schritt mehr als man muss. Großes Unverständnis über genehmigte verpflichtende Mehrarbeit durch den BR ist bei sehr vielen vorhanden (…) Offene Wutausbrüche sind mir nicht bekannt. Jedoch wurde mit großer Sympathie aus Zeitungen wahrgenommen, dass unsere ArbeitskollegInnen in Brüssel 200 Autoschlüssel verlegt haben. (…) Ich wünsche mir von meiner Gewerkschaft viel mehr Aktivitäten in Richtung internationale Solidarität. Angenommen, die Komponenten von VW Kassel werden auf Mlada Botislav (Skoda) und VW Posnan aufgeteilt, dann werden sich die dortigen KollegInnen über ihre dadurch gewonnene Beschäftigung freuen und nicht solidarisch uns gegenüber verhalten. Wir sind es ja auch nicht gewesen oder zu wenig mit dem Standort Brüssel, werden sie denken. (…) Dass noch etwas schneller oder produktiver werden kann, wird als unrealistisch angesehen. Eine natürliche Grenze ist erreicht, wo nichts mehr schneller und produktiver geht, so die Aussage der meisten VW-Werkers. Verwunderung herrscht, wenn solche Vorschläge aus den Mündern von hohen BR oder IGM-Funktionären kommt. (…) Schade, dass die IGM in Wolfsburg und die Gesellschaft drumrum, nicht auf die Vorschläge der Verkehrswende und Amsel 44-Leute eingegangen ist und nicht den Bau von ÖPNV-Fahrzeugen in Betracht gezogen hat. (…) Nur mit zukunftsfähigen Produkten gibt es zukunftssichere Jobs. Das müssen wir Gewerkschafter und VW-Beschäftigte uns vor Augen halten. (…) Deshalb ist eine der Zukunft zugewandte Gewerkschaft mit den Kampfmethoden der internationalen Solidarität wichtiger für uns als Beschäftigte, als je zuvor.“ Artikel von Thorsten Donnermeier vom 19.09.2024 – wir danken! Siehe aktuell auch:

  • Volkswagen kündigt mehrere Tarifverträge auf. Nebenwirkung: Entgeltanhebung durch Schattentarif für viele. Lehre: Schluss mit Verzicht und Co-Management.
    • Volkswagen kündigt weite Teile der Tarifvertragsfamilie auf: IG Metall will betriebsbedingte Kündigungen ab Mitte 2025 verhindern
      Volkswagen hat viele Familiengeschichten über Generationen hinweg geprägt. Nun setzt der Wolfsburger Autobauer die Axt an die Zukunft kommender und bestehender Beschäftigungsgenerationen
      Es ist Dienstag, der 10. September, als bei der IG Metall-Bezirksleitung Niedersachsen und Sachsen-Anhalt am Klagesmarkt in Hannover ein Einschreiben überstellt wird, dessen Inhalt dramatische Folgen haben kann: Volkswagen lässt seinen Ankündigungen der letzten Woche Taten folgen und kündigt eine ganze Palette an bestehenden Tarifverträgen und damit den vertrauensvollen Pfad der konstruktiven Zusammenarbeit auf.
      Im Wesentlichen hat das Unternehmen folgende Tarifverträge gekündigt:
      – Tarifvertrag zur nachhaltigen Zukunfts- und Beschäftigungssicherung (Zukunftstarifvertrag)
      – Rahmentarifvertrag für Beschäftigte mit Spezialisten- oder Führungsfunktion (TarifPlus)
      – §6 und 18 des Ausbildungstarifvertrags (Übernahme der Auszubildenden)
      . Tarifvertrag über die Vergütung und Einsatzbedingungen von Zeitarbeitnehmern
      Damit spitzt sich die Tarifrunde 2024 massiv zu, noch bevor die erste Verhandlung überhaupt stattgefunden hat. (…)
      Volkswagen hat nun den aus seiner Sicht hinderlichen Schutzschirm für Beschäftigte, der betriebsbedingte Kündigungen ausschloss, aufgekündigt. Mit Einreichen der Kündigung bis Ende September ist dieser Zukunftstarifvertrag nun zum Jahreswechsel gekündigt. Bis zum Ausspruch einer betriebsbedingten Kündigung durch das Unternehmen haben die Tarifvertragsparteien allerdings 6 Monate Zeit für eine Einigung, weil der Tarifvertrag in dieser Zeit nachwirkt. Folglich könnte das Unternehmen erst ab Mitte 2025 betriebsbedingt kündigen. Ferner müsste Volkswagen dann noch auf Ebene der Betriebsparteien in Verhandlungen über einen Sozialplan einsteigen.
      Mit der Kündigung des Zukunftstarifvertrags sind allerdings weitere Konsequenzen verbunden. Was als Mechanismus zur Kosteneinsparung zu Lasten der Beschäftigten gedacht ist, könnte sich für Markenchef Thomas Schäfer schnell als finanzieller Dammbruch erweisen. Paradoxerweise führt die Aufkündigung nämlich zu einer automatischen Entgeltanhebung für die tariflichen VW-Beschäftigten. Der Kündigungsschritt aktiviert alte tarifliche Regelungen, die nun wieder in Kraft treten – ein Mechanismus, der in Gewerkschaftskreisen „Schattentarif“ genannt wird. Mit der Einführung der 4-Tage-Woche wurde das Entgelt auf das Niveau der Branche abgesenkt. Vor 20 Jahren wurde dann die Arbeitszeit ohne Entgelterhöhung angehoben. Im Gegenzug wurde der tarifvertragliche Schutz vor Entlassungen vereinbart.
      Für knapp die Hälfte der Belegschaft, die vor 2005 unter den Bedingungen des ehemaligen Haustarifvertrags ins Unternehmen eingetreten war, bedeutet das konkret: Sie müssen künftig ein bis zwei Stunden mehr pro Woche arbeiten (bisher: 33 Stunden im direkten und 34 Stunden im indirekten Bereich; künftig: Alle 35 Stunden). Doch im Gegenzug erhalten sie ein höheres Entgelt, die sogenannte Schattentabelle. Mit der Wiederinkraftsetzung älterer Regelungen kommen finanzielle Vorteile zurück, die mit der Einführung der 4-Tage-Woche vor Jahren abgeschafft wurden. Dazu gehören unter anderem eine 35-Stunden-Woche bei vollem Entgeltausgleich, zusätzliche Erholungszeiten von fünf Minuten pro Stunde, höhere Zuschläge für Überstunden und Samstagsarbeit sowie Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld. (…)
      Die IG Metall fordert weiter vom Unternehmen, noch im September an den Verhandlungstisch zu kommen und die Tarifrunde nicht auf die lange Bank zu schieben. Es braucht schleunigst Klarheit für die Beschäftigten! Für die IG Metall ist klar: Alle Standorte müssen bleiben! Es braucht eine neue Beschäftigungssicherung! Tarifverträge sind einzuhalten!
      Meldung vom 10.09.2024 der IG Metall Wolfsburg externer Link („we are family“ ist, wenn selbst die Tarifverträge als „Tarifvertragsfamilie“ bezeichnet werden!), siehe auch:

      • Alle Details im Extrablatt: VW kündigt Kern der Tariffamilie auf. Verhandlungsmarathon startet – Beschäftigungssicherung bis Juli 2025
        Zeitung des Volkswagen Betriebsrates exra vom September 2024 externer Link mit FAQ
      • Historischer Tabubruch: Vorstand will Kahlschlag für Tariffamilie – Angriff gleich auf mehrere Verträge
        Arbeitgeber kündigen Jobsicherheit, Tarif Plus, Leiharbeits-Tarif und sogar Azubi-Übernahme auf (…) Das Wichtigste vorab: Tatsächlich betriebsbedingt kündigen könnte VW frühestens im Sommer nächsten Jahres. Jedoch gäbe es dabei eine Hürde, die dem Unternehmen wehtäte. Es gibt nämlich einen bemerkenswerten Umstand: Die Aufkündigung der Beschäftigungssicherung brockt es der Unternehmensseite ein, zwangsweise Entgelte erhöhen zu müssen, sollte mit der IG Metall nicht bis Sommer 2025 ein Kompromiss gelungen sein. So paradox es also klingt: Wenn die Arbeitgeber an die seit 30 Jahren fortgeschriebene Beschäftigungssicherung ranwollen, wird es richtig teuer für sie…“ Meldung vom 10.09.2024 der IG Metall bei Volkswagen externer Link
    • Volkswagen: Massiven Angriff zurückschlagen! Schluss mit Verzicht und Co-Management
      „… Die Kolleginnen und Kollegen sind aber auch empört und wütend. Denn für den Beschäftigungssicherungsvertrag haben sie verzichtet. Sie haben sich darauf verlassen, dass die Zusagen gelten. Doch Zusagen der Konzernbosse sind nichts wert, wie man jetzt sieht. Das Schicksal der Kolleginnen und Kollegen ist ihnen außerdem egal.
      Verzicht rettet keine Arbeitsplätze
      Das Auftreten der Konzernleitung ist (ähnlich wie bei Thyssenkrupp Steel) unerbittlich. In den letzten Jahren haben Betriebsräte und die Führung der IG Metall bei VW, wie auch in den anderen Konzernen, immer wieder Zugeständnisse für vermeintliche Beschäftigungssicherung gemacht. Erst Ende letzten Jahres stimmte der Betriebsrat Vereinbarungen zur Personalkostensenkung in der Verwaltung um 20 Prozent zu, indem Altersteilzeit ausgeweitet und Abfindungen angeboten wurden. Im Februar wurde die tariflich vereinbarte Wahlmöglichkeit für alle Beschäftigten zwischen Freizeit und Geld und die Möglichkeit der Inanspruchnahme eines Zusatzentgelts anstatt Freizeit abgeschafft. Immer werden solche Vereinbarungen als nötig für den Standorterhalt angeführt. Schon seit Jahrzehnten bedeutet diese Standortlogik eigentlich, dass sich die Spirale bei Arbeitsbedingungen und Löhnen nach unten dreht. Das gilt international, aber auch unter den Kolleg*innen einzelner Standorte. (…)
      Schluss mit Verzicht und Co-Management
      Leider hat sich schon jetzt eine gewisse Bereitschaft von Seiten der IG Metall-Führung gezeigt, sich auf die Verzichtslogik einzulassen, indem sie die Wiedereinführung der 4-Tage-Woche bei VW aufgeworfen haben. Diese wurde schon einmal eingeführt – aber verbunden mit der Absenkung der Gehälter, anstatt mit vollem Lohnausgleich wie es eigentlich nötig wäre. Angebracht wäre außerdem eine Anhebung der Löhne, um die Inflation der letzten Jahre auszugleichen. Betriebsrat und IG Metall sagen gleichzeitig, der VW-Vorstand habe die Sozialpartnerschaft aufgekündigt. Das mag sein, diese hat aber in den letzten Jahrzehnten immer weitere Verzichtsvereinbarungen hervorgebracht. Anstatt nun wieder einen Vertrag zur angeblichen Beschäftigungssicherung anzustreben, in dem die Kolleg*innen wieder Abstriche machen sollen, müssen Betriebsrat und Gewerkschaft im Gegenteil klar sagen: Hiermit ist Schluss. Es wird keinen weiteren Verzicht geben!
      Denn warum sollten die Beschäftigten erneut die Kosten der kapitalistischen Krise tragen? In Wahrheit ist es doch so, dass die Kapitaleigner bei VW weiterhin riesige Gewinne machen. Die Gewinnrücklagen betragen 137 Milliarden Euro, der Nettogewinn 2023 16 Milliarden Euro. 4,5 Milliarden 2024 wurden dieses Jahr an die Aktionär*innen ausgeschüttet! All das wurde durch die harte Arbeit der Beschäftigten erwirtschaftet. Der Piëch-Porsche Clan hat ein unvorstellbares Vermögen von knapp 40 Milliarden Euro! Jegliches Zurückweichen bei den eigentlich sogar noch bescheidenen Tarifforderungen ist genau der falsche Weg. (…)
      Stattdessen sollte die Forderung diskutiert werden, VW vollständig in öffentliches Eigentum zu überführen. Entschädigung darf es nur bei nachgewiesener Bedürftigkeit geben. Das komplette Management mit seinen Spitzengehältern gehört entlassen. Stattdessen sollte der Betrieb unter der demokratischen Kontrolle und Verwaltung durch gewählte, rechenschaftspflichtige und jederzeit abwählbare Vertreter*innen aus je einem Drittel der Belegschaft, der Gewerkschaft und Land oder Bund geführt werden
      …“ Artikel von Angelika Teweleit vom 9. September 2024 in solidaritaet.info externer Link (Sol)
    • Selbstbewusste Belegschaft: Wir sind Volkswagen – ihr seid es nicht!
      „„Freiheit statt Tempolimit“ – tönte vor kurzer Zeit der oberste VW-Manager Blume. Die Wolfsburger Presse beschrieb das als „Balsam für die Werker-Seele“. Was für ein Schmalz, was für ein ideologisches Geschwätz bei der Androhung von Massenentlassungen und einer ersten Werksschließung in Brüssel. (…) Erstmals werden jetzt bei VW innerhalb eines Konzerns Überkapazitäten eingestanden. Natürlich müssen diese Überkapazitäten abgebaut werden – durch den Aufbau von Produktion für nachhaltige öffentliche Mobilität und durch Arbeitszeitverkürzung. (…) Das Management von VW verbreitet das Märchen, es würden vier Milliarden Euro fehlen. Aber es geht nur darum, die Kosten schneller zu senken, die hohen Gewinnerwartungen schneller zu erfüllen. Die vier Milliarden Euro fehlen ihnen zu einer angepeilten Umsatzrendite von 6,5 Prozent3. Darum geht es. Auch die Marke VW hat in zurückliegenden Jahren Umsatzrenditen in Höhe von mehr als vier Prozent geliefert. (…) Es ist die Strategie des Managements, die Belegschaft gegeneinander auszuspielen: Alt gegen Jung, Büro gegen Fließband, Emden gegen Zwickau. Konzernboss Oliver Blume wärmte die Story von der schwäbischen Hausfrau wieder auf und „verwies auf eine am Monatsende leere Familienkasse. Wenn dann der Fernseher kaputt geht, dann müssen Oma oder der reiche Onkel einspringen.“ Blume versucht es auf die sentimentale Tour: „Wir führen VW wieder dorthin, wo die Marke hingehört – das ist die Verantwortung von uns allen. Ich komme aus der Region, arbeite seit 30 Jahren im Konzern. Ihr könnt auf mich zählen und ich zähle auf Euch – Wir sind Volkswagen“.  Aber tausende in der Halle skandieren selbstbewusst: „Wir sind Volkswagen – aber ihr seid es nicht!“…“ Artikel von Stephan Krull  vom 07. September 2024 bei ISW externer Link
  • Wofür kämpfen die Belegschaften bei VW: „Natürlich rückt da die Produktion von Öffentlichen Verkehrsmitteln und Schienenfahrzeugen ins Blickfeld“ oder „Nichts läuft hier ohne IG Metall“ um „Fixkosten zu reduzieren“?
    • Rede von Thorsten Donnermeier, Vertrauensmann bei VW Kassel, bei der Belegschaftsversammlung
      Entsetzen, Schockstarre und Wut haben die Meldung ausgelöst dass die Beschäftigtigungssicherung nicht verlängert werden soll. Noch schlimmer, von Werksschliessung ist die Rede. Nicht mehr Wettbewerbsfähig heißt es da.
      Die Lösungsvorschläge sind immer die gleichen. Mantraartig hören wir immer wieder die gleiche Schallplatte. Kosten runter, Produktivität hoch. Das mit dem Kosten senken gilt nur für uns und nicht für unseren Chef, Herr Blume selbst. 10 Mio bekommt er im Jahr, damit hat er die Gehaltsschallmauer durchbrochen.
      Wie viele Leiharbeiter kann man mit dem Geld beschäftigen? Rechnet es euch selbst aus. Es sind viele Existenzen die man damit retten könnte. 10 Mio Gehalt. Da ist Sparpotential. Herr Schmall wieviel Geld bekommen Sie von VW? Lassen Sie uns gemeinsam draufschauen wie viel Sparpotential es da gibt.
      Produktivität und Beschäftigungssicherung halten sich die Waage. Wurde uns versprochen. Bekommen tun wir jetzt, das die Beschäftigungssicherung gekündigt werden soll, genau da wo wir sie brauchen.
      So wie ich euch alle hier sehe, ist klar: Das wird sich diese Belegschaft nicht gefallen lassen. Wir kämpfen um gemeinsam um jeden Arbeitsplatz. Aktuell befinden wir uns vor Tarifverhandlungen. Die Forderungen sind bekannt. Es gibt berechtigte Angst, dass man uns ans Geld will.
      Der Lohnkostenanteil am PKW beträgt im Schnitt ca. 16 bis 18%. So die Schätzungen. An diesen Zahlen wird deutlich, selbst wenn auf die Hälfte unserer Löhne verzichten würden, würden uns die Autos trotzdem nicht aus den Händen gerissen. Deshalb klar und deutlich: Lohnverzicht schafft keine Arbeitsplätze. Arbeitszeitverkürzung schafft und sichert Arbeitsplätze. Da braucht man nur in die Geschichte der Arbeiterbewegung zu schauen.
      Wir sind nicht allein mit der Bedrohung. Man braucht nur die Zeitung aufzuschlagen. Audi Brüssel steht unter Druck. Von ZF bis Bosch. Von BMW bis Stelantis in den USA. Arbeitsplatzmasserker wo man hinsieht in der Metall und Automobilindustrie. Werksschliessung bei Ford Saarlouis. Egal ob Verbrenner oder E Mobilität: Arbeitsplatzabbau auf Teufel komm raus.
      Die ersten Belegschaften nehmen das nicht mehr hin. In Italien nähe Florenz hat sich eine Belegschaft entschieden, die Fabrik zu besetzen und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und sich einer Werksschliessung entgegen zu stellen. Statt Teile für Verbrenner oder E Mobilität zu fertigen sollen sollen dort Solarpenels und Lasten Fahrräder gebaut werden.
      Zukunftsfähige Arbeitsplätze gibt es nur mit zukunftsfähigen Produkten. Natürlich rückt da die Produktion von Öffentlichen Verkehrsmitteln und Schienenfahrzeugen ins Blickfeld. Die Vernunft spricht dafür. Eine Diskussion, die auch wir hier in Zeiten der automobilen Überproduktion führen müssen, wenn wir nicht völlig in die Knie gehen wollen.
      Maßnahmen vom Werksmanagement: Werksschliessung, Personalabbau. Befristungen nicht verlängern bringt Not und Elend.
      Was bleibt zum Schluss zu sagen? Egal unter welchen Firmenlogo wir arbeiten, ob befristet, Leiharbeiter oder Stammbelegschaft: Wir stehen alle gemeinsam turbulenten Zeiten gegenüber. Haltet zusammen. Ohne uns dreht sich kein Rad. Wir sind das Werk.“ (Wir danken Thorsten Donnermeier!). Siehe auch:

      • Betriebsversammlung in Baunatal: VW-Mitarbeiter entsetzt über Sparpläne und sauer auf Chefs
        Begleitet von Pfiffen ist die Betriebsversammlung von Volkswagen in Baunatal abgelaufen. Viele Mitarbeiter protestierten gegen den umfassenden Sparplan. Der Betriebsrat macht die Konzernführung für die Krise beim Autohersteller verantwortlich. (…) Buhrufe, Pfiffe und Plakate begleiteten am Mittwochmittag die Betriebsversammlung bei Volkswagen in Baunatal (Kassel). Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter protestierten gegen die von VW angekündigten Sparmaßnahmen. Der Betriebsrat sprach von etwa 7.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. „Vor allem Zeitarbeiter haben Angst“…“ Aus dem Bericht vom 04.09.24 in hessenschau.de externer Link mit Video. Lese auch:
      • Krise bei VW: „Wasser auf die Mühlen der AfD“
        „… Wir fordern vom Management einen Masterplan. Der soll für jede einzelne Marke von VW exakte Ziele definieren. Und zwar jeweils für die Jahre 2025, 2030 und 2035. Wir stehen noch immer am Anfang einer ökologischen Transformation der Automobilindustrie. Am Beginn eines Umbaus weg vom Verbrenner hin zum Elektroauto. Das ist eine grundlegende Veränderung mit einer großen Dynamik. Wir glauben, dass diese Transformation bis zum Jahre 2035 dauern wird. Deshalb dieses Zieldatum für den Masterplan, den wir fordern. Wir verlangen, dass die plumpe Ankündigung von betriebsbedingten Kündigungen und von Werksschließungen zurückgenommen wird. (…) Seit 2023 hat das VW-Management Sparpläne für jede einzelne Automarke, für jeden Bereich aufgelegt. Wir waren bereit, die notwendigen Veränderungen gemeinsam zu besprechen. Aber wir wurden stattdessen mit plumpen Ideen konfrontiert, zum Beispiel Bereiche der Logistik outzusourcen. Wir haben uns gegen dieses Outsourcing ausgesprochen, weil sich die Arbeitsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen verschlechtern würden. Sie würden dann nicht mehr nach Tarif bezahlt. (…)
        Dass jetzt betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen im Raum stehen, ist Wasser auf die Mühlen der AfD. Die Rechtspopulisten werden jetzt verkünden: Da seht ihr, wohin die Elektromobilität führt! Es wird den Menschen vorgegaukelt, dass der ökologische Umbau der Industrie nicht notwendig ist. (…)
        Es kommt ganz darauf an, wie ein Verlust von Arbeitsplätzen kompensiert werden kann. Eine Möglichkeit ist die Verkürzung von Arbeitszeiten. Aber die Diskussion über die Umstände der ökologischen Transformation wird viel zu wenig geführt. Wir haben beim jüngsten Gewerkschaftstag der IG Metall beschlossen, dass die Mitbestimmung in strategischen Fragen in den Unternehmen ausgebaut werden muss. Wenn wir mehr Einfluss hätten auf strategische Entscheidungen über die Produktion, dann könnten solche krisenhaften Zuspitzungen wie jetzt bei VW vermieden werden. Wir könnten dann zum Beispiel Synergieeffekte bei der Produktion verschiedener Marken nutzen.
        [Das berührt am Ende aber die Frage des Eigentums bei den Produktionsmitteln.]
        Unser Ziel muss sein, dass die Beschäftigten über die Produktion entscheiden. Die Beschäftigten müssen zu Miteigentümern der Betriebe werden
        .“ Interview von Claus-Jürgen Göpfert vom 05.09.2024 in der FR online externer Link mit Carsten Büchling, Betriebsratschef des VW-Werkes in Baunatal
      • Die Attacke von VW und ihre Hintergründe – „Für was kämpfen?“
        VW kündigt Massenentlassungen und Werksschließungen an. Der Konzernvorstand hält drastische Einschnitte für notwendig und der Vorstand des Markenbereichs VW hat gedroht, die bis 2029 geltende Beschäftigungssicherung aufzukündigen. Das ist ein Schlag gegen die Arbeiter:innenklasse, ihren bestorganisierten und -bezahlten Teil. (…) Neu ist, dass über Entlassungen und Werksschließungen bei einem der großen drei deutschen Endhersteller, VW, BMW, Daimler, geredet wird, die schon lange nicht mehr von Entlassungen betroffen waren. Bei VW in Deutschland gab es noch nie welche. Bei Werken von ausländischen Konzernen wie Ford oder Opel ist das anders und erst recht bei den Autozulieferunternehmen. (…)
        Sie haben als riesige Monopole genug Profite, um Personalabbau mit Abfindungen und Altersteilzeit zu gestalten. Im Frühjahr wurden die letzten Zahlen des VW-Konzerns bekannt: Wer weniger als fünf Jahre in der niedrigsten Tarifgruppe tätig war, kann laut SPIEGEL nach einer internen Tabelle mit einer Abfindung von 17.700 Euro rechnen. Bei einer Betriebszugehörigkeit von mehr als 20 Jahren erhöht sich die Zahlung für Beschäftigte derselben Gruppe auf 117.700 Euro. Beschäftigte der sogenannten „Tarif Plus“-Gruppe, der höchsten Stufe bei Volkswagen, würden zwischen 60.700 und 404.700 Euro erhalten. Das Angebot galt für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich zwischen 29. April und 31. Mai für das Programm meldeten. Wer sich innerhalb von zwei Wochen mit VW auf einen Aufhebungsvertrag geeinigt hat und mehr als 5 Jahre im Unternehmen arbeitet, erhält zudem eine sogenannte Turboprämie von 50.000 Euro. (…)
        Profite aus Autos – aber auch aus den Branchen Maschinenbau, Chemie oder Rüstung – sichern nicht nur „unsern Wohlstand“, sondern auch die politische Dominanz in Europa. Hohe Exportüberschüsse bringen Verschuldung. Schuldner:innen sind erpressbar. Wir erinnern an Griechenland.
        In den Autokonzernen ist die Sozialpartner:innenschaft sowohl der Betriebsräte als auch der IG Metall aufs Höchste entwickelt. Das belegen unter anderem die langfristigen Verträge zur Beschäftigungssicherung, die entweder als Betriebsvereinbarung (Betriebsrat und Geschäftsführung) oder als Tarifverträge (Einbeziehung der IG Metall) abgeschlossen werden. In ihnen werden Zugeständnisse seitens der Betriebsräte wie Zustimmung zu begrenztem „sozialverträglichen“ Personalabbau, Ausgliederungen von bestimmten Bereichen, die langfristig in Niedriglohnsektoren überführt werden, begrenzter Lohnverzicht gegen eine Beschäftigungsgarantie, also den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen vereinbart.
        Sozialpartner:innenschaft und Geklüngel ohne Ende
        VW nahm insofern eine Sonderstellung ein, weil sich anfangs der Bund am Aufbau beteiligte. VW war von den Nazis gegründet worden, um sowohl ein Massenauto – den Käfer – herzustellen als auch Militärfahrzeuge auf hohem industriellen Niveau zu fertigen. Dazu verwendeten die Nazis die beschlagnahmten Gewerkschaftsvermögen, was dann nach dem Krieg den Gewerkschaften und Betriebsräten zusätzliche Rechte verschaffte. So darf kein Werk im Inland ohne Zustimmung der Arbeit„nehmer“vertreter:innen im Aufsichtsrat geschlossen werden. (Inland heißt übrigens bei VW nach wie vor Westdeutschland; die ostdeutschen Werke unterliegen auch nicht dem Haustarifvertrag des VW-Konzerns). Eine besondere Stellung von VW gegenüber den anderen Autokonzernen besteht auch in der Staatsnähe (…)
        Diese Sozialpartner:innenschaft zeigt sich auch darin, dass seit Monaten die Betriebsratsspitze über immer neue Sparprogramme verhandelt und diese Gespräche hinter dem Rücken der Belegschaft erst angesichts der Aufkündigung der Beschäftigungssicherung bis 2029 eingestellt hat.
        Ein anderer Aspekt der besonders engen Kollaboration der Betriebsräte und der IG Metall im VW-Konzern sind die unglaublich hohen Gehälter, die die Spitzenbetriebsräte erhalten. (…)
        Warum war dieser Angriff in den Augen des Managements nötig? Die Begründungen der Manager:innen für das verschärfte „Sparprogramm“ lautet, dass so das Kapital für die Entwicklung neuer Autos beschafft werden soll. Die Zahlen weisen aber auf etwas anderes hin: Der Gesamtkonzern, also die VW-AG, ist keineswegs pleite. Im Jahr 2023 wurde ein operativer Gewinn von 22,5 Milliarden Euro erzielt, die Marke VW trug  dazu 3,5 Milliarden bei. Was Wirtschaftsfachleute, die Gewerkschaft, der Betriebsrat und die Bosse nicht in Frage stellen, sind die 16 Milliarden, die 2023 an die Aktionär:innen ausgeschüttet worden sind. Die Aktionär:innen, also die Kapitalbesitzer:innen, wollen aber nicht nur Gewinnausschüttung auf ihre Aktien, sie wollen eine Rendite, die gleich oder höher ist wie/als die auf andere Kapitale. (…)
        VW will also diesem Konkurrenznachteil gegenüber anderen Hersteller:innen entgegenwirken, indem Kosten gesenkt werden, und das soll vor allem bei den Löhnen geschehen. Die Schließung eines ganzen Standortes wiederum vernichtet fixes (oder „konstantes“) Kapital, was die Kapitalrendite, also den Profit bezogen auf alles investierte Kapital, erhöht.
        Scheute das Management bisher vor diesem Angriff zurück oder hat es schrittweise den Druck auf die Belegschaft und die Betriebsräte erhöht, um immer neue Zugeständnisse zu erreichen? Fest steht, dass jetzt ein Bruchpunkt erreicht worden ist. Die Kapitalseite will mehr, als der Betriebsrat hergeben kann, ohne sein Gesicht zu verlieren. Die Belegschaft kann sich nicht mehr darauf ausruhen, dass Betriebsrat, IG Metall und Unternehmen das „Beste für alle“ vereinbaren, was schon lange immer mehr zulasten der Belegschaften der Zuliefer:innen, der Werksverträgler:innen, der Leiharbeiter.innen und der ausländischen Belegschaften ging. (…)
        Was auf der Betriebsversammlung in Wolfsburg klar wurde: Der Betriebsrat und die IG Metall haben keine andere Strategie für die Situation als die Fortsetzung ihrer Partner:innenschaft mit den Bossen. (…)
        VW will weiter Autos bauen, aber weniger. Überkapazitäten werden in Deutschland, nicht bei den internationalen Töchtern gestrichen. Jetzt zu fordern, diese im Ausland oder in den ostdeutschen Werken zu sreichen, wäre ein fataler Fehler, der schon oft in diesen Konzernen begangen wurde. Die Belegschaft von Ford Saarlouis hat sich z. B. auf einen Konkurrenzkampf mit Ford Valencia eingelassen, in dem beide sich gegenseitig unterboten haben, statt gemeinsam die Kraft für eine Zukunft einzusetzen. Das Management hat sich gefreut. Saarlouis wird Stand heute dichtgemacht. Ob Verbrenner oder E-Antrieb, die in Deutschland gebauten Autos sind generell alle größer und schwerer als nötig. Sie sind Hindernisse auf dem Weg zur Verkehrswende. Diese allerdings wird auch nicht dadurch kommen, dass jetzt ein VW-Werk schließt, während man z. B. neuen Wald in Brandenburg abholzt, um Teslas zu bauen, die ebensolche Klimakiller sind. Der Kampf bei VW kann aber die Chance eröffnen, die Beschäftigung zu sichern durch den Bau von Fahrzeugen und Transportsystemen, die klimaschonend und zukunftstauglich sind: Schienenfahrzeuge im Nah- und Fernverkehr, kleine leichte Stadtfahrzeuge oder intelligente Lösungen für den Stadtrandbereich
        …“ Artikel von Mattis Molde vom 6. September 2024 in arbeiterinnenmacht.de externer Link
      • 18 Milliarden Gewinn – trotzdem will VW Mega-Sparpaket
        Gewerkschaft warnt vor „Rendite-Rambos“ und „Kürzungsorgien aus dem Management-Handbuch“. Medien warnen vor „Deutschlands größter Jobschlacht“ (…)
        Denn während bei VW im Frühjahr noch gejubelt wurde, dass das Ergebnis nach Steuern (also der Gewinn) von 15,8 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf rund 18 Milliarden im Jahr 2023 gestiegen ist, dürften den Aktionären jetzt eingefallen sein, dass ihnen das noch lange nicht reicht. Fünf Milliarden sollen gespart werden – ein gewaltiger Jobabbau samt Werksschließungen wäre unausweichlich. Auch der VW-Haustarif und die bis 2029 geltende Beschäftigungssicherung könnten einseitig gekündigt werden
        …“ Beitrag von Patrick Fischer vom 04. September 2024 beim ÖGB externer Link
      • Siehe auch: Es ist ein Fehler, der deutschen Autoindustrie alle Fehler zu verzeihen.
    • [IG Metall] Eskalation bei VW: Die wahren Gründe für die Krise
      Das VW-Management will Standorte schließen. Nicht mit uns, sagt die IG Metall. Die wahren Gründe der Krise liegen nicht in den Personalkosten, sondern in Fehlern des Managements, die es nun auszubessern gilt.
      „Ich werde in den nächsten Minuten klarmachen, was das Problem bei Volkswagen ist und wie hochproblematisch der Vorstand mit diesem Problem umgeht“, mit diesen Worten beginnt Daniela Cavallo ihre Rede bei der Betriebsversammlung vor rund 25.000 VW-Beschäftigten in Wolfsburg. Dann spricht die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats Klartext: „Volkswagen krankt eben genau nicht an seinen deutschen Standorten und an den deutschen Personalkosten. Sondern Volkswagen krankt daran, dass der Vorstand seinen Job nicht macht.“ (…) „Gerade in herausfordernden Zeiten brauchen wir aber den Mut, auch in der Krise zu investieren und so den Grundstein für die Innovationen von morgen zu legen. Beispiele dafür sind neue Modelle im Volumensegment. Aber auch, die installierten Kapazitäten der Fabriken bestmöglich auszulasten und somit Fixkosten zu reduzieren. Nur so wird es uns gelingen, gestärkt und nachhaltig erfolgreich wieder aus dieser Situation herauszukommen.“ Und was macht das Management bei VW? Das Gegenteil – erfährt, wer Cavallo dazu befragt. Ein Beispiel liefert die Betriebsrätin dann auch: „Aufträge werden aus Wolfsburg ferngehalten, um völlig engstirnig kurzfristig Geld zu sparen. Für ein Herzstück unserer Elektro-Strategie, den künftigen VW-Kleinstwagen, wollte man sich dem Wettbewerb an den Hals werfen und ihn bei Dacia bauen lassen.“ Dem Management kreidet sie zudem an, dass es den Markt für Hybrid-Antriebe unterschätzt und so nicht dementsprechend das Angebot gestaltet hat…“ “ Beitrag vom 5. September 2024 bei der IG Metall externer Link (Bund)(Siehe auch hier unten den Masterplan der IGM)

      • Dazu paßt der Tweet von Dierk Hirschel vom 5. Sep. 2024 externer Link: „VW-Bosse wollen Standorte schließen. @IGMetall und Belegschaft verhindern das. @VW wurde errichtet mit Gewerkschaftsvermögen und ausgestattet mit erweiterter Mitbestimmung, inklusive Landesbeteiligung. Nichts läuft hier ohne @IGMetall
      • Wir wollen unsere Antwort externer Link nicht vorenthalten: „“Nichts läuft hier ohne @IGMetall“ würde doch bedeuten, dass die #IGMetall mit der Produktpolitik von #VW ebenso einverstanden war, wie mit dem Standortwettbewerb, der Belegschaftsspaltung durch Leiharbeit etc etc – das kann doch nicht sein, oder?“ – bisher ohne Reaktion (auch nicht erwartet)
  • VW: Der Profit-Vorbehalt in den „Standortsicherungsverträgen“ schlägt zu und IG Metall wie IG BCE kämpfen um den „automobilen Industriestandort“ mit Optimierungsvorschlägen statt um Konversion
    • Volkswagen schließt Standortschließungen nicht mehr aus und will geltende Beschäftigungssicherung aufkündigen – Arbeitnehmerseite kritisiert VW-Vorstand massiv und kündigt entschlossenen Gegenwind an
      Das Sparprogramm bei Volkswagen verschärft sich zunehmend und führt zu einem offenen Konflikt zwischen VW-Vorstand, Gesamtbetriebsrat sowie IG Metall. Der Vorstand um Markenchef Thomas Schäfer gab am Montag bei einem Treffen mit Führungskräften bekannt, dass das 2023 gestartete Programm zur Verbesserung der Ergebnisse weiter nicht ausreiche. Es seien weitere Einsparungen in Milliardenhöhe notwendig, um zu verhindern, dass die Kernmarke in die Verlustzone gerate, so das Management. Infolgedessen werden nun deutsche Standorte, der VW-Haustarif sowie die bis Ende 2029 geltende Beschäftigungssicherung infrage gestellt. Letztere seit mehr als 30 Jahren fortgeschriebene Vereinbarung plane das Unternehmen aufzukündigen.
      „Der Vorstand hat heute die Axt an die Wurzeln von Volkswagen gelegt. Damit gefährdet er die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und seiner Standortregionen. Aber damit wird der Vorstand nicht durchkommen. Wie Daniela Cavallo bereits klargemacht hat, wird die Arbeitnehmerseite kurzsichtige Schrumpfungsphantasien abwehren. Stattdessen muss der Vorstand schleunigst ein überzeugendes Konzept vorlegen, das Volkswagen nachhaltig strategisch aufstellt. Ich bin mir sicher: Gemeinsam werden Betriebsrat, Vertrauensleute, die IG Metall und die bestens gewerkschaftlich organisierte VW-Belegschaft dafür sorgen, dass VW die aktuelle Krise auf dem richtigen Weg verlässt. Und wo immer es dabei nötig sein wird, steht die IG Metall bereit, um mit tausenden, in Wolfsburg zehntausenden Mitgliedern den nötigen Forderungen Nachdruck zu verleihen gegenüber Vorstand und Kapitalseite.“ Flavio Benites, Erster Bevollmächtiger der IG Metall Wolfsburg.
      Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer für den VW-Haustarifvertrag, kritisiert scharf: „Der Vorstand hat heute einen unverantwortlichen Plan präsentiert, der die Grundfesten von Volkswagen erschüttert und Arbeitsplätze sowie Standorte massiv bedroht. Dieser Kurs ist nicht nur kurzsichtig, sondern hochgefährlich – er riskiert, das Herz von Volkswagen zu zerstören. Ein solcher Kahlschlag wäre inakzeptabel und wird auf entschlossenen Widerstand stoßen. Wir werden mit aller Kraft, notfalls im harten Konflikt, für den Erhalt aller Standorte sowie der Jobs unserer Kolleginnen und Kollegen kämpfen! Pläne, die das Unternehmen auf Kosten der Belegschaft macht und die Regionen in unserem Land massiv zersetzen, werden wir nicht tolerieren.“
      Gröger fordert, dass der Vorstand statt Spardiktat eine nachhaltige Strategie entwickelt, die Volkswagen langfristig wettbewerbsfähig macht und Arbeitsplätze sichert. Wichtig sei eine attraktivere Produktpalette, die Reduzierung von Komplexität und die Optimierung von Abläufen. (…)
      Die IG Metall untermauert entschieden: Hände weg von der Beschäftigungssicherung! Finger weg von den bestehenden Tarifverträgen! Alle Standorte müssen bleiben!
      In Folge der vom VW-Vorstand ins Schaufenster gestellten Szenarien, ist für die Gewerkschaft eine Antwort klar: Entweder Zukunft mit den Beschäftigten oder entschlossener Widerstand!
      Daniela Cavallo, Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Volkswagen AG: „Der Vorstand hat versagt. Die Folge ist ein Angriff auf unsere Beschäftigung, Standorte und Tarifverträge. Damit steht VW selber und somit das Herz des Konzerns infrage. Dagegen werden wir uns erbittert zur Wehr setzen. Mit uns wird es keine Standortschließungen geben. Anstatt sich einseitig zulasten der Belegschaft kaputtzusparen, muss jetzt ein strategischer Befreiungsschlag her mit Schub für die eigentlichen Baustellen: Produkt, Komplexität, Prozessabläufe, Synergien. Das ist der Plan, den wir brauchen
      …“ Pressemitteilung vom 02.09.2024 externer Link des IG Metall Bezirks Niedersachsen und Sachsen-Anhalt bei der IG Metall Wolfsburg
    • Historischer Angriff: VW will Weg freimachen für Werksschließungen, betriebsbedingte Kündigungen und Haustarif-Einschnitte. Betriebsrat wird erbittert Widerstand leisten und setzt eigenen Masterplan dagegen
      „Rabenschwarzer Tag in der Volkswagen-Geschichte: Das Sparprogramm ist eskaliert und mündet in einen Großkonflikt zwischen Management und Gesamtbetriebsrat. Der Markenvorstand um CEO Thomas Schäfer räumte am Montag bei Führungskräftetreffen heftige Rückschläge für das 2023 gestartete Ergebnisverbesserungsprogramm ein. Weitere milliardenschwere Einsparungen müssten her, sonst rausche die Kernmarke in die Verlustzone. In der Folge stellt die Unternehmensleitung nun deutsche Werke, den VW-Haustarif und die bis Ende 2029 laufende Beschäftigungssicherung infrage. Dagegen kündigt der Gesamtbetriebsrat um seine Vorsitzende Daniela Cavallo erbitterten Widerstand an, fordert seinerseits eine Verlängerung der Beschäftigungssicherung und setzt der Konzeptlosigkeit des Vorstandes einen eigenen Masterplan für die Zukunft der Marke entgegen.“ Meldung vom 02.09.2024 bei IG Metall bei Volkswagen externer Link

      • mehr im MITBESTIMMEN!-Extrablatt externer Link mit dem „Masterplan 2025 – 2030 – 2035“: „…Daniela Cavallo fordert daher einen Masterplan mit kurz-, mittel- und langfristigen Etappen. So sollen Verbindlichkeit, Sicherheit und Perspektiven her – als Gegenentwurf zum Kaputtsparen, wie es etwa Opel und Ford derzeit erleben. Teil von Cavallos Forderungen ist es auch, die bis Ende 2029 reichende Beschäftigungssicherung deutlich zu verlängern. (…) Wir müssen kurzfristig an die wirklich bedeutenden Hebel ran: Unsere Prozesse müssen endlich mutiger und schneller werden. Das gilt sowohl für die Verwaltung als auch für den Produktentstehungsprozess. Alles, was am Ende nicht relevant für unsere Kundschaft ist und nicht kaufentscheidend, muss überdacht werden. Unsere Komplexität muss runter, unsere Regelwut, unser Dokumentationsirrsinn und die vielen doppelten und dreifachen Prozesse zur Absicherung…“
    • Gemeinsamer Hannover Appell von IG Metall und IG BCE: Arbeitnehmervertreter in der Automobilwirtschaft schlagen Alarm
      Mit einem Hannover Appell wenden sich 22 Betriebsräte aus der Automobilwirtschaft gemeinsam mit ihren Gewerkschaften IG Metall und IG BCE an die Kommunalpolitik: Hannover muss automobiler Industriestandort bleiben!…“ Meldung vom 03.09.2024 der IG Metall Hannover externer Link
    • Nur um die Debatte um #Volkswagen einmal einzuordnen und kein Eindruck entsteht, der Autokonzern stehe kurz vor der Pleite: #VW machte im ersten Quartal 4,6 Milliarden Euro, im zweiten Quartal 3,6 Milliarden Euro operativen Gewinn.“ Post von Robert Meyer vom 4.9.24 auf bsky externer Link
  • Zum anstehenden Effizienzprogramm „Performance“ äußert sich die VW-VKL im Info 4/2023 externer Link

Grundinfos:

  • Weil VW für alle ist: Konversion & Vergesellschaftung für die Sozial-Ökologische Wende
    Wir“, das sind Beschäftigte von Volkswagen und Menschen aus der Klimabewegung, die sich um die Zukunft sorgen. Wir sind der Überzeugung, die Konzernstrategie, die auf EAutos und autonomes Fahren setzt, ist eine Sackgasse. Die Produktion muss vielfältiger aufgestellt werden, sonst ist in wenigen Jahren Schluss. EAutos und Autonomes Fahren verschlingen übermäßig viele Ressourcen. Wir brauchen ein nachhaltiges Konzept und wir brauchen die Produktionskapazitäten von VW für den öffentlichen Nah- und Fernverkehr. Der geplante Stellenabbau ist nicht hinnehmbar, wenn wir wollen, dass die Mobilität für alle geschaffen wird. Wir wollen mitentscheiden, was wie und wo produziert wird…“ Kampagnenseite “VW für Alle” externer Link
  • VW für Alle bei Verkehrswendestadt
    VW gehört bereits zu 20% dem Land Niedersachsen. Allerdings gehören auch 53% der Familie Porsche-Piech — genauer Die Porsche Automobil Holding SE — und 17% dem Emirat Katar. Gewinne werden privatisiert und Verluste sozialisiert. Das darf nicht länger sein! VW steht nicht nur statt für VolksWagen für VerkehrsWende, sondern auch für Vergesellschaftung Wagen (…) Das Motto der Zukunft, “VW für alle” steht für einen gemeinwohlorientierten, kollektiv geführten VerkehrsWende-Betrieb, bei dem Betroffene entscheiden, was produziert wird. #VergesellschaftungWagen…“ Infos zur Kampagne bei Verkehrswendestadt externer Link

Siehe zuvor und zu Hintergründen im LabourNet:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=216257
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