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30. November 2023: Feministischer Generalstreik für die Anerkennung der Pflegearbeit im Baskenland/Spanien

Dossier

30. November 2023: Feministischer Generalstreik für die Anerkennung der Pflegearbeit im Baskenland/Spanien„… Für den 30. November ruft die feministische Bewegung im Baskenland zu einem feministischen Generalstreik auf, zu einem Tag der Forderungen nach einem öffentlichen Pflegesystem, der von den baskischen Gewerkschaften unterstützt und von sozialen Bewegungen wie der Rentner*innen-Bewegung mitgetragen wird. Zum Feministischen Generalstreik am 30. November 2023 im Baskenland sind auch Männer aufgerufen, sie sollen in der Zukunft mehr Verantwortung übernehmen und sich stärker an aller Art von Pflegearbeiten beteiligen. Das Recht auf Pflege – unabhängig von Geschlecht, sozialer Schicht und Herkunft – soll für alle Menschen gelten. (…) Die Regierungsparteien von der PNV und der PSE-EE, die dafür verantwortlich sind, aus der Pflege ein Geschäft zu machen, indem sie öffentliche Dienstleistungen an private Unternehmen verkaufen, um Millionengewinne zu erzielen…“ Aus der Übersetzung des Aufrufs in Baskultur.info externer Link – siehe mehr daraus und dazu:

  • Historischer feministischer Streiktag am 30.11. im Baskenland für ein öffentliches Pflegesystem als Teil eines historischen Prozesses: Auf zum feministischen Kampf! New
    Die Gewerkschaft LAB spricht von mehreren Hundert Streikposten/Straßensperren im ganzen Land und – trotz Anwesenheitsvorgaben und weiteren Behinderungen sowie Übergriffen auf Streikende durch die Polizei und einigen Festnahmen – von guter Beteiligung an dem Streik auch gegen die zunehmende Privatisierung v.a. in Schulen, Verwaltung und Gesundheitswesen, auch einigen Industriebetrieben. Siehe dazu eine Informationssammlung:

    • Nach dem Erfolg von gestern, der das Ergebnis eines historischen Prozesses war, ist die Zeit der Verantwortung gekommen: das öffentliche Pflegesystem jetzt!
      Nach dem gestrigen feministischen Generalstreik sind wir getrennt in Gasteiz (im Präsidium der EAE) und in Pamplona (in der Regierung von Navarra) aufgetreten, um den gestrigen Tag zu bewerten und über das weitere Vorgehen zu berichten. Im Rahmen der Ausarbeitung der öffentlichen Vereinbarung zur Pflege haben wir ein Treffen mit den wichtigsten Institutionen des südlichen Baskenlandes beantragt.
      Historischer Streiktag, historischer Prozess. Zuständigkeiten jetzt: Öffentliches Pflegesystem jetzt.
      Herzlichen Glückwunsch an alle, die gestern in verschiedenen Ecken des Baskenlandes auf die Straße gegangen sind. Herzlichen Glückwunsch an die Feministische Bewegung, denn wir haben wieder einmal gezeigt, dass wir in der Lage sind, auf die Straße zu gehen, umfassende Vorschläge zu machen und uns zu organisieren. Herzlichen Glückwunsch auch an die sozio-gewerkschaftlichen Akteure, die sich dem Prozess angeschlossen haben. (…) wir haben es geschafft! Wir haben neue Kampfformen und neue Formen der Teilnahme am Streik erfunden. Wir haben das ewige Bild des Streiks auf den Kopf gestellt. (…) In Altenheimen und Kindertagesstätten sind die Mindestleistungen völlig ausgefallen, allerdings haben mehr als 90 % der Arbeitnehmer, die hätten streiken können, dies getan. Unter denjenigen, die auch im Bereich der Haushaltshilfen das Streikrecht haben, hatte sie eine große Anhängerschaft. Im Bildungsbereich verzeichneten wir eine große Resonanz in den öffentlichen Schulen, Kindergärten und Schulen der EAC, 70-75 % Rendite, sowie in den Schulen von Navarra, über 90 %. Es gab auch einen wichtigen Vorfall in verschiedenen Medien, beispielsweise im EITB. Außerdem wurde berichtet, dass erneut Tausenden von Osakidetza-Arbeitern das Streikrecht verweigert wurde. Zu erwähnen ist die Fortführung des öffentlichen Nahverkehrs, des Eusko-Zugs und der U-Bahn, da nur minimale Dienste angeboten wurden. Was schließlich die Industrie betrifft, war dies am deutlichsten in Gipuzkoa zu spüren, wo wichtige Unternehmen geschlossen wurden, aber auch in einigen Gegenden von Bizkaia, beispielsweise Durangalde.
      Eine weitere Herausforderung dieses Streiks war die Beteiligung von Männern. Wir müssen sagen, dass einige Männer die Verantwortung für die Angelegenheit übernommen haben und von ihren jeweiligen Positionen in Versammlungen und auf der Straße aus gearbeitet haben. Viele andere haben dies jedoch nicht getan. Und heute wollen wir die gleiche Botschaft wie gestern vermitteln: Verantwortung übernehmen! (…) Gestern wurde nichts fertig. Jetzt liegt es an uns, die kleinen Feuer von Dorf zu Dorf am Brennen zu halten. Mit Blick auf die Zukunft werden wir uns weiterhin für das Recht auf kollektive Pflege und für ein öffentliches und gemeinschaftliches Pflegesystem einsetzen. Wir müssen etwas erfinden, etwas gewinnen, etwas erschaffen und pflegen. Gleichzeitig werden wir neue Mobilisierungen organisieren und das Volksabkommen weiter vertiefen. Auf zum feministischen Kampf!
      “ (baskische) Stellungnahme vom 1.12.2023 bei LAB externer Link (maschinenübersetzt)
    • Baskenland: Feministischer Generalstreik. In Nordspanien legen die Fabrikarbeiter für die Pflegekräfte die Arbeit nieder
      „»Gora borroka feminista«, schallen Sprechchöre schon am frühen Donnerstagmorgen durch die Stadtteile des baskischen Seebads Donostia-San Sebastián. Dass an diesem 30. November viele den »Feministischen Generalstreik« hochleben lassen, wurde sofort beim Einschalten des Radios deutlich. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk EITB, der meistgehörte Sender hier, lief nur ein Notprogramm mit Musik und stündlichen Nachrichten. Auf den Straßen lassen sich derweil die Aktivist*innen auch vom starken Regen nicht davon abhalten, mit Regenschirmen bewaffnet durch Industriegebiete und Straßen in allen Städten und Dörfern zu ziehen, um für den Ausstand zu werben. (…) In einigen Sektoren war die Streikbeteiligung sehr hoch. Die baskische Regionalregierung spricht zum Beispiel von 40 Prozent im Bildungssektor, die Gewerkschaften sogar von 75 Prozent. In Pflegeberufen ist ein Streik nur eingeschränkt möglich, da Kranke, Alte, Behinderte und Kinder sich nicht einfach selbst überlassen werden können. Das zeigt sich an den von der Regionalregierung verordneten »Minimaldiensten«. Sind es im Transportbereich 30 Prozent, sind es in Heimen schon 50 bis 60 Prozent und in einigen Bereichen sogar 100 Prozent, wo gar nicht gestreikt werden kann.
      Streik gegen die zunehmende Privatisierung
      Gestreikt wird aber auch gegen die zunehmende Privatisierung, gegen die sich der Chef der größten Gewerkschaft im Baskenland wendet. Der ELA-Chef Mitxel Lakuntza kritisierte, dass pflegebedürftige Menschen immer stärker vernachlässigt würden, die Pflege werde oft von »privaten Unternehmen geleistet«, während sich die »Institutionen ihrer Verantwortung entziehen«. (…) Zum Teil kam es aber auch zu Übergriffen auf Streikende durch die Polizei und es gab Festnahmen, wie am Sitz der Provinzregierung. Dort hatten sich fünf Frauen angekettet. Die Polizei prügelte sich durch die friedliche Menge zu den Frauen durch, die schließlich weggeschleift wurden. Die Sicherheitskräfte können Generalstreiks offenbar wenig abgewinnen, auch nicht feministischen.“ Artikel von Ralf Streck, San Sebastián, vom 30.11.2023 in ND online externer Link
    • Herzlichen Glückwunsch Euskal Herria! Heute wenden wir uns klar an die baskischen Regierungen: Wir fordern die Schaffung eines intersektoralen Tisches, um das Thema Pflege dringend anzugehen.“ span. Tweet von DENON BIZITZAK ERDIGUNEAN vom 30. Nov. 2023 externer Link mit schönen Fotos der Abend-Demos
    • [Zwischenstand der LAB] Wir baskischen ArbeiterInnen haben den ganzen Vormittag über geplant und die Straßen gefüllt, um eine Umgestaltung der Pflege zu fordern
      „In den Hauptstädten wurden von den Haus- und Pflegekräfteverbänden des südlichen Baskenlandes koordinierte Initiativen durchgeführt: Wir haben die Abschaffung der Regelung für Hausangestellte gefordert. Am Nachmittag wurde über die prekären Bedingungen der Sicherheitskräfte des Dorfes berichtet.
      Der Streiktag geht weiter. Die Streikposten am Morgen waren überfüllt und wir können es kaum erwarten, den Tag fortzusetzen. Die Überwachungszentren in Algorta, den Bezirken Bilbao, Zarauzko, Gasteiz und Errotxapea sind bereits in Betrieb. Am Mittag haben wir Initiativen ergriffen, um auf die Institutionen hinzuweisen, die ein ungleiches, heteropatriarchales, kolonialistisches, rassistisches und kapitalistisches Überwachungsregime unterstützen: das spanische Einwanderungsgesetz, Politiker, die öffentliche Dienstleistungen privatisieren, private Unternehmen, die auf Kosten der Prekarität Geschäfte machen von Überwachungskräften, Institutionen, die unsere Forderungen ignorieren …
      In den Hauptstädten wurden von den Haus- und Pflegepersonalverbänden des südlichen Baskenlandes koordinierte Initiativen durchgeführt. Die Pflegekräfte waren müde und hatten es satt, einen großen Teil der Pflegearbeit dieser Gemeinschaft in einem Zustand der Diskriminierung aufrechtzuerhalten, ohne viele Rechte anzuerkennen, und sagten, sie seien unterdrückt. Wir haben die Abschaffung des Regimes ortsansässiger Hausangestellte gefordert. Dieser Streik ist erst der Anfang dieses Prozesses und wir werden weiterhin gemeinsam kämpfen. Pflege- und Hausangestellte wollen als politische Subjekte ihre Stimme erheben, um dieses ungerechte Pflegesystem zu beenden, und wir haben den Aufruf an mehr Arbeitnehmer ausgeweitet, sich dem Kampf anzuschließen.
      Andererseits bitten wir jeden baskischen Bürger, an den Abenddemonstrationen teilzunehmen, um das öffentliche und gemeinschaftliche Überwachungssystem zu verkünden. Bei diesem Streik geht es um das Leben aller, darum, das Leben aller zu schützen. Weil wir in einer Stadt leben wollen, die das kollektive Recht auf Fürsorge für alle garantiert. (…)
      Obwohl im öffentlichen Dienst die vorgeschriebenen Mindestleistungen das Streikrecht der Arbeitnehmer vollständig einschränken, können wir sagen, dass die Fortsetzung des Streiks im öffentlichen Sektor weit verbreitet ist. (…) Die Daten der ersten Stunde bestätigen, dass der Streik eine breite Anhängerschaft unter denjenigen haben wird, die das Recht zum Streik haben, im öffentlichen Bildungswesen und nicht an der Universität. Im öffentlichen Bildungswesen des südlichen Baskenlandes gab es eine sehr breite Nachverfolgung. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten an öffentlichen Schulen sind in den Streik getreten, wobei die Folgemaßnahmen je nach Schule unterschiedlich ausfallen und im Baskenland über 70 % liegen. (…) Der First-Care-Streik hat eine größere Anhängerschaft; Einige Kliniken wurden geschlossen und auch einige Dienste wurden geschlossen. Beispielsweise wurde im Gesundheitszentrum von Gazteizko Lakuabizkarra keine Blutentnahme durchgeführt…“  baskischer Zwischenbericht vom 30.11.2023 bei LAB externer Link (maschinenübersetzt) mit weiteren Infos zum Streikgeschehen und großer Fotogalerie
    • In dem Clip gibt es schöne Eindrücke vom feministischen Generalstreik im Baskenland und den Aktionen in vielen Städten. Neu am Generalstreik: Zum ersten Mal haben die Gewerkschaften auch Industriebetriebe systematisch mit bestreikt. @LABsindikatuaTweet von Raul Zelik vom 30.11.23 externer Link mit Video
    • Empfehlenswert die gesamte laufende Berichterstattung von Raul Zelik auf Twitter externer Link und die von LAB SINDIKATUA externer Link sowie #A30GrebaFeministaOrokorra mit vielen Fotos und Videos
  • Weiter aus der Übersetzung des Aufrufs in Baskultur.info externer Link („Feministischer Generalstreik“): „… Beim Streik geht es um die Hausangestellten, die (wie entsprechende Organisationen angeben) zu 80% aus Frauen bestehen: 96,88% der über den Verband der Hausangestellten in Bizkaia betreuten Pflegefälle wurden von Frauen erledigt. Beim Streik geht es um die internen Hausangestellten, die nach Angaben von Kollektiven wie “Trabajadoras No Domesticadas“ (Nicht domestizierte Arbeiterinnen) sich zu 93% bis 99% aus Migrantinnen zusammensetzen. Frauen, die in absoluter Ausbeutung arbeiten, ohne Pausen, mit unwürdigen Löhnen. Frauen, die von einem Ausländer-Gesetz betroffen sind, das Bürger erster und zweiter Klasse schafft.
    Bei diesem Streik geht es um die Lohn- und Renten-Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Die Zahlen zeigen, dass 47% der Rentnerinnen eine Pension von weniger als 1.000 Euro erhalten, 66,7% aller Rentnerinnen und Rentner, die weniger als den Mindestlohn erhalten, sind Frauen. Das derzeitige Renten-System ist ein Spiegelbild der Kluft zwischen den Geschlechtern. Darin sind keine Maßnahmen vorgesehen, diese historische patriarchalische Schuld gegenüber den Frauen zu begleichen, noch nicht einmal eine Absichtserklärung findet sich darin.
    Bei diesem Streik geht es um dich, Kollegin, du schaffst es nicht mehr, bist überfordert, du verbringst dein Leben damit, von einem Ort zum anderen zu rennen, ohne Zeit für deine Erholung zu haben. Weil du für alles verantwortlich gemacht wirst. Bei diesem Streik geht es darum, anzuhalten, nicht zu arbeiten, Forderungen zu stellen. Aber auch darum, zu schauen, wie wir zu diesem Punkt gekommen sind und was wir als nächstes tun sollten. Aus diesen Gründen rufen wir zu einem Generalstreik gegen das kapitalistische, patriarchalische, koloniale und rassistische System auf.
    Der Streikvorschlag ist keine überstürzte Entscheidung, die Idee „einiger Feministinnen“ zu später Stunde, wie die baskische Regierung uns glauben machen will. Dieser Vorschlag ist Teil eines Prozesses, der von der Plattform “Denon Bizitzak Erdigunean“ initiiert wurde (Das Leben aller im Mittelpunkt). Denn zu Beginn der Pandemie brachte ein Aufruf über soziale Netzwerke Dutzende von feministischen Frauen zusammen, um über die Pflege und die dringende Notwendigkeit nachzudenken, sie auf die politische Tagesordnung zu setzen. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass die Pflege in jener Situation von enormer Bedeutung war und die Gemeinschafts-Netzwerke (Pflege-Netzwerke, Nachbarschafts-Netzwerke, Widerstandskassen) ihre ausgezeichnete organisatorische Fähigkeit unter Beweis stellten, die von den Institutionen allerdings völlig ignoriert wurde.
    Seitdem und bis heute haben Frauen und Organisationen aus der Plattform “Denon Bizitzak Erdigunean“ eine enorme Arbeit geleistet. Es wurden Berichte verfasst, Konferenzen abgehalten, Versammlungen organisiert, verschiedene Vorschläge diskutiert. Der Streik hat immer mehr an Bedeutung gewonnen, bis er zum Aufruf für einen feministischen Generalstreik wurde, um ein öffentliches Pflegesystem zu fordern.
    In diesen Kontext muss der Streik gestellt werden. Er muss den feministischen Diskurs im Allgemeinen aufnehmen, sowie die Forderung, dass die Institutionen und die baskische Regierung bei der Pflege in die Verantwortung genommen werden müssen. Wie ich eingangs ausführte, muss das Gegenteil der aktuellen Situation erreicht werden: gegen die Aushöhlung und Kommerzialisierung des Rechts auf Pflege durch das Kapital, durch Geierfonds und Vampirgesellschaften, kurz gesagt, durch die Vermarktung der Pflege im Profitinteresse der Eliten.
    Wir fordern ein öffentliches Pflegesystem, weil die Pflege die Basis ist, auf der alle Menschen ein würdiges Leben aufbauen können. Wir tun dies in einer Zeit, in der die Regierungen unsere Begriffe kopiert haben und den Begriff „Pflege“ und das Konzept „Leben im Mittelpunkt“ täglich in jede Rede und jedes Wahlprogramm einbauen.
    Erinnerung ist wichtig, der Aufruf zum feministischen Generalstreik wäre nie möglich gewesen ohne die feministischen Streiks von 2018 und 2019, als einem grundlegenden Meilenstein in der Geschichte des internationalen Feminismus. (…)
    Wir streiken, um zu fordern, dass die Pflege respektiert und anerkannt, dass sie ernst genommen wird. Wir streiken, um die Gewährleistung einer flächendeckenden und menschenwürdigen Pflege zu fordern, um laut und deutlich ein öffentliches Pflegesystem zu fordern, um zu fordern, dass die Regierenden aufhören, alles zu privatisieren. Wir streiken, um die Aufhebung des Ausländer-Gesetzes zu fordern, um Verbesserungen der Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte zu verlangen. Wir haben die Männer aufgefordert: Kommt mit uns raus auf die Straße, denn Pflege- ist auch eure Sache! Wir gehen auf die Straße für die Renten, für kürzere Arbeitszeiten, um für die Ausdehnung von Arbeitsbefreiungen für Pflege zu kämpfen, und um die sexistische und rassistische Arbeitsteilung zu beenden. Wir streiken für Frauen wie meine Großmutter, für meine Mutter, für dich, für mich, Genossin. Für die, die noch kommen werden. Gora borroka feminista! Es lebe der feministische Kampf!

  • Feministischer Generalstreik: Alle für eine bessere Pflege
    Im spanischen Baskenland mobilisieren Gewerkschaften zu einem feministischen Generalstreik, um die Arbeit in der Pflege zu verbessern
    Die VW-Arbeiter*innen, die wir im spanisch-baskischen Pamplona zum Gespräch treffen, geben sich motiviert, was den für Ende November geplanten feministischen Generalstreik angeht. Eine gewisse Nervosität können sie allerdings auch nicht verbergen. »Immerhin ist es das erste Mal, dass Gewerkschaften zu einem derartigen Streik aufrufen«, sagt Betriebsrat Raúl Portillo. »Zumindest meines Wissens.«. Die VW-Beschäftigten sind Mitglied des zweitgrößten baskischen Gewerkschaftsverbandes LAB und haben uns in die Räumlichkeiten eines Nachbarschaftsvereins in der Altstadt eingeladen. Schon die Ortswahl vermittelt einiges über die Hintergründe des Streiks. Offiziell ist Pamplona Hauptstadt der spanischen Autonomieregion Navarra, doch in den Innenstadtgassen dominieren die Bekenntnisse zur baskischen Sprache. Und auch die politischen Kräfteverhältnisse scheinen etwas anders: Zwar hat auch hier der Massentourismus Einzug gehalten, doch politische Transparente, feministische Fahnen und die Wimpel sozialer Bewegungen stechen ins Auge.
    Betriebsrätin Izaskun Alzueta rechnet durch, was an Streikbeteiligung erwartet werden darf: »Bei uns im Werk arbeiten etwa 4500 Beschäftigte, davon 15 Prozent Frauen.« Da nur drei von sechs im Betrieb vertretenen Gewerkschaften zum Streik aufrufen, könne man zufrieden sein, wenn sich 500 Beschäftigte beteiligen. »Es ist schwer, die Kolleg*innen zu aktivieren, wenn es nicht um unmittelbare Belegschaftsangelegenheiten geht.«
    Obwohl auch mit dieser Beteiligung ganze Bänder stillgelegt werden könnten, werde die Werksleitung größere Produktionsausfälle zu vermeiden wissen. »Die können sich ungefähr ausmalen, wer streikt«, erklärt Betriebsrätin Alzueta. »Also werden sie Kollegen aus anderen Abteilungen einsetzen.« Der Einsatz von Streikbrecher*innen ist zwar auch in Spanien illegal, doch bei Volkswagen und anderen Unternehmen übliche Praxis. »Wir könnten im Nachhinein dagegen klagen«, sagt Alzueta, »aber das nützt ja nichts für den Streik.« Und Betriebsratskollege Raúl Portillo ergänzt: »Die Mobilisierung der Gesellschaft ist bei diesem Streik wichtiger als der ökonomische Druck.«
    Mit ihrem feministischen Generalstreik betreten die aufrufenden Organisationen – neben der feministischen Bewegung vor allem die Kleinbauernverbände sowie die beiden größten baskischen Gewerkschaften ELA und LAB (die etwa 60 Prozent der Betriebsräte in der Region stellen) – politisches Neuland. In den Jahren vor der Corona-Pandemie hatten feministische Protesttage zum 8. März regelmäßig Millionen Frauen in Spanien auf die Straße gebracht und die Gesellschaft weitgehend lahmgelegt.
    Mit dem Aufruf zu einem Generalstreik wird im Baskenland nun versucht, einen Schritt weiterzugehen: Da die Beschäftigten des Pflegesektors selten streiken können – die Arbeitsverhältnisse sind vereinzelt, und pflegebedürftige Kranke, Alte und Kinder können nicht einfach sich selbst überlassen werden –, sollen jetzt alle Beschäftigten gemeinsam Druck für Verbesserungen im Pflege- und Fürsorgesektor erzeugen. Zentrale Forderungen des Generalstreiks sind der Ausbau eines nicht profitorientierten öffentlichen Pflegesektors, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Beschäftigen sowie die 30-Stunden-Woche als Voraussetzung für die Umverteilung von Sorgearbeit. (…)
    Im Mercedes-Werk im 100 Kilometer entfernten Gasteiz/Vitoria, wo der deutsche Automobilkonzern Transporter herstellen lässt, sehen die Kollegen das ähnlich. Hier sind von der Aktivengruppe der Gewerkschaft LAB nur Männer zum Interview erschienen, doch auch sie sprechen recht selbstbewusst von einem »feministischen Streik«. Alberto Txasko, seit 1996 bei Mercedes beschäftigt, macht sich Gedanken um die richtige Ansprache der Kolleg*innen: »Streikmobilisierung ist immer schwierig, wenn es nicht um Tarifforderungen geht. Aber dass wir im Leben alle irgendwann Pflege brauchen, sollte jeder verstehen können.« Ibai Intxaurrondo, hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär, hebt noch einen zweiten Aspekt hervor: »Im Pflegesektor arbeiten vor allem Migrantinnen unter oft katastrophalen Bedingungen. Es sind Frauen, die wegen ihres Aufenthaltsstatus auf dem geregelten Arbeitsmarkt keine Chance haben. Der Streik ist eine Form, um Solidarität mit ihnen zu zeigen.« (…)
    Die Konflikte zwischen den Gewerkschaften sollten beim Generalstreik aber nicht weiter thematisiert werden, ergänzt der hauptamtliche Gewerkschafter Intxaurrondo, der deutlich jünger ist als die versammelten Mercedes-Kollegen. »Bei diesem Streik trifft die feministische Bewegung alle wichtigen Entscheidungen. Es war eine ihrer zentralen Forderungen, dass sich die Gewerkschaften nicht in den Vordergrund spielen. Und daran sollten wir uns auch halten.«
    Ein Großteil der Streikaktionen werde deshalb, ähnlich wie bei den Protesttagen am 8. März, außerhalb der Betriebe und im öffentlichen Raum stattfinden. »Wahrscheinlich werden zum Beispiel Supermärkte und Geschäfte blockiert«, erläutert Betriebsrat Txasko. »Es geht um eine politische Mobilisierung, die Druck auf die Regierung ausübt.« Und trotzdem sei ein Industriestreik natürlich mehr als nur Symbolik…“ Artikel von Michael Knopp und Raul Zelik vom 07.11.2023 in ND online externer Link

Grundinfos:

  • Euskal Herriko Eskubide Sozialen Karta – Charta der sozialen Rechte des Baskenlandes
    baskische Homepage externer Link des aufrufenden Bündnisses – hat auch einen Twitter-ACC externer Link
  • Die Gewerkschaften ELA, LAB und ESK und die Bauernorganisationen EHNE und Etxalde sich dem Aufruf der feministischen Bewegung angeschlossen. Das war die Forderung der Feministinnen – dass die Gewerkschaften sich nicht in den Vordergrund spielen. ELA hat bisher wenig Praktisches gemacht…
  • Bei LAB SINDIKATUA (Neue baskische Gewerkschaftsbewegung) gibt es eine Sonderseite externer Link (LAB ere grebara / LAB streikt ebenfalls) mit den (baskischen) Aurufen und dem Stand der Mobilisierung (Siehe auch LAB auf Twitter externer Link)
  • Einen Überblick zum feministische Generalstreik im Baskenland am 30. November 2023 gibt es auch bei Wikipedia externer Link allerdings auf Baskisch (Tipp: ausnahmsweise Google, nicht Deepl)

Siehe auch:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=216195
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