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Wie Kriminelle behandelt: LeiharbeiterInnen am internationalen Flughafen Guarulhos von São Paulo streiken gegen das Verbot der Handynutzung

Wie Kriminelle behandelt: LeiharbeiterInnen am internationalen Flughafen Guarulhos von São Paulo streiken gegen das Verbot der HandynutzungAm 03.10.2023 trat eine Gruppe von LeiharbeiterInnen am internationalen Flughafen Guarulhos in den Streik gegen das Verbot der Handynutzung während der Arbeitszeit. Es ist eine spontane Reaktion auf das von der Sicherheitsbehörde eingeführte Verbot  in den Sicherheitsbereichen von Passagierterminals, weil organisierte Kriminalität Handys für  Straftaten nützte. Die zuständige Gewerkschaft soll dem Verbot zugestimmt haben, poche aber auf Ausnahmen für Menschen mit kleinen Kindern oder kranken Familienangehörigen. Die LeiharbeiterInnen kritisieren die rassistische Handhabung des Verbots sowie Zeitverluste durch Kontrollen und bestehen auf grundsätzlichen Kontakt zur Außenwelt. Sie starteten um 3 Uhr morgens den Streik der Gepäckabfertigung samt einem Marsch durch die Flughafenhallen. Mehr als 30 Flüge sollen betroffen gewesen sein. Siehe Berichte mit Fotos und Videos:

  • Flughafenarbeiter legen Aktivitäten lahm. Die Beschäftigten mobilisieren gegen die Zwangsabgabe von Handys 
    Am 03.10.2023 legten die Leiharbeiter des internationalen Flughafens Guarulhos die Arbeit nieder, um gegen die von der Steuerbehörde eingeführte Politik der Zwangsabgabe von Mobiltelefonen am Arbeitsplatz zu protestieren.
    Einem Arbeiter zufolge: „Jeden Tag muss ich Schlange stehen. Gestern habe ich eine Stunde in der Warteschlange verbracht, um mein Handy und meine Tasche wegzulegen. Die Schlange ist lang und es gibt keine Möglichkeit, sie wegzulegen, weil man warten muss, bis jemand anderes sein Handy und seine Tasche nimmt. Es gibt kein Schließfach, in dem man seine Sachen aufbewahren kann. Wir können es uns nicht leisten, jeden Tag das Gleiche durchzumachen“.
    Nach Angaben der Arbeitnehmer ist das Verbot am 30. September in Kraft getreten. Aber schon vorher wurden Arbeiter, die Mobiltelefone bei sich trugen, durchsucht, ihre Ausweise wurden ihnen abgenommen und sie wurden vom Hof verwiesen. Einer der Streikenden, mit dem wir gesprochen haben, ist mit der Einschränkung in einigen Bereichen, wie dem Gepäckband oder sogar im Betrieb, einverstanden, akzeptiert aber nicht das Verbot der Benutzung von Mobiltelefonen, das sich auf das Warten auf die Ankunft von Flügen und sogar auf Pausen während der Schicht erstreckt.
    Das Verbot von Mobiltelefonen und Rucksäcken ist für diejenigen, die für zwei verschiedene Unternehmen am Flughafen arbeiten und zusätzlich zu den Überstunden 12-Stunden-Schichten absolvieren, noch gravierender. Die praktische Folge ist, dass sie ihre Mahlzeiten nicht in ihren Rucksäcken mitnehmen können und den halben Tag nicht mit ihren Familien kommunizieren können.
    In Gesprächen mit den Arbeitnehmern wird die Sorge, in familiären Notfällen nicht erreichbar zu sein, deutlich: „Es musste Ausnahmen geben. Es sollte zumindest einen Bereich geben, der es dem Mann nicht verbietet, mit seinem Handy hineinzugehen, aber einen Ort, den er benutzen kann. Um zu sehen, wenn jemand angerufen hat. Was ist, wenn es etwas Wichtiges ist? Ist es jemand aus der Familie, der krank ist? Der Mann muss es sehen.
    Sie sagen, dass sie die Handys der Firma für Notfälle hinterlassen haben. Aber wie sollen sie in diesem Hof Vertreter finden? Es gibt nur wenige Angestellte für ein so großes Unternehmen. Und nicht jedes Unternehmen stellt seinen Mitarbeitern Mobiltelefone zur Verfügung.“
    Sowohl die Transparente, die während des Streiks gemalt und getragen wurden, als auch die Gespräche, die wir mit den Menschen, die sich mobilisiert haben, geführt haben, zeigen, wie verärgert sie darüber sind, wie Kriminelle behandelt zu werden. Der nachstehende Bericht macht deutlich, dass die Kriminalisierung von Arbeitnehmern dem in der Gesellschaft vorhandenen Rassismus folgt: „Sie sprachen zwei Mitarbeiter desselben Unternehmens an, die Mobiltelefone bei sich trugen, einen Weißen und einen Schwarzen. Dem Weißen, der mit seiner schwangeren Frau unterwegs war, nahmen sie seinen Ausweis ab und setzten ihn für einen Tag vom Dienst frei. Der Junge, der schwarz war, erhielt 15 Tage. Berücksichtigen sie auch die Hautfarbe? Sie behandeln uns wie Banditen. Hat der Taschentausch stattgefunden? Ja. Aber es sind nicht nur Angestellte, die daran beteiligt sind. Es gibt viele Familienväter, die arbeiten wollen. Stellen sie alle als Diebe hin? Sie kriminalisieren alle.“
    Der Streik wurde durch die Bildung von WhatsApp-Gruppen mit Leuten aus verschiedenen Schichten organisiert. Sie verabredeten sich für die 3-Uhr-Schicht und sprachen mit jeder Gruppe, die ankam. Diese Dynamik setzte sich bis zur Nachtschicht fort, mit einigen Märschen in der Flughafenlobby, um mit den Passagieren zu sprechen…“ port. Bericht vom 4.10.2023 bei passapalavra.info externer Link mit Fotos der Aktion (maschinenübersetzt)
  • Siehe auch den engl. Thread von AngryWorkers vom 5. Okt. 2023 externer Link samt einem Video der Aktion: „Wilder Streik heute von ausgelagerten Arbeitern am internationalen Flughafen Guarulhos in Brasilien, dem größten Südamerikas. Gegen die starke Beschränkung von Mobiltelefonen im Arbeitsbereich. Video von unseren Kameraden…“
    Wir danken den AngryWorkers für den Hinweis!
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=215388
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