Tarifverhandlungen Frankfurter Rundschau 2023: ver.di und DJV-Hessen fordern Rückkehr in den Tarif

Dossier

Zerschlagung der Frankfurter Rundschau 2008: Tarifflucht geplant - Personalabbau soll weitergehen (ver.di-Plakat)Am Montag,17.7., starten die Tarifverhandlungen für die über 80 Beschäftigten der Frankfurter Rundschau. Die Gewerkschaften ver.di und DJV fordern eine Rückkehr in den Flächentarifvertrag für Redakteurinnen und Redakteure an Tageszeitungen. Steigende Inflation und Tarifflucht führten in den vergangenen Jahren zu erheblichen Reallohnverlusten. Gleichzeitig fanden Einsparmaßnahmen und Personalabbau auf dem Rücken der Beschäftigten statt. Qualitätsjournalismus gibt es nicht zum Nulltarif. Um auch in der Zukunft eine hochwertige Zeitung herausgeben zu können, braucht es qualifizierte Journalistinnen und Journalisten und Verleger, die sich auch ihrer publizistischen Verantwortung bewusst sind…“ dju-Pressemitteilung vom 14.07.2023 externer Link und dazu:

  • Die Gekündigetn Jana Ballweber, Maximilian Arnhold und Yağmur Ekim Çay über die FR: „Die Leute brennen für Journalismus – der Konzern brennt eher aus“ New
    Ein Streik bei der Frankfurter Rundschau. Kurz darauf müssen drei junge Kolleg:innen gehen. Im Interview mit dem journalist sprechen sie über die mentale Belastung der Kündigung – und was sie über die Branche aussagt. (…)
    Jana: Es war nicht überraschend, weil wir gehört hatten, dass nach dem Streik schlimme Dinge passieren werden. Wenn man in der Probezeit ist, macht man sich Gedanken. (…) Maxi: Ich war extrem schockiert. (…)
    Yağmur: Einerseits hatte ich alles ein bisschen erwartet. In der Redaktion wurde schon darüber spekuliert, dass eine Reaktion der Geschäftsführung auf den Streik kommen wird. Andererseits war es auch für mich überraschend: Es war mein vierter Tag als Redakteurin. (…) [Herr Rempel] ist gar nicht darauf eingegangen, dass er mir ein paar Wochen zuvor einen unbefristeten Vertrag angeboten hat. Er hatte sogar mein Volontariat verkürzt. Es hieß, dass die Kolleginnen und Kollegen unsere Stelle brauchen würden, dass wir deswegen gehen müssten. (…)
    Maxi: Er meinte natürlich, alles habe wirtschaftliche Gründe, die neuen Formate würden sich nicht tragen. Ich habe meinen Podcast gerade mal anderthalb Monate gemacht. Absurd. Aber ich bin ein bisschen stolz, dass ich noch gesagt habe: Herr Rempel, mir ist klar, dass Sie uns über die Klinge springen lassen. Aber seien Sie sicher, wir springen mit Geschrei, Sie werden von uns hören. (…)
    Jana: Wir haben nicht mit dieser Wucht gerechnet. Es ging los auf Twitter (jetzt X). Das war für uns wie ein Stellenmarkt, und wir brauchten neue Jobs. Wir haben Resonanz erwartet, weil über den Tarifstreit ja auch berichtet wurde. Aber uns hat überrascht, dass es so krass wurde. Vielleicht hat die Branche auf so etwas gewartet, weil es zeigt, was schiefläuft. Yağmur: Ich glaube, es war auch für die Geschäftsführung ein bisschen unerwartet. Da hat man unterschätzt, was wir drei können. Wir haben unsere Arbeit gut gemacht, weil wir starke Meinungen haben, gute Texte schreiben, vernetzt sind und unseren Job ernst nehmen. (…)
    Maxi: Ich hatte die Hoffnung, dass wir Missstände in der Branche aufzeigen können: niedrige Gehälter, Stellenabbau, dass immer mehr Verlage zusammengelegt werden. Und die Bedingungen für die jungen Leute, die an Zukunftsthemen arbeiten. (…) Wir haben viele Nachrichten von anderen aus dem Verlag bekommen. Die haben gesagt: Ja, wir fühlen euch, wir hören euch, wir leiden auch darunter. Jana: In der Redaktion gab es große Solidarität. Aber auch Ratlosigkeit. Viele haben gesagt: Das ist der schlimmste Tag der Rundschau seit der Insolvenz. Leute haben uns unter Tränen Sprachnachrichten geschickt oder angerufen. Der Kontakt ist immer noch relativ eng mit vielen Menschen. Maxi: Die taz hat treffend getitelt: „Drei treffen, alle meinen”. Jana: Für mich ist klar, dass das eine Reaktion auf den Streik war, auch wenn die Führungsetage wohl aus rechtlichen Gründen etwas anderes sagt. Ein Versuch, die Redaktion einzuschüchtern. Die Leute haben das von Anfang an so empfunden. (…) Yağmur: Ich wäre lieber durch meine Texte bekannt als durch meine Kündigung. Sie sagt nichts über mich oder meine Arbeit aus…“
    Interview von Annkathrin Weis und Luca Schmitt-Walz am 1. März 2024 im Journalist externer Link („“Die Leute brennen für Journalismus – der Konzern brennt eher aus““), siehe auch:

    • Ein letzter Thread über die Frankfurter Rundschau
      Nachdem ich mit @yagmurekimcay und @maxi_arnhold im Dezember entlassen wurde, ist viel passiert. Es gab eine riesige Welle an Solidarität und Berichterstattung, die uns durch diese schwere Zeit getragen hat. Danke!
      Gegen die Kündigung nach dem Warnstreik hatte ich Klage eingereicht. Mittlerweile habe ich mich außergerichtlich mit der FR geeinigt, auf eine Weiterbeschäftigung bis Ende Februar und eine Abfindung in Höhe des März-Gehalts.
      Natürlich hätte ich die Verantwortlichen gerne für ihr Union-Busting und für die Einschüchterung der Belegschaft zur Verantwortung gezogen. Doch sowas ist vor Gericht schwer nachzuweisen und solche Klagen ziehen sich, weswegen der Vergleich für mich die richtige Wahl war. Weil ich privilegiert as fuck bin, ab März einen neuen Job habe, mit dem Geld dieses Konzerns nicht mehr als nötig zu schaffen haben will und mir der Gedanke gefällt, dass Ippen-Geld im Journalismus unfreiwillig mal was Positives bewirkt, werde ich das März-Gehalt spenden. (…) Von den Ereignissen der letzten Monate bleibt bei mir eine große Erschöpfung, eine noch größere menschliche Enttäuschung, aber auch Kampfgeist für einen besseren Journalismus. Deshalb freue ich mich sehr darüber, jetzt endlich in die Zukunft schauen zu können. (…)
      Eine gute Kollegin zu sein war mir schon immer wichtiger als eine gute Journalistin zu sein. Ich habe gemerkt, dass Netzwerke, Menschen, die man um Rat bitten und mit denen man über Schwierigkeiten sprechen kann, in unserer Branche unerlässlich sind. Ich habe in meinem bisherigen Arbeitsleben, auch bei der FR, viele solcher Menschen getroffen und sie haben mir gezeigt, was Kollegialität im Journalismus bedeutet. Sie sind meine Inspiration, anderen dieselbe Unterstützung zukommen zu lassen, die wir erhalten haben…“ Thread von Jana Ballweber vom 27. Feb. 2024 externer Link
  • Kündigung nach Streik bei Frankfurter Rundschau: Arbeitsgerichtstermin abgesagt – Vergleich: Weiterbeschäftigung bis März bei Freistellung 
    Der für morgen anberaumte Termin am Arbeitsgericht Frankfurt wird abgesagt. Grund dafür ist, dass eine Einigung erzielt werden konnte. Die FR-Redakteurin Yağmur Ekim Çay wird bis Ende März 2024 bei der Frankfurter Rundschau weiterbeschäftigt, für diesen Zeitraum aber vom Arbeitgeber freigestellt. Damit ist die juristische Auseinandersetzung um die Fortführung des Arbeitsverhältnisses beigelegt. Bei der Kündigung handelte es sich aus Sicht von ver.di um eine Reaktion auf einen Warnstreik im Dezember. Mit Methoden des Union Bustings (Bekämpfung und Unterdrückung von Gewerkschaften) soll gewerkschaftliches Handeln im Keim erstickt werden. ver.di wird sich auch in Zukunft politisch und rechtlich dagegen zur Wehr setzen.“ dju-Pressemitteilung vom 10.01.2024 externer Link und auch dazu:

    • Nach Streik gekündigt: Einigung — ver.di hat FR-Redakteurin unterstützt
      Nach einem Warnstreik für bessere ­Bezahlung im Dezember vergangenen Jahres hat die Frankfurter Rundschau insgesamt drei jungen Kolleg*innen in ihrer Probezeit gekündigt. (…) Für eine von ver.di vertretene Redakteurin sollte im Januar das Kündigungsschutzverfahren vor dem Arbeitsgericht beginnen. Nun konnte der Termin am Arbeitsgericht Frankfurt abgesagt werden. Es hat eine Einigung gegeben. Die FR-Redakteurin wird bis Ende März 2024 weiterbeschäftigt, für diesen Zeitraum aber vom Arbeitgeber freigestellt. Damit ist die juristische Auseinandersetzung um die Fortführung des Arbeitsverhältnisses beigelegt.
      ver.di findet, der Einschüchterungsversuch der Ippen-Gruppe erschüttert nicht nur das Vertrauen der betroffenen Beschäftigten, es sorgt auch für großen Unmut bei den Leserinnen und Lesern der Frankfurter Rundschau. Auch aus der Politik und der Zivilgesellschaft gab es große Solidarität und viel Unverständnis für die Entscheidungen des Arbeitgebers
      .“ Meldung vom 1. Februar 2024 in ver.di publik 1/2024 externer Link
  • Die 3 Kündigungen eine Woche nach einem Warnstreik durch die Geschäftsführung der Frankfurter Rundschau empören nicht nur Redaktion und Gewerkschaften
    • Einschnitte bei der FR: Kündigungen und Digital-Entscheidungen der Geschäftsführung der Frankfurter Rundschau empören Redaktion und Gewerkschaften
      Knapp eine Woche nach einem Warnstreik bei der Frankfurter Rundschau hat der Geschäftsführer Max Rempel Einschnitte für die Redaktion verkündet. Zwei Redakteurinnen und ein Redakteur müssen gehen, weil sie in der Probezeit gekündigt werden. Der Klima-Podcast „Kipp und klar“, der erst im September auf Sendung gegangen war, wird eingestellt. Die App FR+, eine Multimediaausgabe der Frankfurter Rundschau, soll nicht mehr redaktionell betreut werden; das Digitalprodukt selbst soll aber erhalten bleiben.
      Die Chefredaktion legte massiven Protest gegen die Kündigungen ein. Auch eine Initiative der Ressortleitungen scheiterte, die geschlossen gegen die Kündigungen und das Einstellen des Ressorts bei der Geschäftsführung eintraten. (…)
      Mit großer Besorgnis reagierten Gewerkschaften, Organisationen und Politiker:innen auf die Entwicklung bei der FR. „Statt faire Gehälter zu zahlen, werden Mitarbeiter vor die Tür gesetzt. Damit wird das Grundrecht auf Streiken ignoriert“, kommentierte der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) Hessen. Dessen Vorsitzender Knud Zilian fragte: „Was ist das für ein Signal einer Tageszeitung, die sich selbst als linksliberal einordnet?“. Die Gewerkschaft Verdi zielte in die gleiche Richtung. „Das Streikrecht ist in Deutschland ein Grundrecht“, betonte Gewerkschaftssekretärin Anja Willmann. Die Geschäftsführung der Frankfurter Rundschau und die Ippen-Gruppe als Mehrheitsgesellschafterin träten dieses Recht mit Füßen und setzten junge talentierte Kolleg:innen kaltschnäuzig vor die Tür. Das mache deutlich, „wie wenig ihnen an einer in die Zukunft gerichteten, progressiven publizistischen Stimme liegt“, urteilte Willmann.
      Auch die gewerkschaftsnahe Otto-Brenner-Stiftung sprach von einem „Skandal“ und wies darauf hin, dass der Rausschmiss der drei Journalist:innen „nur eine Woche nach dem Warnstreik“ erfolge. Sie sprach von „Union Busting“. So bezeichnet man gezieltes Vorgehen gegen gewerkschaftliche Interessenvertretungen. (…)
      An dem Streik hatte sich ein Großteil der Beschäftigten beteiligt, nicht aber die nun geschassten Kolleg:innen. Die Streikenden setzten sich für die Aufnahme von Verhandlungen über einen Tarifvertrag für die FR ein. Die Geschäftsführung hatte die Tarifverhandlungen im August bereits nach zwei Gesprächsterminen für beendet erklärt. Die Gehälter erlaubten es gerade jungen Kolleginnen und Kollegen kaum, ihren Lebensunterhalt im Rhein-Main-Gebiet zu bestreiten, argumentierten die Beschäftigten. Die Unterschiede in der Bezahlung seien innerhalb der Belegschaft weiterhin gravierend. Eine Zeitung, die sich auf die Fahnen schreibe, für Gerechtigkeit zu stehen, sollte andere Ansprüche haben
      …“ Artikel von Pitt von Bebenburg vom 08.12.2023 in der FR online externer Link, siehe auch:
    • Nach Warnstreik: Ippen-Verlag kündigt der „Frankfurter Rundschau“ die Zukunft
      Der Tarifkonflikt bei der „Frankfurter Rundschau“ (FR) ist in dieser Woche endgültig eskaliert und wirft einen bezeichnenden Blick auf die deutsche Tageszeitungslandschaft und das Agieren großer Verlegerfamilien nach Gutsherrenart. Seit Monaten fordern die Beschäftigten der FR einen Tarifvertrag, den die Geschäftsführung aber offenbar partout vermeiden will. Verhandlungen mit den Gewerkschaften ver.di und DJV waren nach zwei Runden ergebnislos abgebrochen worden.
      In Eigenregie erhöhte Ippen dann das Redakteursgehalt pauschal um 300 Euro, was der Verlag offenbar als enormes Entgegenkommen wertete. Dazu muss man allerdings sagen, dass das Einstiegsgehalt zuvor bei lediglich 3.100 Euro brutto gelegen hatte. Das obere Ende der Spannweite nach elf Berufsjahren soll nun bei 4.100 Euro liegen. Beides ist deutlich unter dem Flächentarifvertrag für Tageszeitungen, der für Redakteur:innen mit Regelqualifikation je nach Berufsjahren Gehälter zwischen 3.591 Euro und 5.178 Euro vorsieht. (…) Am 1. Dezember kam es schließlich zu einem Warnstreik, an dem sich knapp 50 der insgesamt 85 Beschäftigten beteiligten. Geschäftsführer Max Rempel bezeichnete diesen Warnstreik im eigenen Blatt als „unverständlich und kontraproduktiv“. (…) Inwiefern die Aussagen zur Wirtschaftlichkeit des Blattes überhaupt stimmen, lässt sich nicht verifizieren. Schon anlässlich des Streiks beklagten Mitarbeiter in der „taz“, dass weder Geschäftsführung noch Gesellschafter Zahlen zur Wirtschaftlichkeit der FR vorlegten. „Wir geben uns nicht damit zufrieden, wenn wir die Zahlen nicht wenigstens gesehen haben. Wir sind immer noch Journalisten“, sagte ein anonymer Kollege der „taz“. (…) Nach übereinstimmenden Berichten wurde im Zusammenhang sowohl mit dem Offenen Brief als auch dem Streik enormer Druck auf die Beschäftigten ausgeübt. Geschäftsführung und Gesellschafter hätten mit betriebsbedingten Kündigungen und sogar einer Zerschlagung der Zeitung gedroht. Dies berichten sowohl die „taz“ als auch die Gewerkschaften sowie mehrere Mitarbeiter:innen unabhängig voneinander im Gespräch mit Übermedien. Es werde bei Ippen keine Tarifverträge geben, eher würden Aufgaben zukünftig von anderen Titeln übernommen, die ebenfalls zum Konzern gehören: Der Sportteil könne zum Beispiel zur „Offenbach Post“ wandern, der Lokalteil zur „Frankfurter Neuen Presse“, habe es geheißen. (…) Im Gespräch mit Übermedien verweist Çay allerdings darauf, dass ihr und ihren Kolleg:innen ständig gedroht worden sei, die FR werde an einem Streik zerbrechen und die Redaktion werde sehen, was sie davon habe. „Diese Drohungen werden von der Chefredaktion schon seit Monaten ausgesprochen“, so Çay. „Ich habe auf Wunsch der Geschäftsführung mein Volontariat verkürzt und mich nicht am Streik beteiligt. Trotzdem habe ich nun keine Woche nach meiner Übernahme die Kündigung erhalten. Für mich ist das einfach ein extremer Vertrauensbruch aller Verantwortlichen.“ (…) Sowohl der Rückzug von Chefredakteur Kaspar als auch das von mehreren Seiten bestätigte Drohszenario der Verleger legen die Vermutung nahe, dass die drei Entlassenen nur die ersten Bauernopfer in der großen Zerschlagung der „FR“ sind. (…) Das dürfte, neben der grundsätzlichen Ablehnung einer angemessenen Bezahlung, wie sie in Tarifverträgen vereinbart wird, ein zentraler Punkt des Konfliktes sein: Das „digitale Medienhaus“ Ippen mit seinen zahlreichen Regionaltiteln hat sich darauf spezialisiert, möglichst automatisiert und standardisiert viel journalismusähnlichen Content mit möglichst wenig Journalisten zu produzieren. Im Idealfall werden die Inhalte KI-generiert. Dieses Haus hat offenbar weder eine Idee noch eine Verwendung für eine traditionsreiche überregionale Tageszeitung mit linksliberaler Ausrichtung. Wie unvereinbar die Kulturen der seelenlosen Zahlenmaximierer von Ippen und der haltungsbewussten Zeitungsleute von der FR waren, zeigte sich an mehreren Stellen dieses Konfliktes…“ Artikel von Andrej Reisin vom 10. Dezember 2023 in Übermedien externer Link
    • Ich wurde gekündigt. Eine Woche nach Warnstreik der FR werden ich, @JanaBallweber und @yagmurekimcay von der @fr Geschäftsführung vor die Tür gesetzt. Drei junge Kolleg:innen müssen kurz vor Weihnachten gehen. Mit uns kann man es machen, denn wir sind noch in der Probezeit.
      Kaum sechs Monate ist es her, dass ich extra nach Frankfurt gezogen bin, um als Klima-Redakteur bei der FR zu beginnen. Auf Wunsch der Chefredaktion habe ich einen Podcast gestartet – den ersten, den die FR hat. Gestern, zynisch zur Kündigung, kam die siebte Folge raus.
      Es bricht mir das Herz zu sehen, dass auch @JanaBallweber und @yagmurekimcay unfreiwillig die FR verlassen müssen. Sie arbeiten wie ich zu Zukunftsthemen. Ich kann die beiden jedem nur an Herz legen und freue mich selbst ebenso über Jobtipps und Hinweise. Journalismus mit Haltung wurde mir versprochen und das hab ich immer auch gemacht. So werde ich es weiter halten. Mit vielen tollen Kolleg:innen an meiner Seite
      .“ Tweet von Maxi Arnhold vom 8. Dez. 2023 externer Link
    • Mein Arbeitgeber, die Frankfurter Rundschau, schenkt mir zu Weihnachten eine Kündigung zum 31.12. Probezeit macht’s möglich. Ich bin mir sehr sicher, dass es ein großer Zufall ist, dass das eine Woche nach dem Streik bei der @FR passiert. Anyhow, braucht jemand ne Redakteurin?…“ Thread von Jana Ballweber vom 8. Dez. 2023 externer Link
    • Nach fast 2 Jahren Volozeit und an meinem 4. Tag (!) als Reporterin wurde mir mit @JanaBallweber & @maxi_arnhold gestern vom @fr-Geschäftsführer mitgeteilt, dass wir zum 31. 12. gekündigt werden. Dies geschieht 6 Tage nach dem FR-Warnstreik…“Thread von Yağmur Ekim Çay vom 8. Dez. 2023 externer Link
  • Union Busting bei der Frankfurter Rundschau: Drei Redakteur*innen sollen in Probezeit gekündigt werden – nach Warnstreik
    • Union Busting bei der Frankfurter Rundschau: Entlassungen nach Warnstreik
      Geschäftsführung schließt aufmüpfiges Ressort – Redakteur*innen sollen in Probezeit gekündigt werden – „Unerlaubte Maßregelung“
      Seit Monaten fordern die Beschäftigten der Frankfurter Rundschau einen Tarifvertrag. Doch die Geschäftsführung hat die Verhandlungen mit den Gewerkschaften ver.di und DJV Hessen nach zwei Verhandlungsrunden abgebrochen. Mit einem Warnstreik forderte die Belegschaft am vergangenen Freitag die Wiederaufnahme der Verhandlungen. Die Reaktion des Geschäftsführers Rempel darauf folgte nur knapp eine Woche später. In einer Mail an die Belegschaft kündigte er am gestrigen Donnerstag an, das Ressort FR+ (Multimedia-App) aufzulösen und den Klimapodcast einzustellen. Drei jungen Kolleg*innen, die teilweise schon vor Beendigung ihres Volontariats von der FR übernommen wurden, solle innerhalb ihrer Probezeit gekündigt werden. Der Arbeitgeber bestraft offensichtlich diejenigen, die den geringsten Schutz genießen, dafür, dass die Beschäftigten ihre Rechte wahrnehmen.
      Aus Sicht der Gewerkschaften handelt es sich um eine unerlaubte Maßregelung. Das Streikrecht ist in Deutschland ein Grundrecht. „Dass ausgerechnet die Geschäftsführung der Frankfurter Rundschau und die Ippen-Gruppe als Mehrheitsgesellschafterin dieses Recht mit Füßen tritt und junge talentierte Kolleg*innen kaltschnäuzig vor die Tür setzt, macht deutlich, wie wenig ihnen an einer in die Zukunft gerichteten, progressiven publizistischen Stimme liegt“, sagt Anja Willmann, Gewerkschaftssekretärin bei ver.di-Hessen. (…) Das harte Vorgehen des Arbeitgebers beeinträchtigt auch die Glaubwürdigkeit der Frankfurter Rundschau. Die Verantwortlichen sind aufgefordert, diese Einschüchterungspraxis zu beenden und mit den Beschäftigten und den Gewerkschaften an einer Lösung des Konflikts zu arbeiten. Die Gewerkschaften fordern den Arbeitgeber außerdem dazu auf, die gestern verkündeten Einschnitte zurückzunehmen. Die FR braucht ein modernes digitales Erscheinungsbild und junge Redakteur*innen die Zukunftsthemen besetzen
      .“ dju-Pressemitteilung vom 08.12.2023 externer Link, siehe auch:
    • Frankfurter Rundschau: Rausschmiss statt ordentlicher Gehälter
      Die Geschäftsleitung der Frankfurter Rundschau hat drei junge Journalisten gefeuert. Sie hatten sich in ihrer Probezeit am Warnstreik beteiligt. Hat das Management noch nichts davon gehört, dass Streiken ein Grundrecht in der Verfassung ist? Nun zeigt das Management der Frankfurter Rundschau sein wahres Gesicht. Tarifverträge sind eine rote Linie, wer diese auch nur antastet, der wird geschasst. Nachdem die Tarifverhandlungen von der Geschäftsleitung abgebrochen wurden, wollten die Beschäftigten Druck ausüben. Warnstreik externer Link. Die Konsequenz: Drei junge Mitarbeiter, alle noch in der Probezeit, erhalten ihre Kündigung. Ein digitaler Teil der FR wird eingestellt. Andere Kolleginnen und Kollegen bekommen einen Auflösungsvertrag auf den Tisch gelegt. Wer streikt, fliegt, jedenfalls einige davon sollen gehen müssen. Das ist das demokratische Verständnis des Geschäftsführers Dr. Max Rempel und der Verleger im Hintergrund.
      Die FR gehört zu einem Großteil zur Ippen-Gruppe. Und da scheint sich keiner zu schämen, das Grundrecht auf Streik derart mit Füßen zu treten. Seht her, wir bestimmen hier und wer nicht spurt, muss gehen! (…) Wer so agiert, wer seine Beschäftigten abstraft, weil sie nicht gehorchen, nicht kuschen im eigenen Laden, darf sich nicht wundern, wenn die FR immer weiter sinkt, in der Gunst der Abonnenten, die keine Zeitung von Kuschern wollen. Sie wollen ordentlichen Journalismus, der ordentlich honoriert wird. Ansonsten wird die FR in die Bedeutungslosigkeit abrutschen. Und daran ist nicht der Warnstreik schuld
      .“ Kommentar von Knud Zilian vom 08.12.2023 im DJV Blog externer Link
  • Gehälter für Angestellte der FR-Redaktion GmbH werden einseitig angepasst, KollegInnen der Frankfurter Rundschau GmbH gehen – bisher – leer aus
    • Tarifverhandlungen Frankfurter Rundschau: Kein Angebot von Arbeitgeber für Tarifvertrag
      Gehälter für einen Teil der Beschäftigten der FR-Redaktion GmbH werden einseitig angepasst – Kolleginnen und Kollegen der Frankfurter Rundschau GmbH gehen leer aus
      Auch in der zweiten Verhandlungsrunde hat der Arbeitgeber den Gewerkschaften ver.di und djv-Hessen kein Angebot für einen Tarifvertrag für die Redakteurinnen und Redakteure der Frankfurter Rundschau vorgelegt. Geschäftsführer Max Rempel teilte der Tarifkommission mit, dass er keine Basis für einen Tarifvertrag sehe. Stattdessen werden die Gehälter für einen Teil der Beschäftigten der FR-Redaktion GmbH einseitig angepasst. Die Kolleginnen und Kollegen der Frankfurter Rundschau GmbH gehen leer aus. Vorgesehen ist für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen eine Erhöhung der Gehälter in der einseitig eingeführten Betriebsjahresstaffel um 300 Euro ab dem 1.10.2023. Das bedeutet ein Einstiegsgehalt von 3.400 Euro. Nach elf Jahren ist dann die Endstufe von 4.100 Euro erreicht. Auch die Vergütung für Volontärinnen und Volontäre steigt um 200 Euro monatlich. Außerdem sollen die Gehälter ab 1.7.2025 um 3,0 Prozent erhöht werden. 2024 soll es für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Inflationsausgleichsprämie geben. Nur der Druck der Belegschaft führte zu der angekündigten Anpassung der Bezahlung. Die Anpassung liegt allerdings weit unter dem, was die der Gewerkschaften fordern, nämlich eine Anerkennung des Flächentarifvertrags für Redakteurinnen und Redakteure an Tageszeitungen. Dieser sieht eine deutlich bessere Bezahlung und zusätzliche Leistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld vor. Das Vorgehen der Geschäftsführung spaltet die Belegschaft, da nicht alle von den Verbesserungen profitieren und die ungleiche Vergütung weiter fortgesetzt wird…“ dju-Pressemitteilung vom 22.08.2023 externer Link zu
    • Mehr Geld für FR-Angestellte
      In der zweiten Tarifrunde bei der Frankfurter Rundschau hat die Geschäftsführung höhere Gehälter für einen Teil der Belegschaft und Inflationsprämien angekündigt. Die Beschäftigten der Gesellschaft FRR erhalten vom Oktober an 300 Euro mehr im Monat. Die erste Stufe liegt dann bei 3400 Euro; die letzte nach elf Jahren bei 4100 Euro. Zudem ist für Sommer 2025 eine Erhöhung um drei Prozent angekündigt. Die Vergütung für Volontärinnen und Volontäre wird um 200 Euro steigen. Für den besser bezahlten Teil der Redaktion in der FR GmbH gelten die Anpassungen nicht. Die Gewerkschaften kritisierten, die künftigen Gehälter lägen „weit unter dem Flächentarifvertrag für Redakteurinnen und Redakteure“. Verdi und DJV Hessen fordern eine tarifliche Lösung für alle Beschäftigten. Sie wollen nun mit den Mitgliedern das weitere Vorgehen besprechen.“ Meldung vom 22.08.2023 in der FR online externer Link
    • Tarifstreit „Frankfurter Rundschau“: „Frankfurter Rundschau“ ohne Tarif
      Verdi und DJV fordern eine Rückkehr zum Tarifvertrag bei der „Frankfurter Rundschau“. Deren Besitzer will davon nichts hören und agiert intransparent.
      Auch in der zweiten Runde der Tarifverhandlung bei der Frankfurter Rundschau (FR) ist die Geschäftsführung nicht auf die Forderungen von Verdi und DJV eingegangen, zum Tarifvertrag zurückzukehren. Stattdessen soll eine einseitige Gehaltsanpassung kommen, die weit hinter dem Tarif zurückbleibt. Vergangene Woche veröffentlichte der Aktivenausschuss der FR einen offenen Brief. Darin warnt er: „Die Zukunft der FR ist gefährdet.“ Zu den aktuellen Konditionen könne man nicht in Frankfurt überleben. Und wenn gestandene Journalist:innen die Redaktion verlassen müssen, dann könne man auch keine Zeitung mehr machen. Die Gewerkschaften fordern deshalb weiterhin eine Rückkehr zum Tarifvertrag der Redakteur:innen in Tageszeitungen. Die FR war vor 10 Jahren aus dem Tarif ausgestiegen. Heute liegt der Lohn vieler Angestellter mehrere Hundert Euro pro Monat unter Tarif. Auch gibt es aktuell keine automatische Gehaltserhöhung, was gerade in Zeiten hoher Inflation empfindlich zu spüren ist. (…)
      Die Rückkehr zum Tarifvertrag wäre eine Trendwende, nicht nur bei der FR, sondern für die Medienbranche insgesamt. In Hessen ist nur noch die Belegschaft des Darmstädter Echos im Tarif – jedoch nur die bereits seit Längerem angestellten Redakteur:innen. Neuanstellungen laufen über eine Tochtergesellschaft, die nicht nach Tarif bezahlt. (…)
      Die Besitzer der FR, die Ippen-Gruppe, stellt sich auf den Standpunkt, höhere Gehälter könne sich die Zeitung nicht leisten. Anja Willmann von Verdi kritisiert diese Haltung: „Das sollen sie mal nachweisen! Die Zahlen legen sie ja nicht offen.“ Willmann geht davon aus, dass Ippen mit der FR Geld verdient. „Die haben so viel gespart in den letzten Jahren, Personal abgebaut, ältere teurere Arbeitnehmer mit jüngeren schlechter Bezahlten ersetzt.“ Aber ohne Zugang zu den Wirtschaftszahlen können Gewerkschaften und Betriebsräte sich kein Bild der tatsächlichen Lage des Betriebs machen. Auch der Betriebsrat hat wiederholt einen Mangel an Transparenz und zunehmende Zentralisierung kritisiert. Die Angestellten hätten kaum Mitsprachemöglichkeiten…“ Artikel von Caspar Shaller vom 22. 8. 2023 in der taz online externer Link
  • „Frankfurter Rundschau“ : Bezahlung „unter Mindestlohn“
    Wie geht es der „Frankfurter Rundschau“? Das fragen sich auch die Mitarbeiter der Zeitung – und klagen über Intransparenz, niedrige Gehälter und Stellenabbau.
    Ungerechte Bezahlung, Intransparenz, fehlende Investitionen, Überlastung, falsche Strategie: Die Liste der Vorwürfe, die Mitarbeiter an die Geschäftsführung der „Frankfurter Rundschau“ richten, ist lang. Nachdem, wie berichtet, der Aktivenausschuss der Tageszeitung in einem offenen Brief seine Sorge um die Zukunft des Unternehmens zum Ausdruck gebracht, dabei zum Teil deutliche Kritik geübt und die Rückkehr in den Tarifvertrag gefordert hat, haben nun Beteiligte im Gespräch mit der F.A.Z. die Kritik konkretisiert. So verweist der Betriebsrat der „Frankfurter Rundschau“ auf ungerechte und teils inakzeptable Löhne für die rund 80 Mitarbeiter des Unternehmens, das zur Zeitungsholding Hessen gehört. Journalisten in Ausbildung, sogenannte Volontäre, liegen den Aussagen zufolge deutlich unter dem Tariflohn in Höhe von 2200 Euro im Monat – und damit, wie die Betriebsratsvorsitzende Silvia Bielert vorrechnet, „weit unter dem Mindestlohn“. Von dem Geld sei es für die Volontäre kaum möglich, in Frankfurt ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Auch Jungredakteure würden mit 3100 Euro monatlich deutlich unter Tarif bezahlt. Der Tarifvertrag sieht für sie 3600 Euro vor, plus Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld. Ansonsten seien innerhalb der Belegschaft die Gehälter extrem unterschiedlich. „Die Bezahlung ist nicht gerecht, denn letztlich machen alle dasselbe“, sagt Bielert. (…)
    Geschäftsführer Max Rempel habe zwar zwei Monate nach einer Betriebsversammlung im Juni 2022 eine neue Gehaltsstruktur eingeführt und im Juli dieses Jahres nachjustiert, sagt Bielert. Demnach können Mitarbeiter innerhalb von elf Jahren das Maximalgehalt erreichen, das 700 Euro brutto über dem Einstiegsgehalt liege, „das ist dann aber das Ende der Fahnenstange“, sagt Bielert und verweist auf den „enormen Reallohnverlust“, der dadurch entstehe. Das sind für erfahrene Redakteure bis zu 1400 Euro monatlich weniger als in tarifgebundenen Redaktionen. Besonders stört sich Bielert an der aus ihrer Sicht bestehenden Intransparenz in der Unternehmenspolitik: „Wir wissen nicht, wie es um die ,Rundschau‘ steht.“ Sparmaßnahmen ließen sich nicht nachvollziehen, viele Mitarbeiter fragten sich, wohin die Gewinne wanderten, Investitionen gebe es keine…“ Artikel von Daniel Schleidt vom 19.08.2023 in der FAZ online externer Link (die Konkurrenz hat leicht zu kritisieren…)
  • Offener Brief an Geschäftsführung Frankfurter Rundschau: Die Belegschaft der Frankfurter Rundschau fordert eine Rückkehr in den Tarif
    In einem Offenen Brief (hier externer Link ) an die Geschäftsführung der Frankfurter Rundschau (FR), Ippen Verlag, kritisiert der Aktivenausschuss der Belegschaft die ungerechte Bezahlung, den kontinuierlichen Stellenabbau sowie die verbreitete Überbelastung und äußert Sorge um die Zukunft der linksliberalen Zeitung. Der Aktivenausschuss ist ein Gremium der Belegschaft, das die Tarifverhandlungen mit Öffentlichkeitsarbeit begleitet. In der ersten Verhandlungsrunde der Gewerkschaften DJV-Hessen und ver.di mit der Geschäftsführung hat diese kein Angebot vorgelegt. Mit diesem Brief erhöhen wir den Druck im Vorfeld des zweiten Verhandlungstermins am 22. August 2023.“ Meldung des Aktivenausschusses der FR am 17.08.2023 bei der djv Hessen externer Link

Wir erinnern an die Rubrik im LabourNet Archiv: Zerschlagung der Frankfurter Rundschau – Tarifflucht geplant – Personalabbau soll weitergehen

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=214583
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