Protest gegen Porsche-Aktionärsversammlung in Stuttgart am 28.6.2023: “Gute Arbeitsbedingungen, statt Renditenwachstum! Kostenlosen ÖPNV für Alle statt Autos!

Protest gegen Porsche-Aktionärsversammlung in Stuttgart am 28.6.2023: “Gute Arbeitsbedingungen, statt Renditenwachstum! Kostenlosen ÖPNV für Alle statt Autos! (Foto: Aktion Autofrei)Erstmalig wurde am Mittwoch Vormittag, den 28. Juni 2023, die Aktionärs-Hauptversammlung der Porsche AG in Stuttgart durch Aktivist*innen verschiedener Gruppen innerhalb und außerhalb der Porsche-Arena kreativ begleitet. Das Bündnis verschiedener Gruppierungen setzte mit ihren Aktionen ein Zeichen gegen die unzeitgemäße Produktion von Luxus-Fahrzeugen, sowie die globale Ausbeutung und Zerstörung, die der Konzern im Namen der Dividende seiner Aktionär*innen weiter vorantreibt. Außerdem kritisierten die Aktivist*innen die fehlende öffentliche Auseinandersetzung mit der Biografie des Firmengründers Ferdinand Porsche als zentraler Akteur und begeisterter Anhänger des Nationalsozialismus. “75 Jahre Porsche sind 75 Jahre zuviel”, ist auf einem Flyer zu lesen, der vor dem Eingang verteilt wird…“ Bericht vom 28. Juni 2023 im Verkehrswendestadt Blog externer Link, siehe weitere Informationen:

  • Porsche-Hauptversammlung: Banner mit Verweis auf die Nazi-Vergangenheit des Unternehmens schien der Staatsanwaltschaft ein besonderer Dorn im Auge… New
    Turbulent ging es zu bei der Porsche-Aktionärsversammlung in der Porsche-Arena: nackte Brüste, blutige Geldscheine, blockierte Zufahrt. Ein Banner mit Verweis auf die Nazi-Vergangenheit des Unternehmens schien der Staatsanwaltschaft ein besonderer Dorn im Auge. (…) Die andere Aktivistin unterbrach die Rede von Vorstandschef Oliver Blume, indem sie „dreckige Dividende“ rief und dabei ein Transparent mit „Nazi-Erbe enteignen“ in die Luft hielt. Neben der Rolle des Luxus-Fahrzeug-Herstellers in der Klimakrise ist eben diese fehlende Aufarbeitung des Unternehmens mit der „dunkelbraunen NS-Vergangenheit der Firmengründer“, wie die Bürgerinitative Neckartor schreibt, einer der Hauptkritikpunkte. Und das Unternehmen reagiert allergisch, wenn bei Protestaktionen die Nazi-Verstrickung auf Bannern thematisiert wird.
    Etwa auf Peter Erben von der genannten Bürgerinitiative und sein Banner: „Ferdinand Porsche, Nazi, KZ-Betreiber, Kriegsverbrecher. Noch Fragen?“ Um den Verdacht auf Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener gar nicht aufkommen zu lassen, habe Erben der Polizei nach eigener Aussage zu Beginn der Kundgebung extra die Einstellungsverfügung der Münchner Staatsanwaltschaft vorgelegt. Das besagte Banner wurde ihm nämlich schon einmal entwendet: im September vor zwei Jahren bei der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in München. Die Münchner Staatsanwaltschaft stellte das Ermittlungsverfahren damals ein mit der Begründung: „Vor seinem Hintergrund der historischen Rolle Ferdinand Porsches im Nationalsozialismus, insbesondere unter Zugrundelegung seiner Mitgliedschaft in NS-Organisationen, seiner Tätigkeit im VW-Konzern vor 1945 und seiner Bedeutung für die deutsche Rüstungswirtschaft im Krieg, sind die getroffenen Aussagen der Beschuldigten – auch unter Berücksichtigung der Meinungsfreiheit – als noch zulässig einzustufen.“ Seitdem trägt Erben bei jedem Protest mit dem besagten Banner den Einstellungsbescheid von damals mit sich.
    Geholfen hat ihm das bei der Porsche-Veranstaltung wenig. Die Polizei habe sich zwar vor Beginn der Kundgebung telefonisch rückversichert, dass das Banner zulässig sei und Erben sogar grünes Licht gegeben. Trotzdem lag am Ende der Protestaktion – etwa um zehn Uhr – plötzlich eine Anzeige vor: wegen Beleidigung nach Paragraf 185, also nicht gegen einen Toten, sondern gegen einen Lebenden. Demnach soll Wolfgang Porsche geschmäht worden sein und nicht sein 1951 verstorbener Großvater Ferdinand, dessen Name auf dem Banner steht. Die zwei Polizisten, die von Anfang an dabei gewesen waren, wiesen den Aktivisten darauf hin und nahmen das Banner als Beweismittel mit. Auf Nachfrage per Mail durfte Erben dieses zwei Tage später bei der Polizei abholen. Dort sprach man von einem Versehen. Den tatsächlichen Grund für die Beschlagnahmung kennt Erben selbst nicht, zumal eine Verurteilung ausgeschlossen ist. „Schätze mal, ‚vorauseilender Gehorsam‘ der Stuttgarter Staatsanwaltschaft der Firma Porsche gegenüber war letztlich das Motiv“, schreibt er auf Kontext-Anfrage. Wer sich da im Hintergrund angegriffen fühlte und Druck machte, die Botschaft der Aktivist:innen aus der Öffentlichkeit zu entfernen, bleibe weiterhin unklar…“ Artikel von Franziska Mayr vom 05.07.2023 in der Kontext-Wochenzeitung 640 externer Link („Porsche-Hauptversammlung und Nazi-Banner: Die Unerträglichkeit des Unleugbaren“) – und insgesamt lesenswerter Bericht von den Protesten
  • Porsche: Naziprofiteure und Klimaverbrecher. Porsche-Hauptversammlung von Protesten begleitet – Die Letzte Generation blockierte Zufahrten
    Eigentlich ist beim Autobauer Porsche gerade Feierstimmung angesagt. Im vergangenen Herbst ist der Konzern an die Börse gegangen. Der Wert der Vorzugsaktien ist seitdem gestiegen. Das passt auch zu den Zahlen, die Porsche und VW-Chef Oliver Blume bei der Aktionärsversammlung am Mittwoch präsentiert: Porsche machte einen Umsatz von 37,6 Milliarden Euro. Der Gewinn stieg auf 5 Milliarden Euro, in diesem Jahr will der Dax-Konzern über 40 Milliarden umsetzen. Am Dienstag präsentierte der Konzern seinen Einstieg beim VfB Stuttgart. 100 Millionen Euro ist Porsche die Beteiligung am Bundesligisten wert. Gefeiert wurde in diesem Jahr auch schon, der 75. Geburtstag von Porsche als Sportwagenhersteller.
    Bereits die Geburtstagsparty Anfang Juni wurde von Aktivist*innen der Letzten Generation gecrasht. Bilder von rabiaten Sicherheitsmännern, die Aktivist*innen aus einer Zufahrt zerrten, gingen durchs Netz. Auch die Hauptversammlung wurde von Protesten begleitet. Die Letzte Generation war wieder mit dabei, diesmal auf den Zufahrtstraßen zur Porsche-Arena, die übrigens zwischen der Hans-Martin-Schleyer-Halle und der Mercedes-Benz-Arena liegt.
    In Stuttgart schätzt man die Industrie. Deswegen sind Ort und Anlass auch so gut geeignet für die Letzte Generation. Seit Wochen thematisiert die Gruppe die klimaschädlichen Einflüsse von Superreichen. »Euer Luxus, unsere Dürre« sowie »Nach euch die Sintflut?« steht auf Transparenten der Blockierer*innen. (…) Doch beim Protest gegen Porsche geht es nicht nur um die Rolle des Konzerns in der Klimakrise. Als »Nazi« und »KZ-Betreiber« wird Firmengründer Ferdinand Porsche auf Transparenten vor der Halle bezeichnet. Im Gebäude werden Menschen mit Transparenten, die »Nazi-Erbe enteignen« fordern, schnell entfernt. (…) Eine Kritik, mit der sie nicht alleine dastehen. Der Niederländer David de Jong externer Link hat nach vierjähriger Recherche im letzten Jahr ein Buch zur NS-Geschichte deutscher Unternehmer veröffentlicht. Eine von Porsche in Auftrag gegebene Studie hält er für eine »Reinwaschung«. Er bemängelt etwa bei der Ferry-Porsche-Stiftung mangelnde Transparenz im Umgang mit der Unternehmensgeschichte.“ Artikel von Sebastian Weiermann vom 28.06.2023 im ND online externer Link

  • „Letzte Generation“ gegen Porsche-Konzern und Reiche
    „… Am heutigen Mittwochmorgen blockierten sie Zufahrten zu den Parkplätzen der Hauptversammlung der Porsche-Aktionäre in Stuttgart. Bei zwei Sitzblockaden südlich der Porsche-Arena hatten nach Angaben der Gruppe mehrere Personen ihre Hände mit einem Sekundenkleber-Sand-Gemisch auf der Fahrbahn fixiert. Nach Polizeiangaben dauerte die Blockade ab 9.15 Uhr rund zwei Stunden an, ehe sie „an beiden Standorten gelöst“ werden konnte.
    Kritik an CO2-Bepreisung
    „Die Bundesregierung geht Klimaschutz völlig ungerecht an“, erklärte dazu der Beteiligte Mischa Bareuther. Unternehmen, wie Porsche nähmen über Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) direkten Einfluss auf die Regierungspolitik, während Klimaschutzmaßnahmen wie die CO2- Bepreisung Menschen mit niedrigem Einkommen besonders hart träfen, so der Aktivist. (…) Bereits beim 75-jährigen Porsche-Jubiläum am 8. Juni in Zuffenhausen hatte die „Letzte Generation“ mit Blockadeaktionen dazwischengefunkt…“ Beitrag von Claudia Wangerin vom 28. Juni 2023 in Telepolis externer Link
  • Siehe Fotos und Berichte der Aktion Autofrei auf Mastodon (@aktion_autofrei@mastodon.social) und auf Twitter: @aktion_autofrei

Siehe auch unser Dossier: VW-Historiker Grieger kritisiert Studie über Audis NS-Vergangenheit: Untersuchung des Autokonzerns erinnere in Stellen an Gefälligkeitsgutachten [und muss gehen]

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=212976
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