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Rider für Rappi streiken in Peru gegen „Billiglieferungen“ und Ausbeutung durch die Plattform
Seit 2015 ist der kolumbianische Lieferdienst-Anbieter Rappi auf dem Markt und soll mittlerweile schon 350.000 Lieferfahrer*innen auf dem gesamten Kontinent Südamerika beschäftigten. Allerdings sind die Bedingungen mies, weshalb am 15. Mai 2023 Rider in Peru gegen die Einführung neuer „Billiglieferungen“ streikten. Kund*innen sollen die Möglichkeit haben, für mehrere Lieferungen nur einmal zahlen zu müssen. Was für diese als Kundenservice verkauft wird, wirkt sich direkt auf die Löhne der Rider aus: Sie fahren zwar mehrfach, werden aber nur für eine Fahrt bezahlt… Siehe weitere Infos zum Streik und zum Hintergrund des Unternehmens:
- Rappi-Rider direkt von sogenannten „Billiglieferungen“ betroffen
„Hunderte von Rappi-Lieferfahrer*innen protestieren heute gegen die neue Option „Billiglieferung“, die die Plattform den Nutzer*innen der App anbietet. Jetzt können 2 oder 3 Bestellungen für die Zahlung von nur 1 aufgegeben werden. Das betrifft die Lieferfahrer*innen direkt. Sie fordern faire Tarife und eine menschlichere Behandlung durch die Plattform. Diese Beschwerden sind nicht neu, sie kommen zu anderen hinzu, wie z.B. Sperrungen oder willkürliche Kontosperrungen. Die Änderungen, die #Rappi vorgenommen hat, betreffen direkt die Zusteller*innen. Das sind die neuen Tarife für den „Sparversand“, der bis zu 100 % der Versandkosten einspart, auf Kosten der Arbeit, Mühe, Zeit und Ressourcen der Zusteller*innen. Diese werden von der Plattform nicht anerkannt. Dies war der Anlass für den heutigen Protest. Wir bedauern auch, dass @PeruRappi nicht an dem Fairwork-Projekt in Peru teilnehmen wollte, wo wir gehofft hatten, dass ein Vertreter der Plattform bereit wäre, wichtige Punkte in der Beziehung zwischen der App und den Lieferfahrerenden festzulegen.“ Thread von Observatorio Plataformas Perú vom 15. Mai 2023 mit Video (span.) - „Kannst du dir vorstellen, mit dem Motorrad zur Arbeit zu fahren, Benzin auszugeben, dein Leben zu riskieren und dabei 4 oder 9 Soles zu verdienen? #Rappi hat die Option „Billiglieferung“ eingeführt, was sich direkt auf das Einkommen der Zusteller*innen auswirkt. Wir hoffen, dass die Beschwerden dieses Mal erhört werden.“ Tweet von Alejandra Dinegro vom 15. Mai 2023 (span.)
- Rappi: der kolumbianische Player auf dem LieferApp-Markt
„Rappi will vieles sein: eine Last-Mile-Delivery-App, eine Bank, ein Reisebüro und eine Startup-„Mafia“. Das wird deutlich, wenn du die App öffnest: Der Startbildschirm von Rappi ist überfüllt mit einer scheinbar wahllosen Auswahl an Produkten und Dienstleistungen. Es gibt Restaurant- und Lebensmittellieferungen, aber die Nutzer können auch eine Reise ins Ausland und ein Hotelzimmer buchen. Sie können auch eine Autoversicherung abschließen und eine Kreditkarte beantragen. Rappi startete 2015 mit der Auslieferung von Snacks an Arbeitende in einem angesagten Viertel in Bogotá. Das Unternehmen profitierte vom Rückenwind der Pandemie, die die Nachfrage nach Lieferungen in die Höhe getrieben und einen Investitionsboom in lateinamerikanische Start-ups ausgelöst hatte. Die kolumbianische App wurde von Millionen Menschen in Brasilien, Mexiko, Costa Rica, Peru, Ecuador, Chile, Argentinien und Uruguay heruntergeladen, wo „to Rappi“ zur Abkürzung für die letzte Meile geworden ist.
Jede Kategorie ist in „Gänge“ unterteilt.
Bei der Essenslieferung – einer der Hauptfunktionen von Rappi – funktioniert die App ähnlich wie die meisten anderen: Bewertungen und Lieferzeiten für Restaurants werden angezeigt. Aber anders als bei Uber Eats kannst du das Angebot durchsuchen und sogar Artikel hinzufügen, ohne das Restaurant selbst anzutippen. Von hier aus funktioniert Rappi wie jede andere App für die letzte Meile. In Bogotá belaufen sich die Kosten für eine Lieferung einschließlich Servicegebühren und Trinkgeld oft auf bis zu 10.000 kolumbianische Pesos (2,20 $). Vielfahrer können ein Rappi Prime Plus-Abonnement abschließen, das unbegrenzte Lieferungen für 24.900 Pesos (5,50 $) pro Monat beinhaltet. Wenn du das Glück hast, in einem besser gestellten Stadtteil zu wohnen, kannst du auch Rappi Turbo wählen, der ausgewählte Artikel in weniger als 10 Minuten liefert und nicht mehr kostet als eine normale Lieferung…“ Artikel von José Luis Peñarredonda vom 18. Mai 2023 auf Rest of The World („Rappi: the app trying to do everything for everyone in Latin America”)
Peru ist nicht das erste Land, in dem gegen Rappi gestreikt wird. Auch in Brasilien fanden bereits AppStreiks statt, die sich unter anderem auch gegen diesen Konzern richteten – siehe dazu im LabourNet Germany:
- 2022: „Apps löschen“. Kolleg:innen der brasilianischen APPindustrie – in all ihrer Bandbreite – treten landesweit in Streiks
- 2021: Internationale Streiks gegen Lieferdienste: Riders organisieren sich über Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg
- 2020: „Das hat heute aber gedauert!“ Am 1. Juli spürten Brasiliens Liefer-Unternehmen die massive Streikbeteiligung der Kuriere im ganzen Land – soll am 11. Juli wiederholt werden