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Bochum: Geringere Bezahlung bei Neueinstellungen nach Tarifflucht der Fiege-Brauerei
„Die Gewerkschaft NGG erhebt Vorwürfe gegen die Bochumer Privatbrauerei Moritz Fiege. Das Unternehmen sei vor Monaten aus der Tarifbindung ausgestiegen. Seitdem versuche der Betriebsrat ein klärendes Gespräch zu bekommen. Bisher nach Gewerkschaftsangaben ohne Erfolg. Seit Anfang des Jahres würden neue Arbeitskräfte nur noch gegen geringere Bezahlung eingestellt. Die NGG will eine Erklärung dazu von der Fiege Brauerei. Die hat die Gewerkschaft aber bisher nicht bekommen. Auch auf eine Anfrage von Radio Bochum hat die Geschäftsführung bisher nicht reagiert. Gemeinsam mit einigen Fiege-Angestellten hat die NGG am Freitagmittag einen Infostand vor der Brauerei aufgestellt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind da von Gewerkschaft und Betriebsrat über die „Zwei-Klassen-Belegschaft“ und über die Vorteile eines Tarifvertrags informiert worden.“ Meldung vom 15.10.2021 bei Radio Bochum („Bochum: Ärger um Tarifflucht bei der Fiege-Brauerei“) und dazu:
- Fiege braut ohne Tarif. Bochumer Traditionsbrauerei verweigert Verhandlungen mit Gewerkschaft NGG. Beschäftigte verrichteten Zehntausende Stunden unbezahlter Mehrarbeit für das Unternehmen
„Kein Tarifvertrag, Ablehnung von Gesprächen mit der Gewerkschaft und eine Lohnerhöhung, die mit der Tarifkommission weder abgesprochen noch schriftlich fixiert ist: Die Bochumer Traditionsbrauerei Moritz Fiege weigert sich weiterhin, Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) aufzunehmen. Noch vor knapp einem Monat hatten sich Betriebsräte, NGG und viele Brauereien in Nordrhein-Westfalen auf einen Tarifvertrag geeinigt. Fiege bleibt weiterhin außen vor. »Ende 2020 ist Fiege aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten und zahlt seitdem nicht mehr nach dem Entgelttarifvertrag der Brauindustrie in NRW«, erklärte Jens Zimmermann, zuständiger NGG-Sekretär, im jW-Gespräch.
Das wollen die NGG-Mitglieder nicht mehr hinnehmen. Sie haben zu Jahresbeginn eine Tarifkommission gegründet und die Geschäftsführung zu Sondierungsgesprächen und Tarifverhandlungen aufgefordert. Bisher erfolglos: Auf diverse Gesprächsangebote wurde seitens Fiege nicht eingegangen, erklärte Zimmermann. Statt dessen habe die Geschäftsführung die Löhne der Belegschaft in Eigenregie um 4,2 Prozent erhöht. Auch eine Einmalzahlung in Höhe von 1.050 Euro sei bereits im Februar ausgezahlt worden. Eine entsprechende Rechtssicherheit für die Belegschaft – wie in einem Tarifvertrag – besteht freilich nicht. (…) Strenggenommen betrage die reale Lohnerhöhung für das laufende Jahr lediglich 0,5 Prozent, da sie erst ab Oktober greife. Dann nämlich erst werde eine Anpassung der Löhne um zwei Prozent vorgenommen. »Und selbst wenn man die Einmalzahlung dazunimmt, die ja eigentlich als Inflationsausgleich gedacht ist, kommt man nur auf etwa 2,8 Prozent Lohnsteigerung«, weiß Jens Zimmermann. Die Lohnerhöhung verkommt so zur Mogelpackung. So liegt Fiege weiter hinter Tariflöhnen und Ecklohn – obwohl die Belegschaft dort die gleiche Arbeit verrichtet. Lag die Lohndifferenz zwischen Fiege und den nach Tarif zahlenden Brauereien im vergangenen Jahr laut NGG noch bei knapp 37 Euro, bestehe in diesem Jahr – je nach Berechnung – bereits eine Kluft von 141 bis 198 Euro. (…)
Ebenfalls brisant: Im Raum steht laut Gewerkschaftssekretär Jens Zimmermann überdies freiwillige und unbezahlte Mehrarbeit von Fiege-Mitarbeitern. »Seit Mai 2007 bis Dezember 2020 sind zwei Stunden unbezahlte Mehrarbeit pro Mitarbeiter pro Woche über tarifvertragliche Arbeitszeit hinaus erfolgt.« Demnach seien insgesamt 1.427 Stunden unbezahlte Mehrarbeit pro Mitarbeiter bei einer 37-Stunden-Arbeitswoche zustande gekommen. Auf die Belegschaft mit 60 Beschäftigten hochgerechnet ganze 85.620 Stunden, ärgert sich Zimmermann.“ Artikel von David Bieber in der jungen Welt vom 02.05.2023 (im Abo) - Auch am 1. Mai beim DGB Bochum: „Tief im Westen“ wird das Fiege-Bier ohne Tarifvertrag gebraut
„Die Bochumer Brauerei Moritz Fiege weigert sich Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft-Nahrung-Genuss-Gaststätten aufzunehmen. Ende 2021 ist Fiege aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten und zahlt seitdem nicht mehr nach dem Entgelttarifvertrag der Brauindustrie in NRW. Das wollen die NGG-Mitglieder nicht mehr hinnehmen und haben Anfang des Jahres eine Tarifkommission gegründet und die Geschäftsführung zu Sondierungsgesprächen und nun zu Tarifverhandlungen aufgefordert – bisher erfolglos. Stattdessen hat die Geschäftsführung der Brauerei selbst eine Lohnerhöhung von 2% ab Oktober 2023 angekündigt sowie eine Einmalzahlung in Höhe von 1050€. „Viel zu wenig angesichts der hohen Inflation“, so Bettina Gantenberg, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bochum. „Ohne Tarifvertrag gibt es auch keine Rechtssicherheit für die Kolleginnen und Kollegen. Fiege versteht sich als das Bier der Bochumer*innen – sponsort den VfL Bochum und ist auch am 1. Mai präsent. Zu Bochum als Stahl- und Kohlestadt gehören aber auch Tarifverträge und faire Löhne. Die Bochumer DGB Gewerkschaften fordern Fiege auf, in Lohntarifverhandlungen mit der NGG zu gehen – denn: Der Ruhrpott hält zusammen!“ Pressemitteilung vom 30.03.2023 beim DGB Region Ruhr-Mark („DGB Bochum: „Tief im Westen“ wird das Bier ohne Tarifvertrag gebraut“) - alle weiteren Meldung zwischenzeitlich hierzu nur in der WAZ hinter paywall, nix bei NGG