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Handel-Tarifbewegung 2023: „Ohne uns kein Geschäft!“
Dossier
„Wir machen uns beim Handel bereit für die nächste große Tarifrunde. Die Tarifverhandlungen für die rund 5 Millionen Beschäftigten werden regional geführt. Gefordert werden je nach Region unter anderem Lohn- und Gehaltssteigerungen von 2,50 Euro in der Stunde, eine Erhöhung der Azubivergütung um 250,- Euro sowie allgemeinverbindliche Tarifverträge mit einer Laufzeit von 12 Monaten. Klar ist: Die Beschäftigten haben mehr verdient als Applaus und einen feuchten Händedruck, denn #Ohneunskeingeschäft“. ver.di-Mitglieder im Handel wollen ihren Anteil an den steigenden Gewinnen der Händler – und einen Ausgleich der nach wie vor steigenden Preise. Die Tarifkommission Hessen hat sich als erste Region auf eine Forderung von 2,50 Euro mehr Stundenlohn im Einzel- und Versandhandel festgelegt. Im Groß- und Außenhandel fordert ver.di 13 Prozent mehr Geld, mindestens aber 400 Euro im Monat…“ ver.di-Meldung vom 13.04.2023 : „Der Handel verhandelt – die Tarifrunde ist eröffnet“ – siehe zunächst die Sonderseiten zum Einzel- und Großhandel (ganz unten) und dazu:
- Rückblick auf den Tarifstreit im Einzelhandel: »Sie waren sehr entschlossen«
„Verdi-Bundesvorständin Silke Zimmer über den zähen Tarifstreit im Handel, neue Streikdynamiken und den Kampf für Geschlechtergerechtigkeit (…) Unsere Kolleginnen und Kollegen haben diese Streiks selbst organisiert. Sie haben sich ermächtigt. Wir haben eine Streikbewegung erlebt, wie wir sie bislang im Handel noch nicht kannten. Uns ist es vielerorts gelungen, Lagerstandorte zu bestreiken. Dadurch wurden die Streiks auch wahrnehmbar für die Kundinnen und Kunden, weil eben nicht alle Waren verfügbar waren. Dass das gemessen an der Größe unserer Branche mehr sein könnte, ist überhaupt keine Frage. Aber was wir erreicht haben, hat das Selbstbewusstsein der Kolleginnen und Kollegen gestärkt. Wir waren ja noch nie mit so vielen gemeinsam auf der Straße. Die Menschen haben sich nicht entmutigen lassen. Dass wir uns nicht in allen Punkten durchsetzen konnten, haben Tarifabschlüsse an sich.
[An welchen Stellen haben sich die Arbeitgeber quergestellt?]
Die Kolleginnen und Kollegen haben mit ihren Aktionen und Streiks um jeden Cent gerungen. Eigentlich hätte man nach den extremen Preissteigerungsraten davon ausgehen müssen, dass die Arbeitgeber die Notwendigkeit zu Lohn- und Gehaltserhöhung unmittelbar einsehen. Stattdessen haben wir massive Gegenwehr in den Betrieben erlebt. Zum Teil sind Kolleginnen und Kollegen fristlos gekündigt worden, teilweise hat es Streikbruchprämien gegeben. Man hat die gesamte Klaviatur gespielt…“ Aus dem Interview von Felix Sassmannshausen vom 23.09.2024 in ND online - Tarifrunde Handel nach über einem Jahr endgültig abgeschlossen: Am 12. Juli in Hessen für die Beschäftigten im Groß- und Außenhandel
„Die Beschäftigten im Handel haben über ein Jahr für nachhaltige tabellenwirksame Entgelterhöhungen gekämpft. Nachdem im Hamburger Einzelhandel eine erste Einigung erzielt werden konnte, wurde in der Nacht zum 4. Juli in Berlin und Brandenburg der letzte Abschluss im Einzelhandel erzielt. Auch im Groß- und Außenhandel haben die letzten Bundesländer endlich eine Einigung erzielt.
Nach über einem Jahr harter Auseinandersetzungen ist die Tarifrunde im Handel beendet. In der Nacht zum 4. Juli 2024 hat ver.di in Berlin und Brandenburg den letzten Abschluss für die Beschäftigten des Einzelhandels errungen, am 12. Juli ver.di Hessen für die Beschäftigten im Groß- und Außenhandel. „Mit der Tarifeinigung in Berlin und Brandenburg ist eine der längsten und härtesten Tarifrunden im Einzelhandel zu Ende gegangen, und unsere Kolleginnen und Kollegen stehen bundesweit wieder unter dem Schutz rechtsverbindlicher Tarifverträge“, so Silke Zimmer, für den Handel zuständiges Mitglied im ver.di-Bundesvorstand.
Insgesamt haben Verkäufer*innen in Vollzeit nun rund 400 Euro mehr in der Tasche. Dazu gehört auch eine 40-prozentige Erhöhung der tariflichen Altersvorsorge von 300 auf 420 Euro jährlich. Über die gesamte Laufzeit beträgt die Erhöhung inklusive der verbesserten tariflichen Altersvorsorge einen Zuwachs von rund 14 Prozent.
Auch im Groß- und Außenhandel haben die letzten Bundesländer endlich eine Einigung für ihre Beschäftigten erzielt, die ein Drittel der rund fünf Millionen Beschäftigten im Handel ausmachen (zu den einzelnen Ergebnissen siehe Liste der Bundesländer unten).“ Aktualiserung vom 15.07.2024 der ver.di-Aktionsseite („Tarifrunde Handel: Hart erkämpfte Erfolge“) - Tarifabschlüsse im Handel: Schlechtes Ergebnis mit extrem langer Laufzeit
„Die Tarifrunden im Handel haben über ein Jahr gedauert, bevor Einigungen zwischen den Arbeitgeberverbänden und Ver.di möglich wurden. Von den Ursprungsforderungen: Erhöhung der Löhne um 2,50 Euro oder 13 Prozent mit einer Laufzeit der Tarifverträge von 12 Monaten konnte nichts durchgesetzt werden. Ganz im Gegenteil, im Einzelhandel werden die 2,50 Euro erst zum 1.Mai 2025 erreicht.
Für ein besseres Ergebnis reicht offensichtlich die gewerkschaftliche Stärke in den beiden Bereichen Einzel- und Groß- und Außenhandel nicht. Hinzu kommt eine falsche Einschätzung der Kräfteverhältnisse auf Ver.di-Seite. Nach wie vor gelingt es nicht, die Unternehmen so empfindlich zu treffen wie das z.B. Streiks in der Industrie können, damit sie bereit sind, von ihren Profiterwartungen abzurücken. Die Mobilisierungsfähigkeit hat außerdem nach den vielen Streiks im letzten Jahr merklich nachgelassen. Dies wurde besonders deutlich vor Weihnachten: Statt der angekündigten Streiks fanden nur symbolische Aktionen statt. Immer noch ist es schwer, Beschäftigte aus dem Einzelhandel für Streiks in der für den Einzelhandel wichtigsten Zeit zu gewinnen. (…)
Immerhin konnte den Unternehmern eine bessere Inflationsausgleichsprämie abgerungen werden, die nicht mit bisherigen Zahlungen verrechnet wird, sowie eine Erhöhung der Beiträge zur Altersvorsorge. 2025 wird es wohl einen Ausgleich für die zu erwartende Inflation geben, aber um den Preis eines dreijährigen Abschlusses.
Die Forderung nach einer Erhöhung der Stundenlöhne um 2,50 Euro konnte für den größten Teil der Beschäftigten erst nach drei Jahren erreicht werden. Das ist für den Fachbereich Handel von Ver.di, abgesehen von politischen Erwägungen, eine schlechte Regelung, zumal die Gewerkschaft hauptsächlich in Tarifrunden neue Mitglieder gewinnt. Hinzu kommt die weiter sinkende Tarifbindung in dieser Branche. Bundesweit liegt sie nur noch bei rund 40 Prozent. Ohne eine politische Regelung wird sich daran nichts ändern. Die Voraussetzungen dafür liegen vor, die Bundesregierung müsste nur die entsprechende EU-Verordnung umsetzen.
Diese Tarifrunde gilt es aufzuarbeiten und sich Gedanken zu machen, wie Tarifrunden in Zukunft erfolgreicher abgeschlossen werden können.
Ganz ähnlich sieht das Ergebnis im Groß- und Außenhandel aus. Lediglich bei den prozentualen Ergebnissen gibt es leichte Abweichungen. Im Endeffekt sind sie nicht besser als im Einzelhandel. Der Zuschuss zur Altersvorsorge beträgt 480 Euro. Erfreulich ist immerhin, dass sich die bayerischen Unternehmer bereit erklärt haben, die Anerkennung des Tarifvertrags gemeinsam mit Ver.di zu beantragen.
Einen Erfolg kann Ver.di in dieser Tarifrunde allerdings für sich verbuchen: Die Unternehmer forderten bundeseinheitliche Tarifverhandlungen und Abschlüsse. Dem ist Ver.di nicht nachgekommen. Das würde eine massive Verschlechterung der Beteiligung der Mitglieder bedeuten und den Einstieg in Spartentarifverträge, die eine massive Verschlechterung der Mobilisierungsfähigkeit bedeuten würden, erleichtern…“ Artikel von Helmut Born in der Soz Nr. 07/2024 - ver.di erzielt nach einem Jahr Auseinandersetzung bundesweit Einigung in allen Tarifgebieten des Einzelhandels: Abschluss in Berlin und Brandenburg
- Abschluss in Berlin und Brandenburg analog Hamburg, aber eine Verkürzung der Laufzeit um einen Monat
„In den Tarifverhandlungen für den Einzelhandel in Berlin und Brandenburg wurde am 3. Juli 2024 am späten Abend ein Verhandlungsergebnis für die rund 230.000 Beschäftigten erzielt. Das Ergebnis orientiert sich an dem Abschluss, der zuerst in Hamburg erzielt wurde. Es sieht eine Lohnerhöhung von 5,3 Prozent ab Oktober 2023 und noch einmal 4,7 Prozent ab Juli 2024 vor. Ab September 2025 erhöhen sich die Gehälter noch einmal um monatlich 40 Euro, zuzüglich 1,8 Prozent. Dazu kommt noch eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.000 Euro in diesem Jahr sowie die Erhöhung der tariflichen Altersvorsorge um 120 EUR ab Januar 2025. Über die gesamte Laufzeit und inklusive der tariflichen Altersvorsorge beträgt die Erhöhung damit ca. 14 Prozent. Ein weiteres Thema in Berlin und Brandenburg war eine Verschiebung der Laufzeit. Um zeitgleich mit den Tarifverhandlungen in den anderen Bundesländern zu starten, forderte ver.di in Berlin und Brandenburg eine Verkürzung der Laufzeit um drei Monate. Hier konnte für Berlin eine Verkürzung der Laufzeit um einen Monat erzielt werden.“ Meldung auf der Aktionsseite zur Tarifrunde (ohne Titel)(siehe HAmburg hier weiter unten) - ver.di erzielt nach einem Jahr harter Auseinandersetzung bundesweit Einigung in allen Tarifgebieten des Einzelhandels
„Nach über einem Jahr harter Auseinandersetzungen hat nun auch das letzte Tarifgebiet im Einzelhandel einen Abschluss erzielt. In der Nacht zum Donnerstag (4. Juli 2024) hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in Berlin und Brandenburg einen Abschluss für die Beschäftigten des Einzelhandels errungen. „Mit der Tarifeinigung in Berlin und Brandenburg ist eine der längsten und härtesten Tarifrunden im Einzelhandel zu Ende gegangen, und unsere Kolleginnen und Kollegen stehen bundesweit wieder unter dem Schutz rechtsverbindlicher Tarifverträge“, resümiert Silke Zimmer, für den Handel zuständiges Mitglied im ver.di-Bundesvorstand. (…)Insgesamt bedeuten die Abschlüsse für Verkäuferinnen und Verkäufer in Vollzeit in allen Tarifgebieten rund 400 Euro mehr in der Tasche. Dazu gehört eine 40-prozentige Erhöhung der tariflichen Altersvorsorge von 300 auf 420 Euro jährlich. Über die gesamte Laufzeit beträgt die Erhöhung inklusive der verbesserten tariflichen Altersvorsorge rund 14 Prozent. „Das ist ein wichtiger Beitrag, um besonders die vielen Frauen im Einzelhandel vor Altersarmut zu schützen“, so Zimmer.
In mehreren Bundesländern laufen noch die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Groß- und Außenhandel, die ein Drittel der rund fünf Millionen Beschäftigten im Handel ausmachen…“ ver.di-Pressemitteilung vom 04.07.2024
- Abschluss in Berlin und Brandenburg analog Hamburg, aber eine Verkürzung der Laufzeit um einen Monat
- Tarifeinigung im Groß- und Außenhandel NRW: 3stufige Lohnerhöhung, Inflationsausgleichsprämie und tarifliche Altersvorsorge bei 3jähriger Laufzeit
„Am Montag (1. Juli 2024) haben sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di NRW) und die Arbeitgeber des Groß- und Außenhandels NRW auf einen Tarifabschluss geeinigt. „Die Leistung der Beschäftigten im Groß- und Außenhandel wird nun endlich auch in NRW durch eine rechtsverbindliche Tariferhöhung sowie eine verpflichtende Altersvorsorge für alle anerkannt. (…) Die Einigung beinhaltet eine Erhöhung der Entgelte um 5,1 Prozent rückwirkend zum 1. Oktober 2023. Zum 1. Mai 2024 erfolgt eine weitere Erhöhung um fünf Prozent. In einem dritten Schritt erhalten die Beschäftigten zum 1. Mai 2025 eine weitere Erhöhung der Entgelte um zwei Prozent.
Darüber hinaus vereinbarten die Tarifparteien eine tarifliche Altersvorsorge in Höhe von 480 Euro, die verpflichtend für alle Betriebe und Beschäftigte gilt. Tarifverhandlungen über ein eigenes obligatorisches Altersversorgungswerk für die Beschäftigten und die Betriebe des Groß- und Außenhandels sollen zeitnah aufgenommen werden. Sollten diese Verhandlungen nicht bis zum 1. Mai 2025 zu einem erfolgreichen Abschluss kommen, werden 120 Euro der bisherigen tariflichen Altersvorsorge zugeführt und die weiteren 360 Euro in ein weiteres Prozent Lohnsteigerung zum 1. Mai 2025 umgewandelt. Die Auszubildendenvergütungen steigen in den Jahren 2023 bis 2025 jeweils zum 1. September um 60 Euro. (…) Zudem einigten sich Gewerkschaft und Arbeitgeber auf eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1000 Euro, die nicht auf bisherige Zahlungen anrechenbar ist. Die Prämie erhalten Teilzeitbeschäftigte anteilig, und Auszubildende erhalten 500 Euro. (…) Die Laufzeit des neuen Tarifvertrages beträgt 36 Monate.“ Pressemitteilung vom 01.07.2024 beim Landesbezirk Nordrhein-Westfalen („ver.di erzielt Ergebnis zu Entgelt und macht wichtigen Schritt im Kampf gegen Altersarmut“) - Groß- und Außenhandel: Tarifeinigung in Bayern auf Lohnerhöhung in 3 Schritten und Inflationsausgleichsprämie mit einer Laufzeit von 36 Monaten
„Am Dienstagabend (18. Juni 2024) haben sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di.) und der Landesverband Bayern Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (LGAD) auf einen Tarifabschluss geeinigt. „Es war mehr als überfällig, dass nach dem Einzelhandel im Mai nun auch der Durchbruch im Groß- und Außenhandel erreicht wurde. Damit erfährt die tagtägliche Leistung der Beschäftigten jetzt auch Wertschätzung durch rechtsverbindliche Tariferhöhungen. Wir erwarten, dass nun auch die übrigen Tarifgebiete rasch zu Ergebnissen kommen“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer. Möglich geworden sei die Einigung nur durch die Ausdauer und den Mut der aktiven Beschäftigten. Der Einigung vorausgegangen waren mehrere Monate harter Tarifauseinandersetzungen. In Bayern arbeiten rund 240.000 Menschen im Groß- und Außenhandel. Bundesweit sind es rund 1,9 Millionen.
Die Einigung beinhaltet eine Erhöhung der Entgelte um 5,1 Prozent rückwirkend zum 1. Oktober 2023. Zum 1. Mai 2024 erfolgt eine weitere Erhöhung um fünf Prozent. In einem dritten Schritt erhalten die Beschäftigten zum 1. Mai 2025 eine weitere Erhöhung der Entgelte um zwei Prozent. Darüber hinaus vereinbarten ver.di und der LGAD eine tarifliche Altersvorsorge in Höhe von 480 Euro und wollen zeitnah Tarifverhandlungen über ein eigenes obligatorisches Altersversorgungswerk für die Beschäftigten und die Betriebe des Groß- und Außenhandels aufnehmen. Sollten diese Verhandlungen nicht bis zum 1. Mai 2025 zu einem erfolgreichen Abschluss kommen, werden 120 Euro der bisherigen tariflichen Altersvorsorge zugeführt und die weiteren 360 Euro in ein weiteres Prozent Lohnsteigerung zum 1. Mai 2025 umgewandelt. Die Auszubildendenvergütungen steigen in den Jahren 2023 bis 2025 jeweils zum 1. September um 60 Euro.
Zudem einigten sich Gewerkschaft und Arbeitgeber auf eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1000 Euro, die nicht auf bisherige Zahlungen anrechenbar ist. Die Prämie erhalten Teilzeitbeschäftigte anteilig, und Auszubildende erhalten 500 Euro. Sollte die Summe mit bisherigen Inflationsausgleichszahlungen zusammen über den gesetzlich vorgesehenen 3000 Euro liegen, sind Regelungen zur Deckelung des Betrages vorgesehen. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrages beträgt 36 Monate…“ ver.di-Pressemitteilung vom 19.06.2024 („Durchbruch im Groß- und Außenhandel: ver.di erzielt Tarifeinigung in Bayern“) - Der lange Kampf um Tarifeinigung im Handel nun auch in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg und in Hessen beendet
„Nach über einem Jahr ausdauerndem Arbeitskampf mit über 6.000 Streikaktionen in mehr als 130 Streikbetrieben im bayerischen Einzelhandel stand am 11. Juni 2024 der Tarifabschluss im bayerischen Einzelhandel. 14 Prozent mehr Geld über die nächsten drei Jahre, das macht fast 400 Euro mehr im Monat für eine Verkäuferin in der höchsten Entgeltstufe. Zusätzlich gibt es 1.000 Euro netto als Sonderzahlung obendrauf. Der Stundenlohn erhöht sich für eine Verkäuferin über die Laufzeit so um insgesamt 2 Euro 38 Cent.
Einen Tag später gelang auch in Mecklenburg-Vorpommern der Durchbruch. Ein Jahr lang haben die Beschäftigten im Einzelhandel dort für ein Tarifergebnis gekämpft. Durchgesetzt wurde eine Erhöhung in drei Stufen: 5,3 Prozent rückwirkend zum Oktober 2023, 4,7 Prozent zum 1. Juli 2024 sowie weitere 40 Euro Festbetrag plus 1,8 Prozent ab 1. September 2025. Ab 2025 erhalten Beschäftigte jährlich zusätzlich 120 Euro tarifliche Altersvorsorge. Zusätzlich zahlen die Arbeitgeber eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.000 Euro (Teilzeitbeschäftigte anteilig und Azubis 500 Euro). Sie ist nicht anrechenbar. Darüber hinaus werden die Auszubildendenvergütungen überproportional erhöht. Hier konnte zudem ein früherer Erhöhungszeitpunkt durchgesetzt werden. Mit den insgesamt vereinbarten Entgeltanhebungen hat eine Verkäuferin dann zum September 2025 brutto knapp 400 Euro mehr im Monat zur Verfügung.
Arbeitgeber blockierten sieben Monate in Hessen
„Nach 7 Monaten Verhandlungsblockade durch die Arbeitgeber konnte der wie bereits in anderen Bundesländern erzielte Tarifabschluss auch für die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel des Landes Hessen erreicht werden. Die Arbeitgeber hätten mehr geben können und sollen, denn für die Beschäftigten der Branche sind deutlich hohe Steigerungen nötig, um die enorm gewachsenen und weiterhin steigenden Lebenshaltungskosten wenigstens einigermaßen bewältigen zu können“, erklärte Marcel Schäuble, ver.di-Landesfachbereichsleiter Handel und Verhandlungsführer in Hessen: „Wir haben um jeden Euro mehr gekämpft. Am Ende sind erst durch den Abschluss die bisher durch die Arbeitgeber getätigten Vorweganhebungen rechtssicher und Entgeltsteigerungen von 13,7 Prozent über 36 Monate vereinbart worden. Mit einer Inflationsausgleichsprämie ist ein weiteres Plus für die angespannten Haushalte der Beschäftigten ausgehandelt und auf lange Sicht noch die tarifvertragliche soziale Sicherheit durch einen höheren Beitrag der Unternehmen für die Altersvorsorge verbessert.“
In badenwürttembergischen Sindelfingen einigten sich am 6. Juni die Verhandlungskommissionen von ver.di und den Arbeitgebern in der sechsten Verhandlungsrunde auf eine Tarifvereinbarung zu neuen Gehältern, Löhnen und Ausbildungsvergütungen für die rund 490.000 Beschäftigten des baden-württembergischen Einzel- und Versandhandels. Die erzielte Einigung sieht Erhöhungen der Entgelte in drei Stufen vor. Ab dem 1. September 2023 erfolgt eine Anhebung um 5,3 Prozent, gefolgt von einer weiteren Erhöhung um 4,7 Prozent ab dem 1. April 2024. Schließlich wird es ab dem 1. April 2025 eine Anhebung um einen Festbetrag von 40 Euro für reguläre Beschäftigte und 20 Euro für Auszubildende geben, zusätzlich zu einer weiteren prozentualen Erhöhung um 1,8 Prozent. Im August oder September 2024 wird eine einmalige, steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.000 Euro gezahlt. Teilzeitkräfte erhalten diese Zahlung anteilig, und Auszubildende bekommen 500 Euro. Ab Januar 2025 wird der jährlich einmalig zustehende tarifliche Altersvorsorgebetrag um 120 Euro erhöht, was bisher 300 Euro betrug. Für Auszubildende steigt dieser Betrag um 60 Euro. Die Laufzeit der Tarifvereinbarung beträgt 36 Monate, beginnend am 1. April 2023 und endend am 31. März 2026. Es wurde eine Widerrufsfrist bis zum 20. Juni 2024 vereinbart. Die ver.di-Verhandlungskommission stimmte dem Tarifergebnis mit großer Mehrheit zu…“ Aktualisierung vom 13.06.2024 auf der ver.di-Aktionsseite („Endlich auch Tarifeinigung in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern“) - Nach Hamburgs Vorbild nun auch Tarifeinigung im Einzelhandel in Niedersachsen und Bremen sowie NRW: Alle mit 3stufiger Lohnerhöhung und 36 Monaten Laufzeit
- Einigung bei den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des Einzelhandels in Niedersachsen und Bremen
„Dieser Tarifabschluss stellt einen wichtigen Schritt für die Beschäftigten im niedersächsischen und bremischen Einzelhandel dar.“ (…) Das Ergebnis stellt einen Kompromiss dar, zeigt aber, dass trotz der Herausforderungen und der unterschiedlichen Interessen der Parteien konstruktive Gespräche geführt werden konnten. Die erzielte Einigung sieht für die Beschäftigten eine Erhöhung der Löhne in drei Stufen vor: zum 1. Oktober 2023 um 5,3 Prozent und zum 1. Mai 2024 um 4,7 Prozent. Ab 1. Mai 2025 weitere 40 Euro plus 1,8 Prozent. Die Auszubildendenvergütungen werden überproportional erhöht. Zusätzlich zahlen die Arbeitgeber eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.000 Euro zum 1. Juni 2024 (Teilzeitbeschäftigte anteilig). Ab 1. Januar 2025 erhalten Beschäftigte jährlich zusätzlich 120 Euro tarifliche Altersvorsorge. Die Laufzeit des Tarifvertrags wurde auf 36 Monate festgelegt, was den Beschäftigten eine gewisse Stabilität garantiert…“ Pressemitteilung vom 22.05.2024 beim ver.di-Landesbezirk Niedersachsen-Bremen - Tarifeinigung im NRW-Einzelhandel: Ergebnis in achter Verhandlungsrunde erzielt
„Nach über einem Jahr kräftezehrender Verhandlungen und Streiks hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di NRW) eine Einigung für den NRW-Einzelhandel erzielt. Am Dienstag gelang in achter Runde der Verhandlungen mit dem HDE in Düsseldorf die Tarifeinigung. „Nach zwölf Monaten harter und intensiver Streikaktionen können wir mit Fug und Recht behaupten, dass wir um jeden Euro gekämpft haben. Für eine Verkäuferin bedeutet das Ergebnis, dass sie zum 1. Mai 2025 brutto knapp 400 Euro mehr im Monat zur Verfügung hat (…) Die Einigung sieht für die die rund 517.000 sozialversicherungspflichtig und 197.000 geringfügig Beschäftigten im nordrhein-westfälischen Einzelhandel eine Erhöhung der Löhne in drei Stufen vor:
– zum 1. Oktober 2023 um 5,3 Prozent und
– zum 1. Mai 2024 um 4,7 Prozent,
– ab 1. Mai 2025 weitere 40 Euro und 1,8 Prozent
Darüber hinaus werden die Auszubildendenvergütungen überproportional erhöht. Zusätzlich zahlen die Arbeitgeber eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1.000 Euro spätestens im August 2024 (Teilzeitbeschäftigte anteilig und Azubis 500 Euro). Diese Inflationsausgleichsprämie ist nicht anrechenbar. Ab dem 1. Januar 2025 erhalten Beschäftigte jährlich zusätzlich 120 Euro tarifliche Altersvorsorge. Die Laufzeit des Tarifvertrags wurde auf 36 Monate festgelegt.“ Pressemitteilung vom 21.05.2024 beim ver.di-Landesbezirk Nordrhein-Westfalen
- Einigung bei den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des Einzelhandels in Niedersachsen und Bremen
- Zum Tarifabschluss in Hamburg: Reallohnverluste im Einzelhandel
„Seit einem Jahr läuft bereits die Tarifrunde im Einzelhandel. Das ist für deutsche Verhältnisse extrem lang. Nun gibt es den ersten Abschluss. Wie ist dieser zu bewerten? Viele Male wurden die Kolleginnen und Kollegen aus den Einzelhandelsbetrieben zum Streik aufgerufen. Am Ende steht in Hamburg ein bitteres Ergebnis. Anbei die wichtigsten Fakten (…)
Bewertung
Vor dem Hintergrund der hohen Inflation der letzten Jahre ist klar, dass die Beschäftigten Reallohnverluste einfahren. Und das in einem Bereich der von niedrigen Löhnen geprägt ist und wo 70 Prozent, insbesondere Frauen, in Teilzeit arbeiten. Diese trifft es zusätzlich, dass die Inflationsausgleichsprämie, mit 1000 Euro sowieso schon dürftig, nur für die Vollzeitbeschäftigten in dieser Höhe ausgezahlt wird. Jene mit geringeren Stundenverträgen erhalten diese nur anteilig. Zu guter Letzt ist die Laufzeit mit drei Jahren extrem lang. Dem ehemaligen ver.di-Bundesfachgruppenleiter Orhan Akman ist mit seiner Bewertung „eine Niederlage, ist eine Niederlage“, zuzustimmen.
Schönrednerei der Führung
Schaut man sich den entsprechenden Artikel auf der Website von ver.di an, traut man seinen Augen kaum. Da steht tatsächlich:„Die Einigung in Hamburg ist aus ver.di-Sicht ein großartiger Erfolg…“. Zu jeder guten Analyse gehört Ehrlichkeit um damit auch notwendige Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen. Die verdi-Führung ist dazu nicht bereit. Ihr geht es darum einen offensichtlich schlechten Abschluss schön zu reden und durchsetzen. (…) Die ver.di-Führung hat diesen Arbeitskampf bislang ohne erkennbares, längerfristiges Konzept geführt. Das fängt damit an, dass nicht an früheren Streikerfahrungen angeknüpft wurde, die sich als durchaus positiv herausgestellt hatten. Gerade im Einzelhandel kann man die Kundinnen und Kunden gut einbinden. Der Verfasser dieser Zeilen war bei verschiedenen Streikaktionen im Rahmen der Tarifrunde in Rostock dabei. Leider wurden keine Initiativen dieser Art gestartet. Es gab nicht einmal ein Flyer, dass sich an die Einkaufenden gerichtet, die Ziele des Streiks erklärt und zur Solidarität aufgerufen hätte. Positiv war zweifellos, dass es im Herbst gemeinsame Demos mit den Kolleg*innen aus dem Öffentlichen Dienst gab. (…) Klar ist aber auch, dass die mangelnde Einbeziehung der Kund*innen, ebenso wie die steigerungsfähige Koordinierung mit anderen Arbeitskämpfen, nicht der entscheidende Faktor für den bisherigen Verlauf des Arbeitskampfes war. Zentral ist der Druck, der aus den Betrieben des Einzelhandels kommen muss. Hier war keine Steigerung der Streikaktivitäten zu sehen. (…) Wirksam waren die Streiks an den neuralgischen Punkten der Zentrallager, die eigentlich zum Bereich Handel und Logistik gehören, aber diesmal gemeinsam mit dem Einzelhandel im Tarifstreit waren. Eine Ausweitung davon hätte die Möglichkeiten erweitert, große Märkte wie REWE und Kaufland an den Profiten zu treffen. Wenn für die Beschäftigten nicht zu erkennen ist, dass der Kampf entschlossen geführt und zumindest ein Teilerfolg in Reichweite ist, wird es schwer, die Basis des Arbeitskampfes zu verbreitern und diejenigen zu motivieren, die sich bislang nicht beteiligt haben. Dabei war bei den Streiks die Entschlossenheit der Kolleginnen und Kollegen erkennbar…“ Beitrag von Torsten Sting, Rostock, ver.di-Mitglied vom 22. Mai 2024 bei der SOL - Tarifabschluss im Hamburger Einzelhandel: Pilotabschluss mit 36 Monaten Laufzeit?
- Tarifrunde Handel: Erste Einigung im Hamburger Einzelhandel erzielt
„Die Beschäftigten im Handel kämpfen seit nunmehr über einem Jahr für nachhaltige tabellenwirksame Entgelterhöhungen und geben nicht auf. Im Hamburger Einzelhandel konnte nun eine erste Einigung erzielt werden. Und damit ist wieder Bewegung in die Verhandlungen gekommen, auch die Arbeitgeber in anderen Bundesländern sind jetzt wieder zu Gesprächen bereit (…) ver.di begrüßt diese Tarifeinigung: „Das war lange überfällig. Die Kolleginnen und Kollegen haben ein Jahr hart gekämpft“, so Silke Zimmer, im ver.di-Bundesvorstand zuständig für den Handel. Die Einigung in Hamburg ist aus ver.di-Sicht ein großartiger Erfolg, tausende Beschäftigte in Hamburg stehen nun wieder unter dem Schutz eines rechtsverbindlichen Tarifvertrages…“ ver.di-Meldung vom 17.05.2024 und darin die- FAQ zum Tarifabschluss Einzelhandel in Hamburg:
„… Ab Oktober 2023 bekommen die Kolleg*innen 5,3 Prozent mehr Geld monatlich, ab Mai 2024 kommen noch einmal 4,7 Prozent dazu, und ab Mai 2025 sind es weitere 40 Euro mehr für Vollzeitkräfte, Teilzeitkräfte anteilig, und noch einmal 1,8 Prozent mehr für alle. Eine Inflationsausgleichsprämie von 1.000 Euro und eine Erhöhung der tariflichen Altersvorsorge um 120 Euro – ein Plus von 40 Prozent – pro Jahr ab 1. Januar 2025, jeweils anteilig für Teilzeitkräfte, kommen noch obendrauf.
Was bringt der Abschluss für die Auszubildenden?
Die Ausbildungsvergütungen werden überproportional erhöht, ebenfalls in drei Schritten über die gesamte Laufzeit. Die Inflationssausgleichsprämie beträgt 500 Euro. Dazu kommt die Anhebung der tariflichen Altersvorsorge um 60 Euro im Jahr.
Gibt es das Inflationsausgleichsgeld auch für diejenigen, die schon eine Prämie erhalten haben?
Ja. Die Inflationsausgleichsprämie wird in Hamburg nicht mit früheren Zahlungen zum Inflationsausgleich verrechnet und voll ausgezahlt. (…)
Die Laufzeit ist mit 36 Monaten sehr lang. Musste das sein?
Leider ja. Die Tarifkommission in Hamburg wollte eine deutlich kürzere Laufzeit – wie auch die Tarifkommissionen in den anderen Tarifgebieten. Aber für die Arbeitgeber war die lange Laufzeit ein zentrales Thema. An der Stelle haben sie sich komplett verweigert und haben damit gedroht, die Verhandlungen abzubrechen. Um nicht wieder ohne Tarifergebnis auseinanderzugehen, musste diese Kröte geschluckt werden.
Warum gibt es nicht rückwirkend bis 2023 mehr Geld?
Es gibt rückwirkend ab Oktober 2023 mehr Geld – nach fünf Nullmonaten. Die Arbeitgeber wollten die erste tabellenwirksame Erhöhung ab dem 1. Januar 2024 zahlen – also acht Nullmonate. Durch die Hartnäckigkeit der Kolleg*innen in der Tarifkommission und der Streikenden ist der Stichtag jetzt der 1. Oktober 2023.
Wie hoch ist die Gesamtlohnsteigerung in Prozent?
Für eine*n Kolleg*in in der im Tarifvertrag festgelegten Ecklohngruppe in Hamburg (G2a, ab dem sechsten Berufsjahr) bedeutet der Abschluss 13,67 Prozent mehr. Unterhalb des Ecklohns sind es wegen der 40 Euro ab Mai 2025 noch ein paar Prozente mehr…“
- FAQ zum Tarifabschluss Einzelhandel in Hamburg:
- Durchbruch bei Tarifverhandlungen im Hamburger Einzelhandel
Pressemitteilung vom 08.05.2024 beim ver.di-Landesbezirk Hamburg - Eine Niederlage ist eine Niederlage!
Kommentar vom 10. Mai 2024 von und bei Orhan Akman zum Tarifabschluss im Hamburger Einzelhandel
- Tarifrunde Handel: Erste Einigung im Hamburger Einzelhandel erzielt
- Bundesweiter Streiktag am Freitag (26. April 2024) im Einzelhandel sowie im Groß- und Außenhandel v.a. bei IKEA und Metro AG
„Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft die Beschäftigten im Einzelhandel sowie im Groß- und Außenhandel im Rahmen der ver.di-Aktionswoche am Freitag (26. April 2024) erneut zu einem bundesweiten Streiktag auf. Dieses Mal werden insbesondere die Unternehmen IKEA und Metro AG in den Fokus genommen. „Beide Unternehmen haben ein großes Gewicht in den Tarifkommissionen der Arbeitgeber und nutzen dies nicht, um die Tarifverhandlungen hin zu einem Abschluss voranzutreiben. Im Gegenteil: Sie haben die ganze Zeit mitblockiert. Das muss nach fast einem Jahr Stillstand endlich aufhören“, mahnt Silke Zimmer, für den Handel zuständiges ver.di-Bundesvorstandsmitglied. „Wir erwarten, dass beide Unternehmen ihre Blockadehaltung aufgeben und mit uns Lösungen am Verhandlungstisch suchen, um so zu einem erfolgreichen Tarifabschluss beizutragen. Immerhin tragen die Beschäftigten mit ihrer Arbeit erheblich zum Erfolg beider Konzerne bei. Allein IKEA hat zuletzt ein Umsatzplus von 13,3 Prozent gemacht. Da ist es nicht nachvollziehbar, warum sie die Beschäftigten nicht mit einem guten und rechtsverbindlichen Tarifvertrag am Erfolg beteiligen wollen“, so Zimmer…“ ver.di-Pressemitteilung vom 25.04.2024 („Arbeitgeber müssen endlich Blockadehaltung aufgeben und mit uns Lösungen am Verhandlungstisch suchen“) mit der Übersicht über zentrale Streikaktionen am 26. April 2024 - Tarifrunden im Handel – keine Einigung in Sicht, nicht ohne Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge
„Seit nun 11 Monaten bemüht sich der Fachbereich Handel von ver.di zu einem Tarifabschluss in den beiden Tarifbereichen zu kommen. (…) Offensichtlich haben die beiden Arbeitgeberverbände ihre Strategie abgesprochen. (…) Sie schätzen auch die Fähigkeiten von ver.di als nicht so stark ein, dass sie einen ihnen nicht passenden Abschluss durchsetzen können. Diese Einschätzung liegt in der mangelnden Tarifbindung in beiden Bereichen zu Grunde und ist eine schwere Hypothek für ver.di. (…) Ver.di hat in dieser Tarifrunde viele neue Mitglieder, nach Jahren des Niedergangs, gewinnen können. Für die Fachbereichsleitung wird es schwierig werden die Mitglieder zu halten, wenn es zu keinem guten Ergebnis kommt. (…) Ich wage die Behauptung, dass es ohne eine politische Lösung der Allgemeinverbindlichkeit oder ein Einknicken von ver.di kaum zu Abschlüssen kommen wird. Dabei gibt es jetzt eine EU-Richtlinie, deren Anwendung im Handel die Verhältnisse erheblich erleichtern würde. Diese Richtlinie sieht vor, dass in einer Branche in der die Tarifbindung unter 80 % liegt, die jeweilige Regierung tätig werden soll, die Allgemeinverbindlichkeit durch Gesetz herzustellen. Aber auch dazu wird der Druck auf diese Bundesregierung erheblich erhöht werden müssen…“ Artikel von Helmut Born vom 26. März 2024 – wir danken und erinnern (u.a.) an die Kampagne zur [Unterschriftensammlung] Tarifverträge für alle unsere Heldinnen und Helden im Handel! - Erneute Handelsstreiks: Ostern steht vor der Tür, wir auch! Zentrale Streikaktionen am Donnerstag (28. März) mit dem Schwerpunkt bei Kaufland und Lidl
„Unter dem Motto „Ostern steht vor der Tür, wir auch!“ setzt die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) diese Woche ihre Streik- und Aktionstage im Handel fort und ruft die Beschäftigten im Einzel- und Großhandel vor den Osterfeiertagen erneut zu Warnstreiks auf. Höhepunkt der Aktionswoche sind die zentralen Streikaktionen am Donnerstag (28. März 2024). Dieses Mal werden die Supermarktketten der Schwarz-Gruppe in den Blick genommen. „Die Schwarz-Gruppe ist mit Kaufland und Lidl der drittgrößte Lebensmittelhändler in Deutschland. Sie hat damit erheblichen Einfluss in den Tarifkommissionen und im tarifpolitischen Ausschuss des Arbeitgeberverbandes HDE, den sie aber nicht nutzt. Stattdessen unterstützen sie wie alle anderen großen Handelskonzerne die Verweigerungshaltung der Arbeitgeberverbände, die seit Wochen jegliche Gespräche und Lösungsansätze mit der Arbeitnehmerseite verweigern“, sagte Silke Zimmer, für den Handel zuständiges Bundesvorstandsmitglied von ver.di. In den bisherigen Aktionswochen der Handelsbeschäftigten sind Edeka und Rewe bestreikt worden. (…) Die Vorweganhebungen, die Edeka, Rewe, Kaufland und andere Einzelhändler in den letzten beiden Wochen als Reaktion auf den gestiegenen Druck durch die weiterhin starke Streikbewegung der Beschäftigten vorgenommen hätten, reichten in der Höhe nicht aus, um die Kaufkraftverluste aus den Preisanstiegen der Jahre 2022 / 2023 auszugleichen, stellte Zimmer fest. „Sie stellen als einseitiges Zugeständnis an die Stärke der Streikenden einen leicht erkennbaren Versuch der Arbeitgeber dar, den Mut und die Entschlossenheit der Beschäftigten durch vermeintliche Wohltaten zu untergraben. Dieses Kalkül wird nicht aufgehen. Wir fordern weiterhin eine tarifvertragliche, auf Augenhöhe festgehaltene Erhöhung der Gehälter, die den Beschäftigten ein Leben ohne permanente Sorge vor dem nächsten Wochenendeinkauf, der nächsten Mieterhöhung, der Klassenfahrt oder der Handwerkerrechnung ermöglicht“, forderte die Gewerkschafterin…“ ver.di-Pressemitteilung vom 26.03.2024- Siehe mehr (und nach Ländern) auf der ver.di-Aktionsseite
- Mit geballter Frauenpower am Weltfrauentag: Streiks und Aktionen vor REWE-Filialen und -Lägern und zentrale Streikkundgebungen am 8. März
- REWE-Streiks mit geballter Frauenpower am Weltfrauentag
„Diese Woche setzt die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ihre Streikaktionswochen fort, mit denen sie die Blockierer der aktuellen Handels-Tarifrunde in den Fokus nimmt. In dieser Woche wird REWE in den Mittelpunkt der Aktionswoche gestellt. „Gerade REWE ist als zweitgrößter Lebensmitteleinzelhändler stark in den regionalen Tarifkommissionen der Arbeitgeber vertreten. Aber anstatt dort ihren Einfluss zu nutzen und die Tarifverhandlungen zu einem Abschluss zu bringen, gehören sie mit zu den Konzernen, die an Stelle von Verhandlungen ein Tarifdiktat gesetzt haben. Die Beschäftigten können sich aber keine weiteren Reallohnverluste leisten“, mahnt Silke Zimmer, für den Handel zuständiges ver.di Bundesvorstandsmitglied.
Bereits seit Anfang der Woche finden regional Aktionen schwerpunktmäßig vor REWE-Filialen und -Lägern statt. Den Höhepunkt dieser Aktionswoche markieren die zentralen Streikkundgebungen am Weltfrauentag (am Freitag, den 8. März 2024, außer in Berlin, wo der Weltfrauentag ein Feiertag ist)…“ Pressemitteilung vom 06.03.2024 - Mit geballter Frauenpower am Weltfrauentag
„… „Gerade im Einzelhandel arbeiten überwiegend Frauen. Sie sind sowohl jetzt als auch im Alter armutsgefährdet, da in der Branche überdurchschnittlich viele Frauen in Teilzeitarbeitsverhältnissen oder Minijobs arbeiten. Deshalb streikt am Weltfrauentag die geballte Frauenpower im Handel.“ Silke Zimmer, ver.di-Bundesvorstand
Mit geballter Frauenpower am Weltfrauentag
Regional finden deshalb Aktionen vor REWE-Filialen und -Lägern statt. Den Höhepunkt markieren die zentralen Streikkundgebungen am Weltfrauentag. „Seit über zehn Monaten kämpfen die Beschäftigten im Handel mit ungeheurem Mut und mit Ausdauer gegen die Ignoranz der Konzerne an. Dabei kämpfen sie nicht nur für sich und ihre Familien, sondern auch für einen nachhaltigen Handel, in dem Beschäftigte von ihrem Gehalt leben können und nicht auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind. Gerade im Einzelhandel arbeiten überwiegend Frauen. Sie sind sowohl jetzt als auch im Alter armutsgefährdet, da in der Branche überdurchschnittlich viele Frauen in Teilzeitarbeitsverhältnissen oder Minijobs arbeiten. Deshalb streikt am Weltfrauentag die geballte Frauenpower im Handel“, so Silke Zimmer. (…) Die Gewerkschafterin betont, dass führende Handelsunternehmen wie Edeka, Rewe, Kaufland/Lidl, IKEA und die Otto Group die Tarifpolitik bestimmen. Diese großen Konzerne lassen sich ihre Gewinne durch die Gesellschaft subventionieren, wenn Löhne und Renten mit Sozialleistungen aufgestockt werden müssen…“ Aktualisierung vom 06.03.2024 auf der ver.di-Themenseite , siehe auch aktuell: - Ab 07.03.2024: Streik im Einzelhandel und Großhandel in Berlin und Brandenburg
- REWE-Streiks mit geballter Frauenpower am Weltfrauentag
- Streiks auch noch im Ostergeschäft? Warum der Tarifkonflikt im Handel so festgefahren ist
„… Nach dem Streik ist vor dem Streik – das gilt nicht nur für die Bahn, sondern auch für den Handel. Die Gewerkschaft Verdi rief die Beschäftigten des Handels am Freitag zu bundesweiten Streiks auf. „Um die Arbeitgeber zur Rückkehr an den Verhandlungstisch und zum Abschluss eines Tarifvertrags zu bewegen, streiken weit mehr als 10.000 Kolleginnen und Kollegen bereits seit Tagen in den Regionen“, sagte Silke Zimmer, bei Verdi zuständig für den Handel. Dabei soll es aber keineswegs bleiben. Verdi plant mehrere Aktionswochen und dabei auch Streiks vor Ostern. „Wir wollen gezielt die Blockierer im Arbeitgeberlager in den Fokus nehmen“, sagte Zimmer. Im Fokus stand am Freitag zunächst Deutschlands größte Supermarktkette. „Diese Woche fangen wir mit Edeka an“, so die Gewerkschafterin. Dazu fänden Aktionen vor Lagern und Filialen statt. In den kommenden Wochen würden die Beschäftigten noch weitere Handelskonzerne, die die Verhandlungen aus Sicht der Gewerkschaft blockieren, mit Streiks adressieren. (…) Es ist nicht die erste Arbeitsniederlegung in dem seit gut zehn Monaten schwelenden Tarifkonflikt zwischen der Verdi und der Arbeitgeberseite, dem Handelsverband Deutschland (HDE). Dabei geht es Verdi vor allem um höhere Löhne und Gehälter für die Beschäftigten. Die Gewerkschaft fordert 2,50 Euro mehr pro Stunde bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Bisherige Angebote der Arbeitgeber sah Verdi als unzureichend an. (…) Der HDE wiederum verweist darauf, dass man bereits in der ersten Verhandlungsrunde ein Angebot vorgelegt und es in mehr als 60 Verhandlungsrunden bundesweit mehrfach nachgebessert habe. „Das Angebot der Arbeitgeber hätte zuletzt zu echten Reallohnzuwächsen geführt“, sagte HDE-Tarifgeschäftsführer Steven Haarke. Der Verband hatte im Dezember eine „tabellenwirksame Entgeltsteigerung von insgesamt 10,24 Prozent“ bei einer Laufzeit von 24 Monaten sowie einer Inflationsprämie von 750 Euro angeboten. (…) „Ein solches Tarifdiktat mit massiven Reallohnverlusten ist nicht akzeptabel“, sagte [Verdi-Sprecherin] Milutin. Sollten die Arbeitgeber bei ihrer „Blockadehaltung“ bleiben und bis Ostern nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren, werde das auch Auswirkungen auf das Ostergeschäft haben.“ Artikel von Johanna Apel vom 16. Februar 2024 beim RND („Und wieder Streik“) - Freitag ist Streiktag: Bundesweite Streiks am 16. Februar als Auftakt für Aktionswochen gegen die länderübergreifende Verweigerungshaltung der Arbeitgeber im Handel
„Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft die Beschäftigten im Handel am Freitag (16. Februar 2024) zu bundesweiten Streiks auf. „Um die Arbeitgeber zur Rückkehr an den Verhandlungstisch und zum Abschluss eines Tarifvertrags zu bewegen, streiken weit mehr als zehntausend Kolleginnen und Kollegen bereits seit Tagen in den Regionen. Am Freitag rufen wir zum bundesweiten Aktionstag auf“, so Silke Zimmer, für den Handel zuständiges ver.di-Bundesvorstandsmitglied.
„Dies ist nur der erste von mehreren Streik- und Aktionshöhepunkten in den kommenden Wochen“, sagte Zimmer. Geplant seien mehrere Aktionswochen vor Ostern. „Wir wollen gezielt die Blockierer im Arbeitgeberlager in den Fokus nehmen. Diese Woche fangen wir mit Edeka an. Dazu finden Aktionen vor Lägern und Filialen statt“, kündigte die Gewerkschafterin an. In den kommenden Wochen würden die Beschäftigten an weiteren bundesweiten Aktionswochen jeweils einen bestimmten Handelskonzern, der die Verhandlungen blockiert, mit Streiks adressieren…“ ver.di-Pressemitteilung vom 15.02.2024 („Freitag ist Streiktag – ver.di kündigt bundesweite Aktionswochen gegen Verweigerungshaltung der Arbeitgeber im Handel an“) - Ladenketten setzen in der Handel-Tarifrunde prekäre Aushilfskräfte als Streikbrecher ein – Flyer an KundInnen: „Wir fordern Sie auf, an Streiktagen nicht einzukaufen“
„Liebe Kundinnen und Kunden, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Preise steigen und steigen und das Leben wird für viele unbezahlbar. Das gilt besonders für diejenigen, die unterdurchschnittlich verdienen. Und dazu gehören auch die Beschäftigten im Einzelhandel. Sie sind meist in den unteren Entgeltgruppen mit um die 2.000 Euro brutto eingruppiert. Die letzte Lohnerhöhung haben sie mit 1,7% im April 2022 bekommen. Bei einer Inflationsrate von 6,9% im Jahr 2022. Und selbst diese Erhöhung haben nicht alle bekommen, weil viele Unternehmer im Einzelhandel aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten und dadurch nur noch 28% tarifgebunden sind. Gleichzeitig werden die Konzerne und Multimilliardäre wie Dieter Schwarz (Lidl und Kaufland) immer reicher. Laut einer im Juli 2023 veröffentlichten Untersuchung von Allianz Trade müssten mehr als ein Drittel der Preiserhöhungen der Lebensmittelketten durch „übermäßige Gewinnmitnahmen“ erklärt werden und nicht durch die Erhöhung der Rohstoff- und Energiepreise. Das zeigt, es gibt eine Profit-Preisspirale, gegen die sich die Beschäftigten nur durch Streik für höhere Löhne wehren können. Die Forderungen im Einzelhandel nach einer Lohnerhöhung von 15% und im Großhandel nach 13% sind mehr als berechtigt und würden noch nicht mal die Reallohnverluste der Vergangenheit ausgleichen. (…) Es kann nicht sein, dass immer mehr VerkäuferInnen einen Zweitjob brauchen, um über die Runden zu kommen. Die Arbeitgeber sind bislang nicht bereit, die Forderungen der Gewerkschaft ver.di zu erfüllen. Sie wollen die extreme Ausbeutung im Einzelhandel fortsetzen. Seit April letzten Jahres kämpfen die KollegInnen des Handels schon für mehr Geld. Das „Angebot“ der Handelsverbände bedeutet massive Reallohnverluste und damit geringere Kaufkraft ihrer Beschäftigten. Sie haben ihr erstes Angebot auch im Lauf der 9 Monate kaum verbessert. Es geht ihnen darum, ihre Profite auf Kosten der Beschäftigten weiter zu erhöhen: Unter den reichsten Deutschen finden sich zahlreiche Besitzer von Handelsunternehmen.
Die Ladenketten unterlaufen den Streik, indem sie prekär beschäftigte Aushilfskräfte als Streikbrecher einsetzen, Prämien für die Streiktage für Nichtstreikende bezahlen und manche Ketten zahlen bereits etwas mehr Geld, um die Streikfront zu brechen. Doch die KollegInnen lassen sich weder einschüchtern, noch spalten. Sie kämpfen weiter für mehr Geld. Es ist enorm wichtig, dass die Beschäftigten im Einzelhandel nicht alleine gelassen werden, sondern breit von allen anderen Gewerkschaften, von Kolleginnen und Kollegen und KundInnen unterstützt werden. Wir wollen einen Beitrag leisten, diesen Streik zu unterstützen. Wir fordern Sie auf, an Streiktagen nicht einzukaufen.“ Gemeinsamer Flyer des Zukunftsforums Stuttgarter Gewerkschaften und des Krisenbündnisses Stuttgart am 3. Januar 2024 bei der Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften – auch als pdf-Datei zum Verbreiten - Tarifrunde im Einzel- und Großhandel: Noch kein Abschluss in Sicht
„Nachdem jetzt die Tarifrunden in den allermeisten Bereichen abgeschlossen sind, kämpfen die Beschäftigten im Einzel- wie im Großhandel weiter für einen Tarifabschluss. Seit April laufen Aktionen, Streiks und Verhandlungen in diesen für die Wirtschaft bedeutenden Bereichen. Wegen ihrer Vielschichtigkeit und Dezentralität ist es schwierig, in diesen Branchen schlagkräftige gewerkschaftliche Strukturen aufzubauen, das lässt sich an der Anzahl der gewerkschaftlich Organisierten festmachen. Gewerkschaftsmitglieder gibt es meistens nur in größeren Betrieben, in denen es gelungen ist, stabile gewerkschaftsnahe Betriebsräte aufzubauen. In Betrieben ohne Betriebsrat ist dies außerordentlich schwer. Es gibt auch Filialunternehmen wie z.B. die großen Drogeriemarktketten wie dm, Rossmann oder Müller, die zwar Betriebsräte haben, diese haben allerdings (wenn überhaupt) nur eine sehr geringe Bindung an ver.di. (…)
Dass es im Handel länger andauernde Tarifrunden gibt, ist nichts Neues. Auch wenn es in den letzten Jahren meist Abschlüsse vor den Sommerferien gab, die in der Regel unterhalb der Abschlüsse in anderen Branchen lagen, so konnten diese doch meistens die Einkommen der Beschäftigten sichern. Dies ist mit den Angeboten der Unternehmer in diesem Jahr nicht mehr der Fall. So ist der Fachbereich der Gewerkschaft mit all seinen Kräften gefordert, die Einkommen zu verteidigen.
Dass dies nicht einfach ist, habe ich oben versucht deutlich zu machen. Trotz teilweise sehr guter Mobilisierungen, ist es bis heute nicht gelungen, die Unternehmer zum Einlenken zu bewegen. Dabei spielt es auch eine Rolle, dass ein Unternehmen wie Galeria in der Tarifrunde wegen seines „Sanierungstarifvertrags“ keine Rolle spielt und dass die Amazon-Beschäftigten darum kämpfen, dass sie überhaupt nach Tarif bezahlt werden. Dies erschwert die Situation für ver.di zusätzlich, auch wenn die Amazon-Beschäftigten durch ihre häufigen Streikaktionen die Mobilisierungen unterstützen. (…)
Oft wird behauptet, im Handel sei eine andere Strategie notwendig, damit die Gewerkschaft handlungsfähiger ist und bessere Ergebnisse erzielen kann. Dazu gehört die Meinung, zentrale Verhandlungen wären besser. Dazu möchte ich anmerken, dass es dazu im Fachbereich eine eindeutige Haltung gibt: Das wird nicht gewollt. Mit zentralen Verhandlungen würden die dezentralen Strukturen geschwächt, und manche ehrenamtlichen Kolleg:innen könnten sich nicht mehr im gleichen Umfang engagieren. Dass dies bei der Beschäftigtenstruktur im Handel eine Rolle spielt, dürfte ersichtlich sein. Sogar in der Stahlindustrie, mit erheblich weniger Betrieben, wird regional verhandelt. Lediglich im Öffentlichen Dienst und in manchen Dienstleistungsbereichen wird zentral verhandelt. Da Gewerkschaften im Wesentlichen von dem Engagement ihrer Mitglieder leben, spielt die Struktur schon eine wesentliche Rolle.
Oft wird auch die Frage gestellt, ob ver.di im Handel kämpferischer auftreten müsse. Ich denke, bei all den Schwierigkeiten in beiden Branchen wird deutlich, dass die ver.di-Fachbereichsleitung auf die kämpferische Durchsetzung von Forderungen setzt. Es gibt ganze Regionen, in denen es praktisch keine Mitglieder, geschweige denn kampffähige Belegschaften gibt. Die Bedingungen sind nach wie vor schwierig, auch wenn es in den letzten Jahren Fortschritte bei der Erschließung von Betrieben gegeben hat…“ Artikel von Helmut Born vom 19.12.2023 – immer noch aktuell, wir danken! - Arbeitgeber verweigern Verhandlungen: Streiks zwischen Donnerstag und Samstag vor Weihnachten im Handel „Trotz anderslautender Bekundungen bei einem Spitzengespräch im November verweigern die Arbeitgeber im Einzelhandel nach wie vor Tarifverhandlungen mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Die Landesbezirke der Gewerkschaft bereiten daher Aktionen und Streiks noch vor dem Weihnachtswochenende vor. Der ver.di-Bundesvorstand ruft die Beschäftigten im Handel zu Streikaktionen zwischen Donnerstag und Samstag vor Weihnachten auf…“ ver.di-Pressemitteilung vom 15.12.2023 , siehe auch:
- Tarifrunde Handel 2023: Streiks im Weihnachtsgeschäft
„#Ohneunskeingeschäft: Die Beschäftigten im Handel kämpfen seit Monaten für nachhaltige tabellenwirksame Entgelterhöhungen und geben nicht auf. Die Antwort auf zahlreiche Absagen von Verhandlungsterminen seitens der Arbeitgeber sind weitere Streiks, auch zur Weihnachtszeit…“ Aktualisierung vom 15.12. auf der Aktionsseite
- Tarifrunde Handel 2023: Streiks im Weihnachtsgeschäft
- Handel: Arbeitgeber verschleppen Verhandlungen – Beschäftigte gehen am Freitag, 8.12. bundesweit auf die Straßen
„Auch an diesem Freitag (8. Dezember 2023) gehen wieder tausende Beschäftigte des Handels bundesweit auf die Straßen. Unter dem Motto „Würde. Wert. Wir“ wollen sie ihrer Empörung über die weiterhin betriebene Hinhaltetaktik der Arbeitgeber Ausdruck verleihen. „Die Arbeitgeber haben die Zusage beim Spitzengespräch im Einzelhandel vor zwei Wochen, die Verhandlungen in den Ländern wieder aufzunehmen, nicht eingehalten. Die Verabredung war für die Katz! Denn trotz dieser Zusage finden keine Verhandlungen oder Sondierungen in den Ländern statt“, so Silke Zimmer, für den Handel zuständiges ver.di-Vorstandsmitglied. Bis heute sei nur ein einziger neuer regionaler Verhandlungstermin in Hamburg vereinbart worden. Bei den letzten Tarifverhandlungen im Groß- und Außenhandel in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg legten die Arbeitgeber erneut keine verbesserten offiziellen Angebote vor. Damit bleibt es bei den seit Sommer bestehenden Angebotslagen, die weit unterhalb der Inflationsrate liegen „Die Hinhaltetaktik der Arbeitgeber ist würdelos und der Lebenssituation der Beschäftigten gegenüber nicht angemessen, die seit über einem halben Jahr auf Entgelterhöhungen warten,“ mahnt Zimmer…“ ver.di-Pressemitteilung vom 07.12.2023 und der am 7.12. aktualisierte Überblick auf der Aktionsseite - „Weihnachten steht vor der Tür, wir auch!“ – Handel-Warnstreiks in den Ländern gehen weiter, in Baden-Württemberg gemeinsam mit öffentlichem Dienst und der AOK
- [NRW] Tarifrunde Handel: „Weihnachten steht vor der Tür, wir auch!“
„Nachdem die Tarifverhandlungen für den bayrischen Groß- und Außenhandel am gestrigen zweiten Verhandlungstag (22.11.) ohne Ergebnis beendet wurden, erhöhen die Beschäftigten in NRW den Druck vor der kommenden Verhandlungsrunde am 1. Dezember. Parallel setzt sich ver.di weiter für die Fortsetzungen der regionalen Verhandlungen im Einzelhandel ein. Unter dem Motto „Weihnachten steht vor der Tür, wir auch!“ werden am morgigen Freitag Betriebe des Handels in ganz NRW zum Streik aufgerufen. Unter anderem kommt es zu gemeinsamen Aktionen mit den Streikenden der Tarifrunde der Länder. Die Lagerstandorte von Edeka und Rewe befinden sich bereits seit letzter Woche im Streik…“ Meldung vom 27.11.2023 bei Handel NRW - [BaWü] Weitere Warnstreiks im öffentlichen Dienst der Länder – gemeinsame Kundgebungen mit Streikenden aus dem Handel und der AOK
Pressemitteilung vom 27.11.2023 beim Landesbezirk Baden-Württemberg
- [NRW] Tarifrunde Handel: „Weihnachten steht vor der Tür, wir auch!“
- Nicht nur bei Amazon: Am 24. November bundesweit wieder 10.000 KollegInnen des Einzel- und Versandhandels sowie des Groß- und Außenhandels im Streik
„Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ruft am Freitag (24. November 2023) bundesweit wieder 10.000 Beschäftigte des Einzel- und Versandhandels sowie des Groß- und Außenhandels zu Arbeitskampfmaßnahmen auf, um den Druck auf die stockenden Tarifverhandlungen im Handel zu verstärken. Die zweitägigen Verhandlungen im bayrischen Groß- und Außenhandel waren am Mittwochabend trotz intensiver, langdauernder Sondierungen und verschiedener Lösungsvorschläge der ver.di-Tarifkommission von der Arbeitgeberseite abgebrochen worden.
Im Spitzengespräch am Donnerstag (23. November) zwischen ver.di und HDE zum Stand der Tarifverhandlungen im Einzelhandel ist deutlich geworden, dass die Lebensrealität der Beschäftigten unterschiedlich bewertet wird. Eine nachhaltige, tabellenwirksame Einkommenserhöhung, die keinen weiteren Reallohnverlust für die Beschäftigten bedeutet, bleibt die strittige zentrale Frage. Positiv ist festzustellen, dass die Arbeitgeber angekündigt haben, ihren Verhandlungsführer*innen in den Ländern zu empfehlen, die Gespräche wieder aufzunehmen. „Die Beschäftigten warten schon zu lange auf eine Lösung des Konflikts und vor allem auf eine Verbesserung ihrer Einkommenssituation“, stellte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer fest.
Am Gespräch hatten neben ver.di-Bundesvorstandsmitglied Zimmer die Verhandlungsführer*innen der regionalen Tarifkommissionen aus Niedersachsen/Bremen, Mitteldeutschland, Nordrhein-Westfalen und Berlin/Brandenburg teilgenommen. Auf Arbeitgeberseite war die Kernkommission des tarifpolitischen Ausschusses des HDE vertreten. Hintergrund sind die seit Monaten festgefahrene Tarifrunden für den Handel…“ ver.di-Pressemitteilung vom 23.11.2023 („Tarifrunde Handel: Beschäftigte kämpfen weiter für existenzsichernde Einkommen“)- Die Sonderseite Tarifrunde 2023 ist am 24.11.2023 mit Berichten und Fotos aktualisiert worden
- „Freitag ist kein Arbeitstag – Freitag ist ein Streiktag“: Bundesweiter Streiktag im Handel am 10. November nach Absage aller terminierten Tarifverhandlungen durch Arbeitgeber
„„Freitag ist kein Arbeitstag – Freitag ist ein Streiktag“ mit diesen Rufen ziehen auch an diesem Freitag (10. November 2023) zehntausende Beschäftigte des Handels zum dritten Mal in diesem Herbst bundesweit auf die Straße, um für einen Tarifabschluss zu kämpfen. Dieses Mal ist die Wut auf die Arbeitgeber besonders groß, denn Anfang der Woche hatten die Arbeitgeber des Einzelhandels alle terminierten Tarifverhandlungen mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in den Tarifbezirken abgesagt. Ihr Dachverband, der HDE, hatte die Losung ausgegeben, dass ein Spitzengespräch die regionalen Verhandlungsrunden ablösen müsse…“ ver.di-Pressemitteilung vom 09.11.2023 („Morgen ist bundesweiter Streiktag im Handel: Wer Verhandlungen einseitig absagt, provoziert Streiks im Weihnachtsgeschäft“) nach der Meldung vom 06.11.2023 : „Das hat es noch nie gegeben: Die Arbeitgeber im Handel und deren Dachverband HDE haben in einer konzertierten Aktion beschlossen, bereits terminierte Tarifverhandlungen abzusagen und stattdessen in einer Spitzenrunde zu verhandeln…“ - 27. Oktober 2023: Wieder bundesweite Streiks im Einzelhandel und Groß- und Außenhandel – auch in den Ländern wird weiter gestreikt
- Tarifrunde Handel: ver.di ruft bundesweit zu Streiks auf – zehntausende Teilnehmende erwartet
„Mit Mut und Ausdauer für existenzsichernde Einkommen im Handel!“ Mit diesem Slogan werden am morgigen Freitag (27. Oktober 2023) wieder zehntausende Beschäftigte im Einzelhandel und Groß- und Außenhandel ihre Wut bundesweit auf die Straße bringen. In der laufenden Tarifrunde ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) erneut zu Streiks auf. Nach über einen halben Jahr Tarifverhandlungen in 13 Tarifgebieten gibt es weder einen Tarifabschluss noch ein verbessertes Angebot von den Arbeitgebern, daran haben auch die Verhandlungen in der letzten Woche in mehreren Bundesländern nichts geändert. Das Angebot der Arbeitgeber aus dem Sommer ist völlig unzureichend. (…) Eine Verkäuferin mit 130 Stunden im Monat erhält rund 2265 Euro brutto, ein Kommissionierer im Großhandel in Sachsen 2358 Euro. Diese beiden Beispiele machen deutlich, dass Handelsbeschäftigte aktuell schon nicht wissen, wovon sie die gestiegenen Preise für Lebensmittel, Miete, Strom und Benzin bezahlen sollen. Sie haben oft auch keine Rücklagen auf die sie zurückgreifen können. „Die Beschäftigten brauchen jetzt mehr Geld im Portemonnaie, um die durch die hohe Inflation entstandenen massiven Reallohnverluste auszugleichen. Sie brauchen nicht eventuell mehr Geld zum Jahresende 2025“, sagte Zimmer. Für 2023 bieten die Arbeitgeber nach drei Nullmonaten eine tabellenwirksame Erhöhung von durchschnittlich 5,3 Prozent im Einzelhandel und nach vier Nullmonaten von 5,1 Prozent im Groß- und Außenhandel an. Das Angebot für 2024 fällt noch niedriger aus. (…) Die nächsten Verhandlungsrunden finden im Groß- und Außenhandel am 30. Oktober 2023 in Hessen und für den Einzelhandel am 1. November 2023 in Mecklenburg-Vorpommern statt.“ ver.di-Pressemitteilung vom 26.10.2023 , siehe auch:- ver.di ruft am 1. November 2023 zum landesweiten Streiktag im Handel in Niedersachsen auf
- Tarifrunde Einzelhandel und Großhandel Baden-Württemberg – erneut Warnstreiks in mehreren Regionen des Landes
- und insgesamt den aktuellen Überblick vom 26.10.2023 auf der ver.di-Aktionsseite zur Tarifrunde
- Tarifrunde Handel: ver.di ruft bundesweit zu Streiks auf – zehntausende Teilnehmende erwartet
- Streiks und Tarifverhandlungen im Einzelhandel gehen weiter – bei IKEA in Braunschweig wird zwei ganze Wochen durchgestreikt
„IKEA Braunschweig streikt die Ferien durch! Erstmals legen die Beschäftigten bei IKEA in Braunschweig für zwei ganze Wochen die Arbeit nieder. Erstmals legen die Beschäftigten bei IKEA in Braunschweig für zwei ganze Wochen die Arbeit nieder. Die Tarifverhandlungen im Einzelhandel dauern seit Anfang Mai an und noch immer gibt es keine Einigung, die einen Reallohnverlust durch die Inflation auffangen könnte. Daher gehen die Beschäftigten bei IKEA Braunschweig in der Kalenderwoche 42 und 43 in den Streik. Der Auftakt findet jedoch bereits am Samstag, den 14.10. statt. Mit den über 5,6 Milliarden Euro Umsatz, die IKEA Deutschland in 2022 erwirtschaftet hat, ist das Unternehmen ein bedeutender Akteur im Arbeitgeberverband HDE und kann daher maßgeblich in der aktuellen Tarifrunde Einfluss nehmen. Das Unternehmen sitzt auch in den Vertragsverhandlungen in Niedersachsen personell am Tisch. Der Arbeitskampf ist bundesweit bei IKEA sehr ausgeprägt. Bei Rekordumsätzen und gleichzeitigen, immensen Einsparung an Personal ist kein Verständnis mehr dafür da ist, dass keine krisenfesten Erhöhungen der Gehälter in den letzten fünfeinhalb Monaten möglich gewesen sind…“ Pressemitteilung vom 16.10.2023 des ver.di-Bezirk Region Süd-Ost-Niedersachsen - Verhandlungen zur Tarifrunde Handel in allen Tarifgebieten bisher ergebnislos: Streik am Freitag, 13.10.2023, im Einzel-, Groß- und Außenhandel vieler Landesbezirke
„Tarifrunde Handel: Beschäftigte streiken für nachhaltige tabellenwirksame Entgelterhöhungen und gegen Reallohnverluste: Die bisherigen Arbeitgeberangebote gehen an der Lebensrealität und den Existenznöten der Beschäftigten völlig vorbei.
Am morgigen Freitag (13.10.2023) ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Beschäftigten des Einzel- und Versandhandels sowie des Groß- und Außenhandels in den Landesbezirken Nord, Niedersachsen/Bremen, Berlin/Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz/Saarland, Hessen, Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg zum Streik auf. Nachdem bereits in den letzten Wochen Hunderttausende von Beschäftigten sich an Streiks und Aktionen beteiligt haben, werden morgen bundesweit 10.000 Beschäftigte aus unterschiedlichen Betrieben des Einzelhandels sowie des Groß- und Außenhandels erwartet. Die Streikenden treffen sich regional zu Kundgebungen oder bleiben vor ihren Betrieben. Mit dem bundesweiten Aktionstag erhöht die Gewerkschaft den Druck auf die Arbeitgeber, nachdem in allen Tarifgebieten die Verhandlungen ergebnislos und ohne neues Angebot in den letzten Wochen beendet wurden…“ ver.di-Pressemitteilung vom 12.10.2023 - Tarifverhandlungen im Handel: Ein zäher Kampf
„Tarifrunden im Handel: Unternehmen schenken Lohnforderungen von Beschäftigten keine Beachtung. Verdi antwortet mit Ausständen
Seit Monaten lassen die Unternehmen des Handels die Beschäftigten mit ihren Lohnforderungen hängen. Die Gewerkschaft Verdi hat deshalb seit September zu Streiks aufgerufen. In Hamburg soll ein seit vergangenem Donnerstag laufender, großflächiger Ausstand im Einzel- und Großhandel an diesem Mittwoch um 24 Uhr enden. Im Groß- und Außenhandel Berlins und Brandenburgs streiken Beschäftigte nach den erfolglosen Tarifverhandlungen vom 7. September bereits in der dritten Woche. (…) »Für die Auswirkungen der Streiks tragen allein die Unternehmen die Verantwortung, die seit Monaten von ihren Beschäftigten Reallohnverluste fordern«, erklärte Verdi-Verhandlungsführerin Franziska Foullong. »Die Absicht der Streikenden ist es nicht, die Bevölkerung zu treffen, sondern den nötigen Druck auf ihre Unternehmen aufzubauen.« Die könnten die Streiks schnell mit der Vorlage eines verhandlungswürdigen Angebots beenden. Bisher kam von dieser Seite lediglich eine Offerte über 5,1 Prozent mehr Entgelt, während Verdi für die Branche 13 Prozent, mindestens aber 400 Euro monatlich mehr fordert. Der Umstand, dass viele Unternehmen inzwischen »freiwillig« 5,1 Prozent mehr zahlen, mindere die Streikbereitschaft der Beschäftigten nicht, so Foullong, denn diese Lohnerhöhung bleibe weit unter der Inflationsrate. (…)
Verhandelt wird für den Einzelhandel in NRW wieder am 17. Oktober. Die Terminwahl zeigt, dass sich die Unternehmen auf länger dauernde Tarifrunden einstellen: So wird für den genossenschaftlichen Großhandel in Bayern erst wieder am 23. November verhandelt, nachdem die fünfte Runde in der vergangenen Woche ohne Ergebnis blieb. Trotz der vielen Streiks insbesondere von Beschäftigten einiger Rewe- und Penny-Großhandelsstandorte hätten diese Unternehmen lediglich die Minianhebung in Höhe von 5,1 Prozent ab Oktober angekündigt, so der zuständige Verdi-Sekretär Thomas Gürlebeck. In den Verhandlungen habe es keinerlei Verbesserung des Angebots gegeben. »Damit ist klar, dass die Arbeitgeber weiterhin nur hohe Reallohnverluste für die Beschäftigten bieten.« Im bayerischen Einzelhandel sieht es nicht besser aus…“ Bundesweiter Überblick im Artikel von Gudrun Giese in der jungen Welt vom 04.10.2023 - Steht dem Handel ein heißer Herbst bevor? Und: Schikaniert REWE streikende KollegInnen in Köln-Langel?
- Schikaniert REWE streikende Mitarbeiter in Köln-Langel?
„Ohne uns kein Geschäft!“, rufen die Rewe-Mitarbeiter in gelben Warnwesten vor dem Rewe-Zentrallager in Köln-Langel. „Mindestens 400 Euro mehr“ steht auf ihren Bannern. 13 Prozent mehr Lohn fordert die Gewerkschaft ver.di im Groß- und Außenhandel –mindestens 400 Euro soll jeder Mitarbeiter mindestens im Monat mehr verdienen. „Dankeschöön!“, ruft der streikende Rewe-Mitarbeiter Thorsten Kraus in die Menge. Es ist Freitag der vergangenen Woche. Das Angebot von Rewe, freiwillig 5,1 Prozent mehr für Mitarbeiter im Großhandel zu zahlen, reicht Thorsten Kraus nicht aus: „Wir wollen einfach nur alle einen fairen Lohn, damit wir leben können. Andere Löhne sind exorbitant, während wir knapp über dem Mindestlohn liegen.“ Er will so lange immer wieder vor dem Zentrallager demonstrieren, bis die Forderungen erfüllt sind – aber Rewe, so der Vorwurf der Streikenden, bestraft die Mitarbeiter, die die Arbeit niederlegen. (…) „Einige Kollegen, die haben erzählt, ihnen wäre eine Versetzung angedroht worden“, sagt Rewe-Kraftfahrer Dirk Befurt. Sogar die Polizei sei regelmäßig hier, sagt Yunus Celen, der in der Warenannahme arbeitet: „Wir würden Ruhestörung machen und die Mitarbeiter belästigen, die reingehen. Ein großer Vorwurf, der auf jeden Fall nicht stimmt: Wir streiken hier schon seit einigen Wochen friedlich.“ (…) Rewe selbst äußert sich auf unsere Anfrage bis zum Redaktionsschluß nicht. Aber Jana Zorn von der Gewerkschaft ver.di ist vor Ort. Sie bestätigt, dass Rewe zu drastischen Maßnahmen gegen die Streikenden greift: „Der Arbeitgeber hat am Anfang mit Schadensersatzforderungen gedroht und hat die auch tatsächlich an uns als Gewerkschaft gestellt. Das, was wir erfahren, ist, dass den Kollegen, also den Streikenden, immer unterstellt wird, dass sie andere Mitarbeiter davon abhalten, zur Arbeit zu gehen. Da wissen wir: Das stimmt nicht, weil wir selbst vor Ort sind. Und ihnen bleibt der Zugang zu den Eingängen verwehrt. (…) Während der Streiktage seien die Zugangskarten deaktiviert worden, sagt Thorsten Kraus (…) Vor dem Logistikzentrum haben sie jetzt zwei mobile Toilettenkabinen aufgestellt. Denn auch die Rewe-Toiletten seien für Streikende Tabu, sagt Antonella Bonvissuto. (…) Auch zu den Dienstplänen hätten die Streikenden keinen Zugang mehr, sagt Thorsten Kraus. Rewe habe seinen Dienstbeginn vorverlegt, ohne ihm Bescheid zu geben – und ihm dann eine Abmahnung geschickt. (…) In dieser Woche ist kurze Streikpause. Die Mitarbeiter sind aber bereit, jederzeit wieder für mehr Lohn die Arbeit niederzulegen.“ Bericht von Patrick Stijfhals vom 28. September 2023 beim WDR - [Nicht nur in Rheinland-Pfalz] Steht dem Handel ein heißer Herbst bevor? Die Beschäftigten im Handel kämpfen weiter für ihre Würde und existenzsichernde Einkommen
„Am kommenden Montag, den 02. Oktober 2023, ab 10 Uhr, ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) Beschäftigte aus ausgewählten Streikbetrieben im Groß- und Einzelhandel zu einer gemeinsamen Streikversammlung mit Kundgebung und Demozug auf dem Stiftsplatz in Kaiserslautern auf. „Wir fordern die Arbeitgeber auf, endlich ein wertschätzendes Angebot zur Verhandlung mitzubringen“, fordert die zuständige Verhandlungsführerin der ver.di, Monika Di Silvestre. Die Beschäftigten im Handel stehen seit Wochen in ausgewählten Betrieben immer wieder für Warnstreiks vor den Türen der Geschäfte oder Läger und kämpfen für faire Löhne und Gehälter…“ Pressemitteilung vom 29.09.2023 von ver.di Rheinland-Pfalz – wohl auf alle Länder übertragbar, aber die Informationspolitik von ver.di-Handel macht es wirklich nicht einfach, zu berichten…
- Schikaniert REWE streikende Mitarbeiter in Köln-Langel?
- Handelsverband Deutschland (HDE) versucht Streikbruch mit „freiwilligen“ Lohnerhöhungen – mit 5,3 Prozent ab Oktober dürften sie es nicht schaffen
- Zähe Tarifrunde. Verdi in Verhandlungsdefensive: Handelsverband will mit »freiwilligen« Lohnerhöhungen Streikbereitschaft schwächen
„Seit Wochen treten die regional geführten Tarifverhandlungen für den Einzel- sowie den Groß- und Außenhandel auf der Stelle, weil die Unternehmerseite ihre Angebote nicht verbessert. Nun empfiehlt der Handelsverband Deutschland (HDE) »freiwillige« Vorweganhebungen der Entgelte. Es ist nicht das erste Mal, dass Handelsfirmen im Verlauf von Tarifrunden vorab Löhne und Gehälter anheben, was nach einem Tarifabschluss ohnehin mit dem ausgehandelten Ergebnis verrechnet wird. Doch in diesem Jahr bewegt sich die empfohlene Aufstockung exakt auf dem Niveau der Offerten, die die Unternehmensverbände seit langem in die mit Verdi regional geführten Tarifverhandlungen einbringen. Die liegen so deutlich unter der Inflationsrate, dass eine Gewerkschaft kaum zustimmen kann. (…) Diese festgefahrene Lage will der HDE mit der bundesweiten Empfehlung zu »freiwilligen Vorweganhebungen« ab Oktober sicher nicht befrieden – zumal er exakt jene 5,3 Prozent Entgeltplus anregt, die sich in den Tarifverhandlungen als völlig unzureichend herauskristallisiert haben. Doch scheinen der Verband und seine Mitglieder auf die bekannte Weisheit zu setzen, dass sich auch mit wenig Speck Mäuse fangen lassen: Haben die Beschäftigten erst einmal ein paar Euros mehr im Portemonnaie, werden viele von ihnen aufhören zu streiken, und dann könnten die Tarifrunden schnell enden; zu den Konditionen der Unternehmen, versteht sich. Während Verdi im Einzel- wie im Groß- und Außenhandel Entgelterhöhungen um etwa 2,50 Euro pro Stunde bzw. 13 Prozent fordert, wodurch die Reallöhne steigen würden, bedeuten 5,3 Prozent plus nach Monaten ohne Anhebung unter dem Strich eine Stundenlohnerhöhung von 92 Cent. Der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke nannte die Offerte einen »Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten im Handel«. Die Löhne und Gehälter im Handel seien ohnehin niedrig und verringerten sich wegen der Inflation zusehends. Außerdem ist die Teilzeitquote im Einzelhandel sehr hoch, so dass in dieser von Frauenbeschäftigung geprägten Branche die Realeinkommen oft unter dem Existenzminimum liegen…“ Artikel von Gudrun Giese in der jungen Welt vom 20.09.2023 - Tarifstreit im Einzelhandel eskaliert
„Im Tarifkonflikt für die rund fünf Millionen Beschäftigten im deutschen Einzelhandel will die Kapitalseite Fakten schaffen. Der Handelsverband Deutschland (HDE) warf der Gewerkschaft Verdi Blockadehaltung vor und erklärte am Montag, man empfehle den tarifgebundenen Unternehmen nun eine Entgelterhöhung ohne Tarifabschluss. »Leider verschließt sich die Gewerkschaft Verdi auch nach mehr als fünf Monaten mit über 50 Verhandlungsrunden bundesweit der mittlerweile längst überfälligen Befriedung dieses Tarifkonfliktes zum Wohle der Beschäftigten im Einzelhandel«, sagte HDE-Tarifgeschäftsführer Steven Haarke. Stattdessen halte die Gewerkschaft an ihren »utopischen Eingangsforderungen« fest. Ein rascher Tarifabschluss sei leider nicht absehbar. Nach einem Beschluss des tarifpolitischen Ausschusses des HDE können nun tarifgebundene Unternehmen frühestens ab 1. Oktober 2023 freiwillige anrechenbare Vorweganhebungen von 5,3 Prozent zahlen – für tarifliche Löhne, Gehälter und Auszubildendenvergütungen. Dies kann demnach in allen Tarifgebieten des Einzelhandels umgesetzt werden. Für die Firmen gebe es keine Verpflichtung, diese Empfehlung exakt und in voller Höhe umzusetzen, betonte Haarke…“ Kurzmeldung in der jungen Welt Online Extra vom 18.09.2023 - Ein offenes Zeichen von Überheblichkeit und Arroganz!
„Auch diese Woche ist es in den Tarifverhandlungen zu keinem Abschluss gekommen. Altersarmut und Reallohnverluste werden seitens der Arbeitgeber weiterhin in Kauf genommen, während Beschäftigte jetzt schon kaum über die Runden kommen. „Die Arbeitgeber müssen sich endlich deutlich bewegen. Das zeigt auch die Beteiligung der Beschäftigten an den Streiks. Bisher zeigen die Unternehmen ihre Kreativität nur, wenn es darum geht, den Kund:innen immer neue Ausreden aufzutischen, weil das Warenangebot in den Filialen streikbedingt ausgedünnt ist“ so Conny Weißbach. Die Blockadehaltung der Arbeitgeber geht weiter! Streikherbst, wir kommen!...“ Meldung bei ver.di Handel (ohne Datum) mit den aktuellen Infos zu den Verhandlungen auf Länderebene
- Zähe Tarifrunde. Verdi in Verhandlungsdefensive: Handelsverband will mit »freiwilligen« Lohnerhöhungen Streikbereitschaft schwächen
- Vor den nächsten Verhandlungen im Handel wird der Druck v.a. in NRW durch Streiks erhöht, große Streikveranstaltung am 22.8. in Bochum
- Tarifrunde Handel NRW: Beschäftigte im Handel erhöhen Druck auf Zeitspiel der Arbeitgeber
„In dieser Woche ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di NRW) ausgewählte Betriebe zu ein- und mehrtägigen Streiks auf, um weiter den Druck auf die stockenden Verhandlungen im Einzel- sowie im Groß- und Außenhandel zu erhöhen. (…) Die Verhandlungen werden am 25. August im Einzelhandel und am 4. September im Groß- und Außenhandel fortgesetzt.“ Meldung vom 18.08.2023 bei ver.di Handel NRW - Große Streikveranstaltung mit Frank Werneke in Bochum
„Am morgigen Dienstag (22.08.) ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di NRW) rund 3.500 Beschäftigte des Einzel- sowie des Groß- und Außenhandels zum Streik auf, um in den laufenden Tarifrunden für den Handel Druck auf die Arbeitgeber auszuüben. Die Streikenden werden am Vormittag zu einer Kundgebung mit anschließender Demonstration vor dem Bergbaumuseum in Bochum erwartet. Auf der Veranstaltung werden der ver.di-Vorsitzende, Frank Werneke, und die Verhandlungsführerin für den Handel, Silke Zimmer, zu den Streikenden sprechen. Die Verhandlungen im Einzelhandel werden am 25. August und im Groß- und Außenhandel am 4. September fortgesetzt. (…) Die Kundgebung beginnt um 10:00 Uhr vor dem Bergbaumuseum (Am Bergbaumuseum 28, 47491 Bochum). Ab ca. 11:30 startet eine Demonstration durch die Bochumer Innenstadt, die dann zurück zum Bergbaumuseum führt. Frank Werneke wird zu Beginn der Veranstaltung zu den Streikenden sprechen.“ Pressemitteilung vom 21.08.2023 beim ver.di-Landesbezirk Nordrhein-Westfalen - Zeitspiel der Arbeitgeber geht weiter.
„Weitere Verhandlungen für die Tarifrunden im Handel sind diese Woche ergebnislos beendet worden, ob in Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Hamburg. Arbeitgeber nehmen teils Geld in die Hand, um die Kolleg*innen von den Streikmaßnahmen abzuhalten, am Verhandlungstisch selbst werden allerdings nur Reallohnverluste geboten. Dieses Zeitspiel geht zu Lasten der Beschäftigten, die dringend auf Entgelterhöhungen angewiesen sind! Und so gehen auch die Streiks in die nächsten Runden!…“ Überblick nach Ländern auf der Aktionsseite von ver.di (ohne Datum) - Auch in Berlin und Brandenburg: ver.di weitet Streiks im Einzelhandel aus
„Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hatte ihre Mitglieder aus Berlin und Brandenburg für Dienstag und Mittwoch zum Ausstand aufgerufen. Zudem wurde beschlossen, die Warnstreiks auf Donnerstag und somit erstmals auf drei Streiktage am Stück auszuweiten. (…) Unterdessen hat das Landesarbeitsgericht (LAG) Nürnberg am Donnerstag die Edeka-Unternehmensgruppe Nordbayern-Sachsen-Thüringen in die Schranken gewiesen: Sie hatte mit mehreren Anträgen vor verschiedenen Arbeitsgerichten versucht, die Streiks während der Tarifrunde des bayerischen Groß- und Außenhandels zu stoppen.
Die aktuellen Arbeitsniederlegungen in Berlin und Brandenburg reihen sich in Streiks in vielen anderen Bundesländern ein. Die Frage ist jedoch, wieso die Streiks nicht direkt auf Länder- und Bundesebene geführt werden, um eine größere soziale Schlagkraft zu entfalten. Im Groß- und Einzelhandel arbeiten bundesweit zusammengerechnet mehr als 5 Millionen Beschäftigte. Wenn diese in ihrer Gesamtheit die Arbeit niederlegen würden, hätte das viel größere Auswirkungen…“ Beitrag von Shaquille Gade vom 19. Aug 2023 bei Klasse gegen Klasse
- Tarifrunde Handel NRW: Beschäftigte im Handel erhöhen Druck auf Zeitspiel der Arbeitgeber
- In den meisten Bundesländern wurden die Angebote der Arbeitgeber abgelehnt und die Tarifverhandlungen gehen weiter – diese und die (dezentralen) Streiks im Handel brauchen bundesweite Beachtung!
Den aktuellen Stand gibt es bundesweit auf der ver.di-Sonderseite – dort heißt es: „… Die Tarifverhandlungen für die rund 5 Millionen Beschäftigten im Handel werden regional geführt. Je nach Region verhandeln wir deshalb an verschiedenen Terminen…“ – das erschwert nicht nur unsere Berichterstattung… Siehe 2 aktuelle Beispiele:- Berlin: Wegen Inflation und hohen Kosten: Verdi Berlin lehnt Angebot der Arbeitgeber von 5,3 Prozent im Einzelhandel ab und hält an der Lohnerhöhung von 2,50 Euro/Stunde fest
„Die Gewerkschaft hält an ihrer Forderung nach 2,50 Euro mehr Lohn pro Stunde fest. Wegen Inflation und hohen Preisen bleibe sonst zu wenig Geld übrig. In den Tarifverhandlungen im Einzelhandel gibt es vorerst keine Einigung. Die Gewerkschaft Verdi teilte am Donnerstag mit, dass sie ein Angebot der Arbeitgeberseite abgelehnt habe. Demnach boten die Arbeitgeber eine Lohnsteigerung von 5,3 Prozent ab Oktober 2023 an. „Das Angebot klingt hoch“, sagt Conny Weißbach, Verdi-Fachbereichsleiterin für den Berliner Handel, doch es gleiche den Reallohnverlust nicht aus. Als Reallohn wird der Teil des Verdiensts bezeichnet, über den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer tatsächlich verfügen können. Momentan zehren Inflation und hohe Preise am Reallohn. „Das Lohnniveau ist insgesamt niedrig im Handel“, meint Weißbach. Außerdem arbeite ein großer Teil der Beschäftigten in Teilzeit. Im Einzelhandel seien vor allem Frauen beschäftigt, die Quote liege bei 66 Prozent. Viele von ihnen seien zudem als Alleinerziehende besonders hart getroffen von der aktuell schwierigen Wirtschaftslage. Unter dem Strich sei die angebotene Lohnsteigerung für die „überwiegende Mehrheit“ der Beschäftigten keine wirkliche Verbesserung. Verdi halte daher an der Forderung nach einer Lohnerhöhung von 2,50 Euro pro Stunde fest…“ Artikel von Christoph M. Kluge vom 10.08.2023 im Tagesspiegel online („Wegen Inflation und hohen Kosten: Verdi lehnt Angebot der Arbeitgeber im Einzelhandel ab“), Siehe Tarifrunden Handel 2023 beim ver.di-Berirk Berlin - NRW: Ende des Zeitspiels gefordert: ver.di kritisiert Blockadehaltung im Groß- und Außenhandel – Beschäftigte erwarten Abschluss – Arbeitgeber sind gefordert
„Am morgigen Dienstag (15. August) gehen die Tarifverhandlungen für die rund 306.000 sozialversicherungspflichtigen und 54.000 geringfügig Beschäftigten des nordrhein-westfälischen Groß- und Außenhandels in Düsseldorf in die fünfte Runde. Seit der letzten Verhandlungsrunde am 30. Juni legten trotz Ferienzeit über 5.000 Kolleginnen und Kollegen in NRW die Arbeit nieder. Die Beschäftigten zeigten mit ihrem Mut und ihrer Ausdauer, dass sie dringend einen Abschluss brauchen, der dazu führe, dass die Löhne und Gehälter nicht weiter hinter den massiv steigenden Preisen insbesondere bei Lebensmitteln (11,9 Prozent im Juli in NRW) zurückfallen, so die Gewerkschaft. (…) ver.di fordert eine Erhöhung der Entgelte von 13 Prozent, mindestens aber 400 Euro. Die Ausbildungsvergütungen sollen um 250 Euro angehoben werden. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen. Die Arbeitgeber bieten für 2023 eine Anhebung der Löhne und Gehälter um 5,1 Prozent ab dem 1. September, nach vier Nullmonaten. Zudem soll es im Monat nach dem Abschluss eine Inflationsausgleichszahlung in Höhe von 700 Euro (Teilzeitbeschäftigte anteilig, Auszubildende 50 Prozent) geben. Für das kommende Jahr bieten die Arbeitgeber eine Erhöhung von 2,9 Prozent nach drei Nullmonaten ab dem 1. August 2024 an. Zudem wird eine weitere Einmalzahlung in Höhe von 700 Euro zum 1. Januar als Inflationsausgleichszahlung angeboten.“ Pressemitteilung vom 14.08.2023 beim ver.di-Landesbezirk Nordrhein-Westfalen
- Berlin: Wegen Inflation und hohen Kosten: Verdi Berlin lehnt Angebot der Arbeitgeber von 5,3 Prozent im Einzelhandel ab und hält an der Lohnerhöhung von 2,50 Euro/Stunde fest
- Die Wut wird immer größer: Bundesweit streiken immer noch Tausende im Handel, der trotz satter Profite auf Reallohnverlust pocht
„Die Wut wird immer größer: Bundesweit streiken derzeit Tausende Beschäftigte aus dem Handel. Grund dafür sind die weit auseinanderliegenden Vorstellungen über Lohnerhöhungen in den laufenden Tarifrunden. In Berlin und Brandenburg beteiligten sich am Freitag mehr als 900 Arbeiter aus den Teilbranchen Einzel- und Versandhandel sowie Groß- und Außenhandel an Warnstreiks. Mit dabei waren Beschäftigte aus Filialen und Lagerstandorten von Kaufland, Rewe, Edeka, IKEA, H & M sowie Galeria Karstadt-Kaufhof. »Trotz der Ferienzeit ist die Beteiligung groß«, sagte Verdi-Verhandlungsführerin Conny Weißbach am Freitag. Schon am Donnerstag hatten Großhandelsbeschäftigte gestreikt, die Kolleginnen und Kollegen aus dem Einzelhandel setzen an diesem Sonnabend den Arbeitskampf fort. Grund für die neuerlichen Streiks seien die festgefahrenen Verhandlungen über die Flächentarifverträge in beiden Sektoren, erklärte die zuständige Verdi-Fachbereichsleiterin Weißbach. Von der Kapitalseite würden Angebote vorgelegt, die für die Beschäftigten einen deutlichen Reallohnverlust bringen würden. So lautet das Angebot im Einzelhandel etwa 5,3 Prozent mehr ab 1. Oktober, was ein Entgeltplus von 90 Cent in der Stunde wäre. »Die Kollegen und Kolleginnen empfinden die Angebote als eine schallende Ohrfeige. Die Arbeitgeber ignorieren die existenziellen Probleme, die die Teuerung für die Beschäftigten bedeutet«, sagte Weißbach. Die Ausweitung der Streiks sei die Antwort auf diese Ignoranz. (…) Verdi fordert in Berlin-Brandenburg für die Einzelhandelsbeschäftigten 2,50 Euro mehr Stundenlohn, im Großhandel ein Plus von 13 Prozent. Ähnlich lauten die Forderungen in den übrigen regionalen Tarifgebieten, wo die Warnstreiks ebenfalls intensiviert wurden. Nach den miserablen Angeboten der Unternehmensseite erlebe Verdi »eine starke Bereitschaft aus den Belegschaften, aktiv zu werden«, so Weißbach. So blieb manches Regal im Supermarkt lückenhaft bestückt und bildeten sich lange Warteschlangen an den wenigen geöffneten Kassen. Unterdessen hat das Landesarbeitsgericht (LAG) Nürnberg am Donnerstag die Edeka-Unternehmensgruppe Nordbayern-Sachsen-Thüringen in die Schranken gewiesen: Sie hatte mit mehreren Anträgen vor verschiedenen Arbeitsgerichten versucht, die Streiks während der Tarifrunde des bayerischen Groß- und Außenhandels zu stoppen. Das LAG wies dieses Ansinnen zurück und gab den Beschäftigten ihr Streikrecht zurück.“ Beitrag von Gudrun Giese bei der Jungen Welt vom 22. Juli 2023 („Quittung für Lohnraub: Verdi bestreikt bundesweit Handelsketten. Trotz satter Profite pochen Konzerne auf Reallohnverlust für Beschäftigte“) – die Berichterstattung wird dadurch erschwert, dass ver.di nur auf Länderebene berichtet… - Bundesweite Streikwelle auf Hochtouren – Arbeitgeber im Handel greifen Streikrecht an
- Arbeitgeber im Handel greifen Streikrecht an
„Bei den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Handel verschärfen Arbeitgeber und ihre Verbände die Verhandlungssituation. Mit Nachdruck reagiert die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) auf Behauptungen mehrerer regionaler Handelsverbände, die Beschäftigten würden mit ihrer Forderung nach einer Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge im Einzelhandel sowie dem Groß- und Außenhandel rechtswidrig streiken. „Einzelne Arbeitgeber und ihre Handelsverbände versuchen nun mit ihren Angriffen auf das Streikrecht von ihren Dumpingangeboten und ihrer Verweigerung eines tragfähigen Angebots abzulenken. Wir weisen einen Angriff auf das Streikrecht mit aller Entschiedenheit zurück“, so Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied und für den Handel zuständig.
„Unsere Forderungen sind allesamt zulässige Streikforderungen – inklusive der Forderung, die Allgemeinverbindlichkeitserklärung der abzuschließenden Tarifverträge gemeinsam zu beantragen. Das haben verschiedene Gerichte Anfang Juni bestätigt“, sagte Nutzenberger. (…) ver.di erlebt derzeit bei den aktuellen Streikaktionen großen Zuspruch unter den Beschäftigten im Handel. „Streikmaßnahmen sind das einzige Mittel, mit dem die Beschäftigten auf ihre Situation aufmerksam machen und Druck machen können“, so Nutzenberger.
In einem Schreiben an die Handelsverbände Bayern, Niedersachsen – Bremen, Nord (Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein), Hamburg und Mitteldeutschland weist ver.di die Behauptung rechtswidriger Streikziele zurück und macht deutlich, dass sie weder einen Anlass zur Zahlung von Schadensersatz noch zur Einschränkung ihrer Streikmaßnahmen sehe. Die Gewerkschaft fordert ihrerseits die Arbeitgeberverbände auf „entsprechende Aussagen, die unser Streikrecht nach Art. 9 III Grundgesetz beeinträchtigen und unseren Ruf schädigen, zu unterlassen.““ ver.di-Pressemitteilung vom 25.06.2023 - Die Tarifrunde Handel 2023 geht weiter: Bundesweite Streikwelle auf Hochtouren!
„Weiter geht’s! Diese Woche waren bundesweit von Bayern bis Sachsen-Anhalt tausende Beschäftigte aus dem Einzel- und Versandhandel, sowie im Bereich Groß- und Außenhandel, auf den Barrikaden. Ihre Forderungen? Gerechtfertigt. Ein Entgegenkommen seitens der Unternehmen? Noch nicht in Sicht. Dabei sollte mittlerweile klar sein: ohne uns kein Handel!…“ Meldung vom 23. Juni 2023 bei ver.di Handel mit einem Überblick über die Bundesländer – einer der wenigen übergreifenden Überblicke, was die Berichterstattung erschwert…
- Arbeitgeber im Handel greifen Streikrecht an
- Zwei Welten: Während Lebensmittelpreise weiter ansteigen, liefern sich Handelsketten Preiskampf um Verdrängung. Tarifverhandlungen im Handel angelaufen
„Lebensmittel dürften »kein Luxusprodukt sein«, wiederholt der Chef von Lidl Deutschland, Christian Härtnagel, bei jeder Gelegenheit. Diese schlichte Erkenntnis des Managers passt so gar nicht zu der Erfahrung, die Verbraucher an hiesigen Supermarktkassen in den vergangenen Monaten machen mussten. Die zum Schwarz-Konzern gehörende Handelskette kann sich trotz Krisenzeiten in sicherem Fahrwasser wähnen. Auch wenn sich der Konzern mit Gewinnzahlen grundsätzlich bedeckt hält, wuchsen laut Handelsblatt (Donnerstag) alle Sparten des Handelsriesen »sowohl im Kerngeschäft Discount wie auch in neu zugekauften Geschäftsfeldern« im vergangenen Jahr »zweistellig«. Dabei habe auch die Inflation geholfen, »die die Verkaufspreise in die Höhe trieb«, erklärte die Wirtschaftszeitung. (…) Die Preisbildung bei den Discountern sei »wahnsinnig intransparent« und ließe sich nur schwer nachvollziehen, erklärte Andreas Winkler am Donnerstag im Gespräch mit junge Welt. Im vergangenen Jahr hätten sich jedoch »einige Mitnahmeeffekte« bei den Handelsketten beobachten lassen, so der Sprecher der Organisation Foodwatch (FW). Eine FW-Studie vom März ergab, dass die größten Preissteigerungen der Supermärkte bei deren Eigenmarken vollzogen wurden. Demnach erhöhten sich die Preise der sogenannten Billigprodukte von Aldi, Lidl, Rewe und Edeka um mehr als 30 Prozent. Es dürfte keine insgesamt große Entlastung in der Preisentwicklung bedeuten, wenn die Händler solche vorher eingeführten überdurchschnittlichen Steigerungen nun im Verdrängungswettkampf zurücknehmen. (…) Neben dem Verdrängungswettbewerb der Handelsketten sind für die bundesweit rund fünf Millionen Beschäftigten im Handel Tarifverhandlungen angelaufen. Wie ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi am Donnerstag gegenüber jW erklärte, sei der Handel »heute eine der Branchen mit dem höchsten Altersarmutsrisiko«. Die Branche sei von »Lohndumping« und »insgesamt einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen« geprägt, seit die Unternehmerseite die Allgemeinverbindlichkeitserklärung um die Jahrtausendwende »einseitig aufgekündigt« habe. Diese sei daher neben tabellenwirksamen Entgelterhöhungen eine wichtige Forderung. Andere Schwerpunkte bei den Händlern: Um »weiter die günstigsten Preise bieten zu können« werde Lidl versuchen, »die Prozesse und die Strukturen so schlank wie möglich zu halten« , hatte Manager Härtnagel dem Handelsblatt erklärt.“ Artikel von David Maiwald in der jungen Welt vom 26. Mai 2023 - Informationen aus dem Einzelhandel und Informationen aus dem Groß- und Außenhandel sowie Tarifrunde 2023: Der Handel verhandelt – Übersicht bei ver.di und dort aktuelle Verhandlungen nach Bundesländern
Siehe zuletzt unser Dossier zur Tarifrunde Einzelhandel 2021 – wird sie zum »tariflichen Rettungspaket«?