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Verheerende Arbeitsbedingungen beim Paketversand DPD in Kalsdorf bei Graz
Dossier
„15,5 Stunden am Montag, 14 Stunden am Dienstag, 15 Stunden am Mittwoch, 16,5 Stunden am Donnerstag und 17 Stunden am Freitag. Milan* liefert für einen Subunternehmer des Paketdienstleisters DPD in der Steiermark Pakete aus. Seine Stundenlisten lesen sich wie aus einer anderen Zeit. Im April 2022 arbeitet er im Schnitt 15 Stunden pro Tag, bis zu 370 Kilometer legt er dafür täglich zurück. Netto verdiente er im April circa 5,20 Euro pro Stunde. (…) Mit mehreren der betroffenen Fahrer hat der STANDARD gesprochen. Sie alle arbeiten seit Jahren bei unterschiedlichen der gut 15 Subunternehmer im Depot 0628 und berichten von ähnlichen Zuständen: überlange Arbeitszeiten, keine Pausen, unbezahlte Überstunden, ausstehende Gehälter, angebliches Lohndumping und Sozialbetrug, dubiose Vertragskonstrukte…“ Artikel von Johannes Greß vom 5.4.2023 in derstandard.de , siehe mehr dazu:
- Paketzusteller: Gehören Insolvenzen bei DPD zum Geschäftsmodell?
„… Anfang April berichtete der STANDARD über angeblich verheerende Arbeitsbedingungen beim Paketdienstleister DPD in Kalsdorf bei Graz. Bei Subunternehmern beschäftigte Fahrer mussten laut deren Aussagen bis zu 17 Stunden täglich arbeiten, bei Stundenlöhnen von 5,20 Euro – was DPD dementierte. Weitere Dokumente aus Kalsdorf und aus einem Depot in Hall in Tirol geben nun einen genaueren Einblick, wie solche Arbeitsbedingungen mutmaßlich zustande kommen: indem DPD seine Subunternehmer systematisch unter Druck setze und deren finanzielle Abhängigkeit ausnutze. (…) Die betroffenen Depots in Kalsdorf und Hall werden vom DPD-Gesellschafter Gebrüder Weiss Paketdienst GmbH betrieben. DPD bzw. Gebrüder Weiss selbst liefern keine Pakete aus, sondern von ihnen als „Systempartner“ bezeichnete Subunternehmer. Bei diesen handelt es sich meist um kleine bis mittelgroße Transportunternehmen mit mindestens zwei und maximal 30 Angestellten. (…) Regelmäßig scheinen die Depotbetreiber zu versuchen, ihre Systempartner unter Druck zu setzen. Frächter erzählen, Vorgesetzte stellten sie vor die Wahl: Der Preis pro geliefertes Paket werde gesenkt oder der Vertrag gekündigt. „Du unterzeichnest das – oder da ist die Tür“, beschreibt ein Frächter das Drohszenario. (…) Aussteigen ist für viele Subunternehmer keine Option. Formal selbstständig seien die meisten Frächter, mit denen der STANDARD gesprochen hat, wirtschaftlich vollständig von DPD abhängig. Sie hätten investiert, oft für mehrere Hunderttausend Euro Transporter angeschafft oder Leasingverträge abgeschlossen, müssten Kredite bedienen, Mitarbeiter, Reparaturen, Versicherung und Steuern bezahlen. Kann ein Frächter eine vereinbarte Tour nicht beliefern, etwa weil Geld für Fahrer, Transporter oder deren Reparatur fehlt, setze DPD Ersatzfahrer ein – für mehrere Hundert Euro täglich, die dem Frächter in Rechnung gestellt werden. (…) Geht ein Unternehmen insolvent, zahlt die offenen Leasingraten, Steuern, Gehälter und Sozialversicherungsbeiträge meist die Allgemeinheit. Der Profit landet in der Tasche von DPD bzw. Gebrüder Weiss, bei Letzterem zwischen 2018 und 2021 zwischen 14 und 25 Millionen Euro jährlich.“ Artikel von Johannes Greß vom 21. Juni 2023 im Standard.de - Katastrophale Arbeitsbedingungen: Bedenkliche Praktiken in Paketzustellung.
„Ein Online-Bericht der Tageszeitung „Der Standard“ schildert verheerende Arbeitsbedingungen der Paketzusteller beim Paketversand DPD in Kalsdorf bei Graz berichtet. Das ruft die vida auf den Plan, da uns immer wieder Belege und Berichte von Betroffenen zukommen, welche Vorwürfe, wie überlange Arbeitszeiten von bis zu 17 Stunden, rechtswidrige Vertragsstrafen und unbezahlte Überstunden ausweisen.
Gewerkschaft kämpft für Betroffene
„Das besondere Problem besteht in der Konstruktion mit dem Einsatz vom Subunternehmen, was eine Nachverfolgung oft sehr schwierig macht“, berichtet Landessekretär Hans-Peter Weikl von der vida-Steiermark. Zusteller sind gut beraten, sich bei Missständen an die Gewerkschaft vida zu wenden. (…) Durch punktuelle behördliche Kontrollen können zwar immer wieder Missstände aufgedeckt werden, allerdings ohne damit am grundlegenden Geschäftsmodell etwas zu ändern. „Mit einer elektronischen Fahrerkarte, wie wir sie von den Lkw her kennen, wäre insbesondere die Arbeitszeitkontrolle jederzeit möglich“, erklärt Weikl. Die Einführung einer Fahrerkarte auch im Kleintransportgewerbe wäre somit ein wesentlicher Schritt, wie eine große Verbesserung der Arbeitsbedingungen der PaketbotInnen umsetzbar wäre.“ Meldung der vida vom 6.4.2023 - Lange Arbeitszeiten in DPD-Versandlager
„Der Standard“ berichtet auf Grundlage zugespielter Akten über ein Versandlager des Anbieters DPD in der Steiermark, in dem Angestellte offenbar bis zu 17 Stunden täglich arbeiten.“ Video des Beitrags vom 6.4.2023 in der Sendung ZIB 2 beim ORF
Siehe auch zu DPD:
- in Frankreich das Dossier: Papierlose Beschäftigte der Zeitarbeitsfirma RSI in Gennevilliers/Frankreich streiken seit November 21 für Legalisierung und gegen Ausbeutung durch Chronopost und DPD
- in der Schweiz das Dossier: Respect@DPD! Das System DPD in der Schweiz: Wie ein Logistik-Konzern unbehelligt alle Regeln missachtet