Vorstandsvorsitzende der BA, Andrea Nahles: „Arbeit ist kein Ponyhof“ Aber: Wer will schon mehr Überstunden machen?
„Neulich wurde der Satz in einem Nachrichtensender stundenlang alle 15 Minuten gesendet, so dass er sich als Sentenz des Tages festsetzte: „Arbeit ist kein Ponyhof.“ Was heißt das? Der Satz stammt von Andrea Nahles. Die ausgebildete Germanistin schätzt an der deutschen Sprache, dass sie „sehr präzise und schön“ ist. Das sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit einem Interview, in dem auch die Abwandlung des Satzes fällt, wonach das Leben kein Ponyhof, sprich: nicht immer ein Vergnügen, ist. Nahles münzt ihn auf die Arbeit um. Adressiert ist ihre Übertragung auf die junge Generation und deren Einstellung. Sie plädiert generell für ein größeres Engagement. „Wer sich mit seiner Arbeit identifiziert, ist flexibel und bereit, eins draufzulegen, wenn es mal eng wird“, sagte sie der Augsburger Allgemeinen …“ Beitrag von Thomas Pany vom 21. Februar 2023 bei Telepolis und mehr daraus/dazu:
- Weiter aus dem Beitrag von Thomas Pany vom 21. Februar 2023 bei Telepolis : „(…) Den Satz hört man im Arbeitsleben seit Jahren, meist von Vorgesetzten. Er ist ein geflügelter Ausspruch. Neu ist, dass er sich an eine Diskussion anschließt, die seit einiger Zeit ein verändertes Arbeitsethos postuliert. Nicht nur in Deutschland und nicht nur die jüngere Generation betreffend. (…) Aus Frankreich meldete Jürg Altwegg im Herbst 2022, dass viele Franzosen trotz offener Jobangebote „nicht mehr arbeiten wollen“. Eine ganze Gesellschaft schreibe sich krank, so der Autor der FAZ, mit der für die Zeitung nicht untypischen Spitze: „ein altes Arbeitsrecht schützt sie“. Das Schlagwort für den „Albtraum der Arbeitgeber“ heißt: „la grande démission“: die große Kündigung. Altwegg schreibt im Oktober von einem „ungebrochenen Trend“, einem „Massenphänomen“, das weder in Deutschland noch in Großbritannien zu beobachten sei. (…) In Deutschland las man im Oktober letzten Jahres eine Situationsbeschreibung, die dazu passt, bezogen auf die „Jungen, die nicht mehr arbeiten wollen“ „Viele fragen sich: Warum Überstunden machen für einen Job, der uns nicht mehr geben kann, was unsere Eltern wollten? Zudem wissen wir inzwischen, dass zu viel Lohnarbeit krank macht – laut dem DAK-Gesundheitsreport haben 8,6 Millionen Menschen ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko durch eine psychische Erkrankung oder arbeitsbedingten Stress.“ (Nicole Opitz) (…) Wichtiger als der wahrgenommene Generationenunterschied sei „der soziale Vertrag zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern“, so Hannah Schade. Die Arbeitsmoral war sicherlich nicht nur höher, weil wir höhere Tugenden hatten wie Fleiß und Pflichtbewusstsein, sondern auch, weil der Arbeitgeber eine lebenslange Verantwortung für den Arbeitnehmer übernommen hat. Die Perspektiven haben sich geändert. Wer spricht noch vom Ponyhof?“
Siehe zum Hintergrund auch (von sehr vielen, da eines unserer Lieblingsthemen):
- unser Dossier: [„Quiet Quitting“ noch nur in USA?] Dieser neue Arbeitstrend treibt Arbeitgeber in die Verzweiflung – keine Überstunden mehr, nur das Nötigste erledigen…
- aber auch: Mit mehr Balance das Soll erfüllen: Die Generation der Millennials stellt den grundlegenden Zwang zur Erwerbsarbeit selten in Frage
- und: Studie zu (immer noch zu vielen) Workaholics in Deutschland: Rund zehn Prozent der Erwerbstätigen arbeiten „suchthaft“