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BDLS-Mitgliedsunternehmen All Service Sicherheitsdienste unterläuft Tariflöhne am Flughafen Köln/Bonn
„… All Service war als Subunternehmen im Auftrag von I-Sec sechs Monate lang (von Mai bis Ende Oktober 2022) am Flughafen Köln/Bonn für Sicherheitsaufgaben beauftragt worden. In den Arbeitsverträgen von All Service wurde mit den Beschäftigten schriftlich vereinbart, dass die speziellen Tarifverträge für Sicherheitskräfte an den Flughäfen Anwendung finden. Das Personal von All Service hätte demnach zu Beginn (in der Probezeit) mit mindestens einem tariflichen Stundengrundlohn von 16,18 € (EG 3 TV Aviation) vergütet werden müssen. Diese Kolleginnen und Kollegen wurden aber tatsächlich nur mit einem Stundengrundlohn von 11,58 €!!! vergütet. Genau um den Betrag von 4,60 € pro Stunde!!! wurde der tarifliche Stundengrundlohn für Sicherheitskräfte an den Flughäfen unterlaufen! Uns liegen Lohnabrechnungen von Beschäftigten vor, die diesen Tarifvertragsbruch deutlich belegen…“ Beitrag von Özay Tarim vom 6. Februar 2023 in luftsicherheit-nrw.de und mehr daraus wie dazu:
- Flughafen Köln/Bonn: Verdi mit Vorwürfen gegen Sicherheitsfirma – die gibt Fehler zu [„menschliches Versagen“]
„Der Flughafen Köln/Bonn ist erneut im Visier der Gewerkschaft Verdi. Dort soll ein Sicherheitsunternehmen die Tariflöhne unterlaufen haben. Um satte 4,60 Euro, behauptet Verdi-Sprecher Özay Tarim. „Man hat die Beschäftigten richtig übers Ohr gehauen.“ Bei dem Unternehmen handelt es sich um die „All Service Sicherheitsdienste GmbH“, die von der Sicherheitsfirma I-Sec als Subunternehmen mit ins Boot geholt worden war. Auf Nachfrage von EXPRESS.de räumt die „All Service“ Fehler ein – es sei menschliches Versagen gewesen. (…) Der Auftrag zur Durchführung dieser Luftsicherheitsaufgaben war im letzten Jahr neu ausgeschrieben und zum Großteil an I-Sec vergeben worden. Weil die Firma nicht genügend Personal hatte, um den Auftrag zu erfüllen, beauftragte sie die „All Service“ als Subunternehmen. Schon das stößt Özay Tarim von Verdi bitter auf. „Wir reden hier von sicherheitsrelevanten Aufgaben! Ein Dienstleister muss das aus eigener Kraft stemmen können und sich nicht Personal bei einem Subunternehmen besorgen müssen“, erklärt er. (…) Eine kurzfristige interne Überprüfung habe die niedrigere Vergütung bestätigt – allerdings nicht in der in dem Bericht angegebenen Höhe. „Der tatsächlich bezahlte Stundenlohn betrug 14,50 Euro“, so Unternehmenssprecherin Serife Alkan-Haller. Damit wäre die Differenz zum Tariflohn deutlich geringer. „Das macht die Minderzahlung natürlich nicht besser“, gibt Alkan-Haller zu. (…) Die All-Service-Sprecherin: „Wir korrigieren diesen Fehler selbstverständlich mit der nächsten Lohnabrechnung und zahlen die Differenz nach.““ Artikel von Iris Klingelhöfer vom 08.02.2023 im kölner Express online - Weiter im Beitrag von Özay Tarim vom 6. Februar 2023 in luftsicherheit-nrw.de (ver.di-Informationen für die Beschäftigten in der Luftsicherheit NRW): „… All Service hat also nicht die Stundenvergütung aus dem Aviation-Tarifvertrag angewandt, obwohl dieses nachweislich im Arbeitsvertrag vereinbart wurde, sondern den untersten Stundengrundlohn aus dem NRW-Bewachungstarifvertrag – der hier keine Anwendung findet – zur Auszahlung gebracht. Laut den Lohnabrechnungen wurden zwar auch sogenannte Objektzulagen gezahlt, aber auch mit dieser Zulage wurde der tarifliche Stundengrundlohn (EG 3 TV Aviation) deutlich unterschritten. Auch wenn wir annehmen würden, dass es sich bei dem Einsatz von All Service-Beschäftigten am Flughafen Köln/Bonn nicht um Sicherheitstätigkeiten, sondern um vermeintliche Serviceaufgaben handeln würde, betrug selbst der unterste Servicelohn (EG 5 TV Aviation) zu diesem Zeitpunkt 13,09 €! Offenbar wollte man mit der Zahlung einer Objektzulage die falschen bzw. niedrigen Stundengrundlöhne kaschieren. Diese Abrechnungsmethode scheint bei All Service weit verbreitet zu sein. Uns liegen auch Lohnabrechnungen von All Service-Beschäftigten aus der allgemeinen Bewachungsbranche vor, die ebenfalls falsche tarifliche Stundengrundlöhne ausweisen bzw. ebenfalls mit Objektzulagen “aufgehübscht” wurden.
Immer wieder taucht der Name Michael Palm (Niederlassungsleiter von All Service) in Verbindung mit Unregelmäßigkeiten bei den Lohnabrechnungen auf. Im Jahr 2020 hatte dieser gleiche Niederlassungsleiter in einer Flüchtlingsunterkunft in Euskirchen Kurzarbeitergeld abgerechnet, ohne das überhaupt Kurzarbeit stattgefunden hatte. Auch liegen uns Informationen vor, dass Michael Palm kürzlich Personal in Flüchtlingsheimen eingesetzt hat, die letztes Jahr noch am Flughafen Köln/Bonn tätig waren, diese aber im dafür zwingend vorgeschriebenen Bewacherregister nicht eingetragen wurden! Wir werden die zuständigen Behörden auch hierzu informieren.
Jetzt muss aber zunächst All Service-Geschäftsführer Peter Haller, der auch noch gleichzeitig Vizepräsident des Arbeitgeberverbandes BDLS ist, diesen Tarifvertragsbruch bzw. die Missstände in seiner Kölner-Niederlassung erklären. Die Beschäftigten sind mehrere Monate systematisch von All Service getäuscht und falsch vergütet worden. Die BDLS-Mitgliedsunternehmen hatten sich noch Ende 2022 einen Verhaltenskodex gegeben. Der Arbeitgeberverband wollte mit diesem Kodex das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Mitgliedsunternehmen im Zusammenwirken mit öffentlichen Institutionen, Auftraggebern und der Öffentlichkeit fördern. Aber die Vorgehensweise einiger BDLS-Mitgliedsunternehmen steht deutlich im Widerspruch zu diesem Kodex. Und was unternimmt jetzt der BDLS dazu? Hier sind aber insbesondere der Flughafenbetreiber Köln/Bonn und die Sicherheitsfirma I-Sec in der Verantwortung! Warum hat man keine Kontrollen vor Ort vorgenommen? Dieser Tarifvertragsbruch hat nämlich unter der Flagge der Auftraggeber (Flughafen Köln/Bonn und I-Sec) stattgefunden!
Wir werden jedenfalls nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und haben bereits die Beschäftigten über den Tarifvertragsbruch aufgeklärt. Die geschädigten Beschäftigten werden nun mit unserer Unterstützung juristische Schritte gegen die Verantwortlichen am Flughafen Köln/Bonn einleiten!!!…“ Im Beitrag finden sich zudem umfangreiche Ausführungen zu tarifpolitischen Hintergründen
Siehe zum Hintergrund: Eine hoheitliche Aufgabe. Dass auf Flughäfen an der Sicherheit gespart wird, ist eine Folge der Privatisierungen während der 1990er Jahre