»
Iran »
»

Woher die Häufung tödlicher Arbeitsunfälle im Iran?

Dossier

Workers Memorial DayIn einer gemeinsamen Erklärung haben verschiedene unabhängige gewerkschaftliche Organisationen des Iran zu einer Reihe von Unfällen der letzten Zeit Stellung genommen. Dabei beziehen sie sich vor allem auf das Dorf Shinabad, wo inzwischen 37 Menschen Opfer eines Gebäudeeinsturzes waren – und auf eine entsprechende Stellungnahme der Lehrergewerkschaft, die vor allem vor der Gefahr maroder Schulgebäude warnte: Dies alles vor dem Hintergrund von täglich 5 tödlichen Arbeitsunfällen wird in der Erklärung “Statement on the Deplorable Conditions of Workers and Children” von 6 Arbeiterorganisationen am 02. Januar 2013 beim Iran Labour Report externer Link unterstrichen. Siehe dazu Jahre später:

  • Iranische Bauarbeitergewerkschaft kritisiert mangelnde Reaktion der Behörden auf die gestiegene Zahl der Arbeitsunfälle – und nun auch die Hitze ohne Trinkwasser… New
    Der Präsident des Verbands der Bauarbeitergewerkschaften im Iran, Akbar Shokat, hat die Behörden des Landes scharf kritisiert, weil sie die Probleme der Bauarbeiter in der Sommerhitze ignorierten. Er erklärte, dass die extreme Hitze nicht nur die Zahl der Todesfälle am Arbeitsplatz erhöhe, sondern auch zu schweren Unfällen wie Amputationen und Rückenmarksverletzungen führe. Am Donnerstag, dem 20. Juni, sagte Shokat gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur ILNA, dass die Hitze ein wesentlicher Faktor für die Zunahme von Arbeitsunfällen auf Baustellen sei. Insbesondere in Südiran führe die extreme Hitze zu einem Energieverlust und Konzentrationsmangel bei den Arbeitern. Shokat betonte: „In der heißen Jahreszeit sollten Stahlträger mit Maschinen und unter Einhaltung von Sicherheitsvorschriften transportiert werden. Letztes Jahr hatten wir mehrere Unfälle, bei denen Arbeiter beim Transport von Stahlträgern auf Stromleitungen trafen und durch Stromschläge starben.“ Er fügte hinzu: „In anderen Ländern werden Lasten über 20 Kilogramm bereits mit Gabelstaplern transportiert, während in Iran immer noch 50-Kilogramm-Säcke von Arbeitern getragen werden, was nicht nur gefährlich ist, sondern auch zu Bandscheibenvorfällen führt.“ Shokat schlug vor, in Sommerzeiten die Arbeit in zwei Schichten zu teilen, sodass mindestens fünf Stunden von vormittags bis nachmittags pausiert werden könne, um Hitzschläge und andere hitzebedingte Schäden zu vermeiden. „In vielen Projekten weltweit ist es möglich, mit ausreichender Beleuchtung auch nachts zu arbeiten, aber in Iran haben die meisten Projekte diese Möglichkeit nicht“, sagte er.
    Shokat kritisierte auch, dass viele Arbeitgeber nicht für sauberes und kühles Trinkwasser für die Arbeiter sorgten. Er wies darauf hin, dass die meisten Unfälle auf Gerüsten im Sommer passierten. „Wir haben das Arbeitsministerium wiederholt gebeten, sichere Gerüstmodelle zu übernehmen und deren Installation zur Bedingung für den Erhalt von Baugenehmigungen zu machen“, sagte er.
    Ali Ziaei, Sprecher der Gerichtsmedizin erklärte im April dieses Jahres: „Stürze aus der Höhe machen den größten Anteil an den Todesfällen durch Arbeitsunfälle aus.“ Ziaei fügte hinzu, dass die Zahl der Arbeitsunfälle zwischen März 2023 bis März 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 11,3 Prozent gestiegen sei. „Im vergangenen Jahr starben 983 Arbeiter durch Stürze aus der Höhe, was 46,5 Prozent der gesamten Todesfälle durch Arbeitsunfälle ausmacht
    .“… .“ Meldung vom 22. Juni 2024 im Iran-Journal externer Link („Gewerkschaft kritisiert mangelnde Reaktion der Behörden auf Arbeitsunfälle“)

  • Steigende Zahl der Arbeitsunfälle im Iran fordert von März 2023 bis März 2024 über 2.000 Todesopfer (Zahlen des Arbeitsministeriums viel niedriger)
    Im iranischen Kalenderjahr 1402 von März 2023 bis März 2024 sind bei Arbeitsunfällen im Iran mindestens 2.115 Menschen ums Leben gekommen. Damit sei die Zahl der Todesfälle im Vergleich zum Vorjahr um 11,3 Prozent gestiegen, erklärte Ali Ziaei, Leiter der Kriminaltechnik in der Behörde für Rechtsmedizin, am Montag, dem 29. April, gegenüber der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur ILNA. Ziaei zufolge sind Stürze aus großer Höhe nach wie vor die häufigste Todesursache bei Arbeitsunfällen. Im vergangenen Jahr waren 983 der Todesopfer auf solche Stürze zurückzuführen, 46,5 Prozent aller tödlichen Arbeitsunfälle. Die Zahl der Todesfälle durch Stürze stieg damit im Vergleich zum Vorjahr um 14,2 Prozent. Nach Stürzen sind Verletzungen durch harte Gegenstände mit 474 Todesfällen und 22,4 Prozent der gesamten Arbeitsunfälle die zweithäufigste Todesursache. Elektrounfälle, Verbrennungen und Sauerstoffmangel folgen auf den weiteren Plätzen und führten im letzten Jahr jeweils zu 289, 131 und 55 Todesfällen. (…) Das Arbeitsministerium meldet für das Jahr 1402 insgesamt nur 680 tödliche Arbeitsunfälle und damit deutlich weniger als die Behörde für Rechtsmedizin. Dies deutet darauf hin, dass ein erheblicher Teil der tödlichen Arbeitsunfälle in Betrieben stattfindet, die nicht unter das Arbeitsgesetz und die Sozialversicherung fallen. Unabhängige Arbeiterorganisationen und Aktivist*innen warnen seit langem vor der hohen Zahl an Todesfällen und Verletzungen unter iranischen Arbeiter*innen aufgrund mangelnder Sicherheitsvorkehrungen. Sie vermuten, dass die tatsächlichen Todeszahlen weit höher sind als in den offiziellen Statistiken angegeben.“ Meldung vom 29. April 2024 im Iran Journal externer Link
  • Schwere Arbeitsunfälle im Iran fordern drei Tote und sieben Verletzte
    Bei einer Serie von Arbeitsunfällen sind in verschiedenen Teilen des Irans in den vergangenen Tagen drei Arbeiter ums Leben gekommen. Mindestens sieben weitere erlitten Verletzungen.
    In der Stadt Bandar Abbas im südlichen Iran verlor ein Arbeiter bei einem Feuer in der Raffinerie Aftab sein Leben. Mehrdad Hassanzadeh, Leiter des Krisenmanagements der Provinz Hormozgan, bestätigte den Tod des Arbeiters am Sonntag, den 10. März. Drei weitere Arbeiter wurden mit Verbrennungen in ein Behandlungszentrum in Bandar Abbas eingeliefert. Ein weiterer Vorfall ereignete sich am Donnerstag, den 7. März, in Ardestan im Zentral-Iran, wo ein 43-jähriger Arbeiter in der Metallfabrik Donya-ye Felez tödlich mit einem LKW kollidierte, während er auf einem Motorrad unterwegs war.
    In der Provinz Markazi ebenfalls im zentralen Iran kam es zu einem weiteren tödlichen Arbeitsunfall, als ein 40-jähriger Arbeiter beim Graben eines Brunnens in der Nähe der Stadt Mohajeran in einen 30 Meter tiefen Schacht fiel und ums Leben kam, wie Mohsen Fazli, Leiter der Feuerwehr von Arak, der Hauptstadt der Provinz Markazi, berichtete. (…)
    Die Zahl der Arbeitsunfälle im Iran liegt laut Gewerkschafter*innen über dem weltweiten Durchschnitt. Masoud Ghaedi Pasha, stellvertretender Direktor der iranischen Gerichtsmedizin, berichtete im April 2023, dass im letzten iranischen Jahr (März 2022 bis März 2023) insgesamt 1.900 Menschen bei Arbeitsunfällen ums Leben gekommen seien, was die dringende Notwendigkeit zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Sicherheitsstandards im Land unterstreiche.“ Meldung vom 11. März 2024 im Iran Journal externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=20797
nach oben