» » »
» » »

Robotik in der Pflege: Nützliche Assistenz oder Horrorvision? Auch eine Frage der Demokratisierung der Arbeitswelt

Dancing robot visits WEF 2016Was heute schon möglich ist. Was ein Robotik-Professor über zukünftige Möglichkeiten sagt – und wie Gewerkschaften darüber denken. Robotik in der Pflege ist angesichts der Sparzwänge und des Arbeitskräftemangels in diesem Bereich für viele Menschen eine gruselige Vorstellung: Keine menschliche Ansprache mehr, stattdessen von Maschinen gefüttert werden – wer will das schon? Anders sähe es möglicherweise aus, wenn der Kostendruck nicht wäre und Roboter nur auf Wunsch der Betroffenen ergänzend zum menschlichen Personal eingesetzt würden – zum Beispiel, um die Intimsphäre von Patientinnen und Patienten zu wahren, die nicht unbedingt möchten, dass ihnen wenig vertraute Personen die Windeln wechseln. Aber abgesehen von der Systemfrage, die sich hier stellt, gibt es dafür geeignete Roboter noch nicht…“ Beitrag von Claudia Wangerin vom 4. Januar 2023 in Telepolis externer Link und mehr daraus:

  • Siehe weiter im Beitrag von Claudia Wangerin vom 4. Januar 2023 in Telepolis externer Link: „(…) Die Frage, wann die bereits entwickelten Roboter massentauglich werden, kann laut Prof. Haddadin „leider nicht mit einer exakten Anzahl an Jahren beantwortet werden“. Hier spielten „viele Faktoren aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft mit hinein, die für den Aufbau einer Infrastruktur für eine breite Implementierung der Systeme mit einbezogen werden müssen“, betont der Wissenschaftler auf Anfrage Telepolis. (…) Aber wie viel Robotik in der Pflege ist überhaupt wünschenswert? (…) „In der Pflege sind Tätigkeiten, die Roboter übernehmen können, begrenzt“, ist Sylvia Bühler vom Bundesvorstand der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di überzeugt. „Zuwendung, Aufmerksamkeit und individuelles Eingehen auf Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen sind nicht durch Roboter zu ersetzen. Maschinen können zwar Essen ans Bett befördern und abräumen. Aber Essenreichen ist mehr als Nahrungsgabe. Es geht auch um menschlichen Kontakt, Kommunikation und das Beobachten von Essverhalten der Bewohnerinnen und Bewohner.“ (Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand). Für eine gute Pflege seien daher ausreichend Zeit und eine bedarfsgerechte Personalausstattung nötig. Insgesamt müssten Arbeitsbedingungen und Bezahlung deutlich besser werden, so Bühler gegenüber Telepolis. Kommerzielle Pflegekonzerne würden auf Kosten der Pflegebedürftigen, der Beschäftigten und der Allgemeinheit hohe Profite erzielen. (…) Pflegeroboter kämen aber bisher im betrieblichen Alltag nicht vor, so die Gewerkschafterin. „Wir messen ihren möglichen Einsatz daran, ob die Maschinen das Leben und die Situation von Pflegebedürftigen erleichtern und Beschäftigte entlasten.“ Beim Einsatz neuer Technologien müssten daher Beschäftigte und ihre Interessenvertretungen von Anfang an mitreden. „Wir werden die durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz angestoßenen Veränderungsprozesse konstruktiv kritisch mitgestalten.“ Die Frage, ob Robotik in der Pflege ein Fluch oder ein Segen wird, ist also auch eine Frage der Demokratisierung der Arbeitswelt.“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=207535
nach oben