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Türkei ist auch, wenn am „Tag gegen Gewalt an Frauen“ Hunderte Frauen festgenommen werden…

Dossier

Türkei ist auch, wenn am "Tag gegen Gewalt an Frauen" Hunderte Frauen festgenommen werden...Trotz Verbot und einem massiven Polizeiaufgebot sind zahlreiche Frauen in Istanbul auf die Straße gegangen, um zum Tag gegen Gewalt an Frauen gegen Unterdrückung und für ein Leben in Freiheit zu demonstrieren. (…) Aufgerufen zu der Demonstration hatte das „Frauenbündnis 25. November“, protestiert wurde unter der Losung „Für unsere Freiheit sind wir laut und geben unser Leben nicht auf – Nein zu patriarchaler und staatlicher Gewalt“. (…) Laut und kämpferisch wurde „Jin Jiyan Azadî“, „Keine mehr“ und „Wir schweigen nicht, wir fürchten uns nicht, wir gehorchen nicht“ gerufen. (…) Die Polizei reagierte mit massiver Gewalt und stürmte die Demonstration. Nach Angaben der Frauenplattform 25. November soll es zu mindestens 200 Festnahmen gekommen sein, vermutlich seien es aber noch mehr…“ ANF-Meldung vom 25.11.2022 externer Link („Istanbul: „Wir schweigen nicht, wir fürchten uns nicht, wir gehorchen nicht““) und weitere Informationen dazu:

  • Türkei am 25.11.: Trotz Veranstaltungsverboten gingen Tausende auf die Straße, rund 150 Festnahmen bei Frauendemonstration allein in Istanbul New
    • Rund 150 Festnahmen bei Frauendemonstration in Istanbul
      In Istanbul hat ein Großaufgebot der Polizei vergeblich versucht, eine Demonstration zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen zu stören. Trotz Veranstaltungsverboten gingen Tausende auf die Straße, es gab rund 150 Festnahmen.
      In Istanbul hat ein Großaufgebot der Polizei am Montagabend vergeblich versucht, eine Demonstration zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen zu stören. Trotz Veranstaltungsverbot und abgesperrten Straßen kamen tausende Frauen und LGBTIQ-Personen in der westtürkischen Metropole zusammen, um bei dem Aufzug der „Frauenplattform 25. November“ ihre Rechte einzufordern und gegen patriarchale und staatliche Gewalt, Diskriminierung und Krieg zu protestieren. Am Rande des Marschs gab es nach Angaben der Istanbuler Rechtsanwaltskammer rund 150 Festnahmen, die unter anderem mit Vorwürfen wie der Verbreitung verbotener Parolen und Verstoß gegen das Versammlungsgesetz begründet worden seien – und in vielen Fällen mit Gewalt einhergingen. Die Betroffenen wurden auf verschiedene Wachen verteilt und müssen die Nacht in Arrestzellen verbringen
      …“ Bericht vom 26 November 2024 bei ANF externer Link mit vielen Fotos
    • 25. November in Istanbul: Frauen in Karaköy trotz Blockade
      Im Vorfeld des Marsches in Istanbul am 25. November, dem Tag für die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, hat die Polizei ein großes Gebiet in und um Beyoğlu blockiert. Frauen, die sich in den Stadtvierteln Asmalı Mescit, Karaköy und Şişhane versammeln, versuchen, in Richtung Karaköy zu marschieren. Einige der marschierenden Frauen wurden von der Polizei blockiert. Einige Frauen wurden auch festgenommen. Trotz des Polizeiterrors versammelten sich die Frauen am Pier in Karaköy und protestierten gegen die Blockade und die Verhaftungen. Der Protest wurde mit der Verlesung der Presseerklärung für beendet erklärt, und die an der Blockade Festgehaltenen wurden in Festnahmefahrzeugen abtransportiert. 169 Personen wurden zur Sicherheitsbehörde der Provinz Istanbul in der Vatan-Straße gebracht, um dort eine Erklärung abzugeben…“ türk. Bericht vom 25. November 2024 bei Sedika.org externer Link mit Fotos und Videos
    • 25. November in den kurdischen Provinzen: „Gegen männliche Staatsgewalt; jin, jiyan, azadi“
      Am 25. November, dem Tag für die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, gingen Frauen in Van, Batman, Hakkari und Ağrı auf die Straße. Sie protestierten gegen die Straffreiheit von Gewalt gegen Frauen, die faktische Abschaffung des Systems der Ko-Präsidentschaft mit Treuhänderernennungen, die Missachtung des Willens der Frauen und die Kriegspolitik…“ türk. Bericht vom 25. November 2024 bei Sedika.org externer Link mit Fotos und Videos
  • „Femizide sind politisch und ideologisch“: Hinter vermehrter Gewalt gegen Frauen in der Türkei steckt das Patriarchat
    • Demonstration in Wan: Hinter Femiziden steckt das Patriarchat
      In Wan hat eine lautstarke Protestdemonstration für die Aufklärung des Todes der Studentin Rojin Kabaiş stattgefunden. Die Frauen durchbrachen eine Polizeisperre und liefen durch das Stadtzentrum der nordkurdischen Großstadt. Wie in Amed (tr. Diyarbakir) fand auch in Wan (Van) eine Demonstration aufgrund des Todes von Rojin Kabaiş statt. Unzählige Menschen zogen, angeführt von Frauen, unter der Parole „Gerechtigkeit für Rojin Kabaiş“ durch die nordkurdische Metropole. Die junge Studentin wurde, nachdem sie vor drei Wochen vom Campus in Wan verschwunden war, tot am Ufer des Wan-Sees aufgefunden. Die Familie hält einen Suizid für ausgeschlossen. Der Tod von Rojin Kabaiş reiht sich ein in eine Vielzahl von verdächtigen Todesfällen und Femiziden in der Türkei und Nordkurdistan.
      Frauen durchbrechen Polizeiabsperrung
      Die Plattform für Demokratie und Arbeit in Wan hatte gemeinsam für den Mittwochabend zur Demonstration aufgerufen. Eine große Menschenmenge versammelte sich in der Stadt. Die Polizei versuchte, die Demonstration zu verhindern und sperrte den Weg ab. Die Frauen durchbrachen unter der Parole „Stoppt die Mörder, nicht die Frauen“ die Blockade und zogen durch das Zentrum der Großstadt. Immer wieder riefen sie „Gerechtigkeit für Rojin – Gerechtigkeit für alle“ und „Frauen, Leben, Freiheit“. Viele Frauen trugen Bilder von Rojin Kabaiş.
      „Das Land wird zu einem Friedhof der Frauen und Kinder“
      Auf einem zentralen Platz der Stadt fand eine Kundgebung statt. Zeynep Tağtekin vom Frauenverein Star sagte: „Dieses Land wird zu einem Friedhof der Frauen und Kinder, jeden Tag werden Frauen in ein Leben bar jeder Sicherheit gedrängt
      .“..“ Bericht vom 17. Oktober 2024 bei ANF mit Fotos externer Link
    • „Asla yalnız yürümeyeceksin!“: Doppelter Femizid sorgt in der Türkei für vermehrte Proteste
      Ein doppelter Femizid sorgt in der Türkei für vermehrte Proteste – und macht die steigende Zahl an Femiziden und ihrer Brutalität besonders deutlich. Wie sich diese Brutalität zeigt, welche Schuld die Politik trägt und was wir dagegen tun können, erklären wir in diesem Artikel.
      „Du wirst niemals alleine gehen“ skandierten die Massen in den letzten Tagen auf den Straßen Istanbuls und nachfolgend auch in anderen türkischen Städten wie İzmir, Mersin, Gaziantep oder Diyarbakır. Den Protesten ging ein sexistisch motivierter Doppelmord voraus.
      Am Nachmittag des 4. Oktober fanden zwei Femizide mitten in Istanbul statt, mit einem zeitlichen Abstand von nur dreißig Minuten. Der neunzehnjährige Semih Çelik ermordete um 15:30 Uhr erst die ebenfalls neunzehnjährige Ayşenur Halil und gerade einmal eine halbe Stunde später die gleichaltrige İkbal Uzuner. Die beiden jungen Frauen wurden am helllichten Tag auf brutalste Weise verstümmelt und enthauptet – kurz darauf tötete sich der Täter selbst. Er hatte in der Vergangenheit Beziehungen zu beiden Opfern und sprach İkbal Uzuner gegenüber bereits eine Morddrohung aus, die allerdings von den Behörden nicht ernst genommen wurde. Bei der Durchsuchung seines Zimmers nach der Tat wurden Zeichnungen von verstümmelten Frauenkörpern gefunden, die darauf schließen lassen, dass die Tat Çeliks lang geplant war. An den folgenden Tagen demonstrierten Frauen auf der Straße und an verschiedenen Universitäten wie der Boğaziçi-Universität, der Istanbul Universität und an der Medipol-Universität. An der Boğaziçi-Universität eskalierte der Protest, da die Polizei die Demonstrant:innen im Universitätsgebäude verbarrikadierte und sie daran hindern wollte, ihren Protest offen auszutragen.
      Gefährlicher Antifeminismus in der Türkei
      Der verbreitete Antifeminismus in der Türkei nimmt bedrohliche Ausmaße an. Alleine im letzten Jahr wurden dort insgesamt 403 Frauen ermordet. Dieses Jahr wurden bereits 296 Femizide begangen, 184 Frauen sind auf angeblich „ungeklärte Weise“ gestorben. Alleine am 27. Februar dieses Jahres wurden in der Türkei sieben Femizide verübt, das ist der höchste Wert für einen einzelnen Tag. Die Täter sind meist (Ex-)Partner der Frauen oder ihnen nahestehende Männer, wie auch in dem Fall von Ayşenur Halil und İkbal Uzuner. Es fällt auf, dass die Anzahl der Femizide immer weiter steigt und auch die Art und Weise, wie Frauen ermordet werden, immer brutaler wird
      …“ Artikel von Talia E., Claire Stein und Baki Devrimkaya vom 16.10.2024 bei Klasse gegen Klasse externer Link
    • „Femizide sind politisch und ideologisch“: Schweigemarsch für Rojin Kabaiş in Amed
      Bürgermeisterinnen, Politikerinnen, Aktivistinnen und Rechtsanwältinnen haben mit einem Schweigemarsch der tot aufgefundenen Studentin Rojin Kabaiş gedacht und ihre trauernde Familie in Amed besucht.
      Frauen haben mit einem Schweigemarsch Rojin Kabaiş gedacht und ihrer Familie in Amed (tr. Diyarbakir) einen Beileidsbesuch abgestattet. Die junge Studentin war vor knapp drei Wochen verschwunden, nachdem sie ihr Wohnheim auf dem Campus in Wan verlassen hatte. Ihre Leiche wurde gestern am Ufer des Wan-Sees gefunden. Das Verfahren zum Tod der 21-jährigen Kurdin ist offenbar unter Geheimhaltung gestellt worden. Ihre Familie hält einen Suizid für ausgeschlossen und fordert transparente Ermittlungen. Rojin Kabaiş studierte Pädagogik im ersten Semester und war erst zwei Tage vor ihrem Verschwinden für ihr Studium aus Amed nach Wan gekommen. Ihre Leiche wurde nach einer Obduktion freigegeben und heute im Bezirk Rêzan (Bağlar) in Amed beerdigt
      …“ Bericht vom 16. Oktober 2024 bei ANF externer Link mit Fotos
  • Großrazzia gegen Frauenorganisationen in der Türkei und Kurdistan
    „… Im Rahmen einer von der Generalstaatsanwaltschaft Ankara eingeleiteten Ermittlung stürmte die türkische Polizei Wohnungen von Aktivistinnen aus der Frauenbewegung in 14 Städten, darunter in Amed (tr. Diyarbakır). (…) Die Generalstaatsanwaltschaft hat eigenen Angaben zufolge am Morgen die Festnahme von 50 Frauen wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ angeordnet. Der Schwerpunkt der Repression scheint dabei auf Kurdistan zu liegen. Allein in Amed sollen 22 Frauen festgenommen werden. In den Morgenstunden stürmte die türkische Polizei dort eine Vielzahl von Wohnungen nahm unter anderem Besile Narin von der Initiative der Friedensmütter, Figen Ekti, Mekiye Ormancı, Gülcihan Şimşek, Berivan Elter, Didar Çeşme, Zekiye Güler und Bedia Akkaya von der Bewegung Freier Frauen (TJA), Figen Aras von der Frauenakademie sowie Sultan Esen fest. Aus Izmir wird die Festnahme von Dilan Akdoğan gemeldet. Bisher sind nicht alle Namen der Festgenommenen bekannt. Es wurde eine 24-stündige Incommunicado-Haft gegen die Frauen angeordnet. (…) Auf einer Pressekonferenz in Ankara hat sich die Sprecherin des Frauenrats der HDP, Ayşe Acar Başaran, zu der Repression geäußert. Sie bewertete die Festnahmen als einen Angriff auf die Philosophie, die hinter der Parole „Jin, Jiyan, Azadî“ (Frauen, Leben, Freiheit) steht. Der Frauenkampf werde sich nicht einschüchtern lassen, betonte Başaran und erklärte: „Die Regierung und die Generalstaatsanwaltschaft griffen zu einem Klassiker und stellten diese Operation in der Presse als Antiterroroperation dar. Aber wir wissen sehr wohl, was diese Operationen bedeuten und was die AKP/MHP-Regierung damit erreichen will. Es stehen mal wieder Wahlen bevor. Während das Regime den Krieg und das Chaos zu vertiefen und auf alle Bereiche der Gesellschaft auszubreiten versucht, richtet sich diese Operation gegen den Frauenkampf, der die größte organisierte Kraft gegen das Regime darstellt. Die Regierung versucht seit Jahren, den Frauenkampf durch Inhaftierungen und Angriffe zurückzudrängen, zu marginalisieren und zu spalten. Genau dieses Ziel verfolgt auch diese Operation.“ (…) Başaran sieht die aktuelle Festnahmeoperation im Kontext der Polizeigewalt gegen die Frauenproteste vom 25. November und der Kriegspolitik des Regimes. Sie führt aus: „Das Regime hat Angst vor dem Frauenkampf. Das Modell, das heute in Rojava, in Nord- und Ostsyrien entstanden ist, ist eine Revolution, die ein Geschenk für alle Frauen der Welt ist. Weil die Revolution zur Hoffnung auf ein kollektives Leben aller Frauen und Völker geworden ist, fürchtet und attackiert die Regierung den Kampf der Frauen. Auch der Kampf von Frauen im Iran wird angegriffen, weil sie sich in Rojhilat (Ostkurdistan) und im Iran mit dem Slogan ‚Jin, Jiyan, Azadî‘ erhoben und die Parole zu einer Philosophie für die ganze Welt gemacht haben. Dafür haben die Frauen alle Arten von Angriffen durch das Mullah-Regime riskiert. Die Frauen in Afghanistan werden angegriffen, weil sie dem Taliban-Regime nicht die Treue schwören und nicht zurückweichen…“ ANF-Meldung vom 29. November 2022 externer Link                                    
  • Tränengas und Schlagstöcke bei Demonstrationen gegen Gewalt an Frauen
    In Cizîr, Wan und Agirî hat die türkische Polizei Demonstrationen für Frauenrechte gewaltsam aufgelöst. Die Sicherheitskräfte setzten Schlagstöcke und Tränengas gegen die Demonstrantinnen ein, dutzende Aktivistinnen wurden festgenommen…“ ANF-Beitrag vom 25.11.2022 externer Link mit vielen Fotos
  • Fotos und Videos gibt es auch im ANF-Beitrag vom 27.11.22 externer Link: Istanbul: Festnahmen von Frauen bei Kundgebung gegen Gewalt
  • Für Berichte und Fotos siehe auch unsere KollegInnen von sendika.org externer Link

Siehe zum Thema:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=206507
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