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Moderne Sklaverei in Spaniens Landwirtschaft: Leichen im Olivenhain?
„… Die kleine andalusische Gemeinde Villacarrillo ist in Aufregung. Schon seit zehn Tagen ermitteln spanische Sicherheitskräfte intensiv vor Ort, nachdem zwei Landarbeitern spurlos verschwunden sind. (…) Nach Angaben von Zeugen verloren sich nach einer Auseinandersetzung mit dem Chef über die miesen Arbeitsbedingungen bei der Olivenernte jede Spur von dem jungen Senegalesen. (…) Er habe Einwanderer ohne gültige Papiere unter unmenschlichen Bedingungen ausgebeutet. Weit unter dem Mindestlohn habe er ihnen nur 20 bis 30 Euro pro Tag für sehr lange Arbeitstage in der prallen Sonne bezahlt. Leben mussten sie zusammengepfercht auf einem seiner Anwesen. Dort waren sie gezwungen, ohne Betten auf Matratzen auf dem Boden schlafen. Es gab keinerlei Voraussetzungen für eine hinreichende Hygiene. Dass ein Unternehmer aufsässige Beschäftigte mutmaßlich hat verschwinden lassen, ist in Spanien keine Normalität. Fatale Arbeits- und Lebensbedingungen und die Ausbeutung auf den Landgütern sind es allerdings schon…“ Beitrag von Ralf Streck am 29. September 2022 in Telepolis , siehe mehr daraus und dazu:
- Weiter im Beitrag von Ralf Streck am 29. September 2022 in Telepolis : „… Man kann von einer modernen Form der Sklaverei sprechen, die seit einiger Zeit auch immer breiter kritisiert wird . Nach einem Besuch in Spanien hatte vor zwei Jahren der UNO-Sonderberichterstatter für extreme Armut auf die fatale Situation von Tagelöhnern hingewiesen. Besonders erschreckt haben Philip Alston dabei Hüttendörfer in Andalusien. „Wie Tiere“ müssten Flüchtlinge und Einwanderer dort leben, die als Tagelöhner in der Erdbeerernte eingesetzt werden. „Ich habe schlechtere Siedlungen als in Flüchtlingscamps gesehen“, sagt der Professor von der New York University School . Sexuelle Übergriffe, Belästigungen und Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung , hat eine Buzzfeed-Recherche ergeben. „Die Verantwortlichen kommen ungestraft davon“, stellt diese Nachrichtenseite fest. Dafür steht ein Skandalurteil, das kürzlich in Murcia gesprochen wurde. In der Nachbarregion von Andalusien wurde eine Erntehelferin aus Paraguay von einem Vorarbeiter vergewaltigt. Die zweijährige Haftstrafe konnte er durch die Teilnahme an einem Sexual-Erziehungskurs und einer Geldstrafe von 6.000 Euro umgehen.
Da sich die Arbeitsministerin Yolanda Díaz verstärkt der Zustände auf dem Land angenommen hat, führt das auch zu massiven Angriffen gegen sie. Es gibt seit langem auch Morddrohungen gegen die Chefin der Linkskoalition „Unidas Podemos“ (UP). Die derzeit beliebteste Politikerin in Spanien hat erklärt, dass sie „von produzierenden Sektoren in diesem Land mit dem Tode bedroht wurde, weil es ihnen nicht gefällt, dass Arbeitsinspektionen durchgeführt werden.“ Offen hatte der Präsident der Vereinigung für Land- und Viehwirtschaft (UAGN), Félix Bariáin, mit Gewalt gedroht…“
Siehe zum Thema im LabourNet:
- März 2022: [Saisonarbeiter*innen in der Obstindustrie Spaniens] Der Kampf um die materiellen Bedingungen der Existenz
- November 2021: E(U)xploitation: Auf südeuropäischen Beeren-Farmen werden hunderttausende migrantische Arbeiter*innen ausgebeutet und misshandelt
- März 2021: Aldi unterbricht Geschäftsbeziehungen zu Großproduzent BioSabor in Andalusien nach langjährigen Arbeitsrechtsverletzungen
- August 2020: Wenn die Lebensbedingungen der MigrantInnen in Andalusiens Landwirtschaft verbessert werden sollen: Braucht es (auch) eine Agrar-Reform
- August 2020: Erntehelfer aus Afrika: Im Widerstand gegen den alltäglichen kapitalistischen Rassismus in Spanien
- Juli 2020: Sie hungern, sie sterben – sie setzen sich zur Wehr: „Papierlose“ (nicht nur) in der spanischen Landwirtschaft
- Juli 2020: Virus-Explosion in der Landwirtschaft Kataloniens: Verhältnisse für die migrantischen SaisonarbeiterInnen wie in Italien oder der BRD…
- Juli 2019: Die andalusische Basisgewerkschaft SAT kritisiert den größten Verband Spaniens: Neuer Tarifvertrag der CCOO verschlechtert die Arbeitsbedingungen der LandarbeiterInnen
- Dossier von 2019: Willkür in andalusischen Nahrungsfabriken: Solidaritätsbrigade unterstützt den Widerstand gegen die Arbeitsbedingungen – auch bei Zulieferern bundesdeutscher (Bio)Supermärkte
- Dossier von 2018/19: Marokkanische Landarbeiterinnen in Andalusien: Wer gegen Arbeitsbedingungen auf den Erdbeerfeldern protestiert, wird abgeschoben
- Juni 2018: Der Unternehmerterror gegen marokkanische Landarbeiterinnen in Andalusien ruft wachsenden Protest hervor – der alltägliche Terror sexueller Gewalt auch
- März 2017: Aus dem spanischen Plastikmeer kommt: Vitamin A (wie Ausbeutung). MigrantInnen-Streik gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen
- Dezember 2016: Die SAT im Kampf gegen die Ausbeutung von MigrantInnen in der andalusischen Landwirtschaft
- und viele weitere…