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„Fair Pay or Fire Strike“ – bei der Feuerwehr in Großbritannien: Gegen Klimazerstörung, Arbeitsplatzabbau und Lohnkürzungen

Dossier

Feuerwehr Großbritannien Streikbanner Fair pay or Fire StrikeDie Herausforderungen für die Feuerwehr steigen angesichts des Klimawandels weltweit an. Die Kolleg:innen in Großbritannien haben Strategien und Ideen entwickelt, um Flutkatastrophen, Waldbrände und Hitzewellen zu begegnen. Doch sie werden nicht gefragt. Genauso wenig wie sie einbezogen wurden, als die Deregulierung von Bauvorschriften zum tödlichen Brand bei dem Glenfell Tower führte, der vor fünf Jahren über 100 Menschen das Leben kostete. In Großbritannien wurden stattdessen seit 2010 über 20% der Stellen abgebaut. Nach dem Hitze- und Waldbrandsommer 2022 kriegen die Feuerwehrleute 2% Lohnerhöhung angeboten. Nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Sicherheit der Bevölkerung wollen sie im Oktober in den Streik treten. Hierzu weitere Informationen:

  • Einigung bei der Feuerwehr: 84% stimmten für Annahme, aber 7% und 5% mehr Lohn gleichen Inflation nicht aus – FBU weiter gegen Anti-Streikgesetz und solidarisch mit anderen StreiksNew
    • „Feuerwehrleute und Leitstellenmitarbeiter in ganz Großbritannien haben heute mit überwältigender Mehrheit einem neuen Tarifvertrag zugestimmt und damit ihren monatelangen Streit um die Bezahlung beendet. 96% der Mitglieder der Fire Brigades Union stimmten bei einer Wahlbeteiligung von 84% für die Annahme des Lohnangebots. Mit diesem Ergebnis ist der Feuerwehr- und Rettungsdienst einer der wenigen Bereiche des öffentlichen Sektors, der seinen Gehaltsstreit ohne Streik beendet hat. Die Tarifverhandlungen waren der Schlüssel dazu. Anders als bei den Arbeitenden im NHS oder in der Lehre werden die Löhne und Gehälter in direkten Verhandlungen und nicht durch ein sogenanntes „unabhängiges“ Lohnprüfungsgremium festgelegt. Der Tarifvertrag sieht 7 % rückwirkend bis Juli 2022 vor, plus weitere 5 % ab Juli 2023. Ein überwältigendes Streikmandat war ausschlaggebend dafür, dass die Arbeitgeber der Feuerwehr das überarbeitete Angebot vorgelegt haben. Der Generalsekretär der Fire Brigades Union, Matt Wrack, sagte dazu: „Das überwältigende Votum der FBU-Mitglieder, das verbesserte Angebot anzunehmen, bedeutet, dass der Konflikt zu Bedingungen gelöst wird, die für die Feuerwehrleute günstig sind. Wir zollen den Mitgliedern unserer Gewerkschaft Anerkennung für ihre Entschlossenheit und Einigkeit während des vergangenen Jahres. Die Feuerwehrleute erhalten nun zwei Lohnerhöhungen, darunter neun Monate Lohnnachzahlung. Dieses Ergebnis ist ein Beweis für die Kraft kollektiver Maßnahmen. Ohne das große Streikmandat der Feuerwehrleute im letzten Monat wäre dieser Abschluss nie zustande gekommen. Wir haben unsere Arbeitgeber von 2 % im Juni letzten Jahres auf 5 % im November und nun auf 7 % plus 5 % gebracht und uns auf sofortige Gespräche über andere Bereiche geeinigt, in denen es Probleme mit der Bezahlung gibt. Der entscheidende Mechanismus, um dieses Ergebnis zu erreichen, waren direkte Verhandlungen mit den Arbeitgebern der Feuerwehr und des Rettungsdienstes. Durch Tarifverhandlungen konnten wir unsere Argumente vorbringen und einen Arbeitskampf vermeiden. Dies wäre mit einem sogenannten „unabhängigen“ Lohnprüfungsgremium nicht möglich gewesen. Bei einer Lohnprüfungsstelle wären Streiks unvermeidlich gewesen, und die Regierung muss sich dieser Tatsache bewusst werden. Die FBU-Führung war entschlossen, das Angebot nicht zu beschönigen. Für das laufende Jahr sind 7% immer noch eine weitere reale Lohnkürzung. Für das darauffolgende Jahr (Juli 2023 bis Juli 2024), für das eine niedrigere Inflation prognostiziert wird, könnten 5% eine leichte Erhöhung der Reallöhne bedeuten.“ Wrack fügte hinzu: „Dieser Streit hat gezeigt, dass die organisierte Macht der Gewerkschaften, einschließlich der Bereitschaft zu Streiks, wenn nötig, die Löhne und Arbeitsbedingungen der Arbeitenden schützen kann. In einer Zeit, in der die britische Regierung Angriffe auf die Löhne und Gehälter der wichtigsten Beschäftigten im NHS, im Bildungswesen, bei der Bahn und bei der Post vorantreibt, sind Streiks die erste Verteidigungslinie gegen diese Angriffe auf die Beschäftigten. Die FBU steht in Solidarität mit allen Gewerkschaften, die für eine angemessene Bezahlung streiken. Wir werden jetzt unseren Widerstand gegen das ungeheuerliche und autoritäre Gesetz verstärken, das die Tories im Eiltempo durch das Parlament gebracht haben, um die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf Streiks zur Verteidigung von Löhnen und Arbeitsplätzen einzuschränken.“ Pressemitteilung der FBU vom 6. März 2023 externer Link („Pay deal agreed in Fire Service in win for collective bargaining”)
    • FBU setzt Lohnforderungen durch und unterstützt weiterhin andere Streikende
      „Die Feuerwehrgewerkschaft (FBU) hat erklärt, dass sie geplante Streiks nach einer Einigung über die Löhne und Gehälter abbricht. Nach Verhandlungen und der Androhung von Streiks haben die Arbeitgeber eine Lohnerhöhung angeboten, die möglicherweise über der Inflationsrate liegt. Darüber hinaus unterstützte die Gewerkschaft als Siegerin weiterhin Streikende in anderen Branchen. (…)
      Am 6. März gab die FBU bekannt, dass ihre Mitglieder mit überwältigender Mehrheit ein neues Angebot der Arbeitgeber des Fire and Rescue Service angenommen haben.(…) Die FBU begann ihre Kampagne für eine bessere Bezahlung im Juli 2022, nachdem sie ein erstes Angebot der Arbeitgeber über eine Lohnerhöhung von 2% abgelehnt hatte. Später lehnte sie ein überarbeitetes Angebot von 5 % im November ab. Ende Januar eskalierten die Mitglieder die Kampagne, indem sie für einen Streik stimmten. Diese Streikdrohung hat zum Sieg der FBU geführt. (…) In ihrer Erklärung zur Erlangung einer effektiven Lohnerhöhung von 11 % hob die FBU die entscheidende Rolle hervor, die die Streikabstimmung bei den Verhandlungen gespielt hat. Sie sagte, dass „kollektive Verhandlungen der Schlüssel“ waren, um die Arbeitgeber dazu zu bringen, ein ernsthaftes Angebot zu unterbreiten. (…) Wie The Canary bereits schrieb, hat die jüngste Entscheidung der University and Colleges Union (UCU), Streiks abzusagen, ihre Position geschwächt und zu einem Rückschlag bei den Verhandlungen geführt. Im Gegensatz dazu zeigt der Sieg der FBU, warum Streiks unverzichtbar sind. Er zeigt auch genau, warum die Tories versuchen, den Arbeitskampf zu untergraben…“ Artikel von Glen Black vom 7. März 2023 in The Canary externer Link („FBU wins pay demands as it continues backing other strikers”)
  • FBU-Mitglieder stimmen mit 88% für Streiks – Streikbrechern wird 1.000 Pfund pro Schicht angeboten, finanziert durch öffentliche Gelder
    • Historisch hoch: 73% Wahlbeteiligung – 88% für Ja
      „… Die Fire Brigades Union hat in dieser Woche ein entscheidendes Mandat für Streiks zur Lohnfrage erhalten: 88% der Mitglieder stimmten bei einer Wahlbeteiligung von 73% mit Ja. In Nordirland war das Ergebnis sogar noch deutlicher: 94% der Mitglieder stimmten mit Ja. Der Generalsekretär der Feuerwehrgewerkschaft, Matt Wrack, sagte zu den Ereignissen des Tages: „Dies ist ein historischer Moment für die Arbeiter:innenbewegung. Die Gewerkschaften kämpfen nicht, um öffentliche Dienstleistungen zu unterbrechen, sondern um sie zu retten. Bei der Feuerwehr sind die Löhne und Gehälter seit 2010 real um mindestens 12 % gesunken, und auch anderswo ist die Situation ähnlich. Die streikenden Beschäftigten haben die Unterstützung der Öffentlichkeit, denn nur wenn wir zusammenstehen, können wir eine angemessene Bezahlung für alle erreichen. Die neue gewerkschaftsfeindliche Gesetzgebung ist ein Versuch, die Debatte über Löhne und Lebensstandards abzuschalten. Es ist ein Angriff auf unser Recht, uns gewerkschaftlich zu organisieren, und auf unsere Demokratie in unserem Land. Es ist ein Versuch, Arbeitende daran zu hindern, für sich selbst einzustehen…“ Pressemitteilung der FBU vom 1. Februar 2023 externer Link („FBU hails „historic moment“ for trade union movement as coordinated day of action takes place“)
    • 1.000 Prund pro Schicht: Wie die Tories öffentliche Steuergelder für den Streikbruch verbrennt
      „… Die Feuerwehrchefs in Hertfordshire bieten Feuerwehrleuten 1.000 Pfund pro Schicht an, damit sie Streiks im Rahmen eines „Resilience Fire Cover“-Programms unterbrechen. Nach einer entscheidenden Abstimmung mit 88% Ja-Stimmen für einen Streik hat die Feuerwehrgewerkschaft der Regierung und den Arbeitgebern eine Frist bis zum 9. Februar gesetzt, um ein annehmbares Lohnangebot zu machen. Wird kein akzeptables Angebot vorgelegt, werden die Feuerwehrleute und das Kontrollpersonal in ganz Großbritannien in den Arbeitskampf treten. FBU-Generalsekretär Matt Wrack sagte dem Mirror: „Wenn man das Geld auftreiben kann, um den Leuten solche Summen zu zahlen, damit sie den Streik abbrechen, dann kann man es auch für ein anständiges Lohnangebot auftreiben. Was über Hertfordshire berichtet wird, ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs. Überall im Land werden die Feuerwehren und Rettungsdienste Notfallvorkehrungen treffen – sehr oft zu hohen Kosten. Das ist eine Beleidigung für die Feuerwehrleute, die seit mehr als einem Jahrzehnt mit sinkenden Löhnen zu kämpfen haben. Es ist auch eine schreckliche Verwendung von öffentlichen Geldern. Wir haben im Mai 2022 eine Gehaltsforderung eingereicht und versuchen seitdem, eine Einigung auszuhandeln. Der durchschnittliche Feuerwehrmann hat seit 2010 real umgerechnet etwa 4.000 Pfund pro Jahr an Gehalt verloren. Wir wollen diesen Konflikt ohne Streik lösen und es liegt an den Arbeitgebern, ein angemessenes Lohnangebot vorzulegen.“ Stellungnahme der FBU vom 3. Februar 2023 externer Link („Scheme offering £1,000 a shift to break strikes an ‚insult‘ and ‚waste of public money’“)
  • Britische Feuerwehrgewerkschaft FBU ruft Mitglieder dazu auf, gegen das 5%- Gehaltsangebot zu stimmen: Es sei eine Reallohnkürzung und „widerwärtig“
    • „Heute erhalten Tausende von FBU-Mitgliedern die Stimmzettel für die Urabstimmung über das 5%ige Lohnangebot. Das ist die Chance für FBU-Mitglieder, sich Gehör zu verschaffen. Es ist an der Zeit, dass die Arbeitenden ein Mitspracherecht haben.“ Twitter-Post von FBU vom 31. Oktober 2022 externer Link (engl.)
    • „Feuerwehrmänner und -frauen sowie Mitarbeitende der Brandwache stimmen heute darüber ab, ob sie das 5 %ige Gehaltsangebot der Arbeitgeber annehmen sollen. Der Exekutivrat der Feuerwehrgewerkschaft empfiehlt den Mitgliedern, das Angebot abzulehnen, das eine erhebliche Reallohnkürzung darstellt und auf ein Jahrzehnt von Reallohnkürzungen im Feuerwehr- und Rettungsdienst folgt. Es handelt sich um eine Urabstimmung über das Gehaltsangebot selbst, wobei eine Ablehnung nicht automatisch zu Streiks führt. Bei dieser Urabstimmung können die Mitglieder online oder per Post abstimmen. Die Online- und Briefwahlunterlagen werden heute, am Montag, den 31. Oktober, verschickt und die Urabstimmung endet am Montag, den 14. November. Es ist bekannt, dass Mitglieder, die online abstimmen, einen höheren Rücklauf haben. Deshalb wird den Mitgliedern empfohlen, ihre E-Mail-Adresse bei der Gewerkschaft zu registrieren, damit sie einen elektronischen Stimmzettel erhalten können. (…) Matt Wrack, Generalsekretär der Fire Brigades Union, sagte: „Wir sind eine demokratische Gewerkschaft und werden von unseren Mitgliedern geführt. Es sind die Feuerwehrleute und das Kontrollpersonal, die über die Maßnahmen der Gewerkschaft zur Bezahlung entscheiden werden. Feuerwehrleute wurden in den letzten zehn Jahren von ihren Arbeitgebern und der Regierung entsetzlich behandelt. Die Löhne und Gehälter sind real um fast 4.000 Pfund gesunken, und deshalb empfiehlt der Vorstand der Gewerkschaft den Mitgliedern, dieses jüngste Angebot abzulehnen. Unsere Mitglieder haben während der gesamten Pandemie gearbeitet, um ihre Gemeinden zu schützen. Sie lieferten Lebensmittel, transportierten die Leichen der Toten und leisteten andere lebenswichtige Zusatzdienste. Der Versuch, ihnen mit einer massiven realen Lohnkürzung zu danken, ist absolut widerwärtig. Unsere Mitglieder haben genug davon.“ engl. Stellungnahme der FBU vom 31. Oktober 2022 externer Link („Firefighters launch consultative ballot on pay”)
    • Anlässlich der Abstimmung wurde auch ein Mobilisierungsvideo erstellt, dass die Arbeitsbedingungen und die Auswirkungen der steigenden Preise für die Feuerwehrleute bedeutet – Siehe das Video im Twitter-Post der FBU vom 31. Oktober 2022 externer Link (engl.)
  • FBU bereitet Urabstimmung zum Streik vor und weist Lohn“angebot“ von 2% zurück
    „Wir bereiten eine landesweite Urabstimmung über einen Lohnstreik vor. Die Rechnungen steigen dramatisch. Feuerwehrleute haben zunehmend Probleme, ihre Hypothek oder Miete zu bezahlen, und viele müssen sich entscheiden, ob sie das Essen auf den Tisch stellen oder die Heizung einschalten. Feuerwehrmänner und -frauen wurden während der Pandemie als „Schlüsselarbeitskräfte“ bezeichnet – aber jetzt droht ihnen eine weitere erhebliche Kürzung ihrer Reallöhne. Ein Lohnangebot von 2 % ist eine Beleidigung und wir werden das nicht hinnehmen. Überall erheben sich die Arbeitenden und sagen: Genug ist genug. Die Regierung und die Arbeitgeber der Feuerwehren müssen zuhören. Und der einzige Weg, sie aufhorchen zu lassen, ist, dass wir uns zur Wehr setzen. Derzeit beraten wir unsere Mitglieder über die Urabstimmung und mögliche Streikmaßnahmen.“ Stellungnahme der FBU unter ihrer Fair Pay or Fire Strike Kampagne September 2022 externer Link (engl.)
  • FBU Vorsitzender spricht bei Enough is Enough Versammlung über Streikplanung und Glenfell -Desaster
    „‘2% sind eine Beleidigung. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Urabstimmung für einen nationalen Streik anstreben werden.‘ FBU-Generalsekretär Matt Wrack auf der Kundgebung der Enough is Enough [EIE] Kampagne gestern Abend“ Twitter-Post mit Video der FBU vom 26. September 2022 externer Link (engl.)
    In dem Video sagt Wrack: „Aber wir haben in meiner Industrie gesehen, was passiert, wenn man dereguliert, wenn man die Märkte öffnet, und wenn man es zulässt, dass Profite regieren. Wir sahen das im Horror des Glenfell Tower Brandes. [Applaus] Das ist es was unregulierter Kapitalismus bedeutet…“ (engl.)
  • Sommer 2022 als „Weckruf“ – Die Auswirkung des Klimawandels auf die Arbeit bei der Feuerwehr
    „Eine „schreckliche Selbstgefälligkeit“ in Bezug auf die Auswirkungen des Klimawandels auf die Feuerwehr hat dazu geführt, dass die Feuerwehr unterfinanziert und schlecht vorbereitet ist, warnte der Generalsekretär der Feuerwehrgewerkschaft. Matt Wrack sagte, dass die Feuerwehrleute an vorderster Front mit den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen haben und warnte, dass die Waldbrände dieses Sommers ein „Weckruf“ für die britische Regierung sein müssen, damit sie mit den Menschen an der Front zusammenarbeitet. Während er durch das Land reist, um die Feuerwehrleute aufzufordern, in gut einem Monat für einen Streik wegen einer vorgeschlagenen Lohnerhöhung von 2 % zu stimmen, sagte Wrack, dass die Feuerwehr unter der konservativen Regierung mit „historischen Kürzungen“ konfrontiert war, die sie weniger widerstandsfähig gemacht haben. „Wenn die Waldbrände in diesem Sommer nicht ein Weckruf sind, ist das schockierend“, sagte er. „Der Klimawandel ist eine langfristige Bedrohung, auf die sich die Feuerwehr vorbereiten und für die sie planen muss. [Die FBU] könnte eine viel größere Rolle spielen und wir wären daran interessiert, dies mit der Regierung zu besprechen, aber das ist sehr schwer, wenn alles, was sie tun, die Mittel kürzt. Eine Analyse öffentlich zugänglicher Daten durch den Guardian zeigt, dass die Gesamtzahl der Feuerwehrleute in 46 englischen Feuerwehren seit 2010 um 20,4 % gesunken ist: 35.279 im Jahr 2021 im Vergleich zu 44.307 im Jahr 2010, wobei Vollzeitkräfte und Feuerwehrleute auf Abruf berücksichtigt sind. Wrack verglich die mangelnde Vorbereitung auf den Klimawandel mit früheren Warnungen der Feuerwehren vor der Gefahr von Großbränden aufgrund der Deregulierung der Bauvorschriften, die zur Verwendung brennbarer Verkleidungen führte (vor Grenfell). Er fügte hinzu, dass das Risiko von Pandemien bereits in der ersten Version des nationalen Risikoregisters im Jahr 2008 hervorgehoben wurde. (…) Das „historische Ausmaß der Kürzungen seit 2010“ habe die Mitglieder verärgert und demoralisiert, doch ein Gehaltsangebot unterhalb der Inflationsrate habe das Problem auf die Spitze getrieben und den Vorstand der Gewerkschaft dazu veranlasst, über einen Streik abzustimmen, so Wrack. Am 27. Juni wurde den Feuerwehrleuten ein jährliches Gehaltsangebot in Höhe von 2 % unterbreitet, aber angesichts der Inflation, die mit 9,9 % ein 40-Jahres-Hoch erreicht hat, argumentiert die Gewerkschaft, dass die Beschäftigten eine erhebliche Gehaltskürzung hinnehmen müssen, während sie gleichzeitig größeren Gefahren ausgesetzt sind. (…) Wrack sagte, die Gewerkschaft stimme für einen Streik ab, weil sie keine andere Wahl habe. „Wir müssen uns fragen, was wir sonst noch tun können, wenn sie uns bei der Personalausstattung, der PSA-Ausrüstung und der Bezahlung ignorieren“, sagte er. „Es ist sehr schwierig und wir wollen es nicht tun, weil wir wissen, dass es Auswirkungen auf die Sicherheit haben wird. Eine Reihe von Streiks wurde während der offiziellen Trauerzeit für Königin Elisabeth II. verschoben – aber in diesem Herbst könnte es eine Reihe von Streiks geben, u. a. von Anwälten, Müllmännern, Lehrern und Krankenschwestern sowie von Post- und Bahnarbeitern. Wrack ist begeistert vom plötzlichen Wiederauftauchen einer Bewegung, die viele als totgesagt hatten. „Für jemanden, der seit seiner Jugend in der Gewerkschaft ist, ist das eine wirklich faszinierende Entwicklung“, sagt er. „Ich glaube, die Leute denken, dass es jetzt genug ist – wir wurden 12 Jahre lang verprügelt“. Er meint auch, dass die Gewerkschaftsbewegung zwar mit „mächtigen Kräften“ konfrontiert ist, aber die Versuche, „traditionelles Anti-Gewerkschafts-Bashing“ zu schüren, nach hinten losgegangen sind. Da die Gewerkschaftsbewegung seit ihrem Höchststand von 12 Millionen Mitgliedern in den frühen 1980er Jahren auf etwa 6 Millionen gesunken ist, müssen die Gewerkschaften einen Weg finden, um nicht gewerkschaftlich organisierte Arbeitende für sich zu gewinnen, argumentiert er. „Die Gewerkschaften haben die einmalige Chance, sich für ihre eigenen Mitglieder einzusetzen, aber wir müssen uns auch für Gerechtigkeit für die Arbeitenden im Allgemeinen einsetzen“, sagt er. „Wir müssen zeigen, wie ungerecht die Arbeitswelt ist – und dass die Menschen das nur ändern können, wenn sie sich organisieren und für sich selbst einstehen.“ Artikel von Alexandra Topping vom 27. September im Guardian externer Link („Climate complacency has left firefighters ill-prepared, says union chief”).
  • Bereits im August 2022 warnte der Gewerkschaftsvorsitzende der FBU Mick Wrack davor, dass die Feuerwehr für anstehende Hitzerekorde nicht ausreichend ausgerüstet sei: „… Die Feuerwehren im Vereinigten Königreich sind „völlig unvorbereitet“ auf die bevorstehende Hitzewelle, so ein Gewerkschaftsführer, da landesweit Temperaturen von bis zu 36°C rwartet werden. Die Feuerwehren im ganzen Land haben es mit einer steigenden Zahl von Grasbränden zu tun, da die anhaltende Trockenheit und die sengenden Temperaturen das Grasland anfällig für Brände machen. Aber die Gewerkschaften sagen, dass die Dienste in den letzten 12 Jahren gekürzt wurden, was bedeutet, dass die Arbeit überlastet ist…“ Artikel von Kate Buck vom 11. August 2022 bei Yahoo News UK externer Link („Fire services ‚completely unprepared‘ for heatwave, union chief warns”)
  • Feuerwehrleute in England sagen, dass 100-Stunden-Wochen, um Rechnungen zu bezahlen, „ein Spiel mit der Sicherheit“ sind
    „Feuerwehrleute nehmen Zweitjobs an und arbeiten bis zu 100 Stunden pro Woche, um über die Runden zu kommen. Die Sorge wächst, dass eine zunehmend erschöpfte Belegschaft zu einem „Spiel mit der öffentlichen Sicherheit“ führt. Beobachter:innen aus dem ganzen Land berichteten dem Observer, dass die Feuerwehr „am Rande des Abgrunds“ stehe, da mehr Feuerwehrleute als je zuvor gezwungen seien, Jobs als Personal Trainer, Maler und Dekorateure oder in Lagerhäusern anzunehmen. Die Löhne bei der Feuerwehr liegen oft bei 30.000 Pfund, können aber auch bis zu 23.000 Pfund betragen. „Als ich den Job vor ein paar Jahren antrat, hatte ich gute Aussichten, ein Haus zu kaufen und meine Rechnungen bezahlen zu können – aber mit der Inflation wird dieser Job immer teurer“, sagte einer. „Ich will diesen Job machen, ich will den Menschen helfen … aber ich kann mir kein Haus leisten, ich kann es mir nicht leisten, eine Familie zu gründen. Ich verlange nicht viel.“ „Man sollte meinen, dass man [als Arbeiter im Rettungsdienst] gut versorgt ist, aber das ist nicht der Fall“, fügte er hinzu. Eine Analyse des Guardian hat ergeben, dass die Zahl der Feuerwehrleute in England seit 2010 um 20,4 % gesunken ist, während die Mittel der lokalen Regierung für die Feuerwehren in den letzten fünf Jahren um 14 % gekürzt wurden. Die Feuerwehrleute befinden sich in einer Urabstimmung der Feuerwehrgewerkschaft über den ersten Streik seit fast zehn Jahren. Die Gewerkschaft, die mehr als 32.000 der rund 40.000 Feuerwehrleute des Landes vertritt, streitet mit der Regierung über eine vorgeschlagene Gehaltserhöhung von 2 %, die nach Ansicht der Gewerkschaft bei einer Inflationsrate von 9,9 % eine reale Gehaltskürzung für die Feuerwehrleute bedeuten würde. Die Gewerkschaft sagt, dass die Löhne der Feuerwehrleute zwischen 2009 und 2021 inflationsbereinigt um 12% gekürzt wurden. Lloyd Akers, ein FBU-Vertreter und Feuerwehrmann in Scunthorpe, sagte, dass er es sich im letzten Winter nur leisten konnte, zwei Räume seines Hauses zu heizen – den seines kleinen Sohnes und das Wohnzimmer – bevor die Heizkosten in die Höhe schnellten. „Wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich wie ein gescheiterter Vater, weil ich nicht für meinen Sohn sorgen kann“, sagte er dem Beobachter. „Ich weiß wirklich nicht, wie wir diesen Winter überstehen sollen.“ Ein Londoner Feuerwehrmann, der anonym bleiben möchte, um Konsequenzen am Arbeitsplatz zu vermeiden, sagte, dass seine Familie trotz zweier Jobs und einer Vollzeitbeschäftigung seiner Frau nur 160 Pfund pro Monat für unverzichtbare Dinge zur Verfügung hat…“ Artikel von Andrew Kersley vom 17. September 2022 im Guardian externer Link („Firefighters in England say 100-hour weeks to pay bills are ‘gamble with safety’”).

Siehe dazu im LabourNet Germany auch folgende Beiträge:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=204837
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