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Aktionswoche „Baltic Week“ 5. bis 9. September 2022: Massive Missstände auf Schiffen in deutschen Seehäfen festgestellt
„Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat bei ihren gemeinsam mit der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) im Rahmen der Aktionswoche „Baltic Week“ in deutschen Seehäfen durchgeführten Kontrollen massive Missstände an Bord von Seeschiffen hinsichtlich der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Seeleute festgestellt. „Die von uns aufgedeckten Missstände waren noch nie so schlimm wie in diesem Jahr; ganz offensichtlich wurden die Interessen der Seeleute in den mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie vielfach vernachlässigt“ (…) „Wir haben zahlreiche Hinweise auf doppelte Buchführung über Löhne und Überstunden, nicht ausbezahlte Löhne, verweigerte Landgänge, schlechte Verpflegung und Unterkunft und weitere Verstöße gegen das Seearbeitsübereinkommen erhalten. Auf einem Schiff liefen sogar Kakerlaken überall herum.“ (…) haben die Inspektoren rund 60 Schiffe besucht und mehr als hundert Verstöße gegen internationale Standards festgestellt. Die Kontrollen fanden in den Seehäfen Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Brake, Rostock, Wismar und Lübeck statt…“ ver.di-Pressemitteilung vom 9. September 2022 und ein Artikel darüber:
- Stillhalten auf hoher See. Aktionswoche »Baltic Week«: Arbeitsbedingungen auf und unter Deck nach wie vor schlecht
„Nach zweijähriger, pandemiebedingter Pause haben die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und die Internationale Transportarbeiterföderation (ITF) in der vergangenen Woche wieder Tarif- und Sozialkontrollen in mehreren deutschen Seehäfen durchgeführt (…) Und es wird das Gespräch mit den Seeleuten gesucht, die häufig noch immer unter den Folgen der Pandemie zu leiden haben: Blockierte Mannschaftswechsel und Probleme bei Urlaub, Heimreise, Landgängen oder medizinischer Versorgung hatten bekanntlich weltweit Hunderttausende von ihnen unter Druck gesetzt und ihnen vertragswidrig lange Arbeitszeiten abgenötigt. Aktuell betont Verdi nachdrücklich, die Auswirkungen seien wegen anhaltend gestörter Lieferketten bis heute spürbar – zwar lobte die Politik vielfach und lautstark die herausragende Bedeutung von Seeleuten für die Sicherung der logistischen Versorgung, nur sind das bislang meist Lippenbekenntnisse geblieben. Folglich geht es in den Gesprächen an Bord immer wieder und zunehmend häufig um drastische Verschlechterung nicht nur der körperlichen, sondern auch der seelischen Gesundheit: »Oftmals können die Seeleute aufgrund von fehlendem Internet keinen Kontakt zu ihren Familien aufnehmen«, erläuterte etwa Verdi-Schiffahrtssekretär Peter Geitmann vor Beginn der diesjährigen Aktionswoche. »Das führt häufig zu psychischen Problemen der Betroffenen.« Vertragsverlängerungen und lange Seezeiten, Probleme bei der Rückführung, Nichteinhaltung vorgeschriebener Ruhezeiten – all dies und mehr stresst die Besatzungen, die unter dem Druck häufig knapp befristeter Heuerverträge um ihre Jobs und ihre Zukunft bangen und daher oft stillhalten müssen. Die »Baltic Week« war vor mehr als zehn Jahren zunächst in den Häfen der Ostseeanrainerstaaten gestartet und alsbald auf deutscher Seite auch auf die Nordseehäfen ausgeweitet worden. Verdi-Aktive und ITF-Inspektoren werden dabei von etlichen Ehrenamtlichen unterstützt. Es sind übrigens überwiegend Hafenarbeiter, die ihre Freizeit solidarisch dafür opfern. Hin und wieder mussten Schiffe, deren Kapitäne oder Reeder Inspektionen verweigerten oder blockierten, dann allerdings auch verzögerte Abfertigung in Kauf nehmen. Traditionell ist die Aktionswoche zwar Teil der weltweiten ITF-Kampagne gegen Sozialdumping an Bord sogenannter Billigflaggenschiffe – trotzdem konzentrieren sich die aktuellen Schiffsbesuche und Bordgespräche eher auf die Situation der Seeleute als auf das grundsätzliche Problem der Ausflaggung von Handelsschiffen: Zwar schreiben internationale Verträge wie das Seerechtsübereinkommen vor, dass zwischen Schiff und Flaggenstaat »eine echte Verbindung bestehen« müsse. Dennoch können etwa deutsche Reeder ihre Schiffe in Oldenburg unter Antigua-Flagge oder in Hamburg unter der der Marshall Islands registrieren – laut ITF zwei von 42 gebräuchlichen »Billigflaggen« mit niedrigeren Steuer-, Sicherheits- und/oder Sozialnormen als hierzulande üblich. Staaten wie Deutschland fördern solche Praktiken mit gesetzlichen und steuerlichen Vorschriften.“ Artikel von Burkhard Ilschner in der jungen Welt vom 10. September 2022 - Siehe zum Hintergrund unser » Dossier: Reeder nutzen Pandemie als Gelegenheit für Entlassungen von Seeleuten und Lohndumping. Gewerkschaftsbund ITF fordert besseren Schutz und zuletzt: Baltic Week of Action 2019: Laschen ist Hafenarbeit