Die Bundesregierung streicht die Forschungsförderung zusammen: Akademische Austerität und Drittmittel-Herrschaft

GEW: Dauerstellen für DaueraufgabenIn der Forschungsförderung der Bundesregierung drohen erhebliche Budgetkürzungen und Schwerpunktverschiebungen. Betroffene Wissenschaftler kritisieren eine intransparente Kommunikation und die Ausrichtung auf »schnellen Impact«. (…) Das von Bettina Stark-Watzinger (FDP) geleitete Ministerium hat mehrere Förderprogramme zusammengestrichen und die Verlängerung laufender Forschungsprojekte eingestellt. Besonders betroffen sind die Geistes- und Sozialwissenschaften, bei denen die Förderung dem Haushaltsentwurf für 2023 zufolge um zehn Prozent auf knapp 95 Millionen Euro sinken soll. (…) Dass Verlängerungsanträge nicht bewilligt werden, gehört im kompetitiven Wissenschaftssystem Deutschlands zum Berufsrisiko. Unüblich ist allerdings, dass Schwerpunkte von Förderrichtlinien vor Ablauf der Projektlaufzeit verändert werden…“ Artikel von Felix Schilk in der Jungle World vom 28.07.2022 externer Link mit vielen Beispielen zu den Folgen und dazu:

  • [„Lernendes Manifest“] Wissenschaftsfinanzierung: Ein Kurswechsel ist überfällig – Grundfinanzierung statt Projektwettbewerb New
    „Nach einer Berechnung des Wissenschaftsrates speist sich Forschung an Hochschulen inzwischen zu fast 46 Prozent aus wettbewerblich vergebenen „Drittmitteln“ – und dies, obwohl Forschung an Hochschulen (und auch außeruniversitären Forschungseinrichtungen) in Deutschland überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanziert wird, also auch die „Drittmittel“. Selbst der Wissenschaftsrat spricht inzwischen von „Überhitzung des Wettbewerbs“ und „Fehlanreizen“. (…) Anlässlich der Veröffentlichung eines „Lernenden Manifestes“ mit dem Titel „Grundfinanzierung statt Projektwettbewerb“, das die GEW am 28. Mai in Berlin gemeinsam mit ihren Bündnispartner*innen im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung zur Diskussion stellt, mahnt GEW-Vize Andreas Keller: „Die Liste der Kollateralschäden angesichts des hohen Anteils von befristet und projektförmig vergebenen Forschungsmitteln an Hochschulen ist lang.“ Wissenschaftler*innen steckten oft mehr Zeit in die Antragstellung für Forschungsprojekte als in die Forschungsprojekte selbst. (…) Lösungsansätze für diese Probleme, die das „Manifest“ u.a. aufzeigt, wären: Umlenkung öffentlicher Projektmittel in die Grundfinanzierung von Hochschulen und Forschungseinrichtungen und die Verpflichtung des Bundes, sich nicht nur an der Finanzierung befristeter Forschungsprojekte, sondern auch an Daueraufgaben in der Forschung zu beteiligen. Gemeinsam mit ihren Bündnispartnern hofft die GEW, aus der Kritik am bestehenden System in diesem Sinne Visionen für eine Veränderung zu entwickeln. In vier Gesprächsrunden will das Bündnis mit Politiker*innen, Wissenschaftsorganisationen sowie betroffenen Wissenschaftler*innen auf der Basis des „Lernenden Manifestes“ Veränderungen anstoßen. „Ein Kurswechsel in der Wissenschaftsfinanzierung ist überfällig – hin zu einer nachhaltigen, verlässlichen, dynamischen und deutlich stärkeren Grundfinanzierung von Hochschulen und Forschungseinrichtungen,“ betont GEW-Hochschulexperte Keller.“ GEW-Pressemitteilung vom 28. Mai 2024 externer Link

  • siehe den offenen Brief »Stop the Cuts!« externer Link und #StopTheCuts

Siehe zum Thema u.a. im LabourNet:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=203275
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