Amazon „Prime Day“ am 12. Juli 2022: ver.di ruft an sieben Verteilzentren ab der Nachtschicht auf 11. Juli zum Ausstand für Tarifvertrag auf – die ganze Prime Week?

Amazon: Polnische Leiharbeiter/innen von Manpower forden ihre Löhne!Im Tarifkonflikt mit dem Online-Handelsunternehmen Amazon hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Beschäftigten an sieben Verteilzentren mit Beginn der Nachtschicht von Sonntag auf Montag (11. Juli 2022) zum Streik aufgerufen. Auch an anderen Standorten soll es Aktionen geben. Anlass für den Ausstand ist der von Amazon veranstaltete „Prime Day“. ver.di fordert vom Unternehmen die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels sowie den Abschluss eines Tarifvertrages ‚Gute und gesunde Arbeit‘. Aufgerufen zum Streik sind die Beschäftigten in Graben bei Augsburg, Leipzig, Koblenz, Rheinberg, Werne und Bad Hersfeld (zwei Standorte)…“ ver.di-Pressemitteilung vom 10.07.2022 externer Link, siehe dazu:

  • Graben: Mit der Stoppuhr vor der Toilette. Angestellte von Amazon streiken für einen Tarifvertrag und beklagen die Arbeitsbedingungen in den riesigen Verteilzentren New
    „… Ganz in der Früh gab es schon Ärger, sagt Verdi-Sprecherin Sylwia Lech. Die Polizei kam vorbei, weil die Streikenden ein paar Parkplätze in Beschlag genommen hatten. Über den Einsatz kann sich Lech noch später, gegen 7.30 Uhr morgens aufregen. Aber der Streik geht natürlich weiter, jetzt stehen die Mitarbeiter von Amazon am Logistikzentrum Graben vor den Toren Augsburgs halt direkt vor dem Eingang und dort, wo ein paar Fahrräder untergestellt sind. Etwa 300 Angestellte streiken hier für einen Tarifvertrag, wie auch Kollegen an anderen Standorten deutschlandweit. Die Stimmung zwischen Management und Arbeitern, das zeigt nicht nur die Alarmierung der Polizei, ist ziemlich angespannt. Die Arbeitsbedingungen bei Amazon stehen seit Jahren in der Kritik, erst vor ein paar Wochen hatte Verdi in Graben schon einmal zum Streik aufgerufen: Die Arbeitsbedingungen sollen tarifvertraglich abgesichert werden. Im Fokus: die Pausenregelungen. Mehrere Streikteilnehmer erzählen am Mittwochmorgen vor dem Tor des riesigen Verteilzentrums, dass sie 35 Minuten Pause haben. Sobald der Gong ertönt, marschieren sie los. Ertönt der Gong wieder, sollen sie bereits am Arbeitsplatz im Lager zurück sein. „Von den 35 Minuten gehen also fünf Minuten für den Weg zur Kantine drauf, dann fünf Minuten für den Weg zurück, und dann steht man lange an der Schlange an und hat am Ende nur noch Zeit, das Essen kurz runter zu schlingen“, erzählt einer der Streikteilnehmer. Eine erholsame Pause sehe anders aus, so klagen sie hier. Zumal Vorgesetzte offenbar genau kontrollieren, wer zu spät kommt. „Letztens hat sogar einer gestoppt, wer wie lange auf der Toilette war“, sagt ein anderer Mitarbeiter. „Da geht es im Knast entspannter zu.“ Seinen Namen will keiner der Streikenden in der Zeitung lesen. „Das gäbe großen Ärger“, da sind sie sich hier sicher. Aber sie erzählen, dass sie teils mehr als zehn Jahre an dem Standort bei Amazon arbeiten. Am Ende des Monats bleiben ihnen trotzdem nur 1700 bis 1800 Euro netto, je nach Steuerklasse vielleicht ein bisschen mehr. „Davon kannst du keine Familie ernähren“, sagt ein Vater mit vier Kindern. 400 Euro brutto gibt es Weihnachtsgeld. Die Einkommen der Beschäftigten blieben durch längere Arbeitszeiten und niedrige oder fehlende Sonderzahlungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld oft um mehrere Hundert Euro unter denen ihrer Kolleginnen in vergleichbaren tarifgebundenen Unternehmen, heißt es bei Verdi. Ziel sei deshalb die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels. Gesprächsbereitschaft bei den Amazon-Verantwortlichen hat Verdi-Sprecherin Lech bislang allerdings nicht ausgemacht…“ Artikel von Florian Fuchs vom 14. Juli 2022 in der Süddeutschen Zeitung online externer Link
  • Streiks rund um die Amazon Prime Week: ver.di ruft in NRW erstmals den Standort Dortmund auf 
    Mit Beginn der Spätschicht am heutigen Mittwoch (13.7.2022) ruft die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) erstmalig die Beschäftigten des Amazon Logistikzentrums in Dortmund im Rahmen der Amazon Prime Week zum Streik auf. Bereits seit Anfang der Woche haben die Kolleginnen und Kollegen der Standorte in Werne und Rheinberg ebenfalls ihre Arbeit niedergelegt. ver.di stellt beim Onlineriesen die Forderung nach Anerkennung der Tarifverträge des Einzelhandels und Abschluss eines Tarifvertrags „Gute und Gesunde Arbeit“ auf. Das Amazon Logistikzentrum in Dortmund wurde 2018 neu eröffnet und beschäftigt aktuell etwa 2000 Beschäftigte. Dortmund ist das dritte von insgesamt fünf Logistikzentren in Nordrhein-Westfalen, das sich an den Streiks der ver.di beteiligt. „Es ist ein großer Erfolg, dass wir die Beteiligung in NRW an den Streikaktionen auf den Standort in Dortmund ausweiten konnten. Das bestärkt uns in unseren Forderungen nach beiden Tarifverträgen“, erklärt  Silke Zimmer, ver.di-Landesfachbereichsleiterin Handel in Nordrhein-Westfalen. Die Streikaktion wird vor dem Amazon-Logistik-Zentrum in Dortmund, Kaltbandstr. 4 in 44145 Dortmund um 13:00 Uhr stattfinden.“ Pressemitteilung vom 13.07.2022 bei ver.di NRW externer Link

Siehe auch:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=202637
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