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Über 300 polnische Bauarbeiter bestreiken den (umstrittenen) Fehmarnbelttunnel auf dänischer Seite für gleichen Lohn wie ihre – solidarisch mitstreikenden – dänischen Kollegen

Dossier

Über 300 polnische Bauarbeiter bestreiken den (umstrittenen) Fehmarnbelttunnel auf dänischer Seite für gleichen Lohn wie ihre - solidarisch mitstreikenden - dänischen KollegenRund 300 Bauarbeiter haben ein Machtwort gesprochen und wollen erst dann wieder zur Arbeit gehen, wenn sie den gleichen Lohn wie ihre dänischen Kollegen erhalten. Das ist die Botschaft der polnischen Arbeiter des Konsortiums Femern Link Contractors (FLC), das die neue Fehmarnbelt-Querung zwischen Dänemark und Deutschland baut. Sie wollen den gleichen Lohn wie ihre dänischen Kollegen bei FLC und sind unzufrieden, dass sie in den letzten zwei Monaten keine Prämie erhalten haben, wie sie ausgehandelt und vom Unternehmen versprochen worden war (…) Laut Rasmus Pedersen von 3F Lolland ist es den polnischen Arbeitern gelungen, einige ihrer dänischen Kollegen dazu zu bringen, ihren Protest gegen die ungleiche Bezahlung bei dem Projekt zu unterstützen. (…)  Unter anderem verhandeln zwei polnische Gewerkschaftsvertreter im Namen der polnischen Bauarbeiter bei FLC…“ Übersetzung bei chefduzen.de externer Link (und weitere Informationen) aus dem dänischen Artikel vom 28.6.2022 bei fagbladet3f.dk externer Link (Fachblatt der Gewerkschaft 3F externer Link) – lt. einem neuereren ebd. externer Link sollen es nun 500 Streikende sein – siehe mehr dazu:

  • [Interview] Arbeitskampf am Fehmarnbelttunnel- Mehr als 300 Bauarbeiter streiken New
    Zwischen Dänemark und Deutschland entsteht ein umstrittenes Großprojekt, der Fehmarnbelttunnel. Ein Tunnelprojekt, dass unter anderem die Zugfahrtzeit von Hamburg nach Kopenhagen auf rund zweieinhalb Stunden reduzieren soll. Kritiker*innen bemängeln die explodierenden Kosten und weisen darauf hin, dass bereits unweit entfernt eine Brücke existiert. Der Tunnel entsteht auf der dänischen Seite der Baustelle. Dort brach zuletzt großer Unmut aus. Um Kosten zu sparen, wurden dort viele Arbeitskräfte aus Polen und auch aus Rumänien rekrutiert. Diese bekamen jedoch trotz Tarifvertrag wesentlich weniger Geld als ihre dänischen Kolleg*innen. Die Arbeiter*innen begannen vor allem wegen der ungleichen Bezahlung einen wilden Streik. Beim Streik zeigten sich die dänischen Bauarbeiter*innen solidarisch und blockierten zusammen mit ihren migrantischen Kolleg*innen zeitweise eine Baustelle. Für das eigentliche Tunnelbauwerk auf der dänischen Seite sind 7,4 Milliarden Euro veranschlagt. Auf der deutschen Seite soll die Anbindung an den Tunnel mit Autobahn und Schiene knapp 3,5 Milliarden kosten. Ob das Projekt überhaupt wirtschaftlich ist, wird von vielen hinterfragt. Wir haben über das Projekt und den Streik mit Karsten geredet. Er ist Gründer des Forums chefduzen.de – das Forum der Ausgebeuteten, und er hat den Arbeitskampf aktiv verfolgt.“ Interview vom 13. Juli 2022 bei Radio Corax externer Link Audio Datei
  • Polnische und rumänische Streikende zu je rund ca. 500 EUR Strafe verurteilt – ein Streikfond sammelt für die Strafe, den Lohnausfall und evtl. erneuten Streik 
    „… Die 500 polnischen und rumänischen Bauarbeiter, die auf Fehmarn gestreikt haben, sind zur Arbeit gegangen, aber die Sammlung für ihr Bußgeld und die Streikunterstützung geht weiter! (…)
    Am Samstag, dem 2.7., schlossen die Streikenden eine Vereinbarung mit dem Unternehmen FLC. Die Vereinbarung verpflichtet das Unternehmen, innerhalb von 10 Tagen spürbare Lohnerhöhungen vorzunehmen. Die Bauarbeiter haben daher zugestimmt, die Arbeit wieder aufzunehmen. Dies ist ein historisches Ereignis, denn es ist das erste Mal, dass so viele Wanderarbeitnehmer in Dänemark einen Streik dieser Größenordnung organisiert haben. Und ihr Ergebnis unterstreicht, dass wir Ergebnisse erzielen, wenn wir kämpfen! Es ist ein wichtiger Kampf, den unsere Kollegen auf Fehmarn gegen Unterbezahlung und Ungleichheit in der gesamten dänischen Bauindustrie geführt haben.
    Aber das Arbeitsgericht hat sie zu einer harten Geldstrafe verurteilt, weil sie gegen den Tarifvertrag gestreikt haben. Das bedeutet, dass die streikenden Bauarbeiter jeweils mit einer Geldstrafe von mehr als 3.000 DKK belegt werden. Gleichzeitig haben sie während des Streiks keinen Lohn erhalten. Es besteht auch die Möglichkeit, dass der Streik wieder aufgenommen wird, wenn es während der 10 Tage keine spürbaren Lohnerhöhungen gibt. Deshalb geht die Sammlung zur Unterstützung unserer Kollegen mit voller Kraft weiter!
    Es ist nicht fair, dass diejenigen, die an der Spitze des Kampfes gegen Sozialdumping stehen, eine so hohe Geldstrafe und einen enormen Lohnverlust hinnehmen müssen! Deshalb sammeln wir für unsere Kolleginnen und Kollegen. Zunächst einmal müssen wir die hohe Geldstrafe bezahlen. Wenn möglich, werden wir auch sammeln, damit sie für die Tage, an denen sie nicht bezahlt wurden, eine gewisse Streikunterstützung erhalten können…“ Maschinenübersetzung auf der engl. Erläuterung zur Spendensammlung auf firefund.net externer Link (leider nur mit Kreditkarte)
  • Der wilde Streik der bis zu 500 Tunnelarbeiter in Dänemark erfolgreich am Samstag, den 2. Juli beendet 
    Die Einigung umfasst nach unseren Informationen Folgendes: Die Arbeiter werden an ihren Arbeitsplatz zurückkehren; Der Lohn wird alle 14 Tage gezahlt; die Arbeiten werden zu einem neuen Tarifvertrag beginnen; Etwaige Lohnabzüge werden auf den Belegen vermerkt; Es wird ein überparteilicher Ausschuss zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen eingesetzt; niemand wird wegen der Teilnahme am Streik entlassen.

    • Fagbladet 3F externer Link hat erfahren, dass FLC in mehreren entscheidenden Fragen in den Verhandlungen mit den Gewerkschaftsvertretern der Beschäftigten nachgegeben hat. Das Wichtigste ist, dass ein Schnellarbeitsausschuss eingesetzt wird, der innerhalb von 10 Tagen eine Einigung erzielen soll, die zu einer deutlichen Lohnerhöhung für die polnischen Arbeitnehmer führt.
    • Sie melden auch (in der Übersetzung bei chefduzen am 3.7.22 externer Link): „Der Streik hat auch viele Gewerkschaftsaktivisten dazu veranlasst, nach Rødbyhavn zu reisen, um die aufgebrachten Tunnelarbeiter zu unterstützen, und für Sonntag um 10 Uhr wurde eine große Veranstaltung anberaumt, bei der die FLC-Beschäftigten gemeinsam mit den örtlichen Gewerkschaftern das Ende des Streiks feiern werden.“  Wir gratulieren!
    • Hier noch ein paar schöne Fotos von siegreichen Arbeitern der 3F-Gewerkschaft bei chefduzen.de externer Link
    • Wir verweisen auf die laufenden Aktualisierungen bei chefduzen externer Link, siehe auch das Interview mit Cassian bei youtube externer Link (polnisch), der zuvor in der Baukommission bei IP tätig war
  • Trotz Arbeitsgericht: 500 Bauarbeiter setzen Streik auf dem Fehmarnbelt fort
    500 Beschäftigte des Hauptauftragnehmers Femern Link Contractors weigern sich, zur Arbeit zu gehen, bis die polnischen Beschäftigten des Unternehmens bessere Bedingungen erhalten. Obwohl das Arbeitsgericht am Donnerstag 500 Arbeiter der Fehmarnbelt-Baustelle zur Rückkehr an ihren Arbeitsplatz verurteilt hat, gibt es keine Anzeichen dafür, dass dies in nächster Zeit geschieht.
    Bislang gibt es immer noch eine Blockade auf der Baustelle, sagt Rasmus Pedersen, Gewerkschafter bei 3F Lolland. Wir fordern die Beschäftigten jedoch nachdrücklich auf, wieder an die Arbeit zu gehen“, sagt er.
    Der Sprecher der Beschäftigten, der Pole Rafal Skwarek, erklärt, dass seine Kollegen bereit sind, sich mit der Unternehmensleitung zu treffen, aber dass die Verhandlungen erst beginnen müssen, bevor sie die Arbeit wieder aufnehmen. Wir streiken immer noch aus demselben Grund. Wir wollen den gleichen Lohn wie die Dänen auf der Baustelle. Wir wollen wieder arbeiten, aber wir warten darauf, dass das Unternehmen mit uns verhandelt“, sagt er.
    Der Streit auf der Fehmarnbelt-Baustelle zwischen polnischen und dänischen Arbeitern auf der einen Seite und dem Hauptauftragnehmer Femern Link Contractors (FLC) auf der anderen Seite scheint auf unbestimmte Zeit weiterzugehen. (…) Laut Fagbladet 3F haben die Polen bei den jüngsten Treffen ihre Forderungen nach einer geringfügigen Lohnerhöhung heruntergeschraubt, wenn ihnen zugesagt wird, dass der Rest der Lohndifferenz zu einem späteren Zeitpunkt verhandelt werden kann. Diesem Wunsch ist der Arbeitgeber jedoch bisher nicht nachgekommen, obwohl er sein Interesse an einer Verbesserung der Bedingungen für die Polen gegenüber dem derzeitigen Stand bekundet hat.
    Risiko der Entlassung
    Sollte der Streit bis nächste Woche andauern, stehen die 500 Beschäftigten vor ihrer nächsten Herausforderung. Sie riskieren, dass sie zu einer neuen Sitzung des Arbeitsgerichts vorgeladen werden und ein Ultimatum erhalten: Entweder Sie gehen zurück zur Arbeit oder Sie riskieren, entlassen zu werden. Weder Rasmus Pedersen noch Rafal Skwarek hoffen, dass es so weit kommt. Wir haben dieses Wochenende ein weiteres Treffen mit dem FLC, und ich hoffe, dass es dann Fortschritte und echte Verhandlungen geben wird“, sagt Rasmus Pedersen. Wir hoffen, dass die Chefs morgen zu dem Treffen kommen und einige Entscheidungen treffen, die es uns ermöglichen, diesen Konflikt so schnell wie möglich zu beenden“, sagt Rafal Skwarek
    …“ chefduzen-Übersetzung aus der (dän.) Meldung vom 2.7.2022 in fagbladet3f externer Link
  • Blockade für gleichen Lohn
    Dänemark: Rund 500 Beschäftigte streiken für gleiche Bezahlung am Megaprojekt Fehmarnbelttunnel. Unternehmen nicht verhandlungsbereit (…) Um Druck aufzubauen, hatten die Streikenden in den vergangenen Tagen Zufahrtswege zur Baustelle blockiert, verhinderten Anlieferungen und den Zugang für andere Arbeiter auf die Baustelle. Auch dänische Arbeiter haben sich dem Streik der polnischen, rumänischen und bulgarischen Kollegen mittlerweile angeschlossen, erklärte Gewerkschafter Petersen im jW-Gespräch. (…) Die Gewerkschaft sei ans Recht gebunden und habe die Arbeiter dazu aufgerufen, zur Arbeit zurückzukehren, sagte der Vizepräsident von 3F in Lolland, Bjarne Jensen, am Freitag zu jW. »Wir sagen ihnen, sie müssen weiterarbeiten, weil das hier in Dänemark so die Regel ist.« Weil das Arbeitsgericht den Ausstand für unrechtmäßig erklärt habe, drohe den Streikenden nun eine erhöhte Strafzahlung von etwa 80 Kronen pro Stunde, anstelle der sonst qua dänischem Arbeitsrecht für »wilde« Streiks üblichen 50 Kronen Strafzahlung pro Arbeitsstunde. Wie die Arbeiter aus anderen Ländern sonst für ihre Belange kämpfen sollen, konnten auch die Beamteten von 3F nicht beantworten. Der Streik betreffe jedoch bereits das ganze Land, erklärte Gewerkschafter Petersen im jW-Gespräch. »Dieser Streik interessiert Arbeiter in ganz Dänemark, viele wollen den Streik nun solidarisch unterstützen.« Privatpersonen sammelten bereits Geld, um den Streikenden zu helfen. Da die Lieferungen von Sprit für die Pumpen wieder blockiert würden und sich FLC keinen Schritt bewege, »könnten wir hier am Montag die Hölle erleben«, fürchtete Petersen: »Wir wissen nicht, wie wir diesen Knoten zum Platzen bringen sollen.«“ Artikel von David Maiwald in der jungen Welt vom 02.07.2022 externer Link
  • Das Arbeitsgericht hat entschieden: 500 Fehmarnbelt-Beschäftigte müssen zurück an die Arbeit
    Der Streik auf der Fehmarnbelt-Querung muss sofort beendet werden, sagt das Arbeitsgericht. Jetzt müssen wir abwarten, wie sich unsere Kollegen entscheiden, sagt ein Sprecher der polnischen Arbeiter…“ chefduzen-Übersetzung aus der (dän.) Meldung vom 1.7.2022 in fagbladet3f externer Link, siehe weitere aktuelle Meldungen bei chefduzen.de externer Link, dort auch einige neue Streikfotos
  • Aufruf eines dänischen Gewerkschafters: KOMMT UND UNTERSTÜTZT DIE STREIKENDEN IN RØDBY!
    Dänische und polnische Arbeiter streiken, damit die Polen den gleichen Lohn wie ihre dänischen Kollegen erhalten. Dänische und polnische Gewerkschaftsaktivisten unterstützten die streikenden Polen und Dänen von FLC im Rahmen des Fehmarnbelt-Projekts, als heute eine Schlichtungssitzung beim Arbeitgeberverband DA stattfand. Während der heutigen Schlichtungssitzung forderte der Arbeitgeber die polnischen und dänischen Streikenden auf, bis 17.30 Uhr an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.  Tun sie dies nicht, müssen sie wahrscheinlich mit einer Geldstrafe von 50 DKK pro Stunde Streik rechnen. 3F ist verpflichtet, die Streikenden zur Rückkehr an ihren Arbeitsplatz aufzufordern, denn nach dem Hauptvertrag kann man nicht für höhere Löhne streiken, wenn man einen Tarifvertrag abgeschlossen hat.“
  • und dazu der Kommentar von Kuddel vom 30.6.22 (beides auf chefduzen externer Link): „Ich verstehe die Situation so: Es handelt sich um einen Wilden Streik der polnischen Arbeiter auf der dänischen Großbaustelle. Dänische Arbeiter haben sich diesem Streik soldiarisch angeschlossen. Die dänische Streikgesetzgebung ist arbeiterfeindlich und ermöglicht Repression gegen wild Streikende, in diesem Fall mit einer Geldstrafe von 50 DKK (ca. 6,70€) pro gestreikter Stunde. Die dänische 3F Gewerkschaft ist zwar engagierter und kämpferischer, als wir es von deutschen Gewerkschaften gewohnt sind, doch sie ist auch in das dänische Rechtssystem eingebunden. Sie rufen deshalb zur Rückkehr zur Arbeit auf, was sehr unangenehm ist. Es ist ein Arbeitskampf von ernormer Bedeutung. Es handelt sich um die größte dänische Baustelle jemals. Auch hier sind Arbeitsmigranten Motor des Klassenkampfs. Die Solidarität der dänischen Kollegen ist vorbildlich. Wir sollten diese Auseinandersetzung weiter beobachten und wenn möglich, unterstützen.“
  • Siehe einige Videos im Bericht der Gewerkschaft Fagbladet3F externer Link
  • Siehe auch die ersten Meldungen und Fotos ebenfalls bei chefduzen.de externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=202280
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