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Ob Foodpanda, Mjam, E-Food, Yemeksepeti, Glovo oder Talabat: Alle zusammen gegen Delivery Hero!

Dossier

Gemaltes Banner der Myanmar Rider mit Streik in der ÜberschriftIn den letzten Monaten streikten Fahrer:innen auf der ganzen Welt, deren Arbeitgeber entweder zu Teilen oder komplett zu Delivero Hero gehören. Das Berliner Unternehmen hat in der Pandemie kräftig dazugekauft. In den letzten Jahren haben wir bei LabourNet Hintergründe zu sämtlichen Arbeitskämpfen bei Delivero Hero gesammelt. Für jedes Land werden die Dossiers regelmäßig aktualisiert. Siehe im internationalen Überblick: Foodpanda in China/Hong Kong, Delivero Hero und Foodora in Deutschland, Glovo in Georgien, E-Food in Griechenland, Foodpanda in Malaysia, Myanmar und Pakistan, Mjam in Österreich, Glovo in Slowenien und Glovo in Spanien Newsowie Yemeksepeti in der Türkei, Glovo in der Ukraine, Talabat in den Vereinigten Arabischen Emiraten/Dubai… Sowie ganz oben allgemeine und internationale Informationen:

Allgemein/international

  • Homebase: die globale Gig-Ökonomie. Über das Entstehen grenzüberschreitender Solidarität unter Riders 
    Die Unruhe bei den Essenslieferdiensten in China und der Arbeitskampf der Riders von Foodpanda, einem zum Berliner Unternehmen Delivery Hero gehörenden Lieferdienst in Hongkong, gehören zu den am häufigsten auftauchenden Themen im Blog des »Forums Arbeitswelten«, das sich für die Vernetzung und den Austausch zwischen Beschäftigten in China und Deutschland einsetzt. Karsten Weber bietet im Folgenden einen Rückblick auf die bisherigen Entwicklungen, bei denen das Forum Arbeitswelten nicht nur nah dran war, sondern auch einen aktiven Part in der grenzüberschreitenden Vernetzung der Fahrer:innen übernommen hat…“ Artikel von Karsten Weber erschienen in express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit Ausgabe 11/2022
  • Verstoß gegen Kartellregeln? In Büros von Delivery Hero wird nach Spuren gesucht
    „EU-Wettbewerbshüter haben die Büros des Essenslieferdienstes Delivery Hero in Berlin wegen des Verdachts der Kartellbildung durchsucht. Man arbeite vollumfänglich mit der EU-Kommission zusammen, teilte das international tätige Unternehmen mit. Die Durchsuchungen bedeuteten nicht, dass Delivery Hero tatsächlich gegen Wettbewerbsrecht verstoßen habe und nehme auch nicht das Ergebnis der Ermittlungen vorweg. (…) Delivery Hero hat erst am Montag die Übernahme des spanischen Konkurrenten Glovo vollzogen. Glovo war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. (…) Unternehmen, die gegen EU-Wettbewerbsregeln verstoßen haben, drohen Bußgelder von bis zu zehn Prozent ihres Jahresumsatzes.“ Meldung von Spiegel Wirtschaft vom 6. Juli 2022 externer Link („Ermittler filzen Büros von Delivery Hero“).

China/Hong Kong – Foodpanda

„Nach den Streiks und Protesten der Essenslieferanten auf dem chinesischen Festland im vergangenen Monat haben die Fahrer in Hongkong am 15. Juli vor der Firmenzentrale von Foodpanda protestiert. Die Fahrer hielten Slogans hoch, die lauteten: „Schamloses Foodpanda“ und „Gebt mir mein hart verdientes Geld zurück“, während sieben Arbeitnehmervertreter versuchten, mit der Unternehmensleitung zu verhandeln. Die Fahrer sagten, sie hätten zu der kollektiven Aktion gegriffen, nachdem die Unternehmensleitung ihre Forderungen nach fairer Bezahlung und Verbesserung anderer Arbeitsbedingungen abgewürgt hatte. Foodpanda ist einer der drei dominierenden Essenslieferdienste in Hongkong, neben Deliveroo und UberEats. Nach Angaben seiner Fahrer hat Foodpanda während der Pandemie die Preise für jede Bestellung kontinuierlich gesenkt und mehr Fahrer angenommen, was dazu führte, dass die Fahrer alle paar Stunden eine Bestellung zugewiesen bekamen und weit unter dem gesetzlichen Mindestlohn in Hongkong von 37,50 HK$ pro Stunde verdienten. Die Fahrer hatten fünf Forderungen: Erhöhung des Basistarifs für die Auslieferung von Aufträgen, Einrichtung eines Beschwerdemechanismus für die Auftragsannahmequote, Stopp der unangemessenen Kündigung von Mitarbeiterverträgen, Beendigung des Nachnahmesystems und Erhöhung des persönlichen Unfallversicherungsschutzes…“ Siehe dazu:

Deutschland – Delivery Hero

„Delivery Hero Chef Niklas Östberg hält wenig von Betriebsräten und Tariflöhnen. Delivery Heros Löhne knapp über Mindestlohn seien „solide“, sagte er Business Insider. Der Dax-Konzern Delivery Hero liebäugelt mit einer Rückkehr auf den deutschen Markt. Ehemalige Betriebsräte und Mitarbeiter sagen, dass es ihnen dabei „kalt den Rücken runterläuft“. Delivery Hero habe schlecht gezahlt, Mitarbeiter gegeneinander ausgespielt. (…) „Fahrer wollen anhand ihrer Leistung bezahlt werden und ihre Flexibilität behalten. Wenn sie gute Arbeit machen, bekommen sie eine gute Kompensation. Wenn sie weniger machen, bekommen sie weniger“, sagt Östberg. „Es gibt immer einen Weg, wie man zu einer Einigung kommen kann. Vor allem über individuelle Gehaltsverhandlungen. Ich bin kein Fan von Tariflöhnen…“ Siehe dazu:

Georgien – Glovo

Wie in vielen anderen Ländern heutzutage auch, arbeiten in Georgien viele vor allem junge Menschen als Kuriere – und wie in allen diesen Ländern auch, protestieren sie gegen üble Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne. In Georgien sind es die Beschäftigten von Glovo, einem der weltweit in diesem Bereich tätigen Konzerne, die seit einiger Zeit wachsende Proteste organisieren. In der Meldung „Delivery company Glovo couriers hold rally demanding better working conditions“ am 29. Januar 2021 bei Agenda.ge wird vom bis dahin größten Protest der Glovo-FahrerInnen in der Hauptstadt Tiflis berichtet, wo gestreikt und demonstriert wurde. Dabei kommen FahrerInnen zu Wort, die darauf verweisen, dass das Unternehmen die vereinbarten Bedingungen für die Arbeit nicht einhalte. Während des mehrstündigen Streiks wurde nichts ausgeliefert, was auf eine wirklich rege Beteiligung hinweist. Das Unternehmen, zunächst großkotzig „wenn es euch nicht passt, könnt ihr ja woanders arbeiten“, hat inzwischen klein beigegeben und zugesagt, am 10. Februar 2021 für Verhandlungen bereit zu sein…“ Aus unserem Beitrag: Auch in Georgien kämpfen die Kuriere: Streik für bessere Arbeitsbedingungen bei Glovo

Griechenland – E-Food

„… GriechInnen haben gerade vorgemacht, dass es einen neuen Weg gibt, der Kapitalmacht in dieser Branche Paroli zu bieten. Der griechische Lieferdienst „efood“ hatte am 17. September 115 seiner FahrerInnen in einer E-Mail mitgeteilt, dass sie einen Wechsel von einer Anstellung zu einem Vertragsverhältnis als freie MitarbeiterInnen akzeptieren müssten. Andernfalls könnten sie nicht mehr bei efood arbeiten. Es gelang den FahrerInnen aber, die KundInnen gegen die Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen zu mobilisieren. Sie machten den Erpressungsversuch durch den Lieferservice in sozialen Medien öffentlich. Daraufhin teilten unter dem hashtag #cancel_efood KundInnen mit, dass sie die App von efood deinstalliert hätten und diesen Lieferdienst nicht mehr in Anspruch nehmen würden. Die Bewertung von efood durch die KundInnen (bei der efood-App im Google-Playstore) erlitt einen Totalabsturz (…) Das „Komitee des Kampfes der Zusteller von Thessaloniki“, das sich seit 2017 für die FahrerInnen einsetzt, stellte diese Forderungen auf: „Die Entlassungen unserer 115 Kollegen zurückzunehmen. Nein zur Geiselnahme der Dreimonatsverträge! Wir fordern, dass unsere Mitarbeiter nicht mehr der Todesstrafe unterworfen werden. Abschaffung der Unternehmensbewertung, die die Arbeit verschärft und zu täglichen Arbeitsunfällen führt. Stellen Sie alle gesetzlich vorgeschriebenen Schutzkleidungsstücke zur Verfügung. Unterbrechen Sie die Arbeit bei extremen Wetterbedingungen. Wir werden nicht wie Sklaven leben! der Kampf geht weiter…“ Aus unserem Dossier: Lieferservice-FahrerInnen von „efood“ in Griechenland im Widerstand gegen das erzwungene Freelancer-Regime

Malaysia – Foodpanda

Unter dem Hashtag #SembelihRider (indonesisch für „Rider werden geschlachtet“) riefen Fahrer:innen aus Malaysia bei Facebook dazu auf, am 5. August 2022 einen BlackOutFriday also einen Streiktag einzulegen. Die Rider von FoodPanda, einer Kette, die ebenfalls zum deutschen StartUp Unternehmen Delivery Hero gehört, und von Grab Food prangern ausstehende und niedrige Lohnzahlungen und längere Arbeitszeiten von 12 Stunden pro Tag an. Grab Food hat nach der Streikankündigung geleugnet, die Löhne gesenkt zu haben und überhäuft Rider mit angeblichen Geschenken. Auf den Facebookseiten diskutieren Rider immer noch Pobleme mit späten Lohnüberweisungen und niedrigen Löhnen.

Myanmar und Pakistan – Foodpanda

„Das Berliner Unternehmen Delivery Hero hat weltweit viele Subunternehmen, wie FoodPanda, E-Food, Glovo oder Yemeksepeti, die momentan auf allen Ebenen Arbeitsrechte kappen. Da ist alles dabei: Vom Recht sich gewerkschaftlich zu organisieren, Lohnkürzungen und Tarifänderungen, ohne Absprachen, sowie fehlende korrekte Stadtkarten, die die Berechnung der Strecken und damit der Tarife korrekt abbilden. Mögliche Gründe dafür können sein, wie Alexey Anishchuk am 15. Februar 2022 in Bloomberg (engl.) angesichts der fallenden Aktien von Delivery Hero vermutete, dass der Coronakrisengewinner Delivery Hero jetzt die Folgen der Lockerungen zu spüren bekommt, mehr Menschen wieder auswärts essen und weniger bestellen. Obwohl sich das Konsumverhalten durch die Pandemie nachhaltig geändert hat und Lieferfirmen enorme Gewinne eingestrichen haben und weiterhin einstreichen, legen sie den leichten Rückgang nun auf die Arbeitskräfte um. Dies führt nun auch in Myanmar und Pakistan zu Streiks“ Aus unserem Dossier: Der Aufstand der Rider gegen Delivery Hero in immer mehr Ländern: Nun auch gegen FoodPanda in Myanmar und Pakistan

Österreich – Mjam

„…FahrerInnen werden jetzt Leistungsklassen eingeteilt, mit lukrativen Routen belohnt + mit schlechten bestraft. Wer für #mjam nicht jeden Sonntag radelt, sondern nur 1x frei nimmt/ krank ist rutscht im Ranking ab. Auch wer 1x zu spät kommt, hat für 4 Wochen einen Strafpunkt. Wer nicht absolut jede Schicht annimmt auch. Übrig bleiben dann aber nur noch Dienste für die es kaum Geld gibt. Bezahlt werden fast alle FahrerInnen bei #Mjam nämlich nicht nach ihrer Arbeitszeit, sondern nach den Zustellungen – da macht es einen riesigen Unterschied, ob in einer Stunden 1,2 /3 Zustellungen gemacht werden können! Außerdem sind die meisten Schichten nur 1h+45Minuten lang. Wer mit den Hungerlöhnen von #Mjam allerdings überleben will, muss mindestens 2 lange Dienste mit je 4h-45min/Tag machen können und die gibt es nur für die mit dem besten Ranking. Wer 50h/Woche radelt verdient am Schluss ca. 1200€ netto Monat. Was ich besonders entwürdigend finde ist, das #mjam den FahrerInnen während des #CoronaLockdown nicht ermöglicht hat die WCs in den Lokalen zu benutzen – sie haben eine Karte mit öffentlichen Toiletten (in einer Pandemie!) bekommen, die sie mühsamst suchen mussten…“ Aus unserem Beitrag: [Foodora-Nachfolge in Österreich] Neues über die Arbeitsbedingungen bei Mjam: sie sind noch schlechter geworden

Slowenien – Glovo

In Slowenien haben Kuriere der Firmen Wolt und Glovo, der Besitzer letzterer ist die deutsche Firma Delivero Hero in Berlin, sich zusammengetan. Sie kämpfen für faire Löhne, bessere Pausenzeiten und gegen die Gängelung seitens des Bürgermeisters und der Stadtverwaltung in der Hauptstadt Ljubljana, die sich mit den Firmenchefs von Glovo und Wolt zusammengeschlossen hat. Sie machen Rider für eine gestiegene Anzahl von Verkehrsunfällen verantwortlich. Statt den Druck der Algorithmen und Konzerne zu reduzieren, die zu Unfällen führen, sollen die Rider jetzt Nummern bekommen, um sie besser sanktionieren zu können. Dagegen wehren sich die Lieferfahrer:innen. Am 2. September 2022 traten sie aus Protest in einen spontanen Streik. Siehe:

Spanien – Glovo

  • Selbstorganisierter Streik asiatischer Rider für Glovo in Barcelona zwischen Freitag und Montag, 14. und 17. Juli wird von der CGT und anderen FahrerInnen unterstützt New
    Die Zustellfahrer, besser bekannt als „Riders“, fordern einen Grundtarif von zwei Euro, 50 Cent pro Kilometer und 60 Cent für die ersten vier Kilometer, einen Mindestbonus von 1,6 Euro, der bei hoher Nachfrage auf 2,2 Euro erhöht werden soll. Der in Barcelona gegründete und heute von der deutschen Gruppe Delivery Hero kontrollierte Heimlieferdienst arbeitet trotz des Inkrafttretens des „Fahrer“-Gesetzes im Gegensatz zu seinen Konkurrenten wie Just Eat weiterhin mit selbständigen Lieferfahrern. Diejenigen, die angestellt sind, sind hingegen die Lieferfahrer, die in den Supermärkten des Unternehmens arbeiten. Siehe weitere Informationen zum Streik, von „Außen“ wird aufgerufen, zumindest in dieser Zeit Glovo zu boykotieren:

    • Die CGT schließt sich dem Streik der Glovo-Lieferfahrer an
      Die Gewerkschaft unterstützt die asiatischen Fahrer, die zu diesem Streik aufgerufen haben. Sie verteidigt, dass die Arbeitnehmer durch das Unternehmen und das Fahrpersonalgesetz in eine prekäre Lage gebracht werden. Die Gewerkschaft CGT hat die Fahrer des multinationalen Unternehmens mit Sitz in Barcelona dazu aufgerufen, die Entlassung von Lieferfahrern asiatischer Herkunft (Pakistaner, Inder und Bengalen) zu unterstützen und die Fahrer von Glovo zwischen Donnerstag, dem 14. und Montag, dem 17. CGT Riders ruft dazu auf, während dieser Tage keinen Konsum durch Glovo zu betreiben. In den sozialen Netzwerken hat der Verband angegeben, dass diese Gruppe zu dem Protest aufruft, während die Gewerkschaft ihn „von außen“ unterstützt und den Aufruf verbreitet. Die ursprünglichen Lieferfahrer behaupten, dass sie für Glovo „prekär“ sind, und prangern an, dass das Rider-Gesetz sie „nicht berücksichtigt“ hat, weil es im Gegensatz zu Konkurrenten wie Just Eat „beispiellose“ Modelle von Selbstständigen zulässt. Die Gruppe fordert auch eine Änderung der Erhöhung der Fahrpreise, die sie verlangen. Die Zusteller fordern einen Grundtarif von zwei Euro, 50 Cent pro Kilometer und 60 Cent für die ersten vier Kilometer. Außerdem fordern sie einen Mindesttarif von 1,6 Euro, der bei hoher Nachfrage auf 2,2 Euro steigt. Der Zustelldienst arbeitet trotz des Inkrafttretens des Rider-Gesetzes weiterhin mit selbständigen Zustellern. Die Organisation wurde in Barcelona gegründet und wird nun von der deutschen Gruppe Delivery Hero kontrolliert.“ span. Artikel vom 11.07.2023 in publico.es externer Link („La CGT se suma a la vaga dels repartidors de Glovo entre divendres i dilluns“, maschinenübersetzt)
    • Die Gloveros der asiatischen Gemeinschaft von Barcelona (Pakistaner, Indus und Bengalen) rufen mit Unterstützung der CGT Riders zum Streik auf. Wie kam es nun zu dieser Situation? 1. Inflation und stagnierende Tarife verschärfen die wirtschaftliche Lage der Händler. 2. Am 12. August jährt sich das sogenannte Rider Law zum zweijährigen Jubiläum. Was unsere Bedingungen verbessert hat, hat sie noch schlimmer gemacht. Glovo entwickelte ein neues „autonomes“ Modell, um sich an die neue Gesetzgebung anzupassen. Es stellte sich heraus, dass es für seine Händler prekärer war.“ span. Thread von CGT Riders vom 12. Juli 2023 externer Link und zuvor am 11. Juli 2023 externer Link mit Mobi-Video: „Gloveros Barcelona-Streik, zu dem die asiatische Gemeinschaft (Pakistaner, Indus und Bengalen) vom 14. bis 17. Juli aufgerufen hatte. Von den CGT Riders, die ihren Streik auf Wunsch einiger Organisatoren auf der Straße übertragen
    • Siehe auch die Homepage der CGT Riders externer Link und zum aktuellen Anlass:
    • Barcelona: Zustellunternehmen [Stuart] gibt Mitarbeitern eine Karte mit öffentlichen Brunnen statt Wasser
      Die Beschäftigten in der Paket- und Lebensmittelbranche gehören zu denjenigen, die am stärksten von Hitzewellen betroffen sind.
      „Es ist Zeit, nass zu werden“. Mit diesem Satz schickte der Kurierdienst Stuart eine E-Mail an seine Zustellfahrer, in der er sie über die Maßnahmen zur Vorbeugung von Berufsrisiken informiert, die er in diesem Sommer angesichts der Hitzewellen zu ergreifen gedenkt. Die wichtigste ist eine mobile Anwendung, die eine Karte mit öffentlichen Wasserbrunnen ermöglicht, damit die Zustellfahrer unterwegs Halt machen können, um ihre Trinkflaschen aufzufüllen und sich zu hydrieren. In der gleichen Mitteilung versprach das Unternehmen Wasserflaschen, obwohl die befragten Gewerkschaften erklärten, dass es ihnen im Moment und mitten in einer Episode extremer Temperaturen nicht mehr als diese Anwendung zur Verfügung gestellt hat. Die Beschäftigten in der Paket- und Lebensmittelbranche gehören zu denjenigen, die am stärksten von Hitzewellen betroffen sind. Lange Arbeitszeiten im Freien, Arbeitsspitzen zu Zeiten hoher Temperaturen – mittags, wenn die Mahlzeiten ausgeliefert werden – und körperliche Bewegung, um sich fortzubewegen – ein großer Teil des Sektors arbeitet mit dem Fahrrad. Die ständige Sonneneinstrahlung führt häufig zu Sonnenbrand und Sonnenstich. CGT-Quellen, die im Betriebsrat von Stuart in Barcelona konsultiert wurden, erklären, dass das Unternehmen ihnen keine Schutzcreme oder spezielle Kleidung zur Verfügung gestellt hat, um sie zu schützen, während sie schwitzen. El Periódico de Catalunya, die zur Prensa Ibérica-Gruppe gehört, hat versucht, das Unternehmen zu kontaktieren, um seine Version der Ereignisse zu erfahren, hat aber keine Antwort erhalten. Obwohl alle Unternehmen verpflichtet sind, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen, um die Auswirkungen der Hitze auf ihre Mitarbeiter zu minimieren, sind einige ehrgeiziger als andere. Die Flotten der Glovo-Mitarbeiter, die für die Supermarktsparte zuständig [und fest angestellt] sind, erhalten Wasser, der Hitze angemessene Kleidung und vorgeschriebene Pausen zwischen den Aufträgen. (…) Just Eat behauptet seinerseits, über ein Protokoll zu verfügen, das „die notwendigen Maßnahmen für die Versorgung der Auslieferungsfahrer bei hohen Temperaturen“ vorsieht. Auf Nachfrage von El Periódico de Catalunya wollte man jedoch nicht sagen, ob damit Pausen, Flüssigkeitszufuhr auf Kosten des Unternehmens oder regelmäßige Pausen gemeint sind.
      Die Selbstständigen, ein blinder Fleck in der Prävention
      Tausende von Kurieren sind rund um die Uhr in Spaniens Großstädten unterwegs und transportieren Pakete aller Art. In diesem bunten Sammelsurium von Rucksäcken gibt es jedoch „Klassen“ und „Schichten“ in Bezug auf die Arbeitsrechte. Der größte Teil des Sektors, der nach dem Rückzug von Unternehmen wie Gorilas und Getir – letzteres ist dabei, Spanien zu verlassen – und der Einführung von Uber Eats noch an Bedeutung gewonnen hat, sind Selbstständige, trotz des „Rider-Gesetzes“, das seit fast zwei Jahren in Kraft ist und es nicht geschafft hat, den Sektor arbeitsrechtlich zu regulieren. (…) Tausende von Fahrern von Glovo oder Uber Eats liefern beispielsweise für diese Plattformen aus, sind aber nicht formell mit den Apps verbunden. Somit bleibt es den Fahrern selbst überlassen, Präventivmaßnahmen zu ergreifen. Mit anderen Worten: Wenn ein selbständiger Fahrer während einer Lieferung einen Sonnenstich erleidet, sind die digitalen Plattformen in keiner Weise verantwortlich. Glovo ist gut zu den Angestellten, sie haben gute Bedingungen“, gibt ein Fahrer eines konkurrierenden Unternehmens zu. Anders sieht es bei den Freiberuflern aus, denen das Unternehmen wie Uber zwar Aufträge erteilt, aber keine Verantwortung für den Rest übernimmt. Glovo weist darauf hin, dass die Lieferfahrer „eine völlig kostenlose Versicherung haben, die sie im Falle eines Zwischenfalls oder Unfalls abdeckt“. Das Fehlen einer beruflichen Risikoprävention ist wie bezahlter Urlaub, Krankenversicherungsschutz bei Arbeitsunfällen oder die Kosten für ein Mobiltelefon oder ein Fahrzeug: Es liegt in der Verantwortung der Selbstständigen. Die Selbstständigen haben buchstäblich kein Wasser.“ span. Artikel von Gabriel Ubieto vom 11.7.2023 in epe.es externer Link („Una empresa de reparto da a los trabajadores un mapa con fuentes públicas en vez de agua“, maschinenübersetzt)
  • Siehe zum Hintergrund auch unser Dossier: Nach dem Urteil des Obersten Gerichtshofes zieht die Regierung in Spanien die Konsequenz: Ein neues Gesetz soll Kuriere als Angestellte definieren

Türkei – Yemeksepeti

In der Türkei haben sich Rider von Yemeksepeti trotz Wirtschaftskrise, Union Busting und gefährlichen Arbeitsbedingungen gewerkschaftlich organisiert. Zudem gelang ihnen auch die Widereinstellung von drei Kolleg:innen, die wegen Gewerkschaftsaktivitäten entlassenen wurden. Unterstützt werden sie von vielen Gewerkschaften, unter anderem von den Gewerkschaften TÜMTİS, Nakliyat-İş und TEHİS. Zudem gibt es eine Zunahme von internationaler Solidarität wie z.B. von den Radical Riders aus den Niederlanden oder den E-Food Riders aus Griechenland. In Istanbul protestierten Rider bereits vor dem deutschen Konsul gegen die Arbeitsbedingungen vom Mutter-Konzern Delivero Hero. Wir verfolgen die Auseinandersetzung weiter und dokumentieren sie hier. Aus unserem Dossier: 12 Gewerkschaften und Verbraucherorganisationen rufen zum Boykott des gewerkschaftsfeindlichen türkischen Lieferdienstes Yemeksepeti auf

Ukraine – Glovo

„In der Hauptstadt der Ukraine finden trotz Krieg weiterhin Lieferungen statt und auch Auseinandersetzungen mit international operierenden Plattformanbietern wie Glovo. Lisa Fickenscher schreibt im NYPost vom 31. März 2022 („Food-delivery app Glovo is taking orders across 23 war-torn cities in Ukraine“): „… Die mehr als 2.000 Kuriere, die sich für die Arbeit von Glovo in dem vom Krieg zerrütteten Land gemeldet haben, sind inzwischen auf 23 Städte verteilt, wo sie Lebensmittel, Restaurantgerichte und Rezepte an Menschen ausliefern, die oft auf das Nötigste angewiesen sind…“ Seit 2019 gibt es regelmäßig Streiks und Auseinandersetzungen mit dem Unternehmen.“ Aus unserem Dossier: Ausliefern im Krieg: Wie Kuriere der Gig Economy in Kiew arbeiten, sich organisieren und was sie vom neuen Arbeitsgesetz halten

Vereinigte Arabische Emirate/Dubai – Talabat

„… Hunderte von Fahrern äußerten in sozialen Medien ihren Unmut über angebliche Lohnkürzungen und verweigerten die Zusammenarbeit, bis sie ‚bessere Arbeitsbedingungen‘ erhielten. Berichten zufolge hat das Unternehmen nach den Treibstoffpreiserhöhungen die Auftragssätze gekürzt und die Arbeitszeiten der Fahrer:innen erhöht. In einer spätabendlichen E-Mail an seine Restaurantpartner:innen erklärte Deliveroo: ‚Wir haben derzeit ein Problem mit unseren Fahrer:innen, die streiken und sich weigern, an ihren Schichten teilzunehmen und Bestellungen auszuliefern. Seien Sie versichert, dass unser Team eng daran arbeitet, dieses Problem so schnell wie möglich zu lösen und gleichzeitig die Einnahmen der Deliveroo-Fahrer:innen zu schützen.‘ Einige Fahrer:innen meldeten auf Twitter, dass der Preis pro Zustellung erheblich gesenkt wurde, während andere behaupteten, dass sie länger arbeiten müssten. Wieder andere forderten, direkt bei dem Unternehmen angestellt zu werden, anstatt über einen Auftragnehmer beschäftigt zu sein.“ Artikel von Nasreen Abdulla vom 1. Mai 2022 in Khleejtimes.com externer Link („UAE: Food delivery platform comes to a halt over work issues”). Hier ein paar weitere Statements zu dem für Dubai ungewöhnlichen Streik.“ Aus unserem Dossier: Premiere in Dubai: Arbeitsniederlegung von Deliveroo-Essensliefer:innen erfolgreich – mutiger Vorstoß gegen Streikverbot

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=200887
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