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Strike for Future am 9. April 2022 in der Schweiz: Mit mehr Freizeit gegen die Klimakrise – Arbeitszeit reduzieren – für eine lebenswerte Zukunft!

Strike for Future am 9. April 2022 in der Schweiz: Mit mehr Freizeit gegen die Klimakrise - Arbeitszeit reduzieren – für eine lebenswerte Zukunft!Die Covid-19-Krise und ihre Auswirkungen zeigen: Krisen müssen ernst genommen werden! Deshalb können wir nicht länger warten und zusehen, wie Katastrophe nach Katastrophe uns überrollt – wir müssen die Dinge selbst in die Hand nehmen! Darum ruft der Klimastreik gemeinsam mit vielen verschiedenen Organisationen, Bewegungen und Individuen den Strike for Future erneut ins Leben. Willst auch du nicht länger dulden, dass alles auf den Rücken der systemrelevanten Arbeiter*innen abgewälzt wird? Willst auch du dir nicht vorstellen müssen, deinem zukünftigen Enkelkind mal erklären zu müssen, was Schnee ist? Dann schliess dich unserer Bewegung an und sei am 9. April wieder laut für eine lebenswerte Zukunft für Alle!Aktionsseite externer Link für den Strike for Future, siehe ausführlichen Aufruf, den der Unia und weitere Infos:

  • Tausende an mehr als 25 Orten in der Schweiz fordern eine soziale und ökologische Arbeitszeitreduktion New
    Am heutigen Tag sind in der ganzen Schweiz tausende Menschen an mehr als 25 Orten in der Schweiz auf die Strasse und für eine lebenswerte Zukunft eingestanden. Das Thema der Arbeitszeitreduktion wurde aus klimapolitischer, feministischer und gewerkschaftlicher Sicht vielfältig beleuchtet. Seit dem frühen Morgen haben in der ganzen Schweiz verschiedene Aktionen stattgefunden, welche die Notwendigkeit der gemeinsamen Organisierung für eine lebenswerte Zukunft verdeutlichen sollen. Vom “Klimazmorge” in Affolten am Albis bei Zürich bis hin zu Ständen in La Chaux-de-Fonds wurden Austausch und Diskussion mit unterschiedlichen Menschen gesucht. Mia Nafz von der Lokalgruppe Affoltern am Albis in Zürich meint: “Indem wir uns in unserem Umfeld organisieren und dort gemeinsam über unser Leben und unsere Arbeit diskutieren, können wir basisdemokratisch Lösungen für die Krisen unserer Zeit finden und eine klimagerechte Gesellschaft aufbauen!”
    Arbeitszeitreduktion im Zentrum
    Die Arbeitszeitreduktion stand im Zentrum des Tages. Fragen nach der Sinnhaftigkeit unserer Arbeit, nach der sinnlosen und klimazerstörenden Überproduktion und nicht zuletzt danach, wie wir denn leben wollen, standen im Fokus. Eine Arbeitszeitreduktion hat aus verschiedenen Blickwinkeln Vorteile. So meint Selina Schönholzer vom feministischen Streik: “Die Pandemie zeigt, wie wichtig diese Arbeit, das Kümmern umeinander, ist. Doch diese Arbeit wird heute hauptsächlich von FTIQ (Frauen, trans, inter und genderqueeren Personen) verrichtet. Durch eine radikale Arbeitszeitreduktion wird es möglich, Care-Arbeit gerechter zu verteilen.“
    Demonstrationen als Höhepunkt
    Im Verlauf des Nachmittags kamen die unterschiedlichen dezentralen Aktionen dann in gemeinsamen Demos zusammen. Lautstark und kämpferisch mit Parolen wie “Holen wir uns unsere Zeit zurück!” wurde die Forderung nach der Arbeitszeitreduktion kundgetan. Dimitri Aich von der Gewerkschaft Unia meint: “All diese Menschen, welche heute auf der Strasse waren, zeigen, dass unsere momentane Art zu arbeiten Raubbau an Mensch und Natur bedeutet und sich dringend etwas ändern muss!” Der heutige Aktionstag war ein Erfolg, doch der Kampf für sinnvolle Arbeit und eine ökologische und soziale Zukunft hat gerade erst begonnen. Der Strike for Future ruft deshalb auch am achten Mai zu schweizweiten Lokalgruppen-Versammlungen auf.“ Medienmitteilung von Climatestrike vom 09.04.2022 externer Link mit Link zu Fotos bei Flickr externer Link, siehe auch Klimastreik Schweiz auf Twitter externer Link sowie #StrikeForFuture
  • [Unia] Arbeitszeit reduzieren – für eine lebenswerte Zukunft!
    Für die Unia ist klar: Wir brauchen mehr Zeit zum Leben, statt immer länger zu arbeiten! Deshalb hat sich die Unia aktiv am Strike for Future beteiligt. Dieser stand dieses Jahr ganz im Zeichen der Arbeitszeitreduktion – für gesunde Menschen und eine intakte Umwelt! Die Unia war an den Demonstrationen und Aktionen im ganzen Land dabei. An der Kundgebung in Zürich beispielsweise verdeutlichte Unia-Aktivist und Bauarbeiter Marius Käch, was es heisst, bei immer extremeren Temperaturen lange Tage auf der Baustelle zu arbeiten. Und in Thun machte Unia-Ökonomin Noémie Zurlinden deutlich, weshalb eine Arbeitszeitreduktion nötig ist, gerade angesichts von Ungleichheit und Klimakrise. Es haben ausserdem diverse Aktionen stattgefunden: In Neuenburg etwa wurde die Arbeitszeit symbolisch zerstört. Oder in Bern bei der Unia-Gartenbau-Gruppe: Da konnten Teilnehmende die Arbeitszeit, dargestellt durch einen Baumstamm, mit einer grossen Säge verkürzen. Ihre Botschaft: «Es braucht Kraft, aber gemeinsam können wir es schaffen!»…“ Bericht der Unia vom 09.04.2022 externer Link und zuvor der Aufruf samt Programm für verschiedene Städte
  • Mit mehr Freizeit gegen die Klimakrise – Die 40+-Stunden-Woche ist nicht mehr tragbar
    Wir stossen gerade an viele Grenzen gleichzeitig. Mit Vollgas rasen wir über planetare Grenzen hinweg. Mehr und mehr Menschen leben in finanzieller Unsicherheit. Da das kapitalistische Wirtschaftssystem stets steigende Profite verlangt, werden Menschen (insbesondere Frauen) als Arbeitskräfte und unsere Umwelt als Ressource immer stärker ausgebeutet. Kein Wunder, dass sich in den letzten Jahren die Krisen häufen. Sie verstärken sich gegenseitig und erhöhen bestehende soziale Ungerechtigkeiten noch weiter. Doch statt auf diese Krisen zu reagieren, fordert das jetzige System mehr und mehr Produktion. Unsere Lebenszeit wird zunehmend kommerzialisiert. Die Lohnarbeit jedoch verliert konstant an Sinnhaftigkeit und ist ungerecht verteilt. Systemrelevante Arbeit wie die Care-Arbeit wird vor allem von FINTAs (Frauen, inter, non-binäre, trans und agender Personen) und Menschen mit Migrationshintergrund geleistet und bei Weitem nicht entsprechend wertgeschätzt. Statt dass wir arbeiten, um zu leben, müssen wir leben, um zu arbeiten. Nun stell dir vor, es gäbe eine Möglichkeit, sowohl die ökologische Krise anzugehen, wie auch das Wirtschaftssystem schnell und kontrolliert umzuformen, soziale Ungerechtigkeiten zu bekämpfen und dabei als Gesellschaft um einiges glücklicher zu werden? Die 40+-Stunden-Woche ist nicht mehr tragbar: Der Zwang zur Überproduktion hat uns in die grösste Bedrohung unserer Zeit, die Klimakrise, hineingeführt. Es ist also die Produktionsweise, an der wir zur Lösung dieser Krise ansetzen müssen. Dank einer radikalen Arbeitszeitreduktion, die die Überproduktion abbremst, verbrauchen wir weniger CO2 und sind dazu noch glücklicher. Die Arbeitszeitreduktion bietet die Chance eines guten Lebens innerhalb der planetaren Grenzen. (…) Mehr Zeit zum Leben: Wenn wir massiv weniger arbeiten, gewinnen wir an Zeit: Zeit für mehr Miteinander, Zeit für den Planeten, Zeit für erfüllende und sinnstiftende Tätigkeiten. Die sinnlose Überproduktion wird gestoppt, stattdessen orientiert sich die Wirtschaft an unseren echten Bedürfnissen und den planetaren Grenzen. Vollbeschäftigung könnte erreicht werden und somit könnten wir der Arbeitslosigkeit und dem Druck der Arbeitgeber*innen auf dem Arbeitsmarkt ein Ende setzen. Das Kräfteverhältnis bei den Verhandlungen über Löhne und Sozialversicherung könnte umgekehrt werden. Die Care-Arbeit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Als solche wird sie gerecht aufgeteilt und angemessen wertgeschätzt. Personen, welche sich der Care-Arbeit annehmen, erfahren keine gesellschaftliche Benachteiligung. Wir erfahren eine Entschleunigung und haben mehr Zeit für Familie, Freund*innen, Kultur und die Umwelt. Unser Wohlbefinden wird massiv gesteigert und ein Gemeinschaftsgefühl entsteht. Organisieren wir uns für eine radikale Arbeitszeitreduktion bei einem würdigen Einkommen. Holen wir uns unsere Zeit zurück!..“ Aus dem Aufruf externer Link auf der Aktionsseite externer Link
  • «Die Ausbeutung der Arbeiter:innen und der Natur sind untrennbar verbunden» – Wieso Klimaaktivist:innen jetzt eine Reduktion der Arbeitszeit fordern
    Für den 9. April 2022 ruft Strike for Future zu einem gesamtschweizerischen Aktionstag auf. In einer Welt, die zum Schauplatz vielgestaltiger Krisen geworden ist, wollen die Klimaaktivist:innen einen Systemwechsel. Am Aktionstag übt Strike for Future den Schulterschluss mit der Arbeiter:innenbewegung und fordert eine radikale Arbeitszeitverkürzung bei gleichbleibenden Löhnen. Der Zusammenschluss will damit an der kapitalistischen Produktionsweise ansetzen und zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einerseits weniger Arbeitsstress und Burnouts und mehr freie Zeit für die wichtigen Dinge im Leben. Andererseits würde, so zumindest die Überlegung der Klimaaktivist:innen, dadurch die Überproduktion von Waren abgebremst, was dem Klima zugutekäme. Wir haben mit Emilio, einem Aktivisten von Strike for Future, über die Klimakrise, radikale Politik und ihre Forderung nach Arbeitszeitverkürzung gesprochen.
    [Ajour: Im Manifest des Strike for Future habt ihr eine ganze Reihe von Forderungen aufgestellt. Ihr verbindet verschiedene Bereiche, unter anderem Arbeit, Ernährung, Gesundheit oder Migration. Dabei stellt ihr die kapitalistische Gesellschaftsordnung grundsätzlich in Frage und skizziert Umrisse einer klimagerechten Gesellschaft. Der diesjährige Strike for Future vom 9. April 2021 fokussiert auf die klassische gewerkschaftliche Forderung nach Arbeitszeitverkürzung, also nach weniger Arbeit und mehr Lohn. Wie kam dieser Fokus zustande?]
    Emilio: Wir arbeiten auf einen Streik hin. Damit uns dies gelingt, müssen wir in einem ersten Schritt jedoch die Notwendigkeit des Streikens vermitteln und die Organisierung vorantreiben. Nach dem letzten Aktionstag, an welchem wir breite Forderungen aufstellten, kamen wir zum Schluss, dass wir unsere Inhalte nicht genügend konkret vermitteln konnten und uns dies somit nicht gelungen ist. Wir brauchen spezifische Forderungen! Und da bietet sich die Arbeitszeitverkürzung an, da diese aus feministischen, ökologischen und gewerkschaftlichen Blickwinkeln Sinn macht.
    [Was hat denn Arbeitszeitverkürzung mit Klimaschutz zu tun?]
    Es geht um die Frage der Produktion. Die Klimakrise ist das Produkt der kapitalistischen Produktionsweise. Denn diese muss stetig wachsen und die Produktivität steigern. Damit sind die Ausbeutung der Arbeiter:innen und der Natur untrennbar miteinander verbunden. Wenn es uns gelingt, durch die Arbeitszeitreduktion die Produktion zu verringern, werden auch die Emissionen gesenkt. (…) Eine Arbeitszeitreduktion macht also nur Sinn, wenn sie in die Überwindung unseres Wirtschaftssystems eingebettet wird. Es gibt zudem Studien, die sich mit dem Konsum befassen. Sie kommen zum Schluss, dass eine verringerte Arbeitszeit bei gleich bleibenden Löhnen nicht zu weniger Konsum führt. Dabei wird die Frage nach einem abgestuften Lohnausgleich wichtig. Denn: je mehr jemand verdient, desto höher sind die Emissionen dieser Person. So oder so ist es einfach auch wichtig, mehr Zeit zum Leben zu haben, um sich mit dem eigenen Wohlergehen und Glück zu befassen.
    [Mit dem Strike for Future wollt ihr Gewerkschaften und Arbeiter:innen für die Klimakrise sensibilisieren und mit den Forderungen der Klimabewegung zusammenbringen. Wie geht ihr da in der Praxis konkret vor?]
    Wir sind auf die Gewerkschaftsapparate zugegangen, das war mässig erfolgreich, wir kamen nur schleppend voran. Aber mittlerweile tauschen wir uns regelmässig mit verschiedenen Funktionär:innen aus und sind auch in Kontakt zu Vertrauensleuten der Gewerkschaften in den Betrieben. Wir diskutieren gemeinsam über sinnvolle und soziale Massnahmen gegen die Klimakrise und darüber, wie eine bessere Gesellschaft aussehen könnte. Zusätzlich dazu haben sich auch ausserhalb der Gewerkschaften Betriebskollektive gebildet, die sich am Arbeitsplatz für Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit einsetzen. (…)
    Wir müssen uns in allen Bereichen unseres Lebens überlegen, was sinnvoll ist. Was wollen wir produzieren? Wie produzieren wir? Wie arbeiten wir und warum? Für wen arbeiten wir? Diese Fragen müssen wir nicht individuell beantworten, sondern sie mit unserem Umfeld diskutieren. Der Strike for Future zielt auch darauf ab, solche Diskussionen zu fördern und darauf hinzuarbeiten, dass der Streik als Kampfmittel denkbar wird…“ Interview vom 8. April 2022 im Ajour-Magazin externer Link
  • Medizinerin Danuser zu überlangen Arbeitstagen: «Zehn-Stunden-Tage auf Dauer machen krank»
    „In der Schweiz arbeiten wir europaweit am längsten. Jetzt drohen mit den Angriffen der Bürgerlichen auf das Arbeitsgesetz sogar 16-Stunden-Tage.“ Für Brigitta Danuser sind das schlechte Vorschläge, wie die Arbeitsmedizinerin im Interview von Ralph Hug bei der Zeitung Work der Unia am 4. April 2022 externer Link betont: „… Ab 45 Stunden pro Woche lässt sich statistisch ein Effekt für höhere Krankheitsrisiken feststellen. Gewisse Studien zeigen solche Schwellen schon bei 38 bis 40 Stunden. Es macht den Körper viel mehr fertig, wenn Sie vier Tage mit zehn Stunden arbeiten anstatt fünf Tage mit acht Stunden. Bei mehr als acht Stunden steigen die Fehler enorm an. Bei zwölf Stunden sind wir dann bei einer Verdoppelung. (…) Studien zeigen, dass es sehr darauf ankommt, ob man länger als zehn Stunden pro Tag arbeitet. Wer das fünfzig Tage im Jahr macht, hat ein viel grösseres Risiko, krank zu werden. (…) In fast allen Jobs fand eine Intensivierung statt. Die meisten Menschen leisten heute in der gleichen Arbeitszeit mehr als früher. Dabei muss man aber nicht nur die bezahlte, sondern auch die unbezahlte Arbeit in Betracht ziehen. Kinder aufziehen, Pflege- und Familienarbeit bleiben ebenso unberücksichtigt wie die Arbeit, die vermehrt auf die Kundinnen und Kunden verlagert wird, etwa Selfscanning im Supermarkt. Ich nenne das «graue Arbeit». (…) Wenn es darauf hinausläuft, dass man einfach in vier Tagen das machen muss, was vorher in fünf, so ist eine Verkürzung arbeitsmedizinisch unsinnig. Eine Entlastung resultiert, wenn in weniger Zeit nicht mehr als zuvor gearbeitet werden muss. Gerade für Frauen ergäbe sich eine Entlastung. In Frankreich hat die 36-Stunden-Woche keine Erleichterung gebracht. Das Regime, das umgesetzt wurde, hat teilweise zu mehr Stress geführt. Hier ein gutes Modell zu entwickeln ist nicht einfach. Wichtig sind dabei Kriterien, ob ich Gestaltungsmöglichkeiten habe und die Arbeitszeit und Pausen selber bestimmen kann…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=199677
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