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«Wir wollen in Würde leben!» Gastgewerbe-Angestellte in der Schweiz lancieren Manifest

Dossier

«Wir wollen in Würde leben!» Gastgewerbe-Angestellte in der Schweiz lancieren Manifest (unia)„Beschäftigte des Gastgewerbes haben heute gemeinsam mit der Unia in der ganzen Schweiz Aktionen durchgeführt. (…) Mit dem Aktionstag appellieren die Beschäftigten insbesondere an die Arbeitgeberverbände der Branche, damit für Probleme wie die tiefen Löhne, mangelhafte Arbeitsplanung, zunehmende Arbeit auf Abruf, fehlende Anerkennung der Berufserfahrung oder weitverbreitete sexuelle Belästigung auf Ebene des L-GAV Lösungen gefunden werden. (…) Über 80 Beschäftigte des Gastgewerbes aus der ganzen Schweiz lancieren heute als Erstunterzeichner:innen ein Manifest mit dem Titel «Wir wollen in Würde leben!». Darin schildern sie die prekären Arbeitsverhältnisse, den zunehmenden Zeitdruck, die Unsicherheiten aufgrund der Pandemie und das Problem der tiefen Löhne in der Branche. An die Arbeitgeberverbände gerichtet formulieren sie 11 Forderungen, um ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern…“ Unia-Aufruf vom 6. April 2022 externer Link – siehe das Manifest und weitere Informationen zu den Arbeitsbedingungen:

  • Unia-Kampagne gegen sexuelle Belästigung im Gastgewerbe: Mein Körper ist nicht dein Bier! New
    Blöde Witze und Kommentare, unerwünschte Berührungen, dumme Anmache? Das ist gesetzlich verboten: Der Arbeitsplatz ist eine belästigungsfreie Zone, dafür muss der Chef sorgen. Kleb den Sexisten eine. Die Unia und die Frauen setzen sich gemeinsam für einen belästigungsfreien Arbeitsplatz ein. In einer Unia-Umfrage externer Link im Gastgewerbe gab fast die Hälfte der Teilnehmer:innen an, bereits Mobbing und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt zu haben. Besonders schlimm: Über drei Viertel der Betroffenen erfuhren vom Chef keine Hilfe.
    Wehr dich gegen Diskriminierung, sexuelle Belästigung und Gewalt – aber richtig!
    Sexuelle Belästigung, Diskriminierung und Gewalt am Arbeitsplatz trifft viele und dennoch fühlen sich Betroffene oft allein und wissen nicht, wie sie sich wehren. Zwei Dinge sind wichtig: Such dir Verbündete, etwa Kolleg:innen, oder Unterstützung bei Stellen ausserhalb, wie der Unia, und nimm deine Vorgesetzten in die Pflicht…“ Unia-Kampagnenseite externer Link mit weiteren Informationen und tollen Aufklebern
  • Hütten-Gastro Schweiz: Sonne Schnee und Sauereien – Aktion im Simmental in den Berner Alpen gegen miese Arbeitsbedingungen von Saisonangestellten
    In den Skigebieten Adelboden-Lenk und  Zweisimmen/Saanenmöser/Schönried/St. Stephan gibt es viele Bergrestaurants. Die tolle Aussicht und die Terrassen laden zum Verweilen ein. Doch die Arbeit ist alles andere als ein Vergnügen. In beiden Skigebieten werden einige Restaurants von der Kappeler Gastro AG (auch als Hüttenzauber bekannt) betrieben, einem der grössten Unternehmen in der schweizerischen Berggastronomie und einige Andere direkt von der Adelboden-Lenk Bergbahnen AG. Deren Arbeiter:innen werden miserabelst behandelt, die wichtigsten Forderungen betreffen unzulässige Kündigungen, Lohnklau und haarsträubende Unterbringungen.
    Mehr als zehn Saisonangestellte nahmen Kontakt zu der Basisgewerkschaft Freie Arbeiter:innen Union (FAU) auf, um sich gegen Bedingungen zu wehren, die fast durchs Band schlechter als die Minimalregelungen sind. Die Arbeiter:innen sprechen alle nicht oder nur kaum deutsch, bekommen niedrige Gehälter und haben bei Hüttenzauber einen befristeten Arbeitsvertrag mit einer Probezeit, die gleich lang wie das Arbeitsverhältnis ist. Zudem wohnen sie in kaum möblierten Zimmern, die eine Drittfirma im Auftrag des Arbeitgebers vermietet. Diese Situation bietet grosses Potential für Missbrauch und dieses Potential wird genutzt. (…) Auf Forderungen der Arbeiter:innen selber und der FAU reagierte Kappeler Gastro AG bis jetzt nur mit verbalen Ausfälligkeiten und Adelboden-Lenk Bergbahnen AG reagierte überhaupt nicht. Deswegen führten wir am Samstag 24.02.2024 zwei Aktionen in den Skigebieten durch und machten öffentlich auf die Sauereien der beiden Betriebe aufmerksam: Erst bei der Rinderberg Swiss Alpine Lodge und danach bei der Talstation der Bergbahnen Lenk-Adelboden in der Lenk…“ Meldung der FAU Schweiz vom 25.02.24 externer Link mit weiteren Informationen zu Arbeitsbedingungen, Wohnsituation und Lohnklau – siehe auch:

    • Fotos zur Aktion auf flickr externer Link
    • Erneute Vorwürfe: Werden im Berner Oberland Saisonarbeiter ausgenützt?
      Die Vorwürfe sind happig: Schlechte Arbeitsbedingungen, unerklärbare Lohnabzüge und überteuerte Wohnungen für Angestellte. Die Kritik richtet sich an zwei Gastro- und Bergbahnunternehmen im Berner Oberland. Die Gewerkschaft FAU ist der Meinung, dass dort Arbeitnehmende ausgenützt werden. Am Wochenende lancierte sie deshalb eine Aktion…“ Beitrag und Video vom 26.02.20 in Bärn Today externer Link
    • Tiefe Löhne und Mobbing: Werden im Oberland Saisonniers ausgenützt?
      Saisonangestellte der Kappeler Gastro AG klagen, dass sie ausgenützt werden. Die Gewerkschaft FAU hat eine Aktion lanciert. Was meint der Inhaber dazu?…“ Artikel von Svend Peternell vom 26.02.2024 in der BernerZeitung online externer Link
  • Umfrage: Beschäftigte im schweizerischen Gastgewerbe beschreiben Missstände u.a. bezüglich Mobbing und sexueller Belästigung
    Eine Umfrage der Unia bei Beschäftigten im Gastgewerbe wirft ein schlechtes Licht auf die Arbeitsbedingungen in der Branche. Sexuelle Belästigung, Mobbing, schlechte Arbeitsplanung und tiefe Löhne sind verbreitete Probleme. Die Ergebnisse der Umfrage externer Link bezüglich Mobbing und sexueller Belästigung sind erschreckend. 42 Prozent der Befragten gaben an, dass sie auf der Arbeit schon Opfer von Mobbing geworden sind. Und 27 Prozent haben sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Besonders schlimm: Nur knapp jede vierte Person, die Belästigung oder Mobbing ausgesetzt war, hat Unterstützung von ihrem Chef erhalten. Weitere Probleme:

    • Kurzfristige Arbeitsplanung: Besonders viel haben die Beschäftigten an der Arbeitsplanung und den Arbeitszeiten auszusetzen. Nur jede:r Dritte erhält die Arbeitsplanung immer zwei Wochen im Voraus, wie es vorgeschrieben ist. Ein Viertel erhält «manchmal» kurzfristiger die Einsätze, ganze 40 Prozent «meistens».
    • Pausen und freie Tage gestrichen: 65 Prozent der Befragten berichten, dass ihnen manchmal die Pausen oder sogar freie Tage gestrichen werden. Und rund drei Viertel werden wiederholt in ihrer Freizeit vom Chef kontaktiert.
    • Zu tiefe Löhne: Unzufrieden sind die Beschäftigten auch mit ihren Löhnen. 83 Prozent finden, dass ihr Lohn absolut zu tief ist oder dass sie für ihre Leistung mehr verdienen würden. Fast ein Drittel gibt an, dass nicht alle Arbeitsstunden bezahlt werden, während 22 Prozent dies nicht wissen oder nicht kontrollieren können.
    • Lohnungleichheit: Auch bei der Lohngleichheit gibt es ein Problem mit der Transparenz. Während 21 Prozent sagen, in ihrem Betrieb verdienten Frauen weniger als Männer, gibt eine Mehrheit von 56 Prozent an, dass sie dies nicht wisse oder nicht überprüfen könne…“ Unia-Meldung vom 17.05.2023 externer Link
  • Siehe das Manifest externer Link mit den Forderungen und mit zahlreichen Videos, welche die Alltagsprobleme im Gastgewerbe thematisieren externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=199574
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