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Der eigentliche Skandal bei der Oscar-Filmverleihung: „Stars“ unterlaufen den Streik der Hotelangestellten des Hotels Chateau Marmont
Bereits seit 2020 befinden sich die Hotelangestellten in der Auseinandersetzung mit dem Hotel für ihre Widereinstellung, wie sie in der (engl.) Petition der Gewerkschaft UNITE HERE Local 11 gegen die Massenentlassung beim Chateau Marmont schreiben: „Im März 2020 entließ das berühmte Chateau Marmont praktisch seine gesamte Belegschaft. Beschäftigte, die Jahrzehnte ihres Lebens dem Hotel gewidmet haben, wurden mitten in der Pandemie ohne Arbeitsplatzsicherheit oder bezahlbare Gesundheitsversorgung zurückgelassen. Als Reaktion darauf organisierten sich die Chateau-Beschäftigten erfolgreich, um ein bahnbrechendes städtisches Gesetz durchzusetzen, das sicherstellt, dass die Beschäftigten des Gastgewerbes nach Abklingen der Krise ohne Angst vor Bevorzugung oder Diskriminierung an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können. Viele der Hotelangestellten haben seitdem über die Missstände gesprochen, die sie bei ihrer Arbeit im Hotel erlebt haben, darunter Respektlosigkeit, Misshandlung und ein rassistisch geschichteter Arbeitsplatz …“ Siehe weitere Informationen zum Streik und dem Picket line-Skandal der Hollywood-Prominenz:
- „Die ‚antirassistische‘ Welt, auf die seit 2020 so oft verwiesen wird, ist ohne Klassenanalyse nicht zu erreichen… egal wie viele schwarze Filme Hollywood dreht“
„… Repräsentation ist nicht nur kein Sofortheilmittel gegen Rassismus, der Vorfall im Chateau Marmont selbst sowie das Schweigen darüber sind ein deutliches Beispiel dafür, wie ‚Repräsentationspolitik‘ von einer wirklich emanzipatorischen Politik ablenken kann. Es zeigt, dass die ‚antirassistische‘ Welt, auf die seit 2020 so oft verwiesen wird, ohne Klassenanalyse nicht zu erreichen ist, egal wie viele schwarze Filme Hollywood dreht. Die Episode zeigt auch, wie viele Menschen sich gerne der Sprache der Vielfalt, der Inklusion und des Antirassismus bedienen – von A-Promis bis hin zu aufstrebenden ‚Influencer-Aktivist:innen‘ -, selbst wenn die Auswirkungen am Ende nicht der kollektiven Befreiung, sondern dem persönlichen Ehrgeiz dienen. (…) Doch ein Blick über den Tellerrand der Aktivist-Influencer-Matrix hinaus zeigt, dass es nicht nur schlechte Nachrichten gibt. Abseits der schwarzen Hashtags und der künstlich erzeugten Empörung des Online-#Aktivismus haben wir eine Rückkehr zur gewerkschaftlichen Organisation an der Basis erlebt, die erste Ergebnisse gezeitigt hat. Diese Woche stimmten die Amazon-Beschäftigten von Staten Island über Vorschläge zur Gründung der ersten Amazon-Gewerkschaft in den USA ab, die lange Zeit von Gründer Jeff Bezos abgelehnt wurden. Mit dem ehemaligen Amazon-Mitarbeiter Chris Smalls an der Spitze ist es ihnen trotz aller Widrigkeiten gelungen, an eine Tradition kollektiver Aktionen anzuknüpfen, um sich gegen kurze Pausen und hohe Verletzungsraten zu wehren – etwas, das der überwiegend aus ethnischen Minderheiten bestehenden Belegschaft sehr zugute kommen wird. (…) Wo bleibt unsere Solidarität mit den Arbeitern im Chateau Marmont? Warum kann nicht ein Bruchteil der Aufmerksamkeit, die wir den Prominenten widmen, für die Demonstranten aufgewendet werden? Ich bin mir sicher, dass, um es mit den Worten von Cedric Johnson zu sagen, „jede Bewegung, die sich nicht mit wirtschaftlicher Ungleichheit befasst, in erster Linie als Theater und nicht als Strategie dient“. Robin Kelley, Professor für amerikanische Geschichte, hat den „Aufstieg einer schwarzen politischen Klasse beschrieben, die als Juniorpartner in autoritären Regierungsformen dient“. Eine Schule des Antirassismus, die die Sichtbarkeit dieser Figuren als Beweis dafür anführt, dass die Dinge „besser werden“, ist Teil des Problems, nicht der Lösung…“ Ein Artikel vom Emma Dabiri am 5. April 2022 im Guardian : „Jay-Z and Beyoncé crossing a picket line to party shows how shallow celebrity activism really is” - Der eigentliche Skandal bei der Oscar-Verleihung war, als Prominente eine Streikpostenkette übertraten
„Während die Welt auf die Auseinandersetzung zwischen Filmstar Will Smith und dem Komiker Chris Rock bei der 94. Oscar-Verleihung am Sonntagabend reagierte, braute sich eine andere Oscar-Kontroverse zusammen – eine Kontroverse, die sich um die Kämpfe der Hotelangestellten in einem Hotel dreht, das die Hollywood-Elite bedient. Im Anschluss an die Preisverleihung in Los Angeles veranstaltete der Rapper Jay-Z eine Party im Hotel Chateau Marmont, in dem die Beschäftigten der Gewerkschaft UNITE HERE Local 11 seit Februar 2021 einen Boykott anführen, dem Hotel wird sexuelle Übergriffigkeit, rassistische Diskriminierung und Gewerkschaftsfeindlichkeit vorgeworfen werden. Der milliardenschwere Hip-Hop-Mogul weigerte sich, auf die Forderungen der Gewerkschaft einzugehen, den Boykott zu respektieren und seine Party an einen anderen Ort zu verlegen. ‚Wir hatten gehofft, dass Jay-Z das Richtige tun und seine Party verlegen würde. Er hatte jede Gelegenheit, dies zu tun. Aber er hat deutlich gemacht, auf welcher Seite er steht. Er stand nicht auf der Seite der Arbeiter, der schwarzen Frauen und der Gerechtigkeit für die arbeitenden Menschen‘, sagte Kurt Petersen, Co-Präsident von UNITE HERE Local 11.“
„Etwa 75 Hotelangestellte und Verbündete aus der Gemeinde hielten während der ersten zwei Stunden der Party in der Nacht zum Sonntag, von 23 Uhr bis 1 Uhr, eine lebhafte Mahnwache vor dem Chateau ab, umgeben von einer starken Präsenz privater Sicherheitsleute und der Polizei. Verschiedenen Berichten zufolge nahmen unter anderem folgende Prominente trotz des öffentlichkeitswirksamen Gewerkschaftsboykotts an der Party teil: Rosario Dawson, Janelle Monáe, Zoë Kravitz, Timothée Chalamet, Michael B. Jordan, Rihanna, Emily Ratajkowski, Saweetie, Questlove, Daniel Kaluuya, Tiffany Haddish, Tyler Perry, Mindy Kaling, Jon Hamm, DJ Khaled und Kim Kardashian.‘ (…) ‚Es ist enttäuschend und frustrierend, dass Jay-Z, Michael B. Jordan, Rihanna, DJ Khaled, Zoë Kravitz und andere Hollywood-Eliten sich entschieden haben, ihre Party und ihren Ruhm über echte Menschen zu stellen‘, sagte Keisha Banks, ehemalige Veranstaltungsdame im Chateau Marmont. Für sie mag es nur eine Party sein, aber hier geht es um den Lebensunterhalt der Menschen‘. Viele der Prominenten wurden in den sozialen Medien heftig dafür kritisiert, dass sie die Streikpostenkette überschritten und ‚Streikbrecher‘ waren, darunter Dawson und Ratajkowski, deren progressive Politik und Unterstützung für den demokratischen Sozialisten Senator Bernie Sanders (I-Vt.) bekannt ist. (…) Mehrere Prominente haben den Chateau-Boykott unterstützt und blieben der Party fern, darunter Gabrielle Union, Issa Rae, Jane Fonda, Tom Morello, Adam McKay, Samira Wiley, Spike Lee, Robin Thede, Alfonso Cuarón, Amanda Seyfried, Steven Van Zandt, Ashley Nicole Black, Sarah Silverman, Martin Sheen und Edie Falco. Während der Dreharbeiten zu seinem Oscar-nominierten Film Being the Ricardos im vergangenen April sagte Drehbuchautor und Regisseur Aaron Sorkin einen geplanten Dreh im Chateau in letzter Minute ab, nachdem er von dem Boykott erfahren hatte. Aaron Sorkin, die Besetzung und die Crew von Being the Ricardos stehen in Solidarität mit der Belegschaft des Chateau Marmont“, sagte Produzent Todd Black damals. ‚Die Geschichte muss von denen erzählt werden, die nicht hineingegangen sind, von denen, die uns beigestanden haben‘, erklärte Peterson und wies darauf hin, dass viele Autos, die zur Oscar-Verleihung kamen, umdrehten und abfuhren, nachdem sie auf die Streikposten gestoßen waren. Er fügte hinzu, dass auch mehrere Hollywood-Gewerkschaften den Streik unterstützt haben, darunter die Teamsters, die Writers Guild of America-West, die SAG-AFTRA und die IATSE. Die SAG-AFTRA reagierte nicht auf eine Anfrage zu ihren hochrangigen Mitgliedern, die Jay-Zs Party im Chateau besuchten. (…) Der Eigentümer des Chateau, der berühmte Hotelier André Balazs, wurde von mehreren Angestellten beschuldigt, sie misshandelt und sexuell belästigt zu haben, was er jedoch bestreitet. Schwarze und lateinamerikanische Angestellte haben auch Manager der Diskriminierung und der Verwendung rassistischer Beleidigungen beschuldigt. (…) Anfang 2020 begannen die Beschäftigten des Chateau, sich bei UNITE HERE Local 11 zu organisieren, in der Hoffnung, eine Gewerkschaft zu gründen, um die Kultur des Hotels zum Besseren zu verändern.“ (engl.) Artikel von Jeff am 30. März 2022 in In These Times - „… Der Boykott fordert Chateau Marmont auf, sich zu verpflichten, die langjährige Betriebszugehörigkeit seiner Mitarbeiter:innen zu respektieren, indem es sie gemäß ihrer gesetzlichen Rechte wieder einstellt und dafür sorgt, dass sich alle Mitarbeiter:innen – unabhängig von Hautfarbe, ihrem Geschlecht oder ihrer Herkunft – mit Würde und Respekt behandelt fühlen.“ Das schreibt die Gewerkschaft UNITE HERE Local 11 am 28. März 2022 in einer Stellungnahme (engl.) mit vielen tollen Fotos. Siehe auch UNITE HERE Local 11 auf Twitter
- Siehe auch auf Twitter, Facebook und Instagram: #BoycottChateauMarmont