Alternativer Geschäftsbericht Deutsche Bahn 2020/21: Für ein 100 Milliarden-Euro Klima-Bahn-Programm

Netzwerk „Bahn für alle“ Die Bahn-Oberen – und hier vorneweg Personalvorstand Martin Seiler – behaupten, dass es eine „Beschäf- tigungsoffensive“ geben würde. Dies ist ein ebenso inflationär gebrauchter wie in die Irre führender Begriff. Vergleicht man die Beschäftigten im produktiven Bahnbereich 2021 mit dem Niveau von 2000, so werden Unterbeschäftigung und Arbeitsverdichtung dokumentiert (S.23). Immerhin wurden seither die Leistungen deutlich gesteigert. Vor allem ist deutlich: Es gibt keine langfristig ausgelegte Politik zur Beschäftigungs- sicherung und zur qualifizierten Ausbildung. Es dominieren kurzatmige Aktionen, die zudem die Corparate Identity beschädigen. Noch zwei Tage vor Kriegsbeginn sagte Seiler im „Handelsblatt“, man werde jetzt „Oberleitungsbauer aus der Ukraine“ anwerben (S.25).“ Punkt 5. „Ein miserabler Arbeitgeber“ aus „18 Thesen – anstelle einer Zusammenfassung“ von Dr. Winfried Wolf externer Link (Bürgerbahn statt Börsenbahn und Bahn für Alle) bei der Klimabahn-Initiative, siehe den Alternativen Geschäftsbericht und weitere Informationen:

  • Alternativer Geschäftsbericht Deutsche Bahn 2020/21 externer Link (80 Seiten) und Inhaltsverzeichnis externer Link bei der Klimabahn-Initiative
  • Pressekonferenz am 30. März 2022 zur Vorstellung des „Alternativen Geschäftsberichts Deutsche Bahn 2021″ als Video bei der GDL externer Link
  • Für ein 100 Milliarden-Euro Klima-Bahn-Programm anstelle des 100 Milliarden-Euro-Rüstungswahn-Programms
    „… Auf der Zugfahrt von Berlin in den Westen hörte ich Durchsagen in einer mir nicht bekannten Sprache. Kein genuscheltes Deutsch. Kein Schulenglisch oder „Denglisch“. Nein – man spricht jetzt in einigen Deutsche-Bahn-ICE ukrainisch. Mit ukrainischen Durchsagen zu den nächsten Halte-Bahnhöfen, zu Umsteigemöglichkeiten und zur Freifahrt von Geflüchteten. Und ich dachte mir: „Die schaffen das“. Diese Deutsche Bahn AG KANN kundenfreundlich sein. Und binnen weniger Tage sich eine dritte Sprache bei den Durchsagen zulegen. Das wünschte man sich doch auch in allen Service-Angelegenheiten, eine wirklich umfassende Fahrgastfreundlichkeit.
    Die Deutsche Bahn hat auch binnen 72 Stunden nach Kriegsbeginn erklärt: Alle Flüchtlinge mit ukrainischen Ausweispapieren haben freie Fahrt in den ICE-Zügen aus Polen nach Deutschland. Die DB hat dafür „zusätzlich benötigte Beförderungskapazitäten“ mobilisiert. Teilweise gibt es jetzt – natürlich zeitlich begrenzt – durchgehende Ost-West-Verbindungen, und eine enge Zusammenarbeit mit den östlichen Nachbar-Staatsbahnen, all das, wie es das mal vor 30 Jahren gab, was die Bahn längst einstellte und wo wir es sind, die seit Jahren die Wiedereinführung einer solchen länderübergreifenden Kooperation fordern. Auch hier steht das in krassem Kontrast zum sonstigen Verhalten der Bahn in Sachen Geflüchteter.
    Meine Schwester ist in Ravensburg aktiv für Geflüchtete. Immer wieder berichtet sie, dass Flüchtlinge in Asylangelegenheiten von Ravensburg nach Karlsruhe zum Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) mit der Bahn fahren müssen. Das Landratsamt Ravensburg bestätigt in solchen Fällen auf dem Papier, dass die Fahrtkosten übernommen werden. Doch im Zug akzeptieren die Zugbegleiter das bloße Papier des Landratsamtes nicht als Fahrausweis – oder: sie dürfen das nicht akzeptieren. Dafür hätte das Landratsamt „echte“ Fahrkarten zur Verfügung stellen müssen. Die betreffenden Geflüchteten werden dann vielfach als Schwarzfahrer registriert. Sie erhalten kurze Zeit später ein Schreiben der DB mit der Höhe der zu bezahlenden Strafe. Die Betreffenden verstehen den Inhalt der Schreiben nicht oder sie können den abverlangten Betrag nicht bezahlen. Das hat dann oft gravierende Folgen. Einige der betroffenen Flüchtlinge landeten sogar im Gefängnis und gelten dann als vorbestraft. Was dann wiederum die Gefahr einer Abschiebung erhöht. Wir bedanken uns also bei der Deutschen Bahn AG für das Entgegenkommen in Sachen Flüchtlinge aus der Ukraine! Doch wir fordern von derselben Deutschen Bahn AG grundsätzlich Solidarität mit allen Geflüchteten und entsprechende großzügige, unbürokratische Lösungen. (…)
    Auch hier – angesichts der Misere der Deutschen Bahn AG – haben wir Fragen und Vorschläge, die sich aus dem Klimanotstand und aus dem Ukraine-Krieg herleiten lassen: Wo bleibt das umfassende Programm für eine Bürgerbahn, eine Flächenbahn, für eine KLIMA-Bahn? Warum haben seit dem 1. Januar 2020 125.000 Bundeswehrangehörige freie Fahrt mit der Deutschen Bahn AG – wenn gleichzeitig die BahnCard50 und die BahnCard 100 unverschämt überteuert sind? Warum gibt es jetzt nicht ein Sofortprogramm zur Reform des Ticketings – der gesamten Tarifgestaltung – bei der Deutschen Bahn mit deutlich niedrigeren Preisen für die Mobilitätskarten BC50 und BC100? Warum gibt es nicht wie jetzt neu in Österreich ein flächendeckendes Jahres-Klimaticket, das Gültigkeit hat auf der Schiene und bei allen öffentlichen Verkehrsmitteln? Und warum werden jetzt nicht sofort die zerstörerischen Betonprojekte bei der Bahn eingestellt – allen voran Stuttgart 21, mit dem ja für 10 und mehr Milliarden Euro die Kapazitäten im Schienenverkehr abgebaut werden? (…)
    Notwendig ist ein Spitzenpersonal, das die Bahn liebt und das Schienenverkehr lebt. Notwendig ist ein umfassendes Umsteuern: Weg von der Beton-Bahn! Hin zu einer Klimabahn! Dafür muss ein Sofortprogramm aufgelegt werden – Wir brauchen keine 100 Milliarden zusätzlich für Rüstung und Bundeswehr – zumal das Militär der größte Klimatreiber der Welt ist! Was wir benötigen ist ein 100-Milliarden-Euro-Sofortprogramm für eine Klimabahn und für den öffentlichen Verkehr…“ Aus der Rede von Winfried Wolf bei der 604. Montagsdemo gegen Stuttgart 21 am 14. März 2022 externer Link dokumentiert bei der Klimabahn-Initiative
  • Und speziell zu S21:
    • „Stuttgart21 wird am fehlenden Brandschutz scheitern“
      Das ist die mit vielen Argumenten und Belegen untermauerte, auf der Pressekonferenz vorgetragene These von Dieter Reicherter, Vorsitzender Richter am Landgericht a.D. und Sprecher des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 – bei Kopfbahnhof 21 externer Link kompakt zusammengefasst.
    • Einen guten Überblick über das ganze S21-Drama bietet der Text „Der vierfache S21.Bankrott“ externer Link von SÖS (Stuttgart-ökogisch-sozial).
  • Siehe zuletzt zum Alternativen Bericht 2020/21: Wenn der Rubel rollt, statt der Züge: Keine Gehaltserhöhungen für Bahnvorstand bei mangelhafter Leistung! Wir wollen unsere Bahn zurück!
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=199283
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