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Missmanagement bei der Schweizer Pflegeorganisation Spitex MBS führt zu Kündigungen und Protesten

24-Stunden-Betreuer*innen in Österreich: „Wir wollen nur ein paar Rechte“„Diverse Missstände und fehlende Wertschätzung haben dazu geführt, dass in den letzten zwei Jahren rund 30 Pflegende die Spitex MBS (Michelsamt, Büron, Schlierbach – Kanton Luzern) verlassen haben. Die Mehrheit der Mitarbeitenden hat nun die Unia Zentralschweiz mandatiert, die dringenden Probleme in ihrem Betrieb zu lösen. (…) Eine gute Pflege ist bei der Spitex MBS nicht mehr möglich. Denn es fehlen die fachlichen Austauschmöglichkeiten und es werden den Pflegenden Aufgaben zugeteilt, die ausserhalb ihrer Kompetenzen liegen. Hinzu kommt eine Führungskultur, die auf Misstrauen und Druck basiert, die Mitarbeitenden sprechen gar von einem Klima der Angst. (…) Weiter berichten die Mitarbeitenden, dass sie ihre Anfahrtswege zu den Pflegebedürftigen nicht an die Arbeitszeit anrechnen können. Aufgrund der mangelhaften Einsatzplanung häufen die Mitarbeitenden zudem unverschuldet Minusstunden an. (…) Die Unia Zentralschweiz ruft die Bevölkerung der Gemeinden Beromünster, Rickenbach, Büron und Schlierbach auf, sich mit den Mitabeiter:innen der Spitex MBS zu solidarisieren und die Petition auf der Strasse zu unterzeichnen…“ Unia-Pressemitteilung vom 22. März 2022 externer Link, siehe weitere Informationen:

  • Jetzt packen die Luzerner Spitex-Mitarbeiterinnen aus: «Die Chefinnen haben uns schikaniert» New
    „Im Februar hatte Spitex-Pflegerin Tiziana Schmid genug: «Sucht euch einen anderen Trottel!» sagte sie und kündigte. Und sie ist nicht die einzige: In den letzten zwei Jahren haben fast 30 Pflegerinnen entnervt aufgegeben oder wurden entlassen. In einem Betrieb mit rund 40 Mitarbeitenden! Die Spitex MBS betreut im Auftrag der Luzerner Gemeinden Beromünster, Büron, Rickenbach und Schlierbach Pflegebedürftige zu Hause. Im Gespräch mit derzeitigen sowie ehemaligen ­Mitarbeiterinnen wird rasch klar, weshalb so viele den Betrieb verlassen haben. Tiziana Schmid sagt: «Die Chefinnen behandeln uns ohne jeden Respekt.» (…) Im vergangenen Mai wandten sich [die Spitex-Frauen] an die Unia. Die überzeugte die Spitex-Führung und die vier Gemeinden von einem gemeinsamen Treffen. Es endete ohne Ergebnis. (…) Delegierte der Mitarbeitenden an dem Treffen waren Martina Sidler und Selina Bolliger. Wenige Wochen später legt die Chefin Sidler eine Änderungskündigung vor: Ihr Pensum soll von 80 auf 60 Prozent reduziert werden. Und die Fachfrau Gesundheit solle fortan zweimal pro Woche die Büros der Spitex putzen, als Teil ihrer Arbeit. Offiziell soll beides dazu dienen, ihre Minusstunden abzubauen. Aber für Sidler ist klar: «Das war Schikane. Die wollten mich los werden.» Sie unterschrieb nicht. Ende April 2022 endet ihr Arbeitsverhältnis. Roberto Lotz von der Unia Zentralschweiz: «Eine Delegierte so unter Druck zu setzen ist inakzeptabel!» Die Spitex-Chefin sieht darin kein Problem: «Eine Fachfrau Gesundheit kann auch einmal beauftragt werden, Aufgaben der Hauswirtschaft zu übernehmen.» Eine Änderungskündigung kassiert auch Conny G. Im Mai 2020 steigt sie in der Spitex MBS als Leiterin Administration ein. Nach einem halben Jahr wurde sie befördert, bekam eine Lohnerhöhung. «Dann habe ich angefangen, einige Sachen zu hinterfragen.» Worauf die Änderungskündigung erfolgt: Fortan sollte sie die Buchhaltung erledigen, ohne Kaderfunktion – und dazu noch weniger Lohn erhalten, als sie ursprünglich hatte. Sie lehnte ab. Jetzt wehren sich die Spitex-Frauen mit einer Petition (…). Und das tut gut, sagt Pflegerin Selina Bolliger: «Die Treffen mit der Unia haben uns zusammengeschweisst!»“ Artikel von Christian Egg vom 1. April 2022 in der Unia-Zeitung Work externer Link
  • »Klima der Angst«. Miserable Zustände bei Schweizer Pflegeorganisation ruft Gewerkschaft auf den Plan
    „Auch in der Schweiz sind katastrophale Zustände in der Pflege Thema. Exemplarisch steht dafür die Pflegeorganisation Spitex MBS aus dem Kanton Luzern (Spitex – spitalexterne Hilfe und Pflege, jW). Die Probleme reichen dabei bis ins Jahr 2018 zurück. Damals fusionierten die Einrichtungen an den Standorten Michelsamt, Büron und Schlierbach zum jetzigen Unternehmen, während die Zustände kontinuierlich schlimmer wurden. Neben einer fehlenden Arbeitsorganisation, unbezahlten Überstunden und der Übertragung von Aufgaben, die nicht in die Kompetenz der Pflegekräfte fallen, spricht die Gewerkschaft Unia in einer Mitteilung vom Dienstag von einem »Klima der Angst«. (…) An den Patienten der Stiftung geht die miserable Behandlung der Pflegekräfte nicht spurlos vorbei. In einem Brief vom 2. Februar 2022, der jW vorliegt, berichtet eine Patientin von »enormer Unruhe« unter den Beschäftigten. Seit 2001 ist sie Patientin der Spitex, seit der Fusion sei immer wieder »von Schikane und sogar Mobbing« die Rede. Die Unia hat nun mit den Beschäftigten eine Petition für die dringend gebotene Verbesserung der Arbeitsbedingungen gestartet. Geschäftsleitung und Trägergemeinden werden dazu angehalten, in einen offenen und fairen Dialog zu treten. Und schließlich wird auch die Bevölkerung der betroffenen Ortschaften aufgerufen, sich mit den Beschäftigten zu solidarisieren. Ob es bei der Unterschriftensammlung bleibt, hängt von der Reaktion der Gegenseite ab, erklärte eine Unia-Sprecherin gegenüber jW. Den Erfahrungen nach sei diese alles andere als gewillt, einen Kompromiss einzugehen. Sollte es notwendig sein, würden bald weitere Aktionen folgen.“ Artikel von Elisa Nowak in der jungen Welt vom 23. März 2022 externer Link
  • Siehe auch den informativen Artikel von Livia Fischer vom 23.03.2022 in der Luzerner Zeitung online externer Link: Unia Zentralschweiz lanciert Petition für bessere Arbeitsbedingungen – Spitex und betroffene Luzerner Gemeinden weisen Vorwürfe zurück
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=199058
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