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Gleiches Geld für alle: Wie teuer ist die Theaterfamilie? Ein paar Schlaglichter auf Versuche emanzipatorischer Arbeit am Theater
„Die Idee eines Einheitslohns am Theater, die besonders in den späten 60er und 70er Jahren in der BRD als Praxis der auszudiskutierenden Gagenangleichung betrieben wurde und die vereinzelt in den 90er Jahren wieder auftauchte – prominent etwa 1999 an der Berliner Schaubühne mit Thomas Ostermeier und Kolleg*innen -, ist vor allem ein Phänomen der (öffentlich finanzierten) Theaterhäuser mit festem Ensemble. Sie zielt auf eine gerechtere Verteilung durchaus nennenswerter vorhandener Honorarbudgets. Nicht zum Selbstzweck, sondern im Rahmen des Versuchs einer Demokratisierung der gesamten Arbeitsbeziehungen im Theater sowie der Institution selbst. Das heißt, die noch kaum erforschten Annäherungen an einen Theatereinheitslohn gehören untrennbar zur bis heute immer noch zu oft als gescheitert erzählten Geschichte der Mitbestimmung, Politisierung und inneren Umgestaltung der westdeutschen Stadt- und Staatstheater nach 1945, in Teilen auch der ost- sowie später gesamtdeutschen…“ Artikel von Anna Volkland vom 4. Februar 2022 in neues Deutschland online , siehe mehr daraus zur Geschichte und einen weiteren zur Berliner Volksbühne aktuell:
- Nichts als Lässigkeit: Den vagen Äußerungen über einen Einheitslohn an der Berliner Volksbühne folgen keine Taten
„Ein Gespenst geht um im Feuilleton, das Gespenst des Einheitslohns. Allerdings kommt das Gespenstische nicht so sehr vom vermeintlich rebellischen Volksbühnenintendanten René Pollesch oder einem Theaterkollektiv, das endlich an den bürgerlichen Grundfesten der Theaterwelt rütteln und dieser gefährlich werden und gar seine Angstfantasien befeuern würde. Nein, das Gespenstische kommt von der großen Leere, die einem entgegenstarrt, sobald die Frage nach dem Einheitslohn von hilflos mit der Kollektivbehauptung ringenden Journalist*innen gestellt wird. (…) Das Kollektiv »Staub zu Glitzer« teilt auf Anfrage mit: »Die Erarbeitung eines egalitären Entlohnungsmodells gehört zum Kern unserer Forderungen und war somit mehrfach Thema in Gesprächen.« Weiter heißt es von Seiten der ehemaligen Besetzer*innen und Aktivist*innen: »Wir baten bereits in der Vorbereitungszeit darum, den neuen Geschäftsführer eine Summe ermitteln zu lassen, die als Ausgangspunkt für eine öffentliche Debatte dienen kann. Es gab von Seiten der Volksbühne jedoch keine Bereitschaft, dieses Thema zu vertiefen.« Aus der Pressestelle der Volksbühne wiederum heißt es auf Nachfrage des »nd« vielsagend, die Idee des Einheitslohns sei weit weniger gediehen, als man vermuten würde. Derzeit seien die Gagenverhältnisse wohl mit den allgemeinen Verhältnissen an Bühnen in öffentlicher Hand vergleichbar. Grundsätzlich reiche die Spanne in allen Bereichen bei bzw. über dem gesetzlich verpflichtenden Mindestlohn bis zu frei verhandelten (Spitzen-)Gagen. Generelle Verhandlungen über einen Einheitslohn mit den Mitarbeitenden gebe es nicht. Die Idee ist am Haus, also außerhalb der Träume und Interviewstatements des Intendanten, gar nicht gediehen, lässt sich daraus ableiten. Alles nicht neu und auch nicht schlimmer als anderswo, würde nicht die ganze Zeit mit Begriffen der emanzipatorischen Linken, Einheitslohn und Sozialismus, herumgewedelt und auf Brecht oder gar Rosa Luxemburg Bezug genommen werden, um sie dann einfach als jeder revolutionären Forderung entleerte Wachsfiguren zahnlos, verheißungsvoll zu Waren des Theorie- und Kunstmarktes zusammengeschrumpft, wie Werbetafeln in der Luft herumhängen zu lassen. Die Abwesenheit von verbindlichen Strukturen, wie Plena, emanzipatorischer Lohngestaltung, Maßnahmen zur Kompensation von ungleich verteilter Sorgearbeit, Abstimmungen, offenen Räumen für die Selbstorganisierung stadtpolitischer Initiativen, Streikender und linker Gruppen oder regelmäßige Mitarbeiter*innengremien über die ohnehin betriebsrechtlich vorgeschriebenen Versammlungen hinaus wird als antiautoritäre Lässigkeit verkauft…“ Kommentar von Luise Meier vom 4. Februar 2022 in neues Deutschland online - Weiter aus dem Artikel von Anna Volkland vom 4. Februar 2022 in neues Deutschland online : „(…) Anders als heute, wo seit ein paar Jahren das »Ensemble-Netzwerk« als selbstorganisierte Bewegung Theaterschaffender für höhere Einstiegsgagen und weniger erniedrigende Arbeitsbedingungen kämpft, war die Frage der Bezahlung und Arbeitsverträge in den späten 60er Jahren nicht der Ausgangspunkt der Diskussionen. Primär ging es den vor allem jüngeren, sich als links verstehenden Theaterschaffenden der damaligen BRD um die Bewusstmachung des Sinns der eigenen Arbeit: Zu welchem Zweck und für welches Publikum, für welche Gegenwart und welche zu erhoffende Zukunft produzierte man Theater? Welche Hierarchien, Herrschafts-, Unterdrückungs- und Entfremdungsverhältnisse wirkten in der eigenen Arbeit fort? Und wie wäre die gesamtgesellschaftlich geforderte Demokratisierung auf die eigenen Arbeitsstrukturen konkret übertragbar? Es musste, sollte, wollte alles gemeinsam diskutiert und entschieden werden, gemeinsam gelernt, geirrt und aufs Neue versucht. (…) Tatsächlich scheint auch heute noch die Sehnsucht zu existieren, verbindliche, ernst gemeinte Arbeitsbeziehungen im Theaterbereich herzustellen, eine selbst gewählte »Theaterfamilie« zu finden, in der sich aufgrund jahrelanger Kenntnis und gemeinsam durchgestandener Krisen und Konflikte eine belastbare Arbeitsbasis entwickelt, die auf gegenseitigem Respekt und Anerkennung beruhen kann – nicht auf Macht und Angst. De facto aber ist die Abhängigkeit der künstlerisch Beschäftigten von deren Leiter*innen – und mögen sie auch noch so freundlich wirken – heute größer denn je. Die »Kolleg*innen« im künstlerischen Bereich sind dank des tariflich vereinbarten »Normalvertrags Bühne« regulär befristet angestellt oder werden lediglich als Gast für einen bestimmten Auftrag (Regie, Bühne, Text etc.) bezahlt. Der viel beschworene Ensemblegedanke funktioniert heute vor allem durch das Ensemble-Netzwerk, das die von Haus zu Haus, von Team zu Team oder von Arbeit zu Arbeitslosigkeit bzw. Auftragsakquirierungsphase wechselnden Solo-Künstler*innen erinnert: »You are not alone!« Das Gagengefälle zwischen Intendant oder Intendantin sowie wenigen »Stars« einerseits und andererseits den vielen prekär Beschäftigten, die sich eigentlich als deren für die Theaterarbeit mitverantwortliche Kolleg*innen verstehen sollten, ist inzwischen gewaltig.“