Betriebsrat gegen Amazon in Bad Hersfeld: Abmahnung wegen Antisemitismusvorwurf muss aus der Akte entfernt werden

Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e. V. für Antisemitismus„Amazon ist bekannt dafür, neben Waren allerlei Tricks auf Lager zu haben, um gegen Betriebsräte und Gewerkschaften vorzugehen. Diesmal hat das Unternehmen versucht, den Ruf eines Beschäftigten mit dem Vorwurf des Antisemitismus zu beschädigen. Anis Zitoun arbeitet seit 19 Jahren als Packer bei Amazon. Er ist langjähriges Betriebsratsmitglied, Schwerbehindertenvertreter und bekannter Verdianer am Standort in Bad Hersfeld. Im Sommer letzten Jahres erhielt er eine Abmahnung mit dem Vorwurf, sich antisemitisch geäußert zu haben. (…) Das zeigt, dass es dem Unternehmen wahrscheinlich nicht um den Kampf gegen Antisemitismus im Betrieb ging, sondern vielmehr darum, ein engagiertes Betriebsratsmitglied kurz vor der in diesem Jahr anstehenden Betriebsratswahl in ein schlechtes Licht zu rücken. Dem berechtigen Kampf gegen Antisemitismus im Betrieb ist mit solch einem Vorgehen kein Gefallen getan. Zum Glück schloss sich das Arbeitsgericht dem US-Unternehmen nicht an. Bei Redaktionsschluss lag das rechtskräftige Urteil noch nicht schriftlich vor. Nach unseren Informationen erhielt Anis Zitoun jedoch Recht und die Abmahnung muss entfernt werden.“ Artikel von Violetta Bock aus der Soz Nr. 02/2022 externer Link – siehe dazu:

  • Wer kämpft, kann gewinnen: Amazon zieht Abmahnung von aktivem Gewerkschafter zurück New
    Ein alter Spruch lautet: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ Manchmal geht er aber noch weiter: „Wer kämpft, kann gewinnen!“ Auf Anis Zitoun trifft das zu. Der aktive ver.di-Vertrauensmann, Schwerbehindertenvertreter und Betriebsrat bei Amazon in Bad Hersfeld, der seit rund 20 Jahren in dem Unternehmen ist, war Mitte 2021 abgemahnt worden. Eine Managerin unterstellte ihm, in einem privaten Gespräch mit anderen Kollegen antisemitische Äußerungen getan zu haben. Anis wies das entschieden zurück, und auch seine Gesprächspartner erklärten vor dem Arbeitsgericht Fulda, dass es die angeblichen Äußerungen nie gegeben habe. Die Richter entschieden daraufhin im Januar 2022, dass die Abmahnung aus der Personalakte entfernt werden müsse.
    Gewerkschaftssekretärin Mechthild Middeke erklärte damals: „Anis Zitoun ist ein langjährig aktiver ver.di-Vertrauensmann, für den Solidarität ein grundlegendes Prinzip ist. Eine antisemitische Haltung passt nicht zu ihm und ist auch nicht aufgefallen. Amazon hat offenkundig versucht einen engagierten Kollegen zu diskreditieren. Es ist ein Skandal, dass der Konzern dafür zu solch ungeheuerlichen Vorwürfen greift. Gut, dass Anis die Stärke hatte, dagegen vorzugehen.“
    Amazon kündigte zunächst an, das Urteil anfechten zu wollen. Nun jedoch die Kehrtwende: Kurz vor Weihnachten ließ das Unternehmen dem Kollegen mitteilen, dass man die Berufung zurückziehe. Die Abmahnung wurde inzwischen aus der Personalakte entfernt. Wir gratulieren Anis zu diesem Erfolg!Meldung vom 12. Januar 2023 bei ver.di Handel externer Link samt Hintergründen
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=197650
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