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Steigende Energiepreise sorgen für Unternehmenspleiten und Preisschock für griechische Verbraucher

Dossier

"make the rich pay for Covid19!" Wir danken den Industrial Workers of the World im deutschsprachigen Raum [IWW]Michalis Epitrapidis hat in einem dramatischen Appell unlängst auf die Lage der Gastronomie in Griechenland hingewiesen. Viele seiner Kollegen müssen ihre Geschäfte aufgeben, weil sie ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen könnten (…) Es ist das Zusammentreffen zweier Krisen, das die Situation für Gastronomen besonders brenzlig macht. Wegen der Pandemie und plötzlich angeordneter Lockdowns sind viele Lebensmittel verdorben und mussten entsorgt werden. Hinzu kamen strenge Maßnahmen wie Tests und schließlich die 2-G-Regel. Die Branche klagt über Umsatzeinbußen in der Größenordnung von achtzig Prozent. Viele Restaurants verzeichnen nur noch am Donnerstag oder Freitag bis zum Wochenende einen normalen Betrieb. (…) Gleichzeitig hat der halbstaatliche Energieriese Public Power Company (DEI) am gestrigen Freitag die Grundpreise für die Verbraucher erhöht. Die Kunden müssen nun verbrauchsunabhängig achtzig Prozent mehr für die Bereitstellung der elektrischen Energie bezahlen…“ Beitrag von Wassilis Aswestopoulos vom 04. Dezember 2021 in Telepolis externer Link, siehe dazu:

  • 3.092.300 arme Menschen in Griechenland New
    „Das Land befindet sich nach einer kurzen Erholung 2017-2019 in einer neuen humanitären Krise. 36,2% der Bevölkerung können sich keine ärztliche Untersuchung oder Behandlung leisten. 4,8% fehlen Grundnahrungsmittel. Schockierender Jahresbericht des Griechischen Netzwerks zur Bekämpfung der Armut. (…) Die Armut wird zu einem festen Bestandteil des Landes und zieht sich durch alle Altersgruppen: „Eines Tages, als ich kein Geld hatte, habe ich Hundefutter mit Milch gegessen.“ Man könnte alle 82 Seiten des Armutsberichts und 4 Stunden der gestrigen Präsentation in dem Zitat dieser Frau zusammenfassen. Sie gehört zu den Nutznießern der Beratungsstelle für Einsamkeit im Alter, zu den vielen Menschen, die ihre Erfahrungen mit dem Griechischen Netzwerk zur Armutsbekämpfung geteilt haben, das gestern seinen vierten Jahresbericht vorstellte, und die auch vor Kinderarmut warnen, denn fast jedes vierte Kind lebt in einem armutsgefährdeten Haushalt. (…) Wenn man die Ergebnisse der gründlichen Recherchen des Netzes in einer Reihe von Referenzquellen und auch vor Ort durch die Erfahrungen von 24 Bürgerorganisationen, die auf die entsprechenden Fragebögen geantwortet haben, in wenigen Zeilen zusammenfassen würde, käme man zu zwei Schlussfolgerungen: Die Armut nimmt zu und vertieft sich, und wir stehen am Anfang einer humanitären Krise, die im Vergleich zu der Zeit der ersten Memoranda of Understanding verblasst. (…) Das Netzwerk unterstreicht, dass Griechenland auf der Ebene der Europäischen Union in allen Jahren von 2015 bis 2021 nach Bulgarien das Land mit den höchsten Quoten der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Bevölkerung ist (ebenso wie bei der materiellen Entbehrung). Die Forscher schlagen auch bei der Kinderarmut Alarm: Fast jedes vierte Kind lebt in einem armutsgefährdeten Haushalt und jedes dritte Kind ist von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. „Diese Zahlen zeigen, dass die Kinderarmut in Griechenland schwerwiegend ist, immer wieder auftritt und sich verschlimmert, und dass wir uns in einer viel schlechteren Lage befinden als der europäische Durchschnitt, wo eines von fünf Kindern in Armut lebt“, unterstreicht das Netzwerk. (…) Unser Land hat die höchste Langzeitarbeitslosenquote in der EU-27 (52,4 % aller Arbeitslosen im Jahr 2021), während junge Menschen unter 24 Jahren die niedrigste Beschäftigungs- und Arbeitsmarktbeteiligungsquote haben (13,45 % im Jahr 2021). Nach Angaben des Informationssystems ERGANI des Arbeitsministeriums zur Registrierung von Einstellungen und Entlassungen für den Zeitraum Januar bis Mai 2022 sind 35,36 % aller Einstellungen Teilzeitbeschäftigungen und 7,89 % Rotationsbeschäftigungen, während nur 56,75 % Vollzeitbeschäftigungen sind. „Die aktuellen Zahlen belegen, dass wir anlässlich der Pandemie auf die Dominanz von Teilzeitbeschäftigung und allgemein ‚flexiblen‘ Beschäftigungsformen zusteuern“, betont das Netzwerk. (…) Kurz gesagt, wie das Netzwerk erschreckend berichtet, „leidet die allgemeine gefährdete Bevölkerung Berichten zufolge unter Depressionen, Realitätsverlust, unwürdigem Leben, sozialer Ausgrenzung, geringerer Fürsorge für sich selbst, Vernachlässigung der Gesundheit, Unsicherheit, Ängsten und einem allgemeinen Rückgang des Konsums, der sich auch auf eine geringere Nutzung von Handys und Computern erstreckt“.“ Artikel von Dina Daskalopoulou vom 18. Oktober 2022 in Efsyn in der Übersetzung vom 22. Oktober 2022 von und bei der griechenlandsolidarität externer Link

  • Energiepreise: Immer mehr Griechen sitzen im Dunkeln 
    „Regierungspolitiker machen sich darüber lustig, dass Teile der Bevölkerung ihre Stromrechnung nicht mehr zahlen können: „Die Zeit der Zechprellerei ist vorbei“, kommentierte am Mittwoch in der Vormittagssendung der staatlichen Rundfunkanstalt ERT Vasilis Oikonomou, Parlamentarier der Nea Dimokratia, die Tatsache, dass wegen der exorbitanten Elektrizitätspreise nun mehr als 20.000 Stromkunden der Zugang zum Stromnetz abgedreht wird. Rund 6.000 Verbraucher stehen bereits im Dunkeln. Die weiteren Aussichten sind düster. Griechische Medien berichten, dass die Inflationsrate für April zehn Prozent übersteigen wird. (…) Verglichen mit dem Vorjahr sind die Zahlen derjenigen, die aufgrund der Unfähigkeit, die Rechnung zu begleichen, ohne Strom auskommen müssen, mehr als doppelt so hoch. Im Zusammenhang mit Oikonomou ist interessant, dass steigende Schulden für seine Partei offenbar kein Problem darstellen. Die Nea Dimokratia schuldet den Banken und Gläubigern eine dreistellige Millionensumme. Zum 31. Dezember 2020 waren es 343 Millionen Euro. Somit stiegen die Schulden in den ersten vier Jahren unter dem Vorsitz des aktuellen Premiers Kyriakos Mitsotakis um 118 Millionen Euro. Dies kam im öffentlichen Dialog ebenso zur Sprache wie die privaten Bankschulden von Oikonomou. Der hingegen verwies darauf, dass auch die Syriza und ihre Abgeordneten Schulden hätten. Zudem habe auch die Politik von Syriza zu den hohen Stromrechnungen beigetragen. (…) Tatsächlich ist die Preisbestimmung für Elektrizität zu 100 Prozent über den Energiespotmarkt zusammen mit weiteren „Liberalisierungen“ des Strommarkts das Werk sämtlicher seit 2010 in Athen regierenden Parteien. Die Verbraucher haben keine Kontrolle mehr über die Preise pro Kilowattstunde, weil die Aufschläge des Spotmarkts im Nachhinein, am Ende der Verbrauchsperiode berechnet werden. Maßgeblich ist für die Bestimmung des Strompreises für Verbraucher der Erdgaspreis. So hilft es nichts, dass andere Energieformen preiswerter sind. (…) Die Regulierungsbehörde überprüft seit Anfang April die Stromanbieter, da sie ihren Kunden keine vertraglich konstanten Tarife anbieten.“ Beitrag von Wassilis Aswestopoulos vom 1. Mai 2022 bei Telepolis externer Link
  • 50 Euro gegen den Frust. Der griechische Regierungschef Mitsotakis unter Druck. Eine Mini-Erhöhung des Mindestlohns soll helfen 
    „Der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis verkündete am Mittwoch, in der orthodoxen Karwoche, eine Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns von 663 Euro auf 713 Euro brutto. Damit möchte der Premier den wachsenden Unmut der Bevölkerung besänftigen. Die Erhöhung des Mindestlohns wirkt sich auch auf das Arbeitslosengeld von bisher 438 Euro aus, das rund 15 Prozent der registrierten Arbeitslosen erhalten. Halbtagsbeschäftigte erhalten analog 25 Euro mehr pro Monat. Mitsotakis rief die Arbeitgeber auf, selbsttätig auch die Löhne der höher entlohnten Angestellten anzupassen und diesen so ihre Anerkennung für die geleistete Arbeit zu bezeugen. (…) Während Mitsotakis jubelt, dass er so den „15. Monatslohn“ bescheren würde, sind sich Gewerkschaften und sämtliche Oppositionsparteien einig, dass die Erhöhung zu gering ist und zu spät kommt. Vor der Finanzkrise 2010 lag der Mindestlohn bei 751 Euro. Die nun angekündigte Lohnerhöhung gleicht die kriegsbedingt galoppierende Inflation nicht aus. Preistreiber sind hauptsächlich die Energiepreise, wegen derer Mitsotakis bei seinen europäischen Partnern um mehr Solidarität und ein gemeinsames Vorgehen, bislang erfolglos, appelliert. Besonders die Preise für Elektrizität erweisen sich für Mitsotakis als Zeitbombe. Deren Kopplung an den Spotmarkt und den Gaspreis hat die Stromrechnungen der Griechen vervielfacht. Es ist bezeichnend, dass sich e-Mobilität nun kaum noch lohnt. Der Premier hat diesbezüglich ein Ultimatum gestellt. Er bezeichnet die Inflation als „importiertes Problem“. Wenn es bis zum Gipfel im Mai (30.-31. Mai) innerhalb der EU kein gemeinsames effektives Vorgehen und keine Deckelung der Energiepreise gibt, will der bisherige EU-Fanatiker einen nationalen Alleingang starten. (…) Ebenso wie der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz ist auch sein Amtskollege Mitsotakis wegen der Ukraine unter Druck. Allerdings unter vollkommen konträrem Vorzeichen. Das monatliche Politbarometer von Public Issue besagt, dass im März 29 Prozent mit der Ukrainepolitik Zufriedene und 68 Prozent Unzufriedene nun zu 23 Prozent Zufriedenen und 74 Prozent Unzufriedenen wurden. (…)65 Prozent empfanden den Auftritt Selenskyjs im griechischen Parlament als schlecht oder sehr schlecht. 16 Prozent sahen den Präsidenten neutral und nur 11 Prozent fanden ihn gut. Die Beliebtheits- und Ablehnungswerte der Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Joe Biden und Wladimir Putin bewegen sich in der Umfrage auf gleichem Niveau…“ Beitrag von Wassilis Aswestopoulos vom 21. April 2022 bei Telepolis externer Link
  • Tödliche Energiearmut in Griechenland: Die Verteuerung von Strom und Heizung wird gefährlich 
    In Griechenland haben nach Angaben der Feuerwehr innerhalb eines Monats – vom 20. November bis zum 20. Dezember – 16 Menschen ihr Leben verloren, weil sie mutmaßlich beim Versuch, ihre Wohnung zu heizen, einen Brand ausgelöst haben. Allein am 20. Dezember starben vier Personen. Die jüngsten Opfer waren zwölf und dreizehn Jahre alt. Sie starben, weil die Holzöfen über Nacht einen Brand auslösten.
    Teure Heizung
    An kalten Tagen herrscht in Athen, in der Hafenstadt Piräus und in den anderen Großstädten ein gespenstisches Szenario. Verarmte Menschen versuchen mit allen möglichen und unmöglichen Mitteln ihre Wohnung zu heizen. Sie benutzen Holzöfen, aber auch Holzkohlegrills, um Wärme zu erzeugen. Die Luft in den Städten ist voll mit Rauch, Ruß und Feinstaub. Der Grund für diesen gefährlichen Trend ist unschwer in den steigenden Energiepreisen zu erkennen. Der Preis für Erdgas ist um beinahe 200 Prozent gestiegen. Die Regierung versucht, mit einem Hilfspaket entgegenzusteuern, das den Staatshaushalt bis zu zwei Milliarden Euro kosten wird. Die Hilfsgelder sollen bis zu vierzig Prozent der Preissteigerung beim Erdgas auffangen.
    Teurer Strom
    Noch dramatischer ist es um die Preise für Strom bestellt. Verbraucherverbände melden, dass sich Kunden über immens hohe Rechnungen beklagen. So sind Stromrechnungen für zwei Monate, die sich auf dem Niveau von 100 Euro bewegten, nun auf bis zu 300 Euro angestiegen. Für die alle vier Monate fälligen Abschlusszahlungen nach Messkontrolle sind Nachzahlungen von 300 bis 500 Euro keine Seltenheit. Die hohen Energiepreise treffen auch den Handel und die Industrie. Sie sorgen für erhebliche Preissteigerungen für Produkte. Linsen, die im Kilo 2020 für 1,10 Euro angeboten wurden, kosten nun 2,50 Euro. Fleisch wurde um bis zu 25 Prozent teurer. (…)
    Die Regierung versucht gegenzusteuern. Der staatliche Fernsehsender ERT gab über sein drittes Programm Energietipps an die Verbraucher. Um Heizkosten zu sparen, sollen sie an sonnigen Tagen die Gardinen aufziehen, um mehr Licht und Wärme in die Wohnung zu lassen. Wände sollen dagegen mit dicken Gardinen bedeckt werden. Teppiche sollen ausgelegt werden. Alte Tücher, kleine Teppiche oder ähnliches Material soll zur Abdichtung vor die Eingangstür gelegt werden. Es sind Ratschläge, die teilweise Sinn haben. Allerdings verstören sie viele Griechen, was sich in Kommentaren unter einschlägigen Onlineartikeln und in sozialen Medien manifestiert…“ Artikel von Wassilis Aswestopoulos vom 18. Januar 2022 in Telepolis externer Link
  • Griechenland: Droht die nächste Schuldenkrise? Im Schatten der Pandemie wachsen die Rückstände des Staates erneut auf Rekordhöhe 
    „… Die Regierung versucht mit Impfungen einen erneuten Lockdown zu verhindern. Sie kann ihn sich nämlich nicht leisten. Der Schuldenberg wächst, das Defizit im Staatshaushalt auch. Daher versucht Griechenland, in der Eurozone Verbündete für eine Aufweichung der des Stabilitäts- und Wachstumspakts zu finden. Thodoros Skylakakis, Vizeminister im Finanzministerium und zuständig für Staatsfinanzen, rechnete vor, dass die Pandemie dem Staat bis zum Sommer 2021 vierzig Milliarden Euro gekostet hat. Eine Summe, die gemäß jüngsten Angaben auf 45 Milliarden Euro angewachsen ist. Neben den Kosten der Pandemie muss der Staat auch die Schäden der verheerenden Waldbrände des Sommers bewältigen. Bewohner müssen entschädigt, die betroffenen Gebiete mit Maßnahmen gegen die nun drohende Überflutung gesichert werden. Skylakakis hat zudem staatliche Beihilfen für die gestiegenen Energiepreise angekündigt. (…) Zumindest für die Pflegekräfte im Gesundheitsdienst soll es aber noch vor Weihnachten eine Anerkennung für die geleisteten Dienste geben. Zudem werden Bezieher niedriger Renten, mit weniger als 7.200 Euro Jahreseinkommen, eine einmalige Beihilfe von 250 Euro erhalten…“ Beitrag von Wassilis Aswestopoulos vom 06. Dezember 2021 in Telepolis externer Link
  • Siehe auch vom April 2021: SOS auf dem Arbeitsmarkt: Lohnabhängige könnten die sozialen Auswirkungen der Pandemie noch lange spüren. Und das europaweit
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=195936
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