Von Black Lives Matter bis Gorillas: Rassismus, Kapitalismus und Befreiung. Was steht hinter den großen Bewegungen gegen Rassismus der letzten Jahre? Was hat Arbeit mit Rassismus zu tun?

"Migrants aren`t pushing down Wages - it`s your Boss". Kampagne der IWW in UKIn den letzten Jahren haben wir große antirassistische Mobilisierungen sehen können, allen voran die Revolte in den USA. Diese reiht sich in eine Welle von Massenprotesten ein, die seit Ende 2018 in aller Munde ist. Die Gelbwesten in Frankreich, Student:innen in Chile, Indigene in Ecuador, Proteste gegen den IWF in Haiti, andere in Hongkong, im Iran, im Irak, im Sudan und an vielen weiteren Orten. Die Quarantänen glätteten die Wogen – vorerst. Denn seit geraumer Zeit beobachten wir, dass sich die Welle wieder aufbäumt: In Myanmar und Südkorea, in Peru und Kolumbien sowie im Libanon. Zu einer Rebellion ist es in Deutschland bisher noch nicht gekommen. Doch demonstrierten hierzulande hunderttausende Kinder, Jugendliche und Arbeiter:innen für das Klima. Und als im Februar letzten Jahres in einer Nacht zehn migrantische Jugendliche in Hanau ermordet wurden, kam eine antirassistische Bewegung auf. Auf diese Empörung konnte sich bei der Ausweitung der von Minneapolis ausgehenden Demonstrationen gestützt werden. Zudem füllten sich die Straßen Stuttgarts und Frankfurts, weil die Erweiterung der polizeilichen Befugnisse unter dem inzwischen altbekannten Pandemievorwand zu mehr Polizeigewalt geführt hatte. Auch migrantisch geprägte Belegschaften wie in der Spargelernte, Lieferdiensten wie Gorillas und Tochterfirmen der Berliner Krankenhäuser zettelten Kämpfe an…“ Artikel von Inés In vom 13.11.2021 bei Klasse gegen Klasse externer Link und dessen zweiter Teil und nun dritter:

  • Von Black Lives Matter bis Gorillas: Rassismus, Kapitalismus und Befreiung III:  Warum sollten wir als Studierende die Arbeitskämpfe von migrantisch geprägten Belegschaften unterstützen? New
    In Teil I dieser Artikelreihe ging es darum, inwiefern Rassismus und Ausbeutung miteinander zusammenhängen. Teil II beantwortete die Frage, in welche historischen Verhältnisse er verwurzelt bleibt: Die des auf Kolonialismus angewiesenen Kapitalismus. Für unseren Antirassismus bedeutet diese Verstrickung zwischen unserer Unterdrückung und der Ausbeutung des absoluten Großteils der Menschheit, dass wir uns gemeinsam mit all jenen organisieren müssen, die dem Ganzen seine Grundlage entziehen können und wollen: den Arbeiter:innen. Ein gutes Beispiel für eine solche Organisierung ist der Arbeitskampf der bei Gorillas beschäftigten Rider:innen. (…) Wir müssen ein Bündnis von Unterdrückten und Arbeiter:innen herstellen und von der Defensive zur Offensive zu übergehen. Nur so werden wir perspektivisch die Kraft aufbauen können, die dieses System stürzen kann und will. Nur so wird dem Kapitalismus ein Ende gesetzt und damit die Grundlage für unsere vollkommene Befreiung geschaffen werden können. (…) Um das Feuer, welches die Arbeiter:innen von Gorillas mitten ins Herz des en voguen Start-Up-Kapitalismus gelegt haben zu einem Großbrand zu machen, welches sowohl den Gorillas CEO als auch klassische Sektoren des Kapitals erfasst, braucht es gemeinsame Aktionen, von Rider:innen, Arbeiter:innen der Krankenhäuser, Supermärkte, Fabriken, etc. und auch von Studierenden, die an der Universität nicht außerhalb der Gesellschaft stehen, sondern mitten in einem Brennpunkt von Outsourcing und Prekarisierung…“ Artikel von Inés In vom 14.11.2021 bei Klasse gegeb Klasse externer Link (Teil 3)
  • Woher kommt Rassismus und wie drückt er sich heute aus? Was können wir tun, um ihn zu bekämpfen?
    In Teil I dieser Artikelreihe ging es um die Funktion, die Rassismus im Kapitalismus erfüllt: Er spaltet die Arbeiter:innenklasse und hält sie somit von gemeinsamer Organisierung ab. Aber Rassismus geht natürlich weit über das Ökonomische hinaus: Vom Zwischenmenschlichen, über Kinderbücher oder Bücher allgemein, bis hin zur Schulempfehlung – überall gibt es Rassismus. Historisch gesehen lässt sich die Entstehung des modernen Rassismus – also den, den wir heute kennen – auf die des Kapitalismus zurückdatieren. Dieser wiederum war auf den Kolonialismus angewiesen, um sich zu entwickeln. (…) Rassismus ist also nicht die Ursache für Kolonialismus, sondern andersherum. Noch einmal: Die Versklavung von Menschen hat nicht stattgefunden, weil Leute rassistisch waren. Stattdessen wurden rassistische Logiken herangezogen, um sie zu legitimieren. (…) Jetzt gibt es sie und Kolonialismus zumindest formell nicht mehr, Rassismus aber immer noch. In Deutschland wurde er benutzt, um beispielsweise die Bedingungen zu begründen, unter denen Gastarbeiter:innen hier gelebt und gearbeitet haben. So wurden diese von weiß-deutschen Arbeiter:innen ferngehalten, damit sie sich nicht zusammen organisieren. Das passiert heute immer noch. Migrant:innen verdienen nicht nur weniger und Rassismus zeigt sich wie gesagt nicht nur im Betrieb, sondern zum Beispiel auch auf dem Wohnungsmarkt oder bei der Suche nach einem Kitaplatz. Zu glauben, dass andere irgendeines von diesen Grundrechten weniger verdienen, ist nicht nur rassistisch, sondern ermöglicht auch der Bourgeoisie, soziale Probleme vermeintlich zu rationalisieren und sicherzustellen, dass keine großen Bewegungen gegen soziale Ungleichheit, prekäre Arbeitsverhältnisse oder Kapitalismus an sich entstehen. (…) Es bedarf einer Revolution, weil kein Mittelweg zu finden ist. Schließlich schadet all das, was für die Bosse vorteilhaft ist, den Arbeiter:innen aktiv – und andersherum. Von Versöhnung kann nicht die Rede sein, wenn die Devise ist: Entweder leben wir in ihrer oder in unserer Welt. Wenn wir in unserer leben wollen, müssen wir uns dafür organisieren – zusammen. Als Migrant:innen mit weißen Deutschen und als weiße Deutsche mit Migrant:innen, denn andernfalls hat keine:r von uns eine Chance gegen dieses System. Dabei sind natürlich nicht alle gemeint – sondern die, die wir im Kapitalismus ausgebeutet werden. Tun wir es nicht, kann es zwar dazu kommen, dass einzelne Forderungen erfüllt werden. Es könnte ein Wahlrecht für alle hier Lebenden erkämpft werden, unabhängig davon, welche Nationalität in ihrem Pass steht und wie lange sie schon in Deutschland sind. Das Recht, sich in diesem Land und auf diesem Kontinent, frei zu bewegen. Das auf Wohnraum, auf Asyl. Uneingeschränkter Zugang Bildung. Die Erlaubnis, zu arbeiten. Vielleicht. Teilweise werden nicht mal so elementare Sachen wie ein Abschiebungsstopp durchgesetzt. Denn in jedem Bundesland wird abgeschoben – sogar in denen mit einer rot-rot-grünen Regierung wie Berlin. Aber es steht außer Frage, dass niemals all das wahr werden wird, ohne das Problem an der Wurzel zu packen, an der kapitalistischen Produktionsweise. Dasselbe gilt für weiße, deutsche Arbeiter:innen. Wenn sie sich nicht mit den unterdrückten Teilen der Klasse zusammenschließen, werden sie nur für sich selbst und damit nur für einige beschäftigte Sektoren kämpfen und in Kauf nehmen, dass andere weiterhin, wenn nicht sogar noch brutaler, ausgebeutet werden…“ Artikel von Inés In vom 13.11.2021 bei Klasse gegeb Klasse externer Link (Teil 2)
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