[Buch und Lesereise] Spuren der Arbeit – Geschichten von Jobs und Widerstand
„Die Hälfte unserer Wachzeit verbringen wir bei der Arbeit. Unsere Lebensjahre sind mit Geschichten über die Arbeit verwoben, die am Esstisch, im Pausenraum und in Bars erzählt werden. Doch diese Geschichten werden selten gedruckt, untersucht oder so gesehen, wie sie es sein sollten: als Teil dessen, was Arbeiter*innen tun, um ihre Stellung im Kapitalismus zu verstehen und zu verändern. Spuren der Arbeit bietet einen seltenen Blick auf das Leben und die sozialen Beziehungen im Büro, an der Kasse, im Krankenhaus, der Fabrik und in anderen Arbeitsbereichen. Die Texte sind überwiegend Recomposition entnommen, einem Online-Projekt radikaler Arbeiter*innen, und wurden von Organizer*innen aus einer Handvoll Länder verfasst. Darin teilen sie ihre Erfahrungen rund um die Probleme bei der Arbeit und wie sie mit ihnen umgingen. Diese wurden ergänzt um Geschichten aus dem deutschsprachigen Raum und einem Interview über die Entwicklung des Projektes und seinen Einfluss auf die Industrial Workers of the World (IWW) und die Arbeiter*innenbewegung…“ Verlag Die Buchmacherei zum von Mark Richter, Levke Asyr, Ada Amhang und Scott Nikolas Nappalos herausgegebenen Buch. Siehe Infos zum Buch und der internationalen Lesereise dazu sowie als Leseprobe den Beitrag „Sogar meine Träume haben in diesen Tagen Szenen, die mit der Arbeit zu tun haben“ von Lou Rinaldi samt Inhaltsverzeichnis – wir danken dem Verlag!
- Geschichten des Klassenkampfes. Ein Bericht über die Lesung zum Buch „Spuren der Arbeit“
„In Kooperation mit der Ortsgruppe Halle der Freien Arbeiter*innen-Union (FAU) organisierte die IWW (Industrial Workers of the World) eine Lesung zum Buch „Spuren der Arbeit. Geschichten von Jobs und Widerstand“ in der Volksbühne am Kaulenberg. In dem Buch erzählen keine professionellen Schriftsteller*innen, sondern Arbeiter*innen über ihre Erfahrungen rund um die Probleme bei der Arbeit und wie sie mit ihnen umgehen. Die Texte sind überwiegend dem Blog Recomposition entnommen, einem Online-Projekt des IWW mit radikalen Arbeiter*innen, und wurden von Organizer*innen aus einer Handvoll Länder verfasst…“ Bericht von Hauke Heidenreich am 14.06 2022 beim Transitagazin - Das Buch „Spuren der Arbeit – Geschichten von Jobs und Widerstand“ (14,00 € / 260 Seiten / ISBN 978-3-9823317-1-3) – Infos und Bestellung beim Verlag Die Buchmacherei
- Internationale Lesereise ab 25. November 2021
Es ist das erste deutschsprachige Buch über die aktuellen Industrial Workers of the World (IWW). In diesem Buch bringen sie erstmalig Debatten und Arbeitsplatzgeschichten aus Nordamerika, Großbritannien und dem deutschsprachigen Raum zusammen. Und veranstalten eine Lesereise zum Buch. Ab 25. November startet die internationale Lesereise durch die Schweiz und Deutschland (Österreich ist noch in Planung). In insgesamt 13 Veranstaltungen werden die Herausgeber*innen von Kiel bis Berlin und Jena nach Bern, Solothurn und Zürich über die Geschichten im Buch und eigene Erfahrungen berichten. Darin werden Verbindungslinien der Herrschaftstechniken aus dem englischsprachigen Raum und ihren Widerstandsformen auf beiden Seiten des Atlantiks deutlich. Siehe Infos zur Lesereise bei den Industrial Workers of the World - „Sogar meine Träume haben in diesen Tagen Szenen, die mit der Arbeit zu tun haben“
„… Ich habe diesen Traum oder andere ähnliche Träume schon seit einigen Jahren. Als ich jünger war, hatte ich bei meinen anderen Jobs nie wirklich Träume über die Arbeit, aber jetzt arbeite ich seit drei Jahren im selben Restaurant und sie erscheinen mir regelmäßig. Ich habe diesen Traum ausgewählt, um ihn zu beschreiben, weil er der Extremste ist, den ich je hatte. Es lässt mich ein wenig verrückt erscheinen und jetzt wird sich niemand mehr mit mir anlegen wollen, wahrscheinlich weil ich eindeutig total verrückt bin. Aber im Ernst, nach Träumen über die Arbeit stelle ich ernsthaft die Legitimität meiner Arbeit in Frage. Warum ist das so? Ich spreche aus eigener Erfahrung: Ich hatte noch nie einen positiven Traum, der mit der Arbeit zu tun hatte. In meinen Träumen, die sich auf die Arbeit beziehen, werde ich immer gescholten oder angegriffen. Sie sind immer phantastisch, unrealistisch, übertrieben, aber in ihnen steckt ein Kern von Wahrheit. Mein Unbewusstes nimmt die sehr reale Entfremdung auf, die ich jeden Tag bei der Arbeit fühle, und spinnt sie weiter. Das Ergebnis ist oft ein sehr schlechter Schlaf, und das macht mir Angst. Ich pendle mit dem Bus zur Arbeit. Alles in allem dauert mein Arbeitsweg 40 Minuten, eine Richtung. Ich betrachte das als einen Teil meiner Arbeitszeit, da es meine Reproduktion als Arbeiter beeinträchtigt. Jetzt sind ganze Nächte im Wesentlichen gestört – ich arbeite im Schlaf und werde nicht einmal dafür bezahlt. Ein ganz neuer Aspekt des Diebstahls meiner Reproduktion ist gerade in mein Leben getreten…“ Artikel von Lou Rinaldi aus dem Buch