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Autozulieferer GKN schliesst Florentiner Werk und setzt 450 Familien auf die Strasse – nun besetzt für Eigenproduktion
Dossier
“GKN, ein britisches multinationales Unternehmen, das Achswellen für mehrere Automobilhersteller produziert, hat heute Freitag, den 9. Juli 2021 die Arbeiter*innen über die sofortige Schliessung des Standorts Campi Bisenzio in der Provinz Florenz informiert. 450 Arbeiter*innen verlieren somit von einem Tag auf den anderen ihren Job. Die Kommunikation über die Betriebsschliessung erfolgte über eine interne E-Mail an die Arbeiter*innen; die Öffentlichkeit konnte in einem Facebook-Post der Metallarbeiter*innengewerkschaft FIOM darüber lesen. (…) Die Massenentlassung bei GKN ist ein weiterer Fall von Kündigungen, die unmittelbar nach Abschluss der Vereinbarung zwischen Regierung, Gewerkschaften und Unternehmensverband Confindustria Ende Juni 2021 erfolgt...” Aus dem Beitrag von Maurizio Coppola vom 9.7.2021 – wir danken! Siehe den Volltext ganz unten und weitere Informationen zur nachfolgenden Fabrikbesetzung und Selbstorganisierung:
- Fliegen oder abstürzen: Die Zukunft der Genossenschaft Gff wird am 17. November entschieden durch die Region mit ihrem Vorverkaufsrecht
- Fliegen oder abstürzen
„Am 12. und 13. Oktober 2024 trafen sich in Campi Bisenzio bei Florenz in der exGKN Fabrik Unterstützer*innen, die in den letzten Monaten Genossenschaftsanteile für die von den Kollegen gegründete Genossenschaft Gff gezeichnet haben. Die Genossenschaft will Photovoltaikanlagen und Lastenräder herstellen. Wir dokumentieren ihre Schlusserklärung und fügen eine Zusammenfassung des Businessplans der Genossenschaft an.
Fliegen oder abstürzen. Die Frist endet am 15. November 2024. Haltet euch bereit für den 17. November!…“ Meldung bei labournet.tv - Im „Update besetzte GKN Fabrik“ von labournet.tv am 7.11. per e-mail heißt es zu der Frist erläuternd: „… Ob die Produktion aufgenommen werden kann hängt jedoch nicht nur vom Geld ab, sondern vor allem davon, dass die Genossenschaft Gff die Fabrik und das Fabrikgelände nutzen kann. Ein Gesetz aus den 1970er Jahren schreibt vor, dass die Region ein Vorverkaufsrecht für geschlossene Fabriken hat. Die Arbeiter*innen fordern von der Region, dieses Vorverkaufsrecht zu nutzen, das Gelände zu kaufen und es der Genossenschaft zu vermieten, damit sie die Produktion aufnehmen kann. Obwohl die Arbeiter*innen formal immer noch beschäftigt sind und Anrecht auf ihren Lohn haben, hat das Unternehmen seit dem 1. Januar 2024 die Löhne nicht ausgezahlt. Deshalb soll die Region ein Konsortium einsetzen, das die ausstehenden Löhne auszahlt und diese Ausgaben von der Kaufsumme abzieht, wenn es dem Unternehmen das Fabrikgelände und die Anlagen abkauft. Die Genossenschaft hat die Politik aufgefordert, bis zum 15. November 2024 mit den Verhandlungen zur konkreten Umsetzung zu beginnen.“
- Fliegen oder abstürzen
- Nachhaltige Jobs statt Schließung – Jetzt brauchen wir dich – Jetzt spenden für ex-GKN! (Crowdfunding für Jobs For Future – Stichtag ist der 30.09.2024)
- Nachhaltige Jobs statt Schließung – Jetzt brauchen wir dich – Jetzt spenden für ex-GKN!
„Seit über drei Jahren kämpfen die Beschäftigten der Fabrik von GKN in Campi Bisenzio bei Florenz (Italien) gegen die Schließung ihrer Fabrik und für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Statt die Schließung des Werks hinzunehmen, haben die Kolleg*innen sich mit vielen verschiedenen Akteuren aus der Toskana verbündet. Mit tausenden Menschen fordern sie gemeinsam: Die demokratische Übernahme des Werks als Genossenschaft in der Hand der Beschäftigten. Gelingt es, die Fabrik erfolgreich zu demokratisieren und in Beschäftigtenhand weiterzuführen, schaffen wir ein historisches Beispiel für alle Kämpfe gegen aktuelle und drohende Schließungen. Sicherheit statt Arbeitslosigkeit, ist ein Konzept, das auch gegen den Rechtsruck in Europa helfen wird. In Zukunft sollen im ehemaligen Automobil-Achswerk von GKN Lastenräder und Photovoltaik-Module gebaut werden. Produkte, die im Gegensatz zur vorherigen Produktion nicht nur die Jobs in der Region sichern, sondern auch einen neuen Weg für Europas Industrie aufzeigen: Einen nachhaltigen, gemeinwohlorientierten Umbau der Produktion von unten. Schon jetzt produzieren die Kolleg*innen Lastenräder in kleinen Mengen auf Vorbestellung. Um jedoch mit der seriellen Herstellung beginnen und die Produktion von Photovoltaik-Modulen aufnehmen zu können, braucht ihre Genossenschaft unsere Hilfe. (…) Um die Fabrik zu übernehmen und die Produktion umzubauen, braucht die neue Genossenschaft GFF (ex:GKN For Future) ein Eigenkapital von 1 Million Euro. Dafür werden Anteile an der Genossenschaft verkauft. Die Stückelung beträgt 100 € und ab 500 € kann man Anteile zeichnen. Für alle Personen, die keine Genossenschaftsanteile kaufen wollen, sammeln wir zusätzlich in einem Crowdfunding Geld. Noch fehlen knapp 100.000 €, also nur noch 10 %. Der Stichtag ist der 30.09.2024. Schaffen wir das gemeinsam?…“ Flugblatt von KlimagewerkschafterInnen vom 11. September 2024- Siehe auch unser Dossier: Initiative Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter für Klimaschutz
- Spenden / Crowdfunding für Jobs For Future – 100.000 für die Genossenschaft GFF
„100.000 für die Genossenschaft GFF! Spendet jetzt bis zum 30.9.! Die Genossenschaft ex GKN FOR FUTURE (GFF) bei Florenz braucht jetzt dringend internationale Solidarität und eure Unterstützung. Warum? Die Arbeiter*innen kämpfen seit drei Jahren gegen die Schließung des Autozuliefererbetriebs GKN und ihre damit verbundene Kündigungen. Sie haben die Genossenschaft GFF gegründet, um den Betrieb zu übernehmen und die Produktion von Antriebswellen auf Lastenräder und Photovoltaik-Modulen umzustellen. Ziel: Bis zum 30.9. das Startkapital von 1 Million Euro zusammenbekommen. Es fehlen nur noch 100.000 Euro! Wir als internationale Soli-Gruppe sammeln bis zum 30.9. und kaufen damit die noch fehlenden Genossenschaftsanteile. Spendet jetzt, damit GFF ihr Ziel erreicht! Warum ist das auch für euch wichtig? GFF ist ein Beispiel, wie eine sozial-ökologische Transformation praktisch aussehen kann, bei der Arbeitsplätze geschaffen werden und eine ökologisch nachhaltige und gemeinwohlorientierte Produktion Einkommen der Beschäftigten sichert und eine lebenswerte Zukunft sichert. GFF ist DAS Beispiel für einen sozial-ökologischen Wandel von unten!“ Spendenkampagne organisiert von Kathy Ziegler bei gofundme.com
- Nachhaltige Jobs statt Schließung – Jetzt brauchen wir dich – Jetzt spenden für ex-GKN!
- Future für exGKN! Ex GKN for Future feierte seinen 3. Geburtstag und eine Delegation von mehr als 20 Menschen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich war dabei
„Nachdem der Gelenkwellenhersteller GKN vom Finanzfonds Melrose gekauft wurde, begann dieser sukzessive die Werke zu schließen. Erst wurde GKN Birmingham geschlossen und andere Fabriken der Luftfahrtindustrie. Dann wurde GKN Kaiserslautern dichtgemacht und im Frühjahr 2023 das GKN Werk in Zwickau*. Der Streik für einen Sozialtarifvertrag hatte die Schließung für Mitte 2026 zu Ergebnis.* Davor, schon im Juli 2021 wurde das Aus für das GKN Werk in Florenz verkündet.. Der Belegschaft wurde ihre Kündigung in einer e-Mail mittgeteilt. Doch schon am nächsten Morgen stürmte die Belegschaft die Tore und hält das Werk bis heute besetzt.
Am 12. Juli feierten die Kolleg:innen von exGKN for Future zusammen mit den Unterstützer:innen den dritten Geburtstag der Besetzung in der Mitte von Florenz.
Eine Delegation von mehr als 20 Menschen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich besuchten das Werk und anschließend das Fest und nahmen an der nächtlichen Demonstration in der Innenstadt des alt-ehrwürdigen historischen Florenz teil. „siamo tutti exGKN“. schallte es aus tausend Kehlen und immer wieder wurde die Hymne der Besetzter:innen angestimmt., die einige von uns auf der Fahrt schon eingeübt hatten. Bengalos beleuchteten die Nacht und die Transparente der Besetzer:innen: „Insorgiamo“ lasst uns aufstehen ist seit 3 Jahren der Schlachtruf.
Nachdem der Zug der Stadtverwaltung angekommen war, wurde nachdrücklich auf die Forderungen hingewiesen die die Belegschaft an die Regionalregierung gestellt hat: Florenz, bzw. die Regionalregierung Toskana soll das Werk für die 20 Millionen kaufen und der Genossenschaft sowie anderen ähnlich gelagerten Initiativen zur Verfügung stellen. Hintergrund ist ein Gesetz in Italien, das Unternehmen verpflichtet ein Re-Industrialisierungs-konzept vorzulegen, wenn sie Werke schließen und die Beschäftigten entlassen.
Weder Melrose noch der spätere Käufer Borgomeo haben ein Re-Industrialisierungskonzept vorgelegt. Aus diesem Grund sind auch die bisher ausgesprochenen Kündigungen von den Arbeitsgerichten für unwirksam erklärt worden.
Das Konzept des „Collectivo di Fabrica“ beinhaltet allerdings auch eine ’sozialintergrierte Fabrik‘ wo nicht nur zusammengearbeitet wird sonder in der auch gesellschaftlich gedacht und gehandelt wird, in der auch politischer und kultureller Austausch stattfindet.
Der ursprüngliche Plan der Belegschaft, der gemeinsam mit der Klimabewegung und Unterstützer:innen von der Universität in Pisa entwickelt wurde sah vor, die Produktion umzustellen: Statt Gelenkwellen für noch mehr PKWs herzustellen, sollten Teile für Fahrzeuge des öffentlichen Nahverkehrs produziert werden. Dies hätte vorausgesetzt dass eine Verkehrswende weg vom Individualverkehr politisch gewollt wäre.). Das war aber weder bei der jetzigen noch bei der vorherigen Regierung der Fall. (Öffentliche Bus Hersteller die die Gelenkwellen hätten gekauft hätten,gibt es leider nicht)
Den Besetzern, die bis heute weder Geld verdienen noch produzieren können, blieb nichts anderes übrig als nach Produkten zu schauen, die einerseits Umweltfreundlich und andererseits von den Metallarbeitern hergestellt werden können. Die Produkt-Ideen sind Lastenräder und Photovoltaikanlagen.
Die Lastenräder sind derzeit in der Erprobungsphase. Erst Anfang Juli startete eine Promo-Tour quer durch Deutschland mit der großes Interesse und auch ein höhere Anzahl von Anteilsscheinen für die Genossenschaft eingeworben werden konnte.
Die ersten praktischen Erfahrungen haben die Genoss:innen im Frühjahr eher unfreiwillig gemacht. Im April war ein Arbeiterliteraturfestival geplant. Die Kulturveranstaltungen in der Fabrik fanden bisher immer großes Interesse. Kurz vor dem Festival wurde die Stromversorgung für das ganze Werk gekappt. Das Festival musste an einen anderen Ort verlegt werden. Um allerdings Strom für die Besetzer im Werk zu haben wurden kurzfristig eine Photovoltaikanlage und dazugehörige Speicher organisiert und aufgestellt. Strom für das Licht für die ständigen Besetzergruppen sowie für den Betrieb der Bar ist also vorhanden. Wir selber konnten dort die Spezialitäten des Hauses ausprobieren: ein Aperitif Getränk, sowie ein selbstgebrautes Bier, das auf Straßenfesten zu Solipreisen verkauft wird*, mit dem zumindest ein gewisser Beitrag für den Lebensunterhalt der verbliebenen Belegschaft erwirtschaftet werden kann.
Kein Zweifel: die Lage des besetzten Betriebes ist prekär. Da die Kündigungen unwirksam sind, gibt es kein Arbeitslosengeld. „Besitzer“ jeder Couleur zahlen keinen Lohn. Deshalb musste ein Teil der Belegschaft, um die Familien über die Runden zu bringen andere Arbeit suchen. Die Genossenschaft jedoch steht. Und wer von denen, die bisher hier gearbeitet hatten, wieder einsteigen will, nachdem die Produktion angelaufen ist, wird vorrangig wieder eingestellt. Voraussetzung, um nötige Investitionen zu tätigen, ist ein Startkapital von eine Millionen Euro. Bisher sind über 850 Tausend Euro von Genossenschaftsanteilen gezeichnet. Es fehlen noch knapp 150 Tausend. Ein Genossenschaftsanteil beträgt 500 €. Diese Summe kann aber auch von Unterstützer:innengruppen zusammengelegt werden. Mit der Zeichnung fließt zunächst noch kein Geld erst wenn das Ziel erreicht ist werden die Summen abgerufen. (Das Risiko ist also überschaubar).
Die Metallgewerkschaft FIOM, in der viele Arbeiter:innen organisiert sind, ist zwar nicht unbedingt begeistert von der Genossenschaftsidee, gibt aber Rechtsschutz und die Prozesse sind ja bisher alle gewonnen worden
Stadtverwaltung und Regionalregierung stehen dem Projekt nicht feindlich gegenüber. Immerhin hat der Bürgermeister von Florenz die Zufahrtsstraße zum Werk auf 7,5 Tonnen begrenzt Um die teilweise noch original verpackten großen Werkzeugmaschinen abtransportieren zu können sind aber wesentlich größere LKWs erforderlich.
So gibt es durchaus Hoffnung, auf der Basis eines „Re-Industrialisierungsplanes“ den die Beschäftigten vorlegen, eine Produktion im Interesse der Gesellschaft und der Beschäftigten aufzunehmen. Insorgiamo! Et siamo tutti exGKN!“ Bericht von Hans Köbrich – wir danken!- * https://gkn.igm-zwickau.de/2023/05/18/so-geht-es-weiter-mit-der-gelenkwelle-mosel-sozialplan-und-interessenausgleich-stehen/
- **a uf dem Soli-Fest kostete das Bier 5 €. Trotzdem war die Schlange so lang, dass man mindestens eine halbe Stunde anstehen musste
- *** Eine zweite Tour startete am 19. August in Oldenburg, über Bremen, Oldendurf, Hamburg und endete in Buchholz in der Nordheide [siehe hier unten]
- Erneute Konversionstour von und für ex-GKN vom 19. bis 23. August 2024 nun in Norddeutschland
„Der Kampf der ex-GKN Arbeiter, die seit drei Jahren ihre Fabrik besetzt halten und für einen ökologischen Re-Industrialisierungsplan kämpfen, geht weiter. In Deutschland hat sich eine Solidaritätsgruppe zusammengefunden, die diesen Kampf seit Monaten unterstützt. GKN for Future Germany organisiert vom 19. bis 23. August eine Solidaritäts-Tour, um auf die Situation des Fabrikkollektivs und das politische Projekt dahinter aufmerksam zu machen: Arbeiter*innen in der Automobilindustrie sollen auch in Deutschland, anstatt Schließungen und Produktionsverlagerungen hinzunehmen, ihre Fabriken besetzten und für ihre Arbeitsplätze und einen ökologischen Umbau der Produktion kämpfen. Am besten in Zusammenarbeit mit der Klimabewegung. Termine:
19. August, 19h, Oldenburg, ALSO e.V., Donnerschweer Str. 55
20. August, 19h, Bremen, Kukoon am Rondell, Spielplatz am Südbad
21. August, 18h, Oldendorf-Himmelpforten, Brunkhorst’sches Haus
22. August, 19:30h, Hamburg, Centro Sociale, Sternstr. 2
23. August, 18h, Buchholz in der Nordheide, Rathauskantine, Rathausplatz 1
Lars Hirsekorn, Betriebsrat bei VW Braunschweig, informiert über den Stand der Dinge und zeigt unseren Videobericht aus der besetzten Fabrik Lasst uns aufstehen . Er wird einen Einblick in den aktuellen Stand der Dinge geben und erläutern, wie wir das ex-GKN Fabrikkollektiv konkret unterstützen können . Außerdem hat er ein Lastenrad dabei, das in der Fabrik hergestellt wird und für das er Vorbestellungen entgegennimmt. Kommt vorbei!“ Infos von und bei labournet.tv - Erste Berichte von der Feier zum dreijährigen Jubiläum der Besetzung der GKN-Fabrik bei Florenz und ein neuer Hoffnungsschimmer einer Ausnahmeregelung
- Arbeitskämpfe: Widerstand lohnt. Nach drei Jahren Kampf in der GKN-Fabrik kommt vielleicht der Wendepunkt
„Es gibt einen Hoffnungsschimmer für die Konkursverwaltung von QF, dem Unternehmen von Francesco Borgomeo, das die 140 ehemaligen GKN-Mitarbeiter, die noch für das Automobilzulieferunternehmen arbeiten, als Geiseln hält, ohne die Löhne zu zahlen. Dies teilten die Einheitsgewerkschaftsvertretung (RSU) und die Metallergewerkschaft (Fiom) von Florenz, Prato und Pistoia unter der Leitung von Stefano Angelini mit, der den Streit seit anderthalb Jahren Schritt für Schritt verfolgt. Bei der Vorstellung der Initiativen, die am Freitagabend auf der Piazza Poggi in Florenz anlässlich des dritten Jahrestages des Beginns des Arbeiterwiderstandes stattfanden, zogen RSU und Fiom Bilanz: »Seit einiger Zeit fordern wir die Regierung nachdrücklich auf, das Unternehmen einem Kommissar zu unterstellen, weil wir einen Ansprechpartner brauchen. Aus informellen Gesprächen mit dem Ministerium haben wir erfahren, dass man zu diesem Schritt bereit ist. Wenn dies tatsächlich der Fall ist, dann sollten wir keine Zeit verlieren und so schnell wie möglich handeln, denn die Arbeiter sind erschöpft.« Die Arbeiter und die Gewerkschaften fordern daher dringend ein politisches Eingreifen mit einer Ausnahmeregelung, da die Sonderverwaltung nur für Unternehmen mit mindestens 250 Beschäftigten vorgesehen ist, während im Werk Campi Bisenzio nur noch 140 Beschäftigte übriggeblieben sind. (…)
Wir erinnern daran, dass die Belegschaft bei unserem ersten Antrag auf Sonderverwaltung über dem gesetzlich vorgesehenen Schwellenwert lag. Außerdem kam der Antrag auf Konkursverwaltung nicht nur von uns, sondern auch von der Region Toskana, die eine einmalige Entschädigung in Höhe von 3000 Euro für die Arbeit zugesagt und gleichzeitig den Prozess für ein regionales Gesetz über industrielle Entwicklungskonsortien eingeleitet hat. Zusagen, die ohne einen Kommissar Gefahr laufen, zunichtegemacht zu werden.« (…) Vor einigen Tagen hat ein Gericht in Florenz die von Francesco Borgomeos Unternehmen QF eingelegte Berufung zurückgewiesen und das Urteil wegen gewerkschaftsfeindlichen Verhaltens vom 27. Dezember 2023 bestätigt. Die Richter hatten zum x-ten Mal die Entlassungen der 140 Beschäftigten, die noch bei QF arbeiten, aber seit sieben Monaten keine Gehälter mehr erhalten, aufgehoben und das Unternehmen dazu verpflichtet, das Gesetz 234/21 zur Reindustrialisierung des Produktionsstandorts zu befolgen. Darüber hinaus wurden bereits fünf Berufungen vor Gericht gewonnen, die QF zur Zahlung der Löhne verpflichten. Und es gibt Dutzende weitere, die auf ähnliche Urteile warten, denn niemand darf die Arbeiter im Stich lassen, indem er sie ohne Löhne oder Sozialleistungen zurücklässt.“ Artikel von Riccardo Chiari vom 14.07.2024 in ND online , der Text wurde »nd« zur Verfügung gestellt von der linken italienischen Tageszeitung »il manifesto«, Übersetzung: Cyrus Salimi-Asl - Besetzung der GKN-Fabrik: Feiern für den Widerstand
„Bei einer Veranstaltung zum dreijährigen Jubiläum der Besetzung der GKN-Fabrik bei Florenz geht es um Kampf und Wandel
Es war eine Initiative des Kampfes und keine Party, aber Tausende aus ganz Italien (und darüber hinaus) haben sich am Freitagabend bei der Veranstaltung »Wir hungern nach einer neuen Welt« auf der Piazza Poggi in Florenz vergnügt. Für die Arbeiter des Automobilzulieferers GKN war es das letzte Kapitel einer Mobilisierung, bei der sie nach und nach Räume in der Stadt eingenommen haben, um weiterhin sichtbar zu bleiben. Nachdem die Fabrik seit Anfang April im Dunkeln gelassen wurde, ist jetzt nur noch die Gewerkschaftsbesetzung mit Solarpaneelen beleuchtet, die dank des deutschen Solidaritätsnetzwerks angekommen sind. Um daran zu erinnern, dass »wir immer noch da sind«, haben sie den Platz unter dem Turm San Niccolò, Teil der Florentiner Stadtmauer, ausgewählt, den einige Arbeiter vor etwas mehr als einem Jahr »besetzt« hatten und dort sechs Tage ausharrten. (…) »Wir feiern ein weiteres Jahr des Widerstands«, greift Francesca Coin von der Bühne aus an. Die feministische Soziologin moderiert ein Gespräch über Arbeit, auf der Bühne sitzen der bekannte Filmschauspieler Valerio Mastandrea, der Schriftsteller Christian Raimo und Tiziana Di Biasio vom Fabrikkollektiv. »Kultur ist die Erzählung von der Welt, die wir für uns selbst machen«, fährt sie fort. Der Kampf der GKN-Arbeiter habe »eine neue Art von Gewerkschaftsarbeit« bekannt gemacht. »Ein Wort mit einem uralten Klang«, fügt Raimo hinzu, das nun aber »nach Zukunft schmeckt«. Di Biasio erzählt davon, was es bedeutet, eine Frau in einer Männerfabrik zu sein, von ihrem wütenden Widerstand auch gegen diejenigen, die sie – eine alleinstehende Partnerin mit Kindern – verlassen musste. (…)
Die Kampagne für Volksaktien – gestartet im Juli 2023, um eine Million Euro zusammenzubringen – ist bis zum 30. September verlängert worden (derzeitiger Stand: 850 000 Euro). Dies ist nur ein Teil des komplexen Mosaiks, das erforderlich ist, damit der Kampf des Fabrikkollektivs zum gewünschten Ergebnis führt. Ein anderer ist die Verabschiedung des Regionalgesetzes für staatliche Industriekonsortien, dessen Gesetzgebungsprozess Anfang Juli nach einer Reihe von Kampfaktionen begann: die Demonstration am 18. Mai, nach der die GKN-Arbeiter »nicht mehr nach Hause kamen«; das Zeltlager der Arbeiter in den Gärten der Region, das dann auf die Florentiner Piazza dell’Indipendenza verlegt wurde; der 13-tägige Hungerstreik; der langsame Marsch von San Miniato, der von den religiösen Gemeinschaften der Stadt organisiert wurde und mit einer Umarmung der kämpfenden Arbeiter endete. (…)
Inzwischen gibt es positive Gespräche zwischen der Region und dem Ministerium über die Einsetzung eines Kommissars. Am 16. Juli treffen sich die Ausschüsse für Entwicklung und Umwelt, um den entsprechenden Gesetzesentwurf 262 zu diskutieren. Damit die 140 verbliebenen Arbeiter über den Sommer kommen, hat die Region eine einmalige Beihilfe in Höhe von 3000 Euro bewilligt…“ Artikel von Silvia Giagnoni, Florenz, vom 14.07.2024 in ND online mit Fotos. Der Text wurde »nd« zur Verfügung gestellt von der linken italienischen Tageszeitung »il manifesto«, Übersetzung: Cyrus Salimi-Asl - Weitere Fotos gibt es bislang nur auf Insta sowie unter #Gkn oder #insorgiamo
- Besetzte GKN-Fabrik: inspirierend und einschüchternd zugleich
„Das dreijährige Bestehen der Fabrikbesetzung nahe Florenz zeigt eine beeindruckende kämpferische Attitüde (…) Es gibt viele Erklärungen dafür, dass die Fabrikbesetzung am Wochenende ihr dreijähriges Bestehen feiern konnte: Das Kollektiv genießt breiten Rückhalt in der Region, arbeitet intensiv mit sozialen Bewegungen zusammen und legt eine beeindruckende kämpferische Attitüde an den Tag. Doch über andere Faktoren sollte mehr gesprochen werden, denn sie kommen in der Erfolgserzählung oft zu kurz: Es geht um das historische Bewusstsein und die Beständigkeit des Kollektivs. Dieses gründete sich nicht erst als Reaktion auf die Massenentlassungen 2021, auch nicht in den Vorjahren, als sich eine Zuspitzung der Lage abzeichnete. Ein genaues Datum zu benennen fällt schwer, die offizielle Facebook-Seite »Collettivo Di Fabbrica – Lavoratori Gkn Firenze« besteht aber schon seit 2015. Wenn man den Arbeitern zuhört, dann erzählen sie von einer tiefen Verbundenheit mit vergangenen Kämpfen und Niederlagen: In den Räumlichkeiten hängt eine alte Fiat-Flagge, schließlich übernahm der Zulieferer GKN das Werk von dem Autohersteller. Und sie erzählen von dem Bedürfnis, sich unabhängig von bürokratischen Gewerkschaftsstrukturen zu organisieren, einfach, um über Probleme in der Fabrik reden zu können. Diese Aspekte trugen zu einem Gemeinschaftsgefühl bei, das über die Tore der Fabrik hinauswuchs: Als das Kollektiv noch nicht um das eigene Überleben rang, unterstützte es die Kämpfe anderer Belegschaften in der Region…“ Artikel von Anton Benz vom 14.07.2024 in ND online - Arbeiter for Future – Beschäftigte kämpfen um Arbeitsplätze und sinnvolle Produktion
„Die Arbeiter kämpfen um Kontrolle über die Produktion. Statt Abfindungen wollen sie ökologischen Umbau. Ein Modell für Transformationen von unten in Deutschland? Mit der Veranstaltung „Wir hungern nach einer neuen Welt“ auf der Piazza Poggi in Florenz machten die Arbeiter des GKN-Werks auf ihre Situation aufmerksam. Seit drei Jahren halten sie ihr Werk besetzt…“ Beitrag von Marcus Schwarzbach vom 17. Juli 2024 in Telepolis
- Arbeitskämpfe: Widerstand lohnt. Nach drei Jahren Kampf in der GKN-Fabrik kommt vielleicht der Wendepunkt
- Am 12. Juli wird der 3. Geburtstag der Besetzung durch exGKN-Kolleg:innen mit einem Festival gefeiert – vorher war die Konversionstour u.a. auch in Stuttgart
- Am 12.Juli ist in Campo Bisenzio ein Festival anlässlich des dritten Geburtstags der Besetzung – siehe alle Infos – eine Gruppe von etwa 30 Leuten aus Deutschland will da hinfahren und wird sicherlich berichten
- [Bericht aus Stuttgart] Genossenschaft ex-GKN for Future, Italien: Betrieb besetzt für eine neue Welt
„Es ist nicht irgendein Lastenrad, das rote Bike vom Collettivo di Fabbrica. Es ist von Arbeitern gebaut, die seit drei Jahren ihre Fabrik in Campi Bisenzio bei Florenz besetzt halten. Sie kämpfen nicht um Sozialpläne, sondern darum, ökologisch und sozial sinnvoll zu arbeiten. Beworben wurden das Collettivo und das Lastenrad vorige Woche in Stuttgart. (…) Die Linke hat den Abend in Stuttgart organisiert, rund 40 Leute sind gekommen, von jung bis alt. In ökosozialistischen Kreisen ist das Collettivo bekannt, weil es so beispielhaft ist und den Traum von einer verdammt nochmal besseren Welt realistischer erscheinen lässt. (…)
Vor etwa vier Wochen war Rosswog unten, um das Rad für die Deutschlandtour abzuholen. „Klar, die Euphorie von vor drei Jahren ist etwas abgeflacht, aber es sind immer noch 140 Leute auf dem Gelände, sie arbeiten, bewachen, diskutieren.“ Viele mussten andere Jobs annehmen, um die Familie zu ernähren, die Verbleibenden würden von Spenden leben. Dario Salvetti ist erschöpft nach drei Jahren Kampf, erzählt er im Gespräch mit Kontext. Der 40-jährige Betriebsrat war seit 2013 Montagearbeiter bei GKN, seit 2017 ist er Teil des Collettivo. „Aber vor allem bin ich, wie die anderen auch, sehr stolz, weil es uns innerhalb eines Entlassungsprozesses gelungen ist, einen Prozess der sozialen Würde und des Widerstands in Gang zu setzen, der bereits ein kleines Stück der italienischen Arbeiterbewegung darstellt.“ (…)
Im Mai fand am Gelände zum zweiten Mal ein Arbeiterliteratur-Festival statt. „Zwei, drei Tage vorher bekam ich einen Anruf: Unglaublich, die Stromversorgung wurde sabotiert“, erzählt Rosswog. Mit anderen Aktivist:innen besorgte er Solarpaneele, sie schafften es, dass die Teile binnen 24 Stunden in Campi Bisenzio waren, auch Notstromaggregate wurden herbeigeschafft. „Die Grundversorgung ist jetzt gesichert“, erzählt er und lacht. Solidarität ganz praktisch. Besser als Soli-Adressen ohne Folgen, wie er es in den vergangenen drei Jahren oft gerade aus deutschen Gewerkschaftskreisen erfahren hat. „Da passiert nicht viel. Nur von einem einzelnen IG-Metall-Landesverband, der IG Metall Berlin-Brandenburg, kommt was.“ Sonst bleibe es bei warmen Worten. Vielleicht, weil gerade gestandenen Gewerkschaften wie der großen IG Metall der Gedanke an Vergesellschaftung von Unternehmen mittlerweile eher unangenehm ist. Zwar steht die Forderung noch in ihrer Satzung, aber de facto ist sie Sozialpartner, konzentriert sich auf Tarifkämpfe.
Dafür ist die Solidarität für das Collettivo vor Ort umso größer: aus der Bevölkerung, den örtlichen Fußballclubs, der Kirche, dem Zivilschutz, autonomen Zentren. Aber auch politische Vertreter:innen, etwa die Gemeinde Campi Bisenzio, Wissenschaftler:innen und vor allem die Fridays for Future Italien sind dabei – für einen gemeinsamen Klima- und Klassenkampf. (…)
Ab Mai dieses Jahres zeltete er 35 Tage lang mit Kolleg:innen des Collettivo zuerst vor den Regionalbüros und dann auf der Piazza Indipendenza in Florenz. 13 Tage davon im Hungerstreik. Bis die Region Toskana finanzielle Mittel zur Unterstützung derer einführte, die regelmäßig beschäftigt sind, aber seit einem halben Jahr nicht entlohnt werden. Das hilft vielen Arbeitern, den Sommer zu überstehen, reicht aber nicht: Deshalb, heißt es aus dem Collettivo, müsse bald ein öffentliches Konsortium geschaffen werden, ein Zusammenschluss von selbstständig bleibenden Unternehmen, an dem Genossenschaften, aber auch Gemeinden, Regionen, Universitäten und Forschungszentren beteiligt sind, um krisengebeutelte Industriegebiete zu reaktivieren. Dieses soll dann das ehemalige GKN-Werk übernehmen und in Campi Bisenzio ein Zentrum für erneuerbare Energien und nachhaltige Mobilität schaffen. Vielleicht könne man dann im Herbst mit der Produktion und der Entlohnung starten. Der passende Gesetzesvorschlag für ein solches Konsortium liegt immerhin schon bei den zuständigen Kommissionen des toskanischen Regionalrats…“ Artikel von Franziska Mayr und Gesa von Leesen vom 03.07.2024 in Kontext:Wochenzeitung - GKN-Kolleg:innen auf Konversionstour
„Ende Juni soll sich entscheiden, wie es mit dem Plan eines selbstverwalteten Betriebs weitergeht (…) Die Kolleg:innen gaben aktuelle Informationen zum Stand der Auseinandersetzung, die sich zur Jahresmitte zweifellos zuspitzen wird:
– Per Gerichtsurteil sind die Entlassungen bis zum 30.6.24 außer Kraft gesetzt, die Kolleg:innen erhalten aber seit dem 1.Januar kein Arbeitslosengeld. Dadurch hat sich ihre Zahl auf im Moment etwa140 reduziert. Ehemalige Kollegen wollen aber nach der Rückeroberung wieder bei GKN arbeiten.
– Es soll eine Genossenschaft mit 1 Million Euro Anteilen gebildet werden, die die Fabrik übernehmen soll – zu Sonderkonditionen für die Ehemaligen, dazu kommen weitere Unterstützer:innen, Mehr als 800000 Euro sind bisher zusammengekommen. Einzelheiten zur Genossenschaftsbildung kann man auf den Mediaseiten von konversionstour.de nachlesen.
– Die Mitte-Links-Regierung der Toskana sollte durch einen Kredit von 30 Mio. Euro den Kauf der Fabrik mit ermöglichen. Es kam aber nicht zu einem Beschluss, dafür hat sie jetzt ein Gesetz im Regionalparlament vorgelegt. Um Druck auf die baldige Verabschiedung des Gesetzes zu erzeugen, sind mehrere Arbeiter am 3.Juni in einen Hungerstreik getreten, haben ihn aber nach 13 Tagen mit der Bereitschaft zur Wiederaufnahme abgebrochen.
– Durch einen Einbruch kurz vor dem 2. Arbeiterliteraturfestival in der Fabrik im April wurde die Stromversorgung zerstört. Mit Hilfe deutscher Unterstützer:innen des Festivals konnte aus Deutschland über Nacht eine Solaranlage herbeigeschafft, installiert und die Stromversorgung gesichert werden.
– In ganz Italien, aber auch in weiteren europäischen Ländern, haben sich Unterstützer:innenkomitees gebildet, die mit vielfältigen Aktionen ihre Solidarität ausdrücken. Dazu gehört auch www.konversionstour.de in Deutschland
– Ex-GKN Florenz ist inzwischen Mitglied des Netzwerks der rückeroberten Betriebe im Mittelmeerraum, wozu u.a. Vio.Me in Thessaloniki, Ri-Maflow und Officine Zero in Mailand und Rom, ScopTi nahe Marseille und CNT Spanien gehören. Sie planen im Oktober ihren vierten Kongress in Barcelona…“ Artikel von Manfred Neugroda in der Soz Nr. 07/2024 - Das Fabrikkollektiv ex-GKN am Scheideweg
„Die verbleibenden ex-GKN-Arbeiter*innen aus Florenz sind am 3. Juni 2024 in den Hungerstreik getreten. Ein verzweifeltes Mittel, um ihrer Forderung nach einem staatlichen Eingriff zugunsten einer sozial-ökologischen Konversion des ehemaligen Autozulieferers Nachdruck zu verleihen. (…) Im Folgenden berichten wir über die aktuelle Lage und analysieren auf Basis von sechs Interviews mit den Aktiven die Grenzen und Potenziale der Auseinandersetzung um die Zukunft der Fabrik anhand drei zentraler Akteure: dem Staat, den Gewerkschaften und Fridays For Future Italien (FFF). Abschließend fragen wir nach entscheidenden Hebeln für die Konversion der Fabrik und den Lehren, die wir für die Klimagerechtigkeitsbewegung und eine ökosozialistische Strategie ziehen können…“ Artikel von Caesar Anderegg , Lukas Ferrari , Moritz Frömel , Jan Caspar Lemke und Leon Switala in de Zeitschrift Luxemburg vom Juni 2024
- Konversionstour der Kolleg*innen vom Collettivo di Fabbrica in Florenz und Unterstützer*innen vom 12. bis 26. Juni 2024 von Wolfsburg nach Stuttgart
„Mit der Konversionstour wollen wir den Kampf der Kolleg*innen vom Collettivo di Fabbrica in Florenz unterstützen. Einerseits durch die Verbreitung des Kampfes bei Gesprächen und Veranstaltungen entlang der Tour und durch Sichtbarkeit im öffentlichen Raum und Social-Media. Andererseits wollen wir auch Vorbesetllungen für das Lastenrad sammeln, mit dem wir die Tour machen. Dazu können potenzielle Kund*innen das Rad live sehen und probefahren….“ Infos und Programm auf der Aktionsseite – jeden Abend werden sie in einer anderen Stadt auftreten und Nachrichten aus erster Hand liefern. Außerdem haben sie ein in der besetzten Fabrik hergestelltes Lastenrad dabei. Ihr könnt das Rad probefahren und eines bestellen. Siehe dazu auch:- Lastenrad aus besetzter Fabrik auf Deutschlandtour: Die Konversionstour für Collettivo di Fabbrica regte die Konversionsdebatte an
- Lastenrad aus besetzter Fabrik auf Deutschlandtour
„Die Arbeiter eines geschlossenen Autozulieferwerk bei Florenz produzieren nun Lastenräder in Eigenregie. So wollen sie ihre Arbeitsplätze retten (…)
Bislang konnte die Belegschaft die Kündigungen gerichtlich abwehren, auch wenn sie seit Jahresbeginn auf ihr Gehalt verzichten müssen. Ein Rechtsstreit klärt, wer in Zukunft über die Fabrik verfügen darf. In der Zwischenzeit produziert das Fabrikkollektiv die Lastenräder in einer Halle, die ihm ein solidarischer Pfarrer zur Verfügung stellt. 20 bis 30 Räder sollen bisher entstanden sein. Ein Prototyp steht an einem Donnerstagnachmittag Mitte Juni am Wolfsburger Hauptbahnhof. Und mit ihm: Tobi Rosswog. Der Mittdreißiger bezeichnet sich selbst als Dozent, Initiator, Autor und Aktivist. Auf seiner Website ist zu lesen, er führe ein »Leben zwischen Widerstand, Austausch und Utopie«. Die nächsten sieben Tage besteht dieses Leben aus einer Fahrradtour. Jeden Abend besucht er eine andere Stadt, informiert Interessierte über die Situation in Florenz, lässt sie das Lastenrad Probe fahren – und nimmt Vorbestellungen auf. Das Geld soll die weitere Anfertigung von Lastenrädern finanzieren, teilweise können damit auch Löhne ausgezahlt werden. Nach einer Woche lösen zwei Mitstreiter*innen Rosswog ab, die noch eine weitere Woche durch Deutschland touren. Was danach mit dem Rad passiert, steht noch nicht fest. (…) Das Lastenrad sieht er als Symbol für den Wandel der gesamten Automobilindustrie: weg vom Bau privater Straßenpanzer, hin zu einer Mobilitätsindustrie, die auch Fahrräder, Busse und Bahnen herstellt. Diese Umstellung nennt sich Konversion, und deshalb heißt die Fahrradtour »Konversionstour«. Passenderweise führt sie von Wolfsburg nach Stuttgart – von VW zu Mercedes-Benz. (…) Kurz nach 18:30 Uhr sitzen ungefähr 20 Menschen im gut gefüllten Raum. Schnell wird deutlich: Hirsekorn ist einer, der reden kann. Nicht geschliffen wie ein Politiker, sondern wie jemand, der sich mit den Kollegen an der Kolbenstangenfertigung genauso unterhalten kann wie mit dem Gewerkschaftsboss. Offenbar stört es ihn nicht, dass auf dem Bild des Beamers alle zwei Minuten eine Update-Meldung aufploppt. Routiniert erzählt er, welche Strahlkraft die Geschichte der widerständigen Belegschaft aus Italien auch in deutschen Fabriken entfaltet. Es sei eines der wenigen Themen, über die er sogar mit jenen Kollegen noch sprechen kann, bei denen die politischen Differenzen ansonsten zu groß seien. Trotzdem blickt er vorsichtig in die Zukunft: So entschlossen das Fabrikkollektiv auch sei, in der aktuellen Lage können die Arbeiter nur noch wenige Monate durchhalten, schätzt er. »Ich würde sagen, es muss diesen Sommer eine Entscheidung geben.« Zu sehr gingen die finanziellen Einbußen an die Substanz. Umso wichtiger ist die Unterstützung von außerhalb: Mehrere Teilnehmende kaufen an diesem Abend T-Shirts des Fabrikkollektivs, einer möchte einen Genossenschaftsanteil zeichnen und zum Schluss gibt es noch ein Soli-Foto für die Belegschaft in Florenz.
So ähnlich läuft es auch in den restlichen Städten ab, die Rosswog mit dem Rad besucht. Zwischen fünf und 50 Menschen seien zu den Veranstaltungen gekommen, teilt er mir am Ende seiner Tour mit. »Besonders freue ich mich darüber, wenn kämpferische Kolleg*innen und Betriebsräte nun die Menschen aus Florenz einladen möchten, um von ihrem Kampf zu lernen«, schreibt er. Und, ganz wichtig: »Das Lastenrad ist ja eigentlich kein Tourenrad, hat aber überzeugt.« Rund 25 Vorbestellungen seien bei ihm nach einer Woche eingegangen – für das Fahrrad, dass das Fabrikkollektiv retten soll…“ Reportage von Anton Benz vom 28.06.2024 in ND online mit mehreren Fotos - »Wer von Entscheidungen betroffen ist, muss mitwirken können«. Der Politikwissenschaftler Markus Wissen über die Umgestaltung der Automobilindustrie
„… Der Kampf des Collettivo di Fabbrica ist einer der derzeit wichtigsten sozial-ökologischen Konflikte überhaupt. Er hat eine große Symbolwirkung. Leider ist mit der rechten Regierung die politische Ausgangslage in Italien schlecht. Hinzu kommt, dass die Arbeitenden keine sogenannte strukturelle Macht haben, anders als beispielsweise Lokführer oder die Müllabfuhr. Wenn diese streiken, dann stehen ganz zentrale Bereiche der Gesellschaft still. Das ist bei der Belegschaft in Florenz nicht so. (…) Die Arbeiter*innen haben den Mangel an struktureller Macht zum Teil durch soziale Macht kompensiert: Sie sind Bündnisse mit der Klimabewegung und mit Akteuren aus dem Wissenschaftsbereich eingegangen, auch auf internationaler Ebene. Und sie haben sich gefragt: Was können wir der Gesellschaft geben? Welche Produkte sind notwendig für eine sozial-ökologische Transformation?
[Da klingen Lastenräder und Solarpanele nach der richtigen Entscheidung.]
Ja, es geht dabei um das »Was« der Produktion. Mindestens genauso wichtig ist die Ebene der Eigentumsverhältnisse, also das »Wie« der Produktion. Das ist ja auch in Florenz zentral. Und schließlich gibt es noch die gesamtgesellschaftliche Koordination. Da geht es um die Fragen: »Wie viel oder für welchen Zweck soll produziert werden?« Und: »Wie können die vielen unterschiedlichen Aktivitäten aufeinander abgestimmt werden?« (…) Wenn die Umstellung nur das Produkt betrifft, wenn also nur das »Was« thematisiert wird, liegt die Entscheidung immer noch beim Management: Es kann sich dem entgegenstellen oder die Pläne verändern – und eine Konversion bewirken, die zwar der Profitmaximierung des Unternehmens dient, aber keinen gesellschaftlichen Mehrwert hat. Deshalb ist es entscheidend, über die Eigentumsverhältnisse und die demokratische Koordination nachzudenken…“ Interview von Anton Benz vom 28.06.2024 in ND online - Siehe auch unser Dossier: [Erklärung] “Die Autoindustrie vor und nach „Corona“: Konversion statt Rezepte von gestern!“ und die Transformationsdebatte
- Lastenrad aus besetzter Fabrik auf Deutschlandtour
- Die Konversionstour beginnt: 14 Tage- 14 Städte vom 12.-26. Juni bei labournet.tv
- Lastenrad aus besetzter Fabrik auf Deutschlandtour: Die Konversionstour für Collettivo di Fabbrica regte die Konversionsdebatte an
- Die ex-GKN-Arbeiter*innen haben ihren Hungerstreik für die sozial-ökologische Konversion des ehemaligen Autozulieferers beendet
„Was ist zu lernen aus den Erfahrungen in Florenz über die Rolle von Staat, Gewerkschaft und Bewegung im Umbau der Produktion?
Die verbleibenden ex-GKN-Arbeiter*innen aus Florenz sind am 3. Juni 2024 in den Hungerstreik getreten. Ein verzweifeltes Mittel, um ihrer Forderung nach einem staatlichen Eingriff zugunsten einer sozial-ökologischen Konversion des ehemaligen Autozulieferers Nachdruck zu verleihen. (…)
Getragen wird der Kampf durch ein ökologisches Bündnis aus Beschäftigten, Zivilgesellschaft und solidarischen Wissenschaftler*innen, lokalen linken Gruppen und Politiker*innen sowie radikalen Teilen der Gewerkschaften. Längst gilt der Kampf um die Fabrik international als Leuchtturmprojekt. Klar ist aber auch: Das Fabrikkollektiv befindet sich in einer schwierigen Position innerhalb der hegemonialen Verhältnisse und droht von Kapital und Staat in die Knie gezwungen zu werden.
Im Folgenden berichten wir über die aktuelle Lage und analysieren auf Basis von sechs Interviews mit den Aktiven die Grenzen und Potenziale der Auseinandersetzung um die Zukunft der Fabrik anhand drei zentraler Akteure: dem Staat, den Gewerkschaften und Fridays For Future Italien (FFF). Abschließend fragen wir nach entscheidenden Hebeln für die Konversion der Fabrik und den Lehren, die wir für die Klimagerechtigkeitsbewegung und eine ökosozialistische Strategie ziehen können.
Ausgehungert, aber mit einem ausgefeilten Reindustrialisierungsplan
Vom derzeitigen Eigentümer Francesco Borgomeo bekämpft, von der italienischen Regierung unter Giorgia Meloni im Stich gelassen und nun seit sechs Monaten ohne Lohn, führt das Fabrikkollektiv mittlerweile einen Abnutzungskampf. Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten sind nur noch 140 Arbeiter*innen beim Unternehmen QF beschäftigt. (…)
Auf dem Tisch liegt ein konkretisierter Reindustrialisierungsplan: Aufgrund der langen Wartezeit auf die Patente wurde die Kohlenstoff-Nanorohr-Technologie verworfen. Dafür setzen die Arbeiter*innen nun auf die Herstellung konventioneller Solarmodule. Ergänzt wird dieses Kerngeschäft durch die bereits laufende Produktion von Lastenrädern. Laut dem Autor Salvatore Cannavò sind 60 Prozent der insgesamt notwendigen 7,6 Millionen Euro zur Aufnahme der Produktion bereits durch Eigenmittel der noch laufenden Finanzierungskampagne und Abkommen mit den Genossenschaftsverbänden gedeckt. Benötigt werden weitere drei Millionen Euro Bankdarlehen und die dauerhafte Bereitstellung des 8.000 m2 großen ehemaligen GKN-Areals. Zu diesem Zweck fordern die Arbeiter*innen vom italienischen Staat EU-Gelder, über die das Kollektiv im Rahmen des Aufbau- und Resilienzplans frei verfügt.
Die Widersprüche des Staates und die Folgen für das Fabrikkollektiv
Der Staat befindet sich im Kampf um die Konversion des Werks in einer zentralen und widersprüchlichen Rolle. Der bürgerliche italienische Staat zögert nicht, den Schutz des Privateigentums mit Gewalt durchzusetzen, während er gleichzeitig jene Rechtsverhältnisse garantiert, die den Kampf des Fabrikkollektivs überhaupt erst ermöglichen. Der Kampf um die Fabrik zeigt, dass der kapitalistische Staat seinerseits widersprüchlich ist und ein umkämpftes Terrain darstellt, das Resultat historischer und gegenwärtiger politischer Kämpfe zwischen unterschiedlichen Klassen und gesellschaftlichen Gruppen ist. (…)
Die Gewerkschaft FIOM und das Fabrikkollektiv
Auch auf der gewerkschaftlichen Bühne zeigen sich strategische Spannungen und Widersprüche. Vor der Schließung von GKN-Florenz war die Metallgewerkschaft FIOM die stärkste Kraft unter den Beschäftigten. Das Fabrikkollektiv GKN entstand im Jahr 2018 aus einem Konflikt zwischen der Belegschaft und der FIOM. Der Sprecher des Fabrikkollektivs, Dario Salvetti, ist zwar seit einem Jahrzehnt zugleich gewählter FIOM-Betriebsrat, gilt aber als Teil der oppositionellen Strömung, die für einen kämpferischen und basisorientierten Kurswechsel eintritt. Das bringt Reibungen zwischen dem Fabrikkollektiv und der FIOM mit sich. Immer wieder konfrontierten die Arbeiter*innen den Vorsitzenden der CGIL, Maurizio Landini, und die FIOM-Sekretäre mit der Forderung, einen Generalstreik einzuberufen, um der Regierung eine kohärente und nachhaltige Industriepolitik abzuringen (Gori/Gori 2023). Gleichzeitig lehnte die zuständige Geschäftsstelle der FIOM-Florenz die Unterstützung der vom Fabrikkollektiv gegründeten Genossenschaft ab. Es zähle nicht zu den Aufgaben einer Gewerkschaft, die Interessen von ehemaligen Arbeitnehmer*innen zu vertreten, die zu Genossenschafter*innen geworden sind. (…)
Neben Staat und Gewerkschaften spielt FFF-Italien für die Fabrikbesetzung eine entscheidende Rolle. Zusammen mit der lokalen Bevölkerung und linken Gruppen unterstützte die Bewegung von Beginn an. In den letzten Jahren hat die italienische Klimabewegung, forciert durch die anhaltende Auseinandersetzung mit der “Realutopie” des Kampfes des Fabrikkollektivs, eine strategische Wende hin zu Arbeit und Produktion (Labour Turn) vollzogen. Besonders FFF-Italien fokussiert sich stark auf Arbeitskämpfe. Diese Strategiewende entsprang der Analyse, dass es die kapitalistische Produktion ist, die die ökologische Krise hervorruft…“ Artikel von Caesar Anderegg , Lukas Ferrari , Moritz Frömel , Jan Caspar Lemke und Leon Switala in der Zeitschrift Luxemburg von Juni 2024 („Das Fabrikkollektiv ex-GKN am Scheideweg“) - Ein öffentlicher Mobilitätshub
„Dario Salvetti ist Arbeiter der 2021 von der Belegschaft besetzten ex-GKN Fabrik bei Florenz. (Wir haben berichtet ) In einem Zoom Call mit dem Klimacamp in Venedig 2022 entwickelt er in weniger als 13 Minuten ein Verkehrswendeprogramm für das es sich lohnt zu kämpfen. (…) „Diejenigen, die glauben, sie könnten dafür kämpfen bis zum Ende des Monats zu kommen, ohne auch gegen das Ende der Welt zu kämpfen, werden keinen Erfolg haben.“ (aus dem Video) Das Fabrikkollektiv hat eine Genossenschaft gegründet, um mit der Produktion von Solarpaneelen und Lastenrädern beginnen zu können…“ Video bei labournet.tv (ital. mit dt. UT | 13 min | 2024) - Solidaritätserklärung aus der schweizerischen Nagelfabrik in Arbeiterselbstverwaltung in Winterthur/Schweiz an die KollegInnen bei GKN in Florenz
„Liebe Arbeiterinnen und Arbeiter, liebe Kolleginnen und Kollegen bei GKN in Florenz,
Wir – vier Arbeiter, eine Arbeiterin und ein pensionierter Geschäftsleiter – sind die „Schweizerische Nagelfabrik“ in Winterthur. Gegründet im Jahr 1895, besteht unsere Fabrik nun schon seit mehr als einem Jahrhundert. Seit mehr als 20 Jahren sind wir der einzige Nagelhersteller in der Schweiz. Seit 2013 ist die Fabrik in Arbeiterselbstverwaltung.
Erst vor kurzem haben wir vom Kampf gegen die Schliessung Eurer Fabrik und dem Plan, die Produktion wieder aufzunehmen, erfahren. Obwohl das Ausmass und die Umstände ganz anders sind, sehen wir einige Ähnlichkeiten zwischen eurer Geschichte und unserer. Da es in der Familie niemanden gab, der das Unternehmen weiterführen konnte, plante der alte Eigentümer, die Fabrik zu verkaufen. Deshalb haben wir im Februar 2018 eine „Genossenschaft zur Erhaltung der Nagelproduktion in Winterthur“ gegründet, mit dem Ziel, die Aktien der Schweizerischen Nagelfabrik AG zu kaufen. Als Arbeiterinnen und Arbeiter, die von ihrem Lohn leben, war dieses Ziel natürlich nicht einfach zu erreichen. Keine Bank war bereit, uns zu helfen, die Verhandlungen standen kurz vor dem Scheitern. Der einzige Ausweg war ein Darlehen des Verkäufers der Wertpapiere, also des bisherigen Besitzers, wobei er im Gegenzug als Mitglied in die Genossenschaft aufgenommen wurde. Die Produktion ist also gerettet, und wir haben 10 Jahre Zeit, den Kredit zurückzuzahlen.
Wir wissen daher sehr gut, was es bedeutet, wenn die Zukunft des eigenen Arbeitsplatzes davon abhängt, dass wir jemanden finden, der uns finanziell unterstützt. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, die Aufnahme in Eure Genossenschaft „Gff Società Cooperativa Per Azioni“ zu beantragen. Arbeiterselbstverwaltung ist ein erster Schritt in eine bessere Zukunft, in eine Welt, in der die Produktion nicht mehr dem Kapital, sondern der Gesellschaft als Ganzes dient.“
Winterthur, 1. Mai 2024
Gezim Haidari, Milan Matic, Zeljo Milicevic, Arif Özer, Derya Özer, Rainer Thomann - GKN-Sit-in-Festival und Demo am 6. April nach Angriff auf die Stromversorgung: „Die Ausbeuter brauchen uns, aber wir brauchen sie nicht“
„Fünftausend Menschen nahmen am Samstagabend, dem 6. April, an einer Demonstration in Campi Bisenzio in der Nähe von Florenz teil, die von den entlassenen Arbeitern des riesigen GKN-Werks organisiert worden war, die seit zweieinhalb Jahren dafür kämpfen, dass ihr Arbeitsplatz in öffentlichem Besitz und unter Arbeitnehmerkontrolle bleibt.
Der Streit und die Besetzung des Werks gehen weiter, da ein italienisches Arbeitsgericht den letzten Versuch, die 400 GKN-Beschäftigten zu entlassen, kurz vor dem Stichtag 1. Januar dieses Jahres abgelehnt hat. Jetzt erhalten die Beschäftigten allerdings keinen Lohn. Zu der Demonstration am Wochenende hatte das Arbeiterkollektiv als Reaktion auf einen Angriff auf die besetzte Fabrik durch die Unternehmensleitung aufgerufen, die wahrscheinlich für einen Einbruch in den frühen Morgenstunden der vergangenen Woche verantwortlich war, um die Stromversorgung des Werks zu unterbrechen. (…)
Der Angriff auf die Fabrik und die Stromabschaltung waren der Höhepunkt wochenlanger Einschüchterungen gegen ein Festival der Arbeiterliteratur, das am Wochenende vor der Fabrik stattfand. Es war mit einem Verbot bedroht worden, mit der lächerlichen Begründung, es handele sich um eine illegale „Rave-Party“.
Das Festival fand jedoch statt und wurde von Tausenden überwiegend junger Menschen besucht, darunter einige Studenten aus Florenz, Bologna und anderen Universitäten, die seit zwei Jahren ehrenamtlich für das Arbeiterkollektiv tätig sind. Es war voller Leben, mit beeindruckenden Vorträgen engagierter Redner über das internationale Schreiben der Arbeiterklasse.
Eine Drohne, die vermutlich von einem Handlanger des Managements gesteuert wurde, konnte das ganze Wochenende über das Festival ausspionieren. (…)
In einer inspirierenden Zusammenarbeit zwischen den besetzenden Arbeitern und der Bewegung für Klimagerechtigkeit gab das Kollektiv am Tag nach dem Festival bekannt, dass über das Wochenende plötzlich Solarzellen auf dem Fabrikparkplatz installiert worden waren – etwas, das die Unternehmensleitung versprochen, aber seit zehn Jahren nicht umgesetzt hatte. Die Paneele seien von Klimaaktivisten aus Deutschland mitgebracht und von den Besetzern vor Ort angepasst worden, um eine alternative Energiequelle zur sabotierten Stromversorgung zu schaffen. Das Kollektiv ruft zu finanzieller Unterstützung und zur Zeichnung von Beiträgen zu einem genossenschaftlichen Eigentumsmodell für die Fabrik auf…“ engl. Bericht von Hilary Horrocks vom 10. April 2024 bei People & Nature („GKN sit-in Festival: ‘the exploiters need us, but we don’t need them’“, maschinenübersetzt) mit Fotos – siehe auch ausführliche Informationen dazu und eine Aufzeichnung eines ausgezeichneten Webinars über die Kampagne (auf Englisch) auf #Insorgiamo - Eine (nicht) besetzte Fabrik. Zu Besuch bei ex:GKN in Florenz
„… Es ist Mittwoch, der 3. Januar 2024, in Campi Bisenzio, einem Vorort von Florenz. Es ist wieder Ruhe eingekehrt. Zu Silvester waren über 7.000 Menschen hier und haben gemeinsam die Kollegen, den bislang erfolgreichen Kampf und den Beginn des neuen Jahres gefeiert. Eigentlich hatten sich alle Besucher:innen auf einen aufreibenden Räumungskampf mit der Polizei eingestellt, denn zum 1. Januar 2024 sollten alle final entlassen und die Fabrik geschlossen werden. Die, die gekommen waren, wollten das nicht hinnehmen und waren dort, um die Fabrik und die Utopie der Konversion von unten mit ihren Körpern zu verteidigen. Doch es sollte anders kommen. (…) Alle Anwesenden glauben fest an die Utopie einer sozial integrierten und genossenschaftlich organisierten Fabrik, die klimafreundliche Produkte herstellen kann. Doch die Zukunft bleibt ungewiss und der Kampf ist noch lange nicht gewonnen. (…) Jetzt wollen sie in die Offensive gehen! In der Vergangenheit haben sie vor allem Abwehrkämpfe geführt. Gegen die Kündigung, gegen die Schließung, dagegen, dass sie kein Gehalt mehr bekommen. Jetzt wollen sie für ihren Konversionsplan, für die Reindustrialisierung, auf die Straße gehen. Wahrscheinlich im März, genau wissen sie es noch nicht, denn eigentlich hatten sie nicht damit gerechnet, überhaupt noch in der Fabrik zu sein. (…) Eines ist ihnen ganz besonders wichtig: Gewinnen wird man diesen Kampf nicht alleine. Es ist wichtig, sich zu verbinden und gemeinsam für die Sache einzustehen…“ Artikel von Cedric Büchling erschienen in express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit – Ausgabe 2/2024 – siehe ebenfalls neu: - Qf/ehemalige Gkn. Unternehmen kündigt einseitig interne Gewerkschaftsvereinbarungen. Fiom: ‚Schwerer gewerkschaftsfeindlicher Akt‘
„In einer gestrigen E-Mail teilte Qf die einseitige Kündigung „mit sofortiger Wirkung“ aller „Gewerkschaftsvereinbarungen, gleich welchen Gegenstandes, die sich auf den betrieblichen Kontext von Qf beziehen […] (z.B. Vereinbarungen über Schichten, Gewerkschaftsrechte, über Erhöhungen aus verschiedenen Gründen, über Produktionsprämien, über die Automatismen, die den Wechsel der Kategorie regeln, über den Entlassungsfonds usw.)“ mit. Diese Kündigung erfolgt im Übrigen nach einem wiederholten und wiederholten Verstoß gegen die bestehenden Gewerkschaftsvereinbarungen.
Das Qf setzt nicht nur das Werk der Verarmung der Arbeitnehmer, ihrer Familien und des Territoriums fort, indem es die besseren wirtschaftlichen Gewerkschaftsvereinbarungen kündigt, sondern auch die Vereinbarungen „über die Gewerkschaftsrechte“. Das Qf zeigt sich jeden Tag mehr als das, was es ist: ein Management, das darauf abzielt, gewerkschaftliche Aktionen zu schwächen, die Beschäftigung und die Reindustrialisierung zu untergraben.
Mit einer E-Mail löscht es ein Stück Geschichte unseres Gebiets aus. Erinnern wir uns daran, dass Gkn die Geschichte von Fiat erbt und damit auch den ganzen Akkordantismus, der damit einherging. Generationen von Arbeitnehmern haben ihre Zeit, ihre Streikstunden, ihre Köpfe geopfert, um diese vertraglich festgelegten Rechte zu erreichen.
Qf kommt im Dezember 2021 mit einer Verpflichtung zur Kontinuität der Produktion und der Rechte. Eine Verpflichtung, die wie alle anderen gebrochen wird. Schließlich scheint es klar zu sein, dass das, was Qf nicht toleriert, nicht die permanente Versammlung an sich ist, sondern die Existenz einer gewerkschaftlichen Kapazität, um die Fabrik zu verteidigen, Lösungen vorzuschlagen, Vereinbarungen zu treffen, neu anzufangen.“
Dies wurde in einer gemeinsamen Mitteilung von Samuele Lodi, nationaler Sekretär von Fiom-Cgil, Stefano Angelini von Fiom-Cgil Firenze und der Fiom Rsu von Qf/ex Gkn erklärt.“ it. Pressemitteilung vom 20.2.24 von CGIL Firenze (maschinenübersetzt) - Zeitgewinn für die Genossenschaft: Arbeitsgericht in Florenz hob die Kündigung von 181 GKN-Arbeitern nach Berufung von Fiom-Cgil auf, dennoch droht Schließung am 30. Juni
- Zwischenerfolg für Fabrikbesetzer. GKN-Werk in Campi Bisenzio bei Florenz: Gericht kippt Kündigungen. Arbeiter sammeln für Genossenschaft. Ziel: Solarpaneele statt Achswellen
„Es ist ein kleiner Erfolg für die Arbeiter des ehemaligen GKN-Werkes in Campi Bisenzio. Am 27. Dezember hob ein Arbeitsgericht in Florenz die Massenkündigung von 181 Arbeitern durch Francesco Borgomeo, Eigentümer der Fabrik, auf. Die Arbeiter besetzen das Gelände seit Juni 2021. Das italienische Arbeitsrecht erlaubt den Arbeitern die legale Besetzung in Form einer »permanenten Betriebsversammlung«. Ihr Ziel ist die Kollektivierung des Werkes. Statt Achswellen für die Automobilindustrie wollen die Metaller Lastenräder und Solarpaneele herstellen. Und das findet Unterstützung. Am 31. Dezember verbrachten 7.000 Menschen die Silvesternacht auf dem Werksgelände. Nach Konzerten auf dem Areal starteten die Versammelten pünktlich zum neuen Jahr einen Demonstrationszug. Sie forderten die Übergabe des Werkes an die Arbeiter. Auch aus der Klimabewegung kam Solidarität. Um gegen die Kündigung und Räumung der Ex-GKN-Arbeiter aufmerksam zu machen, blockierten Aktivisten der Letzten Generation am 18. Dezember eine Schnellstraße in Rom. In Videos auf Social-Media-Kanälen sieht man, wie sie mit dem Logo des Fabrikkollektivs auf ihrem Banner Autos aufhalten. Die Botschaft lautet: »Hand in Hand gegen Tag X.« .
Das Arbeitsgericht in Florenz bezeichnete die Massenkündigungen als antigewerkschaftlich. Zudem erkannte das Gericht an, dass die Arbeiter die einzigen Akteure seien, die dem Werk eine Perspektive geben würden. Der Eigentümer Francesco Borgomeo hat bis dato keinen Industrialisierungsplan vorgelegt. Innerhalb der nächsten zwei Monate solle Borgomeo dem Gericht erklären, was er mit dem Gelände vorhabe. Dario Salvetti, früher Betriebsrat und heute Anführer der streikenden Arbeiter, glaubt nicht, dass Borgomeo einen Plan vorlegen werde. Es sei in Italien gängige Praxis, dass Gerichte Kapitalpraktiken für illegal erklärten und Anforderungen an diese stellten. Meist würden sich die Unternehmen aber nicht an die Gerichtsbeschlüsse halten. »Es wird eine Geldstrafe geben. Die kann er bezahlen«, so Salvetti über Borgomeo.
Angesprochen auf den kleinen Sieg, den die Arbeiter mit der Abwendung ihrer Kündigungen erzielt haben, erklärt Salvetti: »Wir haben nicht wirklich etwas gewonnen. Das hat uns nur mehr Zeit verschafft. Aber Zeit ist für uns auch Gift, denn jeder Tag, der verstreicht, sorgt dafür, dass die Arbeiter in der Fabrik müde werden, depressiv. Nach dem ersten Monat ohne Löhne werden wir eine weitere Welle von Selbstkündigungen von Arbeitern erleben.« Viele der Arbeiter haben Kredite aufgenommen. Ihre Familien sind unter Druck. (…)
Um den Herausforderungen unserer Zeit gerecht zu werden, so Ferrari, müssten Klimabewegung und Gewerkschaften Allianzen schmieden. In den kommenden Monaten will das Solidaritätsnetzwerk in Deutschland Genossenschafter für »GKN for Future« gewinnen.“ Artikel von Alieren Renkliöz in der jungen Welt vom 11.01.2024 , siehe auch: - Ehemaliges Gkn, der Countdown läuft wieder: „Schließung am 30. Juni“. Unterdessen fordern Rus und Fiom die Regierung auf, den Krisentisch einzuberufen
„Der Countdown für die endgültige Schließung des Werks und die damit verbundene Entlassung aller Mitarbeiter hat wieder begonnen. Bei der ehemaligen Gkn in Campi, jetzt Qf in Liquidation, haben die Eigentümer erneut mit der Demontage der Produktionsstätte begonnen. Die 185 verbliebenen Beschäftigten (zu Beginn des Konflikts vor fast drei Jahren waren es 422) hatten nicht einmal Zeit, die Aufhebung des Massenentlassungsverfahrens zu „feiern“ – dank der von Fiom vor Gericht gewonnenen Berufung -, als das Unternehmen am 2. Januar seine neuen Schritte ankündigte. Das heißt, dass es der Anordnung des Richters in seinem Urteil vom 26. Dezember letzten Jahres nachgekommen ist, der der Gewerkschaft Recht gegeben und Qf wegen gewerkschaftsfeindlichen Verhaltens verurteilt hat. Insbesondere hat der Eigentümer – unter Berufung auf das Gesetz 234/2021, d.h. das Gesetz über Betriebsverlagerungen – die Gewerkschaften und alle an dem Konflikt Beteiligten schriftlich über seine Absicht informiert, das Werk zu veräußern. Und wie gesetzlich vorgeschrieben, erläuterte sie in der Mitteilung die Gründe für diese Schließung. Diese Gründe sind inzwischen hinlänglich bekannt: die Unmöglichkeit der Reindustrialisierung des Standorts, da er von einigen Mitarbeitern des Unternehmens und anderen externen Parteien „besetzt“ ist. Für die Eigentümer handelt es sich um eine echte Besetzung, da sie niemals die Genehmigung erteilt hätten, dort verschiedene Initiativen und Veranstaltungen durchzuführen. In der Mitteilung wird, wie im Verlagerungsgesetz vorgeschrieben, auch der Termin für die Schließung und die damit verbundene Entlassung der Mitarbeiter genannt: der 30. Juni 2024. Ab dem folgenden Tag kann der Eigentümer theoretisch mit den Kündigungen beginnen.
In dem Bewusstsein, dass die Zeit knapp wird, haben die Rsu und Fiom gestern erneut um ein Treffen im Ministerium gebeten. Die Arbeitnehmer sind verfügbar. Wenn es einen wirklichen Wunsch zu diskutieren gibt, ist der Weg einfach“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung, die sich auf die Worte von Minister Adolfo Urso bei der Eröffnung der Pitti Immagine Uomo bezieht. „Wenn die Regierung, wie Minister Urso sagt, über die Mittel verfügt, um den Streit zu unterstützen und zu lösen, sollte sie unverzüglich den seit März 2023 ausgesetzten Krisentisch einberufen“, sagen Rsu und Fiom und erinnern daran, dass die „Anwendung des Gesetzes 234/2021 vorsieht, alle Industrieprojekte zu bewerten, einen Fahrplan für ihre Durchführbarkeit zu erstellen, einen sozialen Schockabsorber in Verbindung mit diesen Industrieprojekten anzubringen und dann das Werk in voller Garantie seiner Reindustrialisierung und der Schaffung von Arbeitsplätzen und dem Wohlergehen des Territoriums zu entleeren. Deshalb, so Fiom und Rsu, „wenn Qf den vom Gericht aufgezeigten Weg einschlagen will, werden wir mit Vorschlägen, Ideen und dem Willen, Industrieprojekte zu verfolgen, an denen wir mit größter Transparenz arbeiten, am Tisch sitzen. Das ist aber im Moment nicht der Fall. Bis heute hat das Unternehmen nichts verlauten lassen: Die Arbeitnehmer sind nicht im Urlaub, sie sind nicht beurlaubt, sie erhalten keine Abfindungen“. Der Abfindungsfonds ist nämlich am 31. Dezember letzten Jahres ausgelaufen, und die Beschäftigten erhalten derzeit keine Abfindung…“ ital. Artikel von Barbara Berti vom 11.1.2024 in La Nazione (maschinenübersetzt) - Ehemalige Gkn: nicht viel Zeit, um sich für eine Seite zu entscheiden
„Obwohl der Arbeitsrichter Ende Dezember der Berufung von Fiom-Cgil stattgegeben und die Entlassung der kämpfenden Fabrikarbeiter von Campi Bisenzio blockiert hat, ist der Weg noch steinig. Um das Ziel einer „sozial integrierten öffentlichen Fabrik“ zu erreichen, ist der Beitrag der Institutionen erforderlich. Bislang vernachlässigt
Die „Stunde X“ ist vorbei und die Arbeitergarnison im ehemaligen Gkn ist immer noch da. Für 900 und mehr Tage. Die längste permanente Versammlung in der Geschichte der italienischen Arbeiterbewegung. Es gab keine Entlassung der 185 verbliebenen Arbeiter, denn am 27. Dezember gab der Arbeitsrichter der Berufung von Fiom-Cgil statt und lehnte erneut – zum vierten Mal in fünf Jahren – die Eigentumsmaßnahme als „gewerkschaftsfeindliches Verhalten“ ab. Stattdessen gab es eine Silvesternacht des Kampfes und nicht des Feierns, mit siebentausend Menschen und einer improvisierten Prozession „von Kreisverkehr zu Kreisverkehr“, nach Mitternacht, in der Nähe der Fabrik, inmitten des Industrie- und Gewerbegebiets in der Ebene zwischen Campi Bisenzio, Sesto Fiorentino, Calenzano und Florenz, ein grünes Gebiet, das vor etwa dreißig Jahren asphaltiert und betoniert wurde, mit Folgen, die sich im November letzten Jahres gezeigt haben, als die Überschwemmungen noch immer Hunderte von Familien in Mitleidenschaft ziehen, die mit dem Schlamm, der aus den Wänden aufsteigenden Feuchtigkeit, den verlorenen materiellen Gütern und der Unruhe zu kämpfen haben.
Die prekären Umweltbedingungen des Gebiets haben etwas mit dem Fall Gkn und vor allem mit seiner Zukunft zu tun, denn das Fabrikkollektiv gibt sein Projekt nicht auf: den Streit zu lösen, indem das Werk einer weiteren Spekulation entzogen wird und neue Aktivitäten in der Halle angesiedelt werden, vielleicht in Wohngemeinschaft mit anderen Unternehmen oder Genossenschaften. Das Projekt ist bekannt: Gff, die neu gegründete Arbeitergenossenschaft, hat zwei Projekte ausgearbeitet, eines für die Produktion von Lastenfahrrädern für den städtischen Kleintransport, das andere für die Herstellung von Solarpaneelen der neuen Generation; komplementäre Projekte in der Logik des „ökologischen Übergangs“ und, was nicht weniger wichtig ist, im Geiste der aktiven Zusammenarbeit und Solidarität mit dem Gebiet.
Es ist die Idee der „sozial integrierten öffentlichen Fabrik“, die Güter für den Markt produziert, aber auch gesunde Arbeit, Partizipation, bürgerschaftliches Engagement, eine öffentliche, d.h. gemeinsame Garnison, die dem Begriff des Gemeinwohls nahe kommt, verteilt. Das ist ein schwieriges Projekt. Man braucht viel Geld und man braucht die Verfügbarkeit der Anlage. Was den ersten Punkt anbelangt, so sind das Factory Collective und die Società operaia di mutuo soccorso Insorgiamo (Soms) bereits am Werk: 175.000 Euro wurden in 47 Tagen Crowdfunding von Soms gesammelt, und 527.000 Euro an Gff-Aktien wurden von normalen Bürgern, Verbänden und organisierten Gruppen reserviert. Dies sind wichtige Zahlen, die zu den Beiträgen der künftigen Arbeitsmitglieder und den Beiträgen, die hinzukommen werden (Legacoop hat bereits sein Interesse bekundet), hinzukommen müssen.
Alles andere ist noch offen, insbesondere die Verfügbarkeit der Fabrik, ein Gelände, das sehr verlockend sein könnte (es ist sehr groß, zwischen Industriehallen und Freiflächen und ganz in der Nähe der Autobahn A1) und mehrere Millionen Euro wert ist. Das Fabrikkollektiv fordert ein „direktes oder indirektes Eingreifen der Region Toskana“, um ein „industrielles Kondominium“ zu schaffen, wobei die Flächen an Gff und andere mögliche Interessenten vermietet werden. Die Region beobachtet und hört zu, ohne mit der Wimper zu zucken; alle lokalen Behörden haben sich über das Urteil vom 27. Dezember gefreut, aber niemand hat sich öffentlich dazu geäußert, ob die Idee des Fabrikkollektivs realisierbar ist, ob sie ihre Durchführbarkeit prüfen kann – und will -. Es wurde jedoch klar und deutlich gesagt, dass eine öffentliche Intervention „unverzichtbar“ ist, um eine neue Produktion auf den Weg zu bringen.
Wir befinden uns also in der Schwebe. In den kommenden Monaten müssen die Eigentümer den im Urteil vom 27. Dezember vorgegebenen Weg einschlagen, der im so genannten Orlando-Todde-Gesetz über Betriebsverlagerungen vorgesehen ist: Es sind Erklärungen zur Schließung des Unternehmens, Treffen mit den lokalen Behörden und dem Ministerium, die Vorlage neuer Reindustrialisierungsprojekte, kurzum ein formelles Verfahren erforderlich, das man eigentlich vermeiden wollte. Für die Arbeitnehmer ist dies ein Aufatmen, denn die Entlassungen hätten die ständige Versammlung in eine illegale Besetzung verwandelt, aber das Klima bleibt von großer Unsicherheit geprägt. Über den Entlassungsfonds, der sofort erweitert werden soll, über die ersten Schritte der Gff und ihre Projekte. Im Präsidium will im Moment niemand über einen „Plan B“ sprechen, bei dem anderswo eine neue Produktion gestartet wird, und so ist die Politik gefordert, einen aktiven Beitrag zur Idee der „sozial integrierten öffentlichen Fabrik“ zu leisten…“ ital. Artikel von Lorenzo Guadagnucci vom 3. Januar 2024 in Altreconomia (maschinenübersetzt) - Die Jahresendrede der Gkn-Arbeiter
ital. Rede von Dario Salvetti am 2. Januar 2024 in Minima&Moralia bei der Sylvesterparty - #FabbricaPubblicaSocialmenteIntegrata
- Zwischenerfolg für Fabrikbesetzer. GKN-Werk in Campi Bisenzio bei Florenz: Gericht kippt Kündigungen. Arbeiter sammeln für Genossenschaft. Ziel: Solarpaneele statt Achswellen
- Ökologische Konversion jetzt! Genossenschaft GKN for Future geht an den Start: Nach der Spendenkampagne sind nun Genossenschaftsanteile möglich und nötig
- „Seit fast 30 Monaten kämpft die ex-GKN Belegschaft um ihre Arbeitsplätze und um die Zukunft ihres Werks. Seit der Schließung der Achswellenfabrik in Campi Bisenzio nahe Florenz im Juli 2021 halten die Arbeiter*innen die Fabrik besetzt. Sie haben, zusammen mit der italienischen Klimabewegung, einen Plan gemacht, um in ihrem Werk Lastenräder und Photovoltaikanlagen zu produzieren. (…) Jetzt wird es ernst. Die Arbeiter*innen wollen die Fabrik halten und anfangen zu produzieren. Künftig sollen im 40.000m2 großen Werk Photovoltaik-Anlagen mit Kohlenstoff-Nanoröhren und Lastenräder hergestellt werden. Dafür brauchen die Arbeiter*innen jetzt das Startkapital. Die Genossenschaft GFF gibt ein erstes “Solidaritätspaket” von Anteilen im Wert von einer Million Euro aus. Die erste Etappe der Kampagne “100 mal 10.000” zur Beteiligung der Zivilgesellschaft an der Genossenschaft beginnt. Zeigt eure Solidarität, indem ihr Genossenschaftsanteile kauft! Schließt euch dafür eventuell als Gruppe zusammen, denn die Mindestsumme beträgt 500 Euro…“ Meldung bei labournet.tv („Ökologische Konversion jetzt!“) mit allen Infos, siehe auch:
- Fliegen – Genossenschaft GKN for Future geht an den Start
Beitrag von Jochen Gester vom 29.11.2023 im Forum Gewerkschaftliche Linke Berlin und darin:- Um zu beraten, wie wir die Unterstützung verstärken können, laden wir und VW-Kolleg_innen aus Braunschweig ein zu einem Online-Treffen ein. Am Montag den 4. Dezember um 19.00 Uhr auf zoom
- Alle Infos und Genossenschaftsanträge bei den KollegInnen von Ex-GKN: https://insorgiamo.org/100×10-000/ ganz unten auf Deutsch
- Dem besetzten ehemaligen GKN-Werk bei Florenz droht die Räumung: Erneute Kündigungen erfordern internationale Solidarität!
„… Um die Fabrik zu kaufen und eine neue Produktionslinie zu installieren, starteten die Arbeiter im September eine Eigenkapitalkampagne. Ende Oktober sind schon 112 000 Euro an Anteilen gezeichnet. »Verschiedene Betriebe könnten gemeinsam auf dem 38 000 Quadratmeter großen Gelände arbeiten. Wir brauchen nur etwa 10 000«, sagt Betriebsrat Massimo Barbetti. (…) Zum Fabrikkollektiv gehören nicht nur die Streikenden, sondern auch ihre Familien, Mitstreiter*innen und verbündete Gruppen. »Niemand rettet sich allein. Wir haben viele Probleme, die Ursache ist immer der Kapitalismus«, sagt Benedetta Rizzo, Arbeiterin bei Baker Hughes und Mitglied der Support Group, die das Kollektiv dabei unterstützt, Kontakte zu anderen Gruppen in Italien herzustellen. (…) Während es am Anfang der Besetzung darum ging, in der Fabrik präsent zu sein, erklärt Betriebsrat Salvetti, finde die Hauptarbeit des Kollektivs mittlerweile außerhalb des Geländes statt: »Vernetzen, Partner für die Genossenschaft finden, Investoren anwerben«, erklärt der Mann, den die Arbeiter als ihren inoffiziellen Anführer bezeichnen. (…)
Die Zahl der Streikenden ist von 370 auf 173 gefallen. Ein Grund hierfür sind familiäre Spannungen. Vor einem Jahr stoppte Eigentümer Borgomeo die Lohnauszahlungen. »Damit zwang er viele, den Streik zu beenden. Zehn bis fünfzehn Prozent der Arbeiter fielen in Depressionen«, berichtet Salvetti. Marco erzählt, Scheidungen seien ein Thema: »Ich hatte wegen des Streiks nicht so viel Geld und konnte keine Zukunftsvision anbieten. Meine Partnerin trennte sich.« Die Fabrikbesetzung taugt nur bedingt als Projektionsfläche revolutionärer Träume. (…)
Erneute Kündigung der Arbeiter
Am 12. Oktober setzen sich Fausta Bergamotto (Fratelli d’Italia), Unterstaatssekretärin im Ministerium für Unternehmen und Made in Italy, und die Regierung der Toskana zusammen, um über den Reindustrialisierungsplan des Kollektivs zu sprechen. Die Arbeiter der GKN-Fabrik sind nicht eingeladen. »Außer aufeinander können wir auf niemanden bauen. Das deprimiert mich«, sagt der Arbeiter Michele Pannone. Auch Salvetti ist enttäuscht: »Diese Besprechung ist eine einzige Farce.« Unterstaatssekretärin Bergamotto empfiehlt im Anschluss an das Treffen, dass der Eigentümer die Fabrik von der Polizei räumen lassen sollte. »Wir haben auch davor in dem Wissen gekämpft, dass uns Unterstützung fehlt. Aber jetzt wissen wir, dass die extrem rechte Regierung offen gegen uns ist. Die Gefahr einer Räumung droht, wir denken die ganze Zeit darüber nach«, sagt Barbetti. Er wisse, warum die von Neofaschist*innen angeführte Regierung gegen das Kollektiv sei: »Wenn wir hier gewinnen, wäre das ein starker Präzedenzfall für die Arbeiter Italiens.«
Eigentümer Borgomeo reagiert auf die Empfehlung der Unterstaatssekretärin. Am Nachmittag des 17. Oktober erhalten die Arbeiter eine erneute Kündigung – dieses Mal formal korrekt. (…)
Anwältin Silvia Ventura erklärt, dass die Polizei die Arbeiter nicht einfach rauswerfen könne: »Die Angestellten haben ein Recht, in der Fabrik zu sein, wenn die Polizei sie räumt, ist das illegal.« Legal kriegt Borgomeo die Arbeiter nur über Kündigungen aus der Fabrik: »Wenn viele Menschen auf einmal gefeuert werden, muss das auf juristisch korrektem Wege geschehen. Dieser Prozess muss mindestens 75 Tage dauern«, erklärt Ventura. Mit der Kündigung vom 17. Oktober tickt die Uhr. Zum 1. Januar 2024 müssten die Arbeiter die Fabrik dann verlassen, so Ventura. Auf die Frage, was sie planen, antwortet Salvetti: »Das wird ein entscheidender Moment sein. Wir werden die Fabrik neu besetzen müssen.« Er ruft zu internationaler Solidarität auf: »In diesem Fall bräuchten wir auch Hilfe aus Deutschland.« Eine Silvesterfeier in der Fabrik ist im Gespräch...“ Artikel von Alieren Renkliöz vom 09.11.2023 in ND online („Fabrikschließung: Niemand rettet sich allein.“) - “Luglio insorgo quando voglio”: Feier des ex-GKN-Fabrikkollektivs zum 2. Jahrestag der Fabrikbesetzung am Wochenende vom 7.-9. Juli
Am 8. und 9. Juli 2023 wird anlässlich des zweiten Jahrestages der ständigen Versammlung die zweitägige Veranstaltung “Luglio insorgo quando voglio” („July I rise when I want“ oder „Im Juli stehe ich auf, wenn ich es will“) stattfinden. Mit einem umfangreichen Programm von einer Demo am 8. Juli mit Fridays von Future, über Veranstaltungen zu Konzerten – siehe das Programm auf der (it.) Aktionsseite , siehe auch Infos in dt. Übersetzung bei gewerkschaftliche-linke-berlin.de und:- [Bericht von der Feier im Juli 2023] Zwei Jahre Widerstand des Fabrikkollektivs ex-GKN: „Wir haben keine Angst vor der Zukunft, wir fordern einen Wandel“
„… die Arbeiter*innen wollen für nachfolgende Generationen Arbeitsplätze und somit die Fabrik erhalten, in der schon ihre Großväter gearbeitet haben. (…) Den zweijährigen Widerstand gegen die Schließung haben sie am 8. Juli 2023 mit einem großen Fest vor den Toren der Fabrik gefeiert. Zum Fest sind viele Vertreter*innen verschiedener sozialer Bewegungen und der italienischen Klimagerechtigkeitsbewegung gekommen, die den Widerstand des Collettivo di Fabbrica unterstützen. Darunter auch eine Solidaritätsgruppe aus Deutschland und der Schweiz, die sich spontan aus Leuten der unterschiedlichen Gruppen der Klimagerechtigkeitsbewegung, politischen Vereinigungen und aus Gewerkschaften zusammengefunden hat. Vor dem Fest sind die Gruppen zu einem Austausch und in verschiedenen Workshops zu Verkehrs- und Energiewende, aber auch zur Positionierung gegen faschistische und rechtsextreme Entwicklungen in Europa zusammengekommen…“ Aus dem Bericht mit Fotos von Kathy Ziegler von der Feier des ex-GKN-Fabrikkollektivs am Wochenende vom 7.-9. Juli – wir danken! - Höre auch: 2 Jahre Widerstand des Fabrikkollektivs ex GKN
„Weit über die Grenzen Italiens hinaus wird über das Fabrikkollektiv ex GKN in Campi Bisenzio bei Florenz gesprochen. Seit zwei Jahren wehren sie sich gegen ihre Entlassung mit einer unbefristeten Betriebsversammlung und planen, die Fabrik zu übernehmen. Nicht mehr Autoteile für Fiat sollen dort in Zukunft gebaut werden, sondern Lastenräder. Aber nicht nur deshalb reden alle vom Colettivo di Fabbrica, sondern weil dort Arbeiter*innen- und Klimagerechtigkeitsbewegung zusammenkommen. Die unterstützt die Konversionspläne und ist zum Fest anlässlich des zweijährigen Widerstands angereist.“ Ein Feature von Kathy Ziegler vom 13.08.2023 beim Radio nordpol - Siehe für laufende Berichterstattung den Twitter-Account von Fridays For Future Italia sowie #GKN und #insorgiamo
- Aus Deutschland sollen bis zu 50 UnterstützerInnen hinfahren – eine davon hat uns einen Bericht zugesichert!
- [Bericht von der Feier im Juli 2023] Zwei Jahre Widerstand des Fabrikkollektivs ex-GKN: „Wir haben keine Angst vor der Zukunft, wir fordern einen Wandel“
- Betriebsbesetzung in Italien: Malocher for Future
„Seit zwei Jahren halten Arbeiterinnen und Arbeiter nahe Florenz eine permanente Betriebsversammlung in ihrer Fabrik ab. Mit dieser legalen Form der Besetzung kämpfen sie gegen die Schließung des Werks…“ Artikel von Gloria Reményi vom 21.07.2023 in ND online - Autoteile zu Lastenvelos
„Seit zwei Jahren halten die Arbeiter des ehemaligen Autozulieferers GKN Driveline bei Florenz ihr Werk besetzt. Sie kämpfen für den Erhalt ihrer Jobs – und streben eine ökosozialistische Revolution an. Besichtigung eines einzigartigen Experiments…“ Reportage von Anna Jikhareva, Ayse Turcan (Text) und Michele Lapini (Fotos) in der WoZ Nr. 28 vom 13. Juli 2023 - ex-GKN for Future: Crowdfunding-Kampagne für Italiens erste gemeinwohlorientierte Fabrik
„Mit einer Mail wollten sie mehr als 300 Familien in den Abgrund stürzen. Doch sie scheiterten an unserer Solidarität. Nur mit eurer Hilfe werden wir nun gewinnen können. Damit gewinnen nicht nur wir, sondern alle.
UNSER ZIEL: DIE ERSTE ÖFFENTLICH UND GEMEINWOHLORIENTIERTE FABRIK ITALIENS
Nach eineinhalb Jahren permanenter Betriebsversammlung, vielen Kämpfen, Hoffnungen und Enttäuschungen und nachdem wir seit fünf Monaten ohne Lohn dastehen, bleibt uns nichts anderes übrig, als unser ehemaliges GKN-Werk in Selbstverwaltung zu übernehmen. In knapp zwei Wochen haben wir und unsere Region 17.000 Unterschriften für einen staatlichen Eingriff gesammelt. Und das bleibt unsere Hauptforderung. Trotzdem brauchen wir einen Plan B, der nur von uns 300 Arbeiter:innen, die am 9. Juli 2021 entlassen wurden, und unseren solidarischen Kräften getragen wird. Wir wollen die Region, welche es uns ermöglicht hat, so lange Widerstand zu leisten, in die Verwaltung der ersten öffentlichen, nachhaltigen und gemeinwohlorientierten Fabrik Italiens einbeziehen. Wir wollen die Produktion des ehemaligen GKN-Werks auf umweltschonende Photovoltaik-Anlagen, Batterien und Lastenfahrräder umstellen. Wir wollen, dass die Unterstützer:innen dieser Crowdfunding-Kampagne die ökosozialistische Fabrik GKN for Future ins Leben rufen…“ Deutsche Fassung des Spendenaufrufs auf der Aktionsseite mit Infos, Fotos und Videos- Etappenziel der Crowdfunding-Kampagne für ex GKN Kooperative fast erreicht, bitte noch spenden!
Das Etappenziel der crowdfunding Kampagne (150.000 €) ist fast erreicht. Wer noch etwas spenden möchte kann das auf der Aktionsseite des Kollektivs tun
- Etappenziel der Crowdfunding-Kampagne für ex GKN Kooperative fast erreicht, bitte noch spenden!
- [USB] GKN, wohin geht Fiom? Wir müssen uns jetzt mobilisieren, um das Einkommen der ArbeiterInnen zu sichern
„Vor einigen Tagen fand im Werk Campi Bisenzio eine Versammlung der GKN-Arbeitnehmer statt. Eine Versammlung, die das Klima des Zorns und der Intoleranz der Arbeitnehmer widerspiegelte, die seit sieben Monaten keine Löhne mehr erhalten haben und sich von den regionalen und nationalen Institutionen buchstäblich im Stich gelassen fühlen.
Es sei gleich zu Beginn darauf hingewiesen, dass die glaubwürdigste industrielle Lösung heute diejenige zu sein scheint, die aus dem „technisch-wissenschaftlichen Solidaritätsausschuss“ hervorgegangen ist, der zusammen mit dem GKN-Werkskollektiv einen ausgearbeiteten Plan zur Wiederbelebung des Werks vorgelegt hat. Die Weitergabe und Einleitung dieses öffentlich-institutionellen Weges ist in der Tat der einzige Weg, um den Rahmen für die Absicherung (auch durch soziale Stoßdämpfer) der Arbeitnehmer zu schaffen, die jetzt in das katastrophale Unternehmen von Francesco Borgomeo einbezogen sind, der das Unternehmen heute in Liquidation versetzt hat. Andere Wege wären nicht nur gefährlich für die Arbeitnehmer, sondern würden auch die gesamte Führung des Konflikts inkonsequent machen, die sich von der ersten Minute an auf die Notwendigkeit eines glaubwürdigen Arbeitsplans und einer öffentlichen Intervention zu dessen Unterstützung und Gewährleistung konzentrieren wollte. Aus diesem Grund ist für unsere Organisation der Vorschlag, der gestern in der Versammlung von Fiom-Cgil gemacht wurde, unverständlich, nämlich die Forderung nach einem ausdrücklichen Mandat, um über „die verfügbaren sozialen Stoßdämpfer“ zu diskutieren, oder besser gesagt, über den einzigen verfügbaren: den Entlassungsfonds für TERMINATION. Ein Vorschlag, der nie mit irgendjemandem diskutiert wurde, nicht einmal mit dem Fabrikkollektiv und seiner eigenen RSU, und der uns wissenschaftlich gemacht zu sein scheint, um den Konflikt zum Kapitulieren zu bringen, ihn zu einem von vielen zu machen, mit den Arbeitern, die in eine Sackgasse geschickt werden… ein Vorschlag, der auch den Vorschlag für eine Reindustrialisierung von unten verbrennt und der in Wirklichkeit die von Borgomeo gewollte Liquidation akzeptiert. Außerdem würde dieser Stoßdämpfer, wenn er rückwirkend gelten würde, auch die Unterlassungserklärungen der Arbeitnehmer gefährden.
Wir fragen uns also, was angesichts eines sozialen Stoßdämpfers, der bis Dezember 2023 gelten würde, mit diesen Arbeitnehmern geschehen würde, wenn die „TERMINATION“ zu einem formellen Element würde, noch bevor die Regierung sich zur Reindustrialisierungshypothese äußert? Für Sie die offensichtlichen Schlussfolgerungen. Es kommt zu uns, um zu sagen: Liebe FIOM, es war zu einfach, sieben Monate lang auf die Verärgerung der Arbeiter zu warten, ohne dass ihr Gehalt steigt, und dann mit dem guten Gesicht des Arztes aufzutauchen, der euch den bitteren Sirup trinken lassen will. In sieben Monaten gab es von der FIOM auf nationaler Ebene nicht den Hauch einer wirklichen Unterstützung für den Konflikt, weder mit dem Vorschlag von Initiativen des Kampfes oder der Solidarität für das Einkommen dieser Arbeitnehmer, noch mit ihren Anwälten, noch mit der formellen Unterstützung der Kampagne „GKN for FUTURE“. Wenn über diesen Konflikt noch gesprochen wird, dann nur dank praktisch selbstorganisierter Initiativen außerhalb des formalen Rahmens der traditionellen gewerkschaftlichen Vertretung; einfacher ausgedrückt, kann die FIOM unserer Meinung nach nicht zulassen, dass diese Arbeiter einen Alleingang machen und dass dieser Konflikt anders endet als das düstere Bild, mit dem alle anderen enden. Die USB hat den anwesenden Arbeitnehmern die Frage der Löhne und Einkommen als das Thema vorgeschlagen, auf das sich eine neue Phase des Kampfes und der Mobilisierung konzentrieren soll. Die Regierung und die Region müssen an ihre Verantwortung erinnert und zu politischen Entscheidungen aufgefordert werden. Wir müssen starke Konfliktinstrumente in die Hand nehmen, die die institutionellen Organe direkt einbeziehen und die Wut, die Verzweiflung dieser Arbeiter repräsentieren. Die USB ist ab sofort bereit, diese Initiativen zu unterstützen, sollten sie zustande kommen.“ it. Mitteilung von USB Lavoro Privato – Industria vom 03.05.2023 (maschinenübersetzt) - Collettivo di Fabbrica ex-GKN, Florenz – was hat das mit uns zu tun?
„Die Arbeiter der ehemaligen Achswellenfabrik GKN halten ihr Werk besetzt, kämpfen für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und dafür, etwas ökologisch und sozial Sinnvolles produzieren zu können.
Am 4. März 2023 kamen sechs Arbeiter in einer Nacht- und Nebelaktion, um auf der Versammlung der Klimabewegung in Berlin zu sprechen, eine richtungsweisende Veranstaltung, die inspiriert und Orientierung bietet. Sehr eindrucksvoll berichtete Dario: Wir haben uns die Fabrik zurück geholt
Im Jahr 2018 wurde die GKN-Gruppe von einem Finanzfond gekauft, Melrose, dessen Motto lautet: „Buy, Improve, Sell!“ Kaufe, verbessere, verkaufe! Bedeutet umstrukturieren, schließen, entlassen, um die Gewinne zu steigern. Melrose hat 2021 einen Verlust gemacht von 100 Millionen. 2022 hat es einen Gewinn von 300 gemacht. Er hat GKN Florenz geschlossen, GKN Birmingham geschlossen und andere Fabriken der Luftfahrtindustrie. Er hat GKN Kaiserslautern geschlossen und die Schließung von GKN Zwickau angekündigt.
Sie haben ihre Arbeit gut gemacht, denn das ist ihr Job. Man kann nicht gleichzeitig das Finanzsystem akzeptieren und Entlassungen beweinen. Wenn man das Finanzsystem akzeptiert, muss man unvermeidlich akzeptieren, dass die Fabriken per Mausklick geschlossen werden oder mit einer Mail, wie es uns passiert ist, im Namen der Aktionäre. Der Verkauf an Melrose machte klar, dass wir uns vorbereiten müssen und unsere Organisierung beschleunigen. Wir konnten aufbauen auf das Erbe der 1970er Jahre, denn GKN Florenz war die alte Fiatfabrik, in der junge Leute versucht haben, Gewerkschaft auf andere Weise zu leben, ein gewerkschaftliches, demokratisches, kämpferisches Modell aufzubauen, eine Tradition, die uns bis zur Gründung des Fabrikkollektivs 2018 und der Einführung der Betriebsdelegierten führte. Denn wir haben nicht nur gestreikt, Rechte, Löhne und Verträge durchgesetzt. Wir wussten genau, wenn wir unsere Fähigkeit, die Fabrik zu kontrollieren, nicht ausweiten, werden eines Tages alle Vereinbarungen, die wir unterzeichnet hatten, nichtig sein. (…) Statt in der Sackgasse „Sozialpartnerschaft“ stecken zu bleiben, muss die Gewerkschaft ein gesellschaftspolitisches Mandat erringen. Du kannst auf tarifpolitischem Weg weder die Klimakatastrophe noch die Verarmung breiter Bevölkerungsschichten bekämpfen. Das ist absolut undenkbar. Es ist nicht der Job der Konzerne, Sozialpartner zu sein. Ihr Job ist es Profite zu machen für die Aktionäre. GKN gibt uns ein anschauliches Beispiel dafür, wie der Kapitalismus funktioniert und warum der tarifpolitische Weg nicht ausreicht (…) Aus den Erfahrungen von ex-GKN können wir lernen, wie auch immer der Prozess ausgehen wird, so wie wir auch aus den Kämpfen in Deutschland lernen können wie z.B. bei Opel Bochum, als die Gewerkschaftsführung sich entscheidend auf die Seite des Konzerns geschlagen hatte. Dabei hat die IG Metall hat die nötigen Voraussetzungen. In der „SATZUNG DER IG METALL Beschlossen auf dem 24. Ordentlichen Gewerkschaftstag der IG Metall vom 6. bis 12. Oktober 2019 in Nürnberg, Gültig ab 1. Januar 2020“ heisst es unter § 2, Abs. 4: „§ 2 Aufgaben und Ziele der IG Metall- Erringung und Sicherung des Mitbestimmungsrechtes der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen im Betrieb und Unternehmen und im gesamtwirtschaftlichen Bereich durch Errichtung von Wirtschafts- und Sozialräten; Überführung von Schlüsselindustrien und anderen markt- und wirtschaftsbeherrschenden Unternehmungen in Gemeineigentum;“
Das sind gute Voraussetzungen. Auch das Grundgesetz hilft uns bei der anstehenden Vergesellschaftung relevanter Bereiche wie Energie, Gesundheit, Mobilität und Wohnen, wenn wir uns auf den Weg machen…“ Beitrag von Eva Brunnemann am 30. April 2023 im Verkehrswendestadt-Blog
- Verkehrswende von unten: Automobilzulieferer GKN in Florenz – ein Beispiel, das Schule machen sollte
„Am Samstag dem 4. März gab es bei der Rosa Luxemburg Stiftung in Berlin eine bemerkenswerte Veranstaltung1 mit Vertretern der besetzten Fabrik in Florenz von (ehemals) GKN einem großen Automobilzulieferers. Bemerkenswert war nicht nur die Tatsache, dass die Fabrik seit 20 Monaten besetzt ist und große Unterstützung der Bevölkerung in der Region genießt, bemerkenswert war, dass die Reise von Aktivist_innen einer Gruppe von Fridays for Future aus Leipzig und dem SDS organisiert wurde und dass es darum ging, dass in dieser Fabrik der Autoindustrie auch etwas Anderes, gesellschaftlich Nützlicheres produziert werden könnte als Autoteile. Das Unternehmen GKN war 2018 vom Finanzkonzern Melrose übernommen worden. Im Juli 2021 teilte das Unternehmen mit dass der Betrieb geschlossen wird. Im Februar 2023 passierte das gleiche mit einer Fabrik von GKN in Mosel bei Zwickau. (…) Aber auch die 20 Monate Kampf in Florenz haben nicht mit „Öko“ angefangen. Sie entwickelten sich aus der Notwendigkeit das Werk zu retten. Es war ein Kampf um’s (Über)leben aber auch um das Zusammenleben, das seit in Jahrzehnten in der Fabrik entwickelt wurde. (…) „GKN muss bleiben!“ Darum geht es nicht allein. In Italien sind währen der Pandemie eine Millionen Leute entlassen worden, die Zahl der Armen hat sich verdreifacht. Was bedeutet das dann für diese Menschen, wenn GKN bleibt?“ Deshalb wurde das Motto „Insorgiamo“ gewählt „lasst uns aufstehen“. Das war auch das Motto der Partisanen nach einer dunklen Zeit. – Der Kampf sollte zu Symbol des Widerstandes für alle werden. Während einer Frist von 75 Tagen bis zur Rechtskraft der Kündigungen wurden drei Demonstrationen und ein Generalstreik durchgeführt. Zu der Demonstration im September kamen 40 Tausend Leute.Die Arbeitsgerichte erklärten schließlich die Kündigung für unrechtmäßig.
Die Zusammenarbeit mit der regionalen „Fridays for Future“ Gruppe eröffnete weitere Perspektiven. Die Frage, was sinnvoll zu produzieren wäre, wurde diskutiert, Produkte für die kollektive Mobilität für die Verkehrswende. Achswellen wie sie im Werk hergestellt werden, können auch in elektrischen Bussen eingebaut werden, in Straßenbahnen Zügen…
Andererseits war klar, dass der Staat eine solche Selbstermächtigung nicht zulassen würde. Die Kollegen hatten gewonnen, die Kündigungsprozesse, die Unterstützung der Bevölkerung, aber es blieb auch eine „leeren“ Fabrik, in der nicht produziert wurde. Die Zeit wurde genutzt um mit anderen sozialen Bewegungen zusammen zu kommen. Es gab Demos gemeinsam mit feministischen- und antifaschistischen Gruppen. Die Verhandlungen zogen sich sich endlos in die Länge. Sozialtarifverträge kamen nicht in Frage, weil sie bedeuten würden dass sich die Arbeiter_innen selbst entlassen würden. (…) Das Fabrikkollektiv arbeitet an einer zweigleisigen Strategie. Langfristig ist weiterhin das Ziel, mithilfe staatlicher oder privater Investor_innen, einen umfassenden Konversionsplan, umzusetzen (vgl. Ferrari/Kaiser 2022). Zunächst könnte die Produktion von Achswellen wieder aufgenommen werden, jedoch nicht mehr für Nutzfahrzeuge und Luxusautos, sondern für Busse. Aber vor allem »kleineren Ideen« wie die Produktion von Lastenfahrräder werden gerade umgesetzt. Das Lastenfahrrad ist ein Paradebeispiel dafür, wie das Fabrikkollektiv arbeitet: Nachdem der Arbeitskreis »Konversion« eine Idee entwickelt hat, wird diese in der Versammlung des Fabrikkollektivs vorgestellt und gemeinsam entschieden…“ Beitrag von Hans Köbrich vom 15. März 2023 im „Forum gewerkschaftliche Linke Berlin“ - Unterschriftensammlung/Aktionstag zur Rettung von GKN: „Es ist Zeit, dass der Frosch springt. Entweder eine vernichtende Niederlage oder ein Sprung in die Zukunft“
„Am 9. Juli 2021 geriet das Automobilwerk GKN Florenz in die italienischen Nachrichten: An diesem Tag wurden alle 422 Arbeitenden per E-Mail entlassen. Dies löste einen Kampf aus, der in die Geschichte eingehen wird: die Übernahme des Werks durch die ständige Versammlung der GKN-Arbeitenden, der Slogan Insorgiamo (Lasst uns aufstehen), die Annäherung von Arbeits- und Umweltkämpfen und vieles mehr. Die Entlassungen wurden zurückgeschlagen. Sie kehrten jedoch nach und nach in einer anderen Form zurück, nämlich als Massenentlassungen – still und heimlich, aber genauso effektiv. Inzwischen wurden 220 Stellen gestrichen, 90 davon im letzten Jahr, nachdem der neue Eigentümer Francesco Borgomeo GKN Florenz im Dezember 2021 gekauft hatte. Er ist der ehemalige Berater von GKN und die Vereinbarung zwischen den beiden bleibt vertraulich. Er machte gigantische Versprechungen, aber während einer endlosen Reihe von Treffen und Verzögerungen kam nichts zustande, weder ein Industrieplan noch ein Investor. Die Behörden duldeten dieses Spiel de facto: Bei jedem institutionellen Treffen forderten sie grenzenlose Geduld und riefen bei jeder Grenze zu mehr Geduld auf. Das GKN-Fabrikkollektiv prangerte dies sofort als „geschmorte Froschtaktik“ an: Der Frosch wird langsam gekocht, ohne es zu merken. Wenn er den Trick schließlich entdeckt, hat er keine Kräfte mehr, um wegzuspringen. Seit 20 Monaten ist die ständige Versammlung dieselbe und hat dasselbe Ziel: eine industrielle Ressource zu erhalten, die Arbeitsplätze zu verteidigen. Auch das Ziel der Arbeitgeber ist dasselbe geblieben: die Arbeitenden rauszuschmeißen, um die Fabrik zu schließen. Vielleicht hat die Finanzspekulation die Immobilienprojekte ersetzt. Doch trotz aller Widrigkeiten leistet die Stammbelegschaft Widerstand. Die Offensive der Bosse wird also immer härter und geht von Zermürbung zu Belagerung über. Belagerung „durch Hunger“: Seit November 2022 werden die Löhne nicht mehr gezahlt. Das kommt einer Vernichtung der nationalen und betrieblichen Tarifverträge gleich, also von Rechten, die in 60 Jahren Kampf erkämpft und von der alten Novoli FIAT übernommen wurden. Wenn sie es wagen, in einer nationalen Auseinandersetzung so zu handeln, was passiert dann jeden Tag in den kleinen Fabriken, in den Lagern, auf den Feldern und im saisonalen Tourismus? Sie versuchen, den Boden um die Belagerten herum zu versengen, indem sie die Vertrauensleute, das Fabrikkollektiv, die Solidaritätsbewegung, den Verein für gegenseitige Hilfe der Arbeitenden Insorgiamo und die ständige Versammlung diskreditieren. Aber der Kampf bei GKN ist nicht nur Widerstand. Er ist auch ein Projekt. Der technisch-wissenschaftliche Ausschuss des Kollektivs hat industrielle Pläne, und die sind gut entwickelt, sozial, solidarisch und ökologisch. Staatliche Unterstützung würde den Kampf in fünf Minuten beenden und es ermöglichen, sie in die Tat umzusetzen. Aber die Arbeitenden sind bereit, in jedem Fall neu anzufangen, sogar mit ihren eigenen Kräften, indem sie die Möglichkeit der genossenschaftlichen Selbstverwaltung ausloten. Deshalb starten sie eine neue Insorgiamo-Tour und eine massive Spendenkampagne. Der GKN-Konflikt steht auf der Kippe. Er könnte entweder ein weiteres Lehrbuchbeispiel für die Schließung eines Betriebs werden oder ein Präzedenzfall, der die Methodik des Kampfes gegen Entlassungen und prekäre Beschäftigung in eine positive Richtung lenkt und einen echten ökologischen Wandel einleitet. Die ständige Versammlung ruft heute die Menschen, die Arbeitenden, die Intellektuellen, die Künstler:innen und alle, die sich mit diesem Kampf solidarisieren – von den Kirchengemeinden bis zu den Sozialzentren, von allen Gewerkschaften, den Hilfsvereinen auf Gegenseitigkeit, der Umweltbewegung und der transfeministischen Bewegung – zu einer neuen Massenmobilisierung am 25. März in Florenz auf. Es ist Zeit, dass der Frosch springt. Entweder eine vernichtende Niederlage oder ein Sprung in die Zukunft. Macht euch alle bereit. Lasst uns GKN Florenz befreien, lasst uns die Belagerung durchbrechen, lasst uns in die Zukunft gehen. Haltet euch am 25. März frei und kommt nach Florenz. Unterstütze das Crowdfunding für eine selbstverwaltete Reindustrialisierung. Fordere die Behörden auf, das Projekt jetzt zu unterstützen.
(Die vorläufige Liste der Unterschriften findest du auf www.insorgiamo.org . Wenn du unterschreiben willst, schreibe eine E-Mail an rsufiomgkn@gmail.com oder collettivo.gkn.firenze@gmail.com)“ engl. Aufruf bei Angry Workers vom 12. März 2023 („AUFRUF ZUR AKTION: VERTEIDIGEN WIR JETZT DIE BESETZTE GKN-FABRIK IN ITALIEN“) - 4. März in Berlin: Collettivo di Fabbrica GKN kommt nach Deutschland: Was können wir vom Fabrikkollektiv für den hiesigen Kampf für die Verkehrswende lernen?
„Die Arbeiter:innen des Automobilzulieferers sollten vor eineinhalb Jahren entlassen werden. Sie besetzten ihre Fabrik und entwickelten mit Ingenieur:innen und Wirtschaftswissenschaftler:innen einen Plan für eine alternative Produktion. Ihr Mittelfristiges Vorhaben ist die Herstellung von Photovoltaikanlagen und Lastenrädern. Doch da der noch anstehende Strukturwandel der Region Toskana ca 5.000 Arbeitsplätze kosten wird, ist die langfristige Vision, Bestandteile für eine regionale Produktion von wasserstoffbetriebenen Bussen beizusteuern. Massenproteste, unter anderem mit FFF Italien, wurden organisiert. Die Politik und der Fabrikbesitzer zeigen sich unbeeindruckt. Doch die Bewegung bleibt dabei: Das Werk soll erhalten werden und Sinnvolles herstellen. Was können wir vom Fabrikkollektiv für den hiesigen Kampf für die Verkehrswende lernen?“ Ankündigung auf der Anmeldeseite zur Veranstaltung am 4. März, 19 Uhr, Münzenberg-Saal, Franz-Mehring-Platz 1, siehe auch die Einladung von Genug ist Genug auf Twitter und nun als Bericht:- Das Fabrikkollektiv ex-GKN in Berlin – Video der Veranstaltung bei labournet.tv
„Am 4. März 2023 fand eine wichtige Veranstaltung mit ex-GKN Arbeitern und der Klimabewegung statt. Die ehemaligen Arbeiter der Autoteilefabrik GKN halten ihr Werk besetzt und kämpfen für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze und dafür, etwas ökologisch Sinnvolles produzieren zu können. Als „widerständiges Dorf von Asterix und Obelix“ in einerm Ozean kapitalistischer Zerstörung. Vertreterinnen von Fridays For Future und der Kampagne #wirfahrenzusammen berichten von der Annäherung zwischen Klima- und Arbeiter*innenbewegung anläßlich der Streiks im ÖPNV und dem Klimastreik vom 3. März 2023. Eine richtungsweisende Veranstaltung, empfohlen für alle, die sich mut- und orientierungslos fühlen. Die Veranstaltung wurde organisiert von Collettivo di Fabbrica ex-GKN, Fridays For Future, Ende Gelände, Sand im Getriebe, IL, Die Linke SDS, Genug Ist Genug, Rosa Luxemburg Stiftung, Movement Hub und dem italienischen Partisanenverband A.N.P.I.“ Video der Veranstaltung bei labournet.tv (dt/ital. mit dt. UT | 58 min | 2023)
- Das Fabrikkollektiv ex-GKN in Berlin – Video der Veranstaltung bei labournet.tv
- Besetzte Fabrik bei Florenz: Autoarbeiter*innen for Future. 350 Angestellte eines Autozulieferers haben ihre Fabrik besetzt. Sie fordern, den Standort für klimafreundliche Produktion umzunutzen
„Die ehemalige Fabrik des Autozulieferers GKN Automotive befindet sich eine halbe Stunde Autofahrt von Florenz entfernt in Campi Bisenzio. An einer Schnellstraße, gegenüber einem massiven Einkaufszentrum, steht hinter meterhohem Zaun das ehemalige Werk. Die Stoffbanner mit Parolen und Solidaritätsbekundungen an den Eisenstäben verraten, dass sich darin ein Konflikt abspielt. Schon lange. Die Fabrik ist seit anderthalb Jahren besetzt. Die Aktion gilt als Hoffnungsträger für funktionierenden ökosozialistischen Protest: Denn die Arbeiter*innen fordern nicht etwa höhere Löhne – sondern eine klimafreundliche Produktion.
Felice Ieraci, einer der Besetzer aus dem Collettivo di Fabbrica, hat beim Rundgang über das verlassene Werksgelände die Kapuze gegen den Wind fest um das Gesicht gezurrt. Auf seiner Jacke prangt das Logo des Fabrikkollektivs, das dem Produkt nachempfunden ist, das hier hergestellt wurde: Achswellen für Kraftfahrzeuge. Der Mann Mitte 40 arbeitete schon fast sein halbes Leben für GKN – bis ihm und 421 seiner Kolleg*innen am 9. Juni 2021 gekündigt wurde. „Es war ein Freitag. Wir wurden informiert, dass wir zu Hause bleiben sollen, es gebe nicht genug Arbeit“, erzählt Ieraci. „Dann kam die Kündigung, wir sind mit über hundert Leuten zur Fabrik gefahren. Dort wartete bewaffnetes Sicherheitspersonal und die Polizei kam.“ Nach diesem Freitag schlossen sich etwa 350 der Arbeiter*innen zusammen und organisierten eine „unbefristete Betriebsversammlung“. Eine legale Form der Werksbesetzung. Seitdem ist Ieraci fast täglich in seinem neuen Büro im ehemaligen Werk anzutreffen. Von dort aus organisiert er die Besetzung und Proteste. Manchmal trinkt er mit den anderen Ex-Arbeiter*innen aber auch bloß einen Kaffee, hilft aus als Übersetzer oder reinigt die Toiletten. Er gilt als Herz des Kollektivs. Statt der Namen der Manager hängen an den Büros nun Pappschilder mit der Aufschrift „Gewerkschaftswohnzimmer“, „Medienbüro“ oder „Kulturelle Annäherung“. (…)
Das Kollektiv entstand drei Jahre vor Schließung der Fabrik, die damals 100 Mitglieder wollten sich ursprünglich besser gegen das britische Unternehmen Melrose organisieren, das die Fabrik im selben Jahr übernommen hatte. Seitdem der Betrieb eingestellt wurde, ist das Kollektiv um etwa 250 Personen angewachsen. Alles ehemalige Arbeiter*innen, die sich mithilfe von Kundgebungen oder Soli-Konzerten für eine Zukunft des Werks einsetzen. Dafür hat es sich die militanten italienischen Arbeitskämpfe der Sechziger- und Siebzigerjahre zum Vorbild genommen. Doch gänzlich neu ist der Fokus auf die ökologische Transformation. Schon länger, so erzählen es Mitglieder des Kollektivs, hätten sie sich darüber Gedanken gemacht, wie sie ihre Arbeit hier und die Zukunft ihrer Kinder miteinander vereinbaren könnten. Mit dem „Reindustrialisierungsplan“ von Forscher*innen der Universität Pisa wurde es konkreter: Ihnen zufolge ist es möglich, Arbeitsplatzerhalt und ökologische Transformation zu vereinbaren. Auf 55 Seiten legen Ökonom*innen und Ingenieur*innen dar, wie der Industriestandort in der Toskana als Forschungszentrum für einen ökologischen Wandel dienen kann. (…) Neben FFF nähert sich das Fabrikkollektiv auch anderen ökologischen Vereinigungen, wie den Landwirtschaftsverbänden aus der Region, an. Durch diese Verbindung beziehen die Besetzer*innen jetzt lokale Produkte für die Werksmensa, die sie seit der Besetzung verwalten. Gemeinsam wollen sie die vermeintliche Kluft zwischen sozialen und ökologischen Kämpfen überwinden. (…) Weihnachten 2021 sah es so aus, als wären die Besetzer*innen ihrem Ziel ein Stück nähergekommen. Ein neuer Besitzer übernahm die Fabrik: Francesco Borgomeo. (…) Doch schon sein erstes Versprechen, nämlich persönliche Daten wie die Krankenakten der Beschäftigten freizugeben, habe er gebrochen. (…)
Für sie seien die wichtigsten Fragen im Moment, wie öffentliche Gelder für die Arbeiter*innen bereitgestellt werden könnten und was der Besitzer mit der Fabrik wirklich vorhabe. Denn trotz der großen Solidarität und konkreter Pläne der Besetzer*innen liegt es letztendlich in der Verantwortung des Besitzers Borgomeo, Investor*innen für das Werk zu finden. Nach anderthalben Jahren Kampf merkt man den Arbeiter*innen eine gewisse Müdigkeit an. (…) Noch wollen sie die Fabrik mit all ihren Bestandteilen nicht aufgeben und an ihrem Plan für eine nachhaltige Verkehrswende festhalten. Sollte das nicht funktionieren, können Sie sich vorstellen, als Genossenschaft weiterzuarbeiten und andere Fabriken zu unterstützen, die von der Schließung bedroht sind. (…) Die Arbeiter*innen finanzieren ihren Protest durch ein Transformationsgeld, das Borgomeo ihnen bis November 2022 auszahlte, außerdem mit Spendengeldern und einer Gemeinschaftskasse. In die zahlt ein, wer kann. Beispielsweise diejenigen mit neuen Jobs…“ Artikel von Ann-Kathrin Leclere vom 11.1.2023 in der taz online - Per Volksabstimmung zur Konversion?
„Die Schlinge um die Arbeiter*innen des ex-Gkn-Werks in Campi Bisenzio zieht sich zu: Seit dem 8. November 2022 hat der neue Werksinhaber Francesco Borgomeo die Zahlung des Transformationskurzarbeitergeldes ausgesetzt. Wie steht es nun um den Kampf für eine Konversion des seit über einem Jahr besetzten Autozulieferer-Betriebes in der Toskana? (…) Derzeit arbeitet das Farbikkollektiv an einer zweigleisigen Strategie. Langfristig ist weiterhin das Ziel, mithilfe staatlicher oder privater Investor*innen, den umfassenden Konversionsplan, der mit Wissenschaftler*innen der Universität Pisa entwickelt wurde, umzusetzen (vgl. Ferrari/Kaiser 2022). Darin werden für Campi Bisenzio zwei Konversionswege skizziert: Der erste würde zur Wiederaufnahme der Produktion von Achswellen führen, jedoch nicht mehr für Nutzfahrzeuge und Luxusautos, sondern für Busse (vgl. Gruppe solidarischer Wissenschaftler*innen 2022: 27). Alternativ dazu skizziert der Plan die Möglichkeit eines Branchenwechsels in Richtung erneuerbarer Energien. Diesem zweiten Szenario zufolge würden die ex-Gkn-Arbeiter*innen künftig Elektrolyseure (eine Vorrichtung zur Wasserstofferzeugung) oder Photovoltaikanlagen herstellen (ebd.: 30f.) Da bis dato weder der Staat noch Borgomeo Interesse an dieser umfassenden Konversion zeigen, entwickelt das Fabrikkollektiv derzeit eine weniger umfassende Variante alternativer Produktion. Mit der SOMS will das Fabrikkollektiv kleinere Produktionspläne umsetzen, einen Teil der Belegschaft wieder beschäftigen und dadurch das Vertrauen der Institutionen gewinnen, um ggf. das Transformationskurzarbeitergeld zur Umsetzung des eigenen Plans selber in Anspruch zu nehmen. Der aus Arbeiter*innen und Unterstützer*innen bestehende Arbeitskreis „Konversion“ organisierte am 4. Dezember eine ganztägige Zukunftswerkstatt mit Workshops zu den Themen erneuerbare Energien, nachhaltige Mobilität und Konversionsprojekten. Daran nahmen Arbeiter*innen, Anwohner*innen der Region, Vereine und die solidarischen Wissenschaftler*innen teil. Giovanni erläutert, dass hierbei konkrete Ideen für die zukünftige Produktion entwickelt wurden (…) Laut Giuseppe befindet sich unter diesen »kleineren Ideen« jene der Lastenfahrräder bereits im fortgeschrittenen Stadium: »Wir haben schon einen Hersteller besucht, der uns versichert hat, dass der Markt für Lastenfahrräder in Zukunft auch in Italien wachsen wird. Von den Maschinen her könnten wir das hier ohne Probleme herstellen, weil unsere Drehmaschinen sehr flexibel sind. Wir müssten nur definieren, wie viele Menschen wir damit beschäftigen könnten und sie umschulen.« Das Lastenfahrrad ist ein Paradebeispiel dafür, wie das Fabrikkollektiv arbeitet: Nachdem der Arbeitskreis »Konversion« gemeinsam mit Wissenschaftler*innen eine Idee entwickelt hat, wird diese in der Versammlung des Fabrikkollektivs vorgestellt. Bei positiver Resonanz werden dann Privatpersonen oder Unternehmen kontaktiert, die bereits Erfahrung in dem Bereich haben. Eine zweite sehr konkrete Idee ist die einer Markthalle für biologische Nahrungsmittel von Bäuer*innen aus der Region. Diese sind in einem Netzwerk „Genuino Clandestino“ zusammengeschlossen, um gemeinsam mit den Verbraucher*innen für eine ökologische Landwirtschaft zu kämpfen – von der Lebensmittelherstellung bis zur -verteilung…“ Umfangreicher Artikel von Lukas Ferrari und Julia Kaiser in der Zeitschrift Luxemburg vom Januar 2023 - Von der Überschneidung zur Konvergenz: Arbeiterkampf und Klimagerechtigkeit bei GKN
„… In diesem Interview – geführt am 21. Dezember 2021 – wollten wir die Beziehung zwischen Arbeitsmobilisierungen (insbesondere der Besetzung bei GKN) und Klimagerechtigkeit besser verstehen. (…) Diese Konvergenz lässt sich am besten an den beiden gemeinsamen Erklärungen von GKN und FFF ablesen. Die erste wurde etwa Mitte März veröffentlicht: „Wir werden nie wieder zulassen, dass Verlagerungen, Entlassungen und Prekarität unter dem Vorwand der Klimakrise gerechtfertigt werden. Wir werden auch nicht zulassen, dass eine Verzögerung oder Umgehung des ökologischen und klimatischen Übergang mit der Verteidigung der bestehenden Arbeitsplätze gerechtfertigt wird. (…) Es geht darum, die notwendige umweltpolitische Planung mit den Köpfen der Arbeiter*innen zu denken, nicht über selbige hinweg. Hierbei ist erwähnenswert, dass dieses Denken auf einer konstitutiven Beziehung zwischen Arbeiter*innenwissen und politischer Ökologie basiert…“ Aus dem Vorwort zum Interview von Emanuele Leonardi und Mimmo Perrotta mit Dario Salvetti (Ex-Betriebsrat GKN) in der Übersetzung ins Deutsche durch Katharina Keil – wir danken! (siehe ihren express-Artikel zum Thema hier unten)- Wichtig daraus das Update zur Lage bei GKN vom 15. Dezember: „Der neue Eigentümer von (ehemalig) GK – QF – hat sowohl im November als auch im Dezember keine Gehälter gezahlt. Das offensichtliche Ziel ist es, eine weitere Besetzung zu verunmöglichen. Nichtsdestotrotz hat das Betriebskollektiv von GKN vom 01 bis 11 Dezember 2022 ein selbstverwaltetes Referendum in der Region Florenz abgehalten, um die allgemeine Unterstützung für das „öffentliche und sozial integrierte Zentrum“- eine Erweiterung des öffentlichen Hubs für nachhaltige Mobilität-, zu zeigen. In einer großen Anstrengung, die von einer bemerkenswerten Anzahl (800) Freiwilliger getragen wurde, wurde das Referendum zu einem deutlichen Erfolg: 16.462 Stimmen für diesen Reindustrialisierungsplan!„
- Fabrikbesetzung for Future. Die Belegschaft eines Automobilzulieferers verteidigt ihr Werk und schlägt Brücken zwischen Arbeit und Umwelt
„Klimabewegung und Arbeiter:innenbewegung müssen zusammenfinden, um für eine klimagerechte Zukunft zu kämpfen − so weit, so konsensfähig. Allein, wie das praktisch funktionieren kann, bleibt oft offen. Der Fall der Betriebsbesetzung bei GKN nahe Florenz zeigt Möglichkeiten auf. (…) Was der Schlussstrich unter 30 Jahren Autoteilproduktion für GKN am ehemaligen Fiat-Standort sein sollte, entpuppte sich als Startschuss. Sofort nach Erhalt der Mail organisierten sich die Arbeiter:innen der Fabrik, besetzten sie und begannen eine unbefristete Betriebsversammlung. So verhindern sie bis heute den Abtransport von Maschinen, Material und fertigen Produkten. Sie verteidigen »ihre« Fabrik − zuerst gegen die Pläne von Melrose, nun gegen die des neuen Eigentümers Francesco Borgomeo. Dieser erwarb das Werk Ende vergangenen Jahres mit dem Versprechen, einen Reindustrialisierungsplan vorzulegen. Dieser Plan lässt weiter auf sich warten. Derweil haben die Arbeiter:innen, organisiert im basisgewerkschaftlichen Collettivo die Fabbrica GKN, nicht nur einen eigenen Plan für das Werk vorzuweisen. Sie haben auch gezeigt, wie sich die viel beschworene Verbindung zwischen Arbeiter:innen- und Klimabewegung ganz praktisch herstellen lässt − und welche Macht sie entfalten kann. Wie konnte dies gelingen und was lässt sich daraus für den deutschen Kontext lernen? Drei Aspekte scheinen wesentlich…“ Artikel von Katharina Keil , erschienen in express – Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit Ausgabe 12/2022 - [Video] Lasst uns aufstehen! – Das Fabrikkollektiv GKN
„“Sie wollen die Gesellschaft umbringen, nicht nur in Italien sondern auf der ganzen Welt.“ (aus dem Video) Am 9. Juli 2021 erhielten die 422 Arbeiter der Fabrik GKN in Campi Bisenzio bei Florenz ihre Kündigung, per E-Mail. Sofort trafen sie sich vor dem Werk, verscheuchten die Bodyguards der Geschäftsführung und halten seitdem eine unbefristete Betriebsversammlung in der Fabrik ab. Wir haben die Arbeiter im Juni 2022 besucht. Sie sprechen darüber, wie sie im Territorium verwurzelt sind, weshalb 30.000 Menschen aus Solidarität mit ihnen nach Florenz gekommen sind. Sie erklären, weshalb sie ihren Kampf unter das Motto Insorgiamo! (Lasst uns aufstehen!) gestellt haben, die Losung der Partisanen, die 1944 Florenz befreit haben. Sie sprechen aber auch über ihre Zusammenarbeit mit Klimaaktivistinnen und darüber, was sie gerne produzieren würden. Auch darüber, dass so wie die Dinge stehen nicht die Arbeiter*innen verantwortlich sind für die ökologischen Schäden, die die Produktion anrichtet: „Mich hat niemand gefragt was ich gerne produzieren würde als sie mich eingestellt haben. Sie haben mich eingestellt und fertig.“ (aus dem Video)“ Video von labournet.tv (italienisch mit dt. UT | 24 min | 2022) - „Waffen runter, Löhne hoch!“ 50.000 demonstrieren mit den ArbeiterInnen von GKN in Florenz am 26. März „“Waffen runter, Löhne hoch!“ Heute ist die Gemeinde @potere_alpopolo in #Firenze bei der Demonstration zur Unterstützung von #GKN Arbeitern gegen die Verlagerung ihrer Fabrik und die Entlassung von 422 Arbeitern. Berufstätige brauchen nicht #war ; wir brauchen #SocialSecurity und #Solidarity !“ (engl.) Tweet von Maurizio Coppola am 26.3.2022 , siehe Fotos und Videos unter #GKN und #INSORGIAMO (Aufruhr)(Siehe zum Hintergrund unser Dossier: Keine Waffenlieferungen in die Ukraine! Friedenspolitik statt Krieg!)
- Fotos: GKN – Arbeitskämpfe und Klimabewegung in Italien – 30.000 Menschen bei Demo am 26.3.2022 in Florenz
„Über 30.000 Menschen aus ganz Italien demonstrierten am 26. März 2022 in Florenz in Solidarität mit den Fabrikarbeiter*innen von GKN. Der Autozulieferer-Konzern will das Florentiner Werk schließen, um Kosten zu sparen. Ihre Kündigung erhielten 422 Arbeiter*innen im Juli 2021 per Email. Die Demo fand Unterstützung aus vielfältigen Bewegungen – Arbeiter*innen und Gewerkschafter*innen , Schüler*innen und Student*innen, Fridays vor Future, Aktivist*innen aus linken sozialen Zentren und anderen sozialen Organisationen demonstrierten mit Transparenten und Bengalos durch Florenz…“ Kommentierte Fotogalerie beim Umbruch Bildarchiv
- Fotos: GKN – Arbeitskämpfe und Klimabewegung in Italien – 30.000 Menschen bei Demo am 26.3.2022 in Florenz
- Arbeiter*innen der GKN schreiben Gesetzesvorschlag gegen Standortverlagerung – Petition zu ihrer Unterstützung
„Im Juli 2021, kurz nach Aufhebung des Entlassungsverbotes im Kontext der Corona-Krise, wurden 422 Arbeiter*innen der GKN in Campo Bisenzio bei Florenz entlassen und die Produktion von Fahrzeug-Komponenten für Fiat Chrysler Automobile (FCA) nach Polen und Slowenien ausgelagert. Die Arbeiter*innen starteten eine Mobilisierung samt Fabrikbesetzung und regelmäßigen Demonstrationen (eine Demo im September brachte 40.000 Menschen nach Florenz), die heute noch andauert.
Die Arbeiter*innen bewegen sich auch auf der juristisch-institutionellen Ebene: in Zusammenarbeit mit Anwälte*innen und der politischen Organisation Potere al Popolo haben sie ein Gesetzesentwurf gegen Standortverlagerungen geschrieben, der nun vom Abgeordneten des italienischen Senats Matteo Mantero (Potere al Popolo) in die Bilanzkommission eingebracht wurde. Die Kommission hat bis heute nicht auf den Gesetzesvorschlag reagiert, darum haben die Arbeiter*innen entschieden, mit einer Petition den öffentlichen Druck auf die Politik zu erhöhen.“ Beitrag von Maurizio Coppola vom 15.12.21 zur Petition bei Potere al Popolo , die von allen solidarischen Menschen unterzeichnet werden kann – wir danken! - »Unsere Rettung kommt durch die Mobilisierung«. Fabrikkollektiv verteidigt Arbeitsplätze bei GKN. Ganze Region solidarisch mit Kampf gegen Kapital
Der FIOM-CGIL-Delegierte Dario Salvetti berichtet im Gespräch mit Alessio Arena in der jungen Welt vom 28. Oktober 2021 über die Hintergründe des Arbeitskampfs: „Wegen der Coronapandemie waren diesen Sommer rund 5.000 Arbeitsplätze im Werk von GKN Driveline in der Nähe von Florenz bedroht. Es gab enorme Solidarität mit den Beschäftigten gegen die von der Regierung gedeckten Streichungspläne. Was waren die wichtigsten Schritte Ihres Kampfes? [Dario Salvetti:] Am 9. Juli hielt uns das Unternehmen vom Betreten der Fabrik ab, indem erst ein kollektiver freier Tag ausgerufen und dann noch an demselben die Schließung des Werks per E-Mail angekündigt wurde. Doch wir fanden einen Weg, wieder reinzukommen und das Sicherheitspersonal zu verjagen, das die Kontrolle übernommen hatte. Seitdem sind wir permanent versammelt. Eine Massenentlassung konnten wir durch den Arbeitskampf, drei Demonstrationen – darunter eine große mit mehr als 30.000 Teilnehmern – und gerichtlichen Einspruch verhindern. (…) Wir sind eine gewerkschaftlich organisierte Fabrik und kämpfen seit drei Jahren gegen den Melrose-Finanzfonds und die Übermacht der multinationalen Konzerne. Zweitens waren wir einer der ersten Fälle von geplanten Massenentlassungen wegen der Coronakrise, nachdem die Regierung ein diesbezügliches Dekret beschlossen hatte. Drittens konnten wir den Menschen erklären, dass ein Finanzfonds unser gemeinsames Erbe vernichtet, weil er uns mit der Absicht gekauft hatte, eine Börsenrallye zu erzeugen, zu spekulieren und die Fabrik zu schließen. (…) Wir haben die Bedeutung der Gewerkschaften nie bestritten und beteiligen uns an ihrer organisatorischen Arbeit. Wir wissen jedoch, dass sich dort bürokratische Verkrustungen gebildet haben; deshalb haben wir auch eine flexible Basisorganisation geschaffen, in der jeder das Prinzip der Einheit im Kampf teilt: das Fabrikkollektiv. Darüber hinaus haben wir Abteilungsdelegierte eingesetzt, die neben den gewählten Gewerkschaftsvertretern arbeiten. Als vielfältig verflochtene Fabrik haben wir uns immer mit anderen Arbeitskämpfen solidarisiert. Wir beteiligten uns an regionalen Kämpfen zur Verteidigung der Umwelt und haben eine starke Verbindung zu antifaschistischen Vereinigungen aufgebaut. Der Kampf um freie Zeit ermöglichte es jedem von uns, am gemeinschaftlichen Leben teilzunehmen. Deshalb hat bei der angekündigten Schließung von GKN eine ganze Region verstanden, dass es notwendig war, sich zu erheben…“ - Arbeitsgericht Florenz gibt der Klage von Fiom statt und erklärt die Massenentlassung der GKN-Beschäftigten in Campi Bisenzio für rechtswidrig
„Wir haben gemeinsam mit den Arbeitnehmern gewonnen, weil wir Recht hatten: Die Entlassungen bei GKN sind unrechtmäßig. Das Arbeitsgericht Florenz hat heute die Eröffnung des Verfahrens zur Massenentlassung der GKN-Beschäftigten in Campi Bisenzio widerrufen und damit der Klage von Fiom aus Florenz stattgegeben und den Verstoß gegen Artikel 28 des Arbeiterstatuts wegen gewerkschaftsfeindlichen Verhaltens anerkannt. Wir danken dem Florentiner und dem nationalen Fiom-Rechtsteam für ihre hervorragende Arbeit. Der Appell war eines der Instrumente, die Fiom in diesem Konflikt einsetzte, zusammen mit dem großen Widerstand der Arbeiter und der Fähigkeit, ein Netzwerk der Solidarität rund um den Konflikt aufzubauen, angefangen von der florentinischen Gemeinschaft bis hin zum Rest des Landes, wie die beeindruckende Demonstration am vergangenen Samstag in Florenz zeigte…“ So die Pressemitteilung von Fiom-Cgil vom 20.9.2021 - Florenz: Tausende protestieren gegen GKN-Schließung
„In Florenz haben Tausende gegen die Schließung eines Werks des Autozulieferers GKN protestiert. Die Gewerkschaften fordern neue Betriebs-Regeln. Nach einer Großdemonstration von Arbeitern und Angestellten des GKN-Konzerns am Samstag in Florenz fordern die Gewerkschaften neue Regeln für Betriebsansiedlungen. Die Regierung müsse gesetzlich verhindern, dass Großbetriebe ihre Italien-Niederlassungen einfach schließen und Tausende Arbeiter entlassen würden. Florenz: Rund 15.000 auf der Straße: In Florenz hatten am Samstag rund 15.000 Arbeiter und Angestellte der GKN-Gruppe gegen die Schließung ihres Werks demonstriert. Es könne nicht sein, dass der Konzern ein gut gehendes Werk ohne Vorwarnung schließe und die Produktion in andere Länder verlege, protestieren die Gewerkschaften. Den Mitarbeitern sei nur per e-mail die Kündigung mitgeteilt worden…“ Meldung vom 19.9.2021 (leider) bei rainews.it- Maurizio Coppola spricht auf Twitter vom 40 Tausend DemonstrantInnen am Samstag, 18.9.
- Siehe eine Fotogalerie bei CGIL Toscana und deren Berichterstattung auf Twitter sowie deren Video auf youtube
- Siehe auch ein Video bei CGIL Firenze (Twitter) und weitere Berichte/Fotos ebd.
- KollegInnen von GKN fordern gesetzlichen Stopp von Auslagerungen und Massenentlassungen
„Hier ist der Text, der bei der Versammlung am 26. Juni zwischen Anwälten und Arbeitnehmern von gkn entstanden ist. Wir freuen uns, dass unser Team von Arbeitsrechtlern vom Roten Telefon zu diesem Ergebnis beigetragen hat. Jetzt sollten wir uns alle an die Arbeit machen, um es in diesem Herbst von den Fabriken und Plätzen aus in ein staatliches Gesetz umzusetzen!
Die Verlagerung eines gesunden Unternehmens, das seine Produktion ins Ausland verlagert, nur um den Gewinn der Aktionäre zu steigern, stellt keine freie Ausübung der wirtschaftlichen Initiative dar, sondern verstößt gegen das Recht auf Arbeit, das durch Artikel 4 der Verfassung geschützt ist.
Dies ist umso weniger akzeptabel, wenn es sich um ein Unternehmen handelt, das von öffentlichen Interventionen zur Umstrukturierung oder Reorganisation des Unternehmens oder zur Aufrechterhaltung des Beschäftigungsniveaus profitiert hat. Der Staat hat in Erfüllung seiner Verpflichtung, die substanzielle Gleichstellung von männlichen und weiblichen Arbeitnehmern zu gewährleisten und ihre Würde zu schützen, den verfassungsmäßigen Auftrag, einzugreifen, um Versuche des Missbrauchs der privaten Wirtschaftsfreiheit zu unterbinden (Art. 41, Verfassung).
Vor diesem Hintergrund sind die von GKN angekündigten Entlassungen bereits jetzt unangemessen und stehen im Widerspruch zur verfassungsmäßigen Ordnung und dem in der Verfassung verankerten Konzept der Arbeit und der wirtschaftlichen Initiative. Dieser eklatante Verstoß gegen die Grundsätze der Rechtsordnung macht es erforderlich, dass geeignete Rechtsinstrumente geschaffen werden, um die betreffenden Rechte wirksam zu schützen. Aus diesem Grund sind Rechtsvorschriften erforderlich, die dem Abbau des Produktionsgefüges entgegenwirken, die Kontinuität der Beschäftigung gewährleisten und das rechtswidrige Verhalten von Unternehmen, insbesondere von solchen, die von öffentlichen Wirtschaftsanreizen profitiert haben, umfassend sanktionieren. Diese Rechtsvorschriften müssen wirksam sein und dürfen nicht nur eine Absichtserklärung darstellen.
Aus diesem Grund halten wir den veröffentlichten Entwurf des Regierungsdekrets für unzureichend und inakzeptabel: Er bekämpft die Betriebsverlagerungen nicht wirksam, es fehlt ein Sanktionssystem, die Arbeitsplätze und die Kontinuität der Produktion in gesunden Unternehmen werden nicht garantiert, und die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie ihre Gewerkschaftsvertreter werden nicht einbezogen.
Wir sind der Meinung, dass eine Verordnung, die darauf abzielt, den Abbau des Produktionsgefüges zu bekämpfen und die Aufrechterhaltung des Beschäftigungsniveaus zu gewährleisten, die folgenden unverzichtbaren Grundsätze nicht außer Acht lassen darf.- Bei Vorliegen objektiver und überprüfbarer Bedingungen muss die öffentliche Hand berechtigt sein, Unternehmen nicht zur Einleitung von Massenentlassungsverfahren zu ermächtigen.
- Ein Unternehmen, das beabsichtigt, einen Produktionsstandort zu schließen, muss die Behörden, die Arbeitnehmervertreter des Unternehmens und der verbundenen Unternehmen sowie die jeweiligen Gewerkschaften und die repräsentativsten Organisationen des Sektors im Voraus informieren.
- Die Informationen müssen es ermöglichen, die tatsächliche Vermögens- und Finanzlage des Unternehmens zu überprüfen, um die Möglichkeit einer Alternativlösung zur Schließung zu bewerten.
- Die Alternativlösung wird in einem Plan festgelegt, der die Kontinuität der Produktionstätigkeit und die Beschäftigung aller in diesem Unternehmen tätigen Arbeitnehmer, einschließlich der Arbeitnehmer, die möglicherweise in den ausgelagerten Tätigkeiten beschäftigt sind, gewährleistet.
- Der Plan wird von der Behörde mit der verbindlichen positiven Stellungnahme der Mehrheit der betroffenen Arbeitnehmer, die durch ihre Vertreter zum Ausdruck gebracht wird, genehmigt. Die öffentliche Hand garantiert und überwacht die Einhaltung des Plans durch das Unternehmen.
- Vor der Umsetzung des Plans kann kein Entlassungsverfahren eingeleitet werden.
- Die mögliche Übertragung des Unternehmens muss ein Vorkaufsrecht des Staates und der Genossenschaften der im Unternehmen beschäftigten Arbeitnehmer sowie wirtschaftliche Unterstützung, Anreize und Erleichterungen durch den Staat und lokale Einrichtungen vorsehen. In allen Fällen des Übergangs müssen die Kontinuität der Produktion des Unternehmens, die Vollbeschäftigung der Arbeitnehmer und die Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen und rechtlichen Behandlung gewährleistet sein. . Bei Übertragungen, die nicht zu Gunsten des Staates oder der Genossenschaft erfolgen, muss eine öffentliche Kontrolle der Zahlungsfähigkeit der Übernehmer stattfinden.
- Die Nichteinhaltung der oben beschriebenen Verfahren durch das Unternehmen macht die Entlassungen rechtswidrig und stellt gewerkschaftsfeindliches Verhalten im Sinne von Artikel 28 des Gesetzes 300/1970 dar.
Wir glauben, dass eine Gesetzgebung, die sich auf diese acht Punkte und die Festlegung objektiver Verfahren stützt, der einzige Weg ist, um verfassungsrechtliche Grundsätze umzusetzen und nicht mit der europäischen Ordnung in Konflikt zu geraten.
Wie der Gerichtshof ausdrücklich anerkannt hat (C-201/2015 vom 21.12. 2016) kann nämlich „der Umstand, dass ein Mitgliedstaat in seinen nationalen Rechtsvorschriften vorsieht, dass Massenentlassungspläne vor ihrer Durchführung einer nationalen Behörde gemeldet werden müssen, die über Kontrollbefugnisse verfügt, die es ihr unter bestimmten Umständen ermöglichen, sich einem solchen Plan aus Gründen des Arbeitnehmer- und Beschäftigungsschutzes zu widersetzen, nicht als Verstoß gegen die durch Artikel 49 AEUV garantierte Niederlassungsfreiheit oder gegen die in Artikel 16 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union verankerte unternehmerische Freiheit angesehen werden“. Wir glauben auch, dass dies ein erster Schritt zum Wiederaufbau eines Systems von Garantien und Rechten ist, das den Arbeitnehmern die zentrale Bedeutung der Arbeit und ihrer Würde zurückgibt. Um eine sorgfältige Abwägung der Interessen zu ermöglichen, die von dem in Vorbereitung befindlichen Gesetzestext betroffen sind, halten wir es für notwendig, dass die Regierung die bisher von den Unternehmen eingeleiteten Entlassungsverfahren nach dem Gesetz 223/91 unverzüglich aussetzt.“ Machinen-Übersetzung des Beitrags von den Anwälten von GKN zum Thema Auslagerungen: „FERMIAMO LE DELOCALIZZAZIONI!“ am 3.9.2021 bei Potere al Popolo – siehe zum Hintergrund unser Dossier: Italien: Erzwingt die Coronakrise mit verschärfter Erwerbslosigkeit und Prekarisierung die Verlängerung des Kündigungsverbots und der Kurzarbeit? - GKN nach Entlassungen ohne Arbeitslosenunterstützung: Besetzt. Informationen zu landesweiten Aktionen und Aufruf zur Solidarität
Nachdem der Verwaltungsrat des Melrose-Fonds am 9. Juli die Schließung des Werks beschloss, laufen die gesetzlich vorgeschriebenen 75 Tage Frist am 22. September ab und das Massenentlassungsverfahren von 422 ArbeitnehmerInnen kann mit Kündigungsschreiben beginnen. Belegschaft wie Fiom CGIL sagen: „Wagt es nicht, diese Briefe zu verschicken!“, auch die Regierung (die die Kündigung ja erst ermöglicht hat), hat sich publikumswirksam eingeschaltet, weil der Kampf der KollegInnen italienweit Wellen schlägt. Doch der britische Finanzfonds hat nicht auf den Vorschlag der Regierung reagiert, die (samt der LeiharbeiterInnen) 500 Entlassungen zurückzunehmen und im Gegenzug 13 Wochen lang Arbeitslosengeld zu zahlen. Und am 9. September wird sich das Unternehmen vor Gericht verteidigen müssen, nachdem Fiom eine Klage wegen gewerkschaftsfeindlichen Verhaltens eingereicht hat. (Quelle: Artikel von Riccardo Chiari vom 31.08.2021 bei Il Manifesto )- Landesweite Aktionen und Aufruf zur Solidaritätsbotschaften
Die GKN-KollegInnen haben eine landesweite Mobilisierungskampagne gestartet, um den Prozess der Demontage der Produktionsmittel zu verhindern. Die vom GKN-Fabrikkollektiv gestartete Kampagne hat bereits verschiedenen Initiativen mobilisiert, wie Demo und ein Solikonzert. Die nächsten Initiativen sind die Versammlungen am Freitag, den 3. September in Neapel, am Samstag, den 4. September in Rom, am Sonntag, den 5. September in Turin, am Montag, den 6. September in Mailand und eine nationale Mobilisierung am Samstag, den 18. September. Weitere Initiativen sind im Laufe des Septembers und Oktobers 2021 in Vorbereitung. Es wird um Solidaritätsbotschaften und Videobotschaften an die ArbeiterI(nnen und GKN zu schicken (so sinngemäß der Aufruf der (nuovo)Partito comunista italiano - Solidaritätsbotschaften bitte an: collettivo.gkn.firenze@gmail.com und consigliodifabbricagkn@gmail.com (Bitte auch die Grafik mit dem Spendenkonto beachten!)
- Gregor Sanders berichtet auf Twitter : „24.7.: Nahe Florenz wurden letzte Woche 422 ArbeiterInnen des Autotechnikherstellers #GKN (Melrose industries) per Mail entlassen. Diese ArbeitnehmerInnen, sowie deren KollegInnen in den Subunternehmen haben ihre Existenzgrundlage verloren. Und mit ihnen auch deren Familien. Eine breite Solidaritätsbewegung hat sich gebildet, an der sich von Gewerkschaften bis „centri sociali“ viele beteiligen. Bei der heutigen Demonstration mit tausenden TeilnehmerInnen wurde der Autobahnring lahm gelegt. (…) Am Wochenende spielte „Banda Bassotti“ für etwa 1.500 solidarische BesucherInnen vor den Toren des besetzten #GKN Werksgelände. #Insorgiamo„
- Appell/Petition zur Gründung eines Soli-Kommitees in der Toscana
„Was bei GKN Driveline in Campi Bisenzio geschieht, ist inakzeptabel: 422 Arbeitnehmer werden per E-Mail entlassen, ein Industrieunternehmen mit Wurzeln in der florentinischen Geschichte wird ohne Einspruch geschlossen. Es ist eine Schande für die Arbeitswelt in der Toskana, die bereits durch die Bekaert-Affäre in Figline und andere Krisen und Entlassungen auf eine harte Probe gestellt wurde. (…) Wir rufen die gesamte toskanische Gesellschaft auf, den Kampf der GKN-Beschäftigten zu unterstützen (…) Deshalb haben wir beschlossen, ein Komitee zur Unterstützung des Kampfes der GKN Driveline-Beschäftigten in Campi Bisenzio ins Leben zu rufen, um dazu beizutragen, diesem Konflikt mit der Unterstützung aller, die sich anschließen wollen, mehr Kraft zu verleihen. Die Toskana darf diese Arbeitnehmer nicht allein lassen. Ihr Kampf ist der Kampf von uns allen…“ Appell/Petition
- Landesweite Aktionen und Aufruf zur Solidaritätsbotschaften
- Autozulieferer GKN schliesst Florentiner Werk Campi Bisenzio und setzt 450 Familien auf die Strasse – per e-mail
“GKN, ein britisches multinationales Unternehmen, das Achswellen für mehrere Automobilhersteller produziert, hat heute Freitag, den 9. Juli 2021 die Arbeiter*innen über die sofortige Schliessung des Standorts Campi Bisenzio in der Provinz Florenz informiert. 450 Arbeiter*innen verlieren somit von einem Tag auf den anderen ihren Job. Die Kommunikation über die Betriebsschliessung erfolgte über eine interne E-Mail an die Arbeiter*innen; die Öffentlichkeit konnte in einem Facebook-Post der Metallarbeiter*innengewerkschaft FIOM darüber lesen. Die Arbeiter*innen von GKN von Campi Bisenzio hatten im Jahr 2016 einen vorbildlichen Arbeitskampf geführt: Zum Zeitpunkt der Einführung der Arbeitsmarktreform “Jobs Act” der damaligen Regierung von Matteo Renzi (damals noch in der Demokratischen Partei PD) konnten sie im Betrieb die Einhaltung des Artikels 18 des Arbeitsgesetzes erkämpfen. Der “Jobs Act” sieht vor, dass auch ohne triftige Gründe Arbeiter*innen entlassen werden können (Stichwort Flexibilisierung), Artikel 18 hingegen stellte einen starken Kündigungsschutz dar. Die Massenentlassung bei GKN ist ein weiterer Fall von Kündigungen, die unmittelbar nach Abschluss der Vereinbarung zwischen Regierung, Gewerkschaften und Unternehmensverband Confindustria Ende Juni 2021 erfolgt. Die Vereinbarung hat das covid-krisenbedingte Entlassungsverbot aufgehoben, das im März 2020 per Regierungsdekret eingeführt wurde; die drei Parteien hatten bei Unterzeichnung der Vereinbarung noch kommuniziert, dass diese keine Entlassungswelle auslöse, da die Unternehmen ihre “soziale Verantwortung” respektieren würden. Die Realität erzählt uns nun aber eine andere Geschichte.” Beitrag von Maurizio Coppola vom 9.7.2021 – wir danken!
Grundinfos
- Collettivo Di Fabbrica – Lavoratori Gkn Firenze auf Facebook (aktuell) und auf Twiter: CoiLavoratoriGKN
- siehe auch #Insorgiamo und die entsprechende Homepage , auch auf Deutsch: http://insorgiamo.org/germany/
- GKN for Future – Deutschland auf Instagram
Siehe dazu auch:
- Für des Italienischen Mächtige empfehlen wir:
- Ein Artikel auf il Maniofesto berichtet von der Solidarität der kollegInnen mit „Gkn Blue Overalls“ aus Erdington, die ebenfalls seit Monaten gegen die Schließung der Fabrik und die Verlagerung der Produktion nach Polen kämpfen.
- Zur Besetzung siehe den (it) Artikel von Gabriella Mazzeo vom 10.7.21 auf fanpage.it
- Insorgere. Dalla fabbrica in poi. Artikel von Alberto Zoratti vom 27.8.2021
- Siehe für die erste Entlassungsmeldung und die gesetzlichen Hintergründe unser Dossier Italien: Erzwingt die Coronakrise mit verschärfter Erwerbslosigkeit und Prekarisierung die Verlängerung des Kündigungsverbots und der Kurzarbeit?