Nach 30 Jahren Betriebsratsgründung bei Naturkosmetik-Hersteller Laverana in Aussicht

Erfüllt Eure Pflicht - wählt einen gewerkschaftlichen BetriebsratRund 30 Jahre nach Gründung der Laverana GmbH & Co. KG sollen die mehr als 400 Beschäftigten des Naturkosmetikhersteller in Kürze endlich erstmals einen Betriebsrat wählen können. Zahlreiche Konflikte in den letzten Jahren hatten zu dieser Entwicklung beigetragen. Mitarbeiter berichten von schlechten Arbeitsbedingungen und verhinderter Betriebsratsgründung: In einem aktuellen Schreiben begrüßten Mitarbeiter von Laverana, dass „nach mehreren gescheiterten Versuchen“ nun Betriebsratswahlen anstehen. Die Arbeitsbedingungen beschreiben sie als katastrophal: „Manchmal haben wir das Gefühl, hier beim ‚Tönnies der Naturkosmetik’ zu arbeiten.“ Ende 2019 berichtete die „Neue Presse“ über gezieltes „Mütter-Mobbing“, weil Laverana fünf Mitarbeiterinnen die Rückkehr nach der Elternteilzeit verwehrt habe. Damals zitierte die Zeitung eine der Mütter mit der Aussage: „Es gibt bei Laverana keinen Betriebsrat. Die, die einen gründen wollten, sind geflogen.“ (…) Die Temperatur betrage dort fast immer 30 Grad, „in den Sommermonaten sogar mehr als 40 Grad.“ Es gebe keine Absaugungen und Klimaanlagen, die Staubbelastung sei hoch, Atemschutzmasken Mangelware. Zusagen des Unternehmens, Brandschutz und Klimatisierung nachzurüsten, seien nicht eingehalten worden. Zudem gibt es Berichte, dass die Inhaberfamilie Haase offene Kritik im Unternehmen sanktioniert, auch mit Entlassungen von unliebsamen MitarbeiterInnen. (…) Die Gewerkschaft IG BCE versucht schon länger einen Betriebsrat bei Laverana zu gründen. Bisher ohne Erfolg, zu groß muss die Angst um den eigenen Arbeitsplatz gewesen sein…“ Aus den Frontberichten 12/2021 von Kevin Hoffmann bei Arbeitsunrecht externer Link mit umfangreichen Hintergründen, siehe einen weiteren Artikel darüber:

  • Naturkosmetik, jetzt bald mit Betriebsrat. Seit 30 Jahren hat das Unternehmen Laverana keinen Interessenvertretung der Arbeiterinnen und Arbeiter. Nun zeigt sich die Wichtigkeit dieses oft unterschätzten Mittels
    „… Haben Sie – wie ich – auch schon etwas von der Bio-Kosmetikmarke „Laverana“ gekauft, weil sie sich selbst oder der Natur etwas Gutes tun wollten? Schließlich produziert Laverana – nach eigener Aussage – nur zertifizierte Naturkosmetik und versucht seit dem Jahr 2019, das klimaneutral zu tun. Dafür schafft das Unternehmen auf seiner Internetseite Transparenz und kann auch entsprechende Gütesiegel vorweisen. Leider gibt es noch kein Gütesiegel für Arbeitsbedingungen und gewerkschaftliche Vertretung – denn sonst hätte Laverana in diesem Bereich bisher weniger gut abgeschnitten. Das Unternehmen gibt es in Niedersachsen seit 30 Jahren und genauso lange gibt es keinen Betriebsrat. Doch bald wird sich das ändern – hoffentlich. In dieser Woche treffen sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zur Wahlversammlung – und, wenn alles gut läuft, sechs Wochen später zur Betriebsratswahl. (…) Michael Linnartz [von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE)] vergleicht Laverana mit Start-ups und Tech-Unternehmen wie N26 oder Google: „Dann bekommen diese Unternehmen irgendwann eine kritische Größe, dann klappt das vermeintlich Nicht-Hierarchische nicht mehr, dann treten die unterschiedlichen Interessen von Arbeitsgebern und Arbeitnehmern immer deutlicher zu Tage, dann braucht es eine rechtlich klare Vertretung wie den Betriebsrat.“ (…) Akademiker gibt es unter den Arbeitern und Arbeiterinnen bei Laverana im Gegensatz zu den Start-ups kaum. „Wir sind froh, dass die Beschäftigten dort jetzt eingesehen haben, dass man nur gemeinsam stark ist.“ Bei Laverana gebe es derzeit keine Anzeichen für die Behinderung der Betriebsratsgründung. Stimmt das, dann müssten ökologisches und soziales Gewissen bald kein Widerspruch mehr sein.“ Artikel von Nina Scholz vom 23.08.2021 aus der Freitag-Ausgabe 33/2021 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=192945
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