Jane McAlevey: »Eine starke Gewerkschaft ist der einzige Weg im Kampf gegen den Faschismus«
„… Die meisten Gewerkschaften in den Industriestaaten haben es sich einfach zu bequem gemacht. Sie sind damit zufrieden, Tarifverträge auszuhandeln und ab und zu mal zu einem Streik zu mobilisieren. Doch sie helfen den Arbeiter*innen nicht, sich wirklich zu organisieren. Und das wäre notwendig, um gegen die ganzen brutalen Konzerne wie Uber, Amazon oder Tesla anzukommen, die in der Zwischenzeit entstanden. (…) Die Globalisierung ist wie die Plattform-Ökonomie kein neues Phänomen. Aber sie führt zu einer Schwächung der Gesellschaft. Zusammen mit dem Fehler, sich einzuigeln, bedeutet die Globalisierung, dass die Durchsetzungskraft der Gewerkschaften extrem geschrumpft ist. Und je weniger Kraft sie haben, desto schwerer fällt es ihnen, aus diesem Teufelskreis herauszukommen. (…) Der Grund für den Aufstieg der Rechten ist die groteske Einkommensungleichheit. Die Arbeiterklasse ist sauer, dass sie abrutscht. (…) Natürlich braucht es Menschen, die sich explizit dem Faschismus in den Weg stellen. Ich nenne das eine sich selbst auswählende Bewegung. Doch das reicht nicht aus. Es ist notwendig, dass sich die Arbeiterklasse wieder organisiert und ihre materiellen Bedürfnisse auf den Tisch bringt. Wenn die Menschen ihre Wohnungen verlieren, weil die Mieten in Städten wie San Francisco oder New York explodieren und ihre Jobs immer schlechter werden, dann führt das zum Aufstieg der Rechten. Deswegen ist es eine konstante Herausforderung, die arbeitenden Menschen zu organisieren…“ Interview von Simon Poelchau vom 20.08.2021 im ND online , siehe auch unser Dossier: [Jane McAlevey: There Is Power in a Union] Machtaufbau durch Organizing – Erfahrungen aus den USA inspirieren deutsche Gewerkschaften