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Seit Herbst 2019 dauert der Kampf für einen einheitlichen Tarifvertrag beim Arzneimittelhändler Novaltia in Bilbao/Spanien

Kampf für einen Tarifvertrag beim Arzneimittelhändler Novaltia in Bilbao/Spanien„In einem exemplarischen Arbeitskampf bestreiken Beschäftigte die Novaltia-Filiale nun seit 754 Tagen im baskischen Bilbao gegen eine Unternehmerschaft, die glaubt, fast alles machen zu können. (…) Mit der Finanzkrise und einem schlechten Management begannen die Probleme ab 2010. Ständig wurde uns erklärt, die Löhne müssten sinken, sonst müsse dichtgemacht werden. Schließlich akzeptierte eine Belegschaft, bei der ein guter Teil vor der Pensionierung stand, harte Einschnitte, wie Lohneinbußen um 25 bis 30 Prozent. (…) Zum Teil wird von sechs Uhr morgens bis 23 Uhr gearbeitet, auch am Wochenende. Auch Zeitarbeitsfirmen werden bemüht. (…) Da wird mit Zahlen herumgespielt, um Kündigungen zu rechtfertigen, da angeblich keine Aufträge vorliegen. Danach gibt es wie durch ein Wunder wieder Aufträge und es werden neue Leute unter schlechteren Bedingungen eingestellt…“ Interview von Ralf Streck vom 14. August 2021 bei Telepolis externer Link „Seit zwei Jahren im Kampf für einen würdigen Tarifvertrag“ – siehe dazu:

  • Längster Streik Europas erfolgreich beendet: Nach 1.345 Tagen haben die Novaltia-Beschäftigten im Baskenland Lohnerhöhungen bis zu 34 Prozent erkämpft und sie werden mit 9.500 Euro entschädigt New
    Es ist geschafft. Der längste Streik Europas ist nun Geschichte. Das hat Betriebsratsmitglied der kämpferischen baskischen Gewerkschaft ELA gegenüber Telepolis bestätigt. Vor beinahe zwei Jahren, im August 2021, hatten wir an dieser Stelle Interview mit Ibai Carranza veröffentlicht. Damals hatte die Novaltia-Belegschaft im Baskenland bereist zwei Jahre lang „für einen würdigen Tarifvertrag gestreikt“. Jetzt wurde der Arbeitskampf beendet.
    „Endlich“, zeigt sich Carranza gegenüber Telepolis jetzt erleichtert. Er berichtet, dass die Beschäftigten der Pharma-Logistikfirma Novaltia im baskischen Bilbao sehr zufrieden mit dem Ergebnis sind. Den Erfolg haben sie an 1.345 Tagen, in drei Jahre und acht Monaten, erkämpft.
    „Wir haben eine Entscheidung getroffen: Wir wollten der prekären Beschäftigung ein Ende setzen“externer Link, lautete das hochgesteckte Ziel der Streikführerin Helka Fernández. „Niemand hatte aber einen so langen Streik erwartet und gewollt, doch das Ergebnis zeigt, dass das Unmögliche doch möglich ist“, erklärt Lagerchef Carranza. Es sei darum gegangen, ein „zufriedenstellendes“ Ergebnis zu erreichen. Sehr hart gewesen sei es vor allem in den letzten Monaten gewesen: „da wir nicht wussten, ob es eine Lösung geben würde oder wie lange wir noch in dieser Situation sein würden“.
    Man habe ein „gutes Ergebnis“ erkämpft, sind sich Carranza, Fernández und die baskische Gewerkschaft ELA externer Link einig.
    Zwar habe die Belegschaft den Streik längst einstellen wollen, aber es musste ein gutes Ergebnis herauskommen. „Um jeden Preis wollten wir ihn nicht beenden“, fügt der Betriebsrat an. Und das Resultat kann sich wahrlich sehen lassen. Auch das zentrale Ziel wurde erreicht, wieder einen eigenen und würdigen Tarifvertrag externer Link zu erkämpfen. (…) Besser bezahlte Beschäftige wie Carranza erhalten immerhin noch einen Aufschlag von fast 27 Prozent. Fernández, die im Lager des Zusammenschlusses von Apotheken arbeitet, die als Rechtsform als „Kooperative“ firmiert, musste zuvor im teuren Bilbao mit knapp 1000 Euro überleben. „An Kinder brauchte ich nicht einmal zu denken.“ Und für das kleine Geld sollte sie „sogar noch am Wochenende antreten, zudem ohne Zuschläge“. (…)
    Versüßt wird der Abschluss zudem durch eine Entschädigung der Firma in Höhe von fast 9.500 Euro, die Novaltia jedem Streikenden zahlen muss. Die können mit dem Geld nun in den wohlverdienten Urlaub gehen, den sie sich jahrelang nicht leisten konnten. 60 Urlaubstage stünden allein aus den vergangenen zwei Jahren jedem zu, erklärt der 37-jährige Carranza. Man habe sich mit der Firma geeinigt, den alten Urlaubsanspruch sofort zu gewähren. Novaltia hat sich gegenüber dem Streik-Komitee und ELA auch verpflichtet, keine Repressalien gegen die Streikenden zu ergreifen, wie Versetzungen, Herabstufungen oder Kündigungen. Letztere sind weiter einfach und mit niedrigen Abfindungen möglich, da auch daran durch die Reform der Arbeitsmarktreform nicht gerüttelt wurde. Wichtig war auch die Geste, dass Novaltia für jeden Streiktag einen symbolischen Euro an die Streikkasse der Gewerkschaft zahlen muss. Ohne diese „Widerstandskasse“ von ELA und deren Unterstützung wäre dieser Kampf unmöglich geworden, sind sich die Beschäftigten einig. Immer wieder wurde Novaltia zum Beispiel auch zu Geldstrafen bis zu 120.000 Euro verurteilt, weil das Streikrecht über Streikbrecher ausgehebelt wurde…“ Beitrag von Ralf Streck vom 01. April 2023 in Telepolis externer Link
  • 1001 Tage und Nächte: Der längste Streik Europas bei Novaltia in Bilbao/Spanien 
    Seit nun fast drei Jahren befindet sich die baskische Novaltia-Belegschaft im Ausstand und sie hofft weiter, den bisher längsten Streik Europas erfolgreich zu beenden. Im Baskenland sind lange Streiks wahrlich keine Seltenheit, einst bestreikten Beschäftigten der deutschen Firma Pferd-Rüggeberg erfolgreich 745 Tage die Filiale in Gasteiz (spanisch: Vitoria) gegen die Entlassungen von schwangeren Frauen. Der Streik gegen die Novaltia-Filiale in Bilbao, einen der führenden spanischen Arzneimittelhändler, sprengt nun auch diesen Rahmen bei weitem. Seit nun 1001 Tagen befinden sich drei Viertel der Beschäftigten, vor allem in der Produktion und im Lager, im Streik. Fast täglich protestieren sie vor dem Firmensitz oder den etwa 200 Apotheken in der baskischen Provinz Bizkaia, die von Novaltia beliefert werden, wozu hauptsächlich illegal auch Streikbrecher und weitere Tricks eingesetzt werden, wie das Betriebsratsmitglied Ibai Carranza im Telepolis-Interview schon einmal ausgeführt hatte: siehe „Seit zwei Jahren im Kampf für einen würdigen Tarifvertrag“. Im Hintergrund steht auch heute noch der Kampf der Beschäftigten für einen würdigen Tarifvertrag. (…) Ohne die ELA-Streikkasse, über die spanische Gewerkschaften nicht verfügen, wäre ein solcher Ausstand unmöglich. Da in der Finanzkrise ständig das Damoklesschwert einer Schließung über der Firma hing, hatte die Belegschaft einst Lohneinschnitten von bis zu 30 Prozent zugestimmt. Dass damit eine Art „Zweiklassensystem“ eingeführt worden war, wollten die Beschäftigten ab 2018 nicht mehr hinnehmen. „Neue Beschäftigte erhalten seither viel weniger Lohn für die gleiche Arbeit.“ In den Tarifverhandlungen sollte deshalb die „doppelte Lohnskala“ gekippt werden. (…) Ein Einlenken sieht Carranza weiterhin nicht. Inzwischen spricht die Betriebsleitung offen von Entlassungen und Auslagerung eines Teils der Arbeit nach Aragon, erklärt er gegenüber Telepolis. Aus Aragon hatte Aragofar ins Baskenland expandiert. Einfach sei ein so ein langer Streik nicht, erklärt der Betriebsrat: „Er hinterlässt Spuren.“ Und ohne die starke solidarische Unterstützung wäre der Streik über 1001 Tage und Nächte auch nicht zu leisten gewesen, weshalb sich die Streikenden ausdrücklich für die Solidarität bedanken. Die Streikfront stehe weiter fest zusammen und es stünden noch Urteile vor Gerichten aus, welche die Lage schnell, wie in anderen Streiks, beeinflussen könnten.Um einen solch langen Streik zu führen, sei aber nicht allein eine Streikkasse und das Wissen wichtig, mit ELA und der kleineren LAB kämpferische gewerkschaftliche Unterstützung zu erhalten. Bedeutsam sei auch, auf erfolgreiche Kämpfe blicken zu können, von denen man zusätzlich Unterstützung erhält…“ Artikel von Ralf Streck vom 17. April 2022 in Telepolis externer Link
  • Siehe NOVALTIA en HUELGA auf Twitter externer Link und auch Huelga Novaltia Greban externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=192608
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