FedEx flüchtet aus Haustarifverträgen: Fast 1.500 Beschäftigte in Deutschland betroffen – ver.di fordert Überleitungs- und Ergänzungstarifvertrag

Tariftreue„Das Logistik-Unternehmen FedEx hat alle bestehenden Haustarifverträge mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) gekündigt. Die Kündigung der Mantel- und Entgelttarifverträge der FedEx Germany GmbH erfolgt zum 30. Juni 2021 und bei FedEx Corporation zum 30. September 2021. Bereits zum 1. Juli 2021 will das Unternehmen den jeweiligen Arbeitgeberverbänden beitreten und damit die regionalen Flächentarifverträge anwenden. „Wir bewerten das Verhalten von FedEx als Tarifflucht aus den speziellen auf die Unternehmen zugeschnittenen Haustarifverträgen, denn die Haustarifverträge legen deutlich höhere Tariflöhne als die Flächentarifverträge fest“, kritisierte Andrea Kocsis, stellvertretende ver.di-Vorsitzende. FedEx betonte gegenüber ver.di zwar, dass sich nach der Kündigung für die bestehende Belegschaft nichts ändere, da die bisher in den Haustarifverträgen geregelten Bedingungen auf arbeitsvertraglicher Ebene weitergelten. Die Folge der Tarifflucht ist aber, dass sich die bisherigen Tariflöhne für die bestehende Belegschaft nicht mehr erhöhen werden, wie es sonst durch Haustarifverhandlungen in dem Unternehmen üblich gewesen wäre. Neue Beschäftigte würden zudem zu deutlich schlechteren Bedingungen eingestellt werden…“ ver.di-Pressemitteilung vom 30. Juni 2021 externer Link, siehe dazu:

  • Hessenweit 500 Beschäftigte seit über drei Wochen im unbefristeten Streik, es geht um einige Hundert bis 1500 Euro im Monat – Fedex reagiert bisher nicht New
    Bei dem Kurierunternehmen sind hessenweit 500 Beschäftigte im Ausstand. Sie fordern, dass sie durch die Kündigung des Tarifvertrags nicht weniger Geld als vorher verdienen. Es geht um einige Hundert bis 1500 Euro im Monat. Aber der Arbeitgeber reagiert nicht. Die Stimmung unter den Beschäftigten des Wiesbadener Fedex-Standorts sei wunderbar, sagt der Betriebsrat Kurt Aslan am Dienstag. Seit über drei Wochen haben sie ihre Arbeit niedergelegt, um für mehr Lohn zu kämpfen, seit vergangener Woche befinden sie sich im unbefristeten Streik. Es gehe für sie um viel Geld, um einige Hundert und sogar um bis zu 1500 Euro im Monat mehr auf dem Konto, so Aslan. Der Wiesbadener Standort ist derzeit der wichtigste Umschlagplatz des US-amerikanischen Kurier- und Logistikunternehmens Fedex-Express in Europa. Am Montag haben die Beschäftigten aus Protest die Zufahrtsstraßen gesperrt. Weitere Aktionen sind angekündigt. Der Ausstand hat Auswirkungen. Der Rückstau der nicht versandten Lieferungen beliefe sich auf 65 000 bis 70 000, sagt Aslan. Nur ein Viertel des Aufkommens könne bearbeitet werden. Daher sei weiter mit Verspätungen zu rechnen – ein starkes Druckmittel für die Streikenden. Auch Mitarbeiter:innen der anderen hessischen Standorte Frankfurt-Flughafen, Kelsterbach, Rodgau, Kassel und Dietzenbach befinden sich im Ausstand. Von den etwa tausend Fedex-Beschäftigten in Hessen beteiligen sich etwa 500. Wiesbaden bildet laut Aslan den Schwerpunkt des Arbeitskampfes. Dort hätten sich 99,3 Prozent der gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter:innen für den unbefristeten Streik ausgesprochen, 250 der 365 Mitarbeiter:innen streiken…“ Artikel von Madeleine Reckmann vom 28.6.2022 in der FR online externer Link („Wiesbaden: Fedex-Belegschaft streikt“)
  • Unbefristeter Streik beim Logistiker FedEx an allen hessischen Standorten gegen Verschlechterungen durch Tarifwechsel
    Beim Logistiker Fedex sind Beschäftigte an allen hessischen Standorten in einen unbefristeten Streik eingetreten. Das haben Urabstimmungen unter den gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten bei FedEx Express Corporation und FedEx Express Deutschland GmbH ergeben. Der Streik betrifft die Standorte Frankfurt Flughafen, Kelsterbach, Rodgau, Wiesbaden, Kassel, Dietzenbach. Es ist mit deutlichen Verzögerungen beim Frachtverkehr des Unternehmens zu rechnen. Betroffen ist auch die internationale Zustellung. Vorher hatte ver.di mit Streiks zunächst erreicht, Verhandlungen mit FedEx über Bestandsschutzsicherung für die 1.000 hessischen Beschäftigten aufzunehmen. Sie wurden jedoch ergebnislos abgebrochen, nachdem keine Einigkeit in zentralen Punkten erreicht werden konnte. Strittig waren insbesondere die Themen 13. Monatsentgelt, Zeitzuschläge und Nachtzuschläge sowie Regelungen für künftige Entgelterhöhungen. (…) Zum Hintergrund: Die angestrebten Verhandlungen sind keine turnusgemäßen Runden. Vielmehr geht es hier darum, Besitzstände vertraglich zu wahren. Denn den teilweise jahrzehntelang Beschäftigten droht eine finanzielle Schlechterstellung. FedEx Express Deutschland GmbH hatte im vergangenen Jahr einseitig den Unternehmenstarifvertrag gekündigt, der seit vielen Jahren mit ver.di bestand. Das Unternehmen trat dem Arbeitgeberverband VdV (Verband der Verkehrswirtschaft) Hessen bei, um dessen Tarifverträge anzuwenden. Diese würden in vielen Bereichen eine Verschlechterung für die Beschäftigten bedeuten. Dagegen wehren sie sich.
    Ungeachtet dessen hat der Arbeitgeber bereits Fakten geschaffen. Ohne zu informieren, hat er seine Beschäftigten neu eingruppiert. Die Beschäftigten haben von ihrer veränderten Eingruppierung erst durch die aktuelle Gehaltsabrechnung erfahren. ver.di sieht in dieser Eingruppierung den Versuch, eine Entgelterhöhung zu umgehen, die mit dem Arbeitgeberverband VdV vereinbart worden war.
    Verhandlungsführer Andreas Jung: „Dieses Verhalten spricht den Worten Hohn, mit denen FedEx sich im Internet darstellt: Ein Spitzenunternehmen, in dessen Mittelpunkt der Mensch steht. Die Beschäftigten haben seit Pandemiebeginn durchgearbeitet. Ihr Unternehmen ist Krisengewinnler mit Gewinnen von rund 1,5 Milliarden pro Quartal.““ Pressemitteilung vom 22.06.2022 bei ver.di Hessen externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=191457
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