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Die letzte Rate – Bochumer Opel-Werk wird geschlossen
Kommentar von Daniel Behruzi, zuerst erschienen in der jungen Welt vom 10.12.2012.
Vom »Anfang vom Ende« und »Tod auf Raten« war in dieser Zeitung vor auf den Tag genau acht Jahren die Rede, als die Vernichtung von 3600 der damals noch 9600 Jobs im Bochumer Opel-Werk beschlossen wurde (jW vom 10. Dezember 2004. Jetzt scheint die letzte Rate fällig zu werden. In einem 40sekündigen Statement verkündete Opel-Chef Thomas Sedran der versammelten Belegschaft am Montag morgen das Aus des Standorts, bevor er sich durch den Hinterausgang davonmachte. Ab 2016 sollen in der vor 50 Jahren aufgebauten Fabrik keine Fahrzeuge mehr vom Band laufen. Doch auch jetzt rufen Betriebsrats- und IG-Metall-Spitzen noch zur »Besonnenheit« auf. Dabei ist es dringend an der Zeit, sich auf die Kampftradition der Ruhrgebietsbelegschaft zu besinnen. Sonst ist es bald zu spät.
Im Grunde steht die Ankündigung, nach Auslaufen der aktuellen Zafira-Produktion im Sommer 2016 keine weiteren Autos mehr in Bochum zu produzieren, schon seit einem halben Jahr im Raum. Doch statt auf Protest setzte die Beschäftigtenvertretung auf Verhandlungen. Immer wieder rechnete sie vor, Bochum produziere kostengünstiger als andere Standorte. Auch am Montag forderte Betriebsratschef Rainer Einenkel einen »sauberen und fairen Kostenvergleich« zwischen den Werken von General Motors (GM) in Europa. Es hat nichts genützt. Der Versuch, die GM-Führung mit betriebswirtschaftlichen Argumenten zu überzeugen, ist gescheitert.
Das einzige, was jetzt noch helfen kann, ist die Ankündigung Einenkels wahr zu machen, die geplante Stillegung zur »teuersten Werksschließung aller Zeiten zu machen – und sie so vielleicht noch zu verhindern. Das geht nicht, wenn man brav weiter produziert, bis der letzte Zafira vom Band gelaufen ist. So hat es vor zwei Jahren schon die Belegschaft im belgischen Antwerpen auf Geheiß ihrer Gewerkschaftsvertreter gemacht. Als sie sich gegen die endgültige Schließung zur Wehr setzen wollte, war es zu spät.
Sollten sich die Bochumer Opelaner für den Weg des Widerstands entscheiden, wird das kein leichter Kampf. Das ökonomische Druckpotential ist weitaus geringer als noch vor einigen Jahren. Zur Jahrhundertwende reichten wenige Streiktage in Bochum, um die gesamte europäische GM-Produktion lahmzulegen. Die Komponentenfertigung für andere Werke ist seither allerdings weitgehend abgezogen worden. Und darauf, daß die IG Metall in anderen Opel-Werken aktive Solidarität mobilisiert, kann sich die Belegschaft nicht verlassen. Das hat sie bereits während des Streiks im Oktober 2004 gemerkt, als Gesamtbetriebsrats- und Gewerkschaftsspitzen sie im Regen stehenließen.
Dennoch: Wer nicht kämpft, kann nichts erreichen. Im Falle einer Arbeitsniederlegung könnte die Belegschaft Delegationen in andere Werke schicken, um für Unterstützung zu werben. Das würde sicher auf große Resonanz treffen – nicht nur bei Opel, sondern in der gesamten krisengeschüttelten Branche.