Bossware: Gewerkschaften warnen vor KI-Überwachung am Arbeitsplatz

Arbeitnehmerdatenschutz. Illustration von Tetiana Sarazhynska für das LabourNet Germany - wir danken!„Zahlreiche Firmen bieten Software an, die Beschäftigten am Arbeitsplatz automatisiert überwacht. Der Einsatz solcher Systeme ist nach Ansicht von Gewerkschaftsverbänden bereits rechtswidrig, es fehle aber an speziellen und strengen Regeln gegen den Missbrauch. (…) zahlreiche Firmen bieten Software, mit denen Chefs ihre Mitarbeiter bei der Arbeit überwachen können. Solche Programme werden in den USA „Bossware“ genannt externer Link, in Anlehnung an schädliche Malware. Zumindest elf solcher Angebote fand das Europäische Gewerkschaftsinstitut (ETUI) bei der Recherche für eine Studie, die nun erschienen ist externer Link . Die Lockdowns während der Covid-Pandemie haben die Nachfrage nach Spähsoftware verstärkt, heißt es darin. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen die Gefahr, die vom Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und automatisierter Überwachungssoftware für Beschäftigte ausgeht. Sie zeichnet das Bild einer Arbeitswelt, in der Firmen ihre Mitarbeiter:innen auf Schritt und Tritt beobachten, um bedingungslos Produktivität einzufordern und Menschen automatisiert zu beurteilen. Solche Überwachung sei klar rechtswidrig, sagt ETUI-Forscherin Aída Ponce Del Castillo. „Mit der Zunahme der Telearbeit setzen immer mehr Firmen penetrante Überwachungssoftware ein. Einige riskieren dies sogar ohne Rücksprache mit den Arbeitnehmern.“ Allerdings sei klar, dass dies im Widerspruch zur Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) stehe. (…) Die Studie des Gewerkschaftsinstituts spricht sich angesichts der Bedrohung speziell durch algorithmische Überwachung für eine Richtlinie für die Verwendung von KI in der Arbeitswelt aus. Auch der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) fordert „stärkere Regeln“ in diesem Bereich…“ Beitrag von Alexander Fanta vom 23. Juni 2021 bei Netzpolitik externer Link, siehe dazu:

  • Microsoft 365: So überwachen Chefs eure Produktivität am Arbeitsplatz New
    „Der Markt für Kontrollsoftware boomt. (…) Ganz nach dem Motto „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ nutzen einige Firmen Software, um ihre Mitarbeiter:innen zu überwachen. So steht der Riesenkonzern Amazon schon lange für seine drastischen Überwachungsmaßnahmen in der Kritik. Doch nicht nur bei Amazon, sondern auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Deutschland boomt die Beschäftigtenüberwachung. Der US-Konzern Microsoft liefert mit dem sogenannten „Productivity Score“ (Produktivitätsbewertung) ein besonders umfangreiches und einschneidendes Produkt. Während der Hersteller behauptet, er würde die Dienstleistung einsetzen, um die digitale Transformation zu beschleunigen, sehen Aktivist:innen und Gewerkschaften darin einen möglichen Verstoß gegen das Recht aus Privatsphäre. (…) Die Produktivitätsbewertung ist ein Softwareprogramm für kleine und mittelständische Unternehmen, die das Microsoft-Abonnement „Office 365“ oder „Microsoft 365“ nutzen. (…) Für diese umfassende Bewertung erhebt der Konzern Microsoft sensible Informationen über die Arbeitsgewohnheiten der Mitarbeiter:innen des Kundenbetriebs. Zum Beispiel wie häufig sie den Chat nutzen, wie viele E-Mails sie an welchen Tagen verschicken und wie lange sie ihre Kamera bei Videomeetings aktivieren. Zwar berechnet Microsoft den Produktivitätswert für das ganze Unternehmen, die dazu benötigten Daten stammen aber dennoch von einzelnen Nutzer:innen. (…) Eine zweiteilige Studie von Getapp untersucht den aktuellen Stand der Mitarbeiter:innenüberwachung von KMU in Deutschland. Sie belegt, dass etwa die Hälfte der Befragten angeben, erst seit der COVID-19 von ihren Arbeitgeber:innen mit Überwachungstool kontrolliert zu werden. Insgesamt geben 21 Prozent der Mitarbeiter:innen an, dass ihr Unternehmen Überwachungssoftware nutzen – die Manager sprechen hingegen von 38 Prozent. Das deutet darauf hin, dass einige Unternehmen ihre Arbeitnehmer:innen ohne deren Einwilligung mit Software kontrollieren – schließlich geben 13 Prozent der Beschäftigten an, nicht zu wissen, ob sie überwacht werden. Klar ist, dass nur ein geringer Anteil der Mitarbeiter:innen die Überwachung aus eigenem Willen heraus akzeptiert hatten. Die Mehrheit der Befragten fühlte sich unter Druck gesetzt und äußerte große Bedenken bezüglich ihrer Privatsphäre. Die Zahlen zeigen, dass die digitale Überwachung von Beschäftigten zunimmt – und damit die Kritik vor möglichen Datenschutzvergehen.“ Beitrag von Rahel Lang vom 27. September 2021 bei Netzpolitik.org externer Link

Siehe auch:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=191248
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