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[Nur in USA?] Amazon soll Mitarbeiter absichtlich schlecht bewerten – langer Verbleib ungewollt

Dossier

Amazon-ArbeitsroboterDer Leistungsdruck bei Amazon ist auf allen Ebenen hoch. Jetzt werfen mehrere Insider dem Online-Riesen auch noch vor, dass Mitarbeiter anhand eines Bewertungssystems bewusst schlechter gemacht werden, wie Business Insider berichtet externer Link. Amazon versucht so möglicherweise, die Mitarbeiter zu höheren Leistungen zu treiben. (…) Die verantwortlichen Manager sollen dabei auch die Vorgabe haben, Mitarbeiter bewusst schlechter einzustufen: „Ich musste jemanden schlecht bewerten, obwohl er gute Arbeit geleistet hat“, sagte einer der Insider. Von den Einstufungen ist nicht nur das Gehalt abhängig – wer auf einer unteren Stufe landet, laufe Gefahr, seinen Job zu verlieren. Mitarbeiter müssten dann unter Umständen mehrere Programme zur Leistungsverbesserung absolvieren. Wer dann trotzdem die erforderte Leistung nicht schaffe, müsse Amazon mit einer Abfindung verlassen und könne nicht wieder eingestellt werden. (…) Zuletzt legte auch eine Analyse von Recode nahe, dass vor allem schwarze Amazon-Angestellte bei dem Unternehmen systematisch benachteiligt werden externer Link…“ Beitrag von Markus Gärtner vom 13. April 2021 im Amazon-Watchblog externer Link, siehe dazu:

  • [USA] Amazon enttäuscht Mitarbeiter mit neuer Gehaltsstruktur: „Lohnt sich einfach nicht mehr, hier zu bleiben.“ New
    „… Amazon hat seine Gehaltsstrukturen in den USA umfassend überarbeitet. Unter anderem hat das Unternehmen die maximale Grundvergütung verdoppelt und Gehälter erhöht, um für Bewerber attraktiver zu werden und Mitarbeiter zu halten. Doch einem Bericht von Business Insider zufolge, zeigen sich die Amazon-Mitarbeiter wenig begeistert von den Maßnahmen. „Viele Mitarbeiter glauben jedoch, dass die daraus resultierenden Gehaltserhöhungen nicht ausreichten, um das Unternehmen vor einer Kündigungswelle zu bewahren“, schreibt das Magazin zu den Reaktionen auf die neue Gehaltsstruktur. Einige Mitarbeiter sollen sich demnach „enttäuscht“ zeigen, da die Gehaltserhöhungen in Anbetracht der starken Inflation keine großen Auswirkungen auf den Nettolohn hätten. Unter anderem habe Business Insider mit einem Mitarbeiter gesprochen, dessen Lohn um elf Prozent erhöht worden sei. Das sei aber nicht ausreichend, ihn ans Unternehmen zu binden – er befinde sich bereits auf Jobsuche. „Es lohnt sich einfach nicht mehr, hier zu bleiben“, zitiert das Magazin den Mitarbeiter. Die Gehaltserhöhung sei zum Großteil durch eingeschränkte Aktienpakete durchgeführt worden, die erst in zwei Jahren ausgegeben werden können. (…) Amazon hatte die Erhöhung des maximalen Grundgehalts von 160.000 auf 350.000 Dollar im Februar angekündigt. Zuvor hatte das Unternehmen in einer internen Umfrage unter den Mitarbeitern ermittelt, dass zu niedrige Gehälter als zweithäufigster Grund für einen Jobwechsel weg von Amazon angegeben wurden. Zudem begründete der Konzern den Schritt mit einem hart umkämpften Arbeitsmarkt.“ Beitrag von Michael Pohlgeers vom 29. April 2022 beim Amazon-Watchblog.de externer Link
  • Weltbester Arbeitgeber? Amazon-Mitarbeiter klagen über die Intransparenz des Personal-Programms Focus  Amazon will Top-Leistungen in allen Bereichen, überwacht und fördert die Arbeit seiner Angestellten – eigentlich. Denn wie soll man sich verbessern, wenn man gar nicht weiß, was man falsch macht? So etwa lautet die Kritik einiger Amazon-Mitarbeiter an dem intransparenten Personal-Trainingsprogramm Focus externer Link, über das die Seattle Times berichtet und die dafür mit Führungskräften, Angestellten und ehemaligen Mitarbeitern gesprochen hat. Amazons Focus-Programm soll laut Unternehmen schwächeren Mitarbeitern helfen, wieder bessere Leistungen zu bringen. Dabei sollen sie von ihren Vorgesetzten geschult werden. Doch manche der Amazon-Mitarbeiter wissen gar nicht, dass sie sich in dem entsprechenden Programm befinden, so der Vorwurf. Mitarbeiter berichten, dass sie das nur durch Zufall rausgefunden haben – etwa, als sie die Abteilung wechseln wollten. „Das Programm ist sehr geheimnisumwittert. Es ist eine versteckte Methode, um Leute auszusortieren, die nicht zur Clique gehören“, wirft eine Mitarbeiterin dem Unternehmen vor. Andere kritisieren, dass sie weder auf ihre Fehler noch auf Verbesserungsmöglichkeiten hingewiesen wurden. In einem internen FAQ rät Amazon sogar den vorgesetzten Managern dazu, den zu bewertenden Mitarbeitern nicht direkt mitzuteilen, dass sie sich in dem Programm befinden. Dort soll es heißen: „Diskutieren Sie Focus nicht mit dem Mitarbeiter. Teilen Sie dem Mitarbeiter stattdessen mit, dass seine Leistung nicht den Erwartungen entspricht, in welchen Bereichen er sich verbessern muss, und bieten Sie ihm Feedback und Unterstützung an, damit er sich verbessern kann.“ Mitarbeiter kritisieren den intransparenten Umgang mit Amazons Personal-Programm als verwirrend und demoralisierend, Vorgesetzte sehen es als kontraproduktiv, so die Meinung der befragten anonymen Verantwortlichen…“ Beitrag von Markus Gärtner vom 12. Juli 2021 im Amazon-Watchblog externer Link
  • Das System Amazon: „Von Natur aus faul“ – So denkt Jeff Bezos über seine Mitarbeiter 
    Er ist kein Optimist: Laut Multimilliardär Jeff Bezos sind alle Menschen faul – vom Kunden bis zum Mitarbeiter. Und das System Amazon ist gnadenlos darauf ausgerichtet. Wer die langen Arbeitszeiten, die verpflichtenden Überstunden und die vielen Laufwege der Mitarbeiter beim Onlinegiganten Amazon kennt, weiß: Amazons Gründer Jeff Bezos ist kein Menschenfreund.  Eine großangelegte Recherche der New York Times („Inside Amazon’s Employment Machine“) externer Link zu einem der größten Warenhäusern des Konzerns in den USA lässt nun aber noch deutlich tiefer in das System Amazon blicken – und in die mentalen Grundsätze, die dahinter stecken. Denn mehrere, zum Teil ehemalige Manager berichten, dass Bezos in seinem Konzern nichts dem Zufall überlasst. Jeder Schritt der Mitarbeiter ist maximal durchgetaktet. In dem beobachteten Warenhaus wird jede Handlung dokumentiert und analysiert – von der Zeit, die ein Angestellter braucht, ein Produkt zu verpacken, bis zur Dauer der Pause. Wer die Leistung nicht bringt, dem droht die Entlassung. (…) Diese Einblicke gibt der New York Times dabei kein kleiner Fisch im Amazon-Universum, sondern der Manager David Niekerk. Er hat fast 17 Jahre lang bei Amazon gearbeitet und war dabei für das Personalwesen und die Betriebskultur zuständig. Amazon-Gründer Bezos halte ihm zufolge alle Menschen für Minimalisten: „Er sagt, es liegt in der Natur des Menschen, so wenig Energie wie möglich aufzuwenden, um das zu bekommen, was wir brauchen oder wollen“, so Niekerk. Das zeigten offensichtlich auch Daten des Onlinegiganten. Mit der Zeit nahm die Motivation der Mitarbeiter ab. Bezos betonte daher gegenüber seinen Managern mehrfach, er habe kein Interesse daran, dass sich Mitarbeiter zu sehr im Konzern einlebten. Dies sei der Gang „in die Mittelmäßigkeit“, so sei der Multimilliardär überzeugt. (…) Nach drei Jahren ist Schluss bei Amazon: Stattdessen setzt er auf strikte Kontrolle und ein System, das Anreize zum Verlassen des Unternehmens schafft. Die Fluktuationsrate ist dementsprechend bei den amerikanischen Amazon-Standorten doppelt so hoch wie in anderen Unternehmen der Logistikbranche. Und das ist gewollt: Nach drei Jahren gibt es keine automatischen Gehaltserhöhungen für die einfachen Logistik-Mitarbeiter, auch Picker, genannt. Auch interne Beförderungen sind deutlich seltener als bei anderen Unternehmen in der Branche. Dafür biete Amazon Weiterbildungskurse an, um sich in neue Bereiche zu bewerben. Mitarbeiter, die länger bei Amazon arbeiten, frustriert das System…“ Beitrag vom 20.06.2021 bei  t-online externer Link
  • [Folge des Leistungsbewertungssystems] Amazon-Führungskräfte berichten, sie würden Mitarbeiter einstellen, nur um sie später wieder zu entlassen 
    Amazon-Manager berichten gegenüber Business Insider, sie würden manche Mitarbeiter nur einstellen, um sie später wieder zu feuern. Intern werde diese Praxis „Hire to Fire“ genannt. Der Druck für die Manager, bestimmte Konzernziele zu erreichen, sei riesig. Amazon-Mitarbeiter beschweren sich, das aktuelle Leistungsbewertungssystem würde den Managern zu viel Macht über ihre Karrieren geben. In den USA hat Amazon das interne Ziel, jedes Jahr einen bestimmten Prozentsatz von Mitarbeitern loszuwerden. Gegenüber Business Insider erzählen drei Manager, wie viel Druck sie dabei verspüren – und wieso sie sogar Menschen einstellen, nur um sie später wieder zu feuern. (…) Amazon-Manager werden unter Druck gesetzt, diese Ziele zu erreichen. Einem Memo zufolge, über das Business Insider bereits berichtete, mussten Teams der Amazon Web Services, die die URA-Ziele im Jahr 2020 verfehlten, die Differenz im Jahr 2021 ausgleichen. Mit anderen Worten: Wenn ein Team in einem Jahr ein Fluktuationsziel von drei Prozent, aber ein URA-Ziel von fünf Prozent hat, muss es im folgenden Jahr sieben Prozent der Mitarbeiter loswerden. Im Falle des Web-Services-Teams mussten Manager internen Berichten zufolge einige Mitarbeiter zu einem Performance-Coaching namens „Focus“ schicken. „Focus“ soll Amazon-Manager helfen, genug Mitarbeiter loszuwerden, um ihr URA-Ziel zu erreichen. Die Mitarbeiter, die am Coaching teilnehmen, würden oft mit unrealistischen Zielen und vagen Erwartungen konfrontiert. Wer bei „Focus“ scheitere, würde in die nächste Phase des Projektes namens „Pivot“ versetzt – was am Ende zur Kündigung führen kann…“ Beitrag vom 17.5.21 beim Business Insider online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=188889
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