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Die Fußball-WM in Katar boykottieren? Geht ganz leicht – wenn man will. Zeigen ein niederländischer Rasenlieferant und Fan-Initiativen in Norwegen und Deutschland

Dossier

ProFans fordert DFB zum Verzicht auf die WM 2022 auf„… Der niederländische Rasenproduzent „Hendriks Graszoden“ boykottiert die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Die Firma hätte Rasen für die Spielfelder in den Stadien liefern und verlegen sollen. (…) Laut einem Bericht der britischen Zeitung Guardian sind beim Bau der Stadien in den vergangenen zehn Jahren mehr als 6.500 Arbeiter ums Leben gekommen. Diese hohe Zahl an Todesopfern habe die Geschäftsführung enorm erschreckt, hieß es bei dem Rasenproduzenten...“ – aus der Meldung „Kein niederländischer Rasen für Fußball-WM in Katar“ am 12. März 2021 bei Deutschlandfunk Nova externer Link über den Boykott des Rasenlieferanten etwa für die WM in der BRD 2006 oder die EM in Frankreich 2016. Siehe dazu weitere aktuelle Meldungen zu verschiedenen Boykott-Forderungen aus der Fan-Szene:

  • Boycott Qatar 2022 zieht positive Bilanz einer Kampagne, die vielleicht gerade erst anfängt, gegen die FIFA New
    AN EUCH ALLE EIN RIESENGROSSES DANKESCHÖN!
    Mit dem heutigen Finale ist die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar endlich vorbei. Und damit endet auch – jedenfalls vorerst – unsere Kampagne. Nach unserem Eindruck war diese Kampagne ein großer Erfolg. Nicht nur, weil die TV-Einschaltquoten um rund 50 Prozent gegenüber der WM 2018 abgesackt sind. Was wichtiger war: Es liefen in fast allen Städten unglaublich viele Alternativprogramme, Diskussionsveranstaltungen und Vorträge, Fanturniere, Ausstellungen, Film- und Quiz-Abende oder auch Musikveranstaltungen wie „Rap statt Katar“. (…)
    Wir werden über die Protestbewegung, vom Beginn 2020 bis zum WM-Turnier, eine Dokumentation erstellen, denn wir halten sie in Breite und Tiefe für bisher einmalig. Diese Dokumentation soll zeitnah erscheinen, eine Auswahl der Texte bereits in der März-Ausgabe des @Zeitspielmag (…)
    Einen Teil des Geldbetrages, den wir dank eurer freundlichen Spenden erhalten oder mit dem Verkauf von Materialien wie Aufkleber oder Banner eingenommen haben, werden wir für den Druck dieser Dokumentation zurücklegen. Den größeren Teil des Betrages werden wir spenden. Die eine Hälfte geht an das Migrant-Defenders-Netzwerk, das Malcolm Bidali in Kenia gegründet hat. Bidali hat in Katar gearbeitet und im Internet die unzumutbaren Arbeitsbedingungen kritisiert. Daraufhin wurde er zunächst inhaftiert, später in sein Heimatland Kenia abgeschoben. Mit seinem Netzwerk unterstützt er in Not geratene Arbeitsmigrant:innen. Nähere Infos externer Link. Wenn ihr selber dorthin spenden wollt, ist dies möglich über folgende Fundraising-Adresse externer Link.   
    Unsere zweite Spende wird an das Netzwerk Shramik Sanjal gehen, das in Katar vor allem die Rechte nepalesischer Arbeitsmigrant:innen vertritt und diese berät. Nähere Infos: https://shramiksanjal.org externer Link (…)
    Wichtig war, dass hier ein deutliches Ausrufezeichen gesetzt wurde: dagegen, dass Menschenrechte relativiert und der tausendfache Tod von Arbeitsmigrant:innen bagatellisiert wurden. Und dagegen, dass es im internationalen Profifußball so weitergeht wie bisher. Auch solche Zukunftsfragen wollen wir weiter diskutieren. Beispielsweise, ob es überhaupt Sinn macht, in dieser FIFA weiterhin Mitglied zu sein. Auch dazu wird in unserer Dokumentation etwas zu lesen sein. Einerseits also ist unsere Kampagne nun zu Ende. In einem anderen Sinn fängt sie vielleicht gerade erst an. Wir werden sehen…“ Thread von Boycott Qatar 2022 vom 18.12.2022 externer Link
  • Einige Fundstücke zu #BoycottQatar2022 – ganz ohne Armbinden
    • GEW: Legal – Illegal – Katar
      Am 20. November hat die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer in Katar begonnen. Das Land steht wegen Menschenrechtsverletzungen und der Ausbeutung der Arbeitsmigrantinnen und -migranten beim Bau der Stadien heftig in der Kritik…“ Beitrag von Christoph Ruf am 21.11.2022 bei der GEW externer Link
    • Das Weltgewissen in Herne. Aktion des Osnabrücker Künstlers im Westfalia-Stadion
      Gestern ist die WM in Katar gestartet. Definitiv kein Grund zur Freude. Vielmehr möchten an diejenigen denken, auf deren Rücken die WM in Katar realisiert wurde: die Arbeitsmigrant:innen. Sie wurden und werden dort ausgebeutet, leiden gesundheitlich, Tausende sind gestorben. Zeitgleich zum WM-Eröffnungsspiel gab es daher im Westfalia-Stadion am Schloss Strünkede eine Aktion des Osnabrücker Künstlers Volker-Johannes Trieb. Mit 300 Helfer:innen legte er 6.500 mit Sand gefüllte Stoffbälle auf dem Spielfeld aus. Sie sind mit dem Spruch „Weltgewissen, du bist ein Fleck der Schande“ bedruckt, einem Zitat der niederländischen Widerstandskämpferin gegen die NS-Diktatur, Truus Menger-Oversteegen.“ Thread von Boycott Qatar 2022 vom 21. Nov. 2022 externer Link mit Fotos, siehe Fotos und ein Video der Aktion bei fortuna-broetchen.de externer Link
    • Mehr als 50 internationale Fanclubs des FC St. Pauli rufen gemeinschaftlich zum Boykott der heute beginnenden Weltmeisterschaft auf. Gemeinsam wurde ein Statement erarbeitet, aus welchem die wesentlichen Kritikpunkte hervorgehen. Dieses wurde von Mitgliedern der Fanclubs in mehrere Sprachen übersetzt…“ Thread von FC St. Pauli vom 20. Nov. 2022 externer Link
    • #Katar #FIFA #Korruption
      Investigativ-Journalist Jens Weinreich über die FIFA & WM in Katar bei Jung & Naiv in der Folge 610 vom 21.11.22 bei youtube externer Link
    • Kneipenliste Update KW46
      aktuelle Liste von Kneipen oder Kultureinrichtungen, die keine Spiele der WM zeigen werden bei Fortuna-broetchen.de auf Twitter externer Link
    • Bin ja eigentlich für beispielhafte Arbeitsbedingungen, aber warum heißt es immer „die Spieler müssen sich auf den Sport konzentrieren“, während wir alle bei der Arbeit (oft unbezahlt) mitdenken müssen? Noch ein Grund mehr für #BoycottQatar2022 #WMderSchande #BoycottFIFATweet vom LabourNet Germany vom 21.11. externer Link
  • DGB-Statement zur FIFA-WM 2022 in Katar: Rote Karte für die FIFA!
    „Vom 20. November bis 18. Dezember 2022 findet die Fußball-WM der Männer in Katar statt. Fußball kann Völker verbinden, in Katar sind mit ihm aber eklatante Verstöße gegen fundamentale Menschenrechte verbunden. Dafür hat die FIFA die Rote Karte mehr als verdient, dafür braucht es noch nicht einmal den Videobeweis. Ein Spiel dauert 90 Minuten, die Verletzung fundamentaler Menschenrechte wirkt ein Leben lang nach. (…) Wir fordern daher gemeinsam mit internationalen Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen die FIFA, die UEFA, den DFB, die Sponsoren und den Staat Katar auf, weitere, nachhaltige und wirksame Schritte zur Verbesserung der ausländischen Arbeiternehmer*innen zu realisieren. Wir appellieren aber auch an die in Katar tätigen multinationalen Unternehmen, eine Vorbildfunktion einzunehmen und für die in ihren Projekten beschäftigten ausländische Arbeitnehmer*innen nachhaltig gute Arbeitsbedingungen zu gestalten. Wir fordern, ein Zentrum für Arbeitsmigrant*innen in Katar einzurichten. Es soll für sie ein „sicherer Hafen“ für Austausch und Beratung sein. Denn auch nach der WM wird Katar von ihnen abhängen. Dazu gehören auch die über 170.000 Frauen, die in katarischen Familien als Hausangestellte arbeiten. Was nach der WM und der mit ihr verbundenen Aufmerksamkeit bleiben muss, sind der wirkungsvolle und langfristige Schutz der Menschenrechte dieser Arbeitnehmer*innen sowie bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen. Wir fordern von Katar und der FIFA eine Entschädigung von Arbeitnehmer*innen, deren Rechte im Zusammenhang mit der Fußball-WM verletzt wurden, sowie für die Familien verstorbener Arbeitnehmer*innen. Dafür sollte ein Fonds in Höhe des Preisgeldes eingerichtet werden, das bei der WM ausgezahlt wird. Das sind rund 440 Millionen Dollar. Wir fordern, die Anzahl der Kontrollen zur Durchsetzung der Arbeitsreformen erheblich zu steigern und einen regelmäßigen Fortschrittsbericht zu veröffentlichen. Das gute Beispiel der „Internationalen Arbeitsinspektionen“ auf den WM-Baustellen muss langfristig auf allen Baustellen ermöglicht werden. Wir fordern darüber hinaus die Behörden in Katar, die FIFA, die nationalen Verbände und die Sponsoren auf, während und vor allem nach der WM für die Einhaltung und den Schutz der universellen Menschenrechte zu sorgen. Wir begrüßen die Stellungnahme des DFB und erwarten von der Bundesregierung eine klare, öffentliche Positionierung für die Einhaltung der Menschenrechte und die Verbesserung der Situation der Arbeitnehmer*innen in Katar. Wir fordern von der Bundesregierung außerdem, dass sie sich auch nach dem Abpfiff des WM-Finales für Menschen- und Arbeitnehmer*innenrechte und weitere Reformen in Katar einsetzt.“ DGB-Standpunkt vom 16. November 2022 externer Link zum 34-seitigen IGB-Sonderbericht externer Link „Die Akte Katar“
  • Fußball-WM 2022 in Katar: Ignorieren als letztes Druckmittel. Die aktive Fanszene will die Fußball-WM in Katar boykottieren
    „Derzeit ist der Göttinger Buchautor Bernd Beyer den ganzen Tag damit beschäftigt, Interviewanfragen und Vortragstermine zu koordinieren. Die von ihm mitgegründete Kampagne »BoycottQatar2022« hat längst Fahrt aufgenommen, und bis zum Ende der Fußball-Weltmeisterschaft kurz vor Weihnachten gibt es bundesweit Hunderte Alternativveranstaltungen, auf denen Beyer und seine Mitstreiter gefragte Gäste sind. In Karlsruhe fanden am Montagabend gleich zwei davon statt. Die größere hatten die »Supporters« organisiert, der Dachverband der Anhänger des Zweitligisten Karlsruher SC. Im ausverkauften Sandkorn-Theater wollten Fans aller Altersklassen erfahren, wie Catherine Devaux (Amnesty International), Dario Minden vom bundesweiten Fanbündnis »Unsere Kurve« sowie KSC-Vereinspräsident Holger Siegmund-Schultze, Stadionsprecher Martin Wacker und der »Allesfahrer« Martin Fix (besucht alle Spiele des Klubs) auf das umstrittene Turnier in Katar blicken. Allenfalls ein Dutzend der 170 Zuschauer hob die Hand, als eingangs gefragt wurde, wer sich die WM-Partien denn anschauen wolle. Auf dem Podium bekannte sich nur Fix dazu, der seit 2002 bei jeder EM und WM vor Ort gewesen ist. Allerdings will auch er nur bei den deutschen Spielen einschalten. Was allerdings nicht bedeute, dass er das Turnier weniger kritisch sehe. Schließlich unterstütze er auch die zweite KSC-Mannschaft in der Kreisliga B, und das sei »ehrlicher Fußball«, sagte er unter Applaus. Katar hingegen sei ein Land ohne jede Fußballtradition, das den Sport nur für seine wirtschaftlichen Zwecke nutze. »Der Fußball, den die Fifa will, den will ich nicht.« Die völlige Missachtung der Menschenrechte mache Fix eine Reise ins Emirat sowieso unmöglich. (…) Nur gestreift wurde derweil eine Forderung, die »BoycottQatar2022« in der vergangenen Woche auch an den DFB gerichtet hatte: Es sei das Mindeste, dass die Verbände einen Entschädigungsfonds für Angehörige von getöteten oder schwer verletzten Arbeitsmigranten einrichten. Die WM in Katar sei schließlich nur möglich gewesen »durch den Einsatz von Hundertausenden Arbeitsmigranten, die größtenteils unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften mussten und von denen unzählige zu Tode kamen«. Deshalb solle der DFB Druck auf den Weltverband Fifa ausüben, damit der wie gefordert die gleiche Summe, die er an Preisgeld ausschüttet – also 440 Millionen Dollar –, noch einmal in einen solchen Fonds einzahle. (…) Allerdings gehen die Initiatoren des gleichlautenden offenen Briefes, den neben Fanorganisationen auch Flüchtlingsinitiativen und die KZ-Gedenkstätte Dachau unterschrieben haben, davon aus, dass die Fifa sich verweigern wird. Dann, so die Initiative, müsse der DFB selbst Verantwortung zeigen, indem er sein Preisgeld spendet, das je nach Endplatzierung zwischen 9 und 41 Millionen Dollar liegen wird. Das Gleiche gelte für die Spieler, die, falls sie die Gruppenphase nicht auf Platz zwei bis vier beenden, jeweils zwischen 50 000 und 400 000 Euro an Prämien einstreichen werden. Besonders in Nepal, der Heimat, der meisten Arbeitsmigranten in Katar, hätten viele Familien ihre Haupternährer verloren und lebten nun erst recht in bitterer Armut…“ Artikel von Christoph Ruf vom 17. November 2022 in Neues Deutschland online externer Link
  • #NichtUnsereWM: Aufruf zu Aktionen vor der WM in Katar
    Am 8./9. sowie am 11./12. November finden die letzten Bundesligaspiele statt, bevor in Katar das Weltmeisterschaftsturnier 2022 eröffnet wird. Dieses Turnier ist ein dem Fußball unwürdiges Vorhaben. Durch das autokratische Regime in Katar und das korrupte, profitorientierte Vorgehen der FIFA werden nahezu alle Gebote der sportlichen und politischen Fairness verletzt. Die überwältigende Mehrheit der Fußballfans lehnt dieses Turnier daher ab. An den letzten beiden Spieltagen vor Eröffnung des Turniers sollte dies noch einmal deutlich sichtbar werden. Wir rufen deshalb alle Fans auf, ob Kreisklasse oder Bundesliga, ob im Stadion oder außerhalb, ihre Ablehnung zu demonstrieren: ob mit Transparenten, Choreos oder anderen Mitteln. Wir wollen laut und unmissverständlich sagen: Diese Weltmeisterschaft ist #NichtUnsereWM…“ Meldung bei der Initiative #BoycottQatar2022 externer Link, siehe auch:

    • Kneipenliste Update KW42
      Eine aktuelle Liste von Kneipen oder Kultureinrichtungen, die keine Spiele der WM zeigen werden! Kneipen können sich unter info@boycott-qatar2022.de melden…“ Tweet von Fortuna-broetchen.de vom 23. Okt. 2022 externer Link mit der Auflistung als Grafik – siehe #keinkatarinmeinerkneipe
  • Ausbeutung von Wanderarbeitern: Australien übt als erster WM-Teilnehmer scharfe Kritik an Katar
    „… Die australische Nationalmannschaft hat etwas mehr als drei Wochen vor dem Start der Fußball-WM die Menschenrechtsverletzungen in Katar verurteilt. Die Ausbeutung von Wanderarbeitern während des Stadionbaus »kann nicht ignoriert werden«, hieß es in einem Statement des australischen Fußballverbandes, das von einem kurzen Video mit 16 Spielern der Socceroos begleitet wird. Football Australia forderte Katar dazu auf, die gleichgeschlechtliche Ehe zu legalisieren. Australien ist die erste teilnehmende Mannschaft, die das Gastgeberland in dieser Form kritisiert. Die Spieler schlagen darin einen vorsichtigen Ton an, sagen, dass sie zwar keine Experten auf dem Gebiet seien, aber zahlreichen NGOs und Menschenrechtsorganisationen zugehört hätten. Weiter heißt es: »Wir erkennen die erheblichen Fortschritte und Gesetzesreformen an, die in den letzten Jahren in Katar stattgefunden haben, um die Rechte der Arbeitnehmer anzuerkennen und zu schützen, und wir ermutigen alle Beteiligten, diesen Weg der Reform fortzusetzen.«…“ Meldung vom 27. Oktober 2022 im Spiegel online externer Link
  • WM-Boykott : Ein grotesker Wahnsinn
    Die anstehende Fussballweltmeisterschaft in Katar steht sinnbildlich für die globalen Krisen der Gegenwart – und gleichzeitig für die kollektive Verdrängung, mit der wir diesen begegnen. (…) Diese WM wird die erste sein, die in einer absoluten Monarchie stattfindet. Und seit Katar 2010 von den Funktionären des Weltfussballverbands Fifa den Zuschlag erhielt, haben Journalisten und Whistleblowerinnen in aller Ausführlichkeit dargelegt, dass die Abstimmung gekauft war. Das ist freilich alles andere als ein Ausnahmefall, wie Insider:innen bezeugen: Dass die Fifa, deren Hauptsitz sich bekanntlich in Zürich befindet, ein inhärentes Korruptionsproblem hat, ist längst aufgedeckt. Was seit 2010 hingegen richtig hohe Wellen wirft, ist die Menschenrechtslage im kleinen Golfstaat (…)Seit Jahren gibt es deshalb Aufrufe, das Turnier zu boykottieren. Während sich Fussballverbände und Medienhäuser nicht zu einer konsequenten Haltung bewegen liessen, waren andere Bemühungen erfolgreicher: Selbst im Weltmeisterland Frankreich haben mehrere Städte Public Viewings untersagt, darunter die Hauptstadt Paris. Ob sich das auch in den Sommermonaten widerstandslos hätte durchsetzen lassen, wenn Wetter und Temperaturen goldige Gastroumsätze versprechen, sei dahingestellt; in der Schweiz blieben entsprechende Anträge in den Städten jedenfalls weitgehend aus, obwohl bislang einzig Vevey einen offiziellen Boykott ausgesprochen hat. Drinnen an der Wärme dürfte es werden wie immer: Wo die Gäste dies wünschen, wird am Fernseher Fussball gezeigt. Nur sehr wenige Bars und Beizen haben bisher explizit angekündigt, darauf zu verzichten. Bleibt praktisch bloss noch der individuelle Konsumverzicht. Etwas aus der Reihe tanzt der Verein Fussballkultur, der in Winterthur auch diesmal die WM öffentlich übertragen wird…“ Artikel von Raphael Albisser in der WoZ vom 20. Oktober 2022 externer Link
  • WM in Katar: Gefährliche Zwangs-Apps für Fußballfans
    Fans, die in einem Monat zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Katar reisen, müssen zwangsweise zwei Apps auf ihre Handys installieren. Das ist ein großes Sicherheitsrisiko, warnen Expert:innen…“ Beitrag von Tomas Rudl vom 19.10.2022 in Netzpolitik externer Link
  • Katar – WM der Schande
    „Katar – WM der Schande“ ist eine vierteilige „Sport inside“ Doku-Serie über eines der kontroversesten Sportereignisse unserer Zeit: die FIFA Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Siehe die Videos beim WDR externer Link New
  • Keine Bühne für die Mullahs. Eine Frauenrechtsgruppe fordert, dem Iran die Teilnahme an der Fußball-WM in Katar zu verwehren 
    Bereits mehr als 40 Jahre lang werden iranischen Frauen selbst grundlegende kleine Freiheiten verweigert, zu denen es ganz selbstverständlich auch gehört, in einem Stadion das Lieblingsteam anzufeuern. Auf Druck des Fußballweltverbands Fifa dürfen seit Kurzem zwar einige Frauen Spiele live verfolgen, aber die iranische Frauenrechtsgruppe »Open Stadiums« befürchtet, dass mit dem Abpfiff der WM im Dezember in Katar auch damit wieder Schluss sein dürfte, wenn der Fokus des Fußballs diesen Teil der Welt wieder verlässt. Also forderte »Open Stadiums« nun, dem Iran eine Teilnahme an der Männer-WM in sechs Wochen zu verwehren. Somit sollte Vertretern des Mullah-Regimes auch keine Bühne in den Ehrenlogen der Stadien geboten werden, wie die Gruppe in in einem Brief an Fifa-Präsident Gianni Infantino schrieb. Ein Ausschluss des iranischen Teams sei im Hinblick auf die derzeitigen Demonstrationen vor allem von Frauen ein wichtiges Signal. Die zum Symbol der Proteste gewordene Mahsa Amini »wurde schließlich in genau der Haftanstalt getötet, in die weibliche Fußballfans, die es wagten, ein Spiel zu besuchen, gebracht und gefoltert wurden«, so »Open Stadiums«. (…) Das brutale Vorgehen der iranischen Sicherheitskräfte dürfe von den internationalen Fußballverbänden nicht hingenommen werden, zumal zu erwarten sei, dass Angehörige der Revolutionsgarden verdeckt auch in Katar anwesend sein und das Verhalten iranischer Fans überwachen würden, so »Open Stadiums«. Die Gruppe befürchtet vor allem für weibliche Anhänger nach der WM drastische Konsequenzen. Eine Reaktion der Fifa auf den Brief gab es bislang noch nicht. Über die Boykottforderungen wird in den sozialen Medien heftig gestritten. Befürworter erhoffen sich ein Signal an das Mullah-Regime und vor allem auch an die Protestierenden, dass die internationale Gemeinschaft sehr genau hinsieht, was im Iran gerade passiert. Gegner wenden ein, dass es dadurch keine Gelegenheit zu öffentlichkeitswirksamen Demonstrationen an den Austragungsorten gebe. Vor vier Jahren hatten Hunderte iranische Frauen tagelang die Berichterstattung über die WM in Russland beherrscht, weil sie ohne Kopftuch und geschminkt ihr Nationalteam im Stadion anfeuerten. Die Bilder gingen um die Welt. Zumindest von Ausländerinnen wird das Tragen eines Kopftuchs in Katar übrigens nicht erwartet…“ Artikel von Elke Wittich vom 07.10.2022 im ND online externer Link, siehe dazu:

  • #Back2Bolzen: „Kein Katar in meiner Kneipe“ – nicht nur die Retematäng Bar in Düsseldorf verzichtet auf die Live-Übertragung der WM in Katar
    • „Nach intensiven Gesprächen innerhalb unserer Crew haben wir uns schweren Herzens dazu entschieden die Fußball WM 2022 in Katar nicht in der Retematäng Bar zu übertragen. „Schweren Herzens“ deshalb, da der Großteil der Retematäng Crew und unserer Gäste leidenschaftliche Fußball- und vor allem Fortuna Fans sind. Aufgrund dessen „blutet uns auch das Herz“. Wir wissen, dass im Fußball vieles in die falsche Richtung läuft und dass diese WM auch nur die Spitze des Eisberges ist, aber wir würden uns selber für Heuchler halten, wenn wir auf der einen Seite dieses Turnier scharf verurteilen und auf der anderen Seite durch eine Übertragung damit Umsatz generieren würden. Die Gründe dürften ja allgemein bekannt sein und diese hier aufzuzählen würde wahrscheinlich auch zu lange dauern. Wir hoffen Ihr akzeptiert unsere Entscheidung und/ oder im besten Fall unterstützt Ihr diese sogar. Es würde uns natürlich ebenfalls freuen, wenn so viele Gastronom*innen sich uns anschließen würden um ein Zeichen zu setzen. Wir haben noch keinen genauen Plan, aber vielleicht zeigen wir anstatt den Deutschland Spielen Fortuna Klassiker und/oder legendäre Länderspiele. Wie dem auch sei, wir hoffen Ihr bleibt der Retematäng (trotzdem) treu und freuen uns auf Euren Besuch, Eure Retematäng Bar Crew P.S.: Ihr dürft unserer Entscheidung unter dem Hashtag #KeinKatarinmeinerKneipe oder #KKimK natürlich gerne teilen in der Hoffnung, dass sich uns so viele wie möglich anschließen werden um ein Zeichen zu setzen! Dicken Dank und fröhliche Grüße aus der Düsseldorfer Altstadt!“ Twitter-Thread auf Back2Bolzen vom 22. September 2022 externer Link
    • Hintergrund zu Back2Bolzen externer Link : „… Seit Vergabe der Fußball WM 2022 an Katar herrscht Aufruhr rund um die Ausrichtung des Turniers. Die Kampagne #Back2Bolzen unterstützt den Fan-Boykott und lädt ein zum gemeinsamen aktiv werden vor und insbesondere während der Weltmeisterschaft…“
    • #KeinKatarinmeinerKneipe oder #KKimK – siehe weitere Beispiele weiter unten
  • DFB-Kongress »Sport und Menschenrechte« hinterfragt auch die Rolle des DFB kritisch – doch DFB-Direktor Oliver Bierhoff will die „Lust am Turnier“ nicht verlieren
    • Umstrittene WM in Katar: DFB zwischen Spiellust und Bedenken
      „… 62 Tage vor dem Startschuss machte Bierhoff auf dem vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) ausgerichteten Kongress „Sport und Menschenrechte“ deutlich, in welchem Spannungsfeld sich auch die DFB-Auswahl bewegt, die einerseits in der Wüste sportlich eine Aufbruchsstimmung schüren soll, andererseits sich bei heiklen sportpolitischen Fragen nicht einfach wegducken darf. „Wir müssen darauf achten, den Spagat zu schaffen: Die vielen Geräusche dürfen nicht dazu führen, dass wir keine Lust mehr am Turnier haben“ (Oliver Bierhoff) (…) Präsident Bernd Neuendorf erneuerte am Vormittag bei den Eröffnungsreden seine Kritik, dass Katar zwar seit 2017 für die Arbeitsmigranten Mindestlohn, Arbeitszeiten oder Freizügigkeit vereinbart habe, „aber an der Umsetzung hakt es“. Zwei Punkte liegen dem 61-Jährigen besonders am Herzen. So solle endlich ein „Working center“ eingerichtet werden, an die sich Arbeiter bei Problemen wenden könnten, und ein Fonds für diejenigen, die beim Bau von WM-Stadien ums Leben kamen oder verletzt wurden. Solche Entschädigungsleistungen seien doch im Menschenrechtskatalog der FIFA geregelt, der Weltverband sollte tunlichst seine „eigenen Grundsätze ernst nehmen und danach leben“, empfahl der DFB-Chef in Richtung FIFA-Präsident Gianni Infantino, der sich meist nur in blumigen Fensterreden zum WM-Gastgeber äußerst. „Weder bei der FIFA noch bei Katar fehlt es an Geld. Wir vermissen den Willen, das auf den Weg zu bringen“, kritisierte auch Markus Beeko, Generalsekretär von Amnesty International Deutschland. Zudem ist es ein Problem, dass das Golf-Emirat Angehörige der LGBTIQ+-Gruppen alles andere als mit offenen Armen empfängt. Dario Minden als zweiter Vorsitzender der Fanvereinigung „Unsere Kurve“ wandte sich direkt an den katarischen Botschafter, als der Anhänger von Eintracht Frankfurt öffentlich erklärte, dass er Männer liebe. „Fußball ist für jeden“, verlangte Minden und stellte von Angesicht zu Angesicht klar, dass es nicht das Problem sei, „dass eine WM in ein Land kommt, dass keine Fußball-Kultur hat“...“ Beitrag von Frank Hellmann vom 19.09.2022 beim ZDF externer Link
    • DFB-Kongress zu Menschenrechten: Katar-Botschafter wirbt und wütet vor der WM
      Je näher die vorweihnachtliche Fußball-WM in Katar rückt, desto mehr gerät auch das ausrichtende Emirat wieder in den öffentlichen Fokus. Bei einem DFB-Kongress bittet Botschafter al Thani um Verständnis – und herrscht die Deutschen an, doch bitte das Positive zu sehen. (…) Der Botschafter Katars in Deutschland hat einen fairen Umgang mit seinem Land als WM-Gastgeber eingefordert und einen Vergleich zu Russland als Turnierausrichter 2018 gezogen. (…) Al Thani wünschte sich von Deutschen, die in Katar waren – wie dem Rekordmeister Bayern München nach seinen traditionellen Wintercamps -, von ihren positiven Erfahrungen zu berichten: „Sagen Sie es öffentlich oder halten Sie den Mund“, formulierte der Diplomat in ungewöhnlich klarer Wortwahl. Insgesamt gerieten rund zwei Monate vor dem Start der Weltmeisterschaft (20. November bis 18. Dezember) der Gastgeber wie der Weltverband FIFA erneut heftig in die Kritik. Auch die Rolle des DFB wurde kritisch hinterfragt. Konkret forderte die Gewerkschaft Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI) von der FIFA die Einrichtung eines Entschädigungsfonds in Höhe von 440 Millionen US-Dollar für die Angehörigen von Arbeitern, die auf WM-Baustellen gestorbenen sind oder verletzt wurden. DFB-Präsident Bernd Neuendorf unterstützte die Einrichtung eines solchen Fonds. Hier stehe auch die FIFA in der Verantwortung, sagte er. Neuendorf kündigte darüber hinaus bei dem Kongress an, kurz vor dem WM-Anpfiff nochmals die Verbesserung der Menschenrechtslage im Gastgeberland bei einer gemeinsamen Reise mit Innenministerin Nancy Faeser anzumahnen. (…) Das Fanbündnis „Unsere Kurve“ verlangte vom DFB, dass er „Teil einer progressiven Allianz“ werden muss, damit sich die Anhänger „künftig auf solche Fußball-Feste wieder freuen“ könnten. Zudem müsse der Verband auf jegliche WM-Gewinne verzichten, um sich nicht an der Großveranstaltung zu bereichern. Alle Gewinne sollten den „Entrechteten“ zur Verfügung gestellt werden. (…) DFB-Direktor Oliver Bierhoff sieht die Nationalmannschaft angesichts der Menschenrechtslage in Katar vor einer großen Herausforderung. „Wir müssen darauf achten, diesen Spagat zu finden, zwischen der Verantwortung und dem Bewusstsein, das wir als Menschen haben. Auf der anderen Seite gehen wir als deutsche Fußball-Nationalmannschaft rüber, wir vertreten unser Land, wir wollen erfolgreich Fußball spielen“, sagte Bierhoff. Die „vielen Geräusche und auch Kritiken, die vorher kommen“, dürften „nicht dazu führen, dass wir keine Lust am Turnier haben…“ Meldung vom 20.09.2022 in ntv.de externer Link
    • Siehe die Rede von Dario Minden als Fanvertreter externer Link beim DFB-Kongress
  • Mehrere Kneipen und eine Brauerei sowie Fanclubs in NRW haben Boykott angekündigt
    Draußen zusammen mit der Nationalmannschaft mitfiebern, jubeln, leiden – das wird während der „Winter-WM“ in Katar in diesem Jahr offenbar schwieriger. Nicht nur wegen der kalten Temperaturen bei uns. Am 21. November startet die Fußball-WM in Katar. Doch nicht nur die Verlegung vom Sommer Richtung Winter ärgert viele Gastwirte. Immer mehr verkünden öffentlich, die WM zu boykottieren. Zuletzt die Kölsch-Brauerei „Mühlen“. Sie wird keines der Spiele in ihren Kneipen und Brauhäusern zeigen, kündigt die Brauerei bei Facebook an. (…) Mühlen schließt sich damit einigen weiteren Kneipen an, die in Köln bereits einen Boykott der Fußball-WM angekündigt hatten. Vorher hatten bereits das „Chlodwig Eck“ und die „Lotta“ angekündigt, kein Spiel der WM zu zeigen. Auf ihrer Facebook-Seite kündigt die „Lotta“ an, stattdessen eine Veranstaltung zur WM zu machen und dort noch einmal ausführlich über die Gründe des Boykotts zu informieren. Auch in anderen Städten in NRW haben bereits Wirte ihren WM-Boykott verkündet. In Düsseldorf hat der Wirt der Altstadtkneipe „Retematäng“ die Boykott-Bewegung „Kein Katar in meiner Kneipe“ initiiert: „Uns blutet das Herz. Aber das geht halt einfach nicht“, sagt Wirt Daniel Vollmer. „Wir würden uns selbst für Heuchler halten, wenn wir das Turnier scharf verurteilen, durch eine Übertragung aber Umsatz generieren.“ Auch in Bonn und Essen haben Wirte und Veranstalter bereits angekündigt, auf eine WM-Übertragung zu verzichten. In vielen anderen Städten denken Wirte noch über einen Boykott nach. Zahlreiche Fanclubs haben ebenfalls öffentlich ihren Boykott erklärt, zum Beispiel vom BVB, 1. FC Köln, Schalke 04, Fortuna Düsseldorf, dem SC Paderborn und Preußen Münster…“ Meldung vom 17.09.2022 beim WDR externer Link
  • Zeit, das Richtige zu tun: Fußballfans sind für Entschädigungszahlungen an die Arbeiter auf den Großbaustellen im FIFA-WM-Gastgeberland Katar
    „Zwei Monate vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft in Katar hat eine überwältigende Mehrheit der Fußballfans in einer Umfrage Entschädigungszahlungen des Weltverbandes FIFA für die Arbeiter in dem WM-Gastgeberland befürwortet. 73 Prozent der Befragten gaben in der von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International beauftragten und am Donnerstag veröffentlichten Erhebung des Meinungsforschungsinstitutes ­Yougov an, dass sie »stark« oder »tendenziell« dafür seien, die WM-Arbeiter mit einem Teil der Fifa-Einnahmen zu entschädigen, die bei den Vorbereitungen für die WM 2022 ausgebeutet und misshandelt wurden. Amnesty und andere Menschenrechtsorganisationen werfen dem Golfemirat Katar Menschenrechtsverletzungen wegen der Behandlung von Hunderttausenden von Arbeitern auf den Großbaustellen im Zusammenhang mit der WM vor, darunter die Einbehaltung von Reisepässen der Arbeitsmigranten, unbezahlte Überstunden, nicht gezahlte Mindestlöhne und Verweigerung von Ruhepausen. Für die Erhebung wurden 17.000 Erwachsene in 15 Ländern befragt, darunter in Europa, den USA, Mexiko, Argentinien, Marokko und Kenia. Die Ergebnisse zeigen laut Amnesty auch, dass sich mehr als zwei Drittel der Befragten öffentliche Stellungnahmen der Fußballverbände ihrer Länder zur Nichteinhaltung der Menschenrechte in Katar wünschen. Amnesty und andere Organisationen hatten im Mai die Kampagne »#PayUpFIFA« gestartet, mit der die Forderung erhoben wird, dass die FIFA einen Fonds zugunsten der Arbeiter einrichten soll. Die FIFA solle dafür mindestens 440 Millionen US-Dollar (440 Millionen Euro) zur Verfügung stellen. Dies entspräche der Geldsumme, die von der FIFA an WM-Prämien ausgeschüttet wird. Die FIFA kann durch das Turnier schätzungsweise sechs Milliarden US-Dollar Einnahmen erwarten.»Die FIFA hat noch Zeit, das Richtige zu tun«, sagte Amnesty-Vertreter Steve Cockburn. Die Fans wollten »keine Weltmeisterschaft, die unauslöschlich von Menschenrechtsverletzungen geprägt« sei, so Cockburn…“ Artikel von Jens Walter in der jungen Welt vom 16. September 2022 externer Link
  • Boykottiert Katar! Aktive Fans mobilisieren gegen Fußballweltmeisterschaft im Emirat – kreativ, konsequent und kollektiv
    Die neue Fußballsaison ist keine wie jede andere. Die Winterpause bricht bereits Mitte November an für ein Turnier, auf das sich die wenigsten Fußballfans freuen: die WM in Katar. Anhänger des 1. FC Kaiserslautern setzten auf dem Betzenberg direkt zum Zweitligaauftakt am 15. Juli mittels großen Banners ein deutliches Zeichen – und riefen zum Protest auf. Darauf stand: »Boycott Qatar. 300 Tote pro 90 Minuten Fußball – 15.000 Tote sind euch egal!« Wir stehen vor einer WM in einem Land, das mit seinen enormen Gasvorkommen gerade in aller Munde ist – ­übrigens auch das Land mit dem größten CO2-Fußabdruck pro Kopf. Im Winter sollen sich dort nicht nur in Panik geratene europäische Energieministerinnen und -minister die Klinke in die Hand geben, sondern auch Spieler, Funktionäre und Fans aus aller Welt. Die Fußballweltmeisterschaft ist der Höhepunkt von Katars Strategie, Sport für politische Zwecke zu nutzen. (…) Der kleine Golfstaat will sein Image aufpolieren und lässt sich das enorm viel kosten. Das anstehende Turnier ist mit geschätzten 150 Milliarden Euro die mit Abstand teuerste WM der Geschichte. Und es gibt einiges, was man mit all der erkauften Fußballbegeisterung überdecken will: Katar ist eine knallharte Diktatur, Homosexualität ist gesetzlich verboten, Frauen werden systematisch benachteiligt, Arbeitsmigrantinnen und -migranten schuften unter teils sklavenähnlichen Bedingungen. Politische Parteien und Gewerkschaften gibt es nicht. In Katar herrscht eine Familiendynastie, Kritik am Herrscherhaus steht unter Strafe. Man hätte am durchkommerzialisierten, korrupten Fußball schon lange den Spaß verlieren können. Für uns als Initiative »Boycott Qatar 2022« ist nun mit der WM in Katar eine Grenze überschritten. Wir lassen im Winter den Fernseher aus, gehen nicht zu Public Viewings, kaufen keine Produkte von WM-Sponsoren und fahren erst recht nicht nach Katar. Dabei wollen wir es aber nicht belassen. (…) Unser Alternativprogramm zur WM reicht von kritischen Podiumsdiskussionen bis hin zur eigenen sportlichen Betätigung unter dem Stichwort »Back 2 Bolzen«. Wir zeigen uns solidarisch mit den Arbeitsmigrantinnen und -migranten in Katar, weisen auf Ausbeutungsstrukturen bei WM-Sponsoren wie Adidas hin und arbeiten die mediale Inszenierung des Fußballs kritisch auf. Uns eint die Überzeugung, dass ein anderer Fußball nicht nur nötig, sondern auch möglich ist…“ Beitrag der Initiative »Boycott Qatar« in der jungen Welt vom 27.07.2022 externer Link – siehe für alle Aktionen deren Homepage externer Link 
  • Katar-Kartell des Weltfußballs. Emirat am Golf betreibt systematisch Sportwashing und unterhält beste Kontakte zu Spitzenfunktionären der FIFA
    „… Fest steht also: Für gigantische Sportereignisse gibt es keinen besseren Partner als ein autokratisches Regime, das Sportwashing betreibt. Autoritarismus und sportliche Megaevents vertragen sich blendend. Und für die FIFA war entscheidend, dass Katar eines der weltweit reichsten Länder ist und das mit dem Turnier verbundene Bauprogramm problemlos schultern konnte. Hierfür wurden Tausende von sogenannten Gastarbeitern aus Nepal, Indien, Bangladesch und anderen asiatischen und afrikanischen Ländern angeworben. Auch die politischen Strukturen sagten der FIFA zu. Katar ist eine absolute Monarchie und wird von einer Familie regiert. Erstmals in der Geschichte des WM-Turniers wurde dessen Austragung an eine Familie bzw. einen Clan vergeben. Auch die FIFA-Führung ist eine Familie, ein Clan – ähnlich der Mafia. Kurz: Die Privatisierung des Fußballs schreitet unaufhaltsam voran. FIFA-Boss Gianni Infantino zieht es noch mehr an die Seite von Autokraten als sein Vorgänger Sepp Blatter. Besonders die Golfregion hat es ihm angetan, da die Machthaber der einzelnen Staaten immense Geldsummen in den Weltfußball spülen. Dass die WM 2022 in Katar stattfindet, ist nicht nur auf dem Mist eines Haufens korrupter FIFA-Funktionäre gewachsen. (…) Katar ist aber nicht nur in der globalen Marktökonomie ein bedeutender Player, sondern längst auch im internationalen Spitzenfußball. Die Vergabe der WM nach Katar ist auch eine Folge von (finanziellen) Kräfteverschiebungen innerhalb der FIFA bzw. des Weltfußballs. Der Fußballweltverband wie der europäische Spitzenfußball hängen am Tropf von Staaten wie Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). (…) 2021 hat die FIFA ein zweites Quartier bezogen in Paris – im Hôtel de la Marine, einem Prachtbau aus dem 18. Jahrhundert. Hausherr ist, richtig: Katar. Das Emirat überweist für das Gebäude alljährlich eine Miete von einer Million Euro. Und, ein letzter Beleg für die Melange: 2022 verlegte FIFA-Boss Gianni Infantino seinen Zweitwohnsitz nach Doha.“ Artikel von Dietrich Schulze-Marmeling in der jungen Welt vom 27.07.2022 externer Link
  • [Anhörung im Bundestag-Sportausschuss] WM in Katar: „Ein Boykott wäre möglich gewesen“ Die Fifa kann sich fast alles erlauben, sagt Wirtschaftsethiker Beschorner 
    Im Interview von Nico Horn am 4. Juli 2022 in der Zeit online externer Link erläutert Thomas Beschorner, Professor für Wirtschaftsethik an der Universität St. Gallen, seinen Standunkt: „… Ich sehe die primäre Verantwortung bei sportlichen Großveranstaltungen (…) bei Sportverbänden, bei der Politik, bei Sponsoren. (…) Ich nenne das eine Kultur des Wegschauens. Die Fifa ist ein wichtiger weltpolitischer Player und die Politik nimmt das zur Kenntnis, zieht daraus aber kaum Konsequenzen. Es wäre wirklich an der Zeit, darüber zu sprechen, was man aus verschiedenen Problemen lernt. Denn es ist ein Punkt erreicht, der uns zum Umdenken bewegen sollte. Diese WM in Katar findet auf den Gräbern von Arbeitsimmigranten statt, von vielen weiteren sozialen und ökologischen Problemen in dem Land ganz zu schweigen. (…) ZEIT ONLINE: Wären Sie für einen Boykott der WM gewesen? Beschorner: Durchaus, denn aus ethischer Sicht wäre es schlicht das Richtige gewesen. Und auch wenn wir die Spiele vermisst hätten, ein Boykott wäre womöglich auch von den Fans mitgetragen worden. Einige Fanorganisationen hatten sich klar für einen Boykott ausgesprochen. Der DFB hat es sich da vielleicht ein bisschen einfach gemacht, er wollte keine Konflikte eingehen mit der Fifa. Jetzt bekomme ich mit, dass viele nicht glücklich sind mit der Weltmeisterschaft in Katar, auch der DFB nicht. Das zeigt auch seine aktuelle Stellungnahme anlässlich der Anhörung im Sportausschuss. Mein Eindruck ist, darin nimmt der DFB die Kritikpunkte von verschiedenen Expertinnen und Experten durchaus ernst. (…) Es hätte dazu auch ein Impuls aus der Politik kommen können, vielleicht von der Bundesregierung. Ich finde es sehr gut, dass es eine Anhörung im Sportausschuss des Deutschen Bundestags gibt. Andererseits: Als ich vor gut einem Monat die Einladung dazu bekam, habe ich gedacht: Was soll das denn, zu diesem Zeitpunkt? (…) Vor, sagen wir mal, 18 Monaten hätte man noch etwas tun können. Überspitzt gesagt: Damals hätte man sogar noch überlegen können, ein alternatives Turnier durchzuführen: „Dortmund statt Doha“ habe ich das mal genannt. Heute, fünf Monate vor der WM, sind wir maximal in einem Reparaturmodus. (…) Wir brauchen einen systematischen Umgang mit sozialen Fragen, mit ökologischen Fragen, mit Menschenrechtsfragen im Kontext von Sport. Diese Diskussion ist überfällig. Im Fußball scheint eine wesentliche Frage, wie kriegen wir die Fifa an die Leine? (…) Wahrscheinlich ist das eine grundsätzlichere Frage, die man international angehen muss. Nicht nur in einem Sportausschuss in Berlin, sondern auf europäischer Ebene. Ein Treffen der Sportminister der EU-Länder wäre ein Anfang. Gerne mit dem Tagesordnungspunkt eins: Fifa.“

  • „15.000 Tote für große Kulissen – FIFA und Co. ohne Gewissen! Boycott Qatar“. Deutschland gegen Italien: Fans kritisieren FIFA und Katar – Polizei-Kontrolle folgt 
    Eine Fangruppe zeigte beim Spiel der deutschen Mannschaft gegen Italien ein Banner, auf dem WM-Gastgeber Katar und die FIFA kritisiert wurden. Die Polizei stoppte die Fans außerhalb des Stadions, Folgen müssen die Anhänger aber wohl keine fürchten.
    Bevor Deutschlands Fußball-Nationalmannschaft in der Nations League einen selten deutlichen 5:2-Sieg über Italien in einem Spiel der Nations League feierte, erinnerten einige Fans den DFB sowie die Menschen im Stadion in Mönchengladbach und an den Bildschirmen daran, auf welches Turnier der Weltfußball zusteuert. „15.000 Tote für große Kulissen – FIFA und Co. ohne Gewissen! Boycott Qatar“ stand auf einem Banner mit Bezug auf die WM 2022 in Katar. Mehrere Fans entrollten es unmittelbar nach Anpfiff auf Höhe der Mittellinie. (…) Die Fanhilfe Mönchengladbach machte während des Spiels bei Twitter darauf aufmerksam, dass sich die Fans, die das Plakat hochgehalten hatten, mittlerweile in einer Maßnahme der Polizei befänden. Die Fanhilfe unterstützt Fans, wenn es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei kommt. „Die Fans haben das Stadion unmittelbar nach dem Zeigen des Banners geschlossen verlassen“, sagte Simon Bender von der Fanhilfe im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Außerhalb des Stadions seien die aus der Mönchengladbacher Szene stammenden Fans auf dem Weg in den Stadtteil Hehn von der Polizei festgesetzt worden. „Die Frage für uns lautete, was ihnen vorgeworfen wird“, sagte Bender. (…)Der DFB erklärte am Mittwoch in einer Stellungnahme, dass er „aus Sorge um die Sicherheit der Veranstaltung“ die Polizei informiert habe. Man begrüße grundsätzlich den Beitrag der deutschen Fankultur zu einem kritischen Diskurs um die WM in Katar. Die Fans konnten der Polizei zufolge nach Feststellung der Personalien weitergehen und müssen keine Sanktionen befürchten. Der Inhalt des Banners falle in den Bereich der freien Meinungsäußerung. Der DFB bestätigte am Dienstagabend gegenüber dem Deutschlandfunk, dass er keine weiteren Schritte gegen die Fans einleiten werde. Die Fanhilfe äußerte allerdings die Befürchtung, dass den Fans ein Eintrag in die „Datei Gewalttäter Sport“ drohen könnte. Den Verdacht, falsche oder keine Karten genutzt zu haben, konnten die Fans jedenfalls ausräumen. „70 Euro hat jede einzelne Karte gekostet“, sagte Bender von der Fanhilfe. Für die Fans, die nur wenige Minuten im Stadion verbrachten, war es also eine teure Botschaft zur WM in Katar, doch sie kam an den Bildschirmen an. „Eine deutliche, eine wahre Botschaft. Und gut, dass sie hier ihren Platz hat“, sagte ZDF-Kommentator Oliver Schmidt im laufenden Spiel…“ Beitrag von Chaled Nahar vom 14.06.2022 beim Deutschlandfunk externer Link mit dem Foto des Plakats „15.000 Tote für große Kulissen – FIFA und Co. ohne Gewissen! Boycott Qatar“
  • Offener Brief an den DFB: ProFans fordert Befragung aller dem Verband Angehörenden zur WM-Teilnahme 
    Die Frage der Teilnahme der deutschen Fußball-Nationalmannschaft an der WM in Katar spaltet die Fußballgemeinschaft. Das Bündnis ProFans hat den DFB in einem Offenen Brief aufgefordert, eine Mitgliederbefragung durchzuführen und das Ergebnis zu veröffentlichen.
    Hier der Wortlaut des Briefes vom 23. Mai 2022 , der dem DFB am Tag darauf zugegangen ist: (…) Am heutigen Tag, da wir diesen Brief an Sie richten, treffen beim Weltwirtschaftsforum in Davos die Herren Scheich Tamim Bin Hamad und Gianni Infantino zusammen. Der Titel der Session „Sport als verbindende Kraft“ wäre eine wunderbare Agenda, würde er für uns in dem konkreten Zusammenhang nicht wie blanker Hohn klingen. Wie Sie wissen, haben wir den DFB am 8. März 2021 öffentlich aufgefordert, auf die Teilnahme an der WM 2022 in Katar zu verzichten. Auf diese Initiative hin erhielten wir ein überwältigendes zustimmendes Echo: um Vieles stärker als auf alle anderen unsere Aktionen in den letzten Jahren.  In zahlreichen Stadien wurden Transparente gezeigt, die in die gleiche Richtung wiesen.
    Wir haben aber auch gelernt, dass für einige Sportfreunde die Argumente pro Teilnahme trotz aller Vorbehalte schwerer wiegen. Zu jenen gehörte die alte DFB-Führung. Gleichwohl hat es uns verblüfft, wie unbeeindruckt von allen Protesten der DFB die Planungen für die Teilnahme der Nationalmannschaft an dieser WM weiter vorangetrieben hat.
    Für uns zählt nach wie vor, dass die WM eine Veranstaltung sein wird, die direkt mit der gnadenlosen Ausbeutung von Arbeitsmigranten und mit dem Leben vieler junger und bei der Einreise nach Katar noch kerngesunder Menschen bezahlt wurde. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass es in höchstem Maße unanständig wäre, darauf ein rauschendes Fußballfest zu feiern. Für uns, die uns angeschlossenen Gruppen und die große Mehrzahl ihrer Mitglieder wird die WM kein Freude spendender Anlass sein und kein Gegenstand besonderen Interesses. Nein, unsere WM ist das nicht! (…)
    Wenn wir richtig verstanden haben, ist es Ihr Anliegen, den verheerenden Imageschaden, den der DFB in den letzten Jahren erfahren hat, zu heilen und dazu auch einen neuen Führungsstil zu etablieren. Es wäre ein glaubwürdiges Zeichen, diese Absicht mit einer ebenso inhaltsschweren wie symbolträchtigen Handlung zu untersetzen. Die Teilnahme des DFB an der Weltmeisterschaft spaltet die Fußballgemeinschaft Deutschlands. Eine Mitgliederbefragung würde immerhin zeigen, was die Mehrheitsmeinung ist. Damit könnten wohl auch diejenigen leben, die auf der anderen Seite stehen. Jetzt, ein halbes Jahr vorher, ist für ein solches Voting noch Zeit.
    Wir fordern hiermit den DFB auf, zur Frage der Teilnahme an der WM in Katar eine Befragung unter allen sieben Millionen mittelbar dem DFB zugehörigen Menschen durchzuführen und das Ergebnis öffentlich zu machen. Mit sportlichen Grüßen, Bündnis ProFansPressemitteilung vom 27. Mai 2022 bei ProFans externer Link
  • Spektakel für Profit – die WM in Katar und das Elend des marktkonformen Fußballs 
    „… Die Zustände in der monarchistischen Golfdiktatur Katar sind erschreckend, die Weltmeisterschaft ist seit ihrer Vergabe 2010 unter Beschuss. Da scheint es nur naheliegend, wenn wir als Fans das Turnier boykottieren und uns zumindest als Absatzmarkt diesem Ereignis entziehen. Keine hohen Einschaltquoten, keine Milliardenprofite. Aber bevor man sich den Aufrufen zahlreicher (links-)liberaler Personen und Gruppen anschließt, braucht es einerseits eine kritische Analyse der Zustände in Katar und andererseits die kritische Auseinandersetzung mit dem Weltfußballverband Fifa, der dieses Turnier überhaupt erst möglich gemacht hat. (…) Ist der Boykott die Lösung für all diese Probleme? Sicherlich nicht, aber er wäre in vielerlei Hinsicht begrüßenswert. Kritik an dem Emirat Katar, das in seiner Staatsform keinerlei gesellschaftliche Emanzipation zulässt, ist wichtig. Das globale Phänomen der Arbeitsmigration ist menschenunwürdig und verletzt grundlegende Menschenrechte. Die WM dient dem Sports washing Katars und zahlreicher Sponsoren der Fifa, die damit direkte oder mittelbare Verantwortung für über 15.000 gestorbene Menschen tragen und bis heute in vielen Fällen die Aufklärung verhindern. Aber Boykotte wandeln sich in den letzten Jahren zur kapital-konformen Protestform, weil sie uns Zuschauer*innen wenig kostet. Wir können uns immer noch von anderen Formen der Unterhaltungsindustrie ablenken und erleichtern lassen. Die Idee, uns als Fans einfach dem marktkonformen Fußball zu entziehen und die Blase platzen zu lassen – die ist sehr romantisch, aber sie bleibt im vorpolitischen Raum verhaften. Was es braucht, sind demokratische Gegenkonzepte und Alternativvorstellungen eines anderen Fußballs. Deshalb gilt bei der WM wohl umso mehr, was eine Ultragruppierung der Fortuna Düsseldorf zu Beginn der Pandemie schrieb: „Erst überwinden wir den Kapitalismus, dann holen wir uns den Fußball zurück!“ Diese Aussage fasst das Dilemma vieler progressiver Fußballfans zusammen. Es gibt zwar überall Proteste – nicht nur gegen Katar, sondern auch gegen andere Auswüchse des marktkonformen Fußballs. Aber es existiert kaum ein gemeinsames Verständnis über die Funktionsweise dieses Fußballs. Liebe und Hingebungswille allein reichen nicht aus für eine Veränderung, es braucht Theorie und Analyse dessen, was bekämpft werden soll. Nur dann lässt sich auch die Protestform des Boykotts nutzen, um Mehrheiten für einen anderen Fußball zu organisieren. Bekämpfen wir Katar, bekämpfen wir die Fifa, bekämpfen wir den marktkonformen Fußball an jeder Stelle – Dann eröffnet uns ausgerechnet der Fußball ein Fenster in eine schönere Zukunft!“ Beitrag von Raphael Molter vom 25. April 2022 beim Lower Class Magazine externer Link (Im Papyrossa-Verlag erschien vom Autor kürzlich “Friede den Kurven, Krieg den Verbänden“, 240 Seiten zum Preis für 16,90 Euro)
  • Kick out Katar. Katar oder Leipzig? Die Debatte über den Boykott der Fußball-WM der Männer 2022
    In weniger als einem Jahr soll das Eröffnungsspiel der Fußballweltmeisterschaft in Katar angepfiffen werden. Kritiker sprechen von einem unwürdigen Turnier und fordern einen Boykott. Und eine Leipziger Initiative organisiert ein Gegenturnier. (…) Auf Nachfrage der Jungle World kritisierte der Direktor von Human Rights Watch Deutschland, Wenzel Michalski, dass sich auch nach dem Erscheinen des Berichts im März vorigen Jahres die Situation der Katarerinnen nicht verbessert habe. Das Gegenteil sei der Fall. »Bislang ist nicht bekannt«, so Michalski, »dass unser Bericht positive Auswirkungen auf die Politik Katars hat. Nachdem die Regierung mit Blick auf Demokratisierung und Minderheitenrechte öffentlichkeitswirksam Verbesserungen angekündigt hat, zeigt sich in der Realität eine Stagnation der Lage.« Offenbar wiege sich das Emirat in Sicherheit, da die Möglichkeiten des Fußballweltverbands Fifa, ein Jahr vor WM-Beginn Druck auf das Land auszuüben, äußerst begrenzt sind. Die Fifa, die das Turnier 2010 an das Emirat vergeben hatte, behauptete unterdessen, dass sich die Menschenrechtslage in Katar bereits verbessert habe. Die deutsche Fanorganisation »Unsere Kurve« dagegen forderte die Fifa auf, umgehend einen Kriterienkatalog mit menschenrechtlichen Mindeststandards zu verabschieden. Und die gleichfalls deutsche Gruppe »Boycott Qatar« setzt sich für einen Boykott der Spiele ein.
    Der Sportpublizist Ronny Blaschke bezeichnete in einem jüngst in der Frankfurter Rundschau veröffentlichten Beitrag die Boykottforderungen als »populistisch«. Wenn man ihnen nachkomme, müsse man konsequenterweise »den gesamten globalisierten Sport boykottieren«. Eine Vielzahl von Sportvereinen, aber auch die Landes- und Bundespolitik und große Konzerne wie VW und Deutsche Bahn machten Geschäfte mit dem arabischen Land. Ferner komme die Boykottforderung viel zu spät und sei deshalb unrealistisch. Dietrich Schulze-Marmeling, Co-Autor des Buchs »Boykottiert Katar«, entgegnet, dass die Boykottforderung dem Unbehagen an der Menschenrechtssituation Ausdruck verleihe, was dringend notwendig sei.
    Wenzel Michalski von Human Rights Watch fordert, dass Fifa und DFB sowie die »Weltgemeinschaft« die Menschenrechtsverletzungen öffentlich anprangern. »Dieser Pflicht ist die Fifa bislang nicht nachgekommen«, so Michalski weiter.
    Darauf wollen die Mitglieder der 2020 in Leipzig gegründeten Initiative Amateur Sports Against Profit (ASAP) nicht mehr warten. Die Gruppe Studierender aus Leipzig organisiert aus Protest gegen die Spiele in Katar unter dem Namen ASAP Global Cup externer Link ein Parallelturnier. 16 Amateurteams aus der ganzen Welt sollen zu denselben Anstoßzeiten wie bei der WM in Katar gegeneinander antreten. Fans könnten sich die Partien live oder per Livestream im Internet ansehen. Der ASAP Global Cup will ein »Turnier austragen, was nicht auf die binäre Geschlechterzuteilung zurückgreift«, also weder ein Männer- noch ein Frauenturnier sein soll. Weder Herkunft noch Geschlecht, sexuelle Orientierung oder Religionszugehörigkeit sollen eine Rolle spielen.“ Artikel von Jérôme Buske vom 06.01.2022 in der Jungle World externer Link
  • QR-Code auf den Trikots von Tromsø IL: Der nördlichste Proficlub der Welt startet Aktion gegen WM-Gastgeber Katar 
    Der norwegische Club Tromsø IL macht mit einem QR-Code auf den Trikots auf Menschenrechtsverletzungen Katars aufmerksam. Bereits im Frühjahr wurde zum Boykott der Weltmeisterschaft 2022 aufgerufen. Für Clubpräsident Øyvind Alapnes zeige der Dialog mit Katar keinen Effekt. (…) Nun macht der norwegische Erstligist mit einer weiteren Aktion von sich reden. Künftig spielen die Kicker in Trikots mit einem riesigen QR-Code auf Brust und Ärmeln. Dieser Code führt User auf eine Internetseite mit Informationen zur Menschenrechtssituation im Wüstenstaat. „Wir dürfen niemals wegschauen, wenn jemand unser wunderbares Spiel dazu benutzt, um die Verletzung von Menschenrechten zu kaschieren“, schreibt Tromsø IL auf der eigenen Webseite externer Link …“ Beitrag von Constantin Eckner vom 22.12.2021 bei web.de externer Link
  • Der Katar Deal: Fußballmacht und Menschenrechte
    Katar ist einer der größten Geldgeber im internationalen Fußball. Dieses Engagement hat politische Gründe. Bei Fans sorgt das für Unmut. Diesen zu äußern, kann fatale Konsequenzen haben – wie das ein Fan des FC Bayern München erleben musste. Der Wüstenstaat Katar ist zum Global Player im Fußball aufgestiegen – dem Emirat gehört der Verein Paris Saint Germain, es ist Premium-Partner von Bayern München und wird 2022 die Weltmeisterschaft austragen. Dieses Engagement hat politische und wirtschaftliche Gründe, die unter anderem auf Kosten der Arbeits- und Menschenrechte in Katar durchgesetzt werden. Für Fußballfans gibt es viele Gründe, das zu kritisieren – doch das kann Konsequenzen haben. Einen Fan des FC Bayern München trifft es besonders hart: Er bekommt lebenslanges Hausverbot.“ Video beim ZDF des Beitrags von Robert Härtel und Arne Steinberg externer Link in der Sendung Frontal vom 10.11.2021
  • [RLS-Veranstaltung am 24.11.21] Foulspiel mit System. Ein Jahr vor der WM in Katar: Arbeit auf den WM-Baustellen und Solidarität im Fußball 
    Die WM in Katar ist so umstritten wie es lange keine große Sportveranstaltung mehr war und hat vor allem aufgrund der lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen auf den Baustellen immer wieder negative Schlagzeilen gemacht. Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen setzen sich seit Jahren für die migrantischen Arbeiter*innen auf Katars Baustellen und in anderen Sektoren ein. Gleichzeitig stellen sich Fußballfans weltweit die Frage, wie sie ihre Macht als Zuschauer*innen nutzen können, um Ausbeutung und Kommerzialisierung in der Sportindustrie etwas entgegenzusetzen. Wir laden Sie/euch dazu ein mehr über die Situation in Katar zu erfahren und mit uns Möglichkeiten der Solidarisierung mit den Arbeiter*innen sowie soziale und ökologische Vergabekritierien für Weltmeisterschaften zu diskutieren…“ Einladung der RLS externer Link zur Veranstaltung am 24. November 2021, 19:00 – 21:00 Uhr (Einlass 18:00 Uhr, Beginn 19:00 Uhr) in SO36, Oranienstraße 190, 10999 Berlin – Die Veranstaltung wird auch im Livestream externer Link übertragen! Weitere Informationen und die Materialien finden Sie online: www.rosalux.de/fairplay externer Link
  • Katar: Ein Jahr bis zur WM – Fortschritte für Arbeitsmigrant_innen stagnieren – ai-Petition an die FIFA 
    „Ein Jahr vor Anpfiff der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar kritisiert Amnesty International in einem neuen Bericht, dass Reformen im Land nur lückenhaft umgesetzt werden und menschenrechtswidrige Praktiken wieder aufgetaucht sind. Die Menschenrechtsorganisation fordert von Katar, das Kafala-Vormundschaftssystem konsequent abzuschaffen und Arbeitsmigrant_innen besser zu schützen. (…) Katja Müller-Fahlbusch, Expertin für die Region Naher Osten und Nordafrika bei Amnesty International in Deutschland, sagt: „Was es jetzt braucht, ist echter politischer Wille der katarischen Regierung, die angestoßenen Reformen konsequent und ohne Wenn und Aber umzusetzen. Alle bisherigen Fortschritte werden zunichte gemacht, wenn sich Katar damit zufriedengibt, dass die Maßnahmen quasi nur auf dem Papier existieren und in der Praxis nicht umgesetzt werden. Katar muss Arbeitgeber, die Arbeiter_innen ausbeuten, konsequent zur Verantwortung ziehen.“ (…) Bis August 2020 hatte Katar zwei Gesetze verabschiedet, damit Arbeitsmigrant_innen das Land einfacher verlassen und ohne Erlaubnis ihrer Arbeitgeber_innen den Arbeitsplatz wechseln können. Würden sie durchgesetzt, hätten die Gesetze das Potenzial, das Kafala-System im Kern zu entkräften. Arbeiter_innen berichteten Amnesty International jedoch, dass sie beim Arbeitsplatzwechsel weiterhin auf erhebliche Hürden stoßen und von Arbeitgeber_innen unter Druck gesetzt werden, zu bleiben…“ Pressemitteilung vom Amnesty International vom 16. November 2021 externer Link

    • Dazu Amnesty-Petition vom November 2021 externer Link: „FIFA-Fußball-WM 2022: Zeit für gerechte Arbeitsbedingungen in Katar – Fordere die FIFA auf, gegen die Verletzung der Rechte der Arbeiter_innen vorzugehen!…“
  • Katar dementiert Verhandlungen zwischen dem DFB und Qatar Airways
    Anlässlich der Presseberichterstattung um das Unternehmen Qatar Airways in Verbindung mit dem Deutschen Fußball Bund (DFB) erklärt der Botschafter des Staates Katar in Deutschland, Seine Exzellenz Abdulla Mohammed Al-Thani, am 16.07.2021 in Berlin: „Entgegen der Presseberichterstattung hat es zu keinem Zeitpunkt Verhandlungen oder Gespräche zwischen Qatar Airways und dem DFB über ein Sponsoring oder sonstige Förderungen gegeben. Qatar Airways wurde zwar von Seiten des DFB mit einem derartigen Begehren kontaktiert, dies blieb aber bis zum heutigen Tag unbeantwortet. Qatar Airways zieht es derzeit nicht in Betracht, entsprechende Verhandlungen aufzunehmen.“…“ Pressemitteilung der Botschaft des Staates Katar in Berlin vom 16.07.2021 (per e-mail)
  • Erst für Menschenrechte demonstrieren, dann Millionen aus Katar einstreichen? DFB verhandelt mit Qatar Airways über Partnerschaft 
    Der Deutsche Fußball-Bund verhandelt mit der staatlichen Fluglinie – einem der wichtigsten Konzerne des umstrittenen WM-Gastgebers von 2022. (…) Mehrere Quellen aus politischen und wirtschaftlichen Kreisen bestätigen der SZ, dass der DFB mit Qatar Airways über eine Partnerschaft verhandelt, einem der wichtigsten Staatskonzerne des kommenden WM-Gastgebers. Laut kundigen Begleitern ist die Sache so weit gediehen, dass demnächst eine Vorlage für das Präsidium erstellt werden könnte. (…) Dass der Verband seit Monaten von kostspieligen Affären und einer massiven Führungskrise erschüttert wird, dass Ermittlungen laufen und externe wie interne Buchprüfer scharfe Warnungen adressiert haben – all das gibt für potenzielle Partner auch kein attraktives Bild ab. Qatar Airways kümmert das aber offensichtlich wenig. Das Emirat ist seit Jahren von Vorwürfen umtost, es habe sich die WM mithilfe von Korruption gesichert (was es bestreitet), auch die schlechte Lage der Arbeiter auf den WM-Baustellen ist immer wieder ein Thema. Da würde man sich gerne mit dem größten Fußballverband der Welt schmücken, so wie man das bereits mit dem FC Bayern oder dem Europa-Verband Uefa tut. Sollten die schwerreiche Airline und der nicht allzu gut gepolsterte nationale Dachverband handelseinig werden, darf man davon ausgehen, dass das Emirat ein Vielfaches dessen entrichten würde, was Lufthansa dem DFB bislang zukommen ließ. Zugleich würde dem DFB ein weiterer, gewaltiger Hürdenlauf im öffentlichen Diskurs drohen: Zur Frage, ob da aus Geldgründen an der Weißwaschung einer höchst umstrittenen WM mitgewirkt werde…“ Artikel von Thomas Kistner und Johannes Knuth vom 9. Juli 2021 in der Süddeutschen Zeitung online externer Link
  • Not all football fans are pro-slavery Capitalists“. Der Boykott der WM als erster Schritt zur Besserung? Ein Kurztrip durch die europäische Protestlandschaft im europäischen Fußball – Teil I: Großbritannien 
    Noch immer hat Covid-19 die Welt fest im Griff, Veranstaltungen finden nur in wenigen Ländern vor (wenigen) Zuschauern statt. Unabhängig von der dritten Corona-Welle werden die Vorbereitungen für bereits terminierte „Feste“ wie die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar mit allen Mitteln vorangetrieben. Während Katar nicht nur die Menschenrechte der Arbeiter:innen seit Jahren mit Füßen tritt, regt sich europaweit Widerstand. (…) Wir sprechen in einer Reihe von Interviews mit organisierten Fans aus Europa, denen die bisherigen Entwicklungen nicht weit genug gehen. Den Anfang macht David Sharman (Leicestershire, UK) seines Zeichens Journalist und Mitglied einer unabhängigen, ultraorientierten Fangruppe des Premier League-Teams Leicester City FC…“ Artikel und Inteview von Julian Kruse vom 9. Mai 2021 (auch als pdf-Datei verfügbar) – wir danken! Spolier: Teil 2 (Norwegen) und 3 (Deutschland/England) – mindestens – folgen demnächst…
  • Petition an den DFB: Boykott der Fußball WM 2022 in Katar 
    Ich fordere einen Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar durch die deutsche Nationalmannschaft. Bisher mussten unfassbare 6500 Menschen sterben, um einem autokratischen, herrschaftlichen Staat in Kooperation mit einem zwielichtigen Fußballverband eine Werbebühne zu erschaffen. (https://www.tagesschau.de/sport/katar-wm-tote-101.html externer Link) Eine Teilnahme Deutschlands bedeutet die bereitwillige Akzeptanz von 6500 geopferten Menschenleben.Katar und anderen Unrechtsstaaten wird durch eine Teilnahme signalisiert, dass das „schon in Ordnung ist“. Sport verbindet doch Menschen auf aller Welt, oder? (…) Will sich Deutschland nicht zu einem Verbündeten eines Unrechtsstaates machen, ist eine Absage unverzichtbar. Lasst uns ein Vorbild sein…“ Petition an den DFB gestartet von Henning Uekötter bei Campact externer Link gestartet vor 4 Wochen, jetzt erst mitbekommen, dennoch aktuell
  • WM 2022 in Katar: größer, teurer, blutiger 
    Boykott-Diskussion und Fifa-Kriterien: Ein Land, das eine Fußball-WM ausrichten will, muss vor allem in der Lage sein, viel Geld auszugeben. Demokratie ist dabei Nebensache und vielleicht sogar hinderlich (…) Im Herbst 2020 gründeten in Deutschland einige Einzelpersonen die Kampagne „BoycottQatar2022“ externer Link. Die Initiatoren kritisierten die fehlende Rechtsstaatlichkeit im Gastgeberland – Katar ist eine absolute Monarchie – die Arbeits- und Lebensbedingungen der gut Millionen Arbeitsmigranten, das Verbot von Homosexualität und die Verfolgung von Homosexuellen, die Unterdrückung von Frauen, fehlende Presse-, Meinungs- und Religionsfreiheit, Antisemitismus und radikalen Islamismus. Der Startschuss der Kampagne sollte eigentlich erst ein Jahr später, im Herbst 2021 erfolgen. Aber dann kam alles anders. Im Februar dieses Jahres meldete der Guardian, dass seit der WM-Vergabe nach Katar rund 6.500 Arbeitsmigranten ums Leben gekommen seien. (…)  Allerdings blieb unklar, wie viele im Zusammenhang mit WM-Projekten gestorben waren. Das WM-Organisationskomitee (OK) sprach von „lediglich“ 37 toten Arbeitern auf den WM-Baustellen. Der investigative Journalist Benjamin Best, der die Baustellen und Unterkünfte der Arbeiter wiederholt besucht hat, ist allerdings der Auffassung, dass die Fifa den Begriff „WM-Baustelle“ zu eng fasst: „Für die Fifa und das WM-OK zählen nur die WM Stadien zu WM-Baustellen. Aber natürlich gehört die gesamte Infrastruktur zur WM in Katar. Das Prestigeprojekt U-Bahn, Hotels, Straßen, Sicherheitspersonal, Fahrer und so weiter. Diese Arbeiter zählt die Fifa nicht mit. Die Stadionarbeiter machen nur einen kleinen Teil der Gastarbeiter aus.“ Tatsächlich sind nur rund zwei Prozent der Arbeitsmigranten mit dem Stadionbau befasst. (…) Einige Wochen nach der Klub-WM rief mit dem norwegischen Zweitligisten Tromsö IL erstmals ein europäischer Profiklub zum Boykott der WM 2022 auf. Weitere Klubs des Landes schlossen sich dem an, so unter anderem der Rekordmeister Rosenborg Trondheim. Bei einer virtuellen Mitgliederversammlung votierten 202 der 256 Stimmberechtigten für den Verzicht auf die Teilnahme. Der norwegische Fußball ist sehr demokratisch organisiert. Die Vereine gehören den Mitgliedern und sind dazu verpflichtet, diese einmal jährlich über die Vereinspolitik und mögliche Änderungen ihrer Satzung abstimmen zu lassen. Jedes Mitglied ab 15 Jahren ist abstimmungsberechtigt. Am 14. März beschloss die Generalversammlung des norwegischen Verbands, am 20. Juni eine außerordentliche Mitgliederversammlung abzuhalten. Einziges Thema ist ein möglicher Boykott der WM. (…) Einen Tag später stieg auch DFB-Elf in die Qualifikation und den Protest ein. Als Manuel Neuer und Co. in Duisburg Island empfingen, zogen die elf Spieler, die Joachim Löw in die Startelf beordert hatte, kurz nach der Hymne ihre Trainingsjacken aus und präsentierten jeweils einen großen Buchstaben auf ihrem Shirt darunter. Diese Buchstaben ergaben den Begriff „Human Rights“, Menschenrechte also. Wenige Tage später spielten die Norweger gegen die Türkei und wiederholten ihre Aktion. Nun mit einer zusätzlichen Botschaft. Unter „Menschenrechte auf und neben dem Platz“ standen noch die Worte „Norwegen“ und „Deutschland“ – hinter diesen war ein Haken zu sehen, darunter stand: „Wer als Nächstes?“ Die Nächsten waren die Niederländer, die gegen Lettland mit dem Slogan „Football Supports Change“ („Fußball unterstützt Wandel“) aufliefen. In einer begleitenden Erklärung hieß es: „Der Fußball sollte den Wandel unterstützen. Auch in Katar. In Katar wollen wir Weltmeister werden, aber nicht, ohne über den Tellerrand zu schauen.“ Der niederländische Fußballverband erklärte, er sei schon 2010 gegen eine WM in Katar gewesen – anders als der DFB. Dass die deutschen Nationalspieler das Kind – also: Katar – nicht beim Namen nannten, stieß vielfach auf Kritik. (…) Der Fifa gefiel die Aktion der drei Nationalteams überhaupt nicht. Der Anti-Korruptions-Expertin und langjährige Sportfunktionärin Sylvia Schenk ging bereits das sehr allgemein gehaltene öffentliche Bekenntnis der Nationalspieler zu den Menschenrechten viel zu weit: „Eigentlich dachte ich, beim DFB wüssten sie es besser“, sagte sie vor wenigen Tagen dem Spiegel. „Es sollte doch wohl um die Migrantenarbeiter auf den Baustellen Katars gehen. Da gibt es keinen Grund für Protest. Dies sollte auch dem Deutschen Fußballbund bekannt sein.“ Die „restlichen“ Menschenrechtsverletzungen in Katar ließ Schenk unerwähnt. Sylvia Schenk ist seit 2017 Mitglied der Beratungsgruppe für Menschenrechte der Fifa…“ Artikel von Dietrich Schulze-Marmeling vom 02. April 2021 in Telepolis externer Link
  • Amnesty ruft dazu auf, die FIFA aufzurufen: Ein „Pfiff“ für Menschenrechte!
    Auch 10 Jahre, nachdem Katar die Fußball-WM 2022 zugesprochen wurde, gibt es immer noch Tausende zur gleichen Zeit, die keine Rechte haben – und den offiziellen Mindestlohn nicht bekommen. Hauptgrund dafür ist es, dass die Unternehmen zu wenig – oder gar nicht – kontrolliert werden. In dem Artikel „Tell FIFA to blow the whistle on labour abuse in Qatar„ am 19. März 2021 bei Amnesty externer Link wird vor allem an alle Lesenden appelliert, die FIFA nunmehr aufzurufen, diesen Unternehmen allesamt einen „Pfiff“ zum Hören zu geben.
  • amnesty international fordert die Regierung Katars auf, endlich wirklich zu handeln – sonst wird boykottiert… Und Norwegens Fußballer protestieren gegen Katar (DFB-Team ein bisschen)
    Dass es spätestens jetzt höchste Zeit sei, dass die Regierung von Katar endlich aktiv werde, um die Arbeitsrechte im Land zu verbessern – das ist, aus Anlass des Beginns der WM-Qualifikationsspiele, die Forderung von ai international an die Regierung Katars, jenseits von Propaganda zu wirklichen Verbesserungen zu schreiten. So jedenfalls wird es in der Dokumentation „Qatar: FIFA must act on labour abuses as World Cup qualifiers kick off“ am 22. März 2021 bei amnesty international externer Link ausdrücklich dokumentiert. Siehe dazu auch Proteste beim WM-Qualifikationsspiel:

    • WM-Qualifikationsspiel: Norwegens Fußballer protestieren gegen Katar
      Beim Qualifikationsspiel für die WM 2022 in Gibraltar tritt das gesamte Nationalteam deutlich sichtbar für Menschenrechte ein. Erling Haaland riss sich mit entschlossenem Blick die rote Trainingsjacke von seinem wuchtigen Oberkörper und präsentierte stolz seine klare Botschaft: »Menschenrechte – auf und neben dem Platz«, stand in schwarzen Buchstaben auf dem weißen Shirt, das der Stürmer von Borussia Dortmund und seine Kollegen von der norwegischen Fußball-Nationalmannschaft in Gibraltar pünktlich zu den ersten Klängen ihrer Nationalhymne einem Millionenpublikum zeigten. Eine deutliche Ansage an Katar zum Auftakt der Qualifikation für die umstrittene Weltmeisterschaft 2022 im Wüstenstaat. (…) »Wir wollen den Fokus auf die Dinge lenken, über die im Vorfeld diskutiert wurde, darauf hatten auch die Jungs große Lust. Und ich gehe als gutes Beispiel voran«, sagte Nationaltrainer Stale Solbakken dann nach dem 3:0 (2:0)-Sieg am Mittwochabend. Der Coach hatte bei seinem Debüt ebenso wie alle Ersatzspieler das Shirt getragen und behielt es während der Partie unter seinem schwarzen Sakko an. Für ihn seien »Sport und Politik miteinander verbunden«, betonte Solbakken. Und der Sport sei in der Lage, »eine Botschaft zu senden«. Dies ist den Norwegern gelungen. Dem Weltverband Fifa, der politische Statements im Rahmen seiner Spiele untersagt, dürfte die vielbeachtete Aktion kaum gefallen haben. »Wir glauben an die Meinungsfreiheit und daran, dass der Fußball die Kraft hat, Dinge zu ändern«, teilte die Fifa am Donnerstag mit. Sie wolle kein Disziplinarverfahren einleiten. Mögliche Strafen hielten die Norweger aber im Vorfeld nicht ab. (…) Den Mund wollen sich die Norweger ohnehin nicht verbieten lassen. Solbakken kündigte für das zweite Spiel in der WM-Qualifikation am Sonnabend in Malaga gegen die Türkei eine weitere Aktion an. Kritik gab es aber auch, vom Gegner. Gibraltars Trainer Julio Ribas wolle nicht, »dass Menschenrechte mit Fußball vermischt werden«. Er hätte es seinen Spielern »nie« erlaubt…“ Artikel von Marco Mader und Thomas Niklaus vom 25.03.2021 im ND online externer Link
    • ie DFB-Manchaft hat sich am 25.3 mit dem Schriftzug „Humanrights“ begnügt, wofür es auf Twitter Kritik hagelte, wie z.B.: “ „Werden Sie die WM in Katar boykottieren?“ „Nee, aber wir machen was mit Trikots.““ (Torsten Wieland am 26.3.21 externer Link samt dem Foto) – siehe weitere unter #Katar
  • „Keine Träumer“ – Fußballfans verlangen vom DFB Einsatz für Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte 
    Wir Fußballfans sind ja manchmal auch Träumer. Wir träumen vom nächsten Derbysieg, vom lang ersehnten Aufstieg oder davon, mit dem Herzensverein einen Titel zu feiern. Aber wenn man in letzter Zeit Fan der Nationalmannschaft war, gab es da wenig zu träumen. (…) Jetzt aber gibt es Hoffnung: Wir Fans können gerade vom Guten im Deutschen Fußballbund (DFB) träumen. Wir haben eine WM im nächsten Jahr, und es darf nicht sein, dass die Elf des DFB daran teilnimmt. Es wird eine WM, der bereits jetzt 6.500 Menschen auf Baustellen zum Opfer fielen. Arbeitern werden die Pässe abgenommen, sie müssen in sklavenähnlichen Zuständen für einen Hungerlohn arbeiten. Verletzung elementarster Menschenrechte, keinerlei Gleichberechtigung von Frauen und Homophobie sind in Katar ständige Praxis. In einem solchen Land sollte keine deutsche Mannschaft einen Rasen betreten. Leider gibt weder Aussagen von DFB-Präsident Fritz Keller noch die eines anderen Funktionärs darüber, was geschehen wird, sollte sich das DFB-Team tatsächlich qualifizieren. Dabei ist die Sache glasklar: Nur ein Boykott dieser WM kann der richtige Schritt sein. Längst werden die Boykottaufrufe auch in anderen Ländern lauter. Wie wäre es, wenn wir die Autokratien dort allein spielen ließen und die demokratischen Länder trügen, verteilt über den Globus, ihre eigenen Turniere aus? Sprachen wir gerade von Träumen? Das ist nicht ganz richtig. Wir Fußballfans träumen derzeit nicht mehr bloß von einem DFB, der sich für Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte einsetzt, wir erwarten und verlangen es…“ Kolumne von René Lau in der jungen Welt vom 19.03.2021 externer Link
  • ProFans fordert DFB zum Verzicht auf die WM 2022 auf. Aber der DFB will das nicht tun… 
    • ProFans fordert DFB zum Verzicht auf die WM 2022 auf
      Nicht erst seit gestern erreichen uns Meldungen über menschenverachtende Bedingungen bei der Errichtung der WM-Infrastruktur in Katar. Schon vor sechs Jahren wies die IG Bauen-Agrar-Umwelt auf die hochgradig diskriminierenden und gefährlichen Verhältnisse für Arbeitsmigranten in Katar hin. Diese müssten ihre extrem kargen Löhne nicht nur unter ausbeuterischen Bedingungen und mangelnder Arbeitssicherheit verdienen, nicht nur in unwürdigen Unterkünften leben, sondern seien zudem faktisch rechtlos. So dürfen sie demnach ohne Genehmigung des Arbeitgebers nicht einmal in ihre Heimat zurückkehren. Inzwischen melden Medien die Zahl von 6.700 toten Arbeitsmigranten auf den WM-Baustellen in Katar per Stand Mitte Februar. Alle sieben Stunden stirbt dort ein Arbeiter vom indischen Subkontinent. Es ist zu spät, diese Leben zu retten. Aber wir können nicht darüber hinwegsehen. (…) Wir wissen sehr wohl, dass viele Fußballfreunde den Spielen der deutschen Nationalmannschaft entgegenfiebern. Uns ist ebenso bewusst, dass eine Weltmeisterschaft für die Sportler der Höhepunkt ihrer Laufbahn schlechthin ist. Wir sind Fußballfans und lieben diesen Sport. Aber es gibt nichts, was es rechtfertigen könnte, die Menschenrechtsverletzungen in Katar hinzunehmen, ja, gar durch die Teilnahme am Turnier wissentlich, billigend zu unterstützen. Die Stimmen werden lauter, und ProFans stellt sich ganz klar an die Seite derer, die einen Boykott dieser Weltmeisterschaft für unumgänglich halten. Wir fordern den DFB auf, die Teilnahme an der WM in Katar abzusagen. Ein rauschendes Fußballfest auf den Gräbern von Tausenden Arbeitsmigranten – daran teilzuhaben, wäre das Ende von Ethik und Würde. Mit Entsetzen wenden wir uns davon ab…“ Pressemitteilung vom 08.03.2021 externer Link und eine Aktionsseite zum Aufruf externer Link (auch auf Twitter externer Link) – siehe dazu zum DFB:
    • „… Norwegen heißt die neue Hoffnung derjenigen, die schon lange den Boykott der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar fordern. Mehrere norwegische Erstligaklubs haben jüngst die Nationalmannschaft dazu aufgerufen, nicht an der Männer-WM 2022 teilzunehmen. Eine Recherche des Guardian hatte vielerorts Verstörung ausgelöst. Von mehr als 6.500 toten Arbeitsmigranten in Katar aus fünf asiatischen Ländern in den vergangenen zehn Jahren war in dem Artikel zu lesen. Dass auf den unzähligen Baustellen in Katar ohne Rücksicht auf Leib und Leben Prestigeprojekte wie etwa die WM-Stadien in die Höhe schießen, ist schon länger bekannt; ebenfalls dass Menschen dabei ihr Leben verlieren. Die horrende Zahl verhalf dem Horror erst zur breiten Wahrnehmung, weshalb die Regierung Katars sich vornehmlich darum bemühte, die genannte Zahl zu relativieren. Reaktionen aus dem organisierten Fußball gab es nur in Norwegen. In Deutschland nahm lediglich das Fan-Bündnis Pro Fans den Bericht zum Anlass, den Deutschen Fußball-Bund in einer Erklärung zum Verzicht auf die WM aufzufordern. Wieder einmal stellt sich die Frage, wie viel Moral kann und will sich der Fußball leisten? Und wie viel Hoffnung geht vom norwegischen Signal aus? Der einheimische Fußball-Verband hat die Debatte erst einmal auf den Juni vertagt. Möglicherweise wird man sie weiter vertagen. Das Problem könnte sich von selbst lösen. Ob sich die Skandinavier für die WM qualifizieren, ist zweifelhaft. In der WM-Qualifikationsgruppe, zu der das favorisierte Team aus den Niederlanden gehört, gibt es nur ein direktes WM-Ticket zu vergeben…“ – aus dem Kommentar „Fußball und Moral“ von Johannes Kopp am 16. März 2021 in der taz online externer Link
  • „Katar: Rasenproduzent lässt WM-Deal platzen“ am 12. März 2021 bei n-tv externer Link meldet ebenfalls den Boykott und ergänzt unter anderem: „…Das deutsche Fan-Bündnis „ProFans“ hatte den Deutschen Fußball-Bund (DFB) bereits vor einigen Tagen zum Verzicht auf eine Teilnahme bei der WM 2022 in Katar aufgefordert. „Es gibt nichts, was es rechtfertigen könnte, die Menschenrechtsverletzungen in Katar hinzunehmen, ja, gar durch die Teilnahme am Turnier wissentlich, billigend zu unterstützen“, hieß es in einer Mitteilung der Fan-Organisation. Ein Boykott der Weltmeisterschaft im Wüstenstaat sei „unumgänglich“, eine Teilnahme „wäre das Ende von Ethik und Würde“. Zuletzt hatten mehrere norwegische Klubs, unter anderem Rekordmeister Rosenborg Trondheim, eine Boykottbewegung gegründet und den nationalen Verband NFF zu einem Teilnahme-Verzicht gedrängt. Der Verband lehnt einen Boykott bislang ab und möchte Veränderungen über einen fortgesetzten Dialog herbeiführen…“
  • „Norwegens Fußballbasis fordert Boykott der WM in Katar“ meldet Chaled Nahar am 05.03.2021 in sportschau.de externer Link: „Sechs Erstligisten in Norwegen, darunter Rosenborg Trondheim, haben den Fußballverband des Landes aufgefordert, angesichts der Menschenrechtsverletzungen in Katar die WM 2022 zu boykottieren. Der Vorstand des Verbandes ist dagegen – doch der öffentliche Druck in Norwegen nimmt zu. (…) „Fans haben das Thema auf die Agenda gebracht“, sagt Havard Melnaes im Gespräch mit der Sportschau. Der Journalist arbeitet für die Fußballzeitschrift „Josimar Fotballblad“. Mehrere vereinsübergreifende Fanorganisationen kritisierten, dass Katar mit der Fußball-WM „Sportswashing“ betreiben könne. Im Februar erschien zudem ein Bericht in der englischen Zeitung „Guardian“, nach dem seit 2010 mehr als 6.500 Gastarbeiter in Katar ums Leben gekommen seien. Katars Regierung nannte die Zahlen irreführend und falsch. Das Leid der Menschen, von denen viele am Bau der Stadien für die WM 2022 beteiligt waren, ist mehrfach dokumentiert. „Diese beiden Entwicklungen haben die Debatte in Norwegen angetrieben“, berichtet Melnaes. (…) Sollte Norwegen wirklich das Turnier boykottieren, hätte das möglicherweise Konsequenzen. Ein Ausstieg aus der WM scheint zunächst für Fußball-Verhältnisse günstig zu sein: Ein Verband, der sich nach Einreichung der Anmeldung aber vor Beginn der Qualifikation zurückzieht, „wird mit einer Geldstrafe von mindestens 20.000 Schweizer Franken belegt“, schreibt die FIFA in ihren Regularien zur WM 2022. Bei einem Ausstieg zu einem späteren Zeitpunkt steigt die Mindeststrafe auf 40.000 Schweizer Franken. Das größere Problem kommt im Regelwerk einen Absatz später: „Je nach Umständen des Rückzugs kann die FIFA-Disziplinarkommission weitere Sanktionen verhängen, einschließlich des Ausschlusses des betreffenden teilnehmenden Mitgliedsverbands von künftigen FIFA-Wettbewerben.“...“ darin – natürlich auch: „FIFA-Präsident Gianni Infantino nennt einen Boykott „den falschen Ansatz“„…
  • Siehe zuvor die Initiative norwegischer Fans, die ihre Vereine dazu bringen wollen kein Sponsoring autoritärer Staaten anzunehmen bzw. keine Trainingslager u.ä. in selbigen abzuhalten: Norwegian fan-driven initiative to stop sportwashing externer Link
  • Siehe dazu auch: „Irgendwo müssen wir eine Grenze ziehen“: „Kürzlich berichtete der Guardian über zahlreiche Todesopfer in Verbindung mit dem Stadionbau für die WM in Katar. Weshalb sich ein kleiner Verein aus Norwegen nun mit der FIFA und dem Wüstenstaat anlegt…“ Artikel von Einar H. Dyvik vom 5.3.2021 bei 11freunde externer Link
  • Bei openPetition gibt es eine Debatte zu Gegen die Austragung der Fußball WM 2022 in Katar externer Link
  • Siehe zum Thema auch #BoycottQatar2022
  • Siehe zuletzt am 24. Februar 2021: Die WM in Katar kann beginnen: Dafür gestorben sind schon mehr als genug…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=187745
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