Die Post geht ab. Krisenprofiteur: Paketgeschäft boomt, Rekordergebnisse und satte Dividende für Aktionäre. Beschäftigte und Kunden zahlen Zeche

"Wir sind für Sie da!" Eigenwerbung der Post AGDie Deutsche Post DHL Group geht in der Krise weiter auf Rekordjagd, wie die am Dienstag in Bonn veröffentlichten Geschäftszahlen 2020 zeigen. Die Umsätze sind gegenüber dem Vorjahr um 5,5 Prozent auf 66,8 Milliarden Euro gestiegen. Der Konzerngewinn konnte sogar um 13,6 Prozent auf drei Milliarden in die Höhe getrieben werden. Das Gros des Zuwachses geht auf das Paketgeschäft zurück, dem der Shutdown vor allem in der Vorweihnachtszeit zu neuen Höhen verholfen hatte. Um 15,3 Prozent konnte die Paketmenge gegenüber 2019 gesteigert werden. (…) Auch die Kunden tragen seit Jahren intensiv zum »Erfolg« bei, etwa durch Verzicht: auf Briefkästen, auf Filialen, auf erschwingliche Preise. 5.000 der 6.000 Filialen wurden seit dem Börsengang im Jahr 2000 dichtgemacht oder durch Beistelltische in Schreibwarenläden ersetzt. 20.000 Briefkästen wurden abgeschraubt. Die Zahl der registrierten Beschwerden steigt von Jahr zu Jahr zuverlässig. Ebenso zuverlässig sind die regelmäßigen Portoerhöhungen bei sämtlichen Produkten, wobei zumindest die letzte Preissteigerung beim Standardbrief auf 80 Cent rechtswidrig war. (…) Dank der »harten Arbeit« der Beschäftigten und Qualitätseinbußen für die Kunden dürfen die Aktionäre sich wohl auch in Zukunft über satte Dividenden und steigende Kurse freuen…“ Artikel von Steffen Stierle in der jungen Welt vom 10.03.2021 externer Link, siehe auch:

  • Corona-Prämie bei der Deutschen Post DHL Group nach Rekordergebnis New
    Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) begrüßt die Entscheidung des Vorstands der Deutschen Post DHL Group, die Beschäftigten erneut am überwältigenden Konzernergebnis in Form einer Corona-Prämie in Höhe von 300 Euro (Vollzeitkräfte) teilhaben zu lassen. „Es ist ein klares Zeichen von Wertschätzung, dass der Vorstand entschieden hat, die Beschäftigten weltweit mit einer erneuten Zahlung einer Corona-Prämie am Unternehmenserfolg zu beteiligen“, sagte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis. „Damit erkennt der Vorstand die außergewöhnliche Leistung der Beschäftigten unter erschwerten Pandemiebedingungen ein weiteres Mal an. Diese Form des Dankes begrüßen wir ausdrücklich und halten die Entscheidung für ein gutes und richtiges Signal.“ Wie die Deutsche Post DHL Group am heutigen Mittwoch (7.7.21) bekanntgab, konnte der Konzern sein Quartalsergebnis gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppeln und so erneut ein Rekordergebnis verzeichnen. Bereits im Jahr 2020 hatte der Konzern seine Geschäftsziele bei Weitem übertroffen. Bislang wurde den Beschäftigten im Sommer 2020 weltweit eine Corona-Prämie in Höhe von 300 Euro ausgezahlt; im Herbst 2020 kam dann in Deutschland eine tarifvertraglich vereinbarte Corona-Sonderzahlung in Höhe von 300 Euro hinzu.“ ver.di-Pressemitteilung vom 07.07.2021 externer Link
  • Deutsche Post/DHL: bester Arbeitgeber? Der Konzern hat 2020 4,8 Mrd. Euro erwirtschaftet – ein Rekord. Die Beschäftigten sehen davon nichts 
    „… Von Krise ist bei der Post jedenfalls nichts zu spüren. Erst kürzlich hat der Vorstand ein Aktienrückkaufprogramm über mehr als eine Milliarde Euro beschlossen. Da könnte man doch annehmen, dass auch für die Beschäftigten etwas abfällt. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post, Frank Appel, wird jedenfalls nicht müde, in Interviews immer wieder zu bekräftigen: «Wir können sehr zufrieden sein.» Doch die Realität zwischen Arbeitgeber/Aktionären und der Belegschaft geht seit Jahrzehnten diametral auseinander, und das in jeglicher Hinsicht. Und trotz eines bestehenden Betriebsrats und einem gewerkschaftlichen Organisationsgrad von weit über 70 Prozent. Aus finanzieller Perspektive kann bei den Beschäftigten von einer Partizipation am Erfolg der Rekordergebnisse nicht die Rede sein. Sie erhalten weiterhin ihren Grundlohn, die Lohnsteigerungen gleichen gerade mal die Inflation aus. Ganz anders sieht es bei den Aktionären aus, die 2021 eine satte Dividendenerhöhung von über 17 Prozent – von 1,15 Euro auf 1,35 Euro – erhalten. Herr Appel führt dieses Jahr die Spitze aller im DAX vertretenen Vorstände an und kassiert ein stattliches Salär von über zehn Millionen Euro. Davon könnte man jährlich über 300 Zusteller:innen bezahlen! (…) Der finanzielle Aspekt innerhalb eines Unternehmens ist die eine Seite der Medaille. Wie sieht es hingegen bei den Arbeitsbedingungen aus? Der Krankenstand ist bei der Postbelegschaft in den letzten Jahren konstant hoch – laut Krankenkassen knapp dreimal so hoch wie beim Durchschnitt aller Beschäftigten in Deutschland. (…) Damit das Ganze nicht zu sehr auffällt, verbessert das Management nicht die Arbeitsbedingungen, sondern die jährlich stattfindenden Mitarbeiterbefragungen. Im Jahr 2020 kam jedoch zutage, dass diese von Führungskräften frisiert und manipuliert wurden, um die miesen Arbeitsbedingungen «unter den Teppich zu kehren». (…) Wie wäre es z.B., wenn jährlich per Gesetz Gratifikationen – materiell in Form von Prämien oder immateriell in Form von Investitionen zur Verbesserung der Arbeitsbedingen durch mehr Personal – an die Beschäftigten in exakt der gleichen Höhe wie an die Kapitalgeber ausgeschüttet werden würden? Schließlich sind es die Zusteller:innen, die den Reichtum der Deutschen Post erwirtschaften!“ Artikel von San del van Letniz in der Soz Nr. 05/2021 externer Link (San del van Letniz arbeitet seit Jahren als Zusteller bei der Deutschen Post/DHL)
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=187603
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