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Überstunden, Überstunden, Überstunden – bei ansonsten unterschiedlichen aktuellen Arbeitsbedingungen in der VR China

Projekt 996.ICU des Arbeitszeitprotestes der IT-Beschäftigten in China„… Bei meiner eigenen Feldforschung bin ich vielen Arbeitern begegnet, die trotz ihrer geringen formalen Bildung in der Lage sind, die Arbeitsgesetze zu nutzen, um ihre Rechte zu verteidigen. Warum sind sie dann während der aktuellen Kampagne gegen Überstunden so still? Entscheidend ist, dass viele Arbeiter Überstunden nicht als Übel ansehen. Wenn überhaupt, habe ich bei meiner Feldarbeit festgestellt, dass viele Arbeiter Jobs bevorzugen, die ihnen mehr Möglichkeiten für Überstunden bieten. Da sie auf Überstundenvergütung angewiesen sind, ist ein Feierabend um 18 Uhr ein Luxus, den sie sich nicht leisten können. In vielen Stellenanzeigen, die auf Arbeiter abzielen, werden Überstunden nicht nur angedeutet, sondern hervorgehoben und sogar garantiert. Eine aufschlussreiche Foxconn-Anzeige aus dem letzten Jahr versichert den Bewerbern: „Das Grundgehalt für die ersten drei Monate auf dem Foxconn-Campus in Zhengzhou beträgt 1.900 Yuan (290 $) pro Monat; das Gesamtgehalt beträgt 2.800-3.500 Yuan (einschließlich Überstunden) … Überstunden werden nicht weniger als 60 Stunden pro Monat betragen.“ Aus dieser Anzeige lassen sich mehrere wichtige Informationen entnehmen. Zunächst einmal entspricht das Grundgehalt für die ersten drei Monate in dieser Anzeige genau dem Mindestlohn der Provinz, in der sich die Fabrik befindet. Dies ist typisch für Arbeiterjobs. Obwohl viele Arbeiter tatsächlich viel mehr als den Mindestlohn verdienen, kommt ihr zusätzlicher Lohn eher von Überstunden als von höheren Stundensätzen. In diesem Fall, wenn ein Angestellter das auf dem Papier erlaubte Maximum arbeitet, erhöht sich sein Gehalt um fast 100%, von 2.100 Yuan auf fast 4.000 Yuan im Monat...“ – aus dem Beitrag „Überstunden. Gefordert und bekämpft“ am 11. Februar 2021 im Blog des Forum Arbeitswelten externer Link mit der Unterzeile „Überstunden als notwendiger Teil des Einkommens von Arbeitern und neues Klassenbewußtsein bei Angestellten“, die bereits unterschiedliche Situationen deutlich macht.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=186392
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