[Aaron Benanav: »Automation and the Future of Work«] »Karl Marx ist ein Theoretiker der Deindustrialisierung«
„In früheren Zeiten hat das Wirtschaftswachstum den durch höhere Produktivität bewirkten Arbeitsplatzverlust kompensiert. In seinem Buch »Automation and the Future of Work« geht Aaron Benanav der Frage nach, warum das nicht mehr der Fall ist.“ Im Gespräch von Thomas Schwendener mit dem Wirtschaftshistoriker Aaron Benanav in der Jungle World 2021/05 erläutert dieser seine Sichtweise: „… Global betrachtet werden Lohnabhängige aus der Industrie verdrängt, obwohl viele Länder arm und kaum industrialisiert sind. Der historische Trend hat sich damit umgekehrt. (…) Die vergangenen Jahrzehnte waren von starker Unterinvestition geprägt. Die Pandemie wird dies noch verschlimmern, was die Wachstumsraten in diesem Jahrzehnt niedrig halten wird. An dessen Ende werden wir dann bereits einige erhebliche Auswirkungen des Klimawandels erleben. Wir steuern auf eine sehr beängstigende Zukunft zu. Auch haben Staaten im stagnierenden Kapitalismus weniger Kapazitäten, um Probleme zu lösen. Das fördert ein zerstörerisches politisches Management, wie es sich bereits in der Pandemie zeigt. Vor allem in Hinblick auf die globale Erwärmung ist das fatal. Es scheint, als würde sich das Motto »nach mir die Sintflut« durchsetzen. (…) Die große Frage ist, ob es zu proletarischer Gegenwehr kommt. Eine Garantie dafür gibt es nicht, aber wir haben bereits in den zehner Jahren eine starke Zunahme der Revolten erlebt, insbesondere direkt vor der Pandemie. Das stimmt mich hoffnungsvoll. Damit ist aber längst nicht ausgemacht, wie sich diese Kämpfe entwickeln und ob sie auf einen Bruch mit dem Kapitalismus zusteuern. Vielen Menschen ist die Vorstellung von einer besseren Welt verlorengegangen…“ (Bei Suhrkamp ist eine deutsche Übersetzung von »Automation and the Future of Work« von Aaron Benanav geplant)