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Ein Barrierebrecher: Was kann, was soll, was will der Klassismusbegriff? Eine Klarstellung
„… Antiklassistische Aktivistinnen und Aktivisten setzen bei der eigenen Klassenposition in der hierarchisch strukturierten Arbeiterklasse an, bei konkreten Lebensrealitäten. Ihr Ziel ist, aus intersektionaler Perspektive die zugrundeliegende Struktur und die eigene Position in dieser kenntlich zu machen. Damit nutzen sie strategisch identitätspolitische Konzepte, um Klassenbewusstsein zu schaffen. (…) Der Begriff der Klasse wird auch im Klassismuskonzept analytisch gefasst – zur Sichtbarmachung von Ausbeutung in der kapitalistischen Gesellschaft. (…) Zudem verweist der Klassismusbegriff auf die Dimension der intendierten und sozial internalisierten Ausbeutung von Menschen in der nicht besitzenden Klasse mittels Lohnarbeit mit dem Ziel der Aufrechterhaltung des hegemonialen Machtgefüges – denn die herrschende politische Klasse führt einen Klassenkampf von oben, wie auch Pape betont…“ Artikel von Frieda und Caro (KIKK) für die Antiklassistische Assoziation in der jungen Welt vom 23.01.2021 und mehr daraus/dazu:
- Ausbeutung ist mehr als nur Klassismus
„Man muss es kritisieren, wenn Menschen aus der Arbeiterklasse sozial und kulturell abgewertet werden. Doch wer mit diesem Unrecht aufräumen will, muss vor allem das System der Ausbeutung konfrontieren, das unserer Wirtschaftsweise eingeschrieben ist. em Begriff der Klasse haftet etwas Kämpferisches an: Fast zwei Jahrhunderte war »Klasse« das Schlagwort, mit dem die sozialistische Linke gegen soziale Ungleichheit und Ausbeutung, für demokratische Teilhabe, sozialstaatliche Absicherung und gegen den Kapitalismus kämpfte. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg verschwand der Begriff mehr und mehr aus dem politischen und wissenschaftlichen Diskurs. Heute feiert »Klasse« ein Comeback, jedoch weitestgehend losgelöst von den Einsichten und Analysen der sozialistischen Bewegung. Deutlich wird dies im Diskurs rund um »Klassismus«. Klassismus bezeichnet Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft oder Position. Autorinnen und Autoren, die sich auf den Begriff beziehen, wollen Klassismus als eine Form der Diskriminierung analog zu Sexismus und Rassismus verstanden wissen. Von Anfang an war der Begriff »Klassismus« umstritten. (…) Die Forderungen und praktischen Anliegen des Antiklassismus sind zwar im Prinzip richtig, drohen aber aufgrund theoretischer Mängel dabei stehenzubleiben, Chancengleichheit in der bestehenden Ungleichheit einzufordern. Denn es ist das kapitalistische Wirtschaftssystem, das systematisch soziale Ungleichheit herstellt und erhält. (…) Marx ging es darum, aufzuzeigen, dass es das Wirtschaftssystem ist, das die Klassen hervorbringt, und dass es unmöglich ist, die Klassengesellschaft zu überwinden, ohne die kapitalistische Wirtschaftsweise zu überwinden. (…)Klasse ist nach Marx ein soziales Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit. Die Bourgeoisie besitzt die Produktionsmittel, während das Proletariat nur seine »Arbeitskraft selbst, die nur in seiner lebendigen Leiblichkeit existiert« besitzt und so darauf angewiesen ist, diese zu verkaufen, um zu überleben. Dieses Klassenverhältnis ist grundlegend für die soziale Ungleichheit im Kapitalismus. Die Lohnabhängigen schaffen durch ihre Arbeit Wert und die Besitzenden eignen sich diesen Wert kraft der bestehenden Eigentumsverhältnisse an. Sie bezahlen nur so viel Lohn, wie die Arbeiterinnen zum Überleben und damit zum Erhalt ihrer Arbeitskraft brauchen. Aller darüber hinaus produzierte Wert bildet den Gewinn des Kapitals. Diese Aneignung des durch die Lohnabhängigen erzeugten »Mehrwerts« ist das, was bei Marx »Ausbeutung« heißt – und diese Ausbeutung ist der einzige Zweck, den die Besitzerinnen und Besitzer von Kapital verfolgen, wenn sie Lohnabhängige anstellen. (…) Nicht das, was als Klassismus theoretisiert wird – die Abwertung von Gruppen anhand ihrer sozialen Herkunft, Vorurteile und Diskriminierung – ist Ursache von Ungleichheit, sondern das Wirtschaftssystem. Der Antiklassismus befasst sich letztlich mit dem, was in der marxistischen Theorietradition als »Überbau« bezeichnet wird – die Vorstellungen, die sich die Menschen von der Welt machen – und schon deutlich weniger mit der Ausgestaltung gesellschaftlicher Institutionen wie der Schule oder dem Steuersystem. Doch das Kapitalverhältnis produziert und reproduziert die kapitalistische Klassengesellschaft so lange weiter, wie wir weiter kapitalistisch wirtschaften. (…) Dass die Wichtigkeit des Wirtschaftssystems, der ökonomischen Basis, vor allen Dingen Marxistinnen in ihrer Kritik am Konzept des Klassismus betonen, liegt daran, dass keine Theorie die grundlegende Bedeutung der Wirtschaft so deutlich herausgearbeitet hat wie die in Tradition von Marx und Engels. Der Marxismus analysiert, wie die Ökonomie die Gesellschaft und ihre Institutionen bis hin zu den Individuen prägt. Wenn man die Klassengesellschaft wirklich infrage stellen will, führt kein Weg an der Ökonomie, kein Weg an Marx vorbei.“ Artikel von Fabian Nehring vom 18. Januar 2024 in Jacobin.de - Weiter aus dem Artikel von Frieda und Caro (KIKK) für die Antiklassistische Assoziation in der jungen Welt vom 23.01.2021 : „… Ein Gesetz, das Klassismus als Diskriminierungsmerkmal ausweist, würde Individuen nun ein Werkzeug an die Hand geben, die strukturellen Barrieren zu überwinden. (…)Die Materialität der Klassengesellschaft weist den Menschen ihren festen Platz je nach Position im Produktionsprozess zu. Dieser Platz im gesellschaftlichen Gefüge wird durch einen klassenspezifischen Habitus manifestiert. Die Habitus- und Kapitaltheorie des französischen Soziologen Pierre Bourdieu hat das Potential, Mechanismen aufzudecken, die dazu beitragen, das »Scheitern der Armen« als im System angelegt zu entlarven…“
Die Antiklassistische Assoziation ist ein bundesweiter Zusammenschluss antiklassistischer Projekte, KIKK ist die Abkürzung für »Klassismus ist keine Kunstepoche«