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Weiterhin nutzlose Verhandlungen und der Widerstand gegen die neuen Agrargesetze will nicht auf „finalen Marsch auf Delhi“ am 26.1. warten: Polizeisperren werden durchbrochen

Auch die siebte Verhandlungsrunde zwischen der Bauern-Koordination SKM und der Modi-Regierung über die neuen Agrargesetze hat kein Ergebnis gebracht – außer, dass am 08. Januar 2021 ein weiteres Gespräch stattfinden soll. In einer Pressekonferenz nach diesem Treffen verkündeten Sprecher der Koordination, man werde für den 26. Januar 2021 zum „finalen Marsch auf Delhi“ aufrufen, dem Republikanischen Traktortag. Eben diese „Drei-Wochen-Frist“ für die weitere Mobilisierung scheint bei einem Teil der Bauern, die seit bald 5 Wochen entweder in der Umgebung von Delhi versammelt sind (bzw. nach wie vor Straßenblockkaden aufrecht erhalten), oder sich aus verschiedenen Bundesstaaten auf den Weg dahin gemacht haben, auf ein sehr geteiltes Echo zu stoßen. In dem Bericht „At Jaipur Highway, ‘Ready’ Farmers Await Call to March Toward Delhi“ von Ronak Chhabra am 05. Januar 2021 bei NewsClick externer Link wird sowohl darüber informiert, dass es zunehmend Stimmen gebe, die eben diese Terminsetzung kritisieren, als auch – und vor allem – dass an mehreren Stellen des Landes diese Kritik bereits praktisch wurde: Mehrere Aktionen, bei denen Polizeisperren vor allem (aber nicht nur) rund um Delhi durchbrochen wurden, werden dabei angeführt. Siehe dazu vier weitere aktuelle Beiträge zu unterschiedlichen Beteiligten und Facetten des andauernden Massenprotestes sowie den Hinweis auf den bisher letzten unserer zahlreichen Beiträge gegen Modis Gesetze fürs Agrarkapital:

  • „’Long live farmer-laborer unity‘: Contextualising the massive resistance going on in India“ am 03. Januar 2021 bei Links externer Link ist ein Interview mit dem indischen Professor Navyug Gill, der eine sehr konkrete und ausführliche Skizze der verschiedenen am Protest beteiligten sozialen Kräfte gibt. So etwa, wenn er darauf verweist, dass in Punjab – einer der „Wiegen“ des aktuellen Massenprotests – nicht nur 32% der Gesamtbevölkerung Dalits sind, der bei weitem höchste regionale Anteil in ganz Indien, sondern dass diese auch nahezu ausnahmslos landlose ArbeiterInnen sind, die ihre ganz eigenen Ziele mit jenen der allgemeinen Protestbewegung verbinden.
  • „Agricultural Workers’ Union Calls for Nationwide Protest Against Farm Laws on Jan 7-8“ am 29. Dezember 2020 bei NewsClick externer Link berichtet von einer Pressekonferenz der All India Agricultural Workers‘ Union, worin der Aufruf der Landarbeitergewerkschaft zu neuen landesweiten Protesten am 7. und 8. Januar 2021 begründet wurde – und darauf verwiesen, dass ein enormer Prozentsatz jener, die seit Wochen rund um Delhi versammelt sind, eben Landarbeiter und Landarbeiterinnen aus verschiedenen indischen Bundesstaaten seien, die unter der Auswirkung der geplanten Gesetze „mindestens ebenso viel zu leiden“ haben würden, wie die Kleinbauern und die gesamte Bauernkoordination.
  • „Bäuerinnen tragen die Streikfront“ von Chandrika Yogarajah am 05. Januar 2021 bei nd online externer Link über die Rolle der Frauen in dieser Auseinandersetzung unter anderem: „… Während es vor allem Männer sind, die sichtbar in Erscheinung treten, hat sich auch eine große solidarische Gruppe von Bäuerinnen, Hausfrauen, Großmüttern, Studentinnen, Lehrerinnen bis hin zu Krankenschwestern formiert, die an vorderster Front stehen und das Rückgrat der Proteste bilden. Allein in Delhis Außenbezirk Tikri sind es mehr als 2000 Frauen, die dort campieren und den Protest tragen. Doch nicht nur in der Hauptstadt, sondern auch in anderen Städten oder in Dörfern bekunden Frauen, ob jung oder alt, ihre Solidarität und kämpfen mit. Sie übernehmen dabei wichtige Aufgaben, ohne die ein anhaltender Protest nicht möglich wäre: In den Camps vor Delhi versorgen Gruppen von Freiwilligen Tausende von Demonstrant*innen mit Essen und Wasser und richten ihnen Betten zum Schlafen. Die Herausforderung, hygienische Sanitäranlagen bereitzustellen, ist hoch, eine Nichtregierungsorganisation hat mittlerweile mobile Toiletten aus recyceltem Material installiert. Bisher hat es bei den Protesten laut Angaben der Polizei mindestens 25 Todesfälle gegeben, durch Herzstillstand, Unterkühlung oder Verkehrsunfälle, die aufgrund der schlechten Bedingungen verursacht wurden…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=184630
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