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Was nebenan der Amazonas, ist in Paraguay der Gran Chaco: Zentrum industrieller Umweltvernichtung. Und mittendrin, statt nur dabei: BMW. Keine Überraschung bei solchen Markenbotschaftern

bmw miseryIn diesen Tagen stoßen zwei Meldungen über BMW aufeinander, die zusammen eine einheitliche Logik deutlich machen. Zum einen erinnerten verschiedene Beiträge (unter anderem im Twitter-Kanal des Lower Class Magazins) daran, dass einer der Markenbotschafter von BMW der Vater der Wende von Grün zu Oliv-Grün ist, ein gewisser Herr Fischer, an den sich ansonsten kaum noch jemand erinnern mag. (Dass andere Botschafter beispielsweise CSU-Politiker sind, ist ebenso wenig überraschend). Und aus Paraguay kommt die Meldung, dass bei der – umkämpften – Zerstörung des Gran Chaco durch Industriepolitik, das Unternehmen BMW – zusammen mit anderen Unternehmen aus der internationalen Produktionskette Automobil – eine wahrhaft „tragende Rolle“ spielt. Der Gran Chaco, eines der großen zusammenhängenden Ökosysteme auf dem Kontinent, liegt vor allem in Argentinien, bedeckt aber auch faktisch die gesamte westliche Hälfte Paraguays. Seit langen Jahren etwa durch Sojaplantagen bereits beschädigt, wurde in den letzten Jahren die Rinderzucht auch noch intensiviert, um Paraguays Leder-Exporte zu steigern – und da mischen Autofirmen als Kunden ganz vorne mit, keineswegs zuletzt BMW und auch die Firma Porsche macht ihrem schlechten Namen alle Ehre. Eine der sogenannten Entwicklungspolitiken kapitalistischer Art, die auf wachsenden Widerstand in der Region und im Land treffen. Siehe dazu den Report der britischen Umweltorganisation Earthsight und vier Beiträge zu seinen Inhalten und Auswirkungen – sowie zur Kontinuität dieser Anti-Entwicklungspolitik von Soja und Leder, und den Hinweis auf die passenden Botschafter zu alldem…

„Paraguay und die deutschen Autobauer“ von Alexander Bühler am 16. November 2020 in Deutschlandfunk-Kultur externer Link zur Sachlage und zur Reaktion von BMW auf die Kritiken: „… Sam Lawson, Chef von Earthsight: „Eine der größten Abwaldungsursachen in Lateinamerika ist die Viehzucht, in der Chaco-Region Paraguays wird das Land für Rinderfarmen gerodet. In einem Naturschutzgebiet, das eigentlich einem unkontaktierten Stamm gehört. Wir haben die Spur der Rinder und ihrer Häute durch die Schlachthäuser und die Gerbereien weiterverfolgt. Bis nach Italien und dann direkt in die Lieferketten dieser Autofirmen.“ (…) Auf Anfrage hat BMW erklärt: „Aktuell ist in einzelnen Fahrzeugen der BMW Group auch Leder enthalten, für das Vormaterialien aus Paraguay verwendet werden. (…) Mittelfristig wird dieser Anteil auf 0 Prozent zurückgehen, da wir unsere Lederlieferketten umstrukturieren und infolge dessen auf Leder aus Südamerika verzichten werden. (…) Natürlich haben wir die Earthsight-Recherche zum Anlass genommen, unsere Lieferkette nach möglichen Verstößen zu befragen. (…) Die BMW Group geht allen Verdachtsmomenten für Verstöße in ihren Lieferketten nach. (…) Sollten wir konkrete Belege dafür erhalten, dass in unseren Lieferketten gegen diese Nachhaltigkeitsstandards verstoßen wird, würden wir dies zum Anlass nehmen, von unseren Lieferanten eine Änderung ihrer Bezugsquellen einzufordern.“ Es geht um 800.000 Quadratkilometer, so groß ist der Gran Chaco. 3400 Pflanzenarten, 900 Tierarten sind hier beheimatet, vor allem Jaguare und Riesen-Ameisenbären. 250.000 Indigene leben hier. Der bekannte britische Naturkundler und TV-Moderator David Attenborough hat dieses Gebiet einmal als eine der letzten großen Wildnisse in der Welt bezeichnet. Und doch verschwindet es unglaublich schnell. Durch den Vergleich von Satellitenbildern kam eine paraguayische NGO zum Schluss, dass seit 2013 jedes Jahr 446.000 Hektar abgeholzt werden. Wo nicht Rinder grasen, wird Soja für die Viehzucht in anderen Ländern angebaut...“

„Grand Theft Chaco“ im Oktober 2020 veröffentlicht von der britischen Umweltorganisation Earthsight externer Link ist der Undercover-Report, der die ganze aktuelle Berichterstattung und Debatte in Gang setzte, und der in einer deutschen Fassung auf der Webseite der Organisation unter anderem so vorgestellt wird: „… Am schnellsten verschwindet der Chaco in Paraguay. Bis 2016 hatte dieses relativ kleine südamerikanische Land bereits ein Waldgebiet verloren, das größer als die Schweiz ist. Der Großteil davon war in den 10 Jahren davor abgeholzt worden. 2019 wurde die Umwandlung abermals intensiviert und nun alle zwei Minuten ein Fußballfeld eingeebnet. Treibende Kraft der Zerstörung ist die industrielle Viehhaltung, die damit die Auslandsnachfrage zu decken sucht. Studien haben gezeigt, dass Rindfleisch und Leder aus Paraguay wie kein anderer Rohstoff auf der Welt für die Abholzung von Wäldern verantwortlich sind. Über ein Fünftel der Rodungen sind zudem illegal. Diese Zerstörung hat katastrophale Folgen – sowohl für die Artenvielfalt vor Ort als auch den globalen Klimaschutz. Eine Katastrophe ist sie aber auch für die indigenen Völker Paraguays, für die Wälder oftmals die Existenzgrundlage sind. Der Großteil ihrer angestammten Gebiete wurde ihnen bereits geraubt. Jahrzehnte einer korrupten Herrschaft haben aus Paraguay ein Land mit einer der weltweit höchsten Ungleichheitsraten gemacht, wo 90 Prozent des Landes einigen wenigen Tausend reichen Agrarindustriellen gehören, die auch die politische Führung aus ihren Reihen des Staates stellen. Doch die indigenen Gruppen im Land haben noch nicht aufgegeben. Den Ayoreo Totobiegosode, die zu den letzten isoliert lebenden Völkern Lateinamerikas außerhalb des Amazonasgebiets zählen, kommt in diesem Kampf eine Schlüsselrolle zu...“

„Gran Chaco in Gefahr durch Sojafutteranbau“ von Tina Lutz am 06. März 2019 bei Robin Wood externer Link berichtete über die Auswirkungen der Sojaplantagen auf den Chaco – vor der jüngsten „Lederoffensive“: „… Aber Sojahändler wie Cargill und Bunge bedrohen dieses einzigartige Ökosystem. Mit Bulldozern und Brandrodungen zerstören sie den Wald, um dort vor allem gentechnisch verändertes Soja anzubauen, das über die Futtertröge auch in unseren Hähnchenkeulen, Schweinebraten oder unserem Frühstücksei landet. Der Wald ist das zu Hause von zahlreichen indigenen Stämmen wie den Y’apó. Viele Stämme leben noch immer von der Jagd und sind komplett vom Wald abhängig. Aber dort leben auch kleinbäuerliche Gruppen, die von ihrem Land vertrieben werden, oder deren Land und Wasser durch die im Sojaanbau verwendeten Pestizide wie Glyphosat verseucht werden…“

„Wir brauchen ein Lieferkettengesetz, denn: BMW verwendet Leder, für das in Paraguay Wälder zerstört werden“ am 01. Oktober 2020 bei der Initiative Lieferkettengesetz externer Link machte den Zusammenhang in seiner Meldung zur Earthsight-Studie sehr deutlich: „… In der Recherche geht es unter anderem um den deutschen Autohersteller BMW. Dieser bespannt die Sitze seines beliebten X5 mit Leder, das aus dem Gran Chaco in Paraguay stammt. Dort roden Viehzuchtunternehmen teils illegal große Waldgebiete, um Weideland für die Produktion von Rindfleisch und Leder zu schaffen. Se verletzen dadurch unter anderem das Recht auf Selbstbestimmung der Ayoreo Totobiegosode, eines indigenen Volkes, das betroffene Waldgebiete bewohnt. Des Weiteren berauben sie zahlreichen Arten, wie dem Jaguar und dem Großen Ameisenbär, ihrer Lebensräume. Der Bericht von Earthsight kann eine direkte Verbindung zu dem deutschen Autobauer herstellen: BMW bezieht Häute von Schlachthöfen, auf denen Rinder von Farmen verarbeitet werden, die für die illegale Rodung der Wälder verantwortlich sind. Während im Chaco alle zwei Minuten die Fläche eines Fußballfeldes abgeholzt wird, versucht hierzulande Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier weiterhin, ein wirksames Lieferkettengesetz zu verhindern. Mit einem solchen Gesetz wäre BMW dazu verpflichtet, auf seine Zulieferer einzuwirken, den Landraub und die illegale Entwaldung zu stoppen. “Der Bericht zeigt schmerzhaft auf, welche Konsequenzen es für Mensch und Natur haben kann, wenn Konzerne nicht an strenge Sorgfaltspflichten gebunden sind und kontrolliert werden. Der Bericht ist ein überklarer Beweis dafür, dass wir in Deutschland und der EU ein starkes Lieferkettengesetz brauchen, das Menschen und Umwelt auf der ganzen Welt vor Ausbeutung schützt”, sagt Peer Cyriacks, Stellvertretender Leiter Naturschutz bei der DUH. Durch unsere Straßen fahren Autos, in denen Leder verarbeitet ist, in dem illegale Entwaldung und Landraub stecken. Das Beispiel zeigt, wie bitter nötig ein Lieferkettengesetz ist – und zwar nicht irgendwann, sondern so schnell wie möglich. Ein wirksames Lieferkettengesetz muss die gesamte Lieferkette umfassen und darf sich nicht nur auf einzelne Zulieferstufen beziehen, denn sonst wäre es in Fällen wie dem hier genannten wirkungslos…“

„Schockierender Bericht: Autokonzerne nutzen Leder aus illegaler Entwaldung!“ seit dem 02. Oktober 2020 bei Change.org externer Link ist eine Petition der Deutschen Umwelthilfe gegen die Lederindustrie im Chaco, die bisher bereits über 125.000 Menschen unterzeichnet haben, und worin es unter anderem heißt: „… Ein neuer Bericht der Organisation Earthsight zeigt, dass deutsche Autobauer wie BMW Leder von Rindern nutzen, für deren Weiden illegal Wald in Südamerika gerodet wird. Wir brauchen endlich wirksame Gesetze, die diese Naturzerstörung stoppen. Bitte sprecht euch gegen importierte Entwaldung aus. Das betroffene Waldgebiet liegt im Gran Chaco in Südamerika. Hier gibt es 3.400 Pflanzen- und 900 Tierarten sowie das einzige indigene Volk außerhalb des Amazonas, das in freiwilliger Isolation lebt. Der Bericht von Earthsight zeigt, dass die Hauptursache für Entwaldung im paraguayischen Teil die Haltung von Rindern ist. Deren Leder wird zu zwei Dritteln nach Europa exportiert, wo es für Autositze unter anderem der Marken Land Rover und BMW genutzt wird…“

Joschka Fischer von den Grünen, Maximilian Schöberl von der CSU, beide vereint als Botschafter des Multimilliarden-Konzerns BMW, so geht deutsche Umweltpolitik, da gibt´s keine Ideologie, keine Gräben, am Ende landen alle im selben Konzernam 12. Dezember 2020 im Twitter-Kanal des Lower Class Magazine externer Link ist der oben angedeutete Tweet über die passenden Botschafter zu dieser Zerstörungspolitik…

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=183152
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