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Griechenlands Rechtsregierung mit Weihrauch und Tränengas: Weihnachtsmärkte ja, Proteste nein – und schon gar kein Gedenken an den Polizeimord an Alex Grigoropoulos

Merry Chrismas from Athens„… Die griechische Polizei hat heute Nachmittag eine Kundgebung auf dem Syntagma Platz zerschlagen. Ungefähr fünfzig Menschen hatten sich dort trotz einem absoluten Versammlungsverbot getroffen, um an die Ermordung von Alexis am 6.12.2008 zu erinnern. Diese Kundgebung wurde nicht öffentlich beworben und von verschiedenen Gruppen aus dem anarchistischen Raum getragen. Pünktlich um 17:00 Uhr trafen sich die Teilnehmenden an der großen Treppe auf dem Syntagma. Sofort stoppte ein Zivilbeamter einer patrouillierende DIAS Streife, denn das Regime genehmigt seit vier Wochen das Verlassen der eigenen Wohnung nur unter wenigen Bedingungen, Versammlungen und Demos sind absolut verboten. Zwanzig Sekunden nachdem die Teilnehmer*innen begonnen hatten ein Transparent auszupacken, fuhren schon drei DELTA Staffeln auf den Platz, eine davon in der Absicht die Menschen zu rammen. Die meisten schafften es in die Metro Station zu entkommen, während die DELTA Männer im Auftrag der Nea Dimokratia einige Euro in den Infektionsschutz der Bevölkerung investierten, indem sie Gas- und Blendschock Granaten (der deutschen Firma Rheinmetall) in den auch von normalen Reisenden frequentierten U-Bahnhof warfen. Mindestens zwei Personen wurden danach verhaftet. (…) Der Staat hat in dem von explodierenden Covid-19 Infektionen geplagten Land in den letzten Monaten genau 0 Euro in die medizinische Versorgung oder den überlasteten Nahverkehr investiert, stattdessen weitere Millionen in neue Polizeieinheiten und deren Fahrzeugflotte sowie den Rüstungswettlauf mit der Türkei gesteckt. Dieses Geld treibt die Polizei von der Bevölkerung durch Bußgelder wegen Lockdown Verstößen ein, nach zwei Wochen Ausgangssperre meldete das Sprachrohr des Regimes bereits stolz die Einnahme von 4 Millionen Euro…“ – aus dem Bericht „Junta greift durch in Athen – Kundgebung zerschlagen“ am 04. Dezember 2020 bei de.indymedia externer Link über den Auftakt des Wochenendes an dem das Regime in Athen wieder einmal einen Gedenktag verhindern wollte – den des Polizeimordes an Alexandros Grigoropoulos im Jahr 2008. Siehe im alljährlichen Beitrag dazu auch eine aktuelle Meldung über die Begründung des Regimes für das neuerliche Verbot sowie drei weitere aktuelle Beiträge zur Repression an diesem Wochenende, einen Hintergrundbeitrag zur Verbotspolitik des Regimes mit dem Vorwand der Epidemie, einen Videobericht zum Gedenktag im Jahr 2015, die Übersetzung eines Berichtes vom Mord aus dem Jahr 2008 und den Hinweis auf unseren bisher letzten Beitrag zum Mord an Alexandros Grigogoupolos:

„Police to ban rallies on murder anniversary of teenager boy Grigoropoulos“ am 04. Dezember 2020 bei Keep Talking Greece externer Link meldet, dass die Regierung ausdrücklich unterstreicht, es würden für den 06. Dezember dieselben Verbote gelten, wie am Jahrestag des Studierenden-Aufstandes am 17. November. Für die Durchsetzung des Verbots, so wird da gedröhnt, werden 4.000 Polizisten mobilisiert werden. Auf derselben Seite gibt es die Meldung (vorher), dass der Weihnachtsmarkt stattfinden werde…

„Griechische Regierung verbietet Proteste und verhängt autoritäre Maßnahmen unter dem Vorwand der Pandemiebekämpfung“ von John Vassilopoulos am 26. November 2020 bei wsws externer Link fasste die aktuelle Repressionswelle unter Epidemie-Vorwand bereits aus Anlass der Proteste zum Jahrestag des Polytechnikums unter anderem so zusammen: „… Die Behauptung, das Versammlungsrecht sei aus Rücksicht auf die öffentliche Gesundheit ausgesetzt worden, hält keiner Überprüfung stand. Nachdem die Regierung im Sommer beschlossen hatte, die Einschränkungen vorzeitig aufzuheben und die Wirtschaft wieder in Gang zu setzen, steigen die Fallzahlen in Griechenland stetig an. Griechenland hatte in der ersten Welle der Pandemie relativ wenig Todesopfer zu beklagen, weil früher als in anderen europäischen Ländern Lockdown-Maßnahmen eingeführt wurden. Da jedoch keine nennenswerten Ressourcen bereitgestellt wurden, um die schwerwiegenden Folgen dieser Wiederöffnung zu bekämpfen, hat Griechenland diesen Vorteil jetzt verspielt. Die Menschen fahren dicht gedrängt in den öffentlichen Verkehrsmitteln, nur geschützt von ihren Masken. Die Zahl der Toten lag am 25. November bei 1.902. Am 1. Juli, als die Tourismusbranche rücksichtlos geöffnet wurde, waren es noch 192. Das Gesundheitssystem, das durch die Spardiktate der Europäischen Union – umgesetzt von Sozialdemokraten, ND und Syriza – in den letzten zehn Jahre extrem geschwächt wurde, steht bereits kurz vor der Überlastungsgrenze. Derzeit sind 85 Prozent aller Intensivpflegebetten belegt. Bürgerschutzminister Michalis Chrysochoidis gab am Abend des 17. Novembers in einem Interview mit Skai TV zu, dass das Verbot nichts mit der öffentlichen Gesundheit zu tun hat: Die Stadt muss wie an einem normalen Tag funktionieren, und wir werden diese Situation beenden, bei der Proteste das gesellschaftliche Leben zerstören.“…“

„This night was for Alexis“ am 03. Dezember 2020 im Twitter-Kanal von Antikalypse externer Link ist ein Videobericht von den Protesten am Jahrestag der Ermordung im Jahr 2015 als ganz Athen im Zeichen dieser Aktionen stand

Dezember 2008 in Griechenland: Das Fass zum Überlaufen gebracht: Polizist erschießt Jugendlichen„Augenzeugenbericht von Nikos Romanos zur Ermordung von Alexandros Grigoropoulos am 6. Dezember 2008“ am 06. Dezember 2020 bei Enough is Enough externer Link ist die Übersetzung eines 2008 erschienen Berichts (bei libcom.org), in dem es unter anderem heißt: „… Nach eineinhalb Minuten hörten wir von 4 oder 5 Passanten, die vorbeikamen: „Die Bullen kommen, es ist etwas passiert…“. Also gingen Alexandros und ich aus Neugierde in die Mitte der Tzavella-Straße, um zu sehen, was passiert war. In einer Entfernung von 2 bis 3 Metern… Als wir auf die Mitte des Bürgersteigs gingen, sahen wir aus einer Entfernung von 15 bis 20 Metern zwei Polizisten. Sie befanden sich genau an der Kreuzung von Zoodochou Pigis und Tzavella. Einer war größer als der andere. Als nächstes hielten sie an der Kreuzung der beiden Straßen an… Vor uns war niemand anderes. Alexandros war vor mir und ich war hinter ihnen und rechts von ihnen. Als die Polizei bei Zoodochou Pigis und Tzavella anhielt, hatten sie ihre Hände, links oder rechts, ich weiß nicht mehr, an ihren Waffen, die sich in ihren Halftern befanden, die am Gürtel hingen. Jemand hinter mir warf eine leere Plastikflasche, die natürlich nicht bei der Polizei ankam. Ich habe vergessen, euch zu erzählen, dass, als ich die Polizei sah, sie anfingen, mich und Alexandros zu verfluchen, indem sie sagten: „Wir werden die Jungfrau Maria f…, komm her und ich werde dir zeigen, wer der harte Kerl ist“ und solche Sachen. Die Jungs hinter uns riefen der Polizei zu: „Geht zurück“ und „Fahrt zur Hölle…“ und so weiter… Als jemand die Plastikflasche warf, holte die Polizei, wenn ich mich nicht irre, beide, ihre Waffen aus den Halftern und zielte vor sie, d.h. in Richtung der Stelle, an der ich, Alexandros und die andere Person waren, und es waren drei aufeinanderfolgende Schüsse zu hören. Ich vergaß, euch zu sagen, dass ich sicher bin, dass einer der beiden Polizeibeamten seine Waffe mit beiden Händen hielt. Ich sah dann – und ich bin mir absolut sicher -, dass die Polizei weder in Richtung Himmel noch in Richtung Boden schoss. Sie zielten in unsere Richtung und schossen! Alexandros stürzte zu Boden, wenn ich mich nicht irre, beim ersten oder zweiten Schuss, jedenfalls vor dem dritten… Danach wusste ich nicht mehr, was los war. Die Leute schrien und einige Leute hoben Alexandros‘ Hemd hoch. Ich sah, dass er ein Loch in der Mitte der Brust und ein wenig in Richtung Herz hatte. Da kam Blut aus der Wunde… Ich möchte euch auch noch sagen, dass die Polizisten, die geschossen haben, gegangen sind, als sie gesehen haben, wie Alexandros zu Boden ging. Ich weiß nicht mehr, in welche Richtung… Dann kam der Krankenwagen und holte Alexandros, tot. Ich sage das, weil er keinen Puls hatte und es kam Blut aus seinem Mund…

Overall the neighbors and people in Exarcheia who came out to try and show respect for the murder of Alexis were incredibly brave, the state turned laying down flowers into a non symbolic actam 06. Dezember 2020 im Twitter-Kanal von Exiled Arizona externer Link ist Teil eines Threads über die Repression am Sonntag, die sich nicht nur gegen jede „Regung“ richtete, sondern auch gegen die Menschen, die im Viertel wohnen…

Heute wollte die Leiterin des Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Athen gemeinsam mit einem Anwalt am Tatort Blumen ablegen und wurde dabei festgenommenam 06. Dezember 2020 im Twitter-Kanal von Anne Roth externer Link ist eine Meldung, die sehr deutlich macht, dass selbst harmlose und ausgesprochen symbolische Aktionen vom Polizei-Regime in Athen verfolgt wurden…

Das Bittere an diesem Thread über martialische (und eigentlich untersagte) Symboliken auf den Helmen von heute in Exarcheia eingesetzten Cops ist, dass sich zeigt, dass ganze Einheiten sie tragen. Uniformen und Faschisten, a worldwide lovestoryam 06. Dezember 2020 im Twitter-Kanal von Antikalypse externer Link meldet zu Parallelen etwa zwischen Athen und Cottbus, dass auch hier Polizisten ihre Nazi-Gesinnung offen zur Schau tragen (und solche uniformierten Verbrecher kämpfen natürlich für ihr Recht auf Mord)…

Siehe für weitere Berichte #AlexisGrigoropoulos

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=182775
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