[Fernsehfilm] Ökozid – „der Film zum Autogipfel“

je suis autoEs ist das Jahr 2034: Die Folgen der Klimakatastrophe sind dramatisch. Dürre und Hochwasser vernichten die Lebensgrundlage von Millionen Menschen. Nach der dritten Sturmflut in Folge wurde der Sitz des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag geräumt. In einem provisorischen Interimsgebäude in Berlin wird die Klimakatastrophe zum Gegenstand eines juristischen Verfahrens. Zwei Anwältinnen vertreten 31 Länder des globalen Südens, die ohne Unterstützung der Weltgemeinschaft dem Untergang geweiht sind. Sie stellen die Frage nach Verantwortung, fordern Schadenersatz und ein Recht der Natur auf Unversehrtheit, um ihr eigenes Überleben zu sichern. Ranghohe Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Industrie werden als Zeugen geladen. Das Gericht muss entscheiden, ob die deutsche Politik für ihr Versagen beim Klimaschutz zur Verantwortung gezogen und damit ein Präzedenzfall geschaffen wird.“ Umfangreiche Infos zum Fernsehfilm von Andres Veiel externer Link (89:37 Min., Deutschland 2020) am 18.11.2020 im Ersten, Video verfügbar bis 18.2.2021 externer Link – siehe eine Besprechung:

  • Verdient Angela Merkel einen fairen Prozeß? So hervorragend wie parteiisch: Andres Veiels „Ökozid“ ist der Film zum Autogipfel
    Brisante Fragen: In „Ökozid“ kommen Klimawandel und die Politik der Bundesregierung vor ein Internationales Gericht. Moralisches Kammerspiel und Zukunftsfantasie in einem. Angela Merkel steht vor Gericht. Dass das eines Tages passieren könnte, dass man der gegenwärtigen Bundesregierung den Prozess machen könnte, und die Politik an den öffentlichen Pranger stellen, ist bisher vor allem eine Phantasie von Reichsbürgern, Verschwörungstheoretikern und ähnlichen fragwürdigen Gesellen. Der in Stuttgart geborene Filmemacher Andres Veiel („Black Box BRD“, „Wer wenn nicht wir“, „Beuys“) macht aus ihr nun Mainstream-Fernsehen. (…) Brisante Fragen: In „Ökozid“ kommen Klimawandel und die Politik der Bundesregierung vor ein Internationales Gericht. Moralisches Kammerspiel und Zukunftsfantasie in einem. Angela Merkel steht vor Gericht. Dass das eines Tages passieren könnte, dass man der gegenwärtigen Bundesregierung den Prozess machen könnte, und die Politik an den öffentlichen Pranger stellen, ist bisher vor allem eine Phantasie von Reichsbürgern, Verschwörungstheoretikern und ähnlichen fragwürdigen Gesellen. Der in Stuttgart geborene Filmemacher Andres Veiel („Black Box BRD“, „Wer wenn nicht wir“, „Beuys“) macht aus ihr nun Mainstream-Fernsehen. (…) Die Kläger-Länder sind Mozambique, Haiti, Bangladesch. Alles Ex-Kolonien mit dunkelhäutigen Menschen. Die Niederlande haben offenbar erstmal kein Interesse an einer Klage, obwohl Den Haag gerade unter Wasser steht, der Prozeß deshalb nach Berlin verlegt wird. Die Frontstellung ist im doppelten Sinn ohne Grautöne, sondern eine schwarzweiße, Nord gegen Süd. (…) Überzeugend und in den einzelnen Belegen und Indizien sehr engführend ist „Ökozid“ in seiner Analyse der gegenwärtigen (heutigen, im Jahr 2020 stattfindenden) Klimapolitik, die eigentlich das Gegenteil ist: Industriepolitik, die Klimaschäden billigend in Kauf nimmt. Veiel nennt hierfür belegbare Vorgänge und Akteure aus der Gegenwart: schmutzige Deals der Stuttgarter Firma Fichtner, von Siemens, von Hitachi, der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau, die Klimasündern Bürgschaften gibt, und damit die Umwelt-Politik der eigenen Regierung torpediert. Und Autofirmen wie BMW und Daimler für deren gewinnträchtige Drecksschleudern SUVs Merkels GroKo 2009 der EU eine eigene „Lex SUV“ aufgezwungen hat. Seitdem wird die Berechnung des CO2-Wertes eines Fahrzeugs an das Gewicht des Fahrzeugs gekoppelt. Je schwerer ein Auto ist, um so mehr CO2 darf es ausstoßen. Allein wegen dieser im Film allerdings etwas zu spät platzierten Passagen – und Tukurs Gegenreden – lohnt er sich bereits. Es ist der Film zum Autogipfel. Denn es wird sehr deutlich gezeigt, wie BMW und Daimler die Vorgaben der Regierung unterlaufen. (…) Die Stärke dieses Films ist diese politische Kritik, die auch persönlich wird, wo es nötig ist, die Namen nennt und keine Angst hat, sich Feinde zu machen. Das ist etwas, von dem nicht nur das deutsche Kino zu lernen hat…“ Besprechung von Rüdiger Suchsland vom 19. November 2020 bei telepolis externer Link
  • Siehe dazu auch unser Dossier: [Erklärung] “Die Autoindustrie vor und nach „Corona“: Konversion statt Rezepte von gestern!” und die Debatte
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=181759
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