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Auch auf die neuerlichen sozialen Proteste kennt das Regime in Ägypten nur eine Antwort: Repression gegen alles, was sich bewegt…
„… Seit dem 20. September war es in Dörfern, Kleinstädten und Außenbezirken Kairos und Alexandrias zu regierungskritischen Demonstrationen gekommen, die am 26. September ihren Höhepunkt erreichten. In einem Dorf südlich der Hauptstadt gingen Einsatzkräfte gegen die Protestierenden vor, ein Mann wurde dabei von Polizeikugeln tödlich getroffen, wie medizinische Quellen gegenüber AFP bestätigten. Auch in dem Ort Awamiya in der Nähe von Luxor waren seit Beginn der Proteste vor allem junge Menschen auf die Straßen gegangen. Die Polizei reagierte mit täglichen Razzien, bei denen am vergangenen Mittwoch ein 38jähriger Mann vor seinem Haus ebenfalls durch Polizeischüsse getötet wurde. Bei der am Abend stattfindenden Beerdigung gingen die Beamten dann mit Tränengas gegen die Trauernden vor und trieben die Menge auseinander. Seither gilt eine Ausgangssperre für die Menschen im Dorf, wie die unabhängige ägyptische Internetzeitung Mada Masr am Sonnabend berichtete. Wie groß die Protestwelle, die sich auf den Großraum Kairo als auch auf Provinzen im Nildelta und in Oberägypten erstreckte, tatsächlich war, ist bis heute unklar, fanden die Demonstrationen doch ausschließlich in ländlichen Gebieten und in den Großstädten abseits zentraler Plätze statt. Da auch zahlreiche alte Videoaufnahmen von Protesten im Internet verbreitet wurden, herrscht selbst bei lokalen Medien und Menschenrechtsgruppen keine Gewissheit über das Ausmaß. Nach Informationen zweier ägyptischer NGOs sind jedoch mindestens 735 Menschen aus 17 Provinzen in Zusammenhang mit den Protesten verhaftet und dem Staatsanwalt vorgeführt worden. Mada Masr spricht mit Verweis auf anonyme Quellen inzwischen von rund 2.000 Verhaftungen. Laut der Menschenrechtsgruppe Arabic Network for Human Rights Information (ANHRI) und Anwälten müssen sich die meisten Festgenommenen wegen »Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung«, »Veröffentlichung und Verbreitung von Falschnachrichten«, »Missbrauch sozialer Medien« oder Verstößen gegen Ägyptens drakonisches Protestgesetz, das Demonstrationen faktisch verbietet, verantworten...“ – aus dem Beitrag „Unterdrückte Protestwelle“ von Sofian Philip Naceur am 05. Oktober 2020 in der jungen welt über die Standard-Antwort eines Verbrecher-Regimes, das sich Dank Rückendeckung aus Brüssel, Berlin (und anderen Orten, in denen der moderne Kapitalismus bestimmt) ein Vorgehen erlauben kann, neben dem – in einem natürlich unzulässigen Vergleich – das Vorgehen des Regimes in Belarus „moderat“ wirkt… Siehe zu den erneuten Protesten und der alten Repression des Regimes in Ägypten drei weitere aktuelle Beiträge – und den Verweis auf unseren ersten Beitrag dazu, in dem die sozialen Ursachen dieser Proteste belegt wurden:
- „Manifestations anti gouvernementales : affrontements à Shara (20/09), Le Caire (20/09) et Louxor (20 et 30/09, 4/10)“ am 05. Oktober 2020 bei Anthropologie du Présent ist eine (französische und arabische) Zusammenstellung von Meldungen über soziale Proteste in verschiedenen Regionen Ägyptens in den letzten Tagen – und über die immer gleiche Reaktion des Militär-Regimes: Repression, Willkür, Polizeiterror…
- „Egypt: Rare protests met with unlawful force and mass arrests“ am 02. Oktober 2020 bei Amnesty International ist ein erster Überblick und Bericht über die neuerliche Repressionswelle des al-Sisi-Regimes, bei dem Protest gegen seine korrupte und antisoziale Politik „natürlich“ Terror ist – wie es heute nicht nur die Militärs in Kairo und ihre internationalen Geschäftspartner üblicherweise betreiben…
- „Land expropriation, not Mohamed Ali protest calls, behind demonstrations in Aswan village“ von Hadeer El-Mahdawy und Hossam Abdullatif am 05. Oktober 2020 bei Mada Masr ist ein Bericht aus einem Dorf, in dem es größere Proteste gab – der sehr konkret deutlich macht, dass es – wie wir schon in unserem ersten Bericht zu den neuen Protesten belegt hatten (siehe den Verweis am Ende des Beitrags) – soziale Ursachen waren, die zu diesen Protesten geführt haben, eben die Abriss-Kampagne des Regimes, die Menschen vertreibt um besser Geschäfte mit (internationalen) Baukonsortien machen zu können…
- Zu den Protesten gegen die Vertreibungspolitik der ägyptischen Militärdiktatur siehe zuerst: „Häuser bauen ist in Ägypten ist nur erlaubt, wenn vorher die Militärs bestochen worden sind: Landesweiter Protest gegen ihre antisoziale Abrisskampagne“ am 26. September 2020 im LabourNet Germany