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Amazon kümmert sich wirklich: Nicht gerade um die 19.000 an Corona erkrankten „Mitarbeiter“ in den USA – wohl aber um Spaltung der Beschäftigten und um eine Gewerkschaftsaktivistin. Die wurde entlassen – und das gab einen Streik
In Shakopee im Bundesstaat Minnesota handelte die Geschäftsleitung von Amazon aufgrund der Corona-Epidemie: Farhiyo Warsame wurde entlassen. Weil sie „zu viel Zeit“ abwesend von ihrem Arbeitsplatz gewesen sei. Was insofern stimmen mag, als es dauerte, bis sie mit ihren Beschwerden auch im Namen ihrer Kolleginnen und Kollegen „vorgelassen“ wurde, um dort mehr Sicherheit und entsprechende Ausrüstung zu fordern. In der Meldung „Workers at the Amazon warehouse in Shakopee, Minnesota, walked out last night after our co-worker Farhiyo Warsame was fired“ am 03. Oktober 2020 beim Awood Center (Facebook-Seite der selbstorganisierten Initiative der somalischen Beschäftigten – siehe auch den Hinweis auf unseren Streikbericht aus 2019 am Ende dieses Beitrags) wird auch daran erinnert, dass dies nicht der erste Fall ist, bei dem Amazon gegen aktive Kolleginnen oder Kollegen vorgeht, sondern in einer ganzen Reihe solch illegaler Übergriffe steht. Vor allem aber wird berichtet, dass ein bedeutender Teil der Belegschaft am Ort als Reaktion auf diesen neuerlichen Willkürakt in der Nachtschicht zum 03. Oktober in den Streik trat und ihre Wiedereinstellung forderte sowie beschlossen hat, Protestaktionen fortzusetzen, bis das erreicht wurde… Siehe dazu auch einen aktuellen Beitrag zu den Auswirkungen von Corona bei Amazon (ohne dass von Seiten der Geschäftsleitung irgendwie gehandelt wurde), einen Beitrag über Amazon Flex als Instrument zur Spaltung der Beschäftigten – und den Hinweis auf einen Streikbericht von derselben Niederlassung aus dem Vorjahr sowie unser Dossier speziell zu Corona bei Amazon:
- „Amazon: Fast 20.000 Mitarbeiter in den USA mit Corona infiziert“ am 02. Oktober 2020 beim RND meldet zu den Erkrankungszahlen – die die Geschäftsleitung niedrig findet (und also weder Bedarf zum Handeln sieht, noch gar Grund gegen diese Verhältnisse zu protestieren, versteht sich): „…Die Infektionsrate sei niedriger als die allgemeine in der US-Bevölkerung, schrieb Amazon. Das Unternehmen habe Daten ausgewertet, die zwischen dem 1. März und dem 19. September bei 1,37 Millionen Angestellten erfasst worden seien, die für Amazon oder das Tochterunternehmen Whole Foods “an der Front” tätig seien. Wenn die Infektionsrate unter diesen Angestellten so hoch wäre, wie sie es laut der Johns-Hopkins-Universität in der Gesamtbevölkerung sei, hätte es 33.952 Fälle gegeben, schrieb Amazon, 42 Prozent mehr als die tatsächliche Zahl. Amazon reagierte mit der Veröffentlichung auf Druck von Mitarbeitern und Beschäftigtenorganisationen…“
- „Warum vor Amazon-Lagerhäusern Handys im Baum hängen“ von Daniela Gschweng am 02. Oktober 2020 im Infosperber zu alltäglichen Geschäftspraktiken unter anderem: „…Wer sich Anfang September in den USA in die Nähe eines Amazon-Lagerhauses oder einer «Whole Foods»-Filiale begab, stiess auf zahlreiche Handys, die in den Bäumen hingen. Dabei handelte es sich weder um ein Kunstprojekt noch um seltsamen Baumschmuck, berichtete zuerst das US-Portal «Bloomberg». Sondern um eine raffinierte Strategie der Lieferfahrer, um Geld zu verdienen. Nebenbei zeichnen sie ein so kurioses wie trauriges Bild der Gig-Economy. Der Trick: Auf den Handys ist die App Amazon Flex installiert, die unter anderem Aufträge für Sofortlieferungen vergibt. Genaues ist nicht bekannt, Insider sagen laut «Bloomberg», dass Amazon Flex den Standort eines Fahrers auf etwa sechs Meter genau feststellen kann. Wer am nächsten dran ist, bekommt den Auftrag und muss ihn sofort annehmen. Dafür gibt es 15 Dollar und eventuell noch ein Trinkgeld. Andere Fahrer waren von dieser kreativen Herangehensweise wenig beeindruckt und beschwerten sich bei Amazon. Sie glauben ausserdem, dass «Betreuer» der aufgehängten Handys Gebühren von den Lieferanten verlangten, was gegen die Amazon-Regeln wäre. Amazon kündigte eine Untersuchung an, gab aber keine weiteren Kommentare ab. Die aufgehängten Handys sind zwar das sehenswerteste, aber nicht das erste Problem mit Amazon Flex. Fahrer, die auf einen Auftrag warteten, versperrten beispielsweise bereits die Kundenparkplätze von «Whole Foods», das zu Amazon gehört. «Das Warten auf dem Parkplatz oder die Nutzung des hauseigenen WLANs ist keine effektive Möglichkeit, um seine Chancen auf eine Sofortlieferung zu erhöhen», warnte Amazon daraufhin…“
- Siehe dazu auch unseren Bericht über den Streik im Vorjahr: „Der „somalische Streik“ im Amazon-Logistikzentrum bei Minneapolis“ am 11. März 2019 im LabourNet Germany
- Siehe zu Corona unser Dossier: „Haltet das Maul und arbeitet mehr“ – die rücksichtslose Politik von Amazon ruft immer mehr Widerstand hervor: Weltweit